67 Die »Alte Hochschule« am Bismarckplatz, Foto: Hermann Krone, 1887 Fächerkanon keineswegs allein auf die Ingenieurwissenschaften fokussiert, wie es die spätere Entwicklung der Allgemeinen Abteilung belegen dürfte. Die schrittweise Akademisierung der technischen Bildung Bekanntlich ging der Aufstieg des technischen Bildungswesens im 19. Jahrhundert eng mit dem Industrialisierungsprozess einher. Mit den wachsenden Anforderungen, welche die Industrie insbesondere an die Technikwissenschaften stellte, wurde stärker als zuvor der Ruf nach dem wissenschaftlich gebildeten Ingenieur laut. Besonders in Deutschland hatte sich frühzeitig die Einsicht durchgesetzt, dass sich wirtschaftliche Rückständigkeit mangels natürlicher Ressourcen vornehmlich durch intelligenzintensive Produktion, sprich durch staatlich geförderte Wissenschaften, überwunden werden kann. Der Wandel entsprechender Bedürfnisstrukturen in der Industrie steigerte zugleich die Erwartungen an die Ausbildungskonzepte der technischen Hochschulen. Dies traf sich mit den Intentionen der Technikwissenschaftler, die theoretischen Grundlagen zu konsolidieren und den Status der Polytechnika anzuheben. Im Zwang, den Nachweis hoher Wissenschaftlichkeit zu erbringen, lag auch ein Gutteil des Emanzipations- und Integrationsstrebens der Techniker, das zuweilen zu einer gewissen Abgrenzung gegen über den Universitäten und den Grundsätzen neuhumanistischer Bildung führte. Der Ingenieur galt noch immer als Eindringling in fest gefügte gesellschaftliche und akade mische Hierarchien. Soziale und wissenschaftliche Aufwertung bildeten daher eine Einheit. Die bereits in den 1860er Jahren vornehmlich auf Betreiben des Vereins Deut scher Ingenieure eingeleitete Orientierung auf eine Vereinheitlichung der höheren technischen Bildung wurde in den Folgejahren durch ökonomische Zwänge der Wirt schaft nachdrücklich unterstrichen. Die Kluft zwischen wissenschaftlicher Lehre und