01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.07.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-07-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040730013
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- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-07
- Tag1904-07-30
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Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 28 Reklamen unter dem RrdaktionSstrich (4 gespalten» 7b na» den Familiennach- richtrn (8 gespalten) 50 zH. Dabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren sür Nachweisungen und Ofsertenanuahme 25 z^. Ortra-Vetlagen (gefalzt), " u r mit der Morgen-Au-aabe, ohne Poftbesörderung 60.—, mit Poftbesörderung ./t 70.—. Annah»efchlutz für Anzeigen: Abend-Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgen-AuSgab«: nachmittags 4 Uhr. Anzeigen sind stet» an die Expedition z« richten. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» abend- 7 Uhr. Druck und Verlag von E- Polz in Leipzig (Inh. Or. B., R. L W. Sltnkhardt). Nr. 384. Sonnabend den 3V. Juli 1904. 98. Jahrgang. Var Aichligrtt vsm rage. * Die sächsische Regierung läßt offiziös erklären, daß sie nach wie vor an der Einführung deS Zonentarifs sür die Straßenbahnen in Leipzig festhält. (S. Leipziger Angelegenheiten.) * Der „ReichSanzeiger" veröffentlicht da« Gesetz, betr. (LntschLdigung für unschuldig erlittene Unter suchungshaft vom 14. Juli 1904. * Bei den Befestigungen von Wilhelmshaven sind gestern zwei Franzosen festgenommen worden, bieder Spionage verdächlig erscheinen. (S. Dtsch. Reich.) * In Berliner KaufmannSkreisen wird der Plan einer Weltausstellung für 1908 erörtert. * Dem Attentat aus den russischen Minister Plehwe sollen in den letzten Wochen bereits drei mißlungene vorbergegangen sein. (G. Rußland.) Lum SeOSchtilirre Sirmarckrr. Zum sechsten Male jährt sich der Tag seit jenem bangen 30. Juli 1898, an dem bei der Nachricht von Bismarcks Tode sich tiefe Trauer über das deutsche Volk lagerte, und bei den Völkern ringsum teils Gefühle sym pathischer Teilnahme, teils Empfindungen minder sreundlicher Art sich kundgaben. Was einst Nikolaus von Jamsilla von dem größten der Hohenstaufen Friedrich II. gesagt hatte, dem großen Vorkämpfer für die Rechte des Kaisertums gegen die Anmaßungen der herrschsüchtigen Papstkirche: „Ihn, den kein Feind jemals überwunden batte, überwand zuletzt der Tod" — das konnte mit Fug auch von Bismarck gesagt werden: er starb nicht den Tod eines Besiegten, der lange Jahre hindurch für viele von den Männern des HofeS und der Regierung das Brandmal des Geächteten getragen hatte, sondern den eines Siegers, vem ciu ganzes Tolk durch dankbare Liebe reichlich ersetzt hatte, was er an Gunst bei den Mächtigen dieser Erde eingcbüßt hatte. In dem Vater- landsfreunüe weckt die Erinnerung an die Jahre 1890 bis 1898 einen Sturm wechselnder Empfindungen. Der Schmerz über die in Ungnaden beschlossene, wenn auch in Gnaden gewährte Entlassung Bismarcks wich dem Zorn bei der Veröffentlichung jener schmachvollen Erlasse vom 23. Mai 1890 und 9. Juni 1892, durch die der Nach folger im ReichSkanzleramt in einer seinem welschen Namen entsprechenden Art die diplomatische Welt von dem Abbruch aller Beziehungen zu dem großen Grün der des Reichs unterrichtete und den ihm unterstellten Beamten des Reichs jeden Verkehr mit dem Geächteten verbot, und -er Zorn löste die Liebe aus, die die Ehr furcht bisher in Banden gehalten hatte, daß sie einher- wbte in breitem Strome und oft alle Dämme durchbrach, die im monarchischen Staate sonst die durch höfische Rück sichten vielfach gebundene Sitte den Kundgebungen für populäre Minister gezogen hat. Für Bismarck selbst waren diese stürmischen Beweise einer tief im Herzen des Volkes sitzenden Liebe das verklärende Abendrot seiner letzten Jahre, und noch wenige Tage vor seinem Tode hat er es mir gesagt, daß die Ereignisse vom März 1890, so bittere Erinnerungen sich für ihn daran schlössen, doch eine gute Frucht gehabt hätten: er schied mit dem Bewußtsein aus dem Leben, daß seine amtliche Tätig keit sich der Anerkennung des besten Teiles des deutschen Volkes erfreute, und fühlte sich versöhnt durch die Fülle der Liebe, die ihm, dem machtlosen Manne, nur um seiner selbst willen ohne jede Spur des Eigennutzes und der Streberei zu teil geworden war. Aber er war doch in diesen Jahren nicht etwa bloß der Empfangende, er gab weit mehr, als er empfing. Aus dem Schade seiner politischen Weisheit spendete er immer aufs neue Goldkörner voll reichen inneren Wertes, und seine „Reden an die deutsche Nation", wie man recht wohl diese letzte Gruppe seiner politischen Reden nennen könnte, bilden einen Teil jenes geistigen Vermächtnisses, das er dem deutschen Volke hinterlassen hat. Es ist ja selbstverständlich nicht möglich, in einem Zeitungsartikel den Reichtum an Gedanken zu erschöpfen, aber einige dieser Gedanken, die für unsere Gegenwart wie für unsere nationale Zukunft besondere Bedeutung haben, herauszuheben, dürfte die beste Form sein, sein Gedächt- nis zu ehren. Bismarck ist dem deutschen Volke nicht gestorben, so lange es sein lebendiges Wort auf sich wirken läßt und seine politischen Offenbarungen aufnimmt als das, was sie in Wirklichkeit sind: schlichte, hausbackene Wahrheiten eines Welt- und menschenkundigen Politikers, der sich den gesunden Menschenverstand niemals durch den Glanz der Phrase blenden ließ, und der Lüge in jeder Form, auch in ihren durch Konvention und Sitte gewissermaßen geheiligten Formen schonungslos ent- gcgentrat. Niemals gewohnt, aus seinem Herzen eine Mördergrube zu machen, folgte er dabei einem inneren Zwange, der „wie mit einer Pistole auf sein Gewissen stelle" und diesem nicht eher Ruhe ließ, als bis er sich seinen Mahnungen gefügt hatte. Bei allem aber, was er sagte, leitete ihn die »alu» publica, die Rücksicht au da» Gedeihen -es Deutschen Reiche», dem zu dienen mit dem Reichtum seiner politischen) Erfahrungen er auch nach seiner Entlassung sich gedrungen fühlte. An der Festigkeit de» Reiches nach außen hin zu zweifeln, sah ViSmarck keinen Grund. Hier vertraute er auf die Dauerhaftigkeit des Kitts von Mut und Eisen, den der gemeinsam« Krieg aller deutschen Stämme gegen den französischen Erbfeind geschaffen hat und weder die Rivalitäten der Dynastien noch die Eifersüchte- leien der mehr durch dynastische Velleitäten als durch natürliche Gegensätze geschiedenen Stämme zum Schmel zen bringen werden. Er verglich wiederholt die Deut- scheu mit dem von Molisre geschilderten Ehepaare, daö des Streites nicht entbehren kann, jede Einmischung eines Dritten aber in den häuslichen Zwist mit Ent rüstung und in völliger Einmütigkeit zurückweist. Aber er hielt es doch für seine Pflicht, in solchem häuslichen Streit zur Besonnenheit zu mahnen und es den Deutschen zum Bewußtsein zu bringen, daß innere Kämpfe auch die Kraft einer Nation zu lähmen und ihre innere Konsolidierung zu verlangsamen, ja selbst zu ge fährden geeignet sind. Seine Mahnungen richten sich gleichermaßen nach oben wie nach unten. Die bei der preußischen Regierung zur Zeit Caprivis hervortretende Neigung zu größerer Zentralisation, die bei den Regie ungen der einzelnen Bundesstaaten, namentlich aber in Bayern, unliebsam empfunden wurde, ließ Bismarck jene Mahnung zu gewissenhafter Beachtung der Reichsver fassung aussprechen, die ihm bei den extremen Bekennern des unitarischen Prinzips den Vorwurf des kleinstaat lichen Partikularismus eintrug, in Wahrheit aber das I Geheimnis seiner Erfolge auf dem Gebiete der Bundes-1 Politik enthüllte. Seine Mahnung muß auch der kom menden Generation ins Herz geschrieben bleiben. Die Reichsverfassung mag den Schematikern des Staatsrechts durch ihre juristische Formlosigkeit noch so viel Bedenken erregen — an ihrer den Verhältnissen mit staatsmänni scher Sicherheit angepaßten Wirksamkeit läßt sich nicht zweifeln, nachdem sie sich länger als ein Menschenalter bewährt und gerade durch die Freiheit der Bewegung, die sie den Einzelstaaten außerhalb der Grenzen des für die nationale Einheit unbedingt Nötigen gestattet, in glücklichster Weise den deutschen Neigungen nach Abschluß in engerem Kreise Rechnung trägt. Mit Recht hat Bis- marck in dem richtig verstandenen Partikularismus jederzeit eine Wurzel der deutschen Kraft gesehen, und darum wünschte er auch, die Rechte der einzelnen Staaten gegen unbillige Ansprüche der präsidialen Oberleitung geschützt zu sehen, soweit die Reichsverfassung selbst solche Rechte verbürgt. Der Politiker muß warten können. Die Entwicklung eines Volkes geht nicht sprungweiS vor sich, sie vergleicht sich am besten den geologischen Schiebungen, die sich auch nicht von heut auf morgen, sondern in langen Zwischenräumen vollziehen. Daher Bismarcks Mahnung an die Kieler Konservativen: „HuivtL »o» mover«" und sein Aufruf an die deutsche Studentenschaft als die Hüter und Träger deS natio nalen Gedankens, am Bestehenden, insonderheit an den Grundsätzen der Reichsverfassung, nicht ohne Not zu rütteln. Dem absoluten Stillstand wollte Bismarck da mit das Wort nicht reden, nur weiser Besonnenheit, die erst dann an dem Bestehenden ändert, wenn alle Betei ligten mit solcher Aenderung einverstanden sind. An die Gesamtheit des Volkes aber richtet sich sein Aufruf zum Kampf gegen den Geist der Parteiung, der unsere nationale Entwicklung auf Schritt und Tritt hemmt. Er hatte selbst diesen Feind in schweren Kämpfen kennen gelernt — den bösen Loki deS Partei- hader-, der „in dynastischen und in konfessionellen, in StammeSverschiedcnheiten und Fraklionskämpfen seine Nahrung findet" und übertragen auf unser öffentliches und parlamentarisches Leben daS ganze herrliche Weift der Einigung unserer Nation zu überwuchern droht. Den Reichstag, den er sich als den Hort -er Einheit ge- dacht hatte, sah er durch ein öde» und unfruchtbares Pmfteitreiben in eine Fülle von Fraktionen zerrissen, deren keine die Majorität gewinnen kann, ehe sie sich nicht die Zustimmung ander«, oft auf Kosten der ReichS- interessen und einer gesunden politischen Entwicklung er- kauft hat, und die Abdankung deS Reichstags in Sachen der Handelsverträge von 1892, die doch auch nur auf den unlauteren Wettbewerb der Fraktionen um die Gunst der Regierung zurückzuführen war, empfand er al» eine schwere Schädigung seines Ansehen» bei der Nation, weil gerade der Reichstag nach der Verfassung zur freiesten Kritik aller Regierungsvorlagen und zur Abwehr aller absolutistischen Bestrebungen da» berufene Organ ist. Sein Zorn richtet sich weniger gegen die Mitglieder der einzelnen Fraktionen, als gegen deren Leiter, die durch harten Zwang die Parteihörigen nach ihrem Willen lenken und wie die Styliten, von denen die Kirchen- geschichte als ihren wunderlichsten Heiligen erzählt, sagen: „Hier stehe ich auf meiner Gaule und gehe nicht herunter, komme, waS da wolle!" Im Kampfe der Par teien unter einander vermißt er die Versöhnlichkeit, die in dem Gegner den Land»mann achten lehrt und oft ge- statten würde, daß große Parteien sich auf dem gemein samen Boden des Vaterlandes zu förderlichem Zu- sammenwirken zusammenschlössen, und so «in in natio nalen Fragen geschlossen stimmendes Kartell bildeten gegenüber denjenigen Parteien, die dem Deutschen Reiche th, seiner durch die geschichtliche Entwicklung bedingten Form prinzipiell feindlich gegenüberstehen: Zentrum, Welfen, Polen und Sozialdemokraten. An die nationale Gesinnung des Zentrums hat Fürst Bismarck niemals ge- glaubt, wenn er auch überzeugt war, daß viele deutsch und national gesinnte katholische Männer der Zentrums- Partei aus konfessionellen Erwägungen und unter dem Drucke ihrer Beichtväter und der katholischen Presse zu gehörten. Zu lange und zu hart hatte er mit der Zen trumsfraktion um jeden Stein zu unserem nationalen Bau gerungen, als daß er die von Caprivi so warm be tonte nationale Gesinnung der Zentrumspartei seiner seits hätte anerkennen können, und ebenso wenig hat er die Politik der Versöhnung gegenüber Polen und So zialdemokraten verstanden, die die grundsätzlichen Gegner unserer nationalen Institutionen durch gefälliges Entgegenkommen, ja zum Teil durch recht bedenkliche Förderung ihrer auflösenden Bestrebungen für die Mo narchie und national deutsche? Leben zu gewinnen hoffte. Daher sein Aufruf zum Kampfe gegen diese Parteien der Negation, insonderheit gegen das Zentrum, das er wegen seines engen Zusammenhanges mit den polonisierenden Bestrebungen der römischen Kirche in den Ostmarken und seiner Abhängigkeit von einem außerhalb des Deutschen Reiches residierenden, von deutschnationalen Interessen gänzlich unberührten Souverän für einen fast noch ge fährlicheren Gegner unserer nationalen Entwicklung an- äh, als selbst die Sozialdemokratie. Die deutsch- gesinnten Mitglieder der andern Parteien werden sich dieses Aufrufs zum Kampfe entsinnen müssen, wenn das Zentrum fortfährt, seine Mitwirkung bei der Lösung der großen nationalen Aufgaben von Zugeständnissen auf konfessionellem Gebiete abhängig zu machen und die par lamentarischen Kämpfe und die politische Agitation Lurch Beimischung rein konfessioneller Elemente zu ver- schärfen. Eine wesentliche Hebung des nationalen Bewußtseins versprach sich Fürst Bismarck von einer regeren Teil nahme der Landtage an den Fragen der Reichspolitik. Ihren Beruf zu solcher Teilnahme kann bei dem föde ralen Charakter des Reiches niemand in Frage stellen. Selbstverständlich steht den Landtagen nicht das Recht zu, Angelegenheiten, die nach der Verfassung zur Kompetenz des Reichstags gehören, vor ihr Forum zu ziehen, aber niemand kann dem einzelnen Landtage das Recht be- streiten, die Regierung zu interpellieren, in welchem Sinne sie im BundeSrate ihre Stimme in den großen Fragen des nationalen Lobens abgegeben hat, und auch mit Tadel nicht zurückzuhasten, wenn ihre Haltung nicht mit den Anschauungen des durch den Landtag repräsen tierten Bundesstaates übereinstrmmt. Wie nützlich solche Teilnahme der Landtage ist, hat uns die jüngste Ver gangenheit gelehrt. Die fast in allen Landtagen erfolgte Interpellation über die Abstimmung der bundesstaat lichen Regierungen im Bundesrat bei Gelegenheit der Jesuitengesetzgebung hat in einem drastischen Beispiele den Weg gewiesen, den künftig die Landtage zu gehen haben: nur müssen sie darauf bedacht sein, durch recht zeitige Interpellation auf die Instruktion der Bevoll mächtigten zum Bundesrate einen Einfluß zu gewinnen, der um so wirksamer sein wird, je mehr er im Sinne einer von nationalem Geiste erfüllten Politik geübt wird. Je mehr die Mahnungen Bismarcks Leitsätze aller national empfindenden Deutschen werden, um so besser wird es um unsere nationale Sache stehen, um so freu diger aber werden wir auch bereit sein, für das herrliche Werk seiner Staatskunst, das Deutsche Reich, einzutreten, wenn es von äußeren oder inneren Feinden bedroht wer den sollte. Mag die Erinnerung an Bismarck, der der 30. Juli geweiht ist, uns mit demselben Geiste reiner Vaterlandsliebe erfüllen, der ihn auch auf dem letzten Krankenbette noch für Kaiser und Reich beten ließ. Leipzig, 29. Juli 1904. Prof. vr. Sorst Lod!. ver mrrirch-japa»irck>e ffrirg. Ein Stimmungsbild von dem Leben tnLiau- jang gibt der englische Kriegskorrespondent Douglas Storv in einem Briefe, der vom 12. Juni datiert ist: „Draußen im Nordtvestcn von Liaujang steht eine Pagode, ein Denkmal alter mantschurischer Tapferkeit. Tie schaut herab auf die dichtgedrängte Ehinesenstadt, die schmutzige Ruffenstadt, die hellgefirnißten Eisenbahnwagen de« Hauptquartier«, da» Paradefeld und die Regimentslager, da« Rate Kreuz, da« in den Bäumen über den Hirsefeldern angebracht ish Ihr zu Füßen liegt ein Keiner vergnüqungiort, ein Platz mit getretenen Degen und Keinen viereckigen Tischen. Hier spielt abend» die Kapelle de» 2. Bataillon» der Sappeure Rubinstein und Tschai. kowsky. Regimentsmärsch« und slawonische Melodien; manchmal wird auch ein Volkslied gesungen. Denn dann da» Türkisblau de» Zwielichte» dunkler geworden ist, treffen wir hier di« Offi ziere, die im Hauptquartier weilen, erfahren von ihren Kämp fen und ihren Plänen und sprechen über den Krieg und über die Kriegsführung. Dir bewillkommnen die Neuangekommenen oder wünschen den Scheidenden, die an die Front gehen, Glück. Hier kommen wir in nahe Berührung mit DivisionSgcneralen und rosigen Unterleutnant» von den Militärschulen, mit Krauen au» Odessa und Schanghai, vom New Korker Broad- way und von den äußeren Boulevard- in Pari» . . . Hier traf ich auch Leutnant Rebasow, der mit seinen 23 Jahren schon ein Held ist. Mit einer Abteilung von zwölf seiner Leute unternahm er vor zwei Wochen eine Streifcxpedition nach Wa- fangkau. Plötzlich war die kleine Abteilung Ruffen von einer Schwadron Japaner unter einem Major umzingelt und ab geschnitten. Tie Kundschafter schwenkten ab und durchbrachen die feindlichen Reihen. Der japanische Major verfolgte sie und verhöhnte sie, weil sie flohen. Gr war in Petersburg ausgebildet worden; seine Schmähungen in russischer Sprache kränkten den jungen Leutnant. Der Major schwang seinen Säbel gegen den Kopf Rebasows. Der Russe kroch am Rumpfe seines Ponys entlang, wich dem Hieb aus und führte gegen seinen Gegner einen Stoß nach oben, bei dem die Schneide seines Schwertes sich auf den Halswirbeln des Majors ab stumpfte. Der Japaner sank tot vom Tattcl. „Es ist ein steifnackiges Volk, die Japaner", meinte Rebasow und zeigte mir die Kerbe auf feinem Schwerte. Aber das TageSwerk des jugendlichen Leutnants war noch nicht vollendet. Sein Unter quartiermeister war vom Pferde geworfen, schwer verwundet und durch die Brust geschossen. Rebasow fing das Pferd des toten Japaners ein, setzte seinen Wachmeister darauf und ritt auf die Eisenbahnlinie zu. . . . An seinem Degengehenk schwingt eine Trophäe, die Degenquaste des japanischen Majors, und daneben die russische rote Medaille für Tapferkeit. Hier hörte ich auch die Geschichte von Hauptmann Worolsow, dem einzigen Ueberlebendcn von Oberst Müllers Batterie bei dem furchtbaren Gefecht von Chiulientschang. Ich hatte ihn sehr ruhig im Lazarett liegen sehen; das Bein war ihm von den Splittern einer japanischen Granate zerschmettert worden. Er zeigte mir nur gleichmütig lächelnd ein schartiges Stück Eisen, das er einer Börse entnahm, ohne etwas zu sagen. Im Schat ten der Pagode erfuhr ich, wie er an jenem blutigen ersten Mai bei seinen Kanonen gestanden und seine Leute auf ihren Posten gehalten und die strengste Disziplin verlangt hatte, bis alle Offiziere der Batterie tot oder verwundet waren und auch er endlich von einer krepierenden Granate hrngpftreckt war. Noch andere, furchtbarere Geschichten wurden im Abendlicht flüsternd an den Tischen erzählt. Ein Offizier, dessen Aufrichtigkeit nicht zu bezweifeln ist, hat zwei tote Kosaken gefunden, deren Kehlen durchschnitten und deren Zungen herausgeschnitten waren, und auf ihrer Brust fand man rohe Darstellungen der Em- bleme auf ihren Achselklappen. Aber diese Taten sind von den Tschuntschuscn verübt. So traurig diese Beweise der Barbarei sind, allgemein herrscht doch das Gefühl vor, daß die Japaner achtunggebietende Feinde sind. General Kuropatkin nennt sie in einem Hceresbefehl „unsere tapferen Feinde". Die Offiziere erkennen ihre Tapferkeit und Ritterlichkeit an. Als die Nach richt von der japanischen Beileidäutzcrung beim Verlust des „PctropawlowSk" hicrherkam, stand ein Offizier auf und brachte einen Toast auf den Feind aus; er wurde von diesen gütigen und einfachen Soldaten des Zaren aufrichtig ausge nommen und durch einen Trunk bekräftigt." Vom Kriegsschauplätze. Die Kolonne des Generals Sarubajew, die in der Gebend von Haitscheng von einer japanischen Ilcbermacht bekämpft wurde, suchte nach einer Pariser Meldung bisher vergebens die große Armee Kuropatkins zu er reichen, die sich nach Norden zurückzog. Sarubajew hofft, daß es Kuropatkin dank der Verstärkungen, die er eben er hielt, gelingen werde, die Japaner im Osten zu beschäftigen, daß sich Sarubajew der Umklammerung werde entwinden können. Japan «n- Korea. Die japanische Regierung batte der koreanischen neuer- dings den Vorschlag gemacht, japanische Berater nach Soeul zu senden. Sie brachte verschiedene Namen in Vor schlag, darunter Vikonne Aoki und Vikomte Tagaschima. Der Kaiser von Korea hat darauf nach dem „L.-A." erwidert, Marquis Ito möge dies Amt übernehmen, vorausgesetzt, daß er selbst einverstanden sei. Um» Kap -er guten Hoffnung. Lloyddampfer „Köln", Kapitän Langreuter, welcher Mittwoch abend von Bremerhaven via Antwerpen, wo er noch weitere Ladung einnehmen wird, nach Fremantle in Australien in See ging, wird statt durch den Suezkanal seinen Weg um das Kap der guten Hoffnung nehmen. Schon einmal, im Jahre 1886, hat der Norddeutsche Lloyd einen seiner Dampfer diesen Weg machen lassen; e» war die „Lübeck", Kapitän Schmölder. Eventuell wird die „Köln" den Rückweg um Kap Horn machen. Deutsches Keich. Letttzt», 29. Juli. * Wenn »a» am grünen Hol» geschieht!... Vor einiger Zeit nahmen wir Veranlassung, einen politischen Roman von vornherein gebührend zu kennzeichnen, der nur zu sehr geeignet ist, der ausländischen, speziell der englischen Presse, begründete Gelegenheit zu scharfen Angriffen auf Deutsch land« auswärtige Politik zu geben, diese im ungünstigste» Lichte darzustellen und ihr tue bedeoklichsten Beweggründe unterzuschieben. Wir meinen das „Deutsche Träume" zu benannte Riemannsche Buch „Der Weltkrieg", da« auch sonst in der Presse mit Rücksicht auf seine Tendenz nicht günstig ausgenommen wurde. Umso mehr muß e« auffalleu, daß d,e „Dtsch. Kolonialztg." io ihrer Nummer von gester» dem Opu» ein« durchaus er»st« Besprechung vo» »7 Zell«
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