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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.09.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-09-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040922018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904092201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904092201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-09
- Tag1904-09-22
- Monat1904-09
- Jahr1904
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dem Verteidiger schwere Verluste beizubrinqen: die rote Artillerie hatte ebenfalls durch die um 4 Batterien über legene 40. Artillerie-Brigade starke Verluste erlitten. Die rote Kavallerie-Brigade hatte sich jedoch in zwischen von Ober-Buchwald gedeckt hinter der Goldenen Höhe westlich Pfaffengrün nach dem rechten Flügel von Not gezogen und traf daselbst gerade ein, als der linke Flügel der 89. Brigade gegen 11 Uhr 25 Min. vormittags vom Südende Hartmannsgrün aus gegen den rechten Flügel von Rot siegreich vordrang. Durch eine Attacke der roten Kavallerie-Brigade kam das Vorgehen deS linken blauen Flügels aus kurze Zeit zum Stehen. Von der 40. Feld-Artillerie-Brigade hatte Regi ment 68, um die Einbruchsstelle der 89. Infanterie- Brigade besser unter Heuer nehmen zu können, einen Stellungswechsel nach der Höhe östlich Hartmannsgrün vorgenommen. Während dieser Zeit hatte sich jedoch auch die 88. In fanterie-Brigade von den Pöhl - Bergen her gegen Nord rand Pfaffengrün und die Chaussee nördlich davon voll entwickelt. Ein Bataillon drang in Psaffengrün ein. Als nun auch Teile der 89. Infanterie-Brigade bis in Höhe von Psaffengrün gelangten und im Verein mit den« genannten Bataillon der 88. Infanterie-Brigade gegen die an der Chaussee liegenden Schüben einschwenkten, war die Stellung von Rot nicht mehr zu halten. 12 Uhr 20 Min. vormittags erfolgte das Signal das „Ganze halt", und bald darauf das Signal „Einrücken". Die Truppen marschierten sofort zu den Einladestellen und Quartieren ab, um den Rücktransv-rt, bez. Ma i- 'ck den Garnisonen anzutreten. Anschließend an die Uebung, fand eine Besprechung derselben durch Seine Excellenz den kommandierenden General statt. Hur Zachre«. * Dresden, 2l. September. — Der Protektor der Jubiläums-Obstausstellung des Bezirks-Lbsrbauveceins „Oberes Elbtal" Kronprinz Friedrich August hat für die Ausstellung einen prachtvollen Ehrenpreis für die Aufgabe l des Pro gramms (für 21 Sorten Aepfel von Hoch- und Halb- stänrmen aus dem Normalsortiment des Vereins) ge stiftet. Außerdem hat der Kronprinz sein Er scheinen bei der feierlichen Eröffnung der Ausstellung am 30. September mittags 12 Uhr in Aussicht gestellt. 6" Für den Hergerschen Nachlaß, der in Höhe von 66 000 von der Stadt verwaltet wird und für den Erben gesucht wurden, haben sich aus der Lockwitzer Gegend einige Personen gemeldet, die behaupten, Nach- kommen bezw. Anverwandte des Erblassers zu sein. Sie haben ihre Ansprüche bei dem Rate zu Dresden bereits geltend gemacht. — Auch in den hiesigen Ziegeleien macht sich die E i n - srellung der Elbschiffahrt recht empfindlich bemerkbar. Obwohl genügend Aufträge, besonders nach auswärts, vorliegen, so ist es doch nicht möglich, die Ziegel zu befördern. Einige Ziegeleien müssen infolge Lessen in den nächsten Tagen ihren Betrieb einstellen resp. einschränken. * * Tolkewitz, 21. September. Die Jubiläums- Ausstellung dhs Bezirks-Ob st bauvcr- c i n s O b e r e s E l b t a l, die hier vom 30. Septemöer bis 4. Oktober abgcl)alten wird, dürfte, wie aus den zahl- reichen Anmeldungen hervorgeht, sehr zahlreich beschickt lverden. Für die Lbstkonsumenten wird die Ausstellung von besonderer Bedeutung sein, da hier Gelegenheit ge boten ist, mit dem Obstzüchtcr direkt zusammcnzukommen. T-er Vorteil ist ein doppelter, für den Obstkonsumenten ein billigerer Preis, für den Produzenten bei guter Liefe- ruug die dauernde Verbindung, bei welcher etwaige Wünsche Berücksichtigung finden können. * Kittlitz, 20. September. Unter Zustimmung der Kollaturherrschaft wurde vom Kirchenvorstand der bis herige Hülfsgeistliche in Großpostwitz, Herr Wilh. N owq, einstimmig zum Diakonusan hiesiger Kirche erwählt. * Grimma, 21. September. Gestern feierte hier der Privatmann, frühere Seilermcister Herr Ernst Eduard Schmidt sein 60jährigesBürgcrjubiläum. — Bisher sind alle Nachforschungen nach dem verschwun denen zweiten Direktor der hiesigen Vereinsbank, Carl Hilbig, erfolglos geblieben. m. Waldheim, 21. September. In einem Steinbruchc an der Krrebethaler Straße werden zur Zeit umfangreiche Fclssprengungen vorgenommen. Hierbei hatte gestern einer der gelegten Sprengschüsse versagt, eplvdierte aber später und verletzte zwei Arbeiter im Gesicht und an beiden Aussen derart, daß sich ihre Ueberführung in die Augenklinik nach Leipzig notwendig machte. Ein dritter Arbeiter erlitt eine Fleischverletzung am Unter schenkel. Leisnig, 21. September. Am hiesigen Bis- marck-Denkmal wurde aus Anlaß des Todes von Fürst Herbert Bismarck von Verehrern ein Eichen- kranz mit schwarzer Trauerschleife niedergelegt. Die Blätter zum Kranze sind von drei hier in einem Koni ferenpark gedeihenden „Bismarckeichen" aus dem Sachsenwalde in Friedrichsrub entnommen. Meißen, 21. September. Herr Lberstudienrat Professor vr. Peter gedenkt mit Ende des kommenden Winterhalbjahres in den Ruhestand zu treten. 1837 in Meiningen geboren, begann er seine Lehrtätig keit 1860 als ordentlicher Lehrer am Gymnasium in Posen, 1866 als Oberlehrer am Friedrichs-Gymnasium in Frankfurt a. O., 1871 als Professor an die Fürsten schule St. Afra berufen, übernahm er deren Leitung im Jahre 1874. m. Meißen, 21. September. Der Leiter des Baues unserer Lutherkirche, Herr Architekt und Baumeister Adalbert Erlebach, wurde zum Lehrer an der Bauschule in Roßwein gewählt. r. Frohburg, 21. September. Dem zwölfjährigen Schulmädchen Martha Lauckner gelang es, ein Töchterchen des Cigarrenfabrikanten Müller vom Tode des Ertrinkens in der Wyhra zu retten. r. Rochlitz, 21. September. Die Enthüllung des Mathe siusdenkmals wird bestimmt am Reformationstage erfolgen. Gestern wurde der 1,95 Meter hohe Sockelstein ausgerichtet. Auf diesem Steine wird Ende Oktober die in Kupfer getriebene Büste des Mathesius befestigt werden. * Chemnitz, 21. September. Prof. vr. Pabst, Konrektor des hiesigen Realgymnasiums, geboren 1833 in Arnstadt, tritt mit Schluß dieses Semesters in den Ruhestand. — Theaterdirektor Steingötter in Brandenburg, früher Mitglied des Zwickauer Stadt- theaters, übernimmt im nächsten Jahre die Leitung des hiesigen Lhaliatheaters. — Wie statistisch nachgewiesen wird, herrscht die größte Säuglingssterblich keit im Deutschen Reiche in den Industrie- dörfern der Amtshauptmannschaf t Chemnitz. Am schlimmsten ist es da, wo die Haus- industrie herrscht. Die geringste Sterblichkeit der Kinder unter einem Jahre ist in der Gemeinde Reichenbrand mit 14 Prozent zu verzeichnen, der Niederzwönitz mit 52 Pro zent gegenübersteht. t. Crimmitschau, 21. September. Mit der Verord- nung des Königl. Ministeriums des Innern an die Gewcrbckammer Plauen, „die Frage des Bedürf nisses nach einem Dreimarkstück einer Prüfung zu unterziehen", beschäftigte sich in seiner letzten Sitzung der hiesige „G ew e r b e v e r e i n". Der Verein be dauert die Einziehung der Taler und wünscht, wenn Dreimarkstücke nicht geprägt werden, daß die weitere Neuprägung von Fünfmarkstücken unterbleibt und da für aber die Zweimarkstücke in größerer Menge zur Ausprägung gelangen. * Thum, 21. September. In der letzten gemein schaftlichen Sitzung beider städtischen Kollegien hat, nachdem Herr Bürgermeister Müller die Grundzüge der zu errichtenden Landespensionskasse mitgeteilt und er läutert hatte und über den Nutzen der genannten Kasse für die Gemeinden selbst und für die Beamten ge- sprachen hatte, der Stadtrat und die Stadtverordneten einstimmig sich für die Errichtung einer Lan de s p e n s i o n s k a s.s e im Wege der Gesetzgebung prinzipiell einverstanden erklärt. r. Glauchau, 21. September. Der hiesige Gewerbe verein hat die Gründung einer Handwerksgenos senschaft ins Auge gefaßt. Sein Vorsteher, Apo theker Brok, wird auf dem am 2. Oktober in Lichtenstein stattfindendcn Gauverbandstage der erzgebirgischen Ge werbevereine über jene Frage einen Vortrag halten. f Plauen i. V., 21. September. Durch die rege Bau tätigkeit, die in letzter Zeit hier geherrscht hat und noch herrscht, kann die Wohnungsnot als voll ständig gehoben angsehen werden. Tas Leer stehen von Wohnungen in den äußeren Stadtteilen und das überwiegende Angebot haben stellenweise bereits ein . Zurllckgehen der Wohnungsmiete zur Folge gehabt. — Der heute vom Landwirtschaftlichen Kreisvercin im Vogtlande hier abgehaltene Zuchtviehmarkt hatte leider nur einen geringen Zutrieb oufzuweisen. Der gleichzeitig abgehaltene Vieh markt war ebenfalls schwach beschickt. M; Zscdrrrrr Umgebung. »- Halle a. S., 21. September. Heute morgen wurde auf dem Noßplatze im Beisein von Mitgliedern Les Magi- strats und des Stadtverordneten-Kollegiums der Feuer kommission die Patent-Drehleiter mit Kohlen säure-Antrieb der Firma Justus Christian Braun A.-G. Nürnberg probiert. Das Ergebnis war befriedigend. Fachkundige sprachen sich recht lobend darüber aus. Halle a. S., 21. September. In unserer Stadt ist die Bautätigkeit in diesem Jahre noch reger als im Jahre 1903 gewesen. Es wurden in diesem Jahre 77H Baukonsense gegen 655 im Vorjahre erteilt. — Der der hiesigen st äd tischen Sparka sse gelangten in der Zeit vom 15. August bis 14. September d. I. 1 079 069,24 gegen 865 383,71 im Vorjahre zur Einzahlung. Zur Auszahlung kamen in demselben Zeit raum 956 880,76 gegen 816 992,99 im Jahre 1903. — Tas st ä d t i s ch e M u s e u m in der alten Veste M o r i tz b u r g ist so weit fertig gestellt, daß es in Kürze seiner Bestimmung übergeben werden wird. * Herzberg, 21. September. Allgemein beklagt wird hier der Rückgang desHopfenbaues in unserer Gegend, einst eine Quelle des Wohlstandes. Nur hier und da begegnet man noch einer kleinen Pflanzung. Die merkwürdigerweise schlechten Preise der letzten Jahre haben den Anbau nicht mehr lohnend gestaltet. In diesem Jahre ist die Ernte übrigens wieder ziemlich gut ausgefallen. s- Delitzsch, 21. September. In der gestrigen Sitzung des Comitäs für den Bau einer Eisenbah n von hier nach Schkeuditz ist beschlossen worden, die Aus führung des Bahnbaues beim Ministerium für öffentliche Arbeiten auf Staatskosten zu beantragen. Die unentgelt liche Hergabc von Grund und Boden ist dabei Vor bedingung. Die hierbei in Frage kommenden Gemeinden sollen deswegen angegangen werden. Aupitz, 21. September. Einen schweren Iaadunfall hat der Gastwirt Pflocksch von hier erlitten. Gelegentlich einer Rebhuhnjagd, an der sich 5 Herren beteiligten, wurde ihm durch einen Fehlschuß ein Auge ausgeschossen. Der Ge troffene begab sich sofort nach Halle in die Klinik, in der festgestellt wurde, daß nicht nur ein Auge vollständig ver loren, sondern auch das zweite stark in Mitleidenschaft ge zogen ist. Wer den verhängnisvollen Schuß abgegeben hat, konnte nicht ermittelt werden, da mehrere Jäger gleichzeitig geschossen haben. viickmtircb. *Gocthe'S sämtlicheWerte. Jubiläumsausgabe in 40 Bän den. Bd. 25: Dichtung und Wahrheit. IV. Teil. Bd. 31: Benvenuto Cellini. l. Teil. Bd. 34: Schriften zur Kunst. II. Teil. Bd. 35: Schriften zur Kunst. III. Teil Verlag der I. G. Cottaschen Buchhandlung in Stuttgart. Äoerhe trat im Jahre 1806 in Beziehungen zu dem Colta schen Verlag und zur Erinnerung hieran soll die hier angezeigte Jubiläumsausgabe seiner sämtlichen Schriften 1906 in 40 Bän den fertig sein. An der Spitze der Herausgeber steht Eduard von der Hallen, der beste Kenner der Goethcychen Briefe, unter seinen Mitarbeitern befinden sich Geiger, von Dettingen, Köster, Muncker, Meyer u. v. a. Die in Rede stehende Ausgabe bringt das Bedeutendste der letzten Forschungen und stützt sich auf die Ausgabe letzter Hand. Lin eigentlich textkritsicher Apparat ist nicht bcigegcben, ebenso fehlen literarische Belege und Nach. Weisungen, dafür aber beabsichtigen Einleitungen und Anmer- kungcn am Schlüsse eines jeden Bandes, „dem Leser zum tie feren Verständnisse auch der Einzelheiten förderlich zu sein," Daß red- und schreiblustrgcn Gloßatoren hiermit eine Schranke gezogen ist, finden wir höchst lobenswert und finden es auch durchaus gerechtfertigt, daß aus Goethes Nachlaß nur das in künstlerischer und wissenschaftlicher Beziehung wirklich Bedeu tende zum Abdruck gelangt. Die in Rede stehende Ausgabe ist auch iu typographisct)er Hinsicht ein Meisterwerk und in Wahr heit der Gelegenheit eines Jubiläums würdig. Der 25. Band bringt den vierten (Schluß«) Teil von Dichtung und Wahrheit, der, freilich nicht auf der gleichen Höhe der anderen Teile befindlich, die Lebensgeschichtc beendet, und die ersten zehn Monate des Jahres 1775 umfaßt. Tie fünf Bücher (16—20) schildern die Annäherung an Ltli, den Brautstand, die Schweizcrrcise als einen Versuch der Befreiung, die wirk- lick-e Lockerung des Verhältnisses und schließlich die „Flucht aus Lilis Park" . Den Anhang des, von Rich. M. Meyer edier ten Bandes, bilden Schweizer Briefe und biographische Einzel- heilen. Goethes ausgezeichneten Sprachsinn wiederholt zu bc. wundern gibt Bd. 31 Gelegenheit, der den ersten Teil der Bio graphie des Benvenuto Cellini enthält. Der „Cellini' ist die erste und bis heute auch einzige deutsche Uebersetzuug der Selbstbiographie dieses Florentiner Meisters geblieben, mir dessen Perscus-Statuc Goethe in der Loggia de'Lanzi 1786 zuerst Bekanntschaft machte, auf dessen Biographie er aber erst fünf Jahre später in Weimar durch den Engländer Gore hin- gewiesen wurde. Die Bände 34 und 35 führen uns in die geistige Werkstätte des KunstästhctikerS Goethe und bringen den 2. und 3. Teil der „S ch r i f t e n z u r K u n st" aus den Jah ren 1805 bis 1829. Den 34. Band füllen die zwei großen Ab handlungen über Winckelmann, den Begründer der neuen Kunstwissenschaft, und Philipp Hackert, der zur Zeit von Goethes Aufenthalt in Nom (1787) einen fast europäischen Ruf als Landschaftsmaler genoß, sowie Goethes Uebersctzung des Tiderorscken Werkes „Rämmaus Neffe", dessen beide Essays über die Malerei Goethe schon früher verdeutscht hatte. Den dritten Teil der Kunstschriften (der Werke 35 Bands bilden 35 kürzere Abhandlungen und Betrachtungen, die sich mit Aus nahme von zweien (Ruysdael als Dichter und Rembrandt der Denker) ausschließlich mit Werken der bildenden Kunst alter und neuer Zeit beschäftigen. Die letztegnannten drei Bände der Jubiläums-Ausgabc haben Wolfgang von Oettingen zum Herausgeber. O. 8. * Tie schönen Herbsttage. Roman. Von Elisabeth Siewert. Richard Taendlers Verlag in Berlin. Marie Dievking, die schöne junge Gutsherrin von Lubkowitz in Untcrfchlcsien, nimmt keinen Anstoß daran, sich über die Vorurteile der Gesellschaft hinwegzusehen und den um ihre Gunst werbenden Herrn von Holle als Förster auf ihrem Gurc anzustellen. Herr von Holle ist anfangs nur ein bereckmcnder Mitgiftjägcr, aber bald wird er von heißer sinnlicher Leiden, schäft für Marie ergriffen. Da er ihr mir brutaler Sieges gewißheit gegenübertritt, so sträubt sich ihr weibliches Unab ¬ hängigkeitsgefühl längere Zeit gegen den Ansturm ihrer Sinne, denen der rücksichtslos auf sein Ziel lossteuernd« Ptonrr im. poniert. Schon wähnen wir ihn den sieg davontragen zu sehen, da entschließt srch Marie, ihre Verwandten in Berlin kennen zu lernen und begegnet bei ihrem Vetter Wald Deoerm dem Privatlehrer Winrich Gaisow, der sofort den tiefsten seelischen Eindruck auf sie macht. Sie ist sich bald darüber klar, daß nur Winrich ihrem Leben, das bisher von sehr prosaischen Realitäten auSgefüllt war, einen höheren ideellen Wen geben kann, und zögert keinen Augenblick, ihn mit ihren Verwandten für den Herbst nach Lubkowitz einzuladen. Es währt nicht lange, so kommt es zwischen dem philosophischen Winrich und der ihn vergötternden Marie zur Aussprache. Aber Winrichs Neigung ist kcinesivegS so tief und hingebungs voll wie Mariens Liebe. Er will stch selber erst klar werden über den Zustand seines Herzens und sich ernsthaft prüfen, ob er Marien alles sein kann — darum verläßt er sie, ohne sich mir ihr zu verloben und kehrr nach Berlin zurück. Hier aber erkrankt er plötzlich am Typhus und stirbt. Marie betrauert den Verlust anfangs tief und sucht in daS Geistesleben des Verstorbenen einzudringen, indem sie seine Bücher studiert. Aber bald gewinnt das Leben mit seinen realistischen An forderungen wieder die Oberhand. Ihre Verwandten suchen sie davon zu überzeugen, daß Winrichs spekulative Geistesart von ihrer gesunden Wirklichkeirsnatur durch eine tiefe Kluft getrennt gewesen und daß sie an seiner Seite unglücklich ge worden wäre. Der neue Frühling bringt den vollstäiroigen Umschlag ihrer Gefühle, sie selbst tut den ersten Schritt auf den vergrämten Holle zu, mit dem sie früher ihr launisches Spiel getrieben und beide werden in Zukunft in rüstigem Schassen und Wirken Lubkowitz bewirtschaften, ein von der Narur für ein ander geschaffenes Paar. Aus dieser knappen Inhaltsangabe wird der Leser ersehen, daß die Verfasserin eS vermieden hat, die Entwickelung, die sic verheißungsvoll angebahnt, nach dem Gesetze künstlerycher Notwendigkeit zu Ende zu führen. Nach dem sie die beiden Männer, den Idealisten Winrich und den Wirklichkeitsmenschen von Holle miteinairder kontrastiert und ein tiesergreifender Konflikt in Marien- Herzen unauSbleib lich geworden war, durfte sic nicht plötzlich Winrich vom Schau platze abtrctcn lassen und in ihrer künstlerischen Verlegenheit den Tod zu Hülfe rufen. Ter Leser hätte Zeuge davon werd.n müssen, wie Winrich und Marie sich darüber klar wurden, daß sie im innersten Grunde ihres Wesens doch zu verschiedenartig waren, um für einander zu passen. Nur in einem Falle wäre der Tod Winrichs gerechtfertigt gewesen; nur dann, wenn er als innere Notwendigkeit erschienen wäre. Etwa so, daß dc: Idealist Winrich ein Opfer seines (dann ärztlichen) Berufe: geworden wäre, indem er sein Leben im Dienste der TvphuS kranken durch Ansteckung eingebützt Härte. Aber davon ist nicvt die Rede. Man denke nch diesen Roman als Drama und die ganze Unmöglichkeit der unkünstlerisch abgebrochenen Entwicke lung tritt sofort zu Tage. Dies soll uns indessen nicht abha.len, die zahlreichen Vorzüge der Schreibweise Elisabeth Siewerts anzucrkenncn. Die Verfasserin zeichnet sich aus durch scharse Beobachtung gesellschaftlicher Typen und ricfes Naturgcfühl. Sie ist offenbar heimisch auf dem Boden, den sie sckiildert, und ihre Gestalten hängen ursländig mit ihm zusammen. Ihre Schreibweise ist keck, sorglos hingeworfen und launisch, dock reich an treffenden Ausdrücken und Bemerkungen. Ich er. innere nur an den Pfarrer, von dem es mir kostbarem Humor heißt: Manchmal überkam ihn in diesem Zustand des trägen Wohlbehagens ein aufwühlendes Fragen und eine Art Ver zweiflung über sich selber. Er schob diese Erregung gern auf sein körperliches Befinden und beschloß dann, sich einen prieß- nitzschcn Umschla g zu machen. So ging es wieder eine Weile weiter. Von den Charakteren sind ihr Marie und Tann Ramin am besten gelungen. Nur setzt sich Marie ohne Not zu oft über die Gebote der Sitte hinweg. So erscheint es uns überflüssig, daß sie nach kurzer Bekanntschaft Winrich in seinem Junggcscllenheim aufsucht und sich zweideutigen Nachreden aus. ,etzt. Eine schriftliche Einladung, sic mit Lederins auf Lub kowitz zu besuchen, würde dieselben Dienste getan haben. Der robuste v. Holle ist im allgemeinen treffend geschildert, gebärdet sich aber, als Marie ihn abgewicsen, im Gegensatz zu seiner anfänglichen Siegesgcwrßheit zu fassungs- und würdelos. Dem wortkargen und tteftmnigen Winrich gegenüber nimmt die Ver fasserin ungefähr dieselbe Stellung ein wie Marie. Es gelingt ihr nicht, in dis Tiefen seiner geistigen Bedeutung cinzudringen, sic hängt an dieser Gestalt mit kritikloser Bewunderung, daher trilt diese nicht plastisch vor uns hin, wie die übrigen, die sic mit haarscharfer Deutlichkeit geschaut hat. Wenn alle anderen Figuren ihres Romans erlebt sind, diese sthcint erdacht zu sein, wirkt wie Schemen und zergeht daher auch wie ein Lchemcn vor unseren Augen. Die Verfasserin bleibe wie Marie Drapking, mir festen Füßen auf dem Boden der Wirk lichkeit stehen, so wird sie fortdauernd lebensvolle Gebilde schaffen. vr. ZV. H. * Tie wcsährüung der Naturdenkmäler und Vorschläge zu ihrer Erhaltung. Eine Denkschrift von H. Conwcntz. Verlag von Gebrüder Bornträger in Berlin. Professor Conwentz in Danzig, einer der bekanntesten und bedeutendsten Vorkämpfer auf dem Gebiete des HcimatschutzeS, tritt iu der vorliegenden Denkschrift mit beredten Worren und auf Grund reicher Erfahrung für die Erhaltung unserer Naturdenkmäler ein. die ihm nicht minder, ja sicher noch mehr bedroht erscheinen, als diejenigen, ebenfalls mit den Namen „Denkmäler" bezeichneten Wahrzeichen, die zur Erinnerung an hervorragende Ereignisse oder an bedeutende Persönlichkeiten von Menschenhand errichtet worden sind. Der Verfasser weist nach, wie die Naturdenkmäler sowohl durch Mängel der Er. Ziehung, d. b. unvollständige Bildung und unvollständige Fach kenntnis, als auch aus wirtschaftlichen Gründen (Melioratio nen, Nutzungen, Industrie) bedroht sind und zeigt die Wege, auf denen eine Erhaltung all der herrlichen Schöpfungen der Natur durchgcfiihrt werden sollte. Gerade in dem Hinweis auf die Ziele einer planmäßigen Naturdcnrmalpslcge, die nur der Ltaat durchzuführcn imstande ist, liegt der Hauptwcrt der Schrift. Da die Naturdcnkmalpflegc eine nationale Pflicht ist, zweifeln wir nicht, daß neben der Staats- und Reichsver waltung auch Gemeinden, Vereine und Einzelpersonen sich dieser Pflicht mit Freuden unterziehen werden. Liebe zur Heimat schließt auch die Liebe zu den Naturdenkmälern der Heimat in sich. k. 8. 's IIN86?6 Uoä6l1-^1I88t6l1uN§ Herbri horiüme, Muren, -IMem«-- s » LEV — LN «tE. Irlttbrr nur Db^ioIrtiArrrrzx. » Hsrrr Harrst^arrzx. Wolisls L Hie.-'-stchrig. IMl 13.
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