TI Kazuo Fujino Die Strahlkraft der Dresdner Musik des 19. Jahrhunderts für Japan Die Modernisierung in Japan begann mit der Meiji-Restauration. 1868 verkündete der sogenannte Meiji-Kaiser einen neuen Ära-Namen, der heute für ein halbes Jahrhundert Reformpolitik steht: Meiji, was soviel wie aufgeklärte Regierung bedeutet. Für die Modernisierung zur Mitte des 19. Jahrhunderts in Japan war Deutschland das wichtigste Vorbild. Nicht nur auf den Gebieten Naturwissenschaft und Technik, Militär-, Rechts- und Hochschulwesen, sondern auch auf dem der Musikkultur hat Deutschland größten Einfluss ausgeübt. Kurz nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870-1871 sollen schon über hundert Japaner in Berlin studiert haben. Im Bereich der Musik war aber die japanische Beziehung zu Städten wie Wien, Leipzig und Dresden genauso wich tig wie die zur neuen Hauptstadt des Deutschen Kaiserreiches. Unmöglich wäre es, in Kürze über die Strahlkraft der Dresdner Musik im Hinblick auf Japan zu sprechen, wollte ich über 300 Jahre Tradition reden. Denn Dresden verfügt über eine der reichsten Musiktraditionen unter allen deutschen Städten. Daher will ich mich auf das 19. Jahrhundert beschränken: So lautet meine Frage, wie und von wem wurde die Dresdner Musik im 19. Jahrhundert in Japan eingeführt und verbreitet? Zu diesem Thema möchte ich Ihnen einige unbekannte Tatsachen wiederentdecken und interessante Geschichten vorstellen. Die großen Meisterder Dresdner Musik im 19. Jahrhundert sind Carl Maria von Weber und Richard Wagner. Hauptsächlich möchte ich über die Wagner-Rezeptionsgeschichte sprechen, aber zuvor sollte ich den Stellenwert von Weber im japanischen Musikleben kurz skizzieren. Weber ist als Komponist des »Freischütz« und der »Aufforderung zum Tanz« sowohl in Deutschland als auch in Japan weithin bekannt. Weil diese beiden Werke, die Weber in seiner Dresdner Zeit komponierte, im Musikunterricht jeder japa nischen Schule ohne Ausnahme behandelt werden, ist die Webersche Musik bei Japa nern gut eingeführt und recht anerkannt. Die Handlung des »Freischütz« wurde 1904 zunächst in einer Zeitschrift vorgestellt, und 1921 fand dann in Tokio (im YMCA) ein Jubiläumskonzert zum einhundertsten Jah restag der Uraufführung statt. Es war dann im Jahr 1940, als die ganze Oper zum ersten Mal auf der Bühne vorgestellt wurde - in der Stadthalle Tokio-Hibiya. Im Zusammenhang mit der Weber-Rezeption in Japan sind auch seine Klaviersonaten nicht zu vergessen. Die Verbreitungsquote des Klaviers in japanischen Familien liegt