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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.07.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-07-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040721014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904072101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904072101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-07
- Tag1904-07-21
- Monat1904-07
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Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 25 Reklame» unter dem RedakttouS-rich (4gespalten) 78 «ach d« Familiennach- richteu (6grspatt«) KO Tabellarischer und yiffrrnsatz rntsprech«d höher. — Gebühr« für Nachweisung« uud Ofsrrtenannahm« Lü Extra-Veilagen (gefallt), uur mit der Morgen-Ausgabe, odu« Postbesürdernaa 60.—, mit Postbeförderung 70.—. Anuatzmeschlaß für «uzei gen: Elbrud-NuSgab«: vormittags 10 Uhr. Morgeu-AnSgaber nachmittag« 4 Uhr. ««zeig« stad stet« au dt« Expedition z» richten. Die Erpedttiou ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet a», früh S bi« abend« 7 Uhr. Druck and Verlag von G. Val» in Leipzig (Inh. vr. V„Si. ckW. «ttnrhardU. Nr. 387. vsr lMchligrte vom Lage. * Da« deutsche Geschwader verließ gestern um 3 Uhr nachmittag die Reede von Vlissingen. Da« Admiralschiff war schon gestern morgen abgedampft. * Der badische Landtag wurde gestern geschlossen. Der Großherzoa ließ dem Landtag seinen Gruß und Dank für die Vollendung der Verfassungsreform ent bieten. (S. Dtsch. Reich.) * In Singapore ist der deutsche Konsul Eschke gestorben. * Der Gouverneur des Berliner Invalidenhauses, Generalleutnant Frhr. v. Schele, ist gestern gestorben. * Ein gewaltiger Torfbrand wütet noch immer bei Lohne am _Emü - Vechte»Kanal. Alle Löschversuche scheiterten. Der Schaden ist enorm. (S. aus aller Welt.) * DaS englische Unterhaus vertagte sich nach einer Sitzung von 25 Stunden und 38 Minuten. (S. Groß britannien.) — * Drei weitere Schiffe der russischen Freiwilligen- Flotte sollen aus dem Schwarzen Meere nach dem Roten Meere unterwegs seien. * Da« Wladiwostok-Geschwader beunruhigt nach ueuesten Meldungen die Ostküste der japanischen Inseln. iS. russ.-jap. Krieg.) siuttlantl auf ürr Suche nach lsonttebanOr. Das Treiben, welches Schiffe der russischen Frei- willigen-Flotte rm Roten Meer entfalteten, hat nicht nur in den Ländern, deren Dampfer durch die übereifrige Tuche nach Kontrebandc betroffen wurden, eigentümlich berührt, vielmehr hat die gesamte europäische Presse in durchaus unzweideutiger Weise Stellung genommen. Verhältnismäßig ruhig ist man in Deutschland geblieben, vielleicht gerade deshalb, weil die an Bord des Dampfers „Prinz Heinrich" vorgenommcne Beschlagnahme und Fortführung der Postsäcke ein so unerhörter Uebergriff war, daß man sich allenthalben überzeugt hielt, unsere Regierung werde bei aller Rücksichtnahme auf unser freundschaftliches Verhältnis zu Rußland, diesmal ohne viele Umstände protestieren. Dies ist denn auch unverzüg lich geschehen, und zwar hat nicht nur der Reichskanzler Graf Bülow, nach Erstattung des telegraphischen Berichts an den in Norwegens Häfen weilenden Kaiser, bei der russischen Regierung formellen Einspruch gegen das Ver- halten der „Smolensk" erhoben, sondern auch die Post behörde hat die Regierung des Zaren telegraphisch ersucht, für die umgehende Herausgabe und Weiterbeförderung der Briefsäcke und Pakete Sorge zu tragen. Dis zur Stunde, wo dies geschrieben wird, haben die russischen Be hörden nur dilatorisch geantwortet. Indes ist der Grund für die Verzögerung der Antwort wohl tatsächlich, wie auch angegeben, nur darin zu suchen, daß sie sich erst ein gehend über den Fall informieren wollen. Auch die deutsche Regierung erwartet den Rapport des Kapitäns des Postdampfers, der eingefordert worden ist, indes wohl kaum vor einigen Wochen eintrcffen wird, da er brieflich befördert werden muß. Sehr angelegentlich wird vor allem in England er örtert, daß den russischen Kreuzern sehr wenig daran zu liegen scheine, was die Neutralen von ihrem Verhalten denken. ES ist das unbestreitbare Recht der Schiffe einer kriegführenden Macht, auf neutralen Schiffen die im Ver dachte der Beförderung von Kontrebandc stehen, nach solcher nachzuforschcn und sie eventuell zu kassieren. Zu nächst aber steht überhaupt der Charakter der russischen Schiffe nicht fest, die derzeit so rigoros Vorgehen, daß sie selbst vor der völkerrechtlich unzulässigen Beschlagnahme von Briefen und Paketen an Private nicht zurückschcucn. Es scheint sicher, daß die Schiffe, welche außer dem deutschen Dampfer auch drei englische angehalten haben, dieselben sind, welche jüngst die Erlaub nis erhielten, die Dardanellen zu passieren, weil sic die Handelsflagge führten, Kohlen an Bord hatten und sich als Kauffahrer gerierten. Wenn diese Schiffe sich jetzt die Rechte von Kreuzern anmaßcn, dann dürfen sie sich nicht wundern, wenn ihnen später bei der Kohlen einnahme in neutralen Häfen Schwierigkeiten erwachsen. Man hat ja auch früher nie gewußt, welchen Charakter man den Schiffen der russischen Freiwilligen-Flotte eigentlich zuerkenncn sollte, jetzt aber tappt man hierin völligimDunkeln, man weiß überhaupt nicht mehr, woran man mit dieser Flotte ist; eine Klarstellung aber erweist sich gerade fetzt nicht nur als wünschenswert, sondern direkt als unumgänglich notwendig. Die jüngsten Vorfälle im Roten Meer, ebenso wie die Aufbringung deS britischen Dampfers „Allantan" und der Spruch deS Prisengerichts, dessen Strenge die ganze internationale Handelsschiffahrt im fernen Osten bedroht, insofern bi« DersicherungSraten unerschwinglich hoch Donnerstag dm 21. Juli 1904. 98. Jahrgang. werden, dürsten neuerlich Veranlassung zur In- angriffncchme einer Revision des internationalen See rechts geben, dessen Ungleichmäßigkeit und Lückenhaftig keit längst wie ein Damoklesschwert über jeder neutralen Schiffahrt hängt. Allerdings wird man wohl kaum hoffen dürfen, die Wünsche der neutralen Mächte in allen Punkten zu einstimmigen Beschlüssen führen zu können, da sie vielfach sehr weit auseinanderstreben; aber zweifel los wäre ein Meinungsaustausch frhr erwünscht und mindestens sollte jede große schiffahrttreibende Macht ihre Auffassung einmal Punkt für Punkt festlegen und den andern Nationen davon Mitteilung machen, inner halb welcher Grenzen sie geneigt sei, Eingriffe über sich ergehen zu lassen. Eine derartige Fixierung dürfte sicher darauf rechnen, von kriegführenden Mächten respektiert zu werden, die doch stets vermeiden müssen, die Neutralen vor den Kopf zu stoßen. Die größten Meinungsverschiedenheiten herrschen be kanntlich bezüglich dessen, was als Kontrebandc zu be- trachten ist. So unterscheiden die meisten Staaten be dingte und unbedingte Kontrebandc, wobei die Grenzen allerdings oft schwer zu definieren sind. Rußland kennt neuerdings entgegen früher abgegebenen Erklärungen offenbar nur unbedingte Kontrebandc; es schließt aber in diesen Begriff nicht nur alles ein, was eventuell den Zwecken der Kriegführung dienen kann, sondern auch noch einiges mehr. Auf alle diese Artikel, welches immer ihre Bcstimniung und so klar diese erwiesen sein mag, werden dieselben drakonischen Gesetze angewandt. Gegen ein solches System aber, welches die einfachsten Forde rungen der Gerechtigkeit unbeachtet läßt, gibt es für die Neutralen nur einen Schutz: man läßt es sich nicht ge fallen. vrioeipiis obstal — Je energischer und je früher man protestiert, desto eher kann man hoffen, daß auch Rußland sich wieder auf die Pfade des anerkannten Scerechts zurückfindet, und daß damit wenigstens für die Zukunft Friktionen vermieden werden, die auf beiden Seiten peinlich empfunden werden müssen. Die Beschlag- nähme an Bord des „Prinz Heinrich" hat wohl jeder an die Aufbringung des „Bundesrat" der Ostafrika-Linie durch die Engländer während des Burenkrieges erinnert. Damals fand die „Schneid", mit welcher die Regierung reklamierte, alle Anerkennung, hoffenlich läßt man es auch diesmal an dem nötigen Nachdruck nicht fehlen — auch auf dem „Prinz Heinrich" weht die deutsche P o st f l a g g e ver NilManck Oer sierers. Südweftafrikanische Irrungen. Drr frühere Marinestabsarzt vr. Sander hatte am 8. Februar in einem Vortrage über die Lage in Südwest afrika verschiedene Ausführungen gemacht, die eine ziemlich herbe Kritik des Obersten Leutwein in sich schlossen. Hier gegen hatte Hauptmann a. D. Dannhauer, der Bericht erstatter des Berliner „L.-A.", in einem längeren Artikel auf Grund persönlicher Information durch den Gouverneur Leutwein und „mit möglichst genauer Wiedergabe von dessen eigenen Worten" polemisiert und mehrere Angaben Sanders als falsch und unwahr hingcstellt. Darauf antwortet vr. Sander in der „Nat.-Ztg." mit einer Zugschrift, er könne unter Beweis stellen, daß Oberst Leutwcin doch Großleuten der Herero Gewehre Modell 88 oder Mauser pistolen geschenkt habe. Weiter führt Sander aus: Herr Leutwcin will 1896 von dem Aufstande nicht überrascht worden sein und führt als Beweis dafür an, daß „er kurz vor dem damaligen Aufstande eine entsprechende Verstärkung der Schutztruppe beantragt habe". Ich war damals hier in Berlin, al- diese Ber- stärkung zusammengestellt wurde, ich bin dann mit ihr auf demselben Dampfer hinausgegangen, habe aber nie gehört, daß sie „auf An- trag LeutweinS" bewilligt sei. Im Gegenteil! Bei unserer Ankunft im Schutzgebiet war sogar daS Gerücht verbreitet, Herr Leut- wein habe vor Zorn förmlich gerast, als er von dieser ohne sein Zutun erfolgten Verstärkung erfahren habe. Darüber und ob Herr Leutwein damal« wirklich den Aufstand vorau-gesehen hat, werden ja die Herren von Estorfs, von Lindequist, von Sack, von Perbandt, kurz alle, die damals mit im Aufstand tätig waren, soweit sie noch am Leben sind, bei der hoffentlich nicht auS- bleibenden Untersuchung ihre Aussagen abgeben. Jedenfalls aber spricht es nicht für ein Boraussehen deS Aufstande-, wenn Herr Leutwein noch in den allerletzten Wochen vor Ausbruch etwa 60 zur Ablösung kommende Mannschaften der Truppe vollständig un- bewaffnet zur Küste in Marsch setzt. Ich könnte noch mehr der artiges auführen, doch verspüre ich mir daS bis zu der Unter suchung, die ich hiermit ausdrücklich verlange. Ferner glaubt Herr Leutwein „durch seine zu freundschaftliche Behandlung der Kapitäne dem Schutzgebiete 10 Jahre lang — von 1896—1901 sind e- wobl nur 8 Jahre! — den Frieden erhalten zu haben". Was man angesichts des grauenhaften Aufstandes, der eben doch nicht dadurch verhindert worden ist, zu einer Selbst täuschung sagen soll, weiß ich wahrlich nicht. Geben doch seit ge raumer Zeit sogar die amtlichen Quellen zu, daß drr Aufstand jahrelang und gerade von den Kapitänen vorbereitet worden ist. Wenn ferner der Gouverneur Oberst Leutwein ja auch nur eine leis« Befürchtung gehegt hätte, daß er auf di« Dauer mit Zuckerbrot nicht autkommrn könne, so hätte ihn doch nie und nimmer die Er- Wägung abhalten dürfen, „der Reichstag" könne ihn wegen ter beantragten Truppenvermehrung „auf sein« Geisteszustand unter- such« lassen". Im Gegenteil! Seine einfach« Pflicht al« Beamter und Offizier wäre es dann gewesen, solche Vermehrung zu bean tragen und, wenn sie nicht durchging, die Kabinettsfrage zu stellen. vr. Sander übernimmt ausdrücklich die Verantwortung für seine z. T. recht schwerwiegenden Aussagen vor jedem Forum. ver rllttircb'iapanircde Krieg. Vorn rvladiMsstsk-Geschrvader Ueber die neuesten Unternehmungen dieses erfolgreichsten Teiles der russischen Streitmacht liegen folgende Mel dungen vor: * Takt«, 20. Juli. (Reuter.) Auf gründ der hier eingegangenen Meldung, daß das Wladiwostok-Geschwader die Tsugaru-Straße passiert habe, ist an die an der Ostküste verkehrenden Kauffahrtei schiffe eine amtliche Warnung ergangen. Die Schiffe suchen eiligst Schutzhäfen auf. * Yokohama, 20. Juli, 2 Uhr 10 Min. nachm. —- 6 Uhr 10 Min. vorm. mitteleuropäische Zeit. (Bon dem 8-Sonderbericht- erstatter der „Boss. Ztg.".) Soeben wird hier bekannt, daß das Wladiwostok-Geschwader heute morgen durch die Tsugaru-Straße (zwischen Hokkaido und Nippon) in den Stillen Ozean ein gefahren ist. ES brachte sehr bald ein japanisches Handels- schiff auf, über dessen Schicksal bisher weiter nichts bekannt ge worden ist. * Tokta, 20. Juli. Nachmittags ließ das Wladiwostok-Ge schwader den heute aufgebrachten japanischen HandelSdampser frei und dampfte, von einer japanischen Torpedobootsslotille verfolgt, ostwärts. Antwort der russischen Aegiernng auf die deutsche Beschwerde. Die „Nordd. Allg. Ztg." meldet: Auf die infolge tele graphischer Anweisung vom Sonnabend in Petersburg er hobene deutsche Beschwerde erging zunächst Sonntag die Antwort, die russische Regierung habe noch keine amtlichen Nachrichten, werde aber mit möglichster Beschleunigung die Angelegenheit untersuchen und dazu Stellung nehmen. Unter den aus der „Smolensk" durchsuchten, dem Dampfer „Peria" übergebenen Postsäcken befanden sich auch englische und ita lienische. Ueber die Herkunft der beiden nach Nagasaki be stimmten Pakete, die auf der „Smolensk" aus einem Paket postsack entnommen und zurückbehalten wurden, ist noch nichts bekannt. Zur Beschlagnahme der „Malakka". Die englischen Zeitungen fahren fort, die Beschlagnahme der „Malakka" in den schärfsten Ausdrücken zu besprechen. Die Petersburger Meldung, die „Malakka" werde nach Sewastopol gebracht werden, wird als ein Anzeichen für die Absicht Rußlands aufgefaßt, die Neutralität der Dardanellen zu bestreiten. — „Standard" meint, die Nation er warte, daß das Auswärtige Amt wirksamere Maß nahmen treffe, als gewöhnlich «der diplomatische Ver kehr verspreche. Wenn es erlaubt werde, daß die „Malakka" unter bewaffnetem Geleit ihrem Bestimmungsort zugesührt werde, würden viele friedliebende Engländer fragen, wozu die englische Flotte existiere. — „Daily Telegraph" meint, Rußland habe die schwierigste und gefähr lichste Streitfrage in Bezug auf das internationale Recht angeregt, die Nation müsse volles Vertrauen in LanS- downe setzen. Ueber das weitere Schicksal der „Malakka" erhalten wir folgende Drahtnachricht: Pord Tat-, 20. Juli. (Reuter.) Ter Tainpfer „Malakka" ist (heute früh hier cingetroffen; er führte die russische Kriegs flagge und hatte einen russischen Kapitän von der Kriegsmarine, 4 Offiziere und 45 Matrosen nnd Heizer an Bord Die Mann schaft der „Malakka" ist als kriegsgefangen erklärt und ihr jeder Verkehr mit der Küste untersagt worden. Eine bewaffnete Wache bewacht das Fallreep. Dem englischen Kapitän des Schiffes, der gegen die ihm zuteil gewordene Behandlung Einspruch erhob, wurde mehrere Male mit Verhaftung gedroht. London, 20 Juli. Nach einer bei Lloyds Agentur ein gegangen« Depesche halte» die Behörden von Port Said die „Malakka" bis zum Eintreffen weiterer Instruktion« an. Deutsches sieicv. - Berlin, 20. Juli. * von der Nor-lan-sfahrt -cs Kaisers. Aus Dront- heim wird noch ergänzend gemeldet, daß daS Wetter fort gesetzt, wie in Molde, kalt, regnerisch und windig ist. Der Kuner vom 16. d. M. wurde auf der Fahrt nach Drontbeim an Bord genommen. An Bord alle« wohl. * Der Königsberger Hochverratsprozeß, der anfangs wenig des Interessanten bot, bringt jetzt fast täglich neue Ueberraschungen. Gestern war es der — mzwijclien ab gelehnte — Antrag der Verteidigung aus Ladung aus- wärtiger Zeugen, die Aussagen sensationellen Charakters machen sollten, und heute kommt von derselben Seite eine Mitteilung, die, wenn sie sich bewahrheitet, zur Ein stellung des ganzen Verfahrens führen kann. Es handelt sich, wie rekapitulierend bemerkt sei, um folgendes. Der Strafantrag der russischen Regierung gegen die Ange klagten des jetzigen Prozesses gründet sich hauptsächlich auf 8 260 des russischen Strafgesetzbuches, welcher nach der russisch-offiziellen, von der zweiten Abteilung der kaiserlichen Kanzlei angefertigten und 1866 veröffent lichten deutschen Uebersetzung lautet: Wenn eines von den oben in den Artikeln 241, 242, 243, 249, 250 und 253 bezeichneten Verbrechen wider den fremden Staat verübt worden, mit welchem auf Grund von Traktaten oder hier- über veröffentlichten Gesetzen in dieser Beziehung die gehörige Gegen- seitigkeitvereinbartist, oder aber wider die souveräne Gewalt dieses Staate», so werden die Täter zur Verbannung nach Sibirien und zum Verlust aller Rechte verurteilt. In der Uebersetzung des russischen Konsulats zu Königsberg, die von der Berliner russischen Botschaft be stätigt ist und auf die sich das Vorgehen der deutschen Ge richte gründet, fehlen nun ausfallenderweise die ge sperrt gedruckten Worte, und in der heutigen Sitzung legte, wie schon telegraphisch gemeldet, die Ver teidigung amtliches russisches Material vor, aus dein hervorgeht, daß in Rußland eine Kommission der Negie rung mit der Aenderung des Strafgesetzbuches beschäftigt ist, weil außer mit Oesterreich kein Ztaatsvertrag und auch keinpubliziertesGesetzbesteht, wonach die Gegenseitigkeit verbürgt ist. Ter Sach verständige vr. p. Reuhner und die Dolmetscher vr. Rost- Königsberg nnd vr. Ballod-Berlin bestätigten die Richtig- leit der Uebersetzung. Damit darf als festgestellt gelten, daß 8 260 des russischen Strafgesetzbuches in diesem Falle nichtan wendbar ist. Auch aus einem andern Grunde kann der Paragraph nicht zur Anwendung kommen, kveil nämlich die Vergehen, die den Angeklagten zur Last gelegt werden, gar nicht unter die im 8 260 er- wähnten Paragraphen 211, 242 und 249 des russischen Strafgesetzbuches fallen, sondern aus 8 245 desselben be- straft werden. Damit ist aber derrussischeStras- antrag als nicht gehörig begründet hinfällig ge worden, nnd es ist nicht unwahrscheinlich, daß das Ge richt zur Einstellung des Verfahrens kommt Für die Un- gcnanigkeit der Angaben, die dem deutschen Gericht von amtliclier russischer Seite gemacht worden sind, gibt es selbstverständlich keine Entschuldigung. Ueber die heutige Verhandlung wird noch tele- graphisch gemeldet: Jin weiteren Verlauf der Verhandlung gelangten eine Reihe der bei den Angeklagten Vorgefundenen Schriften zur Verlesung. In einigen von diesen wird dringend vor Gewalttätiqkeüen gewarnt, da diese der Mafsenagitation nur hinderlich feien und keinen Nutzen brächten; in anderen dagegen wird der Terror und der politische Mord als unentbehrlich im Be freiungskämpfe des Proletariats bezeichnet. Vertei diger Schwarz beantragt, da durch das beute vor gelegte, russische Material nnd auch durch die Auskunft des Auswärtigen Amtes dargetan sei, daß kein Staatsvertrag nnd lein Gesetz in Rußland bestehe, die die Gegenseitigkeit verbürgten, mithin eine Verurtei lung wegen Hochverrats oder Beleidigung des Kaisers von Rußland nicht erfolgen könne, den Angeklagten Kugel aus der Haft zu entlassen. Der Gerichtshof lehnte, denc Anträge des Staatsanwalts entsprechend, den Antrag auf Haftentlassung ab, da die Gründe, die zur Verhaftung Kugels geführt hätten, noch nicht beseitigt seien. Die Verhandlung wurde sodann auf Donnerstag vertagt. * Vom Kampf nm die Ostmark. Aus Posen, 19. Juli, wird uns berichtet, daß Erzbischof vr. v. Stab lew Ski für die Abgebrannten in Slupia 500 .6 gespendet hat. Man vergleiche hiermit auch in unserer letzten Abendausgabe das Telegramm, nach welchem der Herr Erzbischof sich angelegent lich um die Feuerversicherung in seiner Diözese bekümmert, und man hat einen tiefen Einblick in die ostmärkischen Ver hältnisse und eine Erklärung für die Bedeutung deS erzbisrböf- lichen Stuhles. Und wenn man sich dann noch der Klagen des gut deutschen „Graudenzer Geselligen" anläßlich deS Unglücks von Slupia und ferner deS polnischen Spieler prozesses von Schneidemübl erinnert, in dem der Landrat des Kreises Wirsitz Graf v. Wartensleben als Zeuge auftrat, so weiß man ungefähr, welch schweren Kamps das Deutschtum in der Ostmark zu bestehen hat und unter welchen Ver hältnissen. * Zum Parteitage -er Sozialdemokratie. Auf der Tagesordnung des Parteivorstande« für den Bremer Parteitag der Sozialdemokraten befindet sich, wie bereits erwähnt, außer den üblichen Berichten nnd der Frage der Kommunalpolitik der Punkt Organi sation. Hierzu macht der Parteivorstand Vorschläge, die eine Abänderung des OrgauisationSstatuts bezwecken und sich zu einem Teile auf den Ausschluß aus der Partei und daS Verfahren vor den Schiedsgerichten beziehen. Nach den Vorgängen, die sich an den Dresdener Parteitag an schloffen, und bei denen die bisher fast musterhafte Organi sation der sozialdemokratischen Partei völlig versagte, kann man es der Parteileitung nicht verdenken, wenn sie für die Folge einer derartigen Verhöhnung aller parteibebördlichen Autorität mit einer Aenderung deS Statuts einen Riegel vorschieben will. Bemerkenswerter erscheint der „Köln. Ztg." der Antrag, den der Parteivorstand hinsichtlich der Zu- sammense tzung der Parteitage stellt. Nach den bisherigen Satzungen wird der Parteitag, der die oberste Behörde der Partei darstellt, gebildet aus Delegierten der RrichStagSwablkreise, dem Parteivorstand, der Kontrollkommission und den Mitgliedern der Reichs tagsfraktion. In Zukunst soll nach dem Vorschlag der Parteileimng die Fraktion lediglich Delegierte entsenden, deren Zahl den vierten Teil der Fraktion-starke nicht (übersteigen darf. Man wird die« voraussichtlich mit dem Anwachsen der Fraktion begründen, deren voll zählige« Erscheinen auf dem Parteitag dessen Apparat zu umfangreich gestalte, aber der wirkliche Grund liegt doch wohl tiefer. Mit dem Anwachsen der Fraktion ist in noch stärkerem Verhältnis ihr revisionistischer und gewerkschaftlicher Flügel gewachsen, und diese neue Richtung, die reale Arberterdewegung, wie sie Schippe! nennt, bat bereits in der vorigen Legislaturperiode einen merkbaren Einfluß geltend zu machen gewußt. Man wird abwarten müssen, ob sich die Fraktion eine derartige Kaltstellung gefallen lassen wird. * * Et-tug, 19. Juti. In Kabinen wurde ein Geistesgestörter an« Gr.-Hauswalde verhaftet und nach seiner Heimat transportiert, der die Kaiserin sprech« wollte * Hamburg, l9. Juli. Die lner versammelten Gut- templer-Loge» beschloss« die Bereinig»«- »u «nem allgemeinen deutschen Leutralverdiud ju, v««
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