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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 15.11.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-11-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193011150
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19301115
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19301115
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1930
- Monat1930-11
- Tag1930-11-15
- Monat1930-11
- Jahr1930
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 15.11.1930
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SS7 2. VeNsyr,«» N»es«r r„e»latt. e»«n«»nid, 1S November IWO, eben»». 8». Fehr«. R«»df»»k-Progra«m. W^W^WGDWMM fV» -»> HD, MDMWSWk S«lP,i,.Dr»,d«»: ; SM Saichwtttschaft^wE; «runa »ni« Beriicksühttaung der Fvt- 1; SM Moraenfeiee; 11,00 Ä, steht >r- ,Han» Driesch Lewzia: 11M Di» »v«M« von Nikolaus W. Gogol: ILM allplättenkonzett; 14M Lttuelle Lior« «lick: 18M Kamm-rmukU; 18,« Ed. .» .. uv- — lein« vraut; 16,10 Hugo Wolf: Lu, den Uktke-Htüern": 17M Unterhaliungikonzert: 1SM David ynat liest etaen« Lyrik und Prosa: 19.00 Zither-Trio-Kon- : 19M „Gesevsihast und Geselligkeit"; 20,00 Orchefterkonzett; « Zeitangabe, Pressebericht und Sportsunk; anschließend PfrichstliE^nd« VegieselDi 1VM wirtschastonachrichten: 10,0b Wetterdienst und Ver» kehr»sunk: 10M Bekanntgabe de, Tagesprogramms; 1OM Wa di« Zeitung bringt: 11,00 Werbrnachrichten außerhalb de» Pro« grumm«: 11,48 Wetterdienst und Wasserftondsmeldungen. Auudsuukprogr««» sLr Moutag. »en 17. Slo««Ler: Leipzig-Dresden: , AM Schulfunk; 12,00 Schallplattenkonzert: 14M Mittei lungen de« deutschen Landwirtschaftsrates: 14M Spielstunde für Linder: 15M Frauenfunk: 16,00 Das mufilolifche Wien der Gegenwart: 1SM Nachmittagskonzert; 18M Bücherftunde; 19,00 Moderne Männerchöre: 19,80 Da» Handwerk von heute: 20M Unterhaltungskonzett; 21,10 „Nürnberg, eine sehr moderne Stadt*, »ine Textfolge von Alphons Paouet: 22,10 Zeitangabe, Wettervoraussage, Pressebericht und Sportfunt; anschließend Tanzmusik. Ruudfunkpro-rannu für Dienstag, de« 18. November: Leipzig-Dresden: ILM Schallplattenkonzert: 14M Bücherftunde für die 2u- gend: 14M Hörbericht au» Greiz; 16,00 Der Auslands-Fern sprechverkehr: 16,30 Nokoko-Musik-18,05 Frauenfunk: 18,30 Fran zösisch; 1SM Tagesfragen der Wirtschaft: 19,00 Glternsprech- stunde; 19,80 Gedichte von Francois Vision- 20 00 Das Dreima- derlhau», Uebertraaung au» dem Nationaltheater in Weimar, Singspiel in drei Akten von A. M Wisiner und Heinz Reichert; Musik nach Franz Schubert. 22,30 Zeitangabe, Wettervoraussage, Pressebericht und Sportfunk; anschließend Tanzmusik. Nundsunkprogramm für Mittwoch, den 19. November: Leipzig-Dresden: SM Orgelkonzert; 9,00 Morgenfeier; 11,00 Volksbildung und Partei; 11,30 Große Reden: „Also sprach Zarathustra , 12M Mittagskonzert; 14,00 Bericht vom Städtewettkampf im Kunstturnen: Berlin—Hamburg—Leipzig; 14,15 Jugendfunk; 14.45 Berühmte Geigen und ihre Schicksale; 15,30 Aida (1.—3. Akt), Oper in 4 Akten von Giuseppe Verdi, Solo-Personal, Chor und Orchester der Mailänder Scala; 17,30 „... und das Licht scheinet in der Finsternis"^zum 20. Todestag Leo Tolstoi»; 19,15 „Wege zu Goethe"; 20.00 Missa solemnis von Ludwig van Beet hoven, Werk ISS. Uebertraaung aus der Thomaskirche zu Leip- i eia; 22,00 Zeitangabe, Wettervoraussage, Pressebericht und I Sportfunk, Funkstille. die d! te« di« »«chftmtptMMNm« für Domurvtag. d«, bb. Novmuber: L«ipztg»L r««»en: IbM llbr: Schulfunk: 12M Schallplattenkonzert: 14M Neue uesiisch« LÜeratur: iQo Geschlcht^, und Lieder- stund« für di, Jugend; 16,00 Au» dem Leden der Brüder von der Landstraße; 16M Nachmittagskonzert; 18,00 Unfälle durch «lettischen Strom; 1SM Sreuerrundfunk: 1SM Spanisch; 19M Volksschule und Arbettertildung: 19,30 Bekannt« Walzer; 20,30 „Wannsee. 21. 11. 1811*, Todestag Heinrich» von Kleist; 21,10 „Robert Guiskard* «in dramatische» Fragment von Heinrich von Kleist; 22,00 GesprLch« über den Film „Unter den Dächern von Part»*: 22M Zeitangabe, Wettervoraussage, Pressebericht «U» Eportfunk; anschließend Lanzmustk. Nnndsunkpregremm für Freiteg. de» 21. November: Leipzig.Dresden: 12M Unterhaltungskonzett: 14,00 Wissenschaftliche Umschau; 14M Studio der Mitteldeutschen Sender; 18,18 Dienst der Land frau; 16,00 Gymnastisch« Vorbereitungen zum Skilauf; 1SM Lu» Richard Strauß Opernschaffen; 18,08 SozlalverMerungs» rundfunk; 18M Englisch; 18/0 Tagessraaen der Wirtschaft; 19M Bewußtes und Unbewußte» im menschlichen Seelenleben; 19M Echalstrlattenkonzert: 20M Holländischer Nationalabend; Uebertraaund von der Rundsuntzesellschaft Hilversum; 22,00 Zeitangabe, Wettervoraussage, Presiebericht und Sportfunk: 22M Musik der Zett; 23,00 Tanz» und Unterhaltungsmusik. NundsankproDram» für Someabeud, de» 22. November Leipzig-Dresden: 12M Mittagskonzert: damischen Schulfunk; 14.30 Bastel stund« für di« Jugend; 18,15 Mittschach; 18.00 Praktische Rechts kunde. Folgen der Ehescheiduna 16,30 Wunschprogramm; 17,35 Funkyilse; 18M Deutsch; 18^45 Gin« lyrische Viertelstunde; 19,00 Fortschritte der Physik und Teckmik 1930; 19 30 Konradin Kreut- zer-Stunde, Querschnitt durch d»e Oper „Das Nachtlager von Granada"' 20M Rheinischer Abend; Uebrrtragung von der Westdeutschen Rundfunk A.-E., Köln: 22,00 Zeitangabe, Wetter voraussage, Presiebericht. Bekanntgabe des Sonntagsprogramms und Sportsunk; anschließend Us terhaltungsmusik. 5on7,Iag. Berlin —Stettin —Magdeburg. 7.00: Funk-Gymnastik. — Anschließend: Frühkonzert. — 8.00: Mitteilungen und praktische Winke. — 8.15: Wochenrückblick aui die Marktlage. — 8.20: „Große und klein« Einnahmequellen des Landwirts". — 925: Lllernstund«. ,,Entmutigte Kind« . — 9.50: Wettervorhersage. — 10.00: Lu» der Kaiser-Wilhelm-Dedächtnis- kirche: Festgottesdienst im Rahmen des Heinrich Schütz-Feste» In Berlin. — 11.80: Kepler-Dedenk-Feier, veranstaltet vom Derein der Württemberger zu Berlin. — 12.00: Mittagskonzert. — 12.40: Vor der alten Schöneberger Dorfkirche: Enthüllung und Einwei hung de« Ehrenmal» der im Weltkriege gefallenen Schöneberger. — 13.30. Fortsetzung de» Mittagstonzerter. — 14.00: Johanne» Brahms. — 14.30: Zeitgenössisch« Balladen. — 15.00: Programm der Aktuellen Abteilung. — 15.25: Kurt Thoma». Sonate für Flöte und Klavier, A-Moll, op. 11. — 16.00: Jugendstunde. „Afri kanische Geschichten". — 16.30: Unterhaltungrmufik. Kapelle Ferdy Kausfinan. — 18.30: Schauspieler-Porträt. 3. Rudolf Forster. — 19.00: Happy end» zur gefälligen Auswahl. — 19.50: Sportnach richten. — 20.00: Au» dem Lach-Saal: Orchesterkonzert. Dirigent: Dr. Ernst Kunwald. — Während der Paus« gegen 21.10: Tages und Sportnachrichten. — 22 05: Ze? -nsage usw. — Anschließend 61404 Ssmlnnsr geruckt! Für nur 1.— Mk. Hölbstaewinn RM. 80 NNO , „ 1.— „ 1. Hauptgewinn, ZOOM „ „ 1.— „ 1. Prämie „ 2NNOO „ . 1— . 2. Präntte „ 10N00 Nächste Woche garantiert Ziebnag! Lose zu RM. 1.— und Glücksbriese zu 5 und 10 Laien zu haben bei: StaatSlotterle-Einn. F. Pchieael, E. Seiberlich. Firmen: W. Mauksch, M. Müller. G Wittig. I di» Oliv: »u» dem Marinorsaal im Koo: Kolonialfest der veut- I schen Aolonial-Gefellschoft und dr» Frauenverein» oom Roten I Kreuz für Deutsch« über See. Tanz-Musik (Kapelle Lajos L4lal König»w«ft«rhausen. Bi» 12 ayr: Berliner Programm. — 13.00: Au» dem Bach. Saal: Kammerkonzert, veranstaltet von der Reuen Schütz-Gesell- schäft. — Di» 18.00: Berliner Proaromm. — 18.00: Menschen im Beruf: Ler Bürgermeister. — 18.30: Johanne» Kepler zum 300. Todestag. — 19.00: Religiös-ethisch« Erzieher der Gegenwatt. — 19.30: Zum 20. Todestag Wilhelm Raabe». — Anschließend: Ber liner Programm. Montag. Berlin —Stettin —Magdeburg. 7.00: Funk-Gymnastik. — Anschließend bi, 8.15: Frühkonzert. — 12.30: Wettermeldungen. — 14.00: Hellere» au» Boyern (Schallplatten-Konzert) — 15.20: „Die geistig« Eigenart der Frau". — 15.40: „Einsamkeit In der Großstadt". — 16.05: „Dos sind di« sogenannten Blutgruppen de» Menschen und worin besteht ihr» praktisch« Bedeutung?" — 16L0: Alle Musik. — Anschließend: Diolinoorträg«. — 17.30: Jugendstunde. „Dr. ueberall erzählt". — 17.50: „Selbsterlebtes im Reicht der Prohibition". — 18.15: „Kleine Philosophie" — 18.40: Oskar Maria Graf liest eigene Erzählungen. — 19.10: Au, dem Weinrestaurant „Traube" im Hau» Gourmenia: Unterhaltungsmusik (Kapelle Georg«, Boulan- »r). — 20.30: Uraufführung: „Der Strich durch die Rechnung". Rennfahrer-Komödie in drei Akten von Fred A. Angermayer. — 22.15: Zeitansage usw. — Danach bi» 0.Ä: Au» dem Dachgarten de» Cast Berlin: Tanz-Musik (Kapelle Lud Gluekin). Köntgswusterhousen. 6.25: Zeitansage und Wetterbericht. — 6.55: Wetterbericht. — 7.00: Funk-Gymnastik. — Anschließend: Frühkonzert. — 0.05: Schulfunk. MU deutschen Siedlern in den oberschlesischen Wald. — 10.00: Schulsunk. Wir spielen Rumpelstilzchen. Spiel der 4. Klasse der 181. Dolkeschule. — 10.30: Neueste Nachrichten. — 12.00: Schallplatten-Konzert — 12.25: Wetterbericht. — 13.30t Neueste Nachrichten. — 14.00: Schallplatten-Konzert. — 14.30: Kinder stund«. Wir machen «in« Kinderzeitung. — 15.00: Jugendstunde. Weg« zur Kunst: Di« Radierung. — 15.30: Wetter- und Börsen bericht. — 16.00: Pädagogischer Funk. — Di« Lichtbildsammlung in der Arbeitsschule einer Kleinstadt. — 1630: Uebrrtragung des Rachmittagskonzerte» Berlin. — 17.30: Ouartettlieder von Ed. Bor schein. — 18.00: Viertelstunde für di« Gesundheit: »Lach« dich gesund!" — 18.30: Gibt e» zu viel oder zu wenig Menschen aus der Well? — 19.00: Englisch für Anfänger. — 1SL0: Stunde de« Landwirts. Pflanzenschutz und Bienenzucht — 19.55: Wetter bericht. — 20.00: Faun- und Elfenreigen. — Ballettsuit» von Friedrich Kork. — 20.15: Aus Nürnberg. Au» dem Saal de» In dustrie- und Kulturverein»: Konzert de, Lehrertzejangoerein», Nürnberg. — Anschließend: Berliner Programm. MIM PIMMikll. Besuch -es Reichskanzlers. — Das «reue Reichsbauk» g^Sude. — Die Bengt»Berg - Ausstellung. — Ernst Zahn am Bortragstisch. — Borführuuge« -er Reichs» wehr. — Theater im Zirkus. — Der Spielteufel. — Wildwest. — Der Steuerkampf des Gastwirtsgewerbes. (Nachdruck verboten!) ES ist wieder allerhand zu erzählen aus dem schönen Dresden, Erfreuliches und Unerfreuliches. Na, wo Licht ist, kann auch der Schatten nicht fehlen. Lassen wir also erst mal das Angenehme aufmarschieren. Da batten wir vor kurzem hohen Besuch. Reichskanzler Dr. Brüning war nach Dresden zu wichtigen Besprechungen gekommen. Wenn früher die Anwesenheit des ersten Reichsbeamten irgendwo in Aussicht stand, wurde großer Empfang vor bereitet und gelegentlich bekam auch die Öffentlichkeit den illustren Gast zu sehen. In der gegenwärtigen Notzeit gibt'- so etwas nicht. Fast unbemerkt war der Reichs kanzler mit seiner Begleitung tu Dresden eingetroffen und hatte sich sosort vom Bahnhof inS Hauptministerialgebäude am Königsufer begeben. Es wäre zu wünschen, daß die mit ihm gepslogenen Verhandlungen dazu führen, unserem Wohl mit am schwersten leidenden Sachsenlande tatkräftig zu Helsen. Mit vielen schönen Reden Ist daS neue Retchs- bankgebäude feiner Bestimmung übergeben worden und man hat der RetchSregierung dabei zu verstehen ge geben, daß auch in Sachsen Steine genug vorhanden ge wesen wären, um die Mauern des neuen Hauses aufzu- führen. Innerlich ist es vornehm und zweckmäßig einge richtet, über die äußere Gestaltung streiten sich die Leute; die meisten sind aber der Meinung, daß der mächtige Bau nicht übermäßig viel Schönheit aufwetse. Die Kunstver ständigen wieder vertreten die Ansicht, daß auch dieser Bau ein Ausdruck unserer Zeit sei und das Ringen nach einer neuen architektonischen Ausdrucksform darstelle. Sossen wir also auf bessere Zeiten und demnach auch auf einen besseren Baustil. Im Kunstausstellungsgebäude an der LennSstraße hat sich für drei Wochen eine Schau aufgetan, die das Ziel aller Naturfreunde sein müßte: die Bengt-Berg-Aus- stellun g. Ihr Schöpfer und Eigentümer ist der berühmte schwedische Schriftsteller Bengt Berg. Er hat alle Erd teile berellt und ist in die Wildnis nicht mit der schuß bereiten Büchse, sondern mit der Kamera eingedrungen. Mit staunenswertem Geschick ist er oft unter denkbar größten Erschwernissen an seine menschenscheuen Objekte, insbesondere an Raub- und Seevögel herangekommen und. hat sie auf die photographische Platte gebannt. Diese dann vergttsßerten Aufnahmen sind wohl daS Schönste und Eigenartigste, waS man bisher auf dem Gebiete der Tier photographie gesehen hat. Die Beobachtungsgabe und die Liebe zur Kreatur hat ihren Niederschlag in einer Reihe prächtiger Bücher Bengt BergS gefunden, die in Zehn laufenden von Exemplaren im In- und Auslande ver breitet find. Seine Ausstellung hat aber in vielen Groß städten einen riesigen Zulauf gefunden und auch in Dresden dürfte eS ihr an Zuspruch nicht fehlen. Auf Veranlassung de- LandeSveretnS Sächsischer Heimatschuß und deS Landesverbandes der Sächsischen Presse sprach Bengt Berg im überfüllten GewerbehauS- saale über die letzten Adler und zeigte hierbei sein« unter größter Lebensgefahr von einem Flugzeug au» gemachten Filmaufnahmen. Wort und Bild bereiteten der Zuhörer schaft einen urwergeßlichen Abend und der kühne Forscher wurde mit rauschendem Beifall ausgezeichnet. So war sein Vortrag die beste Empfehlung für die erwähnt« Au», stellung. Einen weiteren hochinteressanten Abend bereitete der Verein „Volkswohl" seinem literarisch interessierten Stamm- Publikum. Im großen Saale der Kaufmannschaft nahm der bekannte Schweizer Dichter Ernst Zahn am Vor- tragStisch Platz und las aus seinen Werken. Der Vor tragende, eine sympathische Persönlichkeit, hat jahrelang neben der Schriftstellerei einen einträglicheren Beruf aus- geübt, denn er war BaynbosSwirt in Göschenen, der be kannten Station an der Gotthardbahn. Schließlich über wog aber der Schriftsteller, dessen von feinster Menschen beobachtung zeugenden Werke viele Auslagen erlebten und ihm gestatteten, die Gastronomie auszugeoen. Ernst Zahn war, was man nickt immer erlebt, auch ein guter Vor tragender seiner Musenkinder. Mehrere Romankapitel, einige kleinere Erzählungen und tief empfundene, von Lebensweisheit erfüllte Gedichte bildeten das Programm. Die Zuhörerschaft folgte mit gespannter Aufmerksamkeit dem Gebotenen und erlebte einen wertvollen literarischen Abend, für den der Volkswohl-Leitung aufrichtiger Dank gebührt. Was hätte Direktor Stosch-Sarrasani dafür gegeben, wenn er seinen großen Steinzirkus nur ein paar Wochen allabendlich so dicht beseht gesehen hätte, wie es kürzlich an vier Tagen der Fall war, als auch in diesem Jahre die DreSdnerTruppenteile der Reichswehrmusi kalische und sportliche Vorführungen boten. Ueber 20000 Besucher haben ihnen beigewohnt und deS Beifalls war kein Ende nach diesen ganz ausgezeichneten Darbietungen. Da spielten unter Leitung des Heeresmusik- inspizienten Schmidt alle Dresdner Regimentskavellen, Hornisten-, Pfeifer- und Trommlerzüge ein künstlerisch hochstehendes Konzert, da taten es Angehörige deS 12. Reiter-RegimentS im Voltigieren auf galoppierendem Pferde Berufsartisten gleich, da svrangen Soldaten über sieben neben einander gestellte Pferde hinweg und turnten die schwierigsten Uebungen. Da wurde man's inne, welch treff licher Geist in unserer Reichswehr steckt und daß der Sport allein militärische Disziplin nicht zu ersehen vermag. Mit dem immer wieder packenden Schauspiel des Sächsischen Zapfenstreichs endeten die Vorführungen, deren Reinertrag für wohltätige Zwecke bestimmt war. Abermals war der gewaltige ZirkuSbau bis unterS Dach gefüllt, als die Solomitglieder der beiden StaatStheater eine große Gala-Vo rstellun g zum Besten der Wohlfahrtskassen der Genossenschaft deut scher Äühnenangehöriger, deS Albert-Zweigvereins und des Sächsischen KünstlerhilfSbundeS boten. Diese Sache glückte auf- prächtigste und kam wie aus der Pistole geschossen. Eine köstliche Stummer folgte der anderen und übermütiger Humor und frohe Laune vollführten die ulkigsten Dinge. Da war auch nicht em Versager dabei und eS hieße das ganze Riesenprogramm mit vielen Namen absckreibcn, wollte man hier auf Einzelheiten eingehen. Die in fröh lichste Stimmung versetzte Menge hatte bald die Gorgen des Alltags vergessen und spendete ihren Theaterlieblingcn dröhnenden Beifall. Aber mich der menschenfreundliche Zweck deS Unternehmens ist erfüllt worden, manch engagement»- und arbeitslosem Künstler wird wieder über schlimme Tage geholfen werden können. Biel größer als der Fernstehend« meint, ist leider die Not Und das Elend in diesen.Kreisen. Mit einigem Erstaunen — fetzt kommt daS nuht Erfreuliche — laS man im örtlichen Teil der Dresdner Zeitungen, daß das Polizeipräsidium sich veranlaßt gesehen hat, zehn SpielklubS zu schließen, von denen 6 tags über und 4 nachts ihren Betrieb unterhielten. Wo diese Klub« ihre Heime hatten, Weitz der Plauderer nicht, da er zu den leidenschaftlichen Nichtspielern gehört. Tatsache ist aber jedenfalls, daß mancher Familienvater seine letzten paar Mark in diesen Kreisen verspielt und daß in der unbe zähmbaren Guckt, obne Mübe ui Selb zu kommen, auch unerlaubte Wege beschritten worden sind. Man hat sich dabei zu Unredlichkeiten verleiten lassen, hoffend auf Frau Fortuna? Lächeln. Aber sie lachte gerade die anderen an und über die Svielratten kam daS graue Elend. Ist e- nicht beklagenswert, daß selbst Erwerbslose ihr bißchen Stempelgeld in den KluLS verspielt haben? Vergeblich hofften sie dort aus den wenigen Mark mehr machen zu können. So ist'» auch mit den Rennwetten. Man hält eS kaum für möglich, daß es gerade Angehörige der breiten Volksschichten sind, die ihr sauer verdientes Geld zu den Buchmachern tragen. Nichts ist natürlich gegen einen soliden Skat bei kleinsten Derechnungssätzen und einen harmlosen »Doppelkopf»" zu sagen. Aber Svielklups müßten auf alle Fälle gemieden werden und mit dem Toto (Totali sator) kann nur liebäugeln, wer in seiner Brieftasche überflüssige Geldscheine hat. ES passierten in lehter Zett überhaupt tolle Dinge. ES sei nur an jenen frechen Ueberfall in einem Privat konto»: an hellichtem Tage erinnert. Mit vorgehaltenem Revolver erzwangen vermummte Kerle die Herausgabe von einigen Tausend Mark und verschwanden dann ver Automobil. In Gombsen wurde das Personal eines ab- wesenden Gutsbesitzer-Ehepaares gefesselt und in den Stall gesperrt. Dann unternahmen die Einbrecher einen Raubzug durchs Gehöft. In Struvven verlangten Diebe vom Bürger meister den Geldschrankschlüssel zur Gemeindekasse. Er wischt man diese Verbrecher, dann sollte ihnen eine gesalz-nx Strafe sicher sein, aber ohne Bewährungsfrist und ohne Konzert und Vortrag am Ruhetag im wohlig durchwärmten Gefängnis. Zum wenig Erfreulichen gehört auch der erbitterte Kampf, den das Dresdner Gastwirtsgewerbe gegen die Stadtverwaltung führt. Es handelt sich, wie be kannt, hierbei um die nach einer Entscheidung der Ge meindekammer eingefübrte Getränkesteuer. Das Bier bleibt von ihr unberührt, da es ohnehin steuerlich schon genug belastet ist. Aber auf Wein. Kaffee, Tee, Mineral wässer, Limonaden usw. ist jeht eine 10 vrozentige Steuer zu entrichten. Die Rechnung über eine Tasse Kaffee sicht also folgendermaßen auS: ttne Tasse Kaffee 40 Pfennig plu» 4 Pfennig Steuer, pluS 4 Pfennig Bedienungsgeld, macht 48 Pfennig. Zahlt man mit einem Fünfziger, kann es vorkommen, daß der bedienende Kellner trotz eitrigen Suchens kein Zweipfennigstück zum HerauSgeben findet. So wird also ein KafseehauS'»esuch ziemlich teuer und an die Rechenkünste der Steuereinnehmer-Kellner werden er hebliche Anforderungen gestellt. Nun liegen die Dinge so: Die Stadt braucht unbedingt Geld, viel Geld, denn durch die enorme Arbeitslosigkeit sind die öffentlichen Lasten inS Maßlose gestiegen. Auf der Suche nach n-u-n Ein- nahmeauellen kommt man aus die Getränke-, Musikinstru« menten- und Katzensteuer. Die Stadtverordneten lehnen sie ab, die Gemeindekammer al» letzte entscheidende In stanz diktiert ihre Einführung. Nun regt sich daS Gast- wirtSgewerbe, das ohnehin schwer um seine Existenz ringt. Einige wenige noch rentable Betriebe spiele»» dabei keine Rolle. Man verhandelt, man demonstriert und schließt zu nächst für einen Tag alle Lokale. E» war ein eigenartiger Zustand. Von ihm profitierten die Milchgeschäfte, man trank an Stelle deS gewohnten Schoppens ein GlaS Milch. Der Kampf ist noch nicht zu Ende. Die Gastwirte haben ihrem Personal gekündigt und wollen ab 21. November ihr« Lokale so lange geschlossen halten, bi» die Getränke- steuer behördlich zurückgezogen ist. Man kann nur wün schen, daß hier ein AuSweg gefunden wird und wirtschaft liche Verfallserscheinungen noch rechtzeitig ausgeyalten werden. So hat sich deute Verschiedenartiges aneinander ge reiht, aber zu einem objektiven Bilde gehören auch die weniger schmückenden Farben. Herzlich qerne würde nur Erfreuliches berichte» Emil.
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