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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.11.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-11-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041110015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904111001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904111001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-11
- Tag1904-11-10
- Monat1904-11
- Jahr1904
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SOL. »»ItMtGI». -.Uk. 0 8. 8L )8. r«i>I SV- -0. S70V. ti> ?for,i>I. ssov. 2S0L. iVv°- - s. 178.— s 0 e. 102.40 g 0 8. 18740 V. 0°. 10040«. 1/1904. l/1904 >r ui«. VKIiisijä«. >, Iimn. Vs»,^z. Ntur, Isnc». >0 8. 84.45°. 08.! 216.15 8. onxv Be-ugS-PreiS tu der Lauptexpeditto« oder deren Lutgabe» stellen ab geholt: virrtrliShrltch S.—. bei zweimaliger lLaltcher Zunelluna tn« Hau« 8.75. Durch di« Post bezogen für Deullch- land n. Oesterreich vierteljährlich «.SO, für die übrigen Länder laut geUunq-prettlist«. Diese Nummer k«ftet auf allen Lahnhofen und III I bei den ZeitungS-Berkäufern I* Redaktion und Expedition: 153 Fernsprecher L22 Johanni«gasie 8. FUtalrrpedttione«: A l f r e d H a h n, Buchhandla., UniversitSt«str. S (Frrnspr. Nr. 404«), L. Losch«, Katharinen- ,'iraße 14 (Fernsprecher Nr. LV35) u. Kvntg». platz 7 (Fernsprecher Nr. 7SOK). Haupt-Filiale Dresden. Marirnstraße 34 (Fernsprecher Amt INr. 1713), Haupt-Filiale Berlin: TarlDuncker, Herzal.Bahr.tzofbuLdandla^ Lützowstratze 10(FernfprecherAmtVI Nr.460SX Morgen-Ausgabe. UchMer TagMM Anzeiger. Rmtsvkatt des Königlichen Land- und des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Rates und des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 25 Rrkla men unter dem Rrdavion«strtch (4gespalten) 7b nach den Familieunach» richten (S gespalten) SO Dabellarifcher und Ziffernsatz werden ent sprechend höher berechnet. Gebühren für Nachweisungen und Offerten annahme 25 Anuahtueschlutz für An-et,eu. Abrnd-Au-gab«: vormittag« 10 Uhr. Morg»u-Au»gab«: nachmittag« 4 Uhr. Anzeigen sind stet« an dir Expedition zu richten. Ertra-Veilage« (nur mit der Morgen- Ausgabe) nach besonderer Brrrinbarung. Die Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi« abends 7 Uhr. Truck und Verlag vou E. Pol- in Leipzig (Inh. Or. V.,R. L W. Slinkbardt). Nr. 573. Donnerstag den 10. November 1904. 98. Jahrgang. aber beglückt uns zur Stunde die Gewißheit, Latz wir des Imperialisten Roosevelt Wiedernxrhl durch die Bereit willigkeit zu einem Schiedsgerichtsvertrag begünstigt haben, ein „Erfolg", der die „N. A. Z." zu den munter- sten Ausblicken ins goldene Zeitalter anregt. Tie schieds gerichtliche Farce, die England und Rußland uns soeben vorgespielt haben, dürfte aber doch geeignet sein, weite Kreise über den realpolitischcn Wert dieser Verträge zu belehren. Andere Resultate hat die auslvärtigc Politik Deutschlands seit Jahren nicht mehr aufzuweisen, und so scheint es berechtigt, die öffentliche Aufmerksamkeit gerade auf dies Gebiet hinzulenken. Die weitgehende Nachsicht, die Englands Staatsmänner Rußland gegenüber an den Tag gelegt haben, sollte uns zu denken geben. Bal- four und Genossen haben sehr geschickt operiert. Durch das Waffengeklirr sollte erstens der wild gewordene John Bull befriedigt, zweitens sollt« die russische Regierung ein geschüchtert werden. Dies aber nur zu -em Zweck, un mittelbar darauf sich versöhnlich zu zeigen, um den Wert dieser Versöhnlichkeit in Petersburg zur vollen Schätzung zu bringen. Tie englischen Staatsmänner haben die eigenen tobenden Volksgenossen um höherer Zwecke willen zum Narren gehalten und gemeinsam mit Len Russen eine Komödie gespielt, al» sie die Flotte entschlüpfen * Wohl im Auftrag DelcafssS meldet die „Agence HavaS", daß die m Bigo auSgeschifften russischen Offiziere so wohl al« Zeugen wie al« Verantwortliche behandelt werden sollen. Die Kommission tagt in 14 Tagen in Paris, im gleichen Saal des Ministeriums des Aeußeren, wo nach dem spanisch-amerikanischen Kriege die Friedens konferenz tagte. (S. ruff.-jap. Krieg.) * Die Parteiorganisation der amerikanischen Demo kratie gilt als völlig gescheitert. Bryan und die Populisten werden eine neue radikale Partei bilden. (S. den des. Artikel.) Var Aichiigrir vsm läge. * ES wird abermals eine Zusammenkunft des deutschen Kaisers und des Zaren in Skiernewice angekündigt. (S. Dtsch. Reich.) * Der Kaiser hat sämtlichen Offizieren und etwa 80 Mann de- Marine-Expeditionskorps in Süd westafrika Orden verliehen. (S. Dtsch. Reich.) * Der Rücktritt de- Obersten Leutwein von seinem Gouverneurposten in Südwestafrika gilt nunmehr als nahe bevorstehend. (S. Dtsch. Reich.) * Nach einer wenig glaubhaften Meldung au- Kapstadt Mann der deutschen Schutztruppe von Hottentotten f res, nichts Exakteres über Theorie und Praxis der aus worden. (S. Aufstand in Südwestafrika.) Amt leidet, wie uns scheint, an mißverstandenem Hegelia- nismus; seine einzige Weisheit ist, das Bestehende ver nünftig zu finden. Die Frage, ob es nicht wenigstens ergänzungsbedürftig sei, taucht gar nicht mehr auf. Im Grunde ist es das System Taaffe, auf die auswärtige Po litik Deutschlands übertragen. „Es wird fort- gewurstelt". O. Zvrtem Laaks«. Worin besteht die Aufgabe eines leitenden Staats- manneS? Man ist versucht, auf die fürwitzige Frage zu antworten: Nun, im „Leiten", wie das Beiwort es be sagt. Indessen ein Blick auf die Praxis genügt, um die Antwort zu verwerfen, und dann stehen wir wieder vor einem Fragezeichen. Den Eindruck hat wohl niemand, daß ein einheitlicher Wille die Reichsregierung oder die Regierung des größten deutschen Bundesstaates beseele; niemand ist wohl imstande, Ziele zu bezeichnen, zu denen wir „geleitet" würben, den Weg anzugeben, auf dem wir in der nächsten Zukunft weiterschreiten werden. Die Straße kann geradeaus, sie kann aber auch nach rechts,! liegt hauptsächlich bei -en Konservativen, die es für ge- und wenn nicht nach rechts, so doch vielleicht nach links boten erachten, sich als Stützen des Thrones zu gerieren führen: wir gehen vermutlich vorwärts, vielleicht bleiben und jede Erörterung „loyal" von der Hand zu weisen; die wir aber auch stehen, und ganz ausgeschlossen ist es nicht, liberalen Parteien haben ja ohnehin nicht das Ohr dec daß wir die Gewohnheit des bekannten schmackhaften Regierenden, sie ziehen es darum für gewöhnlich auch vor, Schalentieres annehmen. «Nichts Gewisses weiß man den „politischen Takt", der ihnen immer abgesprochen nicht." ! wird, möglichst ausgiebig an den Tag zu legen und Ver- DaS gilt auf allen Gebieten des politischen Lebens, trauen zu bekunden in solchen Quantitäten, als ob Ver- vor allem aber von unserer auswärtigen Politik. Seit trauen eine Ramschware wäre, mit der man schleudern einiger Zeit hat die Öffentlichkeit den Eindruck, daß wix kann. unS dem russischen Reiche genähert haben; wer aber! Diese Ausführungen scheinen vielleicht dem nicht zünf. würde auch nur erstaunen, wenn der Kaiser morgen nach I tig politischen Leser unzeitgemäß; in politischen Kreisen England reiste und damit dem Staatsschiff einen neuen wird man ihnen diese Bezeichnung nicht beilegen. Tenn Kurs gäbe? Diejenigen, die sich überhaupt noch für die I hier gibt man sich keiner Illusion darüber hin, daß die politische Entwickelung interessieren — wir haben den letzten Jahre unfruchtbar waren und daß eine Stagnation Eindruck, als verminderte sich in den gebildeten Kreisen leingetreten ist, oder, wie wir auch höflicher sagen können, der Nation die Schar dieser Sonderlinge täglich — wür-1 daß wir allzusehr am bewährten Alten festgehalten haben, den die Achsel zucken und sich der Hoffnung hingeben, daß ! Deutschland ist nicht in einen Krieg verwickelt worden, es der bewährten diplomatischen Kunst deS Grafen Bülow l das ist das einzige positive >— oder, wenn man will, nega- gelingen werde, die entstandene Falte wieder auSzu- tive — Fazit unserer auswärtigen Politik. Im übrigen bügeln. Nun könnten ja bescheidene Gemüter erwidern, der Untertanenverstand sei eben beschränkt, wir Glieder des prokanum vulgu« hätten nicht die Horizonte, die sich vor den Männern auftun, in deren Kabinetten alle Fäden zu sammenlaufen. Und gewiß ist daran etwas Wahres, es steht unS weder das gleiche Tatsachenmaterial zu Gebote, noch sehen wir, wie die Fäden sich von Persönlichkeit zu Persönlichkeit spinnen, und so tappen wir oft rm Dunkeln. DaS aber ist nicht unsere Schuld, es ist Schuld unserer Volksvertretung, die eine rührende Ehrfurcht vor den Mysterien der auswärtigen Politik bekundet und an dies Prärogativ einiger Geheimräte beileibe nicht zu rühren wagt. Nun sind wir nicht so tölpelhaft, noch so zudring, lich, in Werdendes hineinzugreifen und vielleicht mit plumper Hand zarte Keime zu zerstören, der Hinweis aus „schwebende" Verhandlungen veranlaßt jeden guten Deut- schen, sich eilends diskret -urückzuziehen. Was aber daS Parlament nach Recht und Pflicht fordern sollte, das ist eine Aufklärung über die T e s a m t r i ch t u n g der aus wärtigen Politik. Programmatisches haben wir schon lange nicht mehr gehört, außer den folgenden, großen, stet» mit lebhaftem Beifall quittierten, von wahrhaft weiser „Realpolitik" eingegebenen Sätzen: 1) Wir treiben ver rurrircst-iapaniicbe Krieg. Vie „Agence Havas" über -a» russisch englische Schiedsgericht. Zweifellos von Herrn Delcasss direkt bedient, giebt die „Agence Havas" folgende Einzelheiten bekannt, die zum Teil die Schwierigkeiten, die zwischen der russischen und der eng lischen Regierung bezüglich der Untersuchung«- und SchiedS- gerichtSkommission entstanden, waren, ohne sehr ernster Natur zu sein, doch nicht unerheblich nnd gaben zu leb haften Besprechungen Anlaß. Eö handelt sich namentlich um die Frage, ob die in Vigo auSgeschifften russischen Offiziere von der Kommission al« Zeugen oder als Verant wortliche anzusehen seien. Die russische Regierung ist der Ansicht, daß diese Osfiziere je nach der Entwickelung der Untersuchung sowohl als Zeugen, wie als Verantwortliche gelten und daß außerdem noch andere Verantwortlichkeiten m Frage kommen könnten. Man nimmt an, daß diese Kommission in etwa 14 Tagen in Paris und zwar wahr scheinlich in demselben Saale des Ministeriums des Aeußern zusammentreten wird, in dem die Friedens konferenz nach dem spanisch-amerikanischen Krieg« tagte. Dl« Grenbnrg-Lafchkent-Etsenbahn. In einem sehr belehrenden, von Said Ruetz gezeichneten Aufsatz der „Münch. Allg. Ztg." wird dargelegt, daß der Schwerpunkt der neuen Bahn, die ibr Entstehen der tat kräftigen Initiative des Ministers Michael Iwanowitsch Khilkoff verdankt, auf strategischem Gebiete liegt. Die um Aschabad nnd Taschkent garnisonierten 1. und 2. Turke- stanischen Armeekorps, deren Ersatz und Verpflegung bisher bedeutende Schwierigkeiten boten, stehen nunmehr m,t den großen militärischen Zentren Rußland» in direktem Verkehr. Diese Auffassung findet ihre Bestätigung durch eine von dem Genrralgouverneur de» Turkestan-Gebiete« an den Chef der strategischen Bahnen gerichteten Depesche, welche besagt: „Zur Unterstützung s«in«S Einflüsse» und zum Schutz seiner Besitzungen in Zentralasien, sowie zur Paralysierung einiger für un» ungünstiger Erscheinungen aus dem Gebiete der inter nationalen Politik sieht sich Rußland gezwungen, i« General- gouvernemrnt Turkestan bedeutend« bewaffnet« Streitkräfte zn geben. Salatiel ist derjenige Großmann, von dem zu wieder holten Malen behauptet wurde, daß er so weit, wie möglich, Ruhe gehalten und sich nur gezwungen dem Aufstande an geschlossen habe. Die Ergebung würde, wie die „Nat.-Ztg." meint, zu dieser Haltung passen. SalatielS auf der Flucht befindliche Werft stand zuletzt tief im Sandfelde. Von amt- sicher Seite ist über die Unterwerfung des Kapitäns noch nichts gemeldet worden. Anfang September haben räuberische Herero-Horden auch GobabiS, der Station an der betschuanischcn Grenze, wieder riuen Besuch abgestattet und dem unmittelbar bei GobabiS sitzenden Kapitän Joseph, einem Herero und Ver- wandten deS OvambandjerusührerS Tjetjo, deS „Siegers" von Owikokorero, die letzten 85 Kühe gestohlen. Die Leiche eines der Hirten wurde gräßlich zerstochen ausgesunven. Kapitän Ieseph ist der deutschen Regierung von Anfang an unentwegt treugeblieben. Verfolgung deutscher Farmer und Aolonlal« soldaten auf britische» Gebiet. vrr HittrtanO in ZiitstvertsMlra. Deutsch.sreundliche qerers-Aapltane. Salat'iel, «in Sohn Kambazembi», de» verstorbenen bekannten Kapitän« von Waterberg, hat sich nach zuverlässigen Prwatnachrichten mit sechzig Bewaffneten brdingung»lo» er- unentwegt Weltpolitik. 2) Unsere Friedensliebe ist un- - begrenzt. 3) Wir verlangen unseren Platz an der Sonne. 4) An keinem Punkte unseres Planeten sind wir irgend wie interessiert. 5) Nur unsere eigenen Interessen bilden unsere Richtschnur. 6) Alle Nationen stehen unserem Herzen gleich nahe. Seid umschlungen, Millionen! — Diese wunderliche Mischung aus Knixen und Brüsten, aus „Uns kann Keiner!" und „Bitte, nach Ihnen!" ist uns in den letzten Jahren immer wieder vorgesetzt worden und der Reichstag hat die unbekömmliche Kost behaglich als Delikatesse verzehrt. Nicht einen Augenblick lassen wir die Vermutung zu, daß Graf Bülow, der im Privatgespräch frappante Gesichtspunkte und treffende wäre eine Anzahl'^u"t schVr ^K ol^'nVst'e'n "und'"zwölf I Parallelen aus der Geschichte zur Hand hat, nichts Tiefe- über die Grenze, n ach her K a p kö^lo n iVhineingetrieben! wärtigen Politik zu sagen wisse. Da aber aus der Mitte - - ) der staatserhaltenden Parteien niemand wagt, ihn stärker * Nach Wiener privaten Meldungen au» Innsbruck »u beschwören und die Sozialdemokratie auf diesem Ge- sollen in der Klosterkaserne blutige Streithändel I biete unzurechnungsfähig und gnuotU6 näkrlixeable ist, zwischen deutschen und italienischen Mannschaften vor-1 so begnügt sich der Kanzler mit den oben erwähnten i',Ech-7 d°rmul«ch wird -r n-chh-r Ichmun- wurden beschlagnahmt. (S. den besond. Artikel.) sein, die Souveräne von Volkes Gnaden sehr bequem fin- ! den und höchstens verwundert fragen, wie Friedrich der c« Der Abgeordnete Syvetonsollte gestern vom Chef der Große es müde werden konnte, über Sklaven zu regieren, w-r-b« n,chl j-n-r Am»ulS. jener Anr.i». von dem - f Minister v. Hammerstein vor wenigen Tagen bekannte, daß er gerade ihm und seinen Kollegen so sehr nottue, und so hören wir aus des Kanzlers Munde nie mehr, als das Bekenntnis zu einer weisen, vorsichtigen, natio nalen und friedliebenden Politik. Es kommt auf die Ad jektive nicht an, sie sind epitkets. ornantin und können beliebig vertauscht werden. Die Volksboten glauben, in des dieser wohlig-warme Regen auf sie herniederquillt, am sausenden Webstuhl der Zeit zu sitzen, einen großen Tag zu erleben und fühlen, von wollüstigem Schauer er griffen, die Weihe des historischen Augenblicks. Seit Virchows Abrüstungsblamage wagt sich niemand mehr vor. Und so ist die auswärtige Politik ein gänzlich un- kontrolliertes und unkontrollierbares Gebiet geworden. Wir bedauern dies lebhaft. Wir glauben, daß viele Schwankungen vermieden worden wären, wenn der Reichstag energischer auf seinem Recht bestanden, Auf klärung gefordert, Kritik geübt, Ziele gezeigt, Wege ge wiesen hätte. Dem leitenden Staatsmann wäre eine solche Haltung gewiß nicht unbequem gewesen, wie man denn überhaupt nicht etwa glauben darf, daß Opposition „oben" immer unangenehm empfunden rverde. Es gibt bekanntlich über der hohen noch eine höchste Stelle, und ! dieser gegenüber vermag eine anspruchsvolle Haltung des Reichstages eine sichere Stütze zu gewähren. Die Schuld ließen. Für uns war es ein amüsantes Schauspiel, nur! möchten wir keinen allzu hohen Preis dafür zahlen. Denn vielleicht tun wir doch gilt zu fragen, wie die bis zur Schwäche getriebene Konnivenz des Foreign Office sich erklärt. Und da dürfte sich nur die eine Antwort ein- tellen, daß England eben den traditionellen Gegner nach »er gewaltigen Schwächung Rußlands im östlichsten Asien nicht mehr in Rußland, sondern in dem kraftvoll empor- rebenden Deutschland erblickt und in weit umschauender Politik die Gruppierung zu schaffen sucht, die für den Tag ner Abrechnung die günstigste scheint. Verfahren wir ähnlich? Suchen wir in gebotener Notwehr ebenfalls die große Stunde vorzubereiten? Wir wissen, was unsere Offiziösen auf diese Frage antworten würden. Luft schifferpolitik sei es, so auf eine Eventualität hinzp- arbeiten, die vielleicht gar nicht eintrete, für alle unsere Bedürfnisse genüge vollauf der immer aufs neue ge-1 Einem Kapstadter Telegramm zufolge wird der „Cape festigte Dreibund. Aber in den Tagen nach den Inns- Mail" aus Upmgton gedrahtet, daß eine große Anzahl brucker Straßenkampsen wurde dies Argunwnt mcht vwl »je eine Anzahl flüchtiger deutscher Kolo- Beachtung finden. Wir unterichätzen den Dreibund nicht, I und zwölf Mann der deutschen Schutz- wir sind der nüchternen Ansicht, daß er besser ist als ein I truppe vor sich hertrieben. Die Flüchtlinge über- Dacuum aber wir fürchten, daß er in den maßgebenden schritten die deutsche Grenze. Obwohl es als unwahrscheinlich KEn sehr erheblich wird. Des «wnr.i°° > M wird, daß ULK UM für jeden Fall gerüstet zu sein. Das Gesuch der deutschen Schutztruppler, nach Deutsch-Südwestafrika zurückkehren zu dürfen, wurde abgelehnt. Vie GLrnng kn Aamerrin. Die infolge der Zeitungsnachrichten über Unruhen im Gebiet der Station Bamenda beim Gouverneur in Kamerun eingezogenen telegraphischen Erkundigungen haben ergeben, daß die Bafut ruhig sind, dagegen in der Nähe von Babadju lokale Unruhen au« Anlaß de« unter Leut nant v. Puttlitz stattfindenden Wegebaues entstanden waren. Bei einem am 18. Oktober statlgebabten Gefecht verlor der Gegner seinen Häuptling und 30 Tote, während auf unserer Seite keine Verluste zu verzeichnen waren. Der neue Häupt ling hat auf der Station Bamenda seine Unterwerfung Nach übereinstimmender Ansicht deS stellver- . "... tretenden Gouverneurs und deS Truppenkommandeurs bietet welche, diese Meldung bestätigten, wurden eben-1 sich kein Anlaß zur Beunruhigung. Nahe bei Babadju sind " "" " ' ' * """" scheibt! genügend Streitkräfte vorhanden, um die den Aufständischen auferlegten Strafbedingungcn ourchzuführen. InnrdrM. Zum Lode pezzeyr. Die Sonderausgabe des „Tir. Tagbl.", in welcher daS Geständnis des UnterjägerS Minotti, den Maler - Pezzev erstochen zu haben, veröffentlicht wurde, verfiel, wie > Angeboten. Ze „Boh." meldet, der Beschlagnahme. Die „Innsbrucker l tretenden Nachr.", falls mit Beschlag belegt. DaS „Tiroler Tagbl." s in seiner nächsten Ausgabe: „Die Behörde hat die Nach richt einfach zu unterdrücken versucht, was aber ihr Be- lannlwerden nicht hindern konnte. Durch daS Geständnis Minottis erscheinen die über den Tod Pezzeys verbreiteten Märchen widerlegt." DaS Blatt schreibt weiter, Haupt mann Lenprecht habe daS Militär in der Blutnacht im Laufschritt vorgehen lassen und eS ruhig mit angesehen, daß auch Fliehende von Soldaten verfolgt wurden, die eigenmächtig aus der Reihe vordrangen. Der Hauptmann habe es auch unterlassen, vor dem Sturmangriff das vorgeschriebene Trompetensignal geben zu lassen. Ein noch größeres Verschulden treffe jenen Kadettoffiziers stellvertreter, der den betreffenden Zug führte. Dieser habe seine Leute mit geschwungenem Säbel an gefeuert. Exzesse kn der Aaserne. Wiener Privatmeldungen aus Innsbruck verzeichnen ein bisher nicht bestätigtes Gerücht von angeblichen Streitigkeiten zwischen den deutschen und italienischen Mann schaften in der JnnSbruckerKlo st erkaserne. Mehrere Soldaten hätten Verletzungen erlitten. Eine Versammlung»*«-» -e» Abgesr-neten n. Grabmaxr. Aus Meran wird den „Hamb. Nachr." depeschiert, daß im deutschen Bürgerverein der Abgeordnete des verfassungs treuen tirolischen Großgrundbesitzes Dr. von Grabmayr über die politische Lage sprach. Er warf der Regierung vor, daß sie durch die ganze Behandlung der Innsbrucker Universitäts frage zu jener beklagenswerten Entwicklung beitrug, die vor läufig mit der Katastrophe vom 3. November abschloß. Trotz der gewaltigen Erregung müsse man wieder ruhiges Blut ge winnen. Man dürfe die fanatisierte Bande, die in Innsbruck auf die Deutschen schoß, nicht mit dem italienischen Volke ver wechseln. Heute gebe es nur eine vernünftige Lösung: die Verlegung der italienischen Fakultät nach Triest, wo sie allein die Voraussetzungen ihres Gedeihens finde: „Wenn wieder einmal verfassungsmäßige Zustände wieder kehren, brauchen wir die Italiener im Parlamente als Bundesgenossen gegen die Slaven, aber auch für das Wohl Tirols ist «ine Verständigung mit den Italienern un erläßlich." Betreffs des Verhältnisses der deutschen Linken zur Regierung sagte Grabmayr: „Soll die Opposition ernst und nicht blog Spiegelfechterei sein, so muß sie das Ziel ver folgen, die Regierung zu stürzen. Die Opposition muß bereit sein, die Regierung selbst zu übernehmen. Da muß man doch fragen, ob die opposttionSlustigen Elemente der deutschenGe- meinbürgschast ernsthaft glauben, daß nach Koerber« Sturz für den Staat und die Deutschen eine bessere Regierung käme oder ob sie e» gar für denkbar halten, daß unter den heutigen Verhältnissen eine deutsche Parteiregierung berufen werde und sich parlamentarisch behaupte. Solange die Re gierung von ihrem NeutralitätSprogramme nicht abgeht, haben nach meiner Ansicht die Deutschen keinen Anlaß, ihre neutrale Haltung zu ändern, die sie zu nichts anderem als einer objektiven sachlichen Prüfung und Beurteilung aller Aktionen und Vorschläge der Regierung verpflichtet." Schließ lich empfahl Grabmayr Herr v. Koerber möge nach TiSzas Beispiel eine Reform der parlamentarischen Ge schäftsordnung betreiben. Vie amriiltsnirche prätitlentrebaMtvabl. Es ist folgendes telegraphische Rcsumö eingegangen: * New Park, 9. November. Die meisten Deutsch- Amerikaner stimmten für Roosevelt. Die republika nische Mehrheit im Repräsentantenhause berechnet man auf 75 Stimmen. Die Sozialdemokraten erhielten in der Stadt New Aork 25 000, im Staate New Aork 50 000, in Chicago 40 000 und in Milwaukee 17 000 Stimmen. Wie ferner aus New Aork gemeldet wird, weisen die sozialistischen Stimmen eine starke Zunahme auf. Viele Anhänger von Bryan haben diesmal für Roosevelt ge stimmt. Die Demokratie als Parteiorganisation gilt für völlig gescheitert. William Hearst, der Populisten kandidat Thomas Watson und Bryan gaben bereits die Erklärung ab, sie würden auf den Trümmern der Demokratie eine radikale Partei bilden.
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