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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 27.08.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-08-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193008272
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19300827
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19300827
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1930
- Monat1930-08
- Tag1930-08-27
- Monat1930-08
- Jahr1930
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 27.08.1930
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2. Veil«,» ,,IW ««»Ker r»«e»Iett. Mittwoch, sr.rluftnst 1V88, »be«»s 8». Jahr« INS Sittlich- TtrGB. denn baS scheint der Leitgedanke zu sein — nicht in sätzen stecken bleibt, sondern den ganzen Umfang beitSlosenversicherungSgesetze» erfaßt. Gerichtssaal. Ei« GreiS als Sittlichkeitsverbrecher. Wegen keitSverbrechenS im Sinne deS 8 176 Abs. 8 deS (Vornahme unzüchtiger Handlungen an Mädchen unter 14 Jahren) hatte sich,.am Dienstag der am 5. 5. 81 zu Riga ge borene Buchhalter Oskar Heinrich Alexander J««a auS Dresden vor dem Gemeiusameu Schöffengericht Dresden zu verantworten. Jung, der erst am 27. Oktober 1S2S wegen des gleichen Verbrechens unter Zubilligung mildernder Umstände zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt worden war, hatte sich neuerdings wiederum in schamloser Weis« an Schulmädchen vergangen. Nach längerer geheimer Beweis erhebung wurde er einschließlich der früher gegen ihn er kannten Freiheitsstrafe nunmehr wegen SittlichkeitSver- brechens in fünf Fällen zu einer Gesamtstrafe "von 1 Jahr 8 Monaten Gefängnis verurteilt. Sirr schändlicher „Erzieher". Am 28. Juli hatte das Gemeinsame Schöffengericht Dresden den 21 Jahre alten Erzieher Friedrich Karl Gebauer aus Dresden wegen Sitt lichkeitsverbrechens im Sinne des 8 176 Abs. 3 des StrGB. (Vornahme unzüchtiger Handlungen an Schulmädchen) in 2 Fällen zu 2 Jahre« ZuchtharrS und 5 Jahre« Ehreure chlS- verluft vervrteilt. Gebauer, der bis zuletzt als Erzieher im Stadtkinderheim „Marienhof" in DreSden-Trachen» berge tätig war, sollte sich am 28. Februar in der Hausflur eines Grundstücks auf der Helgolandstraße an einem Kjäh- rigen Mädchen und am IS. März in der Hausflur eines Grundstücks aus der FriedenSstraße an einer 7 Jahre alten Schülerin in gemeiner Weise unsittlich vergangen haben. Der Angeklagte, der seine Taten im vollen Umfange be stritt, focht das Urteil mit dem Rechtsmittel der Berufung an. Di« 2. Strafkammer de» Landgerichte» Dresden unter Vorsitz deS Landgerichtsdirektor» Dr. Knoth hatte sich nun erneut in geheimer Beweiserhebung mit dieser Angelegen heit zu beschäftigen. Gebauer, der bereits wegen de» glei chen Deliktes früher vorbesirast ist, aab vor dem Berufung», gericht den Fall vom 28. Februar zu. dagegen bestritt er wiederum die Verfehlung vom IS. März. Er hatte damit auch Glück, denn «» war ihm aus Grund der Feststellungen nicht zu widerlegen, baß «r sich an diesem Tage zur frag lichen Zeit im Dienst befunden hatte. Da die zu dem Vor gang gehörten Zeugen unter Eid einen Irrtum im Datum auSschlossen, konnte Gebauer al» Täter nicht in Frage kom men. Das Gericht hob da» erstinstanzliche Urteil auf und erkannt« wegen Sittlichkeit-Verbrechens nach 8 176 Abs. 8 des StrGB. auf 1 Jahr Gefängnis Die Bewilligung mil dernder Umstände begründete das Gericht damit, daß der Angeklagte die Tat in einem leichten Alkoholrausch begangen hatte. — Gebauer ist selbstverständlich seit Bekanntwerde« der Vorgänge aus den städtischen Diensten entlassen. Vermischtes. Das spielende Kind als Tchatzfinder. Henri Birochas. ein kleiner Angestellter bei der Pariser Unter grundbahn. ist reich dafür belob it worden, daß er seinen freien Nachmittag dem Vergnügen seines kleinen Söhn chens widmete Er ging mtt dem Kinde nach dem BoiS de Boulogne und setzte sich hie" in' eine Bank, während der Kleine im Sande grub HG l'b kam das Kind ang«. svrungen und rief: „Vater, si-b mal, was ich da für hübsch-, glänzende Dinger gesunden kabe" Das Kind hatte beim Graben an einem Baumstamm -In Lock unter einer Wurzel rreiaelegt, in dem 77 Goldmünzen mit dem Bildnis Ludwig XVI. versteckt waren. Der Vater benach richtigte die Polizei von dem Funde, aber weitere Gra bungen förderten nichts mehr zurage. Birochas erhält für die seltenen Münzen, die einen hohen Wert haben, eine große Belohnung. Schwere Messerstecherei auf einer Hoch- zeit. — 20 Verletzte In der Mrmtag-Nacht kam es in Salmis (Südfinnland) bei einer .Hochzeitsfeier zu einer wüsten Messerstecherei, wobei 20 Personen verletzt wurden Neun Männer und eine Frau, darunter die Braut, muß ten ins Krankenhaus eingelieiert werden. Mehrere von ihnen sind lebensgefährlich verletzt Schwere Bluttat bei Mörs In Neukirchen- Luyn wurde am Dienstag abend eine schwere Bluttat ver übt, der der 30jährige verheiratete Bergmann Sranul zum Opfer fiel. Der arbeitslose Bergmann Parzinskj, der sich seine Arbeitslosenunterstützung abgeholt hatte, begab sich anschließend aus eine Bierreise. Nach Hause zurückgekehrt, bedrohte er die Hausbewohner mit dem Messer. Als der Bergmann Stanul Parzinski beruhigen wollte, stach dieser blindlings mehrmals mit einem Messer zu. Stanul wurde an der Halsschlagader getroffen, so daß der Tod bald darauf eintrat. Der Mörder verbarrikadierte sich dann in seiner Wohnung und konnte nur mlt Gewalt verhaftet werden. Eine große Menschenmenge wollte den Mörder lynchen, so daß die Polizei mit dem Gummiknüppel ein« greisen mußte. Großer Betrug mit falschen Spielmarken Ein großer Betrug gelang einem Ehepaar im Zoppoter Svielkasino Das Ebevaar bar dabei 18000 Danziger Gulden ergaunert, und zwar mit Hilfe von falschen Svlel- marken Es soll sich dem Vernehmen nach um einen Ingenieur Arno Schmidt und dessen Frau aus Plau-n im Vogtlande handeln, die an den Spieltischen oftmals 100-Gulden-Chips wechselten und stw dabei kleinere Verte herausgeben l-eßen. Einen Teil der Chios benutzte das Haar zum Sv'elen, setzte dann an einem anderen Tisch das Spiel fort und ließ sich dort Chivs über 100 Gulden wechseln. Die Beamten des Kasinos schärften keinerlei Ver dacht, so daß die beiden Betrüger ungehindert ihren Be stand an falschen Chivs an den Mann bringen konnten. Erst später stellte die Kasse des Kasinos fest, daß sie für 18000 Danziger Gulden falsche 100-Gulden-Chivs harte, doch . war das Paar bereits aus Danzig verschwunden. Es scheint sich nach Berlin gewandt zu haben. M einer «ms ter «MW der MMWerMW? OP. Die »Verordnung LeS Reichspräsidenten zur Be- heLung finanzieller, wirtschaftlicher und sozialer Notstände" vom 27. 7. hat sich insbesondere Milz der schon seit langer Zeit problematischen Frage der Arbeitslosenversicherung eingehend beschäftigt. Dabei zeigt sich, daß nicht nur Ein- zelbestimmungen im Rahmen der bisherigen Versicherungs grundsätze abgeändert worden sind, sondern daß auch die ersten Schritte zur Andersgestaltung der der Arbeitslosen versicherung zugrunde liegenden Prinzipien getan wurden. Schon längst hat sich gezeigt, baß nur noch durch schwere finanzielle Opfer deS Reiches, die die Grenze -er Trag fähigkeit fast überschritten, der versicherungSmäßtg« Unter bau der Reichsanstalt den Anforderungen der Arbeitslosen versicherung gerecht werden konnte. Die wirtschaftliche Not unseres Volkes ist seit der Zeit des Erlasses de'S Sr- beitSlosenversicherungsgesetzes im Juni 1827 so unermeßlich gestiegen, daß diese Entwicklung nicht Wunder nehmen darf. Wir begrüßen es deshalb auch, wenn die Reform am Hanpt ««d Gliedern «ucrgisch in Angriff genomme« uwrde« ist. Die Ansätze zur Senderung der VersicherungSgrund- sätze — denn um mehr handelt eS sich in der Notverordnung noch nicht — finden sich in den Bestimmungen, welche di« Frage der Bedürftigkeit betreffen. War eS bisher so, daß im Gegensatz zur Krisenunterstützung die Berechtigung zum Erhalt der Arbeitslosenunterstützung nicht von dem Nach weis der Bedürftigkeit abhing, so scheint dieser Grundsatz dadurch durchbrochen zu sein, daß jetzt Arbeitslose, die baS 17. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, Anspruch auf Arbeitslosenunterstützung nur bann haben, wenn ihnen kein sonstiger Unterhaltsanspruch zusteht. In di« gleiche Kerbe schlägt die Vorschrift, -atz die VersicherungSleistungen an Ehegatten ermäßigt werden, wenn beide Ehegatten Hauptunterstützungsempfänger sind, oder wenn der nicht unterstützt« Ehegatte ein wöchentliches Einkommen über 35 Mark hat. Worauf zielen Liese Neuerungen ab? Zweifelsohne ist der erste Zweck di« Einführung der VebürsttgkettSprüfung. Wenn e» aber auch richtig ist, daß Arbeitslose, di« sonstige Einkommen haben, nicht die gleiche Unterstützung erhalten wie all« anderen, so muß die Reform doch weitergehen und di« Frage der Staffelung der Beiträge regeln. T» wäre letztlich eine durch nicht» begründete Ungerechtigkeit, wenn diejenigen, die von vornherein wissen, baß sie im Falle der Arbeitslosigkeit nicht dieselben Unterstützungssätze beziehen können, mit allen anderen die gleichen Beiträge bezahlen müssen. Weiterhin würde die Arbeitslosenunterstützung bisher von dem Grundsatz de» GesahreuauSgleich» beherrscht. Der zeitliche GefahrenauSgleich gründet« sich auf die obere Be grenzung der Beitrag-Höhe aus 8 bezw. 814 Prozent. Diese gesetzliche Regelung sollte ursprünglich verhindern, daß die Beitragslast in Zeiten wirtschaftlicher Not unerträglich würde; der Notstock, und wenn dieser erschöpft ist, die Dar lehen de» Reiche», waren ferner dazu auSersehen, Gewähr sür die jederzeitiae finanzielle Sicherung der Reichsanstalt zu bieten. Nun ist aber die Not größer geworden, als je erwartet wurde. Ein Notstock ist schon längst nicht mehr vorhanden und die ReichSftnanzen standen vor dem Ruin. Der letzte AuSweg war di« Erhöhung de» Beitrage» auf 4X Prozent de» Arbeitslohnes. Dieser Beitragssatz ist, abgesehen von seiner auf die Dauer unerträglichen Höhe, allerdings nicht mehr der ruhende Pol in der Erscheinung Flucht, wie eS dem Grundsatz des GefahrenauSaleichS ent sprach, sondern in der Notverordnung wird schon darauf verwiesen, baß der Vorstand der ReichSanstalt für Betriebe, die in besonderem Ausmaße von der Arbeitslosigkeit erfaßt werden, höhere BeitragSleistungen anorbnen könnte. Die Staffelung der Beiträge, die wir eben als Endpunkt der Reformen in der Frage der BedürfttgkettSprüsung ver langten, wird hier also schon offen vorgeschlagrn. Damit wankt gleichzeitig der Grundsatz deS beruflich«« GefahreuauSgleich». Hieß eS früher, daß die von der Ar- beitSlostakcft weniger betroffenen BerufSgruppen für die stärker betroffenen mit eintreten müßten, so ist ein« Sende rung schon durch die Sonderregelung der Saisonarbeit», losemverficheruug «ingetreten. Die Notverordnung schneidet jetzt die Frage der Einführung von Gefahrenklasse« an. Bei den Gefahrenklassen kommt eS darauf an, daß daS Prinzip von Leistung und Gegenleistung nicht massenweise geregelt, sondern bei jeder Person verschieden gehandhabt werden soll. Damit wird die Arbeitslosenversicherung ge sunder fundiert und dem Einzelnen mehr Gerechtigkeit zu erkannt. Es ist zu hoffen, daß di« Individualisier»«« — denn baS scheint der Leitgedanke zu sein — nicht in den An- beS Ar- Rundfunk-Programm. Doaaerstan. Berit n—S t«tti n—M agdeburg. 6L0: Funkgymnastlk. Anschließend bi» S,1ü: Frllhkonzett. 12,88: Die Viertelstunde für den Landwirt. 14: Offenbach — Lehar Schallplattenkonzert). Io,20: „vom Modezeichnen". 1ö,48: „Schule und staatsbürgerliche Erziehung". 1ö,8v: Nordische Musik. Win fried Wolf (Flügel), Martha Frost (Sopran), Joseph Schuster (Violoncello), Prof. Willy Klüsen (Flügel). 17L8: Jugendstunde. „Goethe» Bibliothekar." 18: „Der Einfluß Augustin» aus di« geistigen Strömungen der Gegenwart" (zum 1500jährigen Augu- tiniw-Jubiläum). 18LÜ: „Nation und Staat". 18,58: Au» ita- ienischen Overn. Han»h«Inrich Lran»mann mit dem Titania-Orche- ter. Al» Einlage: Zehn Minuten: Fritz Hagen. 28: Wovon man pricht. 28,88: Orchesterkonzert. Berliner Funkorchester. 21,28: ,,Wa» St« von Beethoven noch nicht kennen". Berliner Funk orchester. Anschließend: Zeitansage usw. Danach bi» 8I8: Tanz- must» (Kapelle Egon Kaiser). König »Wusterhausen. U,4V: Zeitansage und Wetterbericht sür di« Landwirtschaft. SHy Funkgymnastik. 6,vö: Wetterbericht für die Landwirtschaft. 7: tzruhkonzert. 18: Norwegen (II). Aus Heringesang an der nor- wegischen Küste. 10,30: Neueste Nachrichten. 10,35: Mitteilungen de» Verband«» der Preuß Landgemeinden. 12: Schallplattenkon zert „Symphonien" und „Brettlkunst". 13,30: Neunte Nachrich ten. 14: Schallplattenkonzert 15L0: Wetter- und Börsenbericht. 16: Uebertragung de» Nachmittagskonzerte» Berlin. 17,30: Au» dem Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht. Au» der päda gogischen Zeitschriftenliteratur. 18: Der Einfluß Augustin» auf die geistigen Strömungen der Gegenwart. 18,30: Au» deutsch-franzö sischer kultureller Bermtttlungsarbeit. 18,55: Spanisch für Fort geschrittene. 1S.25: Wie weit brauchen wir ausländische Futter mittel? ISHö: Wetterbericht sür die Landwirtschaft. 20: Wovon man spricht . . . 20,80: Au, Homburg: „Fata Morgana". (Mu sikalische Schwärmereien). Musikalische Leitung: Fritz Gartz. 21,30: Au» München: „Bom Dirndl und Buamfang". Eine lustige Ge schichte. Unter Mitwirkung de» Schramnieltrio» Endre» Taudler. Leitung: Wilfrid Feldhütter. Anschließend: Berliner Programm. 1. Fortsetzung. Nachdruck verböte«. „Mo so schlinün ist es wieder nicht, Herr Bürgermeister. Derfolgungen . . . nein, nein. Wenn einer jung ist, gefällt ihm bald ein Frauenzimmer." „Nein, das gibt es nicht! Sie dürfen sich darauf verlassen, daß ich Sie schützen werde!" Auf einmal war der brave Mann ganz Würde und Amts- person. Wie es da in der Anna Sellinger kichert«! „Was will man machen, Herr Bürgermeister? Ist'« nicht oer, ist'» ein anderer. Mein Gott, kann man's wissen, am Ende kommt dann einer, der mir gefällt . . „Das wird's doch nicht, Annerl!" Seine Hand hob sich gegen die Wange der hübschen Frau, sind Anna hielt still und netz sich streicheln. „Ich wüßte schon einen Ausweg. . ." „Ja? Wso heraus damit!" „Und dann macht der Herr Bürgermeister wieder sei« strenges Gesicht, das ich nicht leiden kann!" „Ich werd's schon nicht machen, Annerl." „Ich möchte di« beiden Zimmer mit dazu nehmen ... dann wohne ich allein oben. Bezahlen könnt' ich schon- was jeder ander« bezahlt. Da» bring' ich mir leicht herein, wenn ich die zwei Zimmer an Fremde vermiet«. Auch um'» Einrichten wär es mir nicht bang«, Herr Bürgermeister. Di« paar Möbelstücke, die ich brauche, stellt mir der Tischler, der Wind- prechtinger cun unteren Tor, gern hinein, und ich zahl'» nach und nach ab. Einen Teil kann ich auch abarbeiten; denn ich wasche für ihn. Mein Gott, der hat sieben Kinder, da» gibt schon was au». Sein« Frau ist glücklich, seitdem sie di« Pritschlerei nicht mehr im Hause hat!" Der Bürgermeister macht« nun gar kein strenge» Gesicht, ir schmunzelt« nur vor sich hin. „Daß die Annerl nicht schlau ist! Ja, ja, mein Kind, so verden wir es machen. Was braucht noch einer in di« Burg! die ist nur für die hübsch« Burgfrau. Wir werden ein paar Vreschen mehr bezahlen, .al« im Vemeinderat beschlossen j worben Ist viel ist s ohnehin nicht, gerade nur, daß di« Baukosten sich oerzinsen." So hatte die Anna Sellinger ohne viel« Mühe richtig erreicht, was sie erreichen wollte. Ehe sie ging, reicht« sie dem Bürgermeister ihre Recht« hin. „Vielen, vielen Dank!" „Und sonst hat di« Annerl nichts für den Later?" Die Anna lächelte schelmisch „Wenn's der Vater wäre, bekam er ein Busserl, aber so ist der Herr Bürgermeister «in schlimmer Mann .. ." Zum Glück« für die Wäscherin wurde an isie Türe gepocht. Anna trat gegen die Mitte des Zimmers vor. Als auf des Bürgermeisters „Herein!" ein Gemeindebeamter erschien, verneigt« sie sich respektvoll, während aus ihren Augen der Schelm guckte. „Wenn es einmal so weit sein wird, kommen Sie nur wieder, Frau Sellinger. Vielleicht ist di« Sache durch- zudrücken " Dann nickte er väterlich. Zwei Monat« nach dem Besuche der Anna Sellinger beim Bürgermeister war der Einbau in der Ruin« Gleit fertig gestellt. Es waren hübsche Stuben geworden mit Hellen, freundlichen Tapeten, di« zu den Zirbelholzmöbeln, di« der Tischler Windprechtinger hineingestellt hatte, gut paßten. Allerhand Zieraerät, Basen, Teppich«, ja sogar ein« alter- tümliche Stockuhr hatte die Wäscherin eines Morgens vor ihrer Tür« gefunden. Die» konnte nur dem Hausrat von der Bürgermeister» Großmutter entstammen. „Ist doch ein guter Mann!" Mit dem Gedanken stattete di« Anna ihren Dank ab. An einem Samstag war die Sellinger mit dem neuen Teil ihrer Wohnung fertig geworden. Und gerade an diesem Samstag kam auch der Leiter der Landesbank, Zweignieder lassung Gleit, um sein« Wäsche zu bringen. Es klang fast traurig, als er ihr sagte: „Ich dnde mich schon so darauf gefreut, hier oben bei Ihnen wohl»« »B Ntnnent" „Richt böse sein, Herr Direktor! Ich hab' di« zwei Zimmer doch so nötig gebraucht! Ich bitt« Sie, ein arme» Wetb, wie ich bin. .. Und St« haben s ja so schön unten. Mein Bub' schwärmt von Ihrem Erker, so oft er bei Ihnen liefern gewesen ist . . ." „Dielletcht kommen St« dochauch einmal selbst?" Da fiel die Anna ihm in» Wort: „Wie sollt« ich, Herr Direktor? Der macht denn hier di« viele Arbeit für mich?" „Einmal nur!" bettelt« er „Wer weiß, wie's dann wird!" Da lachte sie. „Ich sag' nicht ja, ich sag' nicht nein. Herr Direktor." Es war doch gewiß nicht ihr« Schuld, wenn der jung« Mann an ihr« Antwort Hoffnungen knüpfte. „Der Bub' benimmt sich doch unmer anständig, wenn er di« Wäsche bringt? Ich wollt es ihm aiuh nicht anders geraten haben!" Wie unschuldsooll sie ihn dabei ansah! „Also nicht böse sein, nein?" „Das könnt' ich doch gar nicht, Frau Sellinger." „Sehen Sie, das ist schön von Ihnen; und ich danke Ihnen auch!" Dem Herrn Bankoorstanü war, als soll« er di«, wenn auch abgearbeitete, so doch nicht unschön« Hand der Wäscherin an die Lippen ziehen. Aber man konnte sich in dieser Keine- nate doch nie sicher fühlen; plötzlich tritt jemand ein, der Wäsche bringen oder abholen will; und dann ist gleich für's Gerede gesorgt So nickt« er der Anna nur freundlich zu und macht« dabei Augen, di« ihr seine Gier bekennen sollten. „Gehen'», gehen'sl Sie machen ja Augen, daß man sich fürchten könnte! Haben Sie den Wäschezettel eingesteckt? Und Mittwoch kommen Sie wieder?" Ja, sie verstand sich wirklich aufs Abwehren, die Anno Sellinger! L Der Hold Sellinger hatte nicht darunter zu leiden, daß sein Taufschein ibn als unehelich geboren bezeichnete und, wie das zumeist oer Fall ist, keinen Baker nannte, well di« un ehelichen Däter gewöhnlich au» Furcht vor Unbequemlich keiten sich versteckten. In dem Grenzlande, zu dessen größten Städten Gleit zählte — es gibt dort überhaupt nur drei große Städte, und jur di« größt« davon ergab di« letzt« Volkszählung ein« Ein wohnerzahl von kaum zwanzigtausend — güt der Liebe Lust bei Jüngling und Mädchen, bei Mann und Weib keineswegs als Schande Wenn sie nur zu einer christlichen Laufe führt; und das tut sie in der Siegel Die« schuf aber auch den wun dervollen Brauch, daß keinem Kind« «ine Heimstatt fehlt«. Wenn die Mutter für ihr Kind nicht genügend sorgen kann oder der Erzeuger schon mehr al» di« Hälft« seines Lohnes für Alimente ausgeben muh, dann nimmt irgendein« l Bäuerin das Kind »u sich. Entweder well üe selbst des
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