01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.11.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-11-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041117019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904111701
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- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-11
- Tag1904-11-17
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BezugS-PreiS in der Hauptexpedition oder deren Ausgabe stellen abg »holt: vierteljährlich ^l 3.—, bet zweimaliger täglicher Zustellung in» Hau» ^l 3.7V. Durch die Post bezogen sür Deutsch, land u. Oesterreich vierteljährlich 4.50, für die übrigen Länder laut ZeitungspreiSliste. Diese Nummer kästet auf allen Bahnhöfen und 111 I bet den ZettungS-Verkäufern i * Redaktion und Expedition: 153 Fernsprecher 222 JohanntSgass» 8. Haupt-Filiale Dresden: Marienstraße 84 (Fernsprecher Amt l Nr. 1718). Haupt-Filiale Berlin: CarlDuncker, Herza l.Bayr.Hofbuchbandlg, Lützowltraße 10 (Fernsprecher Amt VI Nr. 4603). Morgen-Ausgabe. MMer TllgMalt Anzeiger. Amtsblatt -es Höniglichen Land- und -es königlichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Rates un- -es Volizeiamles -er Lta-t Leipzig. Anzeigen-PreiS die 6gespaltene Petitzeile 28 Reklamen unter dem SiedaktionSstrich (4 gespalten) 7b -H, nach den Familieanach- riLlen (6gespalten) 50 -H. — Tabellarischer und Ziffernjay werden entsprechend höher be rechnet. — Gebühren für Nachwrlsungen und Osfertenannahme Lb Annahmeschlutz für An;etgen: Abend-Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittags 4 Uhr. Anzeigen sind stet» an di« Expedition zo richten. Extra-Beilagen (nur mit der Morgen- AuSgabt) nach besonderer Vereinbarung. Die ErpeAttio« ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von srüh 8 bi» abend» 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Pol- in Leipzig (Inh. 0r. B.,R. L W. Klinkhardt). Nr. 585. Donnerstag den 17. November 1904. 98. Jahrgang. Var ülicdtigrte vom läge. * Admiral Lord Beresford ist von 1905 ab zuni Chef des englischen Mittelmeergeschwa- ders ernannt worden. * Es verlautet, daß die meisten europäischen Mächte sich bereit erklärt haben, einer zweiten Haager Konferenz beizuwohnen. Als erste hat jetzt die Regierung von Oesterreich. Ungarn offiziell ihre Zustimmung zu den Vorschlägen Roose- velts gegeben. (S. Letzte Dep.) * Der in Tschifu vor Anker gegangene russische Torpedobootszerstörer „Raistcropntz" wurde vom Taotai ab gerüstet, worauf die Russen das Schiff in die Luft sprengten. (S. Letzte Dep.) Vie ffanal-ffomöäie. Die preußische Regierung geht demnächst den herr lichen Tagen entgegen, die uns schon vor Jahren ange- kündigt wurden, sich aber bisher weder für die Regieren den, noch für die Regierten einstellen wollten. In der letzten Zeit sind die Träume der preußischen Staats männer von dem Alb der Kanalvorlage belastet worden. Gewiß fuhr, ums Morgenrot, der Kanzler oft genug aus schweren Träumen, in denen er den Massenschrin der disziplinierten Landräte auf der stillen Wilhelm- straße vernommen hatte. Die Kanalangelegenheit war — man muß es leider sagen — zu einem öffentlichen Skandal, die leitenden Männer waren zum politischen Kinderspott geworden. Die Kanalvorlage hatte so viel Perioden durchgemacht, daß eine sorgfältige historische Darstellung Bände füllen würde. Zu guterletzt war man, um mit Lamprecht zu sprechen, in der Periode der „Reizsamkeit" angelangt, und der jedem Artikel, der m der „Waschküche der öffentlichen Meinung" vom Frei- Herrn von Zedlitz oder einem ähnlichen Wettermacher ver- krochen wurde, zuckten die Beteiligten nervös zusammen, denn noch immer konnte ja das vielaktige Drama einen tragischen Ausgang nehmen. Freilich ragten einer eher nen Säule gleich unter den vielen mündlichen und schriftlichen Aeußerungen die herrlichen Worte des Ministers Thielen stolz hervor: „Gebaut wird er dochl" Aber die Zahl der Skeptiker, die an dieser Prophezeiung die bestimmte Terminierung vermißten, und behaupteten, Chidher, der ewige Junge, werde nach übermal fünf hundert Jahren ganz sicher nicht am Kanal vorüber fahren, wuchs mit jedem Tage. Doch sichel Plötzlich er stand der Retter aus der Not. Die Wolken, die noch eben den Horizont umdräut hatten, pustete der Abgeordnete am Zehnhoff so leicht auseinander, als wären es Feder flocken, und ein italienischer Himmel blaut heute wieder über der parlamentarischen Landschaft. Das hat mit seinem Schleppmonopol, das böse Menschen schon ein Verschleppmonopol nannten, dieser Abgeordnete getan, den noch in späten Jahren offiziöse Annalen preisen werden, so wie die Stadt Wien heute den Befreier vom Türkenjoch Johann Sobiesky preist. Die Taten der preußischen Regierung durch das Zen- trum, so wird die Aufschrift über jenem Kapitel pceußi- scher Denkwürdigkeiten lauten, dessen dramatisches Inter esse .dessen vielverschlungene Gänge, dessen überraschende Peripetien den Leser im Jahre 2000 noch stärker er- regen werden, als die Lektüre des „Toten Löwen" die erschütterten Zeitgenossen. Nicht mehr ist es fürder rötlich, den Kanal verächtlich als den Torso zu bezeichnen, denn schon hat die schnell- lebigeMitwelt fast vergessen, daß jaausdemMarmorblock, mit welchem der so selten pathetische Graf Posadowsky die Vorlage verglichen hatte, nur ein Stücklein zur Plastik erstanden ist. Nicht mehr darf man den Kanal einen „Wechselbalg" nennen, denn die achtzehn Väter der Kommission würden den Frevler zerschmettern, der daran zu zlveifeln wagte, daß der in der parlamentarischen Retorte gezeugte Homunculus stolz und lebenskräftig heranwachsen werde. Die Abstimmung der Kommission ebnet der Regierung die Wege und eine neue Gloriole breitet sich um das Haupt des Grafen Bülow. Er hat wieder mit bewährter diplomatischer Kunst einen „Er folg" errungen. Zwar hat der Abgeordnete Arent vor Kurzem mit einem Hohn, der ihn neben die ersten Pam- phletisten aller Zeit stellt, nachgewiesen, daß der Kanal völlig unschädlich geworden sei, daß alle Nachteile und ebenso alle Vorteile beseitigt seien und daß der Kanal von heute gar nicht der Kanal von ehedem sei, aber das schadet nichts. Wie der Mensch nach neueren Forschungen auch nur ein Empfindung-komplex ist, und doch an seinem Schein-Jch starr festhält, so ist auch der Kanal, mag sich die Vorlage auch noch so sehr verändert haben, dem großen Publikum eben „der Kanal" geblieben. „Ge- baut wird er doch" und die Negierung hat scheinbar über die agitatorisch-konservative Fronde einen Sieg er rungen. Wer freilich genauer Hinsicht, der entdeckt, daß hier der juristische Satz „8i 6uo kaciunt ickeiv, uou «st iäeln" zu vollem Rechte kommt. Wenn heute der Landtag den Kanal annimmt, so tut er nicht dasselbe,nns derLand- tag einer früheren Periode mit der Annahme getan hätte. Der Erfolg der Regierung ist also eine Atrappe, ihr Sieg ein Pyrrhussieg und de nächste sichtbare Folge die, daß sich zwischen der preußischen Regierung und den Kon- servativen nun jenes so lange vermißte vertrauensvolle Verhältnis anbahnen wird, das den liberalen Parteien das wachsamste Mißtrauen zur Pflicht macht. Die libe-, ralen Anwandlungen des feinkultivierten Grafen Bülow sind ephemer. Bleibend ist die massive Wucht der zur Phalanx geschlossenen konservativen Kaste und wir wer den in Len nächsten Monaten ganz sicher in der parla mentarischen Politik die tiefen Spuren ihrer Einwirkung wahrnehmen. Dies ist eigentlich die wichtigste Folge der Kommissionsabstimmung. Selbstverständlich ist damit der Vorhang über der Kanalkomödie noch nicht gefallen. Wir werden noch sehr viele politische, wirtschaftliche, und statistische Artikel des Herrn von Zedlitz lesen müssen, ehe der erste Spatenstich getan wird. Das eine aber ist sicher, daß die konservative Fraktion das Recht hat, sich mit dem Kanzler zu einem traulichem Male zu vereinigen und mit ihm auf Gleichheit und Brüderlichkeit anzustoßen. Auf die Freiheit werden die Herren keinen Wert legen. vek Ruktanck in ZiUmrtaMa. Anin Aufruhr der Vethanier. Das Gebiet der Betkanier, deren Kapitän Paul FrederikS, wie eine Meldung von Mitte Oltober besagte, bemüht war, seine Leute vom Ausstand zurückzuhalten, erstreckt sich nörd lich gegen Grootsonlein bis in das Gebiet der nördlichsten Quellarme deS Konkip, an dem Bethanien liegt. Etwa 85 Kilometer nordwestlich von letzterem Orte und etwa 108 Kilometer nordöstlich von Kubub liegt der in dem Tele gramm genannte Farmplatz Kunjas in ausgezeichnetem Weidefelb mit gutem Trinkwasser. Die Siedelung wird laut „Nordd. Allg. Ztg." auch nach dem Besitzer der Farm MasonS-Farin genannt. Die von Morenga geplünderte Farm Heinabis liegt in Luftlinie von Keetmanshoop nur 35 Kilometer entfernt im Tal des LöwenflusseS, doch erbebt sich zwischen beiden Orten ein, wie es scheint, stark durchschnittener Höhenzug, der in den BranaSbergen bedeutendere Höhen erreicht. Vke Entstehung des Aufstandes. Ueber die Entstehung des Ausstandes in unserm südwest- afrikanischen Schutzgebiet hat der Kaufmann Hermann Finster aus Windhuk sich Vieser Tage in der Deutschen Kolonialgesellschaft zu Berlin wie folgt ausgesprochen: Die begleitenden Umstünde, unter denen Leutnant Jobst in Warmbad seinen Tod gesunden hatte, riefen bei Landeskennern schon damals die ernste Besorgnis wach, daß der Bondelzwart- ausstand nicht bloß lokaler Natur sei. Die Truppennachschübe aus dem Damaralande nach dem Namalande fast bis zur völligen Ent blößung des Damaralande» — nur dir mittlerweile eingezogenen Mannschaften der Reserve und Landwehr hielten die Ltationen notdürftig besetzt — nährten bei den landeskundigen Ansiedlern die Befürchtung, daß die aufständische Bewegung auch auf das Damaraland übergreifen werbe. AlS dann gar die Kunde kam, daß der Ansiedler Bulick bet Gobabi» zwei Herero, di« bei ihin Bieh zu stehlen versucht hatten, erschossen hatte, hielten es landeskundige Leute in Ansehung der Umstände, unter denen sich dieser Vorgang abgespielt hatte, für gewiß, daß auch eine Er hebung der Herero drohe. Im Gegensatz zu dieser festen Ueberzeugung der privaten Bevölkerung war die Regierung selbst noch wenige Tage vor dem Ausbruch de» allgemeinen Aus standes der Herero davon überzeugt, daß im Damaralande die Ruhe erhalten bleiben werd«! Denn noch am 7. Januar erging eine Bekanntmachung de» BezirkSamtmann» von Windhuk, worin versichert wurde, daß da» Zentrum und auch der Osten de» Schutz- gebiete» ruhig seien, und davor gewarnt wurde, alarmierende Nach richten weiter zu verbreiten, da diese unbegründet seien. Noch am 11. Januar reiste der BezirkSamtmann von Windhuk nach Oka- handja, um den dorther verbreiteten Gerüchten über AufstandS- grlüsten unter den Herero aachzugehen und, wie er hoffte, durch sein persönliche» Eingreifen jegliche Bewegung im Keime zu ersticken. Und schon an demselben Tage, dem 11. Januar, fiel al» erstes Opfer ein vierzehnjähriger Knabe, den die Herero gräßlich verstümmelten. Am 13. Januar wurde Okahandja von großen Massen Aufständischen beschossen und am 13. Januar erfolgte im ganzen Lande der allgemeine, planmäßig ausgrführte Urbrrfall auf die Farmer, und die Ermordung aller Weißen, deren die Auf ständischen habhaft wurden. Deutsches Keich. * Leipzig, 16. November. * Die Metzer LanbeStxrrattaffärr. Der wegen Ver dachts de» Landesverrat» zu Metz seit Anfang Juni in Untersuchungshaft befindliche Friseur und Photograph Hensr ist hierher nach Leipzig transportiert worden, um sich vor dem Reichsgericht zu verantworten. Hense ist eia geborener Luxemburger, aber in Elsaß - Lothringen na turalisiert. Er betrieb, wie erinnerlich, in Metz rin Fri- sruraeschaft und handelt« nebenbei mit Ansichtspostkarten. Er soll nun verschiedene Teile der Festungswerke photo- graphiert und die Aufnahmen an di« französische Militär- Verwaltung verkauft haben. Hense wohnte die letzte Zeit in Nancy und wurde verhaftet, al» er in Metz seine Geliebt« besuchte. Die Polizei hatte schon längere Zeit auf ihn ge- fahndet. * Berlin, 16. November. * „Erst sollen sie den Kanal schlucken, ehe sie die neuen Zölle kriegen." Die Erinnerung an diese angeblich vor einigen Jahren gefallene Aenßerung wird wachgerufen durch einen Artikel der „Staatsbürgerztg." Wenn dieses Anti- seniitenorgan über die Gefühle der Konservativen recht unter richtet ist, befinden sich die konservativen Kanalgegner gegen wärtig in ähnlicher Stimmung, wie vor zehn Jahren, als aus agrarischem Munde das Wort geprägt wurde: „Ohne Kanitz, keine Kähne." Die „Staatsbürgerztg." schreibt näm lich wörtlich: „Die Konservativen werden die Kanalvorlage erst dann an nehmen, wenn die neuen Handelsverträge einen ausreichenden Schutz der nationalen Arbeit, insbesondere der Landwirtschaft bringen. Vor der Verabschiedung solcher Handelsverträge wird die Regierung ihren Kanal nicht erhalten; sollte sie die Handelsverträge verschieben und vorher noch auf die Entscheidung in Sachen Kanalvorlage dringen wollen, so wird sie sich eine neue Niederlage holen. Diesen Bescheid dürfte Herr von Loebell inzwischen wohl auf dem Umwege über das Herrenhaus bereits erhalten haben." Schon im Mai wurde von konservativer Seite die Ab sicht kundgegeben, die Entscheidung über den Kanal möglichst hinauszusckieben. In den ersten Tagen des wunderschönen Monats Mai schrieb ein konservativer Abgeordneter: „Die jetzt so frisch grünen Blätter werden bereits welken und ab fallen, bis die Kanalkommiision ihre Arbeiten beendet. Die Entscheidung aber wird auch dann noch nicht fallen." Wenn der Schnee liegt im nächsten Winter, werde die Vorlage zwischen dem Abgeordnetenhaus und dem Herrenbaus ein- oder mehrmals hin- und herwandern, so daß wieder der Frühling ins Land kommen werde, ehe die letzte Entscheidung zu erwarten sei * Zur NcichStagScrsatzwahl tu Jerichow l und H. Ohne Widerspruch zu finden geht durch die Presse das Ge rücht, daß OrtSvorsteher die Amtsdiener in ihrer amtlichen Tätigkeit dazu verwenden, Gelder für den konservativen Wahlfonds einsammeln zu lassen. Auch sonst liegen noch Tatsachen von landrätlicher Seite vor, die jederzeit mit Be weisen belegt werben können und die dartun, daß trotz der Erfahrungen der früheren Jahre wieder von amtlicher Seite Einfluß aus die Wahl in koistcrvattveiu Sinne auSgeübt wird. Wie stimmen damit die Versprechungen überein, die der Minister des Innern Freiherr von Hammerstein im vorigen Jahre für die Wahlen machte, in denen er jegliche Einwirkung der Beamten verboten und die völlige Freiheit der Wahl garantiert hat. Das jetzige Verfahren der Landräte kennzeichnet sich als da« gerade Gegenteil. Wir fordern jetzt auf das entschiedenste gleiche Sonne und gleichen Wind für die kämpfenden Parteien, wenn anders der Wahlkreis vor der Ungültigkeitserklärung und Wieder- bolung der Wahl bewahrt bleiben soll. Wie stellt sich der Herr Reichskanzler und Ministerpräsident zu dem bünv- lerischen Treiben der Beamten? * Zum Kolonial-Etat. Wie die „T. R." erfährt, ist es unrichtig, daß der neue Kolonial-Etat mit 9l Millionen Mark balanzieren werde. Die Summe steht vielmehr noch nicht fest; die angegebene Zahl beruht lediglich auf einstweiliger Schätzung. Natürlich ist die Differenz zwischen dem vorjährigen Etat und dieser durch Schätzung erhaltenen Summe — eS handelt sich um rund 55 Millionen — nur dadurch bedingt, daß, entgegen der in der Non; enthaltenen Behauptung, die außerordentlichen Ausgaben fürDeunch-Südwestafrika im Etats jahr 1904 in ihr enthalten sind. Die Angabe, daß sie nicht einbegriffen seien, beruht auf einer Verwechslung ^damit, daß neben dem auf 9l Millionen geschätzten Etat pro 1905 er hebliche NachtragSforderungen für !904 zu erwarten sind. Abgesehen von den durch den Ausstand bedingten Aus gaben für Deutsch-Südwestasrika haben sich die für unsere Kolonien erforderlichen Reichszuschüsse, wie seil 1901 ständig, abermals vermindert. * Zu den deutsch-österreichischen HandelsvertragSverhand« luugcn wird der „Germania" aus Wien gemeldet, daß die Verhandlungen trotz der deutscherseits bewahrten Geduld durch die beständigen neuen Forderungen Oesterreich-UngarnS sehr erschwert würden. Infolgedessen herrsche auf deutscher Seite eine gewisse Mißstimmung. * Rkisrdispositionen de» Kaisers. Die Jagdbesuche deS Kaisers in Oberschlesien werden, wie nunmehr fest- stebt, in folgender Reihenfolge stattsinden. Der Monarch trifft am 22. d. M., abends 6 Ubr als Jagdffast des Grafen Tschirschky-Renard mittels Sonderzuges in Groß-Strehlitz ein und wird hieran anschließend dem Grasen Tiele-Winckler auf Schloß Moschen, dem Fürsten Guido Henckel von Donners marck auf Neudeck, und dem Fürsten Christian Krafft zu Hohenlohe auf Slawentzin Jagdbesuche abstatten. * Zur angeblichen «atserzusammenkunft. Die Meldungen von einem demnächstigen Zusammentreffen deS Kaisers mit dem Zaren, die in Berliner, Wiener und Pariser Zeitungen in der verschiedensten Form aufgetaucht sind, dürften nach der „Post" auf eine und dieselbe ununterrichtete Quelle »u- rückzuführen sein. Jedenfalls ist von Berliner Kreisen eine Anregung zu einer derartigen Zusammenkunft nicht ergangen und ebenso ist e» unwahrscheinlich, daß russischerfeitS eine derartige Absicht besteht oder bestanden hat, da in diesem Falle die Meldung wohl bereits eine Bestätigung erfahren hätte. — Die vereinigten Ausschüsse de» Bundesrats für Rechnungs wesen und für Handel und Verkehr hielten am DtenStag eine Sitzung. — Der Deutsche HandelStag hält am 18. und 13. Dezember eine Aurichußsttzung ab, in der BerkehrSfragen, da» verein-zoll- gesrtz und di« Maß- und Bewicht-ordnung zur Beratung stehen. * Malchin, 15. November. Der Landtag beider Mecklenburg »st beute mittag in der Johanniskirche feierlich eröffnet worden. * Gern, 15. November. Der Staatsvertrag, der zwischen Reuß j. L. und dem Großherzogtum Sachsen bezüglich de» gemeinschaftlichen Landgericht« in Gera besteht, ist gekündigt worden. ES schweben augenblicklich Verhand lungen über die Erneuerung deS Vertrags. Reuß verlangt von We»mar für da» Landgericht größere Zuschüsse. * Stuttgart, 10. November. Das Königspaar reiste heute zum Jagdaufenkhalt nach Bebenhaujen. An den dortigen Hofjagden nimmt auch der Großherzog von Mecklen- burg-Strelitz teil. * Stuttgart, 16. November. (E. M.) König Wil helm wird zur Stärkung seiner durch Neuralgien ange griffenen Gesundheit diesen Winter mehrwöchigen Aufenthalt an der Riviera nehmen. Iluslanü. Frankreich. * Zum Wechsel im KriegSmiutstertu«. Die Demission Andres sowie die Ernennung des Deputierten Berteaux zum Kriegsminister sind nunmehr auch amtlich bekannt gegeben worden. Der neue Kriegsminister Berteaux ist am 3. Juni 1852 geboren, ist jetzt also 52 Jahre alt. Er ist in seinem bürgerlichen Berufe Agent de Change, also Börsenmakler; er ist auch Bürgermeister von Chatou (Seine-et-Oise) und gehört der Kammer seit 1893 an. Die Raschheit, mit welcher der Wechsel sich vollzogen hat, zeigt jedenfalls, daß die Not wendigkeit, den General Andr4 zu ersetzen, in den Regierungs kreisen keine Verlegenheit erzeugt hat. (Großbritannien. * Ter Rorbsec-Zwischcnfall. DaS Board of Trabe hat ain Dienstag, wie schon kurz gemeldet, die Untersuchung über die Nordsee-Affäre in Hüll begonnen. AlS Ver treter der russischen Regierung war Dr. Herbert Woodhouse zugegen. Zunächst wurden die Leiter der beiden Fischerflotillen vernommen; beide erklärten entschieden, daß keine KriegS- munition oder Japaner in den Räumlichkeiten der Fischerei fahrzeuge verborgen gewesen seien, die überhaupt zu klein wären, um dann irgend etwas zu verstecken. Mehrere Fischer, die hierauf verhört wurden, stellten ebenfalls die Anwesenheit von Japanern bei den Fischerbooten in Abrede. Der britische Seeoffizier Frederic wies nach, daß die Ruffen vollständig außerhalb ihres Kurse» gewesen seien. Dr. Wood house fragte den Zeugen, ob dies nicht, wenn die Russen Grund gehabt Kälten, Gefahr zu befürchten, erklärlich sei. Der Zeuge erwiderte, das hänge von dem betreffenden Ad miral ab. Nord-Amerika. * Der SchicdSvcrtrag mit Frankreich. Der am 1. No vember in Washington durch den Staatssekretär Hay und den französischen Botschafter Jufferand unterzeichnete Schieds gerichtsvertrag zwischen den Vereinigten Staaten und Frank reich ist das erste Abkommen dieser Art, das von der nord amerikanischen Republik mit einem europäischen Staat ge troffen ist. Dieser ersten Vereinbarung, die nach dem Muster der am 14. Oktober 1903 abgeschlossenen englisch-französischen Konvention gestaltet ist und die beiden größten republi kanischen Staatswesen der alten und der neuen Welt auf vertragsmäßigem Boden einander näher führt, werden demnächst weitere Schiedsgerichtsverträge mit Deutschland, Großbritannien und Italien folgen. Dem Verlauf der teils bereits eingeleiteten, teils noch bevorstehenden Verhandlungen zwischen den beteiligten Regierungen wird man mit voller Zuversicht entgegenseben dürfen, da kein Grund vorliegt, an bet' Bereitwilligkeit eines der genannten Staaten zu der Ver pflichtung einer schiedsgerichtlichen Entscheidung für solche Fälle anzuzweifeln, die, wir e» in den bisher zwischen europäischen Staaten abgeschlossenen Verträgen heißt, Streit fragen betreffen, die weder die Lebensintereffen noch die Un abhängigkeit oder Ehre der vertragschließenden Staaten be rühren oder einen Konflikt mit den Interessen dritter Staaten herbeiführen können. So sehr danach der Wert der bestehenden oder In Vorbereitung befindlichen Schiedsverträge beschränkt sein mag, die Möglichkeit ihre» Abschlusses bezeugt doch, daß im großen und ganzen das politische Verhältnis der Bertragsstaaten eine Besserung erfahren hat. Es »nag daran erinnert werden, daß schon einmal zwischen den Bereinigten Staaten einerseits und England brzw. Frankreich andererseits Brrhandlungra über den Ab schluß eine» Schirdsvertrage» geschwebt haben, aber ohne Erfolg geblieben sind. Ein solcher englisch-amerikanischer Vertrag würbe am 18. Januar 1897 durch den damaligen amerikanischen Staatssekretär de» Auswärtigen Olney und den englischen Botschafter Pauncesote unterzeichnet. Der Vertrag fand auch die Zustimmung des Repräsentantenhauses, wurde aber, ob- wohl Präsident Cleveland in einer Botschaft au den Senat die Bedeutung der Konvention eingehend begründete, von diesem am 5. Mat 1897 mit 42 gegen 26 Stimmen abgelrhnt. Die vor geschriebene Zwridrittel-Mehrheit wurde also nicht erreicht. Der damals noch nicht entschiedene Ala-ka-Grenzstrrit batte in den ton angebenden politischen Kreisen Nordamerikas so tiefgehende Ver stimmung hervorgerufen, daß daran der Entwurf scheiterte. Nunmehr ist diesrr Streit und zwar in einer für die Union günstigen Weise erledigt, da» stärkste Hinderest» für eine wettere Annäherung England» und der Bereinigten Staaten also beseitigt. Ebenso gehört der Gedanke eine» franzöflsch- amerikanifchen Schiedsvertragr» nicht erst der Gegenwart an. Be reit» vor mehr al» 16 Jahren, am 25. Juli 1888, richtete eine den französischen Fri«den»gesellschasten nahestehend« Delegation unter Führung von FrsdSric Paffy an Eoblet, dr» damalige» Mi nister de» Aeußern, da» Ersuchen, di« Berhaadlangen betreffend den Abschluß eine« französisch - amerikanische» Schiedsgerichts- Vertrages anzubahnen. Goblet erklärt» sich ger» bereit, einer solche« Anregung, wenn sie von Amerika auSgivgr, Folge zu gebe«, lehnt» e» aber ab, die Initiativ» in dieser Angelegenheit z» ergreife». Auch in diesem Falle hat die Zeit da» Ihrige getan »ad de» fran zösischen Interessenten di« Erfüllung ihrer wüasche gebracht. * Va« tzrn Ptzilttztzinen. Eine amerikanische Patrouille von 21 Mann mit Artillerie wurde «ach der „Frkst. Ztg." aus einem Streifzug« nahe bei der Stadt Tast in der Provinz Samar von 300 Bololeuten vom PulajaaeK» stamme, die sich im Gra« versteckt batten, überrascht nid aufgerieben. 10 amerikanische Soldaten getötet und fünf Geschütze von den «Pulajaue» weggeuommen.
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