Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.08.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-08-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040815011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904081501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904081501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-08
- Tag1904-08-15
- Monat1904-08
- Jahr1904
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
* A«4 Baffer». Eine bayrische klerikal-konser vative Partei ist nach Meldung süddeutscher Blätter in der Bildung begriffen. Den Kern dieser Partei soll der katholische bayrische Adel bilden. Weiter heißt es, daß sür die Bildung der Partei Krhr v. Pfetten, Graf Arco «rd andere adäige Persönlichkeiten agitieren. Offenbar sind die Verhältnisse noch vollkommen unklar. Wenigstens sagte in Regensburg in einer Versammlung des Lokalkomitees der Katholikenversammlund der „Köln. VolkSztg." zufolge Frhr. v. Pfetten'RamSgau, über dessen Aeußerung, daß der größere Teil des kalbolischen Adels am Katholikentage sich zu betei ligen gedenke, bereits berichtet worden ist, des weiteren: Der katholische Adel Bayerns sei in einer großen Mehrheit, was die Politik anlangt, ein treuer Anhänger der Zentrumspartei und werde das auch in aller Zukunft, soweit die Verhältnisse sich nicht vollständig ändern sollten, bleiben. Ebenso sei aber auch der katholische Adel Bayerns stets bemüht, seine treue Anhänglichkeit an die katholische Kirche öffentlich zum Ausdruck zu bringen. Der katholisch« Adel werde das auch anläßlich der Katholikenversammluog tun. Die große Mehrheit deS katholischen Adels in Bayern stehe hinter ihm und binter den Worte», die er soeben gesprochen habe. * München, 13. August. Als präsumptiver Nachfolger des Grafen Lerchenfeld als erster Präsident der baye rischen ReichsratSkammer wird vom „B. Kur." Reichs rat Frhr. v. Würtzburg genannt. flotte. * An Grund. DaS Linienschiff „Kaiser Friedrich HI." mir dem Prinzen Joachim Albrecht von Preußen und dem Prinzen Leopold von Preußen an Bord, stieß bei der Flotten übung im großen Belt auf Grund. 30 Platten wurden ein gebeult. (Der Panzer ist inzwischen in Kiel eingetroffcn.) * Fahnenflüchtig. Gelegentlich des kürzlichen Aufenthaltes der aktiven deutschen Schlachtflvttc in Holland sind in Vlis- nngen ein Obermatrose, vier Matrosen und ein Heizer vom Linienschiff „Wittelsbach" flüchtig geworden. Ter Ober matrose, der mit zwei Matrosen gemeinschaftlich handelte, hat sich einige Tage später beim deutschen Konsul tn Ant werpen freitrnllig gestellt. Der Verbleib der übrigen Deserteure konnte bisher nicht ermittelt iverden. Leipziger ffagelegenbritrn. * Leipzig, 15. August. Ktratzenafihettk. „Die Kunst dem Volke", „Die Kunst in der Volks schule", nennen sich anerkennenswerte moderne Be strebungen. Ihre Ziele sind gewiß hoch und hehr: aber es gibt auch noch näher liegende, schneller zu erreichende, und eines davon ist die Hebung des ästhetischen Gefühls im Straßenverkehr. Alle können und ein jeder soll Mit erzieher des Volkes sein. Mit Bedauern, mit Entrüstung sehen wir gor oft unsittliche, mindestens unschöne Schmierereien auf Bänken und Wänden. Kaum ist das dem Hause gegebene schmucke Gewand fertig, die Farbe kaum getrocknet, und schon zieht sich eine weiße oder bunte Wellenlinie an dem Sockel hin. Mit Unwillen sehen wir es: wenige hundert Schritte weiter treffen wir solch kleinen, gedankenlosen „Freskenmaler" und — gehen vorüber. Was geht uns das an, was der fremde Junge treibt? Bitte, Miterzieher deines Volkes: Konfisziere das Stückchen Kreide, das Endchen Rot- oder Blaustift, und der erschrockene Tunichtgut wird am ehesten sein Un recht erkennen. Auch Große sündigen gegen die Straßen ästhetik. Jedes Wegwerfen eines Straßenbahnfahrscheins nur mit einem Pfennig bestraft: Das gäbe eine schöne Einnahme für den Stadtsäckel. Leicht könnte ja der ver brauchte Fahrschein in die Tasche gesteckt und daheim weg geworfen werden. Aber das ist eben zu leicht und darum: fort mit ihm — auf die Straße. Vielleicht opfern die Direktionen der Straßenbahnen einmal für Straßen- ästhetik einen Obolus und bringen an den Ausgängen der Wagen kleine Papierbehälter an. Die müßten dann aber auch benutzt werden. Die Papierplage auf den Straßen hat durch Einschränkung des Straßenhandels nachgelassen. Aufgehört hat sie aber noch nicht. Ganze Zeitungsbogen von Obsttüten, Kuchen- und Butterbrotpapiere ver unzieren ost Straßen und Plätze. Mancher Park ist wegen solch achtlosen Wegwerfens schon dem Publikum verschlossen worden. Nicht Böswilligkeit, nein, Mangel an Ordnungssinn und Schönheitsgefühl verdirbt das Aussehen der Straßen und Plätze. Helfen wir alle daran, das Interesse an einer wohltuenden Straßenästhetik zu heben! * * Telegiertenlag des Verbandes der Freiwilligen Savi- tälSkolonuen va» Noten Kreuz im Königreich Sachsen. In Gegenwart einer größeren Anzahl von Vertretern sächsischer Sanitätskolonnen wurde am 13. und 14. August in Leipzig die diesjährige Delegiertenversammlung des Verbände- abgehalten, eingeleitet am Sonnabend durch eine im Etablissement Bonorand veranstaltete Sitzung deS GesamtauSschufseS mit einem sich anschließenden Begrüßungsakt. Am gestrigen Sonntag Vormittag wohnten die erschienenen Delegierten einer größeren Üebung der Leipziger Kolonne im Gelände bei Leutzsch bei. Dort war auch der kommandierende General des XIX. (2. Königl. Sächs.) Armee korpS General der Infanterie Graf Vitzthum, von Eck- stävt mit Stabsoffizieren, sowie die Herren Generalarzt vr. Sußdorf, Anstaltsarzt vr. Kiesling, ebenso Herr Geh. RegierungSrat vr. Grünler, der Vorsitzende des Vereins vom Roten Kreuz in Leipzig, zugegen, um die Ent wickelung der von dem Kolonnenführer Herrn Oskar Trödler und dem Kolonneuarzt Herrn Oberarzt d. R. vr. Beyer geleiteten Uebung zu verfolgen. Die Disposition dafür lautete dahin, daß eine in der Gegend von Mark ranstädt geschlagene Truppe nach Leutzsch retiriert sei und dort im Wald ihre Verwundeten zurückgelassen habe. Diese aufzusuchen, transportfähig zu machen und zur Eisenbahn zu bringen, war Aufgabe der Kolonne. Diese war bereit« früh >/,7 Uhr von der Kammer in der Jakobstraß« in der Stärke von rund 90 Mann abmarschiert und traf rechtzeitig zur festgesetzten Zeit im Gelände ein. Die günstige Wahl des Uebungsplatzes unweit des Waldes, dicht an der Eisenbahn, führten dem Beschauer die inter essantesten Momente des wohlgelungenen Manövers vor Augen: die Improvisation der Transportmittel, das Auf suchen und Transportfäbigmachen der Verwundeten, das Einbringen nach dem Wagehalleplatz, das Beladen der Wagen, Transport nach der Eisenbahn und die Einrichtung der Waggons — alles vollzog sich exakt unter dem wehenden Wimpel mit dem roten Kreuz im weißen Felde, und gewann auch den Beifall der Militärs. Am nachmittag vereinigten sich die erschienenen Delegierten zu einer gemeinschaftlichen Sitzung im großen Saale des Etablissements „Schloß Ritterstein", die mit einem Hoch auf Kaiser Wilhelm II. und König Georg von Sachsen eröffnet, zunächst einen Bericht des ersten Vorsitzenden Herrn Oskar Trödler über die Tätigkeit des Ausschusses und den gegenwärtigen Stand deS Verbandes, dann den Kassenbericht des AbteilungSsührerS Herrn Reussing-Leipzig und die Ergänzungswahlen brachte. Es ging daraus hervor, daß dem Verbände nach Austritt von 2 Kolonnen und nach Zu tritt von 3 Kolonnen (Falkenstcin, Sorgau, Wilsdruff) gegenwärtig 47 Kolonnen mit 1538 Mitgliedern angehören. Den Hauptgegenstand dieser Sitzung bildete eine längere Aussprache über das Abkommen vom 14. Dezember 1903 zwischen dem Direktorium des Landesvereins vom Roten Kreuz im Könitzreich Sachsen und dem Königl. Sächsischen Militärvereins-B undes- Präsidium. Eingeleitet wurde sie durch ein kurzes Referat des Herrn Oskar T r o d ler, der diese eminent wichtige Frage einer aus Erfahrungen begründeten, umfassen den Erörterung unterzogen wissen wollte. Es sei bekannt, daß der Verband bereits einmal zu dem Abkommen Stellung genommen und dabei konstatiert habe, daß von 50 Kolonnen mit 1700 Mitgliedern 29 Kolonnen mit 1100 Mitgliedern gegen ein solches Abkommen gestimmt. Nach wie vor trete der Verband der Freiwilligen SanitätSkolonnen vom Roten Kreuz für die bisherige Selbständigkeit der Kolonnen ein. Er wünsche alle direkte Beaufsichtigung durch Militärvereine bezw. Bezirksvorsteher vermieden, wie er den Ersatz seiner Kolonnenmannschaften auch aus Nichtmilitärvereinsmitgliedern herzuieiten anstrebe. Seit dem Jahre 1900 sei tue Zahl der Krankenträger tat sächlich gestiegen und seit den Anregungen des letzten Führer und Aerztetages habe sich innerhalb des Sächsischen Kolonnen verbandes eine Besserung der Verhältnisse bemerkbar gemacht. Der rastlosen Arbeit der Kolonnenführer und Kolonnenärzte sei die sichtbare Zunahme der Kolonnen zu danken, und es liege kein Grund für den Verband vor, feine Organisation, die sich in ihrer Form vollkommen bewähre, derjenigen des MilitärvereinS-Bunbes anzugliedern. In gleichem Sinne be handeln auch die weiteren Redner die zur Diskussion stehende Frage. * Auf der „Internationalen Kochkunst- und Fachaus- stellung für dasGastwirtsgewerbe,Leip-ia 1905", soll, wie wir bereits mitgeteilt haben, die Kochkunstliteratur aller Zeiten und Völker in einer eigenen Abteilung vereint werden. Das Komitee hat mit seinem Plane großen An klang gefunden und von privater Seite sind ihm bereits eine Anzahl wertvolle und originelle alte Werke zur Ver fügung gestellt worden. Um nun in dieser Abteilung das denkbar vollkommenste zu bieten, hat sich das Komitee an die Buchhändlerwelt der ganzen Erde gewendet und um deren Mithülfe bei Verwirklichung des Planes, d. h. um glänzende Ausgestaltung dieser literarischen Abteilung, gebeten, die gerade in Leipzig, der Metropole des Buch handels sich nicht lückenhaft präsentieren soll. * Tie Renovation des Neuen Theaters hat sich plan- und vrogrammäßig vollzogen. Wie das Städtische Hochbauamt durch Herrn Stadtbaurat Scharenberg rasch und be friedigend die Aufgaben des Anbaues und der Erneuerung löste, so haben anderseits die beteiligten Beamten, Gewerken und industriellen Firmen in gemeinsamer lebendiger Arbeit nach vollen Kräften das ihre getan, um Ausführung und Fer tigstellung pünktlich bis zum festgesetzten Termin zu vollenden. Rühmend möge daher die . Tätigkeit der Herren Bauamts- assistent Töpfer und Bauführer Herrmann hervorgehoben und die Leistungsfähigkeit der Herren Baumeister Max Friedrich (für den Außenbau), Baumeister Fr. Traber (für den Innen bau), Maler Richard Hesse, Bildhauer Schoene (Stuckarbeiten), Willy von Zimmermann und Franz Linke (Zimmerarbeiten), Glasermcistcr Schellcnberger, der Firmen Sächsische Bronze- warenfabrrk Wurzen, Franz Schneider, F. A. Schütz (Innen dekoration), Conrad L Consmüller (Tecco), Bäcker (Granitol), F. Mitter (Lincrusta), Emil Kclling-Berlin (HerzurgSanlagen) und Leipziger Fournier-Industrie tKlappsitze und Stühle) an erkannt werden. t Zum Klempnerstreik. Die 327 gegenwärtig noch ausständigen Klempnergehülfen beschlossen in einer im „Koburger Hof" abgehaltenen Versammlung, die nun- mehr erweiterten Zugeständnisse der Klemp ner-Innung anzunehmen, nachdem der daraufberuhende zweijährige Tarifvertrag vor dem Ge werbegericht abgeschlossen ist und annähernd 86 Prozent der Ausständigen voll mit den Zugeständnissen zufrie den sind. Die Gehülfen hatten der Innung einen Tarifentwurf unterbreitet, der »eben verschiedenen un bedeutenden Verbesserungen einen Mindeststundenlohn von 50 Pfennige forderte. Die Innung hatte jedoch die Forderungen der Gehülfen, sowie das Vermitte lungsangebot des Gewerbegerichts als Einigungsamt, wonach der Mindestlohn im 1. Gchülfeniahre 42 Pfq., bis zum 21. Lebensjahre 46 Pfg. und für Gehülfen über 21 Jahrs 49 Pfg. betragen sollte, abgelehnt. Erst nach er neuten Unterhandlungen bat der Jnnungsvorstand mit Einwilligung der Innung den Mindestlohn für ältere Gc- hülfen auf 50 Pfg. erhöht, so daß nunmehr der Mindest lohn 42, 46 unb 50 Pfg. pro Stunde beträgt. Da sich, wie ausgeführt wurde, ein weiterer Zuzug von Arbeits willigen nicht verhindern läßt, so wurde nach achtwöchent lichem Kampfe das Angebot der Innung angenommen. * Das sächsische Staatsbahnnetz ist in die Betriebs- direktionsbezirke Chemnitz, Dresden-A., Dresden-N., Leipzig I und H und Zwickau eingeteilt. Diese gliedern sich in 33 Bauinspektionen mit 235 Bahn meistereien, 27 Bahnverwaltereien und 853 Stationen. -ff Unfälle. In der Nähe der Promenade wurde am Sonnabend abend ein 34 Jahre alter Arbeiter aus der Amalienstraße in L.-Plagwitz beim Ueberschreiten des Fahr weges von einem Postgeschirr erfaßt und ,u Falle gebracht, sodaß er eine schwere Quetschung des linken Fußgelenkes davontrug und in der ersten Sanitätswache mit Notver bänden versehen werden mußte. — Ein ähnlicher Unglücks fall ereignete sich am Sonnabend abend in der Reitzen hainer Straße in 8.-Thonberg. Daselbst wurde ein 15 Jahre alter Bäckerlehrling aus der Oststraße, als er einen Brottransportwagen begleitete, von einem vorüber- fabrenden Lastgeschirr über den linken Fuß gefahren und nicht unerheblich verletzt. — In einer Seifenfabrik an der Ritterstraße hier glitt am Sonnabend ein 19 Jahre alter Gehülfe im Arbeitsraume aus, fiel hin und mit dem Gesichte in einen gefüllten Laugenbehälter. Hierbei trug der Bedauernswerte eine nicht unerhebliche Ver letzung deS Gesichts davon. — Ein am Brühl in Stellung befindlicher 25 Jahre alter Naturalist brachte sich beim Einstechen eines Gebisses eine unbedeutende Verletzung an der linken Hand bei. Die Wunde wurde von dem jungen Manne nicht genügend beachtet und hatte eine nicht ungefährliche Blutvergiftung zur Folge. — In der Breitestraße zu Anger-Crottendorf wurde ein 5jäbrigeS Mädchen von einem Radfahrer umgeriffen und im Gesicht verletzt. — Von einem Postgeschirr wurde am LöhrSplatz ein Arbeiter überfahren und trug dabei einen Bruch des rechten Fußgelenkes davon. Der Verletzte fand Ausnahme im Krankeuhause. -ff Geheilt. Von den am 17. Juni beim Einsturz des Gerüstes am Maschinenwerkstattgebäude zu Engelsdorf verunglückten 8 Personen, konnte jetzt der 23 Jahre alte Maurer Gustav Emil Pabst das Stadtkrankenhaus zu St. Jakob als geheilt wieder verlassen. Pabst hatte u. a. einen Oberschenkelbruch erlitten. — Auch der 13 Jahre alte Knabe William I., der am 3. Juli beim Kinderfeste in den Schrebergärten der Westvorstadt von einer Kletter stange abstürzte und einen Oberschenkelbruch davonge tragen hatte, wurde gestern als geheilt entlassen. * Feuerbericht. Infolge Explosion eines Spiri tuskochers entstand in einer Wohnung in der Guten- bergstraße ein Brand, der von den Hausbewohnern ge löscht wurde. — Unbedeutende Brände fanden ferner in einer Kofferfabrik der Oststraße in L.-Lindenau und in einer Wohnung in der Magdeburger Straße in L.-Gohlis statt. * Blinder Lärm. Gestern gegen Mittag wurde die Feuerwehr durch die Meldung „Großfeuer" noch der Kurprinzstraße gerufen. Wie schon öfters, war durch Bubenhand ein öffentlicher Feuermelder zerstört und da durch die Feuermeldung veranlaßt worden. Vergnügungen. Kriftall-alaft-Theater. Heute Montag verabschiedet sich da« Deutsch-amerikanische Ensemble von hier und gelangt Adolf Philipps „Uebern großen Teich" heute unwiderruflich zur letzten Aufführung. Sämtliche Spezialitäten des derreitigen Spielplanes treten heute gleichfalls zum letzten Male auf. Heute ist es der vorletzte Tag, an dem sich die Tunesen in unserem Zaologischen Garten produzieren. Man beeile sich daher, ihren Vorstellungen, die vormittags 11'/, Uhr und nach mittags 4, 5'/, und 7 Uhr stattfinden, beizuwobneu. Abends 8 Uhr findet große- Militär - Konzert statt, ausgeführt von der Artillerie- Kapelle Nr. 77 unter Leitung ihres Dirigenten Kurts. Aus das am nächsten Mittwoch, den 17. August, stattfindende große Sommer- nachtsfest sei hiermit noch besonders hingewiesen. Theater-Terrasse. Das heutige Abendkonzert mit sehr interessantem, neuem Programm gibt die gesamte Kapelle des königl. 106. Infanterie-Regiments. Bo« Leipziger Palmengartea. Auch während dieser Woche bietet die Direktion unseres Patmenaartens wieder reiche Abwechse lung tu der Unterhaltung seiner Besucher. Während heute Montag das Leipziger Tvnkünstlerorchester und morgen Dienstag die 77er Artilleriekapelle konzertieren, ist sür Mittwoch die Veran staltung eines großen Kinderfestes geplant. lieber die in diesem Jahre besonder» reiche Festordnung werden wir noch näheres mitteilen. Die Konzerte werden am Mittwoch vvm Willy Wolf- Orchester ausgesührt. Am Donnerstag, den 18. August, erscheint eiue für Leipzig ganz neue Militärkapelle, das Musikkorps des Grenadier-Regiments Graf Kleist von Nollendorf (in Westpr.) Nr. 6 aus Posen unter Leitung des Mnsikdirigenten Herrn Richard Fist er aus dem Orchesterpodium des Palmengartens. Freitag dieser Woche konzertieren dann unsere 18er Ulanen und Sonnabend wirkt in dem Konzerte der 107er das berühmte Künstler-Waldhorn-Quartett der Königlichen Kapelle zu Hannover mit, dem sich noch der als Piston-B irtuos e einen Weltruf genießende Herzogliche Kammermusiker Berthold Richter von der Hofkapelle in Braunschweig anschließen wird. Bon ihrem erfolgreichen Abstecher nach Magdeburg zurückgekehrt, treten die beliebten Seidel-Sänger heute Abend zum ersten Male wieder an der Stätte ihrer ersten Triumphe im Albertgarten auf. Selbstverständlich ist dein exellenten Sanger- und humoristischen Bölkchen ein herzlicherWillkommen sicher; selbstverständlich ist aber auch, daß das Programm ein dem freudigen Wiedersehen entsprechendes ist! Sämtliche Mitglieder werden mit ihren besten Nummern brillieren uod nach diesen Genüssen wird man alsdann noch tüchtig das Tanzbein schwingen. Für diejenigen, die letzteres nicht belie ben, steht der herrliche Garten zur Beifügung. Hur Oer Umgegenä. ff Stünz, 14. August. Schwer heimaesucht wurde die Familie des hier in der Leipziger Straße wohnhaften Handelsmanns K. In derselben erkrankten kurz hinter einander die Ehefrau sowie ein 15 Jahre alter Sohn und eine l 1jährige Tochter am Typhus. Um eine Ueber- traguug der gefährlichen Krankheit auf die übrigen fünf Familienmitglieder zu verhindern, wurde» die Erkrankten nach dem Stadtkrankenhause zu St. Jakob in Leipzig überführt. * Grimma, 13. August. Eiu Projekt, daS dir Erbauung einer eisernen Hängebrücke über die Mulde wenige Meter oberhalb der jetzigen Tonneubrücke betrifft, wird in der nächsten Stadtverordneteufitzung zur Begutachtung vor liegen. Die neue Brücke würde eiue ständige Verbindung der Oberstadt mit dem rechten Ufer ermöglichen, während die Tonnenbrücke bei Hochwasser und zur Winterszeit abgebrochen werden muß. Die Kosten der Brücke sind auf 15 000 .-ik veranschlagt. Hur Zacdren. * Dresden, 14. August. Da» Befinde» de» Aenig». Der „Dr. Anz." schreibt: Hiesige und auswärtige Zeitungen veröffentlichen besorgniserregende Nachrichten über das Befinden Sr. Majestät des Königs. Auf unsere Erkundigungen wird uns von authentischer Seite milgeteilt, daß der Gesundheitszustand Seiner Majestät allerdings noch zu wünschen übrig läßt und alles vermieden wird, was dazu beitragen kann, den König anzustreugen. Also nur um der Schonung willen bedient sich Seine Majestät zuweilen des Rollstuhles und läßt sich tragen. Das Allgemeinbefinden sei im Gegenteil mit Berücksichtigung des Leidens zufrieden stellend. Auf jeden Fall liege kein Anlaß zu dergleichen sensationell gehaltenen Nachrichten über den König vor, wie sie vorgestern und gestern verbreitet worden sind; sie sind nur geeignet, Beunruhigung zu schaffe« und falsche Vor stellungen zu erwecken. * Ernennungen. Der König bat den Staatsmiuifter unv Minister des Innern v. Metzsch-Reichenbach zum Vor sitzenden, den Direktor im Ministerium des Innern Geh. Rat Merz zum stellvertretenden Vorsitzenden, den Direktor im Kultusministerium Geh. Rat vr. Waeurig, den Direktor im Ministerium des Innern Geh. Rat vr. Schelcher, den vor tragenden Rat im Ministerium des Innern Geh. Regierungs rat vr. Rumpelt, die Oberverwaltungsräte Hecht, vr. Naundorfs unv v. d. Decken und dem Hülfsarbeiter im Ministerium des Innern Oberregierungsrat Stadler zu Mitgliedern der Prüfungskommission für den höheren Verwaltungsdienst ernannt. Die SchiffSlotsen (Häupter) der Mittel- und Unterelbe sind in eine Lohnbewegung eingetreten. In einer in Schönebeck abgehaltenen, sehr zahlreich besuchten Versamm lung wurde hauptsächlich über die Forderung einer Erhöhung des Haupterlohnes beraten. Die Häupter der Oberelbe erhalten für die Fahrt Aussig—Dresden—Magdeburg mehr Haupterlohn als die Häupter der Unterelbe für die gleiche Fahrt von Magdeburg bis Hamburg. Letztere Häupter wollen darin also den ersteren glcichstehen. Weiter hat mau den Wunsch, daß die Fahrten der Häupter der Reihe nach erfolgen. Es haben sich zur Erreichung des angestrebten Zieles mehrere Hauptervereinigungen gebildet. * * * —o— Pirna, 13. August. Die E l b e ist seit gestern abermals um 5 Centiineter gefallen, so daß heute nur noch ein Stand von 219 Centimeter unter Null verzeichnet werden konnte. Feuilleton. Wrrftk. L. 8. Tie Mozart-Festspiele in München. Man schreibt uns aus München: Wie schon beim ersten Mozort-Cyklus die Aufführung von „6osi kav tutte" au stilistischer Einheitlichkeit am höchsten staub, so war dies bei der zweiten Aufführung noch mehr der Fall. An Stelle der Frau Herzog (Berlin) war unsere einheimische Vertreterin der Fivrdiligi Fräulein Breuer getreten. Es liegt mir absolut ferne, der Frau Herzog, dieser ausgezeich neten Künstlerin und slünmbegnadeten Sängerin, nur im geringsten zu nahe zu treten, aber zur Erlangung von Festspielen, bei denen rest lose stilistische Einheitlichkeit und Geschlossenheit das künstlerisch ausschlaggebend« Moment darstellen müssen, ist im Prinzip ein zu- iiunmengewödntes und zusammengefpielteS Ensemble doch immer mehr zu empfehlen, als die Heranziehung, wenn auch noch so be rühmter Gäste, zumal wenn man nicht Gelegenheit geben kann, daß sich die Gäste in deu fremden Rahmen völlig empassrn können. Fräulein Breuer bat denn auch ihre Vorgängerin gesanglich nicht absolut erreicht, aber dem Gesamteindruck ist doch Manches in der Darstellung zu gute gekommen. Auch paßt Fräulein Breuer in der Erscheinung bester zu Fräulein Koboth, der porsievollen und liebreizenden Vertreterin der Dorabella. Die beiden Offiziere hatten in den Herrn Gura (Schwerin), der früher hier engagiert war, und vr. Walter ganz ausgezeichnete Ver treter, daS aleiche güt von dem Alfonso des Herrn Bauberger» und die trefflich gesungen« DrSpina ist längst al» graziös«» Kabinett- stück feiner LharatterisierungStunst unserer Frau B oir t ti bekannt. Am Dirigentenpult wirkte Herr Hoskapellmeister Röhr sehr verdienstvoll und stellt« jenen innigen Kontakt zwischen Lübn« und Orchester her, ohne den all« Feinheiten einer sorgfältigen scenischen und musikalischen Ein studierung unbeachtet verloren gehen würden Die glänzende Aus stattung de« Werke» auf der dredbaren Bühne versetzte daS an spruchsvolle Fremdenvobltkum wiederholt in Erstaunen. Mit der zweiten Ausführung der „Zauberflöte" kamen die Mozartsest- spirlr zum Abschluß. Di« Aufführung »IS Ganze» machte sa schon durch die pompöse dekorative Ausstattung bedeutenden Eindruck auf das Fremvenpublikum, das der feenhaften Sceuerie auch alle Bewunderung zu teil werden ließ. Die Besetzung dagegen wies, um einen bekannten Fachausdruck zu gebrauchen, zum Teil nur zweite Garnitur auf. Eine aller dings sehr rühmliche Ausnahme machte nur Frau Herzog als Königin der Nacht, deren grandiose Gesangskunst uud aus gezeichnete stimmliche Begabung wirklich einen lauteren Kunstgenuß bereitete. Aufrichtige Freude konnte man auch au der Pamiua von Fräulein Ernesta Delsarta (New Hort), einer Tochter unseres hochverdienten Intendanten Herrn vou Possart haben. Die hochintelligente Sängerin trat zum ersten Male vor unser Publikum. Auf ihrer relativ sehr kurzen Bühnenlaufbahn hat sie sich eine namhafte Sicherheit im Auftreten er worben, das durch eine ausgezeichnete Erscheinung noch be deutend gewinnt. Die Gesangstechnik ist außerordentlich ent wickelt, die Stimme, wenn auch noch nicht sehr groß und voluminös, so doch gut tragfädig und wohlklingend, ebenso der Vortrag schon ziemlich frei uud sehr verständig. Neben der lieblichen Papagena der Frau Bosetti war der ausgezeichnete Sprecher des Herrn Baubergrr völlig auf der Höhe einer Frstvorstellung. Herr Hesch «Wien) mochte als Sarastro nur reckt mäßigen Eindruck, er bildete auch nicht entfernt einen Ersatz sür unseren jüngst verstorbenen Klöpfer. Der Tamino des Herrn Walter ist rein künstlerisch gefaßt ja ganz an-- gezeichnet, stimmlich konnte er unseren ersten Vertreter der Partie Herrn Koote nicht vergessen machen, auch bei drm Papageno deS Herrn Fuchs steht die humorvolle Darstellung höher, als die Gesangsleistung. Unter Hoflapellmeister Reichenberger ging die Ausführung musikalisch sehr flott, und auch der kolossale scenische Apparat klapvte ausgezeichnet. Nun öffnen sich die Pforten des Prinzregententheaters. Man beginnt mit „Tristan und Isolde"; die eifrigen Borberrttungen für die Wagneraufführnngen lasten bedeut same Ereignisse erwarten, denn als solche sollen sich doch Festspiele stets erweisen. * Ein Ehapin-Tenkmal. Mail schreibt der „Neuen Musik zeitung": Die Primadonna des kaiserlich russischen Marien- theaters, Madame Adelaide BvlSka, hat bekanntlich zuerst dem lßedanken Raum gegeben, dem größten polnischen Komponisten, Chopin, in Warschau ein Denkmal zu setzen. I. Pabe- r e w s k i hat sich auch für diese Idee begeistert und ihr Freund« zu gewinnen gesucht Jetzt ist die Frage so Weir gediehen, daß ein Tbopin-Denkmalcomste bereits in Warschau vorh.rnden ist, an dessen Spitze Graf Alexander SchawinSkh-Brochozky steht. In letzter Zeit hat das komitö eine Versammlung abgehaltrn, bei der die Abwesenheit von Madame Bolska und von Vade- rewski, der jetzt gerade in Australien Konzern gibt, bedauert wurde. Die Versammlung gelangte zu folgenden Beschlüssen: Um das Denkmal würdig auszugestalten, sei die Summe von 100 000 Rubeln erforderlich. Die Propaganda für die Gaben- spendung müßte eine regere und die Mitarbeit der vornehmen Damenwelt herangezogen werden. Damen der polnischen Gesellschaft werden mit in das ComitL gewählt werden. Ein anderer Vorschlag geht ferner dahin, die behördliche Gcnehmi- gung nachzusuchen, daß allen in Polen erscheinenden Zeitungen und Journalen gestattet sei, Spenden für das Denkmal anzu- nehmen und öffentlich über diese zu quittieren. Eine beson dere Förderung wird dem Denkmalcvmite zu teil von dcr^War- sckauer Kommerzbank und von den Grafen Adam Kra- slns'ky und Moritz Samoiskh. Hn Schlöffe des letz teren, in der Senatorenstraße, hat das Bureau des Comiws auch seine Heimstätte gefunden. Wissenschaft. T. Ist tza» Nadi«« et» Element. Das Neueste ist, daß das Radium, über das ganze Ströme von Tinte und Drucker schwärze verschrieben und verdruckt worden sind, gar nicht vor handen sein soll. ES wird allerdings nicht behauptet, daß alle darauf bezüglichen Forschungen auf Täuschung beruhten, aber das Radium soll nicht ein Stoff für sich sein, ein einfaches und unzerlegbare» Element wie Eisen, Gold, Kohlenstoff und so viele andere, sondern eine Mischung oder Verbindung lider wie die Ver fechter dieser Anschauung sich ausdrücken, ein Amalgam, daS sich mit der Zeit von selbst in fetiic Bestandteil auflöst. Der Entdecker de» Radium, Professor Curie in Paris, hat selbst zugegeben, daß er noch niemals reines Radium hat auSscheiden können, etwa wie ein gewöhnliches Stück Eisen oder Gold, aber er glaubt nicht, daß das unmöglich sein würde, sondern ist der Ansicht, daß nur die ungeheuere Kostspieligkeit der Verarbei tung diesem Erfolg entgegenstehe. Andrerseits hat Curie sich dahin ausgesprochen, daß man sich durch Behauptungen der genannten Art nicht beunruhigen zu lasten brauche. Es sei sehr leicht, solche Theorien aufzustellen und den Gegenbeweis ab- »uwarten Man muffe vielmehr von ihren Urhebern verlangen, daß sie den Beweis führen, Radium sei kein einfacher Stoff, also kein Element. Vielleicht gebe es überhaupt keinen ein fachen Stoff und da» Radium wandle sich im Verlauf längerer Zeit in einen anderen Stoff um, wie cS ja übrigen» die denk würdiger, Forschungen von Ramsay über die Entstehung von Helium aus Radium bereits erwiesen haben. H Blaues Licht als Anästheticno». Ein neues Betäubungs mittel, das eine Umwälzung in der Zahnheilkunde Hervor zurufen geeignet ist, haben Professor Redard aus Genf und Pro fessor Emery nach dreijährigen mühsamen Versuchen entdeckt. Redard fand, daß das Nervensystem von farbigem Licht beeinflußt wird. Er machte deshalb nacheinander Versuche mit allen Farben und bemerkte bald, daß Blau besonders beruhigend auf die Nerven wirst. Diese Entdeckung wurde nnn in die Praxis übertragen. Der Patient wird in ein dunkles Zimmer eingeschlossen und seine Augen werden drei Minuten lang einem blauen Licht von sechzehn Kerzen Stärke ausgesetzt; dadurch verliert er jede Empfindlichkeit gegen Schmerz und behält dabei seine volle Besinnung. Dann wird der Zahn schmerzlos gezogen. Bei Anwendunq des Lichtes sind die unangenehmen Nachwirkungen, die Acther oder Chloroform bis weilen auf den Körper ausuben, nicht zu bemerken. A«»fikale»v«r für Leipzig. Theater. Leipziger Stabttheater. Im Neuen Theater gelangt heute A. Thomas beliebte Oper „M ignon" zur Aufführung. Morgen wird die Suppesche Operette „Fatinitza" gegeben. — Im Alten Theater ist heute „Zapfenstreich" und morgen Mosers Lustspiel „Der V e i l che n f r e s s e r" angesetzt. — Mit der großen historischen Tragödie „Kaiser Heinrich VI.", Bilhnenbearbcitung von Kurl Siegen, die Mittwoch (im Neuen Theater) die Uraufführung erlebt, er scheint Grabbe, einer der genialsten Dramatiker, zum ersten Male hier auf der Bühne, man wird daher dieser Aufführung mit Herrn vr Waldemar Staegemann in der Titel rolle, mit um so größerem Interesse entgegen sehen. Kristall-Palast. Antony Mars' heiterer Schwank „Ein q u a r t i e r u ng ", welcher in so glänzender Weise durch das Berliner Vaudeville - Ensemble zur Dar stellung gclmgt, erweist sich als ein zugfähiger Kassenmagnet und gelangt heute abend 8 Uhr zur fünften Aufführung. Tommertbeater Drei Linden. Heute. Montag, findet viel fachem Wunsche zufolge eine ncxhmalige Aufführung öes reizenden Lustspiels „Unsere Frauen" von G. v. Moser Km. Morgen, Dienstag, geht zum Benefiz für Herrn Franz Stahl der übermütige Schwank von Stobiher und Kraah „Mamsell Tourbillon" („Das Mädchen als Rekrut") erst malig in Scene und Mittwoch findet die zweite Aufführung von „Der Salontiroier" statt.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite