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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 13.02.1906
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-02-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19060213024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1906021302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1906021302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1906
- Monat1906-02
- Tag1906-02-13
- Monat1906-02
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170 171 ^..r ik,..« , "»>d d^> »nnssstn »IN». m>s<>i-o Nt-rlnkinnn koi,on" .»inäiirto o» der Gedanke von neuem durck die verfinsterten Täler meiner Ideen- t fünfzehn, aus allen Winkeln, oben, unten aus ieder Realen WWWMPW Bezug-« Prei- Averrd-Ausgave NWM Tageblatt litt). Jahraanq Nr. 79 Dienstag 13. Februar 1906. Feuilleton. » nirgend» zu der Größe wieder- mit es damal« gegen un« sich erhob, Br, « Kraft, um der en Wille» jene mr , "Z * Professor Robert Koch wird sich, nachvem die Vvr- verbandlungen jür die durch das Deutsche Reich ins Werk zu setzende wissenschaftliche Expedition nach Deutich-Ostasrika jetzt abgeschlossen sind, am 16. April nut pem Dampfer .Bürgermeister" nach Dar-eS-Salaam begeben, um die früher begonnenen Untersuchungen über die Schlaf- tranlheit fortzusetzen. di der Hanpterpedtzto, «da der« AnSgab— stell», «bgedoU^ «trrtelläbritch ^« bet täglich zwetmaltga kult-ll-ug t>» Han« viertrljidrltch 8.—. Durch «irr, an«- wärttg« AusgabesteLe» uud durch dt» Poft bezogen für Deutschland uud Oesterreich vierteljährlich ^« «llvt für dt» übrig« Lända laut fteÜuugspreiSliste. Var AiGtigzte vom Lage. * Heute findet dieRcichStagSersatzwahl in Chemnitz üatt, die durch die ManvatSnied er legung Schippels notwendig geworden ist. (S. Deutsches Reich.) Anzetgeu und Extrabeilagen nur tu der Morgen-Ausgabe Schloß der Annahme nachmittag. 4 Uhr. 0, begann ich rv träumen Linen vunäerfamsn Oraum. vap ich wäre in einer Mlcknlr, Id, vufita nicht vo. llnck via lch sah gen Osten yoch hinauf rur Lonne. Ltnan Turm auf einem tzllg-l 8ah ich schon erbaut. Lin tief« Öai darunter. Darinnen ein Kerker. tVUt tiefen Ortlben unck äunkel. vnck schrecklich von Lnsehn. willl,m l«,nglena. NeHattton «ad Erpedttiaar Iohauutstzass, K Telephon UL Rr. ML. «r. 1178. Yerltne, NedaMead-Vurraar Berlin dlVV 7, Dorotheenüraß« 83. Del. I. «r SS7Ü. Dresdner Nedatttons-Vnreaar Dre-den-Ä^ Köoueribstr. LS. Del. l. Nr. 4K83. MnzetftenPrers die S gespalten« PetÜzeil« für Leipzig und Utvgrboog Lü Ps^ sü, auSwSrt« SO Pfz. Familien- Wohnung«- and Etellen- Anzeige» 20 Pf. Finanziell« Anzeigen, VefchSst-anzeigen unter Text oder an besonderer Stelle nach Tarif. Für da- Erscheinen an bestimmten Tagen n. Plätzen wird kriai Garantie übernommen Handelszeitung. Amtsblatt -es Nates und -es Nolizeiamtes -er Lta-t Leipzig Anzeigeo-Annahme: Aogaftus-latz 8, Ecke Johanui-gasse. Haupt-Filiale Berlin: LarlD»uck«r,Hrrzgl.Bayr.Hofduchhandlg.. Lützowstraß« 10 tFrrusprecher Amt Vl Nr. -603). Ftltal-vrvedttton:TreSden.MarI«nitr3-. So wenig sympathisch Castro nun auch ist, so hat doch jedenfalls die gut informierte Bremer Handelskammer darin Recht, daß sie in ihm eine Gewähr für Ruhe und Sicherheit erblickt. Nach seinem eventuellen Sturze würde eine Periode innerer Kämpfe und Streitigkeiten einsetzen, die man aus anderen südamerikanischen Staaten zur Genüge kennt. Im Interesse des Handels aller Kulturstaaten mit Vene- zuela wäre das zu beklgen. * Der internationale antimilitaristische Ver band hat in Paris mit 2000 Unterschriften versehene Plakate anschlagen lassen, in welchen die Soldaten zur Desertion, zum Ungehonam und zur Verweigerung des Dienstes »m Falle einer Mobilmachung ausgefordert werden. 'S. AuSl.) Dehmel. Sie scheinen in der Nähe dir bekannt, Ts glimmt in ihren Kelchen wie ein Feuer, Da« auch in dir wohl einst, o einst gebrannt — Du pflückst davon, doch scheu und scheuer Stockt deine Hand. Richard Dehmel, Wiesen bei Argos. Nicht« hat die Macht der ersten Stunde. Was diese Kunst vielen gewesen ist, die wir vor zehn Jahren „Er lösungen" suchten, im tiefsten Grund« können wir «S doch nutzt fassen. Es schläft in un«, bricht auf, erschüttert un«, r«tzt immer eine« Teil unsere« Wesen« mit hinweg. Und ":r müßte» etnsehen, daß e« nirgend« zu der Gi" HEoore» werden kann, womit es vamui» aogrn un» n< »irgend« »« der beseligenden Kraft, um deren»« Präsident Castro. Bei den jetzigen Differenzen zwischen Frankreich und Venezuela ist es ganz interessant, auch einmal eine Stimme zu vernehmen, die gewiß unparteiisch und kompetent ist, und doch zu einer Verteidigung des Präsidenten Castro das Wort nimmt. Die Bremer Handelskammer schreibt in ihrem Jahresbericht für daS Jahr 1905 wörtlich, nachdem sie vor her der Besserung der Verhältnisse in Kolumbien gedacht bat, wie fglgt' Auch in Vene-ucla dürfte unter der energischen Re gierung des Präsidenten Castro Aussicht aus eine längere Erhaltung des inneren Friedens bestehen. Dle geschäftliche Lage Venezuelas läßt im allgemeinen noch sehr zu wünschen übrig, hat sich aber gebessert durch zufriedenstellende Kakao- und Kaffeeernten. Eine schwere Last für das Land ist cs, die Zinsen ftir die auswärtige Schuld auszu bringen, indessen hat die Regierung anscheinend die ernste Absicht, ihren Verpflichtungen nachzukommen, da bis setzt die monatlichen Raten pünktlich bezahlt worden sind. Was die Währung angeht, so ist nach dem Urteile der beteiligten Handelskreise kein Grund zur Beunruhigung vorhanden. Es bleibt daher abzuwarten, ob die amerikanischen Mel- ouugen über eine Revolution gegen Castro auf Wahrheit beruhen. Handelskreise haben für die Beurteilung politischer Verhältnisse oft ein sehr feines Gefühl, und es ist sehr wohl möglich, daß sie auch hier mit ihrer optimistischen Auffassung Recht behalten gegenüber den erwähnten Meldungen, bei denen recht wohl der Wunsch der Vater des Gedankens sein kann. An der Neigung zu einer Ueinen Revolution ist frei lich bei den Venezolanern ebenso wenig zu zweifeln, wie bei irgend einem andern jener interessanten Staaten, wo cS immer einige sogenannte „Staatsmänner" gibt, die schon lange darauf warten, auch ihrerseits mal an die Krippe der Negierungseinkünfte zu gelangen. Aus der anderen Seite ist Castro aber ganz der Mann danach, sich solcher Feinde mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln zu ent- ledigen, ohne in deren Auswahl irgendwie Skrupeln zu empfinden. Die deutschen Interessen verlangen heute jeden falls, daß Venezuela vor allen Erschütterungen innerer wie äußerer Art bewahrt bleibt. Dagegen ist sehr wobl denkbar, daß die Vereinigten Staaten, denen Castro durch seine fort gesetzten Differenzen mit europäischen Mächten unbeguem wird, seinen Sturz nicht ganz ungern sähen. ökonomischer Vcrordnungsweise der Kassenärzte wesentliche Ersparnisse an Arzneiausgaben bringt. Nach dem Satze: „Eine Hand wäscht die andere!" muß man fragen, woher solche Liebedienerei der Apotheker — denn weiter ist doch die ganze Sache nichts! — kommt! Es wird behauptet, daß die Kasse damit gedroht habe, sonst die Gewährung eines höheren Rabattes zu beanspruchen, die dem freien Verkehr überlassenen Arzneimittel aus Drogerien zu beziehen, selbst Depots für Verbandsstoffe und dergleichen zu errichten oder gar einzelne Apotheken zu boykottieren. — Zugleich hat sich aber die Ortskrankenkasse Vorbehalten, daß Meldungen für andere Kassen seitens der Apotheken nicht angenommen wer den dürfen. Dabei haben die Apotheker Arbeit in Hülle und Fülle, und es fragt sich, ob es im Interesse des arzneiholenden Publikums siebt, daß die Abgabe der Meldung, die Durchsicht und Abstempelung derselben, sowie die Erteilung von Aus künften und die telephonischen Rücksprachen mit der Orts- krankenkasse nicht zu viel Zeit beanspruchen und die Arznei- anfertigung verzögern, wie es namentlich leicht in der Peripherie der Stadt vorkommen kann und schon voraekom- men ist. — Außer dieser Unbequemlichkeit für das Publi- kum und dem unter diesen Umständen nicht unbeträchtlichen Zeitverlusten liegt aber hierin noch eine sehr große Gefahr für Leben und Gesundheit, da die vielen Störungen die Anfertigung der Rezepte unterbrechen und die Aufmerksam keit der Gehilfen ablenken müssen. Immer und immer zeigen uns Prozesse auf diesem Gebiete, wie schon kleine Unauf merksamkeiten schlimme Folgen nach sich ziehen und den Be- teiligten verhängnisvolle Strafen einbringen können. Es ist nur ein Verlesen hinsichtlich deS ArzneistosseS oder seiner Menge, ein Ueberschreiten der Maximaldosis, eine Per- Wechslung von Medikamenten, ein Versehen der Akmabe bei der Arznei an die abbolende Person, die Verwechslung der Signatur für die äußerlich oder innerlich anzuwendenden Arzneien nötig, nm Schädigungen herbcizuführen. paiilircbe csgrrrcbau. Leipzig, 13. Februar. Ortskrankenkassen gegen Aerzte und Apotheker. Saum ist in Leipzig der Riesenkampf zwischen der Orts krankenkasse und den Aerzten zu einem gewissen Abschluß gekommen, da fängt es schon wieder an, au andern Orten Deutschlands zu gären. Zunächst sind es die Knapp- chaft Stassen in den Rheinlandcn und Westfalen, die 's versuchen, einen Riß in die Einigkeit des Leipziger Ver- bandes zur Wahrung des berechtigten Interesses der Aerzte Deutschlands zu bringen. Gegen ihre Bestrebungen, Streik- drecher en xro« zu bekommen, wendet sich die Verdands- 'eitung mit flammenden Worten, die hoffentlich auch ihren Zweck nicht verfehlen weiden. Wie sehr sich und ihren Kol legen die Aerzte schaden, die solchen Sirenenrufen Folge leisten, das erkennen sogar die Sozialdemokraten an, denn :n der „Leipziger Volkszeitung" wird ganz besonders her- ooraehoben. daß man infolge der Prinzipien der Gcwerk- chaften gegen die Koalitionsbestrebungen der Aerzte nichts haben könne. Das ist endlich einmal ein vernünftiger Stand- vunkt, der aber leider erst jetzt zum Vorschein kommt. 8i cknc» kaeiunt ickem, non est issvm! Das gilt auch in diesem Falle, denn die Aerzte haben nichts getan, als die Koalitions ideen der Sozialdemokraten aus sich angewendet, weil sie durch die bittere Not dazu gezwungen wurden. Warum soll man nicht auch von seinen Gegnern lernen? — Leider haben die Apotheker diesen Grundsatz noch nicht ersaßt, denn die Vorgänge in München spotten jeder Beschreibung. Seit Anfang dieses Jahres ist dort eine Einrichtung ins Leben gerufen, die die Aufmerksamkeit größerer Kreise auf sich «eben muß. Die Münchner Ortskrankenkasse hat es näm- sich fertig gebracht, mit den Apotheken ein Abkommen zu iresfen, nach dem letztere als Nebenstellen ftir die Meldungen d:r Kassenmitglieder tätig sind. Diese Einrichtung ist ge eignet, auch auswärts Schule zu machen, weshalb Dr. Becker in der „Münchner Medizinischen Wochenschrift" mit Recht auf die Tragweite und die Bedeutung dieser Frage weit über Bayern hinaus hinweist. — Die Münchner Apo theken besorgen die Geschäfte für die Ortskrankenkasse un- mtgeltlich. Während dabei em sanitäres Polizeiinteresse wegfällt, wird dec ganzen Sache dafür ein politisches Ge präge gegeben. Zugleich wird dadurch ein Streiflicht auf die Abhängigkeit der Apotheken von so großen öffentlichen Organisationen, wie cs die Münchner Ortskrankenkasse mit -mein Mitaliederstande von 100 000 ist. geworfen. Die dor tigen Apotheken gewähren der Ortskrankenkasse nicht nur auf die Rezepte den verordnungsgemäß vorgeschriebenen Rabatt von 10 Proz., sondern sie hat auch für eine sehr große Zahl sogenannter HandverkausSartikcl und kleinerer Heil mittel eine Vorzugstaxc mit beträchtlicher Ermäßigung gegenüber der offiziellen Arzneitaxe herausgegebcn, die bei bei denen er noch hohen Sinn fand, weil ihm jedes Wort von Märchen strotzte. Daher rühren die mißlungenen Stellen in dem einen oder dem anderen Gedicht, daher find die äußeren Dinge ost so unvollkommen gesehen, dort entstand Dehmels hartnäckiger Drang zu unfruchtbaren grammatikalischen Ausdeutungen. Dort ist noch der Konzeptionsfehler in Dehmels berühmtem Epos, von dessen dithyrambischer Zwie sprache man alles beseitigen muß, was Fabel zu sein wünschte: den Archivsekretär Lux mit den entwendeten Papieren, seine blauen Segeltuchschuhe, sein neues Radfahr- gewissen, die Banknoten, tue er auf die Alpensahrt nimmt, und daS Edikt, das ihn deS Landes verweist, als er sich be reits anschickt, ein Schieferberawerk einzurichten. In Dehmel selbst hat von ieber überall die Ekstase fort geschwungen. Und wir würben ihn ohne diese Entrückung, diese Starrheit weniger lieben. Er hat sich einen der „großen Tagraubvögel" genannt, „die zum Fliegen Sich nur ichwer vom Boden heben. Aber, wenn sie ausgestiegen. Frei und licht und sicher schweben." Sein Pathos steigert die Erregung bis zu namenlosem Grade. ES hat den „Ausdruck eines Steines, der zer- springen will", macht das Gewohnte sonderbar und endet in der letzten Zeile die zitternde Spannung mit jähem, kurzem Schrei oder mit hoheitsvoll breiten Klängen. Der Versfall ist wuchtig und tchasft mit unerwarteten Neimen und Kadenzen um so mehr das Bilb der bewußten Formgebung, als innerhalb dieser Formen die formlosen Assoziationen wogen, die Dehmels Eigentum sind. Keiner unserer neueren DiaPer war von solchen Gleichnissen und Ahnungen um lagert, und in keinem bebt so innige, so weiche Melodie. Ein Mchelangelo, der die Hirtenflöte bläst, der Bastard deS Lwnnensursten und des NachtweibeS aus Mbrikes Spuren. Er war der märkischen Natur verwandt, die er in ihren Ge wittern und im Frieden ihre« Waldes belauschte. Ohne ihren kargen, düsteren Trotz hätte er sein Lied von der Riesenharse im Kiesernforst nicht gesungen, ohne ihre graue Nacht hätte er die Stimme der Sehnsucht nicht gehört, wie er sie gehört hat, die traurige Weise keines ..Notturno", di« dominierenden Akzente, di« unzählig« junge Menschen außer sich brachten. Heute ist unsere Legende zur Biographie geworden. Und sie hebt an und berichtet: „Wohnte damals in Pankow bei Berlin; widmete sich dann ganz seiner dichterischen Ent wickelung. Ging 1899 mit seiner Gattin zweiter Ehe auf Reisen, bis 1902: schrieb während dieser Zeit, teils im Aus land sJtalien, Griechenland, Schweiz, Holland und Eng lands. teils am Bodensee und in Heidelberg, an seinem EpoS „Zwei Menschen". Wohnt jetzt in Blankenese bei Hamburg." Die Persönlichkeit steht vor dem Werke, eine stolze, un gesättigte Persönlichkeit, die nicht wie die Browning-Barrett stöhnt, ihre Dichtung sei ihr bestes Ich und sie selbst nur «ine Wurzel, die tief unten im Dunkel wachse. DaS Absonderliche in Dehmels poetischer Figur nach seinem Beginn mit den Harts, nach feiner zweiten Periode mit Przobyszewski ist hier und da nachzuempsinden. Er war Mystiker «m Werktagskleid, Mystiker mit dem Willen zur Sünde. Die Vorortlandschaften, die er im Havelock durch wanderte, waren heroisch-biblisch Er glich einem märkischen Genossen William Blake«, der in seiner Gartenlaube Adam und Eva darstrllen wollte, und es durste nicht fehle», daß er lein grüne« Lenzidvll von Jungfrau, Wunderkind und Lamm t der Paraphrase schloß: „Doch manchmal haben wir kein ^rot im Spind." So sehr glaubt« er an seine Visionen, daß er zuweilen stolpert«, daß er sie in platten Worten mitteilt«, segeln, erntet die Sozialdemokratie, was die Regierung sät. Das wird auch die heutige Wahl bekräftigen, selbst wenn die Sozialdemokratie, wie meist bei Ersatzwahlen, ein paar taufend Stimmen weniger zählen sollte. * Der unschuldige Puttkamer. Ueber die Verhandlungen zwischen Kolonialamt und dem Gouverneur von Puttkamer wird uns von kolonialer Seite geschrieben: Der Gouverneur ist bestrebt, sein Verhalten in möglichst günstigem Lichte er- scheinen zu lassen und weist die Schuld an der harten Ver urteilung der Akwaleute von sich ab, indem er Herrn von Brauchisich für die Angelegenheit verantwortlich macht. In, übrigen erklärt er alle Beschwerden sür übertrieben und stark gesärbt. Es dürste ihm aber nicht gelingen, sich weiß zu waschen, da Puttkamer das Urteil gebilligt und unterschrie ben hat und nicht zuletzt der Ankläger gewesen ist. Zuge geben mag werden, was der Gouverneur behauptet, daß die Akwaleute nicht viel taugen und zur Ausrechterhaltung der Autorität eine schwere Strafe amPlatze war und daß europäische Verhältnisse nicht als Maßstab dienen dürfen. Schwer dürfte es dem Gouverneur aber doch werden, die schwere Verurteilung aus diesen Gründen zu rechtfertigen. Einen Aufstand befürchtet der Exgouverneur nicht, er ließ sogar durchblicken, daß nur ein strenges Regiment entstehende Er regungen niederhalten könne. Es scheint aber, daß die cm- gekündigten Erregungen in Kamerun nicht ganz belanglos sind, da hin und wieder etwas von Kämpfen bekannt worden ist, was man aber gern zu vertuschen wünschte. Nach Privat meldungen aus dem Süden der Kolonie scheint irgend etwas dringend der Aufklärung zu bedürfen, es scheint hier auch fchon zu Kämpfen gekommen zu sein, da ein Leutnant Schrö ter beim Sturm aus die Höhlen bei Ugutis in Kamerun ge fallen ist. Zu wünschen wäre, daß eine amtliche Aufklärung über diesen Kampf gegeben wird und daß die Untersuchung gegen Puttkamer mit etwas mehr Automobiltcmpo erfolgt. * Ueber den Eintritt des Abgeordneten Dr. Paasche i« das Kolonialamt wird in der Presse fortwährend hin und her geraten. Wenn in verschiedenen Dementis behaupt« wird, es sei mit Dr Paasche nicht verhandelt worden, so klammern sich alle Auslassungen dieser Art nur an reine Äußerlichkeiten. Nach zuverlässigen Informationen des „Deutschen Boten" steht fest, daß 'alfächlich mit dem Abge ordneten Dr. Paasche wegen seiner Betätigung im Reichs kolonialamt Fühlung genommen worden ist. Selbstverständ lich konnten endgiltige Entscheidungen noch nicht getroffen werden, da das Kolonialamt durch den Reichstag bisher überhaupt nicht bewilligt worden fit. In jüngster Zeit ist übrigens die Wahrscheinlichkeit wieder größer geworden daß eine Persönlichkeit aus dem praktischen Kolonialdienst mit dem Unterstaatssckretärposlcn betraut wird. * Mahlrechts-Dcmonstrationen in Sachsen-Weimar. Für daS gleiche und direkte Landtagswahlrecht fand Sonntag im ganzen Grobherzogtum Sachsen-Weimar ein Anzahl sozial- demokratischer Versammlungen statt. Im Neustadter Kreis wurden die Versammlungen durch den Bezirksdireklor mit der Begründung verboten, daß die Referenten, Leber und Vetterlein, gewerbsmäßige Agitatoren seien. Die National liberalen lehnten es ab, gemeinsam mit den Freisinnigen, den Nationalsozialen, Jungliberalcn und Sozialdemokraten eine Versammlung zugunsten der Wahlrechtsreform zu ver anstalten. * Kleine politische Nachrichten. Gestern abend fand beim Kaiser ein Diner statt, zu welchem die Botschafter und die sremdherrlichen Offiziere geladen lvaren. — Die Nach richt von dem Rücktritt des Gouverneurs von Samoa, Dr. Sols, wird wohl stimmen. Der Berliner Ossiziosus der Münchener ,,Allg. Ztg." bemerkt wenigstens, cs scheine die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß Dr. Soli von feinem jetzigen Posten scheiden werde, um eine Stellung im Kolonialam! zu erlangen. — Ein Nachtragseral fürdenLandcsausschußvonElsaß-Lothringen verlangt Kredite von 400000 ><l. für die Hohkönigsburg und je 20000 für das protestantische und das bischöfliche Gvm- nasium. — Tie bayerische Kammer der Abgeordne- t e n erklärte gestern die Wahl des liberalen Abgeordneten Beyhl für ungültig, weil die bei seiner Wahl abgegebe nen Stimmzettel den Aufdruck des Namens durchscbimmern ließen. — Während bestritten wird, daß es bald zu einer L ot t e r i eg e m e i n s ch a s t zwischen Baden und Württemberg einerseits und Preußen anderseits kommen werde, glaubt der ,.Frkf. Gen." mitteilen zu können, daß schon am 1. Oktober d. I. eine solcbc Lotter'ege- meinschaft ins Leben treten werde Dichtung uns wie lohende Verheißung, wie Traum der Träume erschien. Ein Freispruch gegen Not und Tod war sic uns, ein Wunder in der wunderlosen Großstadt, deren Hammer auf uns niederfiel, keuchende Phantastik, wo alle« sonst stumm war, wilde Leidenschaft, die aus schweren Ge dankenschlachten frohlockte. Ein Einsamer rang, rang mit dem Engel des Herrn. Seine Rhythmen erklangen in unseren Nächten, seine stürzenden Wortfolgen suchten uns bei Tape heim. WaS wir seitdem gewonnen haben, steht zu ihm in Beziehung: wenn wir etwas verloren, hatten wir auch von seinem Zukunftswillen uns entfernt. So ehern war der Zwang, den unS vielleicht später der Umstand begreifen lehrte, daß gerade zur Zeit unserer inneren Entscheidungen für den männlichen Schöpfer des „BergpsalmS" die Zeit der höchsten Gestaltung gekommen war. Denn niemals war DeymelS bildnerische Fähigkeit so herrisch und so ruhevoll wie in den „LebenSblättern" und in „Weib und Welt". veulscbes Keich. Leipzig, 13. Februar. * Der Kaiser wird sich am Donnerstag mit Sonderzug nach Kiel begeben, wo die Ankunft 6^ Uhr nachmittags er folgt. Noch am selben Abend setzt er gegen 10 Uhr, nach einem kurzen Aufenthalte im Schloß beim Prinzen und der Prinzessin Heinrich, aus dem Linienschiff „Preußen", Kegler- tet von dem Kreuzer .Mriadne" und ^wei Torpedobooten die Reife nach Kopenhagen zu den Beisetzungsfeierlichkeiten fort. Voraussichtlich wird die Ankunft in Kopenhagen am nächsten Mittag erfolgen. In der Begleitung des Kaisers befinden sich General der Infanterie v. Plessen, Admiral v. Senden- Bibran, Generalleutnant v. Moltke, der Chef des General- stades, Konteradmiral o Müller und Generaloberarzt Dr. Jlberg. Ueber die Rückkehr des Kaisers nach Kiel und die Weiterreise nach Berlin sind noch keine Bestimmungen ge troffen. * Zum Prozeß Gacdkc teilt die „N. pol. Korr." mit, daß gegen das freifprechende Urteil des Schöffengerichts sofort Berufung eingelegt worden ist. Die Korrespondenz führt gegen das Urteil der ersten Instanz folgendes ins Feld: Dem Schöffengericht ist es offensichtlich entgangen, daß die mit der Berechtigung zum Tragen der Uniform ver abschiedeten Offiziere bereits durch die allerhöchste Ver ordnung vom 20. Juli 1843 den Ehrengerichten unter stellt sind. Diese vom absoluten König erlassene Verord nung ist Gesetz und materiell niemals geändert worden. Die Verordnung von 1874 hat in diesem Punkte lediglich den bestehenden gesetzlichen Zustand übernommen. Die Unterstellung der mit der Uniform verabschie deten Offiziere unter die Ehrengerichte wird denn auch von den bedeutendsten Staatsrechtslehrern, darunter in erster Linie von Laband, und von allen Bearbeitern deS Militärrechtes als durchaus gesetzmäßig anerkannt. Die Offiziere, denen bei der Verabschiedung die Beibehaltung der äußeren Zeichen des Ossizierstandes, oder, wie Laband sagt, das äußere Merkmal des militärischen Dienstverhält nisses, das Dienstkleid, bewilligt ist, gehören noch der Genossenschaft der Offiziere an. Wie sie noch an der Standeschre teilnehmen, so liegt ihnen auch die Pflicht ob, die Reinheit dieser Ehre zu wahren. Innerhalb des Kreises dieser Verpflichtung sind sie auch der Kommando gewalt des Königs unterworfen. Die ehrengerichtliche Verordnung aber ist ein Ausfluß dieser Kommandogewalt. * Die Ersatzwahl in Schippels Wahlkreis findet heute statt. Der Chemnitzer Wahlkreis ist ein so sicherer Besitz der Sozialdemokratie, daß die bürgerlichen Kandidaten nur als mehr oder weniger ernsthafte Zäblkandidaten angesehen wer» den können. Im Jahre 1903 erhielt Schippel Ä 266 Stim men, Langhammer lnatl.) 13078, Kellerbauer Ureis.) 8703 und Porsch sZentr.) 188 Stimmen. Dieses Mal haben die Konservativen unter Unterstützung eines Teils der National- liberalen den Kommerzienrat Hermsdorf-Chemnitz ausgestellt, die Freisinnigen den Abg. Günther, der auch nationalliberale Stimmen aus sich vereinigen dürfte. Der Umstand, daß die Sozialdemokratie in letzter Zeit sich auswärtige Redner, darunter Bebel, Göhre, Dr. Maurenbrecher, kommen lieh, wird in einem Teil der bürgerlichen Presse so gedeutet, als fürchte die Sozialdemokratie für die Sicherheit ihres Besitzes. Damit werden unseres Erachtens törichte Hoffnungen auf bürgerlicher Seite geweckt. Der Sozialdemokratie dürste nur alles daran liegen, nicht an Stimmenzahl zu verlieren, daß dieser Verlust aber auch nur annähernd so weit gehen könnte, den Wahlkreis im sozialdemokratischen Besitz zu ge fährden, liegt ganz außer dem Bereich der Möglichkeit. Dazu wäre eine ganz besondere Wahlparole und eine völlig ver änderte Negierungsrichtung notwendig. So lange wir im Reich und in Sachsen den konservativ-agrarischen Kurs Dies« Nummer kotzet «ns «41 IN? allen ßöa-nbvieo »ud bei III l den ZetznngA-LerkLater» Er war, mit edlerem Berufe als irgend einer sonst, der reflektierende Dichter der Zeit und ist diesem Ideal am längsten treu geblieben. Das Stück „Selig mit blutendem Herzen" in der jüngsten Auswahl seiner Verse entspricht den Versen der Browning, worin sie sich deS Glückes rübmt: „to eit nlone On viuter oi^kt» kz eolita v llrve Znä beer ttis ostion« prassln^ Idem /er c>tk." Man muß bis auf die besten Engländer oder gar am den erlauchten Schiller zurü^gehen, um ein solch ernsteS, ge waltiges Beharren bei der Kulturmission des Ankers wiederum »u treffen. In einer Betrachtung bat Richard Dehmel gesagt: „Der Kunstgenuß jeder Art Volkes besteht in der Begeisterung durch daS Unbegreifliche, in der Ehrfurcht vor dem Unerforschlichen, in der Lust und Liebe zum Abenteuerlichen, in Glauben, Traum und Uebermut. Ein ganze» Volk aber, daS so träumt uud nur kraft höchster Kunst so träumt, da« ist ein schöner Zukunftstraum." Keine Acsthetik kollektivistischer Pädagogen, sondern ein Begriff von unermeßlicher Freiheit ist es' ..Beständige« Leben ent hält nur die Kunst, die jederzeit und immerfort hinaus ins Unbekannte weist, wie die Blumen blühen inS Blaue hinein Und solche Kunst schasst nur der Künstler, der für» Volk ein ewiges Rätsel bleibt. Er kennt nur eine Bestimmung des Schaffenden: die Gesetzgebung für das Unbestimmte. Er siebt nur eine Grenze deS Schaffens: hie Formlegung sür das Unbegrenzte. Denn er ahnt nur ein Ziel des menschlichen Bildens: die Gestaltung eines vollkommenen Wesens." Diese Ziele haben nichts mehr mit der „Einen Erlösung für alle" zu tun. Die „Predigt ans Großstadtvolk" bat den ^Berapialm" übertönt. Die paradiefisch-hellenische „neue Menschheit", wovon Richard Dehmel al« ein zeitgenössischer Shelley und «in frömmerer Heinrich Heine zeugte, will nicht ausblühen. So lange die Andacht de« Künstler« ihr dieme, war sie heidnisch, heidnisch selbst in ihren Gebeten zu Jesus und der Madonna. Tie lobte die Diana der Epheser. Aber sie war zu eigensinnig, um auf Goethe» Harmonie sich be rufen und keinem „HumanuS", dem Heiligen und Wessen, folgen zu dürfen. Sie zerbrach die „neue Menschheit" durck, metaphysische Empfindungen. Sie verkündigte die indivi dualistisch« Losung: „Gott ist der Mensch, auf de« Mir
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