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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 04.04.1906
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-04-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19060404027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1906040402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1906040402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1906
- Monat1906-04
- Tag1906-04-04
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Für da« Erscheinen an bestimmten Tagen n. Plätzen wird kein« Garantie übernommen. Anzeigen und Extrabeilagen nur in der Margen-AuSgabe Schluß der Annahme nachmittag- 4 Uhr. Anzrigen-Annahme: A«,»st»«plätz 8, «cke Johannisgafle. Haupd-KMale Berli«: LarlDnnckr r, HerzgUvayr-Hosbuchhandlg Lü-owftraß« 10 lFernsprecher Amt VI Nr. 4S0S). Mltil-Erpetzttt« r Drestzea.Marieustr.34. Nr. 171. 10V. Zahrganq. Mittwoch 4. April IW6. Var Aichligrle vo« Lage. * Graf Götzen kehrt nicht wieder nach Afrika zurück. (S. Dentfches Reich.) * Die Besserung in dem Befinden de« Eisenbahn minister« von Budde scheint anzuhalten. * Der Hau«arzt Witte« hat einem Mitarbeiter der „Gazeta" gegenüber alle Gerüchte über eine Erkrankung Witte« al« falsch bezeichnet. Witte«Gesundheitszustand ist völlig befrrrdigeud. * Heute morgen 9 Uhr wurde ein Lebender au« dem Schacht 4 der Gruben von Evurriöre« geborgen; mau glaubt, daß sich noch andere Lebende in diesem Schacht vrfindea. politische ragerrcha«. Leipzig, 4. April. Die General-Akte der Konferenz. Die Konferenz von Algeciras hat beschlossen, die sechs Recflement» und Deklarationen, welche sie in schwerer, 11 Wochen währender Arbeit festgestellt hatte, in «ine einzige General-Akte zusammenzuarbeiten. Es waren zustande gebracht: 1) eine Erklärung über die Organisation der Polizei; 2) ein Reglement, welches die Ueberwachung und Unier drückung de« Waffenschmuggel« organisiert; 3) eine Kon- zessionsakte für eine marokkanische Staatsbank; 4) eine Er klärung über Verbesserung des Steuer - WeienS und die Schaffung neuer Einkünfte; 5) eine Erklärung über dir Zölle de« Reiche«; 6) eine Erklärung üher die öffentlichen Drcnst- zweige und di« öffentlichen Arbeiten. Die Schluß-Artikel der General-Akte sollen lauten: Artikel 120. Um die Gesetzgebung in Einklang mit den durch die gegenwärtige Generalakte übernommrueu Verpflich tungen zu dringen, verpflichtet sich jede der «nterzerchneadea Mächte, die Annahme der etwa nötigen gesetzgeberischen Maß nahmen herbeizuführen. Artikel 121. Die gegenwärtige Generalakte wird gemäß den jedem Staate eigentümlichen VerfassuugSgesetzen rati fiziert werden. Die Ratifikationen werden in Madrid, so früh eS geschehen kann, spätestens am 13. Dezember 1906, nievrrgelegt werden. Ueber die Hinterlegung wird eia Protokoll aufgestellt werden. Artikel 122. Die gegenwärtige Generalakte tritt an dem Tage in Kraft, an dem alle Ratifikationen niedergelegt sind, und spätesten- am 31. Dezember 1906. Sollten di« erforderlichen gesetzgeberischen Maßnahmen in einem der BertragSländer nicht bi« zu dem sestgesetzten Termine vollendet fein, so werden sie für die Angehörigen diese« Landes nicht vor der Verkündigung der gesetzgeberischen Maßnahmen in Kraft treten. Artikel 123. Alle Verträge der unterzeichnenden Mächte mit Marokko bleiben in Kraft; immerhin gilt als vereinbart, daß im Falle des Widerstreits zwischen ihren Bestimmungen und denjenigen der gegenwärtigen Generalakte die Stipulationen dieser letzteren vorgehen sollen. In der Einleitung der Generalakte wird der dreifache Grundsatz der Souveränität des Sultan-, der Integrität feiner Staaten und der Gleichheit der kommerziellen Behandlung auf die feierlichste Art verkündigt. Durch ein Zusatz-Protokoll verpflichten sich die Konferenz- Mächte, ihre Bemühungen dahin zu vereinigen, daß die Zu stimmung des Sultan« erwirkt und die Reformen zur Aus führung gebracht werden. Der italienische Gesandte in Marokko, Malmusi, der Doyen des diplomatischen Korps, soll, wie schon mitgeteilt, nach Fez reisen, um die Ein willigung de« Sultan« zu erbitten. Diese Beitrittserklärung soll dieselbe Kraft haben, al« wenn die marokkanischen Delegierten ihre Unterschriften unter die Generalakte gefetzt hätten, und soll die Ratifikation Seiner Scherifischrn Majestät ersetzen. Zur Tiätcnfrage. Die Diätenvorlage ist gegen alle Erwartung dem Bundes rat bereits zugegangen, dre Verständigung mit dem Präsi denten deS Reichstag» Über die vom SiaatSniinisterium offen gelassenen Fragen ist also sehr schnell zustande gekommen, von der Zuziehung von anderen Vertrauensmännern de- Reich-tagS ist Abstand genommen worden. Auf die Anfrage eine« ihm befreundeten Abgeordneten erwiderte Graf Ballestrem: „Die Vorlage ist annehmbar", und wenn Graf Ballestrrm diesen Eindruck von der Vorlage hat, die er genau kennt und zu deren Beratung er wiederholt zugezogen worden ist, so werden ihr im Reichstage wohl keme Schwierigkeiten bereitet werden, abge sehen etwa von einem Häuflein Krcuzzeitungskonservativen, die die Diäten „ohne Kompensationen" grundsätzlich ab lehnen, waS sie freilich hinterher nicht hindern wird, mit Vergnügen alljährlich 3000 in die Tasche zu stecken. Wie bereits gemeldet, ist die gewünschte Ausdehnung der Freifahrten der ReichStagSabgeordnetea über da ganze Reich abgelehnt worden, weil ein BedürfniS vazu nicht vorliegt. Seit dem Rücktritt deS Fürsten Bismarck, der bekanntlich im Jahre 1884 die unbegrenzte Reisefreiheit für die Abgeordneten aufhob und Freifahrten nur für den nächsten Weg vom Wohnort der Abgeordneten nach Berlin und zurück gestattete, ist in bezug auf die Frei karten eine sehr liberal« Praxi« geübt worden von den SiaatSsekretären v. Bötticher und v. PosadowSky, nicht nur, daß den Abgeordneten auf ibren Wunsch auch die „nächsten Umwege" in die Karten geschrieben werden durften und es gibt Karten mit 8—10 „nächsten" Linien — auch Bäder und Sommerfrischen wurden wie regelmäßige Wohnorte behandelt und mit neuen Reiseweden bedacht. So gibt e» denn Dutzende von Abgeordneten, die eine ganze Anzahl von „Wohnorten" mit den entsprechenden Reiseverbindungen in die Freisahrtkarten sich haben einzeichnen lassen — ein Aus- hilfSmittel, zu dem man namentlich bei bevorstehenden län irren Vertagungen de« Reichstags griff. Maa wird aber sagen müssen, da« richtige wäre die freie Fahrt aus allen Eisen bahnstrecken. Denn im Interesse einer gut informierten Volksvertretung liegt es, daß die Abgeordneten sich bald hier bald dort im Reiche über die Verhältnisse informieren, deren Kenntnis bei ihren Beratungen wünschenswert ist. Das bekannte Bedenken, die Sozial demokratie werde dadurch in den Stand gesetzt, ihre Ab geordneten besser zur Agitation verwenden zu können, scheint un« denn doch minderwertig gegenüber dem Nutzen, den die freie Fahrt allen Abgeordneten brächte. Zudem ließe sich dieser Schaven am leichtesten reparieren, wenn auch die bürgerlichen ReichslagSabgeordneten in entsprechender Weise auf Agitation führen. Der ganze Standpunkt der Regierung aber, die sich aus da- hohe Roß setzt: wir gewähren dies, jene« aber nicht — scheint un« von Grund aus falsch gerade bei solchen Forderungen für die Vertreter des Volkes. Denn damit werden Regierung und Parlament nicht gleichgestellt, sondern die Volksvertretung wird subordiniert. Wir werden auf diesen Gesichtspunkt noch bei der Diätenvorlage selbst zurückkommen. Die neue Form der ReichScrbfchastSftcucr. In der gestrigen Sitzung der Steuerkommission wurde der inhaltlich svichiigste Paragraph de« ErbschaflssteuergeietzeS, der 8 12, in folgender Form angenommen: Die Erbschaftssteuer beträgt: I. vier vom Hundert: 1) für leibliche Eltern, 2) für voll- und halbbürtige Geschwister sowie für Abkömmlinge ersten Grades von Geschwistern: - /ro - - 1"/„ - - 1 />» ' - 1 /»o " - i /«> * - i /^ - - 2 - 2^" ' - 2'/., - - 2"/" - - 2*^i« * - » II. sechs vom Hundert: 1) für Großeltern und entferntere Boreltern, 2) für Schwieger- und Stiefeltern, 3) für Schwieger- und Stiefkinder, 4> für Abkömmlinge -weiten Grabe» von Geschwistern, b> für unr-eltche, von dem Vater anerkannte Kinder und deren Abkömmlinge, 6) für an Kindesstatt angenommene Kinder und deren Abkömm- ttnge, soweit sich aus dies« die Wirkungen der Annahme au «tude-- statt erstrecken; III. acht vom Hundert: 1) für Geschwister der Eltern, 2) für Verschwägerte im zweiten Grade der Seitenlinie; IV. zehn vom Huneert in den übrigen Fällen, soweit es sich nicht um einen Erwerb der im 8 14 bezeichneten Art handelt. Ueberstrigt der Wert deS Erwerbe» den Betrag von 20,000 ^l, so wird das 1'/», iache. übersteigt er den Betrag von 30000 Marl so wird da« 1'/„sache 50000 75 000 100000 150000 2000t« 300000 400 000 500 000 600 000 700000 800 000 900 000 1000000 der im Absatz 1 bestimmten Sätze erhoben. Uebersteigt der Wert de- Erwerbe« eine der im Absatz 2 be zeichneten Wertgrenzen, so wird der Unterschied-betrag zwischen dem nach Absatz 2 onzuwenbenden höheren Satze und demjenigen der vorangehenden Weltklasse nur insoweit erhoben, al« er au« der Hälfte LcS Vie Wrrtgrrnze übersteigenden Betrage« des Erwerbe» geeckt werden kann. Transvaal in Erwartung des Krachs. ^V. L Iohannisburg, 12. März. Unser ständiger Mitarbeiter schreibt: In Transvaal lebend, könnte man den Eindruck ge winnen, als ob das englische Weltreich durch Transvaal und die dort arbeitenden Chinesen in feinen Grundfesten er schüttert würde. Mit einem Federstrich ist die Milnerschr Verfassung beseitigt worden; jetzt bandelt es sich nur noch um die Frage, was wird der nächste Verfassungsentwurf bringen? Es sandelt sich, sofern Vie Bevölkerungszahl und nicht dir Anzahl der Wähler zur Grundlage der kommenden Wahl ordnung genommen wird, um einen Sieg der Burenpartei und gleichzeitig um gooä John Chinaman. John Ehinaman ist del weitem der geliebteste Landesbewohner auf der einen Seite; auf der anderen Seite der bestgehaßte und zugleich al« Agitationsmittel der zugkräftigste Agitator im Kampfe um das Wahlrecht. Und doch ist der Chinese gar nicht so schlimm; ob er als Arbeiter allen Hoffnungen entlprochea hat, ist durch die Macht deS Kapitals in völlige» Dunkel gehüllt; nur eine» ist sicher, den wirtschaftlichen Aufschwung, welchen er diesem Lande zu bringen berufen sein sollte, hat er nicht gebracht — und darum all dieser Lärm um daS liberale Regiment at kows. Dies eine, deu wirtschaftlichen Rückgang iu Transvaal, trotz der Einfuhr der Chinesen, will man nicht zugeden. Und doch ist die Not in Transvaal nie so groß gewesen als im gegenwärtigen Augenblick — damit ist aber nicht gesagt, daß der Höhepunkt erreicht ist — im Gegenteil man erwartet einen großen Krach — man weiß nicht recht, wie er zu vermeiden sein wird. Vertreter von 38 verschiedenen Interessen-Vereinigungen haben dem Oberkommiffar von Südafrika, Lord Selborne, daraus hingewiesen, daß eine Krisis im Anzug ist; ob sie sich aufhalten lassen wird, wer möchte dies Voraussagen. Von den 53 000 Wahl- derechiigten deS GolbminendrstrikiS WitwaterSrand kann man 50 000 ohne weitere- als Geldbeulelpatrioten bezeichnen, und gerade in den Händen dieser Handels- oder berufsmäßig ab- häugigeu Personen liegt die Entscheidung über die zukünftige Entwickelung unsere» Slaatswesens, für daS da» Gold ein größeres Unglück bedeutet als für andere Staaten die Armut. Deutsches Deich. Letvrta, 4. April. * Gras Götzen. Wie die „Neue politische Korrespondenz" erfährt, steht nunmehr fest, daß Gouverneur Graf Götzen krankheitshalber nach Deutschostafrika nicht mehr zurück- kehren wird. Neber seinen Nachfolger ist bis jetzt nur das eine entschieden, daß der in mehreren Blättern genannte verneur von Samoa, Dr. Solf, als Nachfolger Graf Götzens auf keinen Fall in Betracht kommt. Ueber die weitere Verwendung deS letztgenannten^ der bekanntlich für den diplomatischen Dienst inkliniert, läßt sich zurzeit auch noch nichts sagen; denn die Entscheidung über daS neue Kolonialamt und seine künftigen Beamten ist »och nicht gefallen. * Vater und Sohn. Der preußische Justizminister Beseler wird jetzt in eine eigenartige Situation gebracht. Sein Sohn, Gerichtsreferendar in Breslau, wurde wegen eines unblutig verlaufenen Pistolenduell« zu vier Monaten Festung verurteilt. Voraussichtlich wird bei den nächsten Duelldebatten im Reichstage Herr Beseler sen. Wege» dieser Affäre seines Sohnes nicht wenig ironisiert werden. Herr Beseler jun. wird wohl vergeben« aus die Duellanten gegen über nach kurzer Haft übliche Begnadigung hoffen. Denn um Beseler sen. willen wird man es peinlich vermeiden, auch nur den leisesten Anschein einer Begünstigung zu erwecken. Es ist also weder für den Vater noch für den Sohn gut, wenn der eine Justizminister ist und der andere „sich schießt". * Die akademische Anslindersraae. Der preußische Kultusminister hat verfügt, Laß von jedem nicht deutschen Hörer bez. Studierenden der Technische» Hoch schule in (Hharlottenourg fortan ein Semesterbcitrag von 50 Mark erhoben werden soll. * Zur iuiernationalen Oraanisatio» der Handla»»»- reisenden, für die vor allem der Kaufmann Herr Ludwig Ullmann zu Groß-Lichterfelde tätig ist, wird un« geschrie ben: Herr Ullmann hielt über diese Bestrebungen am 17. März auf Einladung des Zentralverbander reisender Kauf leute Großbritanniens in Ketbrieg einen Vortrag, bei dem 42 Sektionen durch Delegierte au« allen Teilen Groß britanniens anwesend waren. Der Präsident ds« deutschen Verbandes sdes größten auf dem Kontinent mit 19750 Mit gliedern), Herr Viktor Hugo Muller in Leipzig sandte ein herzliches Begrüßunastelegramm, desgleichen kamen Wünsche aus Dresden, Köln, Paris, Brüssel und Mailand. Es wurde folgende Resolution einstimmig angenommen: „Die Zentralverwaltung reisender Kaufleute Groß britanniens dankt Herrn Ludwig Ullman« für seinen Vortrag und billigt die Idee zur Gründung einer inter nationalen Liga reisender Kaufleute zur Förderung des brüderlichen Verkehrs und gemeinschaftlicher Unterstützung in allen anstrebenden Geichäftsonaelegenheiten zur ein heitlichen Ausführung. Sie beschließt, «in Komitee zu er nennen, diesen Vorschlag auszuarbeiten und diesen in einer anzuberaumenden Konferenz im Juni ISVS zrrm Austrag zu bringen." Der Präsident des englischen Verbände« Mr. W. M- Richardson hat sein Erscheinen zu einer Generalversamm lung deS deutschen Verbände« in München im Mai d. I. zugesagt. * Streikbewegungen. Aus dem Hamburger See amt wurden gestern fast keine Leute angemustert. Die Hamburg-Amerika Linie nahm die Anmusterung auf ihren eigenen Schiffen vor. Die Entscheidung des Reederverbande« wird wahrscheinlich erst beute bekannt gegeben. — AuS Magdeburg wird gemeldet: Eine gestern abend von 5000 Arbeitern aller Berufsstände besuchte Versammlung irk Luisenpark beschloß nach eingehender Beratung, Sonnabend über ganz Magdeburg den Generalstreik zu verhängen, wenn bis dahin nicht die Forderungen der Streikenden im Lobn- fuhrwesen bewilligt find. Sehr scharf besprochen wurde der Streikbruch durch Militär und von der Eisenbahn gestellte Hilfskräfte. * Kleine politische Nachrichten. Der Kaiser wird für Mitte Mai alS Jagdgast deS Fürsten Dohna-Schl o- bitten in Pröckelwitz erwartet. — Der Stadt Kiel über- wies der Kaiser aus Anlaß des Beschlusses, ein neues Rathaus zu bauen, für die städtischen Kollegien ein Ge- denkblatt mit von ihm angefertigten Zeichnungen. — Die diesjährige Frühjahrsparave des Gardekorps findet in Potsdam am 30. Mai, in Berlin am 31. Mai statt. — Der Prinzregent Albrecht von Braunschweig ist Feuilleton. Ich clschte mir, vle eleock Ist 6er Lenschl LI« will er? Oer Himmel ist rein, un6 cksrunter ist kaum für alle; aber ohne QrUnck uack dlotveacktglreit Ist Herr voller Yap. üennvaw». Vi« Vr*»dner Amnftgeweebe-Amsstellmng. Von Professor Cornelius Gurlitt sDresden). Die in sechs Wochen zu eröffnende Dresdner Kunst- aewerbe-Ausstellung bricht mit einem bisher allgemein ge bräuchlichen AuSstellungsarundsatz: Sie wird zur Kunst ausstellung, denn sie wird im wesentlichen beschickt von Künstlern, nicht von Fabrikanten. Darin beruht der große Unterschied. Der vorhanden« Raum wird in de» wichtigsten Teilen nicht gegen Platzmiet. an die Aussteller vergeben, die sich dann neben einander so aut es geht mit ihren Waren ausbreiten, sondern e» wird der Raum, und zwar in der vornehmen gewünschten Ausgestaltung, den ein zelnen Künstlern angewiesen, die sich jene tzandwerker, Fabrikanten und Mitarbeiter berauSsuchen, die ihnen am oesirn erscheinen, während bisher der Fabrikant sich den Künstler herauSsuchte, der ihm am angenehmsten war. Und da« ist nur zu oft der, dessen Namen man nicht zu nennen braucht: denn daS hieße ja soviel, al» die Konkurrenz auf den Mann aufnzerksau; machen, die Kosten für dir Entwürfe künstlich h, nauftreiben. Darin, daß Vie Fabrikanten mit einer anonymen Künstler- schast arbeiten, erblick«» viel« «me der schwersten Schädigun gen rms«ch Kunstgewerbe». Erst wenn d«r Künstler i» Amt und Würden kam, kann er sich der Industrie gegenüber durchsetzen, kann er verlangen, daß d'e Welt wisse, er, nicht aber der Fabrikant, habe das Stück . eschaffen, daS bei gleicher technischer Ausführung künstlerisch höher stehl alS ein ande res. Die Blüte der großen Ateliers begründet sich darauf, daß sie allgemein bekannt sind und daß man zum mindesten in Fachkreisen weiß, was sie schufen: Sie arbeiten frisch drauf los, va« ihnen für richtig scheint, und erwarten den Besuch deS Fabrikanten, der sich aus den neuen Entwürfen heraussucht, WaS ihm in seinen Kram paßt: Zuerst die Franzosen und dann die Deutschen, die nur zu ost stolz sind, da» ubrigqebliebene al« „neueste Pariser DessinS" zu er werben. . Diesem Schaden in der Produktion oder doch wenigstens den noch vorhandenen Resten dieses Schadens soll die Aus stellung entgegenarbeiten Sie will nicht den einzelnen kunstgewerblichen Gegenstand, nicht die Leistung der einzel nen Werkstätte zeigen, sondern sie will zeigen, was ein Kunst- ler mit den Mitteln, die eine Stadt, ein Land ihm darbietet, au» einem Raum zu machen versteht. Die Kunstgewerbe» Ausstellung wird also in erster Linie eine solche fürRaum - kunst sein. ES wäre wohl ein Fehler, wollte man ver langen, in Zukunft sollen alle Kunstgewerbe-AuSstellungen diese Aufgabe habe». Aber daß mit einer der Versuch ge macht wirb, ist gewiß sehr erfreulich. , In diesem Rahmen stellt sich die Ausstellung di« Aufgabe, ein Bild der künstlerischen Kultur unserer Taae zu gcöcn. Da diese nicht einheitlich ist, muß auch sie verschiedene Wege wandern, »m die« Ziel zu erreichen. Dor allem will sie künstlerische Gesamtwirkungen vorführen, die für unsere Zeit bezeichnend sind. Innerhalb dieser Gtsamtwirkungen wird die bildende Kunst als Höhepunkt aller Gestaltungen eine hervorragende Rolle spielen. Während e« aber das Ziel der Kunstausstel lungen sein muß einen Ueberblick über den jeweiligen Kunst- zustand durch da» vergleichende Nebeneinander der Kunst werke zu -eigen, wird im Gegensatz dazu beabsichtigt, die Kunstwerke in einer Umgebung vorzuführeu, bi« ihre Wir kung im Zusammenhang mit dem täglichen Leben zeigt. Da» Kunstwerk soll erscheinen al» edelster Schmuck de« Raume«, fi« wird i» Rahmen der Raumkunst austrrt«». Als hervorragendste Aufgabe der Ausstellung ergibt sich demnach: die Raumkunst in für unsere Zeit möglichst bezeich nenden Beispielen vorzufübren und dadurch zu zeigen, wie alle Einzelleistungen von Kunst, Kunsthandwerk und Kunst industrie sich zum zweckentsprechenden und stimmungsvollen Raum zusammenfügen. Die einzelnen Raumgruppen sind an die verschiedenen Kunstzentren verteilt. Ls handelt sich dabei überall um die Aufgabe, die Räumeso zu gestalten, wie sie gebraucht werden. Nicht sogenannte „Nusstellunasräume", unmöglich gestaltete und belichtete „Koien" oder Dinge, die mit schlechtem Ma terial in spielerischer Weife ein ungefähre« Bild der Wirk lichkeit geben, werden die Ausstellung füllen. Vielmehr will jeder Raum ernst genommen sein, soll an sachgemäßen Lösungen jeder das bieten, wa» unsere Zeit zu leisten vermag. Nicht Nachahmung vergangener Perioden in romantifchem Aufputz, sondern würdige moderne Lösungen. Und dabei ist die Dresdner AusstellunoSleitung nicht vor den größten Aufgaben -urückgesckreclt: Wie sie wirkliche Bauern- und Arbeiterhäuser, wirkliche Wohn- und Geschäftsräume her stellt, so auch Jestsäle and Kira-en, ja selbst Kirchhöfe und Grüste! Denn nur zu lange und zu laut hat der Ulk der ,Alp«ndörser" und „VergnüaungSecken" die Ausstellungen in üblen Rus gebracht. In unseren jungen Künstlern steckt «in fester Wille auf das Sachlich«, Ernst«, Würdige, der hier zum Ausdruck kommen wird. Gerade daß die kirchliche Kunst in dem Mittelpunkt der Ausstellung steht, ist bezeichnend. Nicht ist eS dir Absicht, zu zeigen, waS di« kirchlichen Kreise wollen, die ja heute noch au der Gotik festhalten. Bei der Richtung der leitenden Kvps« jm Ausstellungskomitee kann man sicher sein, daß dies« sich nicht der konventionellen Auf- faffung beuaen. Es ailt vielmehr, di« der Moderne wider- lredenden Kreise zu gewinnen, ihnen »u -eigen, daß moderne Kunst jeden modernen Gedanken auszudrucken vermag. " ""rungen an« dem Gebiet« )aben wie die naive kunst- affung beuaen. tretenden Kreise Darum schließen sich auch alt« BolkSgunst an, die zu .. aewerblichr Betätigung, die nicht die Eigenart de« einzelnen, sondern die Eigenart einer örtlichen Ueberliefe- r»»a pflegt, im Wechsel der geschichtlicher» Stile sich frisch Bildet di» Raumkunst d«n Hauptinhalt der Ausstellung, so ist doch auch da« Kunsthandwerk nicht vergessen: Die Freude am kunstgewerblichen Eu.zelgegenstand zu veredeln ist ein zweite» Ziel des Programms. Nicht beabsichtigt man dabei in erster Linie das Augenmerk zu lenken auf das „objst 6'art" als hervorragende Sonderleistung, sondern vielmehr die Aufmerksamkeit zu lenken auf eine der Grund lagen künstlerischer Kultur, auf den Reiz der Hand arbeit. Darum wird auf der Aue cllung ohne Unterschied der Zeiten und Völker an bezeichnenden Beispielen zur Anschau ung gebracht werden, wie auS dem Wesen deS Stoffe« die künstlerische Bearbeitung sich entwickelt hat und hieraus innere Gesetze entstehen, Vie ebenfalls dem Wechsel aeschicht- sicher Stile nicht unterworfen sind. Man hat in Dresden große Anstrengungen gemacht, eine gewählte Ausstellung der technisch vollendetsten alten Kunst ---werblicher Erzeugnisse aus ganz Deutschland zusammen zu lrinaen. Daneben will maw möglichst deutlich den Stand unserer heutigen kunsthand- werklichen Techniken zum Ausdruck kommen lasse». Es soll ferner ein Neberblick zu geben versucht werden, inwieweit unsere der Ausbildung de» Kunsthandwerk« ge- widmeten Schulen durch Arbeit unmittelbar im Material diese auS der Technik sich ergebende» üeoerlieferuuge» und Fertigkeiten weiter fortvslanzen. Damit ist die gewaltige Ausgabe, die die Dresdner sich stellten, noch nicht erschöpft: ^rnsthandverkliche Ei»,«l- erzeugnifse sollen nach Stadt- oder Staattzaruppen zusammea- gefaßt ausgestellt werden, um eine Nebersicht pl gebe» über die ftir einzelne deutsche B«»irke besonder« eigentümliche» kunsthanbwerklichen Leistungen. Damit »är« denn der alte» Ausstellung-weise wich« da» Tor geöffnet, di« ja durch di« Dresdner Vorführung nicht bekömmt, sondern nur dichmal durch eine andere «setzt werden soll. Um «der diese« G» diel dem Ganzen gut einzuordnen, richtete man wieder Rünia« ein: Mau schuf künstlerisch angeorduete Läden, di« bnL so stark von Ausstellern begehrt wurde», daß besonder« Loden häuser «richtet werden mußten. Wie die Schulen »nd wie di« Richtnn«» der Ktmst- indnsttie zur Ausstellung gebracht werden soll«, wird Wckt« dargel«^ »«den.
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