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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 10.10.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-10-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193110107
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19311010
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19311010
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1931
- Monat1931-10
- Tag1931-10-10
- Monat1931-10
- Jahr1931
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 10.10.1931
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ÜLZÜlidllM aus vergangenen Kerkerstrafe. Als er - , „ . „ ihm eine schwere Krankheit, der er bald darauf im Jahre 1650 erlag, war im Kriege von beispiel loser Unerschrockenheit und Ausdauer. Die Dichter seiner Zeit überschütteten ihn mit Lob gesängen. Aber das Schick sal kehrte sich wenig an den schwer errungenen Lorbeer dieses kriegerischen Helden und bereitete ihm ein geradezu schmähliches Ende: eines un begründeten Verdachtes wegen wurde er ins Gefängnis ge worfen und erlitt eine einjährige dann wieder in Freiheit gesetzt wurde, befiel Phalarides war einer der graufamsten Tyrannen des Altertums. Als eines Tages sein Bildhauer und Erzgießer Perillus zu ihm kam, bestellte er bei ihm einen mächtigen Ochsen aus Metall. Perillus, der die Grausamkeit des Herr schers kannte, nahm an, daß sich ihm hier eine Gelegenheit biete, sich bei dem Tyrannen beliebt zu machen. Er fertigte den metallenen Ochsen in Lebensgröße an und verribt seinem Auftraggeber, daß der Ochse in seinem Innern hohl sei. „Hohl?" fragte Phalarides erstaunt. „Warum hast du den Ochsen hohl gemacht? „Zu deiner Freude", erwiderte der Erzgießer listig, „es würde sich nämlich wie das Brüllen eines Ochsen anhören, wenn du einen Menschen in den Metallochsen steckst und unter dem Standbild dann ein Feuer entfachst!" Der Tyrann war über eine solche Möglichkeit hoch erfreut. Der erste, der jedoch im Innern des Ochsen einen furchtbaren Tod fand, war Perillus selbst! Auf das hochentwickelte Ehrgefühl unter den Hand werkern zur Blütezeit der Zünfte im Mittelalter ist die Einrichtung des sogenannten „Treibe-Buches" zurückzufüh ren. Dieses Buch besaß große Aehnlichkeit mit einem fort laufenden Steckbriefregister, da in ihm alle schlechten Streiche, deren sich ein Geselle der betreffenden Zunft schul dig gemacht hatte und die zu Ohren des Zunftmeisters ge kommen waren, eingetragen wurden. Jedem zuwandernden Kollegen wurde das Buch von dem Altgesellen vorgelegt, damit er sich nicht nur Auszüge aus dem Register mache und weiter verbreite, sondern auch neue Fälle, die zu seiner Kenntnis gelangt waren, in die ses schwarze Buch eintrage. Hier folgt eine solche Stelle aus einem dieser Treibe-Bücher: „Günstige Meister und Gesellen aus Salzburg lassen treiben einen Gesellen mit Namen Michael Georgi Struwe aus Rätz, daß kein ehrlicher Geselle weder Stunde noch halbe soll neben ihm arbeiten, noch bei demselbigen. Ur sache ist diese, daß er ist von Salzburg weggezogen, ohne Abschied und ist dem Herrn Vater auf der Herberge schul dig geblieben 11 fl. 44 kr., so lange und so viel er komme, denn zuvor wieder nach Salzburg und hole seinen ehrlichen Abschied und Gruß und bezahle den Herrn Vater 11 fl 44 kr. und gebe Rede und Antwort, warum er solches getan und gebe sich in günstiger Meister und Gesellen Strafe alldar." Diese kuriose Eintragung, die aber gewiß ihre Wirkung nicht verfehlt hat und die vielleicht auch wirklich zur Be strafung des Zeckprellers führte, ist mit dem Datum vom vom 4. Juni 1618 versehen. Einer der merkwürdigsten Kriegshelden des 17. Jahr- Hunderts war Graf Josias Rantzau. Merkwürdig schon durch sein Aussehen, aber noch merkwürdiger durch seine Taten und Schicksale. Er hatte zuletzt nur noch die Hälfte seiner Gliedmaßen, die andere hatte er auf den Schlachtfeldern zurückgelassen. So besaß er nur ein Bein, einen Arm, ein Ohr und ein Auge. Der Gott des Krieges ließ ihm, wie ein französischer Dichter von ihm sagte, nichts ganzes als — das Herz! Sein Leben war ein wildbewegtes. Erst diente er im holländischen Heere, dann den Schweden unter Gustav Adolf im dreißigjährigen Kriege, endlich trat er in die französische Armee, wurde Oberst und empfing den Mar schallstab von Frankreich. Er war ein Mann von Geist und Berediamkeit. beherrschte drei europätfche Sprachen und Unter den vielen Sehenswürdigkeiten von Regensburg, die an die große Zeit dieser Stadt im frühen Mittelalter gemahnen, gehört die steinerne Donaubrücke, die Regens burg mit der sogenannten Stadt am Hof verbindet. Sie wurde im Jahre 1135 erbaut. Beim Betrachten der starken Pfeiler und Bogen dieses Bauwerkes übersteht man leicht ein dort angebrachtes Wahrzeichen. Seit mehr als 500 Jahren nimmt es hier be reits seinen Platz unter dem Namen „Das Brückenmannerl" ein. In schwindelnder Höhe sitzt dieses Männlein rittlings auf seinem bedachten Pfeiler und blickt, mit der rechten Hand die Augen vor den Strahlen der Sonne schützend, ver wundert hinauf zu den Türmen des Domes. Die Sage erzählt, daß das Männlein sehen wollte, wann der letzte Stein an dem großen Dom bau eingefügt werde. Um dies zu verstehen, muß man wissen, daß der Dom von Regensburg bereits 1275 begonnen, aber erst 1634 vollendet wurde! Das Vrückenmännlein soll fei nen Ursprung der Wette zweier Baumeister über den Zeitpunkt der Fertigstellung des Domes verdanken, den sie indessen offenbar beide nicht mehr 'klebt haben. Nachdem nun das Männlein seinen Beob achtungsposten jahrhun- dertelang unangefochten be hauptet hat und nur selten die Blicke eines Fremden auf sich zog, war es im September 1880 eines morgens von einer Schar Neugieriger umdrängt, die sich nicht satt an ihm sehen konnten. Warum? Ein Wagehals von einem übermütigen Spaßvogel hatte sich bei Nacht heimlich einen Weg zu dem Männlein hinaufgebahnt und dieses von Kopf bis Fuß feuerrot angestrichen. Der Magistrat hat zwar alles getan, um die Farbe ab zuwaschen, allein — es gelang nur teilweise, und die gänz liche Säuberuna wird nun der Zett überlassen bleiben. Die Welt ist reich an selt samen Geschehnissen . . . Kreuzte da ein Fischkutter im Mittelländischen Meer. Der Fang war gut gewesen. Zu Bergen lagen die der Tiefe entrissenen Schuppenträger aus dem Deck, und wenn aus den Mienen der braunen Gesichter ein zufriedener Ausdruck lag, so nur mit Recht. Man konnte daran denken, nach Oran, dem heimatlichen Hafen an der algerischen Küste zurückzukehren. Noch immer stand die Sonne als glühender Feuerball am Firmament. Kein Lüftchen regte sich. Es war heiß und der Südwind führte, unsichtbar und dennoch fühlbar, leichte Krumen vom Sande der Wüste mit sich, obwohl von der Küste nichts zu sehen war. Am Ruder stand der Fahrensmann. starrte aus weitaufgerissenen Augen hinüber, unfähig, den Blick von der gespenstigen Erscheinung zu lösen. Und so kam es denn, baß er der einzige war, der auch noch das an- bere sah Es gab einen ohrenbetäubenden Knall. Eine grellrote Stichflamme schoß hoch. Der weihe Dampfer zerplatzte, so, wie eine Seifenblase zerplatzt in ein Nichts Das Meer bäumte sich auf Es verschlang, was von sei nem Grunde aufgestiegen war. Aber daß alles kein Traum, keine Sinnestäuschung gewesen war, zeigte sich am Segel des Kutters, das ein großes Loch aufwies ein Loch, das durch ein riesiges Stück Eisen, von dem explodierenden Schiff herübergejchleudert, in das Zeug gerissen worden war. Er war noch jung, kaum zwanzig, ein großer, kräftiger Kerl mit Fäusten, die einen Stier zermalmen konnten. Furcht? Pah, was wußte er von Furcht. Er hätte sich nicht vor dem Teufel gefürchtet. Und dock brüllte er plötzlich auf. Da stano er am Ruder, die Hände um das Rad ge- krampft, den Oberkörper vorgeduckt und das plötzlich asch fahl gewordene Gesicht verzerrt in grauenhafter Angst — ein seltsames, ein merkwürdiges Bild. ' Die anderen starrten ihn an. Sie hörten nur das Brül- len. Laute, wie sie nie zuvor jemand furchtbarer vernom men hatte. Weshalb warum ? Aber da sahen sie es auch, das Unglaubliche, das Ge spenstische, Geisterhafte Ein Schiff, schneeweiß, mit Schlick und Tangpflanzen bedeckt, hob sich vor dem Kutter aus dem Meere ja, hob sich empor, langsam ganz langsam aber es hob sich wahrhaftig tauchte aus wie eine Fata mor- gana wuchs und wuchs ein richtiges Schiff — ein großes Schiff mit breitem Deck Schornstein. Ein wüster Spuk? Ein Zauber? Nein, nichts von alledem. Ein Dampfer stieg vom Mee resgründe herauf. Ein Eesvensterschiff! Die Männer an Bord des Kutters standen regungslos. Sie hatten alle dem Tode schon zahllose Male ins Auge ge schaut, sie kannten den Sturm und die Riffe, kannten das Feuer und das Leck. Aber sie waren dem Eespensterschifs bisher noch nicht begegnet. Und das lähmte sie nun, er füllte sie mit Entsetzen, daß sie die Augen schlossen. Das war der Tod das Ende Und drüben der weiße Dampfer, behangen mit Moos und seltsamen Pflanzen, begann plötzlich, zu atmen. Er schien zu wachsen, ja, er schwoll an, wurde breiter — — Der Anbuck war furchtbarer als alles, was sie bisher aekeben Latten. Nur der KaLrensmann. der am Ruder Lina. Das Loch im Segel diente auch als einziger Beweis für die Erzählungen der Fischer, als man schreckensbleich den Hafen von Oran erreicht hatte. Angesichts des zerfetzten Segels schwiegen selbst die Spötter. Wahrhaftig, der Kut- teer mußte dem Eespensterschifs begegnet sein . . . Das Rätsel fand aber sehr bald seine Erklärung. Man stellte fest, daß an genau derselben Stelle, an der das geisterhafte Schiss aufgetaucht war, im Jahre 1916 der norwegische Dampfer „Hivos" gesunken war. Man schaffte Bilder dieses Schisses, herbei, in dem die Fischer einstimmig das Eespensterschifs wiedererkannten. Der Dampfer „Hivos" war, viele Jahre nach seinem Sinken, von selbst wieder an die Oberfläche gestiegen! Nun, auch hierüber schaffte man bald Klarheit. Der „Hivos" hatte 2000 Tonnen Getreide an Bord, als er unter ging. Das Getteide wurde naß, ging in Gärung über und entwickelte jo starke Gase, daß das ganze Schiff hinaus an die Oberfläche getragen wurde.- In dem Augenblick jedoch, als die Luft mit dem Gas in Verbindung kam, gab es eine Explosion, die den Dampfer in Atome zerfetzte.
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