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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.10.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-10-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041010024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904101002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904101002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-10
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kommen, die unter der Voraussetzung, daß sie das Planet res Monarchen erhalten, in ihrer tatsächlichen Be deutung rer Erhebung des bekannten Antrags Preuß zum Regie rnngSpro gramm ungefähr entsprechen würden. Ter erwähnte Antrag, den die Berliner Stadtverordneten versammlung im April d. I. abgelehnt hat, wollte den Magistrat veranlassen, mir den benachbarten Stadt» nur Landgemeinden zwecks Bildung kommunaler Zweck verbände in Verbindung zu treten. Die von dem Stadt verordneten Preuß der Kommune Berlin zugedachte, von dieser aber abgclehnte Initiative würde die Ne gierung allen beteiligten Gemeinden, also auch Berlin selbst, gegenüber auf sich nehmen. Die Negierung würde gleich zeitig keine Zweifel darüber bestehen lassen, daß ihre Zu stimmung zu Eingemeindungen irgendwie erheblicher Art, was Berlin anlangt, endgülng nicht zu erwarten ist. Er wähnt sei bei dieser Gelegenheit, daß auch das Projekt eines Oberpräsiviums Berlin fallen gelassen ist und daß somit der Hinweis auf den drohenden „Spreepräfekten" hinfällig geworden ist. ' Post-Unterstützungskasfe. Tie gemeinschaftliche Arbeit von freier Sclbsthülfe und staatlicher Fürsorge wirkt namentlich im Bereich der Reichs-Post- und Tele- graphen-Berwaltung außerordentlich segensreich. Als wichtigste, durch Anregung der wirtsä>aftlichen Selbst- hülfe für die Post- und Lelegraphenbeamten geschaffenen Wohlfahrtsanstalten kommen in Betracht: 1) die Post- uiiterstüßungskasse als allgemeine Unterstllßungsanstalt, 2) eine Organisation der Lebensversicherung für Beamte und Unterbeamtc, 3) ein einheitliches System von Spar und Lorschußvereinen, 4) die Kaiser Wilhelm-Stiftung als besondere Stiftung zur Förderung des geistigen und materiellen Wohles, ö) der Töchterhort, eine Stiftung für hülfsbedürftige Töchter verstorbener Neichs-Post- und Telcgraphenbcamten. — Zu einer umfassenden Ein richtung hat sich die bereits 1711 begründete, aus sehr bescheidenen Anfängen hervorgegangene Post-Unter- slüßungskasse entwickelt, welche den Zweck verfolgt, den Angehörigen der Verwaltung da, wo gesetzlich Ansprüche fehlen, durch Gewährung von Pensionen oder Unter stützungen zu Hülfe zu kommen. Namentlich für die Er ziehung hinterlassener Kinder bat die Kasse, deren Kapital aus regelmäßigen Beiträgen gewisser Beamtenklassen ge bildet wurde, Bedeutendes — sei es durch finanzielle Bei hülfe, sei es durch Stiftung von Zöglingsstcllen in Waisenhäusern -- geleistet. Ter gedeihlichen Entwicke lung, deren die Post-Unterstutzungskasse sich allezeit er freute, führte das Jahr 1868 neue Nährguellen zu. in dem mehrere Untcrstützungskassen, welche innerhalb der einzelnen aufgehobenen Landcsposten bestanden hatten, init der preußischen „Postarmenkasse" zu einer gemein samen Post-Unterstützungskasse für die gesamte Bundes post vereinigt wurden. Auf der anderen Seite brachte die vereinigte Verwaltung — unter Uebernahme der Unterstützung der Hinterbliebenen der höheren Beamten auf die Staatsmittel — der Post-Unterstützungstasse da durch eine bedeutende Erleichterung und eine Wieder annäherung an die Erfüllung ihres ursprünglichen Zweckes, daß die Verpflichtungen der Kasse nur auf das Personal vom Postsckretär abwärts beschränkt wurden. Tank der beständigen Fürsorge, welche die NeicbSverwal- kung der Anstalt zugewcndet hat, ist cs gelungen, die Iahressumme der zu Unterstützungszwecken verfügbaren Mittel von dem ursprünglichen Betrage von 400 Talern auf eine halbe Million Mark zu steigern, und statt der anfänglichen Zahl von 18 Personen jedes Iabr über 12 000 Personen mit Unterstützungen zu bedenken. * Csburg, 10. Oktober. Der gemeinschaftliche Landtag wird schon nächsten Monat in Gotba zusammen- lreten, um den Etat zu beraten. * München, 9. Oktober. Wie die Blätter melden, wurde der Oberregierungsrat Kohl vom bayerischen Finanzministerium zum bayerischen BundeS- ratsbsvollmächtigten ernannt. * München, 10. Oktober. Die bayerischen Mitgliever der Zentrumspartei beschlossen, bei dem Vorstände der Zentrumspartei die Einbringung einer Interpellation im Reichstag wegen des Kaiser telegramms zu bean tragen. Die Interpellation soll darüber Auskunft verlangen, ob Grat Bülow als Vorsitzender des Bundesrats die Nicht anerkennung des lippeschen Landesgescves, betreffend die Thronfolge, autbeiße, und wie dieser Schritt mit der Reichs- rezierung in Einklang zu bringen sei. flonr. * Tas Obcrkriegsgericht in Mel ermäßigte die wegen vor- läßlicher Vorlage eines falschen Messeabschlusses gegen Kapilänleutnant Brcithaupt erkannte Strafe, die auf sechs Monate Gefängnis und Entfernung aus der Marine lautete, auf drei Monate Gefängnis und Dienstentlassung. * Truppentransporte. Postdamvfer „Ern't Woermaun", Kapitän Schade, am 30. September von Hamburg abgegangen, ist am 8. Oktober in Madeira eingetragen. An Bord ist alles wohl. Ruslana. Oesterreich - Ungarn. * strastendcmonstrationen für die böhmische WahlrechtS- änSeruug. Nach dem neulich gegebenen Auftakt haben gestern in Prag und Brünn von een sozialistischen Arbeitern große Straßendemvnstrationen zugunsten der Einsübrung des direkten Wahlrechts statlgesunden. Ernste Ruhestörungen kamen nicht vor, da die Polizei die Demonstranten zerstreute. Für den Donnerstag sind in ganz Mähren und Böhmen weitere Demonstrationen in Aussicht genommen. * Tr. Luegers Geburtstag. Die neueren Meldungen zeigen, daß Dr. Lueger mit der von ihm im Landtage ge machten Aeußerung, „alle Teilnehmer an der sozialdemo kratischen Maifeier seien Lumpen", sich, seinen Freunden und der Wiener Polizei eine sehr peinliche Verlegenheit bereiter hat. Für den 23. d. Mts., den Tag, an welchem der Wiener Bürgermeister seinen 00. Geburtstag begeht, sind große Feierlichkeiten in Aussicht genommen, die durch eie sozialdemokratische Agitation zum mintesteu in Frage gestellt erscheinen. Den Glanzpunkt aller Festlichteitcn soll ein Ausmarsch aller chrisllichsozialen Vereine aus der Ring straße und im Anschlüsse varan am Abende ein Fackelzug durch die Stadt vor das Rathaus bilden. In einer Protest versammlung bat der Abg. Schnhmeier gedroht: „Nieder mit denen, die uns beschimpsen, aus Wut, daß sie uns nicht beugen tonnen"; der Polizei 'st bange wegen des Ausgangs. Frankreich. * Dir sündigen Prälaicu. Aus Pari:- meldet die „Allg. Ztg.": Tie Bifchöse Le Nordez und Geay, die sich auf Befehl des Papstes ihrer Bistümer Tijon und Laval begeben hatten, geben nun doch nicht so lcer aus, wie ihre Gegner jck-adenfroh behauptet hatten. Msgr. Gcav erhält eine Pension von 8000 Frcs. Seine ganze Art, fick, gu geben, mißfällt jedoch dem Vatikan, und er muß fick, verpflichten, in Südfrankreich in größter Zurück gezogenheit, gleichsam als Geächteter, zu leben. Bischof Le Nordez dagegen, ein gewandter Weltmann, der sich seit einigen Wochen in seiner normannischen Heimat aufhält, wird Domherr der Laterankirche in Rom, die nach der Peterskirche den ersten Rang einnimmt, und hat infolge dessen Anspruch aus eine Pfründe von 10 000 Francs, allerlei Sporteln nicht mitgerechnet. Der Erzbischof von Dijon wird so ein Kollege des Präsidenten Loubet, der nach altem Herkommen als französisches Staatsober haupt Kanonikus von Sau Giovanni in Laterano ist. — Doch versteht es sich von selbst, daß für Herrn Lonbet hier das Wort „geben ist seliger denn nehmen" gelten muß. * Gegeuorbre im TtSziplmarfall der Offiziere. Soeben war der im Fall d'Autriche und Genossen gefaßte Ein- stellungSbeschluß bekannt geworden: jeyck wird die Verhaf tung der Offiziere berichtet. Der Oberst Roullin wurde nach dieser Panier Meldung ersucht, sich beim Stadtkomman danten zu melden. Als er erschien, wurce ihm mitgeieilt, daß er verhaftet fei, und er wurde in das Gefängnis Cherche Midi überführt. Nachmittags wurden auch d'Autriche und Francois verhaftet. Im Generalstab und Kriegsministe- rium beobachtet man über die Angelegenheit strengstes Schweigen, doch behauptet der „Petit Parisien" aus bester Quelle zu wissen, daß die Offiziere diesmal länger in Haft bleiben würden. Sie seien der Fälschung angeklagt; der Kriegsminister soll persönlich die Akten geprüft haben. Dann hätte sich Herr Andrs persönlichst über die Amnestie hinweggesetzt. * Vom ministeriellen Bloc. Da regierungsfeindliche Blätter, der „Figaro" an der Spitze, das Gerücht verbreitet hatten, der ehemalige Kammerpräsident LSon Bourgeois sei entschlossen, der Regierung den Rücken zu kehren und eine neue Mehrheit gegen sie zu bilden, hat der radikale Leader in einem Bnefe den „Bloc" den „Grundstein des Gebäudes der Gerechtigkeit und des Friedens" ge nannt. Der Brief ging an den radikalen Partei tag in Toulouse, der übrigens, laut „Franks. Ztg.", am Sonnabend beschloß, die Regierung zum Abichluß der Verträge mit den übrigen Ländern zu beglückwünschen nnd sie zur Förderung eines internationalen Schieds gerichts einzuladen, unter der Voraussetzung, daß alle Berirägc dem Parlament vvrgelegt werden sollen. Der Parteitag erllärte sich ferner für eine rasche Er ledigung der Milikärvorlage und der Nonvierschen Steuer reform. Bei der Erneuerung des Exekutivkomitees wurden die bisherigen Mitglieder, die ehemaligen Minister Lockroy und Pierre Baudin, ausgeschlossen. Ein Freund Lockroys, der Angriffe gegen Pelletan erhob, fand den ent rüsteten Widerspruch der ganzen Versammlung. — Bei der gestrigen Ersatzwahl in Privas (Departement Ardöche) wurde der ministerielle Republikaner Leroy gewählt. Portugal. * Ter Schlug in Südangola. Wie aus Lissabon ge meldet wird, ist über die Zeit der Abfahrt der zu ent sendenden Verstärkungen noch keine Entscheidung ge troffen. Wahrscheinlich wird der Feldzug erst nach der Zeit der Rcgenfälle, die in jener Gegend sehr stark sind, wieder ausgenommen werden, und es werden dann neue Verstärkungen aus Europa abgeheu. Die Regierung ver fügt über alle dazu nötigen Mittel, auch über die er forderlichen Kredite. Nach den letzten Berichten ist die Niederlage jenseits des Kuniene noch bedeutsamer ge wesen, und die Zahl der Toten noch größer, als anfäng lich bekannt geworden ist. Es verlautet, der Minister rat werde zu einer besonderen Beratung zusammen- treten, die der Vorbereitung einer großen, aus regulären Truppen bestehenden Ervedition gelten soll. Fraglich ist nur, wann Portugal sich erschöpft. Union. * Zollpolitischer Verkehr innerhalb Ses Republitanismus. In Neu-England, der Hochburg des Schutzzolls in Amerika, ist der Schutzzoll nach einer New Aforker Depesche des „Daily Chroniclc" von den Republikanern eines der zu Neu-England gehörigen Staaten Massachusetts, in die Staalskonvention preisgegeben worden. Vergeblich kämpften die Führer der Schutzzollpanei mit den bekannten Washingtoner Ar gumenten für den Schutz oll: dicRepubliianervonMassachusetts warfen ihre frühere Schutzzolltradition von mehr als lOO Jahren über Bord, uno Senator Lodgc, der bekannte Führer der republikanischen Bevölkerung von Massachusetts, das Werkzeug und gleichzeitig der Führer der Hochschutzanhänger im Senat, mußte" schließlich nachgcben, um nicht entthront zu werden. Die anderen Staaten Neuenglands sind bereit, sich Massachusetts a u z u s ch l i e ß e n, und eine Bewegung für Herabsetzung der Tarife durch frühere Anbahnung von Neziprozitälsverträgen ist im Lande im Gange. Die Fabrikanten finden, daß infolge des hohen Tarises der heimische Markt zurückgehl, da Vie hohen Tarife den inländischen Käufern größere Einschränkung aus erlegen. Die Fabrikanten Neuenglands sind hiervon besonders bart betroffen, und cs droht ihnen, falls sie nicht neue Märkte finden, eine ernstliche Krisis. Wie dem „Berl. Tagbl." ferner aus New Bork selbst telegraphiert wird, betont die republikanische „Chicago Tribüne", der nächste Kongreß müsse die Tarifreform durchführen, widrigenfalls die Nation die Demokraten bevorzugen würde. Die Stellung nahme des großen republikanischen Organs spiegelt nach dieser Auffassung nicht bloß die Stimmung vieler Republikaner des Westens wieder — sondern auch der Republikaner des Ostens. Wir halten die Meldungen weniger für einen Aus druck der industriellen Situation, als der sprunghaften Wahltaktik, die schon andere „Bekehrungen" hervor gerufen hat. * Bryan argen Parker. Die Blätter berichten von einer Wahlrede BryanS in Norfolk, Staat Nebraska, die allge meine Sensation hervorgerufcn hat. Er kritisierte den National-Konvent in St. Louis, indem er betonte, Parkers Standpunkt gleiche zu sehr demjenigen Roosevelts, dessen Erwählung sicher fei. Seine, Bryans, eigene Stellung bleibt unverändert. Der Kandidat, den die silberfreundliche Mehrheit der demokratischen Nationalkonventivn zu Ebicagv 1896 nominierte, kann sein eigenes Mißgeschick, das sich 1900 wievcrkolte, nicht vergessen Gegen Parker mußte ihn das programmatische Goldstandardtelegramm empören. Im Effekt dürste Herr Bryan nicht irren. Leiprigei Angelegenheiten. * Leipzig, lO. Oktober. * Tas Wahlvnfahrcn für das Leipziger tzausmanns- gericht. Wie wir schon milteilten, soll bei Bildung deS Kaufmannsgerichts das Proportionalwahlrecht (die Verhältniswahl) eingeführt werden. Dieses Wahlrecht ist in Deutschland erst praktisch erprobt worden, seitdem die Novelle zum Gewerbcgerichtsgesetz vom 30. Juni 1901 den Gewerbe gerichten die Einführung dieses Wahlrechts freistellte. Das Verfahren« ist mittlerweile in einer Reihe von Gewerbe gerichten durchgeführt worden. Es ist im einzelnen sehr verschieden geordnet, doch lassen sich drei Hauptformen unterscheiden, nämlich 1 das System der gebundenen Listen, 2) das System der Ergänzungslisten und 3) das System der freien Listen (Listenkonkurrenz). Was das System der gebundenen Listen anbetrifft, so muß hierbei jede Vorschlagsliste die sämtlichen zu wählenden Beisitzer enthalten. Jede Aenverung der Liste oder Streichung von Namen hat die Ungültigkeit der Stimme zur Folge. Der Wähler ist also an die ausgestellte Liste „gebunden". Tie Ver teilung der Beisitzer erfolgt nach dem Verhältnis der auf jede Liste entfallenen Stimmen. Unter den Personen einer Liste entscheidet di« Reihenfolge, in welcher sie benannt sind. Bei dem Syst e m der Ergänzungslifte sind Abänderungen der Vorschlag». listen zulässig. Sind mehr als ein Drittel der Kandidaten gestrichen oder durch andere ersetzt, so zählt der Stimmzettel als besondere Liste (Ergänzungslistei. Die Verteilung der j Beisitzer erfolgt ebenfalls nach dem Verhältnis der aus jede) Liste entfallenen Stimmen, für die Auswahl der Beisitzer ist aber nicht die Reihenfolge auf dem Stimmzettel, sondern die Stimmenzahl maßgebend. Bei dem Freilisten-System lListenkonkurrenz) sind Abänderungen von Listen in beliebiger Weife zulässig; auch können Personen gewählt werden, die auf keiner Liste steben. Enthält ein Stimmzettel mehr Namen, als Beisitzer zu wähle» sind, so wird die Uberschießende Zahl gestrichen. Sind weniger Namen auf dem Zettel, so werden die eingetragenen Namen in ihrer Reihenfolge so lange weitergezählt, bis die Zahl der zu wählenden Beisitzer erreicht ist. Einer jeden Liste werden soviel Stimmen zugerechnet, als der Wähler von der betreffenden Liste Kandidaten namhaft ge macht hat. Innerhalb jeder Liste werden die Kandidaten nach Maßgabe der erhaltenen Stimmenzahl geordnet. Nach Berechnung der Gesamtzahl der auf die Kandi daten einer Liste abgegebenen Stimmen wird dann die Verteilung der Beisitzer nach einem besonderen Proportional modus vorgenommen. — Im Entwurf für das Leipziger Kaufmannsgericht ist, wie wir schon mit teilten, das dritte dieser «Systeme, also das Frei list en- System, für die Wahl der Beisitzer vorgesehen. Dasselbe ist zwar, wie aus der vorstehenden Darstellung ersichtlich, das komplizierteste. Im Grunde genommen wird hierauf aber nur wenig ankommen. Erfahrungsgemäß richten sich nämlich die meisten Wähler strickt nach einer Liste oder ändern nur wenig daran. Deshalb gestaltet sich in der Praxis das System nicht so kompliziert, als es den Anschein Hal und es wird, von verhältnismäßig geringen Abweichungen abgesehen, das Wahlergebnis für die Parteien ziemlich dasselbe sein, wie etwa bei dem System der gebundenen Liste, mit der einzigen Abweichung, daß nicht die Reihenfolge der genannten Kandidaten, sondern ihre Stimmenzahl maßgebend für die Wabl zum Beisitzer ist. * Von Ser Universität. Die Privatdozenten Herren Dr. phil. Max Bovenstein und Dr. phil. Raoul Richter sind zu außerordentlichen Professoren an der hiesigen Universität ernannt worden. Herr Professor Dr. Richter war seit dem 3. März 1898, Herr Professor Dr. Bovenstein seit vem 4. Mai 1900 als Privatdozent tätig. * Leipziger Motorfahrzeug-, Motoren-, Fahrrad- re. AussteUuug 1994. Bei ver Eröffnung ver Ausstellung am t5. Ottober vormittag 1l Uhr in der Alberthalle des Kristall-Palastes werden sich in Begleitung des Herrn Staats ministers von Metzsch auch die Herren Mimslerial-Direk toren Geheimen Räte Dr. Roscher nnd Dr. Scheich er befinden. * Teutslhc Reichsfechtschut-Lotterie. In ver gestern ab- gchaltenen Ziehung siel der erste Hauptgewinn auf Nr. 4740, der zweite ans Nr. 1300, der dritte auf Nr. 10542, der vierte aus Nr 4458 unv ver fünfte auf Nr. 024 l. * Wegen ttrankhcit in oe» Tod. Am Zoellnervenkmal wurde heute früh ein gutgekleiveter Mann tot auf gesunde». Wie sich herausstellte, ist der Tote ein hiesiger 44 Jahre alter Kaufmann der wegen langjähriger körperlicher Leiven den Tov durch Vergiften mittels Eyankali gesucht hat. * Vermißt wird seit dem 4. v. M. aus seiner Wohnung in der Annenstraße in Sellerhausen der Gefchirrsührer Gottlob Friedrich Otto Kam lot, geb. am 29. April 1875 in Höhnstedt. Er ist l,70 w groß, schlank, hat hellblondes Haar und Schnurrbart, volles gesundsarbiges Gesicht. Aus den Unterarmen ist er tätowiert. Er trug dunkelgrünes Jackett, schwarze Weste, braune Hose, 0. X. gezeichnetes Hemd und blaue Mütze. Es wird vermutet, daß K. sich ein Leid angetan hat. Unfälle'. Auf dem Nikolaikirchhofe wurden gestern nach mittag 2 schultnaben von einem ohne Maulkorb umher laufenden schottischen Schäferhunde gebissen, so daß sie in der Sanilärswachc verbunden werden mußten. Der Eigentümer des Hundes hat noch nicht ermittelt werden können. — Heute Morgen wurde in der Blücherstraße ein unbekannter Mann von heftigen Krämpfen befallen und mittelst Trans- portwagens in die Sanitälswache gebracht. — Eine 17 jährige Dienstmagd, die auf dem Königsplatze gleichfalls an Krämpfen erkrankte, fand, da sie sich nicht wieder erholte, Aufnah meim Krankenhause' * Lohnender Einbruch. In vergangener Nacht sind Diebe in ein Eigarrengeschäft in der Katharinenstraße ein gebrochen und haben daraus einen Geldbetrag von 14 00 gestohlen, darunter 12 Einhundertmarkscheine. z-sttzeiberieht. Verhaftet wurde ein schon bestrafter 25 Jahre alter Monteur aus Obercunnersdorf, der in einer Gastwirtschaft in der innern Lladt einem Gaste mittels Taschendiebstahls ein Portemonnaie mit 100Inhalt gestohlen halte. Gin Teil des Geldes konnte bei dem Tiebe »och vorgesunden werden. Ans einer Wohnung in der Bergstraße in Reudnitz stahl eine 35 Jahre alte, wiederholt bestraste Arbeiterin aus Dornhenners- dvrf ein Spartassenbuch mit über 900 ./4 Einlage und hob davon nach und uuch 425 ./L ab, da das Buch nicht vermißt worden war. Van einem zweiten Sparbuche, m dessen Besitz sich die Diebin zu setzen gewußt hatte, hvb sie 250 ab. Tie gefährliche Person kam in Hast. Gestohlen lvurde am Dresdner Bahnhof ein Hotttosfer mit braunem Segeltuch überzogen^ enthaltend eine große Partie Hand lüche-, Bettüberzüge, Uopskistenbezuge, Wischtücher, Betlnchcr und Frauenwüjchcstücte. Die Wnjcheslücke sind im Mvnogramm .4. 0. gezeichnet, das .4 rot und das B blau; von einem Wagen au der Markthalle ein Rcisckosfer von starkem Rindsleder, eulvaltcuo einen schwarzen Rockanzug, einen grau und schwarz- larrierten Iackeltanmg, sowie andere Herrenkleiduugs- und Wäschestücke im Geynnrwerte von 166.^; aus einem Grundstück in der Luisciislraße in Rendnitz ein Fahrrad, Marke „Miat", Nummer l6l27; aus einer Wohnung in der Grajsistrahe eineu goldenen Tamenring mit 1 Saphir und 2 kleinen Brillanten; aus einer Werkstatt in der Breitenfelder Straße in Gohlis ein Rover Marke „styria" Nummer 67 823 im Werte von 150 Auf die Wiedererlangung desselben ist eine Belohnung von 25 ausgesetzt; ein Rover Marke „Corona" Nummer 85 306. — Wegen schwerer Urkundenfälschung und Betrugs erfolgte die Festnahme eines 29 Jahre allen Schristwtzers aus Lhvnberg. Etu jugendlicher Tnrchgänger. Nack, einer Mitteilung aus Naumburg hat sich von dort ein 13 Jahre alter Schulknabe ent fernt. Ter Nnabe hat etwa 1000 bei sich und trägt rote Schülermütze. Aur Zacdren. * Dresden, 10. Oktober. L Befriedigende Nachricht über das Befinden des Königs. Ter heutigeHofbericht über das Besin- des Königs lautet: „Tie Nacht vom Sonnabend zum Sonntag war ebenso wie der letztvergangene durch Hustenreiz weniger gestört. Se. Majestät konnten nach Mitternacht mehrere Stunden ruhig schlafen. Die Aus- führten in den Garten sind in der bisherigen Weise fort- gesetzt worden. Die Nahrungsaufnahme ist recht befriedigend. Am gestrigen Sonntag fand F a milien- tafelbei Sr. Majestät im Schlosse zu Pillnitz statt. Da das Befinden Sr. Majestät des Königs in letztvergange ner Zeit ziemlich beständig geblieben ist, auch in der Tageseinteilung Allerhöchstdesselben sich nichts geändert hat, wird von jetzt ab über das Ergehen Sr. Majestät nicht mel, r täglich Bericht erstattet wer- d e n." 2 Vvm königlichen Hofe. Ihre Mas. die K ö n i g i n- Wi t w e wird an, Mittwoch, den 12. d. Mts., nachinittags 4 Uhr von Sybillenort wieder in Dresden ein treffen nnd die königliche Villa in Strehlen beziehen. F Personalien vom Lbrrlandesgericht. An Stelle ces um I. Oktober iu den Ruhestand getretenen Herrn Senats präsidenten Krasting vom Königl. Oberlandes gericht ist Herr Geh. Iustizrat Ohnesorge, bisher Vortragender Rat im Justizministerium, zum Senats präsidenten beim Oberlandesgericht ernannt und mit dem Vorsitz im ll. Zivilsenat betraut worden. Tie Gottesdienste des Ehrltchschen Geschäfts fanden bisher im Betsal des Schulgebäudes statt. Ebenso wurden sie teilweise in der Iobanniskirche abgehalten. Um nun eine Einheitlichkeit ru erzielen, beabsichtigt die Verwaltung des Ehrlichschen Geschäfts die Erbauung einer eigenen Kapelle und zwar auf dem Areale an der Ecke der Grunaer und EliaSstraße. Die Kapelle wird den Namen „Ehrlichfche Geschäflskapelle" führen. Zum Pfarrer der am 1. Oktober neugebildeten Süd- parochie, welche den nach dem Großen Garten zu belegeneu Teil der Iohannstadt umfaßt, ist der bisherige Archldialonus der Trinitatiskirche, Pastor Reichel, vom neuen Kirchen vorstand einstimmig gewählt worden. Das für diese Gemeinde neu zu begründende Diakonat wird demnächst auch zur Besetzung kommen. -r- Tie fünf landwirtschaftlichen Sreisvereine im König reich Sachsen haben dem langjährigen Vorstande der Kgl. pflanzenphystologischen Versuchsstation in Tharandt Herrn Geh. Hofrat Professor Dr. Nobbe die silberne Medaille für Vervienste um die Landwirtschaft verliehen. Die Medaille nebst der dazu gehörigen Urkunde wurde dem Gelehrten von einer Deputation der landwirtschaftlichen Kreisvereine über reicht, wobei der derzeitige Vorsitzende der Direktorialkonferenz Herr Geh. Oekonomierat Hähnel-Küppritz eine Ansprache hielt. O L. Pirna, 9. Oktober. Vom deutschen Arbeitgeber bund für das Baugewerbe war an den hiesigen Rat das Ersuchen gerichtet worben, in die Lieferung«- und Verdingungs verträge eine sogenannte Streikklausel aufzunehmen, nach welcher die in den Verträgen festgesetzten Fristen in Streik fällen nicht einzuhalten sind. Der Rat bat sich jedoch nicht entschließen können, in allen Fällen diese Klausel aufzunehmen. Er behält sich vielmehr die Entschließung für den einzelnen Fall vor. r. Großenhain, 9. Oktober. Vom Bezirkstage wurde das von den Architekten Händel und Franke in Leipzig entworfene Siechenhausprojekt gutgeheißen. Das BezirkssiechenhauS wird aus das Areal des bisher städtischen Grundstücks am Bvbersberge zu stehen kommen. r. Roßwein, 10. Oktober. Nach 36 jähriger Tätigkeit beabsichtigt Stadlmusikdireklor Poschardt, fein Amt am l. Januar 1905 niederzulegen. Auf sein Gesuch hat ihn der Stadtrat als städtischen Beamten behandelt und ihm einen Ruhegehalt von 80 Proz. seines Gehaltes bewilligt. — Zur Versorgung deS Stadkbabes macht sich der Bau eines Wasserleitungsreservoirs nötig. Die erforderlichen Mittel wurden aus Sparkassenüberschüssen bewilligt. r. Tahlcn, 10. Oktober. Die hiesige Landwirtschaft liche Haushaltungsschule beginnt anfang Januar 1905 den 12. Kursus seit ihrem Bestehen. * Chemnitz, 9. Oktober. Als dritter Arzt der Poliklinik wurde Herr Dr. med. Albrecht von hier, als Assistenzarzt für das städtische pathologisch-hygienische Institut Herr Dr. med. Rautenberg ausDanzig, als stellvertretender Vorsitzender der hiesigen Baumersterprtifungsbehörde Herr Stadtrat Möbius und als stellvertretendes Mitglied aus dem Maurerhaubwerk Herr Baumeister Staber gewählt. * Zwickau, 9. Oktober. Beim Feueranmachen mit Feuer anzündern gerieten die Kleider der 70jährigen Witwe Kästner hier in Brand. Noch bevor Hülfe erschien, erlitt die Greisin so schwere Brandwunden, daß nach kurzer Zeit der Tod eintrat. * Zwickau, 9. Oktober. In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag brannte im Vororte Wilkau die Gläser L Weißsche Dampfschneidemühle vollständig nieder. ff tzlingcnthal, 9. Oktober. Herr Pfarrer Cesar hier ist nach einer aus Dresden eingetroffenen telegraphischen Nachricht gestern daselbst gestorben. Letzte Depesche« und Jernsprechrnetdungen. * Berlin, 10. Oktober. Großfürst Wladimi r ist hier eingetroffen und hat sich in die Klinik des Pro fessors Lassar begeben. * Konstantinopel, 10. Oktober. Kaiser Wil helm hat dem Großvesir Ferid Pascha das Verdi en st kreuz der Preußischen Krone, dem zweiten Sekretär des Sultans Izzet Bey und dem Lberstallmeister Faik Pascha den Roten Adlerorten 1. Klasse verliehen. * Bukarest, 10. Oktober. Sonnabenü abend fand bei dein Minister des Aeußern Bratiano aus Anlaß der Unterzeichnung des deutsch-rumä- nischeu Handelsvertrages ein Festessen statt, an dem Ministerpräsident Sturdza, Handels- Minister Stoicesco, der deutsche Gesandte v. Kiderlen- Wächter und die deutschen Unterhändler teilnahmen. Uür jeckcs pokere OesctE vieütixk i mittels ' ZvsuneciLev's lüsLlKootendüelier, Preisliste unck Vorschüße lür ckio Lünaürunz kostenfrei f An e n o L»s. Lia? lieu - i Auf Brödchen gestrichen eine appetttreizeude Telicatefse. In kleinen PortionSdoseu oder Tuben steis frisch im «»brauch. Leitung: I. V. Lr. Friedrich Purtttz. Berantwortliche Redakteure: Für deutsche Politik Lr. Friedrich Purlitz, für auswärtige Polilik Paul Wieglrr, für lächjische Angelegenheiten Rudolf SzaMeS, für Feuilleton Paul Zschorttch, für Musik Heinrich Zöllner, für Sport Julia» Haarfeld. Sämtlich in Leipzig. — Für den Inseratenteil ver antwortlich Emil Abigt, Gautzsch-Leipzig. Die vorliegende Nummer umfaßt 10 Seiten.
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