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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 28.02.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-02-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193102282
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19310228
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19310228
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1931
- Monat1931-02
- Tag1931-02-28
- Monat1931-02
- Jahr1931
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 28.02.1931
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etwa erschrocken — »ein, ste hatte j» gewußt, da- er thr folge» Würtz«. Zwei Mensche« Da»de» sich gegenüber u»d schwiege» Beider Herz«, wäre« übettwll. Ei« walte» »er» „den. «ein, jammen walle« sie. Uber es wer, all wäre« fie Dumm. Da raffte sich Sauge auf. Er sagte immer «ach nicht«. Sal b»a»chke «4 Lari«, »a er »ach sah, wie sie nur ans ihn gewartet hatte. Er streckt« beide Arme aus, al- wolle er die Rädchen gestalt greisen, «m ft« dann «immer wieder loszulassen. Und setzt haue er di« Gewißheit! Jetzt wußte er eS! Jetzt fühl» er eSl ES war Win Trugbild, war da vor ihm stau» und in seine Ar»« sank: eS war ei» Leie», das Fleisch und Biut hat». Zwfi Liptzeupaare preßte» sich zu innige» Kuß auf einander. Zwei Menschen hatte» sich gesunden, von vorn herein füreinander bestimm», die aber durch Wirrungen, wie ste »aS Lebe» gar oftmals mit sich brachte», erst Um wege gehen mußte«, m» zusanrmenzu kommen. Die DonnerStagSgesellschafte» bet Steinbachs hatten »och nie so lange gedauert und »och niemals einen solch harmonische» AnSNang genommen, wie an diesem «den» * e. ' WaS aus Kurt von Nedwitz geworden ist? Nach dem unrühmlichen AuSgang seiner verlobungS- geschichte .verdingte' er fich, wie er er nannte, auf vaS Gut eines entfernte« Verwandten, der ihn, der über keine Geldmittel mehr verfügte, aufnahm, um ihn nicht gänzlich verkommen zu taffen. Seine Gegenleistung für die Unter kunft bestand in Jnspektordiensten. Die .Fron' war ihm Han, und eS dauerte auch nicht lang«, da spähte er erneut nach der Glücksgöttin au«. Sie wurde ihm auch wieder hold. Just zwei Monat« nach der Verlobung Helene HaffelS mit Eduard Lange stand in den Berliner Zei tungen die Anzeige von seiner Vermählung mit einer GtttSbefitzerswittve. Sie war nicht hübsch und auch nicht uwhr jung, aber ste hatte Geld. Und das genügt« ihm vollauf. Nachdruck verboten. Professor «erntove» legte monutig de» Pinsel beiseite and ging dann ins Nebenzimmer, wo da» Telephon un geduldig. schrillen» mitten in seine Schaffensfreude hinein- llanA .Prosefsor Bernkoven l — Bitte, wer dort?' .Guten Morgen, Schatz! Darf ich dich i» einer halbe» Stunde mit »em kleine» Rennwagen abholen? Ich fahre »u Altstadt» hinap». Sie freuen sich immer, wen« ich komme — und Hanni rief vorhin an und bat dringend, zu gleich im Namen ihrer Eltern, dich mitzubriugea. Wie denkst du darüber?' .LuJllstädtS? Helge, ich bi» sehr beschäftigt. Pu weiht «» doch Ich werd« kau» wilkommen kännen, obwohl mich »ieft Einladung herzlich freut. E» stnd seh, liebe Mensche«. Doch jetzt, vor der große« Ausstellung — ich weiß wirklich nicht' ,P« hast nie Zett für mich Immer m»ß ich mich mit diese« wenigen Abendstunden begnügen, und wenn ich dann «tnaitil Gäste «inlade, dann ist es dir »och nicht einmal recht. Zu wa» für einem Leben willst du mich dem» ver dammen?' .Du beliebst dich sonderbar auszudrücken, Helge. Du weiß», daß ich »eine Arbeit liebe. Hosfentlich hast du nicht gedacht, daß ich eine» Tages von deine« Geld leben möchte. Da» wir» niemals sei», Helge, niemals — hörst du?' .Ja, sehr gut höre ich, Harald. Aber wie kommst du auf so etwas? Hauptsache ist doch, daß Geld da ist. «er es hat, ist doch gleich, wenn zwei Mensche» sich liebe«. Meinst dn das nicht auch?' Der berühmte Künstler horchte ein Weilchen in de« Apparat hinein, stauend, nachdenklich. Wie lieb und bittend fetzt Helge» Stimm« geklungen hatte! So war «» nun immer. Helge war eben mir ein maßlo» verwöhnte-, schönes, bnstendeo Luxusgeschöpf, de» »och kein Wunsch im Leben nnersüüt geblieben war. Ob e» »M war, »aß er sich mit ihr verlobt hatte? Oft schon waren ihm in diese» letzte» Wochen Zweifel ge kommen. wen» er di« Laune» spürte, die st« ungeniert zeigt«. Gegen th», gege» de» Baler, gegen de» Bruder, gegen die Freundinnen, gegen Hs« Dienerschaft, gegen alle. Und »och liebt« er Helge mit »er ganze» Gl« seines leUvmschaftltM» Nur — zweifelt« er manchmal, ob es ein Glück rwiicben Wen geben würde. .Harald!?' Er riß fich in die Gegenwart zurück. .verzeih, Helge, ich dachte gerade an etwa-. Ich w:rde »ich doch frei machen könne». Sei also zur bestimmten Zeit da! Ich freue mich jetzt tatsächlich auf diese Fahri mii vir allein durch den frühlingsgrünen Wald. Und aus Jllstcwis freu« ich mich auch. Sage Papa, er möchte mir den Such von Jorhtng zurechtlegen; für seine Gefälligkeit vantc ich ihm schon jetzt. Und nun aus Wiedersehen, Helge!' .Auf Wiedersehen, Brumm bär!' Professor Harald Bernkoven ging nachdenklich in seinem Zimmer aus mrd ab. Er dachte nicht mehr daran. zu arbeiten — es wäre doch nichts Ganses webr aeworven. Helge! Baronesse Helge von Lohofs! Seine Braut! Sie, die er begehrt hatte mit jedem Schlag seine? ver söhnten Herzens. Und nun wußte er doch schon fetzt, daß Helge nicht das war, was er gesucht hatte! Daß fie eine schöne, gefeierte, elegante Frau sein würde. Nichts weiter! Nicht Kamerad, nicht Freundin seines Schaffens, nicht sorgende Haussra«! Nur eine schöne, gefeierte, elegante Frau! Und er, der mit der ganzen Schaffenskraft des ideal veranlagten großen Künstlers an seiner Arbeit hing, er würde fich aufreiben im täglichen Kampfe, in den tagl.ch-n Meinungsverschiedenheiten. Helge würde sich ihm niemals mrpassen, sondern fie ver- langte mit dem Trotz de» törichten Kindes, daß er, der reife Mann, der gefeiert« Künstler fich ibr anzupassen vave. Wohin das führen mußte, wußte er schon jetzt. Skandal! Unausbleiblicher, verhaßter Skandal! Trat er jetzt von der Verlobung zurück, dann gav es Skandal, Setuschel, Aussehen. Brach seine Eh« später an Helges Trotz entzwei, dann war es dasselbe. Wie ein feiner Duft schwebte es zu ihm herüber. Helges Spitzentuch, das er sich erbeten und das drüben auf seinem Schreibtisch lag. War es wirklich wahr, daß er dieses Tuch an seine heißen Lippen gepreßt hatte, und vermeinte er wirklich, deck Lag, da Helge ganz die Seine wurde, nicht mehr erwarten ,« können? Und es war doch so! Jetzt? Jetzt war nur noch ein großer Zwiespalt k» ihm, kein Sehnen nach baldiger Bereinigung. Eher «in Frohlocken, Vak es idm aelunaen war. den im engste» Fgtnilienkrei» bereit« festgesetzten Hochzettstermi« «och mn ei» Erheb liches hinauszuschiebe«. Was war das? - - Erkaltete denn seine heiße Liebe zu Helge bereits? Konnte das sein? Und hatte man ihn nicht allgemein be neidet, als sie ihn auserwählte? Hatten viele Herren ihm ihre Feindschaft nicht offen genug gezeigt, als die Ver lobung bekannt geworden war? War er wirklich sinulos glücklich gewesen, als an einem der Festabende, die es den Winter hindurch so oft im Hause des Barons von Lohofs ge geben, die dunkelhaarige, schöne Helge an seine Brust sank: .Ich habe dich längst geliebt!' Wie hatte er sich damals selbst innerlich gescholten, da rr die bindende Frage so lange hinausgeschobe«, wett er es nicht gewagt hatte, dies« Frage zu stellen? Wie glücklich er an jenem Abend gewesen war! Vielleicht war er es Wochen, Monate hindurch. Doch unmerklich war es über ihn gekommen, dieses Grübeln über Helges Charakter. Bisher hatte er diese grübelnden Ge danken über Bord geworfen und sich einen Narren ge scholten Was verlangte er denn? Helge war reich und schön. Er konnte sie doch »ich» mit seiner lieben, ver storbenen Mutter auf eine Stufe stellen. Die Mutter hatte in einer Zeit gelebt, in der es noch nicht üblich war, daß die Frauen es dem Manne auf jedem Gebiet gleichtaten. Gleichtun wollten! Da waren die Frauen nur für die Familie da, sorgten nur für das Wohl der Angehörigen. Und sein Mutterle ganz besonders! Die war wie ein stiller Friedensengel durch die Räume gegangen. Ihrem bloßen Erscheinen im Zimmer der Kinder war sofort Ruhe gefolgt. Der Barer, ein vielbeschäftigter Arzt, hatte stets lächelnd zu den Bekannten gesagt: .Ich komme nie dazu, meine drei wilden Jungens mal kunstgerecht zu verprügeln. Ein Blick meiner Frau bringt sofort Ordnung in die Bande.' Das batte so behaglich geklungen, so voll tief innerem Friev.n uno sann waren die Jungen eben Männer geworden; - aber ste vergaßen alle drei niemals das friedliche Heim ihrer Kindheit. Hans und Erich lagen draußen in Frank reich. Ihn selbst hatte die Kugel verschont. Nicht einmal verwundet war er worden, trotzdem er von Anfang an bis zum Schluß mit draußen war. Der Vater war schon vor Jahren gestorben, und die Mutter erlebte es nun allein, daß thr die beiden Jüngsten gekommen wurden. Sie hatte es tapfer getragen inmitten all oer anderen Mütter, die das gleiche Schicksal traf; aber ihr Herz brach -och darüber — da konnte all« «ach außen hin gezeigte Tapferkeit nichts helfe«. So starb auch fie kurz vor Friedensschlutz! Und daß er noch zur rechten Zett auf Urlaub kam, dafür würde er dem Schicksal immer dankbar bleiben. Dafür, daß er die weichen, zärtlichen, sorgenden Hände noch ein mal hatte küssen dürfen in tiefer Dankbarkeit und Liebe. .Nimm dir bald eine junge lieb« Frau, mein Sohn, dann ist es gur für dich! Bleibe »tcht allein — «S ist kein wahres Glück!' Und er hatte den Kopf gesenkt. Wußte die Mutter von den toll verlebten BorkriegS- jähren in Berlin und München? .Ich heirate bestimmt, Mutterle! Ein« Frau heirat« ich, die dir ähnlich ist!', hatte er gesagt. Da hatte die Mutter gelächelt. Und mit diesem stillen, zufriedene« Lächeln war fie dann in seinen Arme« hinübergeschlummeet. Helge! Hatte er wirklich einmal glauben können, fie sch der Mutter ähnlich? Ja! Das hatte er geglaubt! Gan, fest hatte er «S geglaubt! Wett st« lieb und zärtlich gewesen war. WeU fie so an mutig den Tee kredenz». Weil er üo. ftvmot tzch chne» seinen Handarbeit überraschte, »eil ste der atten BettkerW a» der Kirche so reichlich gab. Was für ein liebes Mütterchen würde ste einmal feint . Das alles hatte er an ihr bewnudert, geltedtj Und er »ar enttäuscht worden! Alles war Laune. Nicht», gar nichts war beständig. St« lachte einmal, al« di« Bettlerin an der Kirch« übe» ihren unmodernen, lange« Nock fiel. Sie trat ihre» sonst verhätschelten kleinen Hund »ft de» Fuße, da- er kläglich aufheulend verschwand. Gr traf ste an, «l» ste ft» irgend einem Wutanfall eine kostbare Figur zu Bode» warf. Etwa» Fremder, Kalte» hatte sich dann an ihn heran« geschoben. Aber da» Schlimmste war e» «och nicht. Da» Schlimmste war, al» Helge ganz ungeniert neulich z» ihrer Tante gesagt hatte: .Du erwähnst schon wieder meine Kinder. Ich werde nie welch« haben. Ich liebe Kinder nicht. Und ich habe-an keine Lust, mich zu verunstalte«.' Sr hotte gerade eintreien wolle», al» er hörte, daß Helge mit jemand sprach. Unschlüssig war er stehe»» geblieben, überlegend, ob er nicht doch lieber «och eft» Weilchen zu dem alte« Baron gehen sollte, der allein in» Rauchzimmer saß und die BSrsenzettung fludirrte. Und da hatte er eS gehört! Er kam sich vor wie vor den Kopf geschlagen! So als» dacht« Helge über da» Höchste, Heftigste, waU einer Frau beschieden sei« konnte? So dachte ste? Niemals fand er dann mit ihr ein großes, schönest Glück! Da»n würde auch in seinem Hause nur et« laute», lärmendes Fest das andere jagen, dann würde Helgo immer «uhelo» und unzufrieden fei«. Sie würde immer neue Zerstreuungen ersinnen — laute, lärmende Zer-t streuungen, di« das Glück langsam, aber sicher untergrabe«» mußten. Harald Bernkoven zuckte zusammen. Jetzt war e» so weit. Jetzt wußte er bereit», da- eri mit der schönen, umschwärmten Helge niemals efttz wahres Glück finden würde. Sollte er «och jetzt zurücktreten? ° Nein! Er scheute den Skandal, scheute e», im Mittele! punkt einer gesellschaftlichen Klatsch» p» pehen. *r mutzt, eben sehen, wie er mit den verhältniOru fertig wurde. Da» schöne Gesicht der Künstlers verfinstert« fich er schreckend. Er klingelte jetzt dem Diener, der noch auS de« elterlichen Haushalt stammte und ihm bedingungslos er, geben war. Als der alte Man» eintrat, blickte er ganz erschrocke» auf seinen Herrn. So hatte er ihn doch noch nie gesehen. Man konnte sich ja beinahe vor ihm fürchten. .Lege rasch alles zurecht, Kramer. Ich will mit meine« Braut einen Besuch machen draußen in Zurmehlen' .Jawohl, Herr Professor.' Der Künstler ging tnS Badezimmer hinüber, ohne «iß Kramer ein paar freundliche Worte zu wechseln, wie «ft eS sonst immer tat. Kramer aber dachte sich auch sein Teil. Ihm gefiel di» Braut des Herrn nicht. Rein gar nicht gefiel ste ihm. Wenn er da an die gute Frau SanitätSrai dachte, an di» Mutter des Herrn Professors! Kein Vergleich war zwischen diesen beide« Frauen zu ziehen. Nicht der ge ringste. Warum der Herr Professor sich bloß mit dem schöne« Mädel verlobt hatte? Er war doch alt genug, um wirklich nicht nur aus sinnloser Leidenschaft in sein Uw glück zu rennen? Denn ein Unglück gab's — da wollt« eft «tcht seit fünfundsechztg Jahren.Anton Kramer heiße«. Aber kein Blick, keine Miene verriel, was der Dieners dacht«. . * Währenddessen stand Helge von Lohoff, strahlend schöft wie der Frühling selbst, i« Zimmer ihres «ater», der fitz leb» Zwd mw «Kietzen «fttftrm.
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