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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 16.02.1906
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-02-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19060216016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1906021601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1906021601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1906
- Monat1906-02
- Tag1906-02-16
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<8ezu»S-Preis t» der HaLptrxpedMo» ,d« der« «»»gab» st«ll« abgrhoU: oiaHliLdrUch LM, bei täglich tweimaltga Zustrllmlg t»s Hao» vierteljährlich ^l ».—. Durch «user, anS- wärtigro AoSgabestrll« md durch die Post bezogen für DeuHchlaud und Oesterreich vierteljährlich Lch(h für die übrige» Länder laut gektuugSprrtSliste. Die>» Nummer kostet "k Iß ML all«, Bahnhof« und bei III d« Zeiinng«. Verkäufer, f* Hiedattteu u»H Grpetzttt»»» »-,> JohauntSgasf» L Lelephon Nr. 1k», Nr. 228, «». U7« verltner «edaMous-vureau r Berttu bkVP 7. Dorotherustratz« öS- Del. I. «r. VL7K. Dresdner NedLkttonS-vureanr DreSden-L, KSnnerttzstr. LL. Lei. I, Nr. 4583. Morgen-Ausgabe. MpWr. Tageblatt Handelszeitnng. Amtsblatt -es Rates und -es Volizeiamtes -er Lta-t Leipzig. Anzeiqen-Prei- dte Sgespallea« Prtitzeil» für Leipzig und Umgebung 25 Pf^ sür aoSrvärt» SO Pfg. Familie»- WohnuogS- und Stellen- Anzeigen 20 Pf. FinanzielleAuzeigen, Beschüsttanzrigen unter Text oder an besonderer Stelle nach Taris. Für da» Erscheinen an bestimmten Tagen u. Plätzen wird keiue Garantie übernommen. Auzeigeu und Extrabeilagen nur t» der M»rgem»Au»,«Pe Schluß der Annahme nachmittag» 4 Uhr. Auzeig«-An»cchm«: «»gustllSplätz 8, Ecke JvhanuiLgasse. Haupte-Wnl» Berlinr LarIDu » ck, r,H«r>glävayeLofb»chhaudlg, Lüpowstraß« 10 (Fernsprecher Aart VI «r, 4308^ Filtal-Srvediti»nrDre»dea.Marirnür^ Nr. 84. Freitag 16. Februar 1906. M. Jahrgang. vsr Aicbligtte vom lagr. * Erbprinz von Hohenlohe erklärte in der Budget kommission, daß von einem Rücktritt des Grafen Götzen in Ostafrika nicht die Rede sei. (S. Dtsch. Reich.) * In der Budgetkommission des Reichstages wurde die sür Ostafrika vorgesehene Forderung von 243960 sür europäische Schutztruppen auf Antrag des Abg. Erzberger gestrichen. (S. Deutsches Reich.) * Die Steuerkommissio» deS Reichstages lehnte einstimmig die Quittungssteuer ab. (S. Deutsches Reich.) * Im Reichstage sand eine interessante Debatte über Weinfälschuuge» statt. (S. Bericht.) * Dir „Tribüne' meldet aus Peking: Die BotschastS- wachen sind von den bevorstehenden Gefahren unterrichtet und die deutsche Botschaft wurde durch eine Feld batterie verstärkt. Die Feindschaft der Chinesen gegen die Ausländer nimmt zu. Lutreiber ima Würger. Von juristischer Seite wird unS geschrieben: Wieder ist ein Gesetzentwurf erschienen, der die Sicherung der Bau forderungen bezweckt. Der Leipziger Grundstücksmaklerverein hat neulich eine Entschließung gegen den Entwurf gefaßt. Doch ist der Maklerverein in der Sache nicht ganz neutral. Die Interessen seiner Mitglieder sind von denen des Bauhinter- und StrohmänuertumS doch nicht immer so scharf zu trennen, daß eine rein sachliche Meinungsäußerung von dieser Stelle zu erwarten wäre. Im Gegenteil könnte einen Skeptiker die Stellungnahme des Maklervereins in gewisser Beziehung >ür den Entwurf einnehmen. Der Entwurf will mit vielem Unwesen reine Wirtschaft machen; er rückt ins besondere dem Platzspekulantentum zu Leibe und beschneidet den Gewinn der Baugeldgeber. Eine Figur, die im unsoliden Bauwesen eine Rolle spielt, ist im Entwürfe aber nicht zu finden, nämlich der Zutreiber. Er gehört hinein; ihm muß e»ne unmittelbare Haftung auferlegt werden. Mancher wird fragen: WaS ist der Zutreiber? Was macht er? Da» läßt sich nicht mit zwei Worten sagen. Man muß sein Treiben schildern. Also nehmen wir an: Draußen in der Vorstadt läßt sich in einer bescheidenen Werkstatt ein Glaser nieder. Er ist früher Fabrikglaser gewesen »nd hat sich durch Fleiß und Enthaltsamleit einige Tausend Mark zusammengespart. Seine Frau batte auch ein paar Hundert Mark, und daun hatten sie auch immer vermietet. Endlich reichte eS; er konnte sich selbständig machen. Klein wollte er aufangen; mit einem Lehrjungen mußte e- zu schaffen sein. Biel ist im Anfang nicht ru tun. Hier und da eine Scheibe einzuzieheu, verquollene Rahmen abzuhobela usw. Eines Tages kommt ein biederer freundlicher Mann, den er schon einmal gesehen haben muß, und bestellt einige Fenster für einen kleinen Umbau. So prompt wie geliefert wird, wird auch bezahlt. Derselbe Biedermann läßt noch dieses und jenes machen. Eines anderen Tages meint er so bei läufig, da vorue an der Straßenecke sei ein Neu bau, da seien die Glaserarbeiten noch zu vergeben; da» wäre eine schöne Sache; wenn er sich dazu halte, werde er sie kriegen. Der Meister denkt, wenn der Biedermann die Sache empfiehlt, ist sie gut. Schleunigst läuft er hin; der „Bauherr' überträgt ihm die Arbeit zu einem guten Preise. Darnach verläuft die Sache wie bekannt. Der Handwerker ist die Ware lo-, hat seinen Holzlieseranten nicht bezahlt und ist rin geschlagener Manu. Zutreiber ist nicht der Arealspekulant, der den Bau unternehmer, den sog. Baukuli, einsetzt. Er ist Gehilfe des Arealipekulanteu, sein Emissär, der ihm die Opfer kirrt und zuführt. Zum Zutreiber eignet sich am besten ein Mensch von einer gewissen Behäbigkeit und Biederkeit im Auftreten, von der Sorte, die man Biederhallunken nennt. Die oben dargelegte Arbeitsweise des Zutreibers eignet sich natürlich nicht für alle Fälle. Je nach der Sachgestaltung ist ein verschiedenes Vorgehen geboten. Ein geschickter Zutreiver versteht es auch, die Methoden zu wechseln. Wenn der Gesetzgeber die in deu Zwangsversteigerungen auSg.-allenen Handwerker aus den Grundbüchern und aus den Pfändungsanmrldungen, die sich in deu Bersteigerungsakten finden, ermitteln und darüber befrage» wollte, wie sie zur Lieferung für den gemeinschäd» licheu Baukuli gekommen seien, so würde er ausreichendes Material erhalten, um den Begriff des Zutreibers zu um schreiben. Daran, solch einen Biederhalluaken von Zutreiber wegen Betrugs auf die Anklagebank zu bringen oder nach tz 826 des bürgerlichen Gesetzbuches persönlich haftbar zu machen, ist wegen ver Verwickeltheit der Rechtsverhältnisse und der Schmierigkeit des Nachweises der Zusammenhänge jetzt kaum zu denken. Ein Gesetz, daS die Bausorderungen sichern will, muß den Zutreibern da» Handwerk legen. Diesem Zwecke wird die Schaffung einer periönlicbeu Haftung oder vielleicht schon eine Bewelserleich- terung dienen. Mittellose over wenigstens als mittellos be kannte Zutreiber erringen nur geringe Erfolg«. Deshalb kommt der persönlichen Haftbarkeit schon ihre Bedeutung zu. Aber nicht nur der Zutreiber, auch der Würger muß persönlich haftbar gemacht werden. Es ist eigentlich nich; einzusehen, warum der Gesetzentwurf es nicht versucht, den Begriff de» Würger» jestzustelleu. Gewiß ist der Würger nicht immer der Platzspekulant, auch nicht immer der, der das Grundstück »ach der Fertigstellung a» sich bringt. Der Würger ist bisweilen selbst al» Baugelv- geber eingetragen; bisweilen steht er als vorletzter oder dritt letzter Verkäufer im Grundbuche, weist aber gleichwoh Sonnabends die Baugeldrrraten au und bestimmt die Aus stattung deS Baues. Also Kennzeichen lassen sich sinven. Es brauchen nur die Verhältnisse bei einer Reihe von sog. Kulibaute« untersucht zu werden. Sind Zutreiber und Würger persönlich für haftbar «r- kHA f* »st du Bauschwiabel bedeutend sich. Es bedarf aber besonderer Gesetzesbestimmungen sierüber. Jetzt tun die Gerichte meist mcht mit, wenn die Anwälte dem Platzmanne zu Leibe wolle». ES hat ich da eia besonderer Klaatyp herauSgebilvet: Die sogenannte PlatzmannSklage. So sehr wie bei diesen Klagen die Im- ronderabilien sur den Kläger streiten, so schwcrist'S fürihn durch- ,»kommen. DaS Reichsgericht hat sich ferner an das Gesetz gehalten und den Platzmannsklagen ziemlich enge Grenzen gezogen. Deshalb ist em Eingreifen deS Gesetzgebers not wendig. Als das Reichsgericht den ElektrizitätSviebstahl nicht nach § 242 St.G.B. strafte, wurde schleunigst ein neues Gesetz gemacht. Nachdem eS den Platzmann und Würger mit der Haftung verschonte, kommt ewig nicht das dringend notwendige Gesetz. Beim ElektrizitätS- diebstahl handelte es sich um eine Gesetzeslücke, der keine so riesenhafte Bedeutung zukam; zudem stand hier die zivilrecht liche Schadensersatzpflicht gar nicht in Zweifel, wie die Straf barkeit. Der Baulchwindel ist aber ein großer Schaden, woran unser Wirtschaftsleben ernstlich krankt, tzuousguo tLllcktzM? Marotzlrsr ffmrcher. In Algeciras wird über ein Land verhandelt, daS, so nahe es auch dem europäischen Kontinent ist, doch im ganzen noch als wenig erforscht bezeichnet werden muß. Selbst die Franzosen und Spanier wissen nur in den Küstenplätzen und in der Nähe der Grenzen Bescheid, daS Innere ist mehr oder weniger im Allgemeinen eine terra incoxuita, das nur von wenigen europäischen Händlern betreten wird. Selbst vom Herrscher dieses Landes, dem Sultan Abdul Asis, der ein Gebiet beherrscht, das an Umfang Frankreich oder Deutschland nicht viel nachsteht, weiß man nur wenig, lnd doch beschäftigt sich zurzeit alle Welt mit diesem Manne. Es wird vielen unserer Leser darum lieb ein, wenn sie etwas Näheres von ihm erfahren. Muley Abdul AsiS, der sich selbst Sultan von Jes, Tafi- delt, Marakesch und Sus, Emir al Mumenie, Scherisische Majestät usw. nennt, ist, wie uns aus Spanien berichtet wird, der 14. Herrscher dieses Namens in Mauretanien und ein außerordentlich interessanter Fürst, über den die alschesten Vorstellungen verbreitet werden. Er zählt jetzt 26 Jahre. Geboren ist er im Jahre 1878 am 7. Januckr von einer schönen Zirkassierin, die sein Vater Muley später aus d:m Sklav-nstaade in die Freiheit und zum Range einer Gattin erhob. Sie war eine gebildete Frau, und daher hat der jetzige Sultan die europäischen „Ge- lüste, wie man anfangs feine Kulturfreundlichkeit nannte, die ihm von der Mutter angeerbt ift. Sie ließ ihn gleich in der frühesten Kindheit nicht mit den Söhnen der sicheren Sklavinnen zusammen, hielt ihn auch sonst von schlimmen Einflüssen zurück, die unter den Mauren nichts Seltenes find. So ist depn Muley nicht ein entnervter Orientale, sondern ein starker und glänzender junger Mann. Er mißt zwei Meter fast, ist dabei breitschulterig und macht auf joden Besucher den angenehmsten Eindruck. Seine Farbe ist ein wenig dunkel, aber mehr ins Oliv hinein, »vas ihm bei seiner stets weißen Kleidung sehr wohl steht. Seine lebhafte Konversation und sein sprechendes Auge gewinnen ihm die Herzen. Auch der marokkanische Hof hat seine Etikette, die den Monarchen in manchen Stücken beengt; er darf den Palast nur unter bestimmten Veranlassungen und außerdem am Freitag auf der Fahrt zur Moschee verlassen. Für Unter haltung ist oft nicht leicht zu sorgen. Der Sultan radelt, photographiert, spielt Polo, musiziert, spielt aut Billard, und bei allen Spielen ist er ein angenehmer Partner, der es nicht duldet, daß man auf seine fürstliche Stellung Rücksicht nimmt. Die fremden Besucher, die einmal zugelassen werden, wundern sich nicht wenig, wenn er seine Künste entwickelt, zumal am Billard ist er ein Serienreißer. Dabei braucht niemand zu denken, daß er nur spielt, er ist mehr noch für eine gebildete Unterhaltung, und besonders seit die Briten verdrängt sind, wird auch etwas anderes getrieben als bloß Polo und Tennis. Die Engländer suchten ihm eine Be wunderung für König Eduard einzuimpfen, aber er ist nicht für diesen Herrscher eingenommen, denn sein Mannes- »deal ist Kaiser Wilhelm. Daß er dieFranzo sen nicht besonders leiden kann, das ist kein Wunder, sie sind ihm unbequeme Nachbarn, die ihn in allen Sachen bevormunden möchten und reden Präten denten, wie jetzt den Noghi, und alle Ausstände der Kabylen heimlich unterstützen. Der Streit mit Frankreich macht ihm viele Sorge, und er ist in der letzten Zeit über seine Jahre ernst geworben, aber immer ist er umgänglich. Auch wenn er einmal krank ist, er bekommt manchmal die landesüblichen Fieberanfälle, ist er nicht ungeduldig, sondern sanft und verständig. Sein Cha rakter ist nicht maurisch, nicht hart, sondern dem der Mutter entsprossen, der Tscherkessin, von der Abdul Afis noch heute nur mit Rührung zu sprechen pslegt. Er ist poetisch und phantasievoll. Auch in einem anderen Punkte ist er kein orientalischer Monarch im schlechten Sinne, und zwar was den Harem des Palastes angeht. Da kann er natürlich nicht die Sitte umstoßen, so wenig wie der König von Spanien seine „Eti kette'', aber es geht doch nicht so wüst wie unter seinem Vater zu. Die Hofsitte verlangt, daß der Sultan gegen 300 Frauen im Harem hat. Das gewöhnlichste Geschenk, das ihm die Statthalter und Präfekten senden, ist ein Weib, und es wäre eine Ungnade, wenn er es ^urückweisen wollte. Und er ist den Weibern kein schlechter Herr, es fehlt den Haremsdamen an nichts, sie erhalten, was ihr Herz begehrt, soweit ihre Wünsche nicht allzu ausschreitend sino: Räber und Autos, Grammophons und Photographen, auch Kinematographen werden zugelassen, und sonstig^ Wandelpanoramen. Die Beaufsichtigung der Frauen des SultanS wird natürlich nach wie vor streng dein Koran entsprechen» durch Verschnittene, die Hof-Eunuchen, ausgefnhrt. Der Sultan lebt regelmäßig. Er ist ein Frühaufsteher. Schon vor 7 Uhr ist er im Berufe tätig, und biS mindestens 12 Uhr bleibt er bei den Staatsgeschäslen, deren keins ihn» unbemerkt bleibt. Auch empfängt er inzwischen Audienzen, die sich nicht ablehnen lassen. Um 12 Uhr geht er durch die Gärten in sein Privatgcmach zum Frühstück, um darauf das Gewand zu wechseln und in Gemeinschaft mit dem Oberhof- meister den Haushalt zu inspizieren. Am Nachmittag finden I sich auch noch Geschäft«, dvch wird er mehr der Erholung ge- I weiht. Besondere Vorliebe hat der Sultan für seinen reich- I Letzten zoologischen Garten. Um 6 Uhr zieht er sich in seine Gemächer zurück und die Unterhaltungen beginnen, doch unterzeichnet er noch fortlaufend die eingehenden Regie rungsfachen. Da er somit verhältnismäßig spät zum Schlafen kommt, ist seine Nachtruhe nicht lang. Alles in allem hat er ein arbeitsreiches und von Schranken nicht ganz freies Leben, dein er eine andere Würze als die des Harems zu verleihen weiß. Wenn aber die euro- päische Presse, vorweg die westeuropäische, von ihm als von einem „afrikanischen Schwächling" redet, so ist das schlechter- dings nicht am Platze, die Persönlichkeit des Abdul Asis ver dient Sympathien und sein Wirken muß als ein der Kultur dienendes bezeichnet werden. veukscves seiest. Leipzig, 16. Februar. * TeS Kaisers Reise nach Kopenhagen. Der Kaiser ist gestern um 3 Uhr nachmittags mit Gefolge mittels Sonder zuges in Kiel eingetroffeu. Am Bahnhöfe batten sich zum Empfange einaefunden: Prinz und Prinzessin Heinrich, Groß admiral v. Koster, der Stadtkommandant, der Polizeipräst- dent u. a. Der Kaiser begab sich an Bord de» am Bahn hofe liegenden VerkehrbooteS „Hulda" und suhr »ach der Germamawerst, wo eine Besichtigung der Werft und des im Bau befindlichen Linienschiffes „Deutschland" ersolgte. * Militärische Ernennungen. Eine Sonderausgabe de» „MilitärwochenblatteS" meldet: v. Hausmann, Gene- ralleutnant und Oberquartiermeister, ist zum Kommandeur der 16. Division; Frhr. v. Gayl, Generalleutnant und Oberquartiermeister, zum Kommandeur der 21. Division er- nannt worden. Scholz, Generalmajor und Kommandeur der 25. Feldartillerie-Briaade; v. Below, Generalmajor und Kommandeur der 4. Garde-Jnfanterie-Driaade, sind in den Generalstab der Armee versetzt und zu Oberquartier meistern ernannt worden. Fürst von Hoh«nz oller n, Generalmajor und Ches des Jüstlierregiments „Fürst Karl Anton von Hohenzollern Nr. 40", ist zum Kommandeur der 3. Garde-Jnsanterie-Brigade ernannt worden. Strauß, Oberst und Kommandeur des Infanterie-Regiments Nr. 87, ist unter Besörderurm zum Generalmajor zum Kommandeur der 85. Jnfanterie-Brigade ernannt worden. Graf von Blumenthal, Adjutant des Gouvernements Mainz, ist unter Belassung der bisherigen Uniform, zum persönlichen Adjutanten des Prinzen Eitel Friedrich ernannt worden. * Siedelnng in Ostafrika. Die wichtigste, nach ihren iisherigen Erfahrungen aber undankbarste Kolonial- arheit war die Siedelunader Weißen. Die neuesten bricht: aus Ostafrika stellen anscheinend eine Wendung pim Besseren in Aussicht. Die di-henge« Siedler ,riste'cr» rn der Stille ein kümmerliches Dosen, weil sie über eigeuen Bedarf erzielte Ernten nicht verwerte»» konnten. Der Eisenbahnbau und die Entdeckung neuer Nutz pflanzen hat hierin Wandel geschaffen. Di« englisch« Ugandabahn rückt das Kilimandscharo-Gebiet an di« Grenze des Weltverkehrs. In den ausgedehnten Randgebieten deS mächtigen Berges hat inan den Cearakautschukdaum Manihot Glaziovii, die Baumwolle und die Gerberakazie mit über- raschendeu Erfolgen kultiviert. — Der Maniho liefert be reits im 3. Jahre für 70 Psg. Gummi. Da man aus einen Hektar 1200 Bäume pflanzt, io würde ein kleiner Wald von 10 Hektaren in wenigen Jahren dem Siedler eine Rente bringen von 8400 Die Baumwolle gedeiht deswegen so gut am Kilimandscharo, weil ihr Wachstum» so gut mit )en Regenzeiten paßt. Die Regelmäßigkeit der Regen fälle trifft gerade so ein, wie es dem Wachsen und der Ernte der Baumwolle entspricht. Während die Baumwolle an derswo nur etwa 38 Pfa. erzielte, wuchs am Kilimandscharo viel mehr Wolle, und sie hatte so gute Qualität, daß ihr Preis 77 Pfg. war. Dies sind keine einmaligen Erscheinungen, sonder»» dies ist für die letzten Jahre gleichmäßig er probt. Entsprechende Aussichten eröffnen sich auch für die Gerberakazre, ein Baum, dessen Rinde für die Ger berei besser ist als das Quebrachoholz. Wenn man weiß, daß für Argentinien eine der größten Einnahmequellen das Quebrachoholz ist, wird man m»t Spannung der weiteren Entwickelung der Gerberakazien-Anpflanzungcn am Kilima ndscharo entgegensetzen. Bisher gedeihen sie vortrefflich. Da die Abhänge reichliche Rinnsale und Bäche haben, ist auch der Anbau von ,-Si s a l ag av e n besonders lohnend, eine Pflanze, die schon nach einem Jahre einen hohen Ge winn bringt. Die geneigten Höhenlagen deS Kilima ndscharo sind durchaus fieberfrei. In der reinen, erfrischen den Luft kann der weiße Siedler 'ehr angenehm leben, wie dies gleichfalls durch lange Jahre ausprobiert ist. Mit einem Vermögen von 10000 würde also ein intelligenter junger Man»» sich eine Siedeluna anlegen können, die ihm nach wenigen Jahren eine Jahresrente von mindesten» 10 000 ^l. brächte. Das Bekanntwerden dieser Tatsachen, die so im Stillen heranreiften, hat das Augenmerk allgemein aus den Kilimandscharo gelenkt. Es ist auch ein Triumpf deut scher Gründlichkeit und Geduld, diese neuen Methoden aufge- funden zu lxrben. und so wird es auch der deutschen K o l o n i a^ a r be i t Vorbehalten bleiben, die so wichtige Frage derSiedelungderWeißenindenTropeu gelöst zu haben. * Aus der Pudgetkommisfio» des Reichstags. lOstafrika, Togoü Im Verlaufe der fortgesetzten Beratung des ESatS sür Ostafrika beantragt Abg. Erzberger die Stre»- chung der Forderung von 243 960 -// für europäische Schutz truppen. Erbprinz von Hohenlohe-Laugenbura teilt mit, die beantragte weiße Kompagnie solle keineswegs ein« Expeditionstruppe sein, sondern zunächst zu zwei Dritteln in Dar-es-Salam und zu einem Drittel in der Gegend des Maruberges stationiert werden. Der Aufstand habe be wiesen, daß eine weiße Tr»ppe zur Besetzung der Küsten- Plätze erwünscht sei. Die improvisierte Hiaausseudung von Marineinfa-rriric könne eine «ingewöhnte weihe Trupp« nicht ersetzen, und eine weiße Kompagnie sei drei b»S viermal so viel wert wie eine favbiae. Hinsichtlich oer Unterbringung, Verpflegung und des Diensrbetriebe« dec weißen Kompagnie sollten die Erfahrungen in Britisch- und Holländlsch-Hndien berücksichtigt wessen. Im Laufe der weiteren Debatte er klärt der Ertzwinz auf eine Anfrage, ob das Gerücht währ sei, daß der Gouverneur Solf zum Nachfolger des Grafen v. Götzen ausersehe»» sei; von einer Abberufung des Gra fe» v. Götzen könne keine Rede sein; die Raaierung werde sich freuen, wenn Gras Götzen noch möglichst lange auf seinem Posten verbleibe, auf dem er sich so allgemein an erkannte Verdienste erworben habe. Nur wenn etwa Graf Götzen selbst wegen verminderter Widerstandsfähigkeit gegen das Tropenklima cs wünschen sollte, könne sein Rücktritt in Frage kommen, eine Rückberufung komme keinesfalls i» Frage. Die Regier»ugSforderung wird schließlich gegen zwei Stimmen ab gelehnt, und dem Anträge Erzberger» entsprechend die Forderung gestrichen. Nach der Erledigung des Etats der Expedition nach Ostafrika wird noch der Etat für Togo erledigt; dabei wird der provisorische Vertrag mit der Firma Lenz, bezüglich der Kustnkbahn Lome—Palime, genehmigt. * Die Steuerkoinmisfion des ReichAtage» lehnte einstim mig die Regierungsvorlage, betr. die QuittungSsteuer, ab. Die Anträge Nacken und Raab, betr. die TantiSmesteuer, wurden gegen 10 Stimmen abaelehnt' dafür stimmten das Zentrum, einer der Wirtschaftlichen Vereinigung und ein Nationalliberaler. Der Antrag Müller-Fulda, über eine Steuer auf Aktien, Anteilscheine, Jnterimsschetne usw. wurde zurückgestellt, da der Reichsschatzsekretär erklärte, daß der Bundesrat die zweite Novelle zum Reichsstemvelgesetz, in der u. a. Vorschläge wegen der Besteuerung von Aktien ent- halten sind, in kürzester Frist dem Reichstage vorlegen werde. * Aus der Lausitzer Tuchindustrie. Der Arbeitgeber verband der Lausitzer Tuchindustrie hat in allen zum Ver bände gehörigen Betrieben eine Bekanntmachung «»schlagen lassen, nach der vom 1. Juli ab die Arbeitszeit »m Sommer von 6 Uhr morgens bis 6 Uhr abends, im Winter von 6»/, bis 6»/, Uhr mit anderthalbstündiger Mittagspause dauert. An Vorabenden von Sonn- und Feiertagen endet d»e Arbeitszeit um 5»/, Uhr. Der Lohn der Stundenarbeiter wird ent sprechend der Verkürzung der Arbeitszeit erhöht. Die Be kanntmachung bemerkt, daß die Bewilligungen die äußerste Grenze deffen darstellen, was die Lausitzer Tuchindustrie ertragen könne und spricht das Vertrauen aus, baß sich die Arbeiter nicht durch Einflüsse irgend welcher Art zu un besonnenen Schritten hinreißen lasten werden, welche die Industrie und sie selbst schwer schädigen würden. * Die Steuer- und Wirtschaftsresormer haben sich auf ihrer Generalversammlung au» Mittwoch auch mit der Reichsfinanzreform beschäftigt. Die von ihnen angenom mene Resolution erklärt sich mit der Erhöhung der Biersteuer einverstanden und spricht sich für eine Äerloesteuerung deS Tabaks, sowie eine Banderolle aste uer für Zigaretten au». Fixstempel vom Gütertransport werden verworfen. Da gegen wird eine Verteuerung des Frachtverkehrs der Bahnen und Dampfschiffe im Verhältnisse zu den Frachten empfohlen. Dasselbe gilt von dem Fahrkartenstempel. Ihre Arbelter- ireundlichkeit beweist die Resolution damit, daß der Fabr- kartenstempel ausdrücklich auch für die unterste Beföroe- rnngsklasse verlangt wird. Ferner erklären sich di« Agrarier mit der Äutomobilsteuer einverstanden und fordern einen Ausfuhrzoll auf Kali und Kohlen. Die Reichserbschafts- steiier wird grundsätzlich gbgeleynt; eventuell wird ersucht, von einer Besteuerung der Aszenoeut » und Ehegatten abzu- sHrn, bei land- und forstwirtschaftliche» Grundstücken uicht den Verkehrswert, sondern den Ertrawiwert zugrunde zu legen, die Steuerzahlung von Grundbesitz und Kapitalien, die im eigenen Gewerbebetrieb angelegt sistd, auf mehrere Jahre zu verteilen und durch besondere Maßnahmen zu ver hüten, daß sich daS Kapitalvermögen der Besteuerung ent zieht. — Der zweite Punkt der Tagesordnung war die Stel lungnahme zu der Reichsbankpolitik. Hierüber re ferierte der frrikonservative Abg. Dr. Arendt. Er legte eine sebr langatmige Resolution vor, di« schließlich einstim mige Annahme fand. Darin wird als das vorläufige Min destmaß der Forderungen hing«stellt das Verlangen nach einer angemessenen Verstärkung des MetallvorratS der Reichsbank; die Ausgabe kleiner Banknoten soll nicht »chue gesetzliche Festlegung des HöchstdetrageS erfolgen- durch Fallenlassen bezw. Abänderung der Notensteuer sollen un nötig hohe Diskontsätze vermieden werden: die Dividende der Reichsbank ist auf einen Höchstbetrag lnicht über 8 Pro zents festzusetzen: die Geschäftsführung der Reichsbank im Giro- und Wcchselverkehr ist den Beoürfnissrn oeS Klein verkehrs zugänglicher zu machen; den Notenbanken ist daS Diskontieren unter dem offiziellen Bankdiskont vi verbieten. — Die Generalversammlung wurde hierauf geschlossen. * Zur Ausschaltung des Zwischenhandels- Ein bekannter Berliner Fleischermeister hatte, wie die „Deutsche Fleischer- Zeitung" mitteilt, der Wissenschaft wegen in voriger Woche seinen Bedarf an Schweinen einmal auf dem Lande felbst zu decken gesucht. Er bekam auch ein Quantum von 90 Stück zusammen, aber nicht weniger als 83 Landwirte gehörten zu den Lieferanten dieses Postens. Dieser Versuch, den Zwi schenhandel nach den Wünschen der Aararier auSzuschalten, hat aber unserem Meister nichts eingeoracht, denn die Tiere behaupteten den Mittelpreis unseres Sonnabendmarktes. Es waren natürlich alle Qualitäten vertreten, auch solche, welche der Käufer auf dem Viehbose für den angelegten Preis nicht gekauft hätte. Dazu kommt die kostbare Zeit, die durch Hin- und Herreisen versäumt wurde. Wir haben in Berlin Meister, welche in der Woche 600—800 Schweine schlachten; sollten diese sich nun ihr Vieh bei den Bauern zusammensuchen, wicviele Einkäufer wären wohl hierzu nötig? Und ihre Spesen würden höher kommen als der angeblich den Preis des Fleisches so steigernde „Gewinn " des Zwischenhandels. * Im Interesse der reifende» Kausmaiinschast bat der Zentralverbaud deutscher Kaufleute und Gewerbetreibender lSitz Leipzigs, gestützl auf die Kundgebungen seiner letz ten, in Stuttgart abgehaltenen Generalversammlung, aus der auch die württembergischen und batdischen Mitglieder des Verbandes ihre Stimme erhoben haben, in einer dem Reichs kanzler und dem Bundesrate unterbreiteten Eingabe Stel lung zur P er s on e n t a r i fr« f o r m genommen. Der Reichskanzler wird in der Eingabe gebeten, bei den Ver handlungen über die Perfoncntariire'orm Einfluß in der Richtung zu nehmen, daß den Wünschen des VerdandeS, die sich mit denen anderer kaufmäiiuischer und gewerblicher Interessengemeinschaften sowie verschiedener Handelskam mern decken, Beachtung und Berücksichtigung zuteil werde. Diese Wünsche gehen dahin, daß lj von der Erhebung von Schnellzugs Zuschlägen abgesehen wird, oder, falls man Zu schläge nicht entbehren zu können glaubt, sie nur in derselben Weise wie jetz» für V-Züge erhoben werden, 2) das Frei gepäck in dem jetzigen Umfange beibehalten wird, oder, falls dies nicht möglich sein sollte, die in Aussicht genommenen Jariffätze wesentlich tnrabgesetzt, und bei der Berechnung der Gepäckfrachl höchstens drei Zonen vorgesehen werden. * Gin So«»reß für Kintzerforscha», u«p JngciidfürssrOe soll im Oktober in Berlin adgehalteu werden. Der Kongreß will für die ganze auf'Verständnis, Schutz und entwickelnde Pflege der Kindheit uud Jugend gehende Bewegung der Gegenwart ciueu festeu Znsammenschlutz erstreben. Dec Vorstand besteht aus de» Herren: Dr. W. Müuch, Geb Regierungsrat und Professor an der Universität Berlin, I. Trüper, Direktor de« Erziehungsheim» auf Sophie», höhe bei Jena, Dr. W. Ament, Würzburg, Geh. Med.-
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