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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.09.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-09-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040922018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904092201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904092201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-09
- Tag1904-09-22
- Monat1904-09
- Jahr1904
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Sette 6. Nr. 484. 98. Jahra. Bekanntmachung. rit sffenttich ausqejchli.ch.-no Lieser««» vo« 1-56 eiserne« VettstcUei« mit Matratze« ?i«r Vie Heilanstalt Tösen ist »er- »eben llwrden. Tie nicht berücksichtigten Beiverber werSen hiermit aus dem Angebot enttasjen. Leipzig, den 9. September 190t. Ter Na« Ser LtaSt Leipzig Hochlmnamt. Reg. 3. 4982. Scharen berg. Walther. Vermißt wird seit 23. August 1901 der am 8. Februar 1863 zu ?lngcr. Crottendorf geborene, zuletzt in Leipzig-Thonberg, Reitzenhainer Straße 150, I., wohnbast geweiene Handarbeiter Johannes Friedrich August Müller. Der Vermißte ist etwa 1,65 in groß, von mittlerer Gestalt, hat dunkelbraunes Haupthaar, ebensvlmen Bart, niedere Stirn, graue Augen, geiuude Farbe; drei Finger der rechte» Hand sind ver krüppelt. Bekleidet war er mit hellgrünem Jacketauzug, hellgrauer Mutze sog. Blaier und braunen Segeltuchjchuhcn Alle Wahrnehmungen über den Verbleib des Vermißten werden an die NriminalabteUung der unterzeichneten Bebbrde erbeten. Leipzig, den 19. September 1904. Tas Polizeiamt der LtaSt Leipzig. In Stellvertretung Or. Schanz. Gründer. Versteiqerunq. In« Iohannislwspitale sollen Montag, den 2V. September 1904, und Sie folgende» Tage vormittags von 9—12 Ilhr und nachmittags von 3—6 Uhr verschiedene, den Nachlässen verstorbener Hospitaliten zugehörige Gegenstände gegen Barzahlung versteigert werden. Leipzig, am 16. September 1904. Te. Aktor des Aoh.-Hospttals. Justiziar vr. Uüdler. Bei dem Laboratorium für angewandte Chemie, Brüder saaße 34, sollen zwecks Errichtung einer Veranda mit anschließender Neben treppe Mouierbauarbeiten vergeben werden. Preisverzeichnisse hierüber sind im unterzeichneten Landbanamt gegen Bezahlung zu entnehmen. Die Angebote sind verschloßen, mit entsprechender Aufschrist bis spätestens den 2«. September 1904 portofrei an das unterzeichnete Landbanamt einzureichen. Tic Bewerber sind bis 26. Oktober d. I. an ihr Gebot gebunden und haben es als abgelehnt zu betrachten, wenn bis dahin ein VerlragS- abschluß nicht eriolgi rst. Es bleibt jede Entschließung über die Auswahl unter den Bewerbern oder die Zurückweisung sämtlicher Gebote Vorbehalten. königliches Landbauaml Leipzig, den 21. September 190 t. Für den Neubau des Physikalischen Institutes an der Linuostraße sollen vergeben werden: 1) die Lchlosserarbeiten für die Ltraßeneinfriedigung, 21 die Lieferung von Schemeln, Sesseln und Stühle«, 3 die Lieferung von warberobehakrn und Lchirmstänbern, 41 die Lieferung des Mobiliars, 11. Teil — Werkzeug- bretter rc., Wanv- und Lrientiernngotafeln, Schränke und Regale, Tische sowie kleinere Arbeiten. Tic Preisverzeichnisse können gegen Bezahlung im unterzeichneten Landbauamle zur Ausfüllung entnommen werden. Die Angebote sind verschlossen, mit entsprechender Aufschrift versehen, bei 1) 2) und 3> bis spätestens den 27. Sept. l904, bei 4) bis spätestens den 29. Sept. 1904 portofrei einzureichen. Die Bewerber sind bis zum 31. Oktober 1904 an ihr Gebot gebunden und haben dasselbe als abgelehnt zu betrachten, falls bis dahin ein Vertragsabschluß nicht erfolgt iit. Es bleibt die Entschließung über die Auswahl der Bewerber oder Zurückweisung aller Angebote ausdrücklich Vorbehalten. Landbanamt Leipzig, am 21. September 1904. Ausschreibung. Für den Justiznenba« an der Elisenstraße sollen 1. die Tischlerarbeiten, 2. die Schlofserarbetten ^Türbeschläge', 3 die Anstreicherarbciten zu 1 in geteilten Losen vergeben werden. Tie Liefernngsverzeichnisse und Bedingungen können im Bau- dureau «.Eingang Arndtstraße', woselbst auch die Ausschreibungs bedingungen einznschen sind, gegen Erstattung der Kosten entnommen werden. Angebote sind verschlossen mit entsprechender Aufschrift bis zum 3. Oktober 1904 an obengenannte Stelle ein «»reichen. Leipzig, den 17. September 1904. Tie Bauleitung. - Tb. Kösscr. Sonnabend, den 24. September 1904, von vorn». 10 Uhr ab sollen im Proviantamt zu Leipzig eine Partie Roggenkleic, Fufzmchl und Abfälle an den Meistbietenden gegen fosortige Bar zahlung versteigert werden. Leipzig, den 19. September 1904. Proviantamt. Leipziger Tageblatt. Donnerstag, 22. September 1904. In das tÄüterrechtSregistcr iß heute auf dem die Eheleute Richard Förster, Gastwirt in Leipzig, und Theophila verw. gew. Schulze geb. AndrzscwSki betr. Blatte eingetragen worden: Durch Vertrag vom 21. März 1904 hat der Ehemann auf den ihm von seiner Ehesrau bisher gezahlten jährlichen Beitrag von 1000 ät zu den von ihm zu tragenden Kosten des ehelichen Auf wandes verzichtet, da er jetzt aus dem von ihm betriebenen Handel mit flüssiger Kohlensäure genügende Einkünfte zur Bestreitung der Kosten des ehelichen Aufwandes und des Lebensunterhaltes für sich und seine beiden lkinder erster Ehe bezieht. Leipzig, den 21. September 1904. — Königliches Amtsgericht, Abt. NI'.. In das Handelsregister ist beute eingetragen worden: 1. ans Blatt 1229t« die Firma Wagner ch Co. in Leipzig «Reudnitz, Cichvriusstraße Nr. 22!. Geicllsckiaster sind Sophie Eatarina Adele verehel. Wagner geb. Riudermann und der Kaufmann Rudolf Rindermann, beide in Leipzig. Letzterer ist — zufolge Verzichts — von der Vertretung der Gesell schaft ausgeschlossen. Die Gesellschaft ist am 19. September 1904 errichtet worden. Prokura ist erteilt dein Kaufmann Gustav Earl Wagner in Leipzig. «Angegebener Geschäftszweig: Betrieb einer Handlung mit Rohstoffen und Halbfabrikaten für alle Industrien); 2. auf Blatt 12 291 die Firma Kachyolz 4: Co. in Leipzig «Zeitzcr Straße Nr. 42t Gesellichaftcr sind die Kaufleute Friedrich Wilhelm Herman» Kachholz und Earl Conrad August Hermann Fiesrl, beide in Leipzig. Die Gesellschaft ist am 15. September 1904 errichtet worden. «Angegebener Geschäftszweig: Betrieb einer Nahrungs- mitteliabrik und Nahrungsmittelgroßhandlnng,; 3. auf Blatt 11 920, betr. die Firma Sächsischer Tttchversand Zander äe Co. in Leipzig: Die Firma ist erloschen. Leipzig, den 21. September 1904. königliches Amtsgericht, Abt. II lieber das Vermögen des Kmmnanns Christoph Eduard Felir Walther, Inhabers des Straßenbahn-Uhren-Reklame-Ge- schäfls unter der eingetragenen Firma: Justus ConSmüller L Co. in Leipzig, Barfußgäßchen 4, Wohnung in L.-Reudnitz, Torotheenstraße 23, wird heute, am 3. September 1904, vor mittags ',,11 Uhr, das Konkursverfahren eröffnet. Rechtsanwalt vr. Gottschalk in Leipzig wird ziim Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungcn sind bis zum 8. Oktober 1904 bei dem Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Beibehaltung des ernann ten oder die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bc- stcllung eines Gläubigerausschusscs und eintrcteudcn Falles über die in 8 132 der KonkurSordnung bezeichneten Gegenstände auf dcn 24. September 1904, vormittags 11 Uhr, und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf ven 20. Oktober 1904, vormittags 11 Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte, Nebenstelle, Zohannisgasse 5, Ter min anberaumt. Allen Personen, die eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aus» gegeben, nichts an dcn Gemeinschuldner zu Verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für die sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 3. Oktober 1904 Anzeige zu machen. königliches Amtsgericht zn Leipzig, Abt. II .4', Johannisgasse 5, den 3. September 1904. Das Konkursverfahren über das Vermögen der Johanna Marietta verehel. Ludewig, Inhaberin eines Fischwarengeschäfts unter der im Handelsregister nicht eingetragenen Firma: „Fisch halle Ost'ee" in L.-i" ellerhauien, Wurzener Str. 36, wird, nachdem der in dem Vergleichstermine vom 18. Juli 1904 angenommene Zwangsvergleich durch rechtskräftigen Beschluß vom 18. Juli 1904 bestätigt ist, hierdurch aufgehoben. Leipzig, den 19. September 1904. königliches Amtsgericht, Abt. II .V, Iohannisgasse 5. Versteiqenmq. Freitag, den 23. September 1904. vormittags 10 Uhr sollen im Versteigerungsraume des Königl. Amtsgerichts hier 620 Flaschen vcrsch. Rot- und Weißwein, 30 - - Likör, 40 - Cognac, 140 - Schaumwein und 1 Fas; süßer Wein meistbietend gegen Barzahlung versteigert werden. Leipzig, am 21. September 190t. Ter Clcrichtsvollzichcr des königl. Amtsgerichts. Freitag, den 23. September 1904, vormittags ll Uhr, soll in Leipzig Reudnitz ein großer Posten Notenmetalldrnck- Plattcn meistbietend gegen Barzahlung versteigert werden. Ein Verzeichnis der zu versteigernden Notenplatten liegt im Zimmer 21 des Königlichen Amtsgerichts aus. Bieter sammeln stch vormittags ^/«11 Udr in Seidels Restau ration, Rathausüraße 41. Ter tKcrichtsvollzieher beim Königl. Amtsgerichte. Versteigerung. Freitag, dcn 23. September 1904. vorn«. 11 Uhr sollen in L.-Kleinzschocher, Restaurant zum Ratskeller, 1 großes und 1 kleines Regal, 2 Ladentische, Schaufenster vorbau, 28 Obcrfensterslügel, 58 einfache Fensterflügel, sowie 1 Rutschbahn meistbietend gegen Barzahlung versteigert werden. Ter Gerichtsvollzieher des Kgl. Amtsgerichts Leipzig. Im Konkursverfahren über den Nachlaß deS Kaufmanns Hermann OSkar Rnhl, Inhabers einer Orchester-Ptano-Fabrik unter der Firma: Oskar Rnhl in Leipzig, soll mit Genehmigung des Konkursgerichts die Gchlußverteilung erfolgen. Tie Masse beträgt 1237 -Xi 16 -H. Die bevorrechtigten For derungen betragen 261 61 4, die nicht bevorrechtigten For derungen 23 007 71 Die Kosten des Verfahren- werden vorweg in Abzug gebracht. Leipzig, den 21. September 1904. RechtSanwalt vr. L»rl RUUer, Konkursverwalter. Manöver öer -o. Vivmon gegen markierten Feind. (am 20. September 1904.) Für das am 20. d. M. in der Gegend von Treuen statlgefniidei«eManöver der40.Infanterie-Division gegen markierten Feind bestand die allgemeine Kriegslage, das; ciiie rote Armee über Hof und Schleiz in Sachse» (Fein desland) eingerückt nnd bis zur Göltzsch vorgcdrungen ist. Eine blaue Armee wird ihr aus der Gegend von Chemnitz und Leipzig entgcgengefllhrt. Nach der besonderen Kriegslage für Blau (40. Division ) haben das blaue IV. und XII. Armeekorps äin 19. September mit Vortruppen die Linie Schönbrunn—Abhorn—Ludwigsburg erreicht und die gegenüberliegenden Höhen des linken Göltzsch-Ufers von starken feindlichen Kräften besetzt gefunden. Von dein init der Bahn von Leipzig über Altenburg vorge- führten XIX. Armeekorps Hai die 40. Infanterie- Division im Laufe des 19. und in der Nacht zum 20. ihre Ausschiffung bei Neumark bewirkt, eine gemischte Avant garde in Stärke von 2 Bataillonen, 2 Eskadrons und 2 Batterien nach Mplau vorgeschoben und mit den übrigen Teilen m Reichenbach, Oberreichenbach und Anger aufgeschlossen. Vortruppcn wurden von hier siid- lich Mylau, nach Rotschau, nach der schwarzen Tafel und dem Straßcnkrcnz nördlich Schneidenbach vorgeschoben. Tie bis 20. September, früh 5 Uhr vorliegenden Mel dungen besagen, das; feindliche Kavalleriepatrouillen bei Schncidenbach, und daß, die Göltzsch-Brücke bei Mühl wand nach Vertreibung eines feindlichen Kavallerie postens durch die Jäger zu Pferde der blauen Avantgarde besetzt worden fei. Bei Lohsa und Coschütz, östlich Elster- berg, wurden am 19. abends feindliche Infanterieposten festgcstellt. Ferner ging am 20. September, 5 Uhr morgens, beim Divisionskommandeur in Reichenbach ein Befehl des blauen Armee-Oberkommandos aus Pechtelsgrün ein, das; starke feindliche Kräfte im Vormarsch über Zeulen roda auf Elsterberg gemeldet sind. Die Armee wird so fort znm Angriff gegen den Feind bei Lengenfeld vor gehen; das XII. Armeekorps mit rechtem Flügel von Schönbrunn gegen die vordere Walkmühle. Die 40. Infanterie-Division sucht Anschluß an Xll. .uorps und unterstützt dieses im Angriff gegen den feindlichen linken Flügel, der bei Wolfspfütz festgcstellt ist. Nach der besonderen Kriegslage fiirRot (markierten Feind) hatte das rote I. und 11. Armeekorps am Mittag des 19. September die Göltzsch bei Rodewisch und Lengenfeld erreicht, die 4. In- fanterie-Diviston des letzteren war mit der Aufgabe auf Elsterberg abgezweigt, ein etwaiges Vordringen feind licher Kräfte über Reichenbach zu verhindern nnd die Uebergänge bei und nördlich Elsterberg für das am 20. mittags dort erwartete Hl. Armeekorps offen zu halten. Dem Kommandeur der 4. Division ging in der Nacht zum 20. von« roten Armee-Oberkommando ans Eich der Befehl zu, daß starke, über Kirchberg nnd Schneeberg vorgedrnngene feindliche blaue Kräfte mit ihren Vor truppen bei Ludwigsburg—Abhorn—Schönbrunn den Unsrigen gegcnüberstehen. In Reichenbach soll nach mittags feindliche Infanterie cingerückt sein, Mylau und Rotschan wurden abends vom Gegner besetzt gefunden. Tie rote Armee erwartet am 20. in ihrer Stellung bei Lengenfeld das Eintreffen des zu beschleunigtem An marsch veranlaßten III. Armeekorps. Die 4. Infanterie-Division beläßt zur Offcnhaltung der Uebergänge eine gemischte Brigade östlich Elsterberg und marschiert mit dem Rest derart zur Vereinigung mit der Armee ab, daß sie 9 Uhr vormittags zur Verfügung des Oberkommandos an der Goldenen Höhe südlich Pfaffengrün bereit steht. Tie rote 4. Infanterie-Division wurde — nach Abzug der östlich Elsterberg belassenen Truppen, 7 Bataillone Infanterie, 1 Zug Kavallerie, 6 Batterien stark — unter Befehl des Oberst Müller, Kommandeurs des 181. In fanterie-Regiments durch ll. Bataillon/133, Unteroffi zier-Schule, 1 Zug des Karabinier-Regiments, Stab, II. Abteilung, 5. nnd 6. Batterie Fcld-Artilleric-Negi- mcnts 68, unter Zuhülfenahme von Flaggen formiert und stand am 20. September, 8 Uhr 45 Min. vormittags am Eintritt der Kunststraße in den Wald westlich Pfaffen grün versammelt. Außer diesen Truppen des markierten Feindes wurde aus den, Karabinier-Regiment eine Kavallerie-Brigade unter Führung des Oberstleutnants Freiherrn v. Welck bei Eich formiert, mit dem Auftrage, ein Vordringen des Feindes über die Göltzsch bei Weißensand qegen den bei Wolfsschütz stehenden linken roten Armeeflügel bis zum Eintreffen der 4. Division bei Pfaffengrün zu verhindern. Am 20. September, 8 Uhr 45 Min. vormittcuzS, ging beim Führer der markierten 4. Infanterie-Division, Oberst Müller, westlich Pfaffengrün ein Befehl des roten Armee-Oberkommandos von der Höhe südwestlich Lengen- selb ein, daß starke feindliche Kräfte südlich Anger ge meldet sind: die blaue Armee wird hinter die Trieb z«*- rückgchen, linker Flügel über Treuen auf Altensalz— Neuensalz, Arriergarde dieses Flügels wird zunächst bei Treuen verbleiben. Tic 4. Infanterie-Division soll mit allen Kräften eine Bedrohung der linken Flanke und ein Vordringen ves Feindes gegen das untere Triebtal (Pöhl—Jocketa) ver hindern. Die Kavallerie-Brigads des Oberstleutnants Freiherrn v. Welck wird der P. Infanterie-Division unter stellt. Der Führer des markierten Feindes, Oberst Müller, ließ daraufhin seine Truppen zunächst eine Bereitschafts stellung westlich und südlich Pfaffengrün einnehmen, um ein Vordringen des Feindes gegen die linke Flanke der Hanptkräfte zu verhindern. Die 40. blaue Infanterie-Division trat am 20. Sep tember, 8 Uhr vormittags, unter Zurücklassung der An fangs erwähnten Ava-tgarde bei Mylau zur Deckung der weiteren Eiscnbahnausiadnngen der 24. Division — mit einer ncuformierten Avantgarde vom Straßenkreuz I Kilo- meter nördlich Schneidenbach aufbrechend — den Vor marsch über Schncidenbach—Weißensand an, um nach Ueberschreitung des Göltzsch-Abschnittes den bei Wolfs pfütz gemeldeten linken Flügel des Feindes anzugreifen. 8 Uhr 45 Min. vormittags näherte sich die Avant garde der 40. Division Klein - Weißensand, als sie starkes Feuer von dem Nordausgange Weißensand erhielt. Der Ucbergang über die Göltzsch war vom Feinde gesperrt nnd besetzt. — Es war dies die aus dem Karabinier-Regi- ment gebildete rote Kavallerie-Brigade, welche im Fuß gefecht dem Feinde den Uebe-gang über die Göltzsch ver wehrte. Nach einiger Ze-, gelang es jedoch der In fanterie der Avantgarde eer blauen 40. Division, den Feind zurückzuwerfcn und den Ucbergang bei Weißensand zu nehmen. Die rote Kavallerie-Brigade zog sich aus Obcr-Buchwald zurück. Zu dieser Zeit ging beim Kommandeur der 40. Divi sion, Ercelicnz Basse, ein Befehl des blauen Arniec-Ober- kommandoS ans Waldkirchen ein, daß der Feind von Wolfspfütz nnd Lengenfeld zurückgegangen sei; die blaue Armee folgt mit dem rechten Flügel auf Treuen. Die 40. Infanterie-Division soll unter Deckung der rechten Flanke gegen Elsterberg mit allen Kräften eine Vereini gung des zurückgehendcn Gegners mit den im Anmarsch ans Elsterberg gemeldeten Kräften verhindern. — Dieser Befehl wurde durch eine von der Korps-Telegraphen-Ab- teilnng hergestelltc Leitung übermittelt. — Aus diesen abgeänderten Befehl hin entschloß sich der Kommandeur der 40. Division, mit seiner Division in südlicher Richtung abzubicgcn, umso mehr, als er gleichzeitig Meldung von seiner voraus befindlichen Kavallerie über die Anwesen- hcit stärkerer feindlicher Kräfte bei Psaffengrün erhielt. Oberst Müller, der Führer des bei Pmffengrün stehen den markierten Feindes, hatte ebenfalls Meldung über den Vormarsch der 40. Division über Weißensand er halten nnd gab gegen 10 Uhr vormittags den Befehl zur Besetzung der Verteidigungsstellung, und zwar mit der Infanterie an der Straße Goldene Höhe—Bnchwald, unter Besetzung des Ostrandes von Pfaffengrün: Artillerie auf der Höhe westlich Pfaffengrün. Der Kommandeur der 40. Division entschloß sich, diese Stellung von Rot anzngreifcn, und zwar soll sich hierzu die 88. Infanterie-Brigade über die Pöhl-Berge nord- westlich Hartmannsgrün, die 89. über Hartniannsgrün entwickeln: 40. Feld-Artillerie-Brigade soll auf Höhe 466 nördlich Kartmannsgrün in Stcllung gehen. 10 Uhr 15 Min. vormittags eröffneten die roten 6 Batterien das Feuer gegen die auf Höbe 466 auffahren den 10 Batterien der 40. Fcld-Artillerie-Briqade: bald darauf begann auch der Infanteriekampf zwischen dcn an der Ehausscc Pfaffengrün—Ober - Buchwald liegenden roten Schützen und der über Pöhl-Berge und Hart mannsgrün vorgehcnden feindlichen Brigade. Es ent spann sich nun ein heftiger Kampf, in dessen Verlauf es zunächst der 89. Infanterie-Brigade gelang, über Hart mannsgrün und östlich gegen Pfgffengriin vordringend, Leuiiieton. Russische Zustände. Von einem Leipziger. »i'dn:i->i»wai>r»», «m -encmver l'XU. „Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten' könnte man auch Rußland nennen Freilich nicht nn Sinne des Fortschrittes, sondern der kulturellen Stagnation. Tas; in Rußland alles möglich ist, beweist der Verlaus oes russisch-japanischen Krieges. Er, der Friedenszar. wollte init der einen Hand bis ans Gelbe Meer alles cinsireichen und in der andern doch die Fricdcnssxalnie schwingen, er hielt es für möglich, Japan mit den Worten: „Ich will keinen Krieg — daher gibt es auch keinen Krieg" zur Ans. gäbe seiner vitalsten Interessen zu zwingen. Expanjions- oolitiker und Fricdcnssürst — diese beiden Antipoden lennzeichncn so recht die Zerfahrenheit des jetzigen rnjsi- schen Regimes. Dieser Dualismus zeigt sich auf allen Gebieten. Tas Bild, wie der Zar in kriegerischer Rüstung zu Roß seine Regimenter vor dem Abmarsch abrcitet und im rechten Arm dabei ein großes Hciligenbilü tstilt, mit dein er die Truppen segnet, ist auch in Deutschland bekannt — wie sich da zwei Weltanschauungen gegenseitig ins Gesicht schlagen, scheint in Rußland niemanden« znm Bewußt sein zu kommen. Wir begegnen ähnlichem Zwiespalt in Rußland auf allen Straßen: die Kirche hat allmächtige Gewalt — das fortwährende Bekreuzigen der Passanten wirkt oft ge- radezu widerwärtig — dabei genießt aber der Diener aiescr Kirche, die dämonisch die armseligen Kövfc be herrscht, nicht da? geringste Ansehen. In den unmög lichsten Räumen findet man in der oberen Zimnierecke das obligate Heiligenbild, das hierdurch gezwungen wird, oft recht «inheilige Vorgänge zu schauen. Es ist eben alles iu Rußland zum gedankenlown Schema und Dogma erstarrt — das will aber nicht sagen, daß man nun in der Ausübung aller Vorschriften, Gesetze und Gewohnten keinen Unterschied der Person kennte. Wir beobachteten kürzlich beim Passieren der russischen Grenze zwei Vorgänge bei der Gelffickrevinou. Ein an scheinend vermögendes russisches Ehepaar hatte emc Un meng« Gepäckstücke vor stch cmfgestapelt, mtt unglaub licher L>uada machte die Dame dem Beamte» tlar, daß die offensichtlich neuen Kleider und Wäschestücke getragen feien, Silbcrjervice, geschliffene Gläser — kurz alles diente „zu persönlichen« Gebrauche" und binnen zwei Minuten war das ganze Gepäck „zollfrei" nnd fast ohne kontrolliert zu tverden, mit der Kontrollmarke beklebt. Dicht dabei stand eine armselige russische Frau mit einem kleinen Kind ans dein Arme. Ihr rohrgeflochtcner großer Neisetorb wurde gänzlich ausgcpackt, jedes Wäsche stück auseinandcrgerissen und in hohen Haufen auf dem aufgeklappten Teckel des Korbes aufgestapelt. Als sich bis zum Grunde nichts Zollpflichtiges vorsand, klappte der Beamte den Teckel mit den zusammengeworfenen Wäsche- und Kleidungsstücke«« einfach zu und stopfte die widcrspänstigc Masse mit kräftigen Fauststößen wieder in den Korb hinein. Diese Handhabungen gesetzlicher Vor schriften sind genau so willkürlich, wie oft die Paßrevisio nen und Visierungen. Dabei kann cs einem passieren, daß i«« Städten von nahezu 100 000 Einwohnern auf dem Paßbnreau kein Beamter eine Ahnung davon hat, was nötig ist, damit man unbehelligt das heilige russische Reich wieder verlassen kann. Wir kommen znm Beispiel in Nishnij-Nowgorod auf das Polizcianit, um wegen einer zweifelhaften Frage, unsere«« Paß betreffend, uns zu informieren. Kein Mensch hat auf den« städtiscifen „Paßburcau" eine Ahnung und weist uns an das des Jahrmarktes. Dort angelangr wird uns ein Beamter gezeigt, dessen Ressort die Paß- Visierung für Ausländer sei. Wir warten und ivarten, weil der Beamte, mit einen« mystischen Holzlästchen eifrig beschäftigt, uns einfach nicht beachtet. Endlich geht ein Leuchten über sein Gestcht — er „kopiert" gerade eine „Iahrmarktsaufnahme" und zeigt uns schließlich lentselia den nahezu vollendeten Abzug. Wir bedeuten ihm, daß wir zwar sein photographisches Talent hochschätzcn, jedoch wegen anderweitiger Verpflichtungen wie auf Kohlen säßen, und erfahren nun, daß auch dieser Beamte keine Ahnung hat — cr meint, wir sollten uns an das städtische Paßbnreau wenden, wo wir ebci« Herkommen. Nun be treten wir den letzten Weg — znm Gouverneur — der Herr Sekretär hat es sehr eilig, erklärt nach Durchsicht unseres Passes, ob dieser so zur Ausreise genüge, wisse er nicht, wir sollten aber „mtt Gott" fahrenI Das war die letzte Instanz und wir fuhren ab — „mit Gott" — aber doch etwas unsicher, ob dieses „Visum" uns an der Grenze genüge. Apathie und Interesselosigkeit kenn zeichnet so das russische Volk ans allen Gebieten — erst «venu kirchliches Brimborium und Schnaps auf seine Phantasie wirken, wird der Russe lebendig. Bis dahin geht er dumpf seines Weges niit einen« GesichtSausdruck, der einem seelisch nicderzieht — diese Mienen können sich nie zn einem Lächeln oder gar glücklichen Lachen auf heitern. Selbst die Geburt des Zarensohnes ging nahezu spurlos an der Bevölkerung vorüber, so lange es sich nur um das „Faktum" handelte — ein paar wehende Fahnen, das war alles. Als dann aber die Taufe mit ihrem kirchlichen Pomp nnd dcn „Wotka"-feuchten Freudenfesten kam, da wurde cs lebendig. Man braucht durchaus nicht Abstinenzler zu sein, um zu erkennen, daß für die Demoralisation, die in allen russischen Kreisen auffällt, neben der unwürdigen Weiberwirtschaft der Alkohol eine schwere Verant wortung trägt. Ter feingebildete Russe trinkt Sekt und Cognac, der Bauer und Arbeiter Schnaps in Massen. Der Schnaps im Bündnisse mit der grenzen losen Korruption, die die Bevölkerung mit derselben Gleichmut als ein nicht auszurottendes Uebel erträgt, wie das Ungeziefer, das selbst die beste«« Hotels Heim sucht, haben die verzweifelte Lage geschaffen, in der sich Rußlano jetzt befindet. Man gibt sich dort über das, was die Zukunft bringen wird, keinen Illusionen hin; wir hörten hundertmal sagen: Es kann gar nicht besser kommen, denn wir sind so gut wie gar nicht gerüstet und wo alle die verwilligtert Millionen für die Artillerie, die jetzt am nötigsten wäre, hingekommen sind, darüber können de Großfürsten vielleicht Auskunft geben — wir wissen es nicht. Bei dieser Deronte ist cs noch be- nnmdernswert, welche finanzielle Kraft und Betriebsam- keit im Leinde herrscht. Die Nishnijer Messe war zwar ruhiger und säiwächer besucht wie sonst, aber die all gemeinen Geschäfte durchaus nicht schlecht. Nur Massen- artikcl, für deren Transport cs an Beförderungsmitteln fehlte, waren in schlimmer Situation. Dagegen haben die Truppen viel Geld in Sibirien gelassen, wo eine große Abundanz an Kapital vorhanden ist. Auch die Befürchtung, daß der Rnbelknrs Erschütterungen er leide«« könnte, wird für die nächste Zukunft als gänzlich überflüssig bezeichnet. Man erwartet nichts GuteS vom Erfolge der russischen Waffen, bevor nicht ganz andere Menschen massen noch nach dem ferne«« Osten befördert werden konnten. Tann hofft man, daß di« Masse den Sieg er ringen wird, denn der Russe ist zwar schlecht diszipliniert und kein feuriger Draufgänger, aber er schiebt sich in seiner stumpfen, von einer Art Kismet-Bewußtsein er füllten Gleichgültigkeit vorwärts wie eine eherne Mauer — das hat er irr traurigem Sinne vor Jahren auf dem Chodinskifeldc bewiesen, das wird — so hofft man — seine Tugend im weiteren Verlaufe des Krieges sein. Darüber, daß dieser Krieg Jahre dauern kann, herrscht bei der ungeheuren Schwierigkeit nnd Weitläufigkeit des Schauplatzes, bei der fanatischen Tüchtigkeit der Japaner kein Zweifel — das letzte Wort in diesem Kriege werden voraussichtlich die Kapitalien zu sprechen haben, nnd die dürften sich in Rußland nicht so leicht er schöpfen. Wenn dann der Krieg — wie es auch jeder andere Europäer wünschen muß — zu Rußlands Gunsten entschieden ist — dann freilich kommen vielleicht noch schwerere Zeiten für Rußland. Es gärt schon allerorten und selbst der stumpfsinnige Mnschik beginnt wider dcn Stachel zu löken. Viele werden ja nicht hcimkehrcn von den blutgetränkten Schlachtfeldern Koreas und der Mantschurei, der größte Teil des überlebenden Restes wird zermürbt und ent nervt sein, aber der Bazillus der Erkenntnis, wie traurig die Masse, in geistiger und körperlicher Sklaverei gehalten, um ihre besten Güter seit Menschenalter be trogen worden ist, wird von diesen heimkehrenden Duldern heimgeschleppt werden, er wird sich epidemisch überall verbreiten und die Zustände in Rußland werden auf einem Siedepunkte angclangen, wo eine Explosion unausbleiblich ist. Schleunige Reorganisation von oben, eine Verfassung und Abschaffung des korrupten Beamtentums könnten vielleicht die drohende Revolution im Keime ersticken — wenn es nicht schon zu spät ist. Jedenfalls zeigt sich auch hier wieder die fortschritt liche, ansgleichende Gerechtigkeit der Weltgeschichte: das kulturlose Rußland wird voraussichtlich durch seinen Verzweistungskampf mit dem mcteorgleich in die Reihe der civilisicrten Nationen getretenen, von ihm noch für „halbwild" gehaltene«« Japan in dcn Besitz der Kultur koinnicn, auf die e? nach seiner geographischen Lage und nach menschlicher Logik schon seit Jahrhunderten An spruch gehabt bat, die ihm aber von seinen wenigen kultivierten Bewohnern geflissentlich vorenthalten worden ist.
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