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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 12.02.1906
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-02-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19060212016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1906021201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1906021201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1906
- Monat1906-02
- Tag1906-02-12
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' Der kürzlich in einem Hotel in Konstanti nopel verhaftete persische Untertan Cherazi ist. wie durch die Untersuchung ftstgestellt wurde, der Leiter eines neuen Attentatversuchs in Konstantinopel ge west u. politische Aschenrchau. Die Frage deS Wahlrechts in den Einzel- staaten drängte sich in der letzten Woche wieder in den Vordergrund. In Bayern nahm die Kammer der Reichsräte einstimmig das neue Wahlgesetz an, das in seinen grundlegenden Bestimmungen dem Reichstags wahlrecht nachgebildet ist. Das ist an sich schon ein be merkenswertes Zeichen für den in: deutschen Süden wehenden Wind. Noch bemerkenswerter war indessen, daß sich Prinz Ludwig, der künftige Herrscher Bayerns, persönlich warm für die Wahlreform einsetzte. So klingt eS aus dem deutschen Süden; im Norden hört man's an ders. Bei der Erörterung des sozialdemokratischen Wahlrechtsantrages im Reichstage war auch der „Vize kanzler" Graf Posadowsky erschienen, um die Stellung der verbündeten Regierungen zur Wahlrechtsfrage §u kennzeichnen. Er ließ keinen Zweifel daran, daß in Preußen daS allgemeine Wahlrecht n.cht bewillitzt wer den könne; man könne nicht verlangen, daß eine Dynastie, die den preußischen Staat gegründet habe, ihn der Sozialdemokratie ausliefere. Vielleicht hat Graf PosadowSky recht; aber der Gegensatz zwischen Nord und Güd tritt dann nur um so auffälliger hervor. Da letzte Wort ist indessen im Norden über die Gestaltung deS Wahlrecht- noch nicht gesprochen; der Süden dürfte, wenn auch nur langsam, auf diesem Gebiete moralische Eroberungen machen. Während sich Fürst Bülow von solchen Erörte rungen möglichst fern hält und überhaupt nur im Not fall den Reichstag mit seiner Gegenwart beehrt, hat er eS auch in diesem Jahre nicht versäumt, beim fröhlichen Mahle deS Landwrrtschaftsrats unter seinen getreuen Agrariern zu sitzen. Die Ansprache, die der Kanzler bei dieser Gelegenheit hielt, hat mehr als einmal die Richt schnur seiner Politik gebildet. Diesmal suchte er seine Haltung in Sachen der Fleischnot zu verteidigen, wobei er aber doch zugestehen mußte, daß es sich bei der Fleisch not um eine sehr ernste Frage, ja um eine Kalamität handle. „Wo und soweit die Vieheinfuhr ohne Gefahr der Seucheneinschleppung geschehen kann, ist sie zuge lassen und kann sie zugelassen werden, um dem Fleisch mangel abzuhelfen." Wenn Fürst Bülow wirklich nach diesem Grundsatz handeln will, so wird er seine bisherige Politik wesentlich ändern müssen; denn von veterinär polizeilichen Rücksichten war sie sicherlich nicht allein be stimmt. Doch wird man um so weniger auf eine Wen- düng deS inneren Kurses rechnen können, als der ReichS- kanAer gegenüber den angeblichen Rücktrittsabsichten de- Landwirtschaftsministers v. Podbielski ostentativ die Hoffnung auSsprach, daß er der Landwirtschaft noch lange an Verantwortlicher Stelle erhalten bleiben möge. Doch die inneren Fragen beschäftigen den Kanzler zur Zeit wohl nur vorübergehend. Sein Hauptinteresse wird nach wie vor von der Konferenz in Alge ciras in Anspruch genommen. Und selbst wer grund sätzlich auch jetzt noch an der Hoffnung festhält, daß sich das Marokkoproblem in friedlicher Weise wird lösen lassen, darf sich nicht verhehlen, daß die Stimmung im Laufe der letzten Woche wieder viel nervöser geworden ist. Die Polizeifrage ist es, die noch immer wie ein Damok lesschwert über der Konferenz hängt. Es sieht so aus, als ob Frankreich geflissentlich ein positives Resultat ver eiteln möchte. In der französischen Presse, soweit sie den Einwirkungen des Kabinetts zugänglich ist, werden direkt drohende Töne angeschlagen. „Um die speziellen Interessen Frankreichs zu verteidigen", schreibt der „Temps", „werden wir mit der äußersten Energie die internationale Kombination ablehnen, die man uns auf zwingen will. Es gibt einen Punkt, über den hinaus Konzessionen unmöglich sind; wir sind jetzt an diesem Punkte angelangt." Aus diesen Worten hvrt man daS Säbelrasseln viel stärker heraus, als aus allen Reden und Artikeln in Deutschland, die man uns an der Seine so stark verübelte. Herr Rouvier aber weigert sich ge flissentlich, Oel auf die hochgehenden Wogen zu gießen. Jaurd» suchte ihn in der Kammer zu stellen, indem er fragte, ob die Regierung die Verantwortung für die Artikel der Presse übernehme; aber Rouvier zog sich mit der nichtSsaaenden Erklärung au» der Affäre, daß die französische Presse absolut unabhängig sei und daß es unmöglich sei, die Politik der Regierung während der Konferenz nochmal» zu definieren. So bleiben die Gegvrsätztz. t» voller Schärfe weiter bestehen. Ehe di Montag 12. Februar 1906. lütt. Jahrgang. Polizeifrage nicht gelöst ist, wird man über Marokko nicht zur Tagesordnung übergehen können. Daß Rouvier bei seinem schneidigen Vorgehen sich auf das befreundete England stützen zu können glaubt, liegt auf der Hand. Doch ist es wohl nicht ganz sicher, ob das neue liberale Kabinett ohne weiteres die Wechsel seines Vorgängers einlöst. In England selbst scheint man von der fahrigen Politik Balfours vorläufig genug zu haben. Die etwas indiskrete Mahnung Japans, daß der englische Bundesgenosse sein Landheer gemäß dem englisch-japanischen Vertrage reformiere, hat sehr ernüchternd gewirkt. Die konservative Partei anderer seits hat nicht die geringste Aussicht, in absehbarer Zeit wieder an die Macht zu kommen. Im Gegenteil, sie legt selbst ihre Opposition durch den Streit im eigenen Lager lahm. Balfour und Chamberlain, die ja auch bisher nur nebeneinander, nicht miteinander gingen, fauchen sich jetzt wie Hund und Katze an. Auch in Italien hat sich jetzt die Umlagerung der politischen Macht vollzogen. Sonnino pflückt die Früchte seines erfolgreichen Kampfes gegen das Kabinett Fortis. Er ist klug genug gewesen, eine möglichst breite parlamentarische Grundlage für sein Kabinett zu schaffen. Neben Männern der Rechten, neben dem Finanzminister Luzzatti, der auch dem vorigen Kabinett angehörte, sitzt der Republikaner Pantano als Landwirt schaftsminister und der Radikale Sacchi als Justiz minister. Solange also die Parteien, die hinter diesen Ministern stehen, zum Kabinett halten, es hat keine Not. Indessen sind die italienischen Partciverhältnisse zu ver worren, als daß man von einem solchen Koalitions ministerium viel erwarten könnte. Die politische Wieder geburt, die man von ihm erwartet, wird wohl noch einige Verzögerungen erleiden. Die Verhandlungen über die Beilegung der un garischen Krise, die zwischen Kaiser Franz Josef und dem Grafen Andrassy gepflogen wurden, haben sich nun doch an den unerfüllbaren Forderungen der Koali tion zerschlagen. DaS hat in Wien wie in Budapest böses Blut gemacht, und so versucht man es denn der Ab- Wechselung halber auf beiden Seiten mit Drohungen. Indessen sind sie schwerlich sehr ernst gemeint. Die AuS- söhnung ist wohl nur aufgeschoben, nicht ausgehe-ven. ES wird aber Zeit, daß endlich Friede geschlossen wird, wenn da» Land nicht unheilbaren Schaden davon- tragen soll. Veulstties Keick. Leipzig, 12. Februar. * Die Mittelmeerfahrt des Kaisers. Daß in Marine- kreisen mit immer größerer Bestimmtheit verlautet, auf dem der Hamburg-Amerika-Linie gehörigen Turbinen dampfer „Kaiser" werde die Mittelmeerreise des Kaisers erfolgen, haben wir schon berichtet. Wie eine militärisch? Korrespondenz auf Grund besonderer Information meldet, wird die Abfahrt in der zweiten Märzhälfte er folgen. Die Liste der zur Reise einzuladenden Herren stehe noch nicht endgültig fest, werde aber dem Ver nehmen nach den gewohnten Kreis von Diplomaten, Militärs, Gelehrten usw. umfassen. Eine andere gesell schaftliche Korrespondenz sagte dagegen, der Termin d-r Kaiserreise stehe noch gar nicht fest. Daß aber daS Pro jekt einer Mittelmeerfahrt an sich keineswegs aufgegeben ist, geht au» der Tatsache hervor, daß der Kaiser noch m letzter Zeit verschiedenen Teilnehmern der voin'.briacn Fahr* di? Erwartung ausgesprochen hat, sie auch in die sem Jahre als seine Schifisgäste wiederzusehen. ' Zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika ist, wie das „B. T." meldet, ein Han delsvertrag nicht zustande gekommen. Statt dessen soll zunächst ein Provisorium abgeschlossen werden. Die amerikanische Regierung wird gewisse Verbesse rungen in der Zollbehandlung zugestehen. Deutschland gewährt den Vereinigten Staaten den vollen deutschen Konventionaltarif lediglich gegen die seitherigen ameri kanischen Zugeständnisse in Sektion III de» Dingley- Tariss. Das Provisorium soll sich auf ein Jahr er strecken. — Es bleibt abzuwarten, was der Reichstag zu einem auf dieser Basis abzuschließcnden Provisorium sagen wird. -e- Graf von Hohenthal und Bergen wird sein Amt in Dresden als Minister deS Innern am 1. Mai antreten. Er wird die Repräsentationsräume deS Hause», See straße 18, bewohnen, welche bi» zu seinem Tode 1891 der Kriegsminister v. Fabrice inne hatte. Seitdem sind sie nur zu Staatsrepräsentationszwecken und al» Bureau- räume der Ministerien verwendet worden. Auch da» Ev. Landeskonsistorium hat dort seine SitzungSräume. Der bisherige Minister de» Innern v. Metzsch wird daS Ministerium des königl. HauseS, das er jetzt stellver- tretungSweise sür den erkrankten Minister v. Seydewitz verwaltet, auch nach seinem Ausscheiden auS dem Ministerium deS Innern beibehalten. * Das Disziplinarverfahren gegen den Grafen KoS- poth mit dem Endziele der Entfernung auS seinem Amte als Kurator der königlichen Ritterakademie zu Liegnitz ist, der „Schles. Ztg." zufolge, nunmehr eingeleitet wor den. Zum Untersuchungskommissar ist der Direktor deS königl. Provinzialschulkollegiums, OberregierungSrat Dr. Schauenburg, vom Kultusminister ernannt worden. ' Bon der AnsiedlungS-Kommission. Die königliche Ansiedlungr-Kommission hat im verflossenen Jahre und bereits in diesem Jahre eine größere Anzahl von Gütern zur Besiedlung erworben. Im November 1905 allein sind 15 größere Güter in Posen und Westvreußen angekauft worden. Es liegen, der „Schles. Ztg." zufolge, im lau- senden Jahre zur Besiedlung aus: 43 große Güter und 7 große Grundstücke mit einer Gesamtfläche von rund 20 900 Hektar. Hiervon entfallen auf Posen 22 und auf Westpreußen 21 Güter, die günstige VcrkehrSlage und fast ausschließlich Weizen- und rübenfähigen Boden haben. Insgesamt befinden sich auf diesen Gütern: 2300 Ansiedlerstellen in der Größe von 10 bis 70 und 80 Mor gen (rund 37 000 Hektar). Die kleinbäuerlichen Stellen sind gegen 3 v. H. Rente (drei Freijahre) oder zum Teil auch gegen Pachtzins zu übernehmen. * Die zehnstündige Arbeitszeit in der rheinisch-west fälischen Textilindustrie. Der Vorstand des „Vereins- der deutschen Textilveredelungsindustrie" hat sich in seiner letzten Sitzung mit der aktuellen Frage des „Zehn stundentages" beschäftigt. Alle Redner sprachen sich im Interesse der Arbeitgeber wie der Arbeitnehmer für die Einführung des ZehnstundentageS aus. Der Vorsitzende teilte mit, daß nach der vom Verein veranstalteten Rund- frage sich nur 9 Proz. der Mitglieder gegen die Einfüh rung des zehnstündigen Arbeitstages ausgesprochen hätten. Or. Eingaben des Zentralverbandcs deutscher Kauf leute und Gewerbetreibender. Gegen die von der Reichs regierung geplanten Verkehrssteuern, die besonders Han del und Gewerbe finanziell belasten und sie im Betriebe belästigen würden, hat auch der Zentralverband deut scher Kaufleute und Gewerbetreibender (mit dem Sitze in Leipzig) in einer an den Reichstag gerichteten Eingabe Widerspruch erhoben. Der Eingabe liegt der Antrag zu grunde, „demjenigen Teile des von den verbündeten Ne gierungen vorgelegten Entwurfs einer Neichsfinanz- rcform, der eine Besteuerung von Quittungen und Post anweisungen vorsieht, die Zustimmung zu versagen und ferner für eine zweckmäßige Umgestaltung der Steuer aus Frachturkunden und Postpaketadressen, sowie Fahrkarten Sorge zu tragen." Die vorg-schlagene Umgestaltung der Besteuerung des Postpaket- und deS Frachtverkehrs solle darin bestehen, daß diese Stempelsteuer, unter Befreiung der mit 25 Pfg. Porto belasteten Postpaketadressen und der bis mit 50 Pfg. beschwerten Frachtbriefe von der Steuer, progressiv, gestaffelt werde. .Auch für die Fahr kartensteuer wird eine zweckmäßige Umgestaltung im Sinne einer staffelförmigen Erhöhung, zu bemessen nach der Zahl der zurückzulegenden Kilometer, gewünscht. * Augenpltche Arbeiter »ap da» Sinperschntzgesri». Im Jahre 1904 sind nach der soebea veröffentlichten Kriminal statistik 1827 Verurteilungen wegen Ueberlretung de« Kinder- schutzgesetzeS erfolgt. Jugendliche Arbeiter unter IS Jahren wurden nach reich-statistischen Angaben im Jahr« tv04 in Deutschland in 74 837 Fabriken beschäftigt. Im Jahre 1903 waren nur 62 905 gewählt worden, doch ist diese erhebliche Steigerung hauptsächlich darauf znrückzusübren, daß die Gewerbeaussicht, die die Zahlen zu dieler Statistik liefert, durch die am 1. Juli l904 in Kraft getretene Kaiserliche Verordnung im Gebiet« der Kleider- und Wäschekonsektion eine Ausdehnung erfahren bat, durch die ihr eine beträchtliche Anzahl von kleineren Betrieben (Putz-, Kleider- und Wäsche- konfeltionswertstätteu) unterstellt wurden. Dadurch ist die Zahl der Fabriken, die jugendliche Arbeiter beschäftigen, in der Industrie der Bekleidung und Reinigung von 3507 am 13 040 gestiegen, sodaß sür die übrigen Industrien eine Zu nahme von 2449 übrig bleibt. Kinder im Alter von weniger als 14 Jahren wurden in den Fabriken 9824 beschäftigt gegen 8919 im Jahre 1903, darunter 5524 (5391) männliche und 4100 (3528) weibliche. An der Zunahme von 705 ist da« Bekleidung»- uud Reinigungsgewerbe mit 447 beteiligt. - Kleine paltttsche Nachrichten. Der Bundesrat hat, nach dem „L.-A.", dem Beschlüsse de« Reichstag-, durch den eine Milderung der zivilrechtlichen Haftung sür Tierichädea be- »ürwortet wurde, in seiner letzten Sitzung zugrstimmt, so daß also die Vorlegung eine» entsprechenden GesrtzentwurlS wohl noch in dieser Tagung zu «warien ist. — Dem Deutichen Flotte»- verein ist die Erlaub»« erteilt «orde«, eine Wohltätigkeits- lotterie mit einem Reinerträge von 95 000 zu veranstalten. — Nachdem bei Besprechung der Stephany.Broschüre tm eliäs- sijchen Lande-auSschusse Staatssekretär von Köller die Ab- Ichassung der Polizetkommissare angelünoigt halte, ist nunmehr angeorbnrt worden, daß Anwärter nicht mehr eingestellt werden. Fluslanll. Oesterreich. Ungarn, " Die ««,arische Krisis. Au« Wien, 10. Februar; wird unS mltgeieilt: Zur heutigen Audienz des ungarischen Ministrrpiäsi- deuten Freiherrn v. Aejervary beim Kalter, welche ungefähr zwei Stunden währte, wird un« mitgeteilt, daß in derselben bezüglich der Auflistung dr« ungarische» Reichstage« noch keine Entscheidung getroffen worden lei, da erst abgewariet werden müsse, ob nicht doch noch ein anderer Ausweg an« ter gegen- wärtigen Lage gesunden wrrden könne, um so mehr, als sriten« der Koalition neuerliche Schritte zur Herbeisüdrung einer Verständigung unternommen wurden. Auch hierüber sei von Baron Frservary dem Kaiser Bericht erstattet worden. Der ungarische Ministerpräsident ist bereit« wieder nach Pes, zurückgekehrt. In einigen Tagen soll der ungarisch« Winisterprtsibent wieder in Wien eintreffen, um die Lntscheivung h« Krone über die nunmehr zu treffenden Maßnahmen entgearnzunehmen. — In den hiesigen politischen Kreisen will man wissen, daß der Kaiser lebhafte Be- denken gegen die Auflistung de« Reichstage- ohne Aueichreibung von Neuwahlen bexe, um auch nicht den Schein einer Ber- iasf«»««Verletzung auf di« Krooe »allen zu lasten An ein weitere» Entgegenkommen gegen di« Koaliiio» sei aber kri»e«- soll« ,» denken, da diel, durch ihr Vorgehen jeden Anspruch aas Rück- sicht »erwiril habe. Bermutlich wird der Reichstag zuaachst »«der vertagt »och aufgelöst, sondern nur geschlossen werden. * Ä« »er Koker«, per »««»rische» verfaffungsparlei «Hattet« Gras gut«»« «,»,»«7» KP« h«s chchett.r» d« FriedenSverbandlungen zwischen der Krone und der Koalition Be richt und erklärte, der Nation ständen jetzt zwei Wege offen, ent weder ihren Standpunkt aufzugeben oder den Kampf aufzunrhmen: er wähle blutenden Herzens den Kampf. — Die Proteslversamm- lungen, die von der BerfastungSpartei gegen den Absolutismus in allen Wahlkreisen Ungarns geplant sind, werden am 27. d. M. stattfinden. * Tie passive Resistenz" Per Aerzte. Seit dem 1. Februar sind die Gemeindeärzte Niederösterreichs in die „passive", oder rich tiger gesagt, in die teilweise Resistenz eingetreten, um sich eine mensch nwürdige Existenz zu erkämpfen, die ihnen bisher von den christlich-sozialen Paschas deS niederösterreichischen Landtages ver sagt wurde. Ein Gemeindearzt schreibt über die Gründe der Be wegung unter anderem: „Vom Gemeindearzte wird eine bis zur Selbstentäußerung gesteigerle Hingabe an das Wohl deS Nächsten gefordert, während die Gesellschaft idm gegenüber gar leine Rücksicht kennt. Der Ge meindearzt bat kein Recht aus Altersversorgung für sich und seine Familie, er bat kein Recht auf einen Erholungsurlaub, ja nickt einmal das Recht, krank zu werden, stedt dem Gemeindearzte zu. Es ist geradezu erschreckend, die Hunderte von Gesuchen von Witwen und Waisen zu lesen, die an die Aerztetammer um Unter stützung einlaujen. Witwen und Waiien von Gemeindeärzten müssen in den niedrigsten Lebensstellungen und in den kümmer lichsten Verhältnissen das Ende ihrer Tage erwarten. MU einigem guten Willen und etwa 200i)00 Kronen jährlich", so schließt ber Einsender, ließen sich die Forderungen der niederösterreichischen Gemeindeärzte erfüllen. Sämtlichen Behörden ist bereit« eine Zuschrift der ärztlichen Organisationen zugegangen, in der erklärt wird, daß sämtlich« in Niederösterreich, mit Ausnahme von Wien, praktizierenden Aerzte die Funktionen ber Impfung, der ärztlichen Untersuchung von Schüblingen (Zigeunern) und der Findlingsbebandlung solange ein stellen, blS ihnen dafür ein standeswürbiges Honorar geboten wird. Auch bei der Anzeige von Jnfeltionskranlheiten unterlasten die Aerzte jetzt eine bestimmte Diagnose zu stellen, wodurch der Amtsarzt verpflichtet wird, die sonst von den Gemeindeärzte» getroffenen Maßnahmen zu treffen. Wenn man bedenkt, daß Vie Zahl der Amtsärzte in ganz Niederüsterreich nur 23 beträgt, so kann man sich denken, daß sie den dadurch entstehenden Anforde rungen unmöglich genügen können. AuS allen Banen ganz Oester reichs sind din streikenden Aerzten Sympathiekundgebungen zu gegangen, und es ist zu erwarten, daß ihr Beispiel auch iu anderen Laudesteilen Nachahmung finden wird. * Erzherzogin Mart» Theresia, die Mutter deS öfter- reichischkn Thronfolgers, Ist iu Wien au Darmentzündung schwer erkrankt. England. * Eine neue Verleumdung Teutschlauds. Sin englischer Berichterstatter meldete vor einigen Tagen, daß in Spanien ein» Station für drahtlos« Telegraphie bestehe, die für Deutschland arbeite und die drahtlosen Potttischen Telegramme anderer Mächte abfange. Di« Station wurde tatsächlich sür die Zeitnug Diarto Ferrolano eingerichtet, und der deutsch« Konsul hat sie niemals benutzt. Sie wurde mit Erlaubnis der Ministerien des Inneren und de« Kriege- gebaut, steht outer RegieruugSausstcht uud der BeaoUeustab besieht au« Regteruogsb ramten. Rußland. * lle»er Sie va«be»erplastau t» Peter»»mk» wird wett« da- Folgende mitgeteitt: yinter dem Newskt-Tor im Schlüsselburger Rayon liegt die Gastwirtschaft Ewer. Hier waren etwa öO Personen anwesend. Plötzlich flog durch das Fenster eine Bomb«, durch deren Explosion zwei Personen sofort getötet wurden. Zwölf Per sonen sind ichwrr verwundet, wobei ihnen Arme uud Beto« ab gerissen wurden. Der Verbrecher ist noch »tcht ermittelt. * Die Untersuch»»« über Sie Deremher-Retzalutta« t« Moskau stellte fest, daß die Revolution-Partei LOOoo,?) be waffnete Kampfgenossen zählte. Alle waren junge Leute uud vor- zugtlch mir Mausergewehren und Flinten bewaffnet. Jeder ttampf- genosse erhielt 2 Rubel 50 Kopeken täglich vom Komitee währe»» die streikenden Arbeiter 30 Kopeke» sür de» Tag «hielte«. * Die Krau, die da« Attestat auf deu Admiral Tsch»k»t» in Eebastopol ansführt«, war, rioem Telegramm zusolg^ cm« Polen angrlomwen. Ihr Name sei Kruschuisia. St« wurde vou der Wache verhastey au «tue» Bau« gebuodea und »rsch»ss«». Sie wurde von 40 Kugel» getroste». * Neue Unruhe« 1« Wladiwostok. Während in Petersburg beruhigende Nachrichten üb« die Loge in Wladiwostok eiugelroffr« sind, dringe» Loodoorr Blätter über Japan Bericht«, die ganz ander« klingen. Der Spe^talkorreiponvent de« „Daily Telegraph^ tu Nagasaki tetegrapdirrte am 6. Februar, daß dort d« rmsische Kreuzer „Kostroma^ mit eioer Ladung vou Prooistour» vou Odessa etnlief. Der Kreuzer erhielt die telegraphische Iuswuktiou, vor läufig in Nagasaki liegen zu bleibe», da i» Wladiwostok »eue llu- luhcn au-gebrocheu seien. General Stlwauow, der Kom mandant du Festung Wladiwostok, soll schwer verwundet sei». Während der Meuterei wurde ot« Kommandantur angegriffen ond der General leitete persönlich die Verteidigung. Ein Graoatsplttter traf ihn an der rechten HalSseit« und ein auverrr Splitter schlug in seine Seite rin. Der Geaeral focht tapfer, bis er vor Blut verlust zuiammenbrach. Er wurde tu« Lazarett getragen und später »ach Japan geschafft. Türkei. * Sine griechische vaude »on LO Mau» erstürmt« vor wenigen Tagen da» bulgarische Dorf Iren» in der Kaza von Per- lep. Sie verdrannle di« kirchlichen Gerätschaften und die exarchtsti- ichea Bücher, plünderte Vas Dorf und ermordete 16 bulga- rijchr Bauer». Serbien. * Der Soufltkt mit Oesterreich - Ungar«. Wie uv- aus Belgrad berichtet wild, verlautet m vrn dortigen Regierung«. kreisen, daß schon in ber nächsten Woche di« Britrguua des Konsliltrs mit Oesterreich-Ungarn erfolgen soll, so Lag der Wiederaufnahme der Hanvel«oertrag«oerhonblougrn nicht« mehr un Wege stehen würde. Union. * Die «o»elt»S, welche die französische Regier»»« al« Hochzeitvgrscheuk sür Alice Roosevelt adschickte, sollen, noch einer Meldung der „New Kork Lime«" aus Washington, mit Dank zurückgeschtck« werdeo, weil die «rrsaffu»g ketoe Präsidenir»- Tochter träne ond der Präsident Roosevelt Wejcheuk» sür sei» Kmh nicht anaehmeu dürfe.
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