87 Ehemalige Gießerei, heute Industriemuseum Chemnitz Natürlich, die Welt ist viel komplizierter geworden. Die Industrialisierung von vor 200 Jahren zielte auf die pragmatische Lösung, durch preiswerte Massenproduktion von sinnvollen Konsumgütern die Versorgung der ewig hungernden Gesellschaft zu gewähr leisten. Das ist in Mitteleuropa erreicht. Für die Industrie von heute gibt es neue Auf gaben. Schließen wir die gigantische Unterhaltungs- und Freizeitindustrie einmal aus. Wenn eine einzige Fabrik in Korea heute den weltweiten Bedarf beispielsweise an solch elementaren Produkten wie Nadeln oder Nägeln decken kann, Waren, die ehemals ganze Berufsstände rekrutierten, was bleibt dann der Industrie vor Ort? Müssen weltweit noch mehr Automobile mit klassischen Antrieben auf Halde produziert werden mit dem Argument, Arbeitsplätze zu erhalten? Könnte man sich vorstellen, dass die Unsummen von Werbemitteln eingespart und stattdessen in Forschung und Entwicklung gesteckt würden? Oder einfach nur, um dadurch das sinnvolle Produkt preiswerter anbieten zu können? Es ist naiv, an eine freiwillige Regulierung des Weltmarktes zu glauben. Kon kurrenz belebt das Geschäft und hält die Preise niedriger. Absprachen, unerlaubte, haben immer nur das Gegenteil bewirkt. Monopole kamen dem Verbraucher immer teuer zu stehen. Die Industrie hat aus der Gesellschaft eine Konsumgesellschaft gemacht und sie in eine Abhängigkeit geführt: Konsum erhält Arbeitsplätze. Wenn dem so ist, dann muss die Frage lauten: Welche Güter brauchen die Menschen wirklich und wie soll produziert werden? Und die Arbeitsplätze müssen zukünftig stärker durch Dienstleistung und weniger durch Konsumgüterproduktion gesichert werden.