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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 02.07.1906
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-07-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19060702026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1906070202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1906070202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1906
- Monat1906-07
- Tag1906-07-02
- Monat1906-07
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Sette 2. Nr. 330. 1«». Jahr«. Huslanü. Oesterreich Ungarn. * Ueber die „Loo von Rom-Bewegung" in Oesterreich veistffeittlictst die „Deukickrad'kal? Korrespondenz" von b^- rn'encr Seit? folgende 9>kitlei>ung?li: Die Zahl der Aus- iritte ans der katholischeu Kirche !>al im verflossene n Jahre mieder zugenonunen. uno zwar wuroen 1480 Personen evan- acliich nnd 11.',i alikalbvli'ck). Cs sind von der katholischen Kirche zur e^nacli'chen iideryetretein l899: (»<>17, 190(1: 1699. 1901: »299, 1902: 1247, 190!: 1056, 1901: 3932, 1905: 4480, zusammen 31810, welcher Zahl »il47 Austritte aus der evangelischen Etliche gegenüberslelien, doch ist hierzu zu be merken, daß Liese Austritte zum großen Teile bei den evan- galiichen Dl «wen slatrsanden. Außevdem traten in dem oben angeführten Zeitramne zirka 10800 röinisctx' Katholiken zur alikarbol»ichen Kirche über, so dasr der Verlust der römisch- katlwUjchen K>rck>e seil dem Anfänge der Los von Rom- Beweguog in Oesterreich über 44 000 Seelen beträgt. Frankreich. * Eine neue Partei in der Kammer. Unser Korrespon- denl in Paris schreibt uns: Etwa zwanzig Deputierte, die tast alle bisher Nationalisten waren, lxrven sich unter der Führung des dld-mirals Bienaimv ullL des Journalisten Georges Berry zu einer neuen, „republikanisch-demokrati schen" Gruppe vereinigt. Die Namen der Führer, die zu den Houptmitarbeitern der chauvinistischen „Patrie" ael-vren, bürgen dafür, daß mit dem Namen der Gruppe nicht das Programm wechselt. Immerhin verdient es als kleines Zeichen der Zeit Beachtung, daß man das Ausgeben der Be zeichnung „Nationalisten" für erforderlich bäli. Rußland. * Staatskilse sür die Bauern. Der Minister des Innern 'vrt in der NeichÄuma einen Antrag aus Gewährung eines auf 1906 und 1907 zu verteilenden Kredits von 100 Millionen Rubel eingebracht, die als Unterbaltungsmittel und zur Be- 'Raffung von Saatfrucht sür 127 von der Mißernte de- :roftene Kreis«, die sich auf 27 Gouvernements verteilen, Verwendung finden sollten. * Vom Ausstaad in Petersburg Nach Angaben der Fa- brikiniveklion vefanden sich in der vergangenen Woche in sechs Petersburger Fabriken nur 9000 Arbeiter im Ausstand * Raub und Mord sind in Warschau alltägliche Er scheinungen. Insbesondere sind die Beamten der Polizei ihres Levens nicht sicher. Nian knallt sie aus dem Hinterhalt nieder. To wurden gestern abend im Judenviertel ein Gen- darmerieunt«rofsizier und in der Ncu-Brndervorsladt, drei Landschutzleute aus dem Felde erschossen. Als der Kassierer einer städtischen Fabrik die Dobraslraße entlang in einem Einspänner mit 3000 Rubel Arbeitslöhnen fuhr, wurde er von vier Bewaffneten überfallen und beraubt, ebenso der Aufseher einer Gasfabrik, der 2500 Rubel Löhne bei sich führte. In der Neufeldschen Fabrik überfielen zehn Betvasf- nete die Fabrikmädchen, niedrere Hundert an Zahl, und be raubten sie ihres Wochenlohnes. Einer der Räuber wurde bei der Eisenbahnbrücke aestellt: er verübte Selbstmord. Tie andern entkamen. * Die Umtriebe der „Schwarzen Baade", jener antisemi tischen Provokateurs, die sich ans den unterstell Volksschichten rekrutieren und deren Führer auf höheren Befehl stets be reit stehen, ein Blutbad gegen Juden, Intelligente, Stu denten und Arbeiter anzurichten, sind in Moskau gründ lich zu Schanden gemacht worden. Tie organisierten Ar beiter haben dort beschlossen, gegen die Schwarze Bande vor- zuqeben. Tie überwachten die -Ltraßen, die eine Prozession zu passieren hatte, und singen nrehrere Provokatoren ab, die durch Revolverichüsse eine Panik und dann einen Pogrom Hervorrufen wollten. Italien. * Der koloniale Dreibund. Die römiiche Zeitschrift „Italia moderne" bestätigt die Gründung eines neuen Drei bundes für koloniale Fragen, der zwischen Frankreich, Italien und England besteht. Die ersten Punkte, über welche eine Einigung erzielt wurde, betreffen Marokko, Tri polis, Aegypten und Aethiopien. Das Wkommen, be- irenend den Eisenhahnban von Dschibuti nach Mis Abeba sei bereits unterzeichnet. Augenblicklich finde ein Meinungs austausch über die Abgrenzung der Einflußsphäre für eine jede der beteiligten Mächte statt. Serbien. * Bei den heutigen Nachwahlen zur Skupschtina wurden .^Altradtkale, 1 Nationalist und 1 Fortschrittler gewählt. Demnach haben im ganzen die Altradikalen 90, die Jung- radikalen 48, die Nationalisten 15, die Fortschrittler 5 und die Sozialisten 1 Mandat erhallen. Ein Wahlrefultat stehl noch aus. Die Mehrheit für di« Regierung ist demnach noch etwas stärker geworden. Japan. * Wie Japan die „offene Tür" versteht. Aus der man- tschurischen Bahn ist laut „Reuter-Bureau" eine besondere Frachtermäßigung sür japanischen Tabak und einige andere Waren zugestanden worden. Dies hat bei den beteiligten Fremden ernste Befürchtungen erweckt: denn eine weitere Ausdehnung der Rabattgewäbruna bietet die Möglichkeit be- 'onderer Vorteile sür japanische Waren, und die Ausländer sind der Ansicht, daß dadurch freier Wettbewerb unmöglich und die offene Tür illusorisch gemacht werde. Marokko. * Reformen in Marokko. Der marokkanische Delegierte in Algeciras, El Mokri, ist vom Sultan zum kaiserlichen Kommissar ernannt worden mit dem Auftrage, mit den Mit gliedern des diplomatischen Korps in Tanger über die ein zuführenden Reformen zu verbandeln. Der Sultan hat die letzte Rate der deutschen Anleihe in Empfang genommen. Leipziger Tageblatt. Montag, 2. Juli 1906. Heiprigrr Rngelegendeiten. Wetterbericht Se» kg!, sächs. inetesrel. Institut» Vrer-en. Voraussage sür Sen 3. Juli Schwache östliche Winde: vielfach heiter; trocken; wärmer. Leipzig, 2. Juli. if) Auszeichnung. Die Kgl. KreiSbauptmannschait hat oem seit dem 1. Juli 1831 bei der Firma Engelhard L >!ölschau, Brühl Nr. 59. beschäftigten Marktbelfer Herrn Wilhelm Ebert eine Belobigungsurkunde verlietwii, die ihm beule in Gegenwart des Firmeniul-abers Herrn G. Engel hard an Ratsstelle ausgehändigt wurde. * Jubiläum. Herr Julius Leonhardt. Kassierer im Baukdause Vieweger L Co., beging gestern das Jubiläum seiner 25jährigen Tätigkeit bei der genannten Firma. * Vom Schwurgericht. Während der vierten Sitzungsperiode des hiesigen König!. Schwur gerichts werden unter dem Vorsitz des Herrn LanL- aerickstsdirektors Hans Schmidt folgende Hauptver- Handlungen ab.gehalten werden: M i t t w v ch, den 4. Juli, vormittags 9 Uhr: gegen den Postschaffner Fried rich Bernhard Paul Feilotter in Leipzig wegen Unterschlagung, begangen im Amte usw.; vormittags 11 Uhr: gegen den Arbeiter Karl Robert Niesel aus Weiselwitz wegen versuchten Totschlags; Donnerstag, den 5. Juli, vormittags 9 Uhr: gegen den Arbeiter Julius Otto Voigt länder in L.-Linbenau wegen Widerstands gegen einen Forstbeamten usw.; vormittags »410 Uhr: gegen den Schlosser Karl Franz Schmidt in Leipzig wegen Fälschung einer öffentlichen Urkunde und Äetrugsoersuchs; Freitag, ben 6. Juli, nötigenfalls folgende Tage: vormittags 9 Uhr: gegen die Artistin Minna Milda gesch. Funke geb. Rudolph in L.-Gohlis, den Referendar Gotthard Walter- Lore nz aus Zwickau und den Kaufmann Georg Erich Zeeh in Dresden wegen Meineids, Anstiftung dazu und wegen Begünstigung; Dienstag, den 10. Juli, vormittags 9 Ubr: gegen den Barbiergehilsen Artur Alfred Illig in Markranstädt wegen Fälschung einer öffentlichen Urkunde und wegen Betrugs; vormittags r^ll Uhr: gegen den Schriftsetzer Franz Ruhe aus Bern bürg wegen räuberischer Erpressung; Mitt woch, den 11. Juli, vormittags 9 Uhr: gegen den Kaufmann Franz Mar R c i f ch e l in Leipzig wegen fahrlässiger Brandstiftung und wegen Meineids; Donners tag, den 12. Juli, vormittags 9 Uhr: gegen die Ausbesserin Anna Marie verw. Schilde geb. Hertzsch aus Meerane und den Malermeister Karl Wilhelm August Mehnert aus Beiersdorf wegen schwerer Kuppelei und wegen Meineids: Freitag, den 13. Juli, vormittags 9 Uyr: gegen den Handarbeiter Oskar Martin Schmidt aus Leubnitz wegen versuchten Totschlags, sowie Montag, den 23. Juli, vormittags 9 Uhr: gegen den Tischlermeister Gustav Otto Kirsch und den Markt- delser Traugott Bernhard Kirsch, beide aus Weickels dorf, wegen Meineids, Betrugs und betrüge rischen Bankerotts bezw. Beihilfe zum be trügerischen Bankerott. O Neues Operettentheater wird in Zukunft das Thea ter am Thomasring heißen. So ist jetzt am Schilde über dem Haupteingang des Theaters zu lesen. Das neue Operettentheater wird seine Pforten zum Beginn der dies jährigen Herbstmesse, am 25. August, öffnen. r Kosten des neuen Waisenhauses. Für den Neubau des Waisenhauses an der verlängerten Elifcnstratze waren von den städti;ck)en Kollegien insgesamt 316 287 .<( bewilligt worden, nämbich 278 887 .E für die Baulichkeiten und 37 400 .X für die innere Ausstattung. Nach der nun vor liegenden Abrechnung sind erspart worden bei den Bau lichkeiten 12987,86 .<(, bei der inneren Ausstattung 1760,68 Mark, zusammen also 14 718R4 .X. Von den Ersparnissen sind bestritten worden d-ie Turmuhr mit 916 .4t, Wand- vekleidungen in zwei Räumen mit 600 .((, sowie Garten zäune und ein Gartenzelt mit 500 .4t Somit stellen sich die Kosten des neuen Warenhauses in allem auf 303 554,46 ^4l. I Anbau an die 27. Bezirksschule. Als im Herbst 1904 die 31. Bezirksschule an der Äornaischen Straße in L- Eonnewitz eröffnet wurde, glaubte man den Raumbedürs- nissen der dortigen Volksschule auf längere Zeit hinaus ge nügt zu haben. Die starke Bevölkerungszunahme im Süden hat aber in dem kurzen Zeitraum von noch nicht zwei Jahren dazu geführt, daß in den beiden Connewitzer Be- zirksschulen vier Kinderklassen mehr als Klassenzimmer vorhanden sind. Um den dringendsten Raumbcdürfnissen ab- zuhelsen, soll ein Anbau von zwei Klassenlängen an den nach der Pegauer Straße zu gelegenen Giebel der 27. Bezirks schule ausgeführt werden. Es werden hierdurch im Erd geschoß und den beiden Obergeschossen 3 mal 4 gleich 12 Klayenzimmer gewonnen. Nach Abzug eines Raumes sür einen Nähsaal verbleibt ein Zuwachs von 11 Klassen zimmern, so daß die Schule nun im ganzen 47 besitzen wird. Die Kosten für den Anbau, einschließlich Mobiliarbeschaffung usw., betragen 105 000 .<t, wozu noch 2200 .4t. für bauliche Veränderungen im alten Hause (wegen Einrichtung des Näh- saales) hinzutreten. Der Rat hat die Stadtverordneten er sucht, sich mit dem Anbauprojekt einverstanden zu erklären. * Die Hcidelbecrzeit ist wieder da. Den Aerzten erwächst in diesen kleinen, schwarzblauen Früchten ein starker Wett bewerb, denn die Heidelbeeren reinigen das Blut und regeln die Verdauung. Ihr Geschmack ist nicht zu süß. Darum sind sie bei Hitze besonders erfrischend. Am besten sind die Heidelbeeren, wie alle Früchte, gekocht, namentlich nach Be ladung des Magens mit schweren Speisen! Man sollte nicht versäumen, die guten Eigenschaften dieser Frucht sich sür den Winter durch Trocknen, Einlegen usw. zu erhalten. Heidelbeeren sind ein Reichtum von Mittel- und Nord europa, namentlich die deutschen Wälder liefern sie in Mengen. Die Blätter geben einen angenehmen Tee, den »lau gegen Gries und Blasenstein gebraucht. Die Heidel beeren haben schließlich nur das einzige Unangenehme, daß sie sich gern auf Zähnen und Lippen verewigen, wo ihre Merkmal« aber leicht zu entfernen sind, wenn man die Zähne mit pulverisierter Kreide putzt und die Lippen mit einem angefeuchteten Tuche abreibk, durch welck>cs man vor her den Schwcfeldamps von etwa vier deutschen Zündhölzern hat ziehen lassen. * Ueber die Ernte und dcu Saateustaub in Sachsen aus die Zeit von Mitte Mai bis Mitte Juni berichtet die „Sächs. Lanüw. Zeitschrift": Während der ganzen Dauer der Be- richtszeit waren nur der 24. Mai und die Tage vom 6.-8. Juni im ganzen Laude regenfrei und warm. An allen übri gen Tagen Hal es geregnet; die Niederschläge waren meist sehr ergiebig. Dabei war es, besonders Anfang Juni, sehr kühl. Im Gebirge siel das Thermometer in der Nacht vom 6.-7. Aini bis auf den Gefrierpunkt. Am 19. und 20. Mat sind in verschiedenen Landesteilen schwere Gewitter, begleitet von Hagel und sehr starken Regengüssen, ausgetreten. Der Winterweizen hat sich jm allgemeinen normal entwickelt, nur vereinzelt kommen dünue und mangelhafte Bestände vor. Der Winterroggen dagegen l)at sich infolge der starken Regengüsse vielfach bereits vor der Blüte gelagert. Auch ist die Blüte durch die naßkalte Witterung sehr verzögert und ungünstig beeinflußt worden, so daß der Körneransatz zu wünschen übrig läßt. Die Sommersaaten Haden sich infolge der reichlichen Feuchtigkeik von den durch die Trockenheit Anfang Phai eingetretenen Schäden gut erholt. Aus schwere ren und nassen Böden war es sür die betreffenden ^saaten zum Teil zu naß, so daß sie dort anfangen gelb zu werden. Im Hafer kommt in zahlreichen Bezirken sehr viel Unkraut, besonders Hederich, vor. Die Kartoffeln sind meistens gut aufgeaangen. Hier und da gebt es lückenhafte Bestände. Die Bearbeitung der Kartoffelfelder war sehr erschwert, sie mußte einige Zeit ganz ruhen. Für das Pflanzen der Runkelrüben und des Krautes war die Witterung günstig. Die Zucker rüben sind infolge des kalten Wetters nicht überall gut auf gegangen. Die Bestände zeigen vielfach Lücken, auch die Ent wickelung war nicht allenthalben «ine normale, und die Be seitigung des reichlich gewachsenen Unkrautes konnte bei der Nässe nicht in der wünschenswerten Weise erfolgen. Für die Futtergewächse war das Wetter ebenfalls vorteilhaft. Das Wiesengras sowie der Klee geben im allgemeinen guien Ertrag. Der zweite Klee hat sich indessen wegen der kühlen Temperarur nur langsam entwickeln können, hier und da sind die Schläge umgepflügt und mit Gemenge neu bestellt worden. Die Heuernte hat begonnen: bis Mitte Juni konnte indessen wenig oder gar nichts eingebracht werden. * Turngau des Leipziger Schlachtfeldes. Zu einem Fest für di« zahlreichen Turnvereine des Leipziger Schlachtfeld gaues wurde die Turn hallen weihe zu Gautzsch am 1. Juli. Das günstige Wetter hatte viele Hunderte Turner angelockt, und in einfach echt turnerischer Weise voll zog sich nach dem Festzuge durch den Ort und den herrlichen Gautzscher Rittergutspark die feierliche Weihe der neuen Turnsrätte. Der Turnverein zu Gautzsch, der seit 35 Jahren bestehl, wurde durch Umstände gezwungen, vou der Be nutzung der Schiilturnhalle adzusehcn und sich ein eigenes Heim zu beschaffen. Finanzielle Unterstützung boten dazu zahlreiche Gönner und freunde der Turnsache, und so ist der Verein in den Besitz einer Turnstätte gekommen, die ihm und dem Leipziger Schlachtfeldgau zur Zierde ge reicht. Herr Ortspfarrer Wangemann-Gautzsch vollzog die Weihe der neuen Turnhalle und knüpfte daran den Wunsch, daß hier auf vaterländischem Boden treudeutsche Gesinnung und deutsche Volkskraft und deutsches Volkstum gepflegt werden möge. Unter dem Gelöbnis treuer deutscher Turn arbeit im Dienste des Vaterlandes übernahm der Verlierer des Gauturnrates die neue Turnstätte, und bald zogen die Turner in Hellen Scharen durch das neue Heim nachder unmittelbar angrenzenden Festwiese, um dort im Wett kampfe ihre Kräfte zu messen. Im Vier kämpfe der Erwachsenen sStabhochspringen, Wcithochspringen, Lteinstoßen, Ballschleudernj siegten: 1) Robert Voigt, Lindenau, M.-T-V., 371^ P.; 2) Hugo Teichmann, Leipzig, Turngcmeiiidc, t12P.; 3) HugoZahn, Mockau, A. T.-V. O'to Taubert, Gohlis, A. T.-B., Walter Wald, Lindenau, M.- T.-V., Rudolf Richter, Eonnewitz, T.-B., 3144 P., i) Paul Geßner, Möckern, M.-T.-V., Max Hartmann, Möckern, A. L -V., Alfred Schneider, Neuschönescld, M.-T -V.. 30 P.: 5) Rudolf Matthes, Leipzig, Südvorstädtischcr T.-B, Phi lipp Borrmann, Volkmarsdors, A. T.-V., Paul Willfübr, Akademischer Turnabend Leipzig, 29 P.; 6) Pau! Nau- mann, -schönefeld, A. T.-V., Kurt Schultz, Gohlis, A. T.-V. Paul Just, Lindenau, A. T.-V-, 28'4 P.; 7) Paul Hoimann. Lindenau, T.-V., Artur Rößner, Reudnitz, A. T.-V, Fritz Epner, Möckern, M.-T.-B., 274- P.: 8) Otto Herrmann. Lindenau, M.-T.-B-, Otto Plank, Böhlitz-Ehrenberg, T. B. Walter Kolditz, Lindenau, A. T.-V-, 27 P. — Für die Best ie i st u n g im Steinstoßen, 7,18 Meter 1.5 Kilogramm, er hielt Dr. Kuhr, Akademifcher Turnabend Leipzia, einen Kranz. Höchstleistungen waren ferner im Stabhoch sprüngen 1244 P. 3,05 Meter, von Taubert. A. T.-V. Gohlis, im Ballschleudern 42 Meter Walter Wald, Lindenau, M- T.?V-, im Hochweitspringen über eine Höhe von 1,50 Meter bei 3 Meter Entfernung vom Sprungbrett von Robert Voigt, Lindenau, M.-T.-V. — Im Rrngkampfe siegte Walter Wald-Lindenau, M.-T.-V., und Reinhold Ronne burger, Neuschönefeld, M.-T.-V. — Jm Einzelkampfe der I u g e n d a b t e i l u n g e n waren die Besten im Ho t), springen, 14- bis 16jährigc Turner: 1! Paul Tappert, Schönefeld, A. T.-B., 1,50 Meter; 2) Ernst Scheibe, Lau denau, M.-T -V^, Adolf Weisflog, Eutritzsch, T.-V., 1,45 Meter. — Jm Sturmhoch springen der Jugend- a b t e i l u n g, 16- bis 18jäbrige Turner, siegten: 1) Hans Borrmann, Turngemeinde Leipzig, 2,75 Meter; 2) Emil Sodann, A. T.-B. Schönefeld, Emil Tannenberg, A T.-V. Anger-Crottendorf, Walter Isaak, T.-V. Stötteritz, Artur Reichenbach. T.-V. Connewitz, 2,70 Meter. — Die Sieger- verkündigung erfolgte erst in später Abendstunde unter aufrichtiger Dankesbezcugung gegenüber den Wetturnern, die so zahlreich angetreten, gegenüber den Festteilnehmcrn, die getreulich auf dem Festplatze ausharrten, gegenüber der Ortseinwohnersckxist, die so warme Sympathie der festlichen Veranstaltung und dem Gautzscher Turnverein überhaupt cnlgegengebracht hat. Auch Dr Gasch, jetzt in Dresden, ge dachte durch einen Draktgruß des Turnvereins zu Gantz,ch. — Das nächste allgemeine Wetturnen im Leipziger Schlacht- seldgau findet am 15. Juli in Burghausen statt. * Sächsisches Backwerk. Für einen aus Mehl hergestellten Brei l-aben wir Vas Wort Bads, Mehlbabs, vergl, die Aechcrnbäbbe lMeißen, bayer. Pampf, s. Nr. 56s, sowie die Kramipelbabbe Mehlbrei mit Eiern (Lauensteiitt; davon kommt der Name für ein Hauptgericht des westlichen Erz gebirges und des Bogtlandes: Bamves, der sich lautlich ,fll Babbs verhält wie der erzgebirg. St am per zu StäbbS — Birnenmus (Ztvenkau). Der Bambus wird aus Kartoffeln, Milch und Mehl gebacken und hat Aehnlich- keit mit der rauchen MLd; die Beliebtheit beider Ge richte ergibt sich aus den Versen sbei Ntontanus, Gangstücke, S. 93s: Wenns Bambes gibt un rauche Mäd, do song ie alle: Mer höin dc grüßte GLd, Bambes un rauche Mud. Daraus geht auch hervor, daß zwischen diesen Speisen ein Unterschied bestecht iwas Schlauch, Sachsen im Sprichwort, leugnels, doch lassen wir diesen dahingestellt: auf keinen Fall haben wir es mit einer rauhen Magd zu tun, Mäd geht wie in der erzgeb. Biermäd zurück auf Märde — Gemenge; rauch ist soviel wie trocken, früher bezeichnete man Heu als Rauchfutter im Gegensatz zum grünen Gras. Voneinander zu unterscheiden sino auch Klamper und G e tz^e n strotz Gebauer, Bilder aus dem sächs. Berglande, 1883, L. 68j; der Stamper, Stampes oder Stamms sLampertswaldes, ein dicker Brei aus ge drückten Kartoffeln, leitet sich her von stampfen, rhm ist wohl der Fratz zur Seite zu stellen svon sretzeu — essen machens; der Gehen, ein wirkliches Gobäck, wird je nach feiner Zu sammensetzung und Backart als Erdäppel-, Buttermilch-, Eier-, Mehl-, Brösel- und Oelgetzen bezeichnet lin Schlesien gibt cs auch Käsegetzen): nach dem Vogtlawde hin lRauten- kranzs istB! stgetzen die feste svtasse, zu der di« erste Milch der Kuh nach dem Kalben gerinnt, also überhaupt kein Er zeugnis der Küche. In der Oberpfalz heißt Gätz soviel wie Brei, und wenn auch die Ableitung des Wortes nicht klar ist iwie dem Fratz fretzen. wird dem Getz gehen zugrunde liegen, vergl. ergötzen, eigentlich ergezzen, wovon auch vergessen kommt), so lxtt es doch nichts mit dem von Gott abgeleiteten Götzen zu tun: wenn für den mit Leinöl gebackenen Gehen auch Oelgätze (Meißen) oder gar Oelgötze gesagt wird, so liegt eine schon fri'id auftretende Verwechselung mit dem die Oellampe tragenden Pfosten oder Bildstock vor. Jm Niederlande entsprechen dem Gehen die Blinsen, die auf ein slawisches blinesc) zurückgehen, es bedeutet im Russischen Fladen, im Wendischen Pfannkuchen. Diese und ihnen ahn. liches Gebäck heißen auch Krüppel sch e)n, von mittelhoch deutsch ki-npie — K-ralle, althochdeutsch esti-ap/c». Auch die Gringelchen sLampertswalde) von althochdeutsch stein« — Ring und die Sprungfedern sind hier zu nennen. Jm Erzgebirge (Bockau) ziehen am Fastnachtsdienstag die Kinder in kleinen Trupps mit einem hölzernen Spieß in der Hand von Haus zu Hans und erbetteln sich Brezeln oder Krüppeln unter dem Gesangs Do reck ich man -spieß ei übern Herrn sän Tisch nei. Steckt er mir a Krüppel nL, is er 6 a seiner Mä. Is er aber a gorstchr steckt er mir a Dreckel nä. * Zum Leisniger Automodilunglück. Der Clmusfeur Herr Ernst Adam, Oschatz, der sich bei dem fürchterlichen Automobilunglück am Himmelfahrtstage lebensgefährlich? Brandwunden zugezogen hatte und seildem (24. Mai) im Leisniger Krankenhausc in der Belmndlung des Herrn Dr. Hcnbner ist, ist jetzt außer Gefahr und hat gestern zum ersten Male einen größeren Ausgang nach dem Bahnhose unternehmen können. In einigen Wochen wird er aus dem Krankenbau'e entlassen werden können. * Kellerscncr. Infolge von Selbstentzündung gerieten in vergangener Nacht in einem Keller eines Hauses der Rend- nitzer Straße dort lagernde Briketts in Brand. Das Feuer wurde von der Feuerwehr bald gelöscht. * Noch rechtzeitig überlegt. In selbstmörderischer Absicht sprang heute morgen ein 23jäbriger Bäckergeselle aus Slör- teritz an der Waldstraßenorücke in den Elstermühlgraben, arbeitete sich aber selbst wieder heraus und wurde nach dem .Krankenhause geschafft. * Kind verunglückt. In der Torgauer Straße in Volkmarsdors wurde gestern «in 13jahriger Knabe von einem Raosahrcr Hingerissen. Er brach den linken Unterschenkel. Ob dem Radfahrer ein Verschulden beigemessen werden kann, werden die weiteren Erörterungen ergeben. * Zechpreller. Verhaftet wurde ein 45 Jahre alter Ar beiter aus Schneeberg wegen Betruges. Er hatte in einem Restaurant der inneren Stadt, ohne im Besitz irgend welchen Geldes zu sein, eine bedeutende Zeche gemacht. * Unsittlicher Bursche. In unsittliclfcr Weise veraing sich in einem Grundstück der Waldstrabe ein Unbekannter, der braune Radfahrermütze trug, an einem Kinde. Offenbar hat man es in diesem Falle mit demselben Täter zu tun, der vor einigen Tagen mit zwei Kindern dieselben Handlungen vorgenommen lxrt. * Herrenloses Fahrrad. Vermutlich von einem Diöbstahle hcrrühren dürfte ein in Verwahrung der Kriminalpolizei befindliches Fahrrad, Marke „Wacker", das ein Unbekannter in einem Restaurant in Lindenau einstellte und nicht wieder abholte. Warnung vor Schwindler. Aufmerksam gemacht wird auf einen Unbekannten, der in einem Goldwarengeschäft er schien und sich dort behufs Ankaufs eines Brillantringes eine Anzahl solcher oorlcgen ließ. Durch das Hinzukvmmen eines weiteren Kunden wurde die Aufmerksamkeit des Geschäfts inhabers kurze Zeit von dem ersten Käufer abgelockt. Der benutzte die Zeit, um einen Brillantring verschwinden zu lassen und an dessen Stelle einen Bera-Diamant-Ring bin- zulegen. Der Umtausch wurde erst später bemerkt, nachdem sich der Unbekannte unter der Angabe entfernt hatte, den Kauf des Brillantringes später abzuschließen. Der Betrüger, der sich aus Befragen des Juweliers „Felsing" genannt nnd an gegeben hat, daß er Tauchaer Straße 12 wohnhaft sei, dürfte auch in anderen Geschäften auftretcn. Er ist ca. 22 Jalrre alt, von mittlerer, schmächtiger Gestalt, hat längliches, bage- deren Kämpfe man nichts weiß. Lauristou weiter rechts erstürmte Gossa, ward aber abends durch Teile der preußi schen Division Pirch und eine russische Gardebrigade zurück geworfen, nachdem er schon die Hälfte des Grenadierkorps Rajewski überwältigt. Ta« er in diesem erbitterten Rin gen „die Hälfte", „5000 Mann ', verlor, ist reine Mythe, und gerade der Verlust der Division Massou, ivovon man Wunder- oinge fabelt, betrug nur 38 Offiziere, während Division Rochambcau 62 verlor. Es ist also töricht, wenn die bisherige Darstellung immer nur von Maison spricht. Dieser selbst war verwundet, seine beiden Brigadcgeneralc und süns Obersten Lanristons lot und verwundet, drüben Rajewski selber. Da sortier, nach dem Offiziersverlust zu schließen, weit mehr ^< r!or, als Oudinols andre Hälfte der Jungen Garde, so muß auch Gortschakoss Gefecht olutig gewesen jein. Daß Pirch nur 450 Mann verloren hätte, ist ebenso lächerlich wie die ossizielle Angabe, Division Zielen (bei Klenau, am 16. wenig t.'.gagicrl) habe an beiden -schlachttagen nur 300 eingebüßt, wäörend schon allein die preußische Reservereiterei 500 für nch zugesteyt Wir beharren daher bei unserer Tivination, Laß die offizielle Gesamtverlustliste des Korps Kleist nur stir den 16. gilt, wo 43 Offiziere, 1054 Mann sür Pirch ganz oer Sachlage entspricht. Inzwischen hatte eine Massenbatterie Trouots die Ko lonne Eugen Württemberg im Zentrum vor Wachau völlig zerschmettert. Der Verlust ging ins Ungeheure. Nur die über alles Lob erhabene TodesoeraHlung der Preußen- dioi'ion Km;, die starre Standhaftigkeit der Moskowiter, der Heldengeist des fungen Prinzen Eugen, des Siegers von Kulm und Veteranen vieler Schlachten, hielten den Kampf noch eine Weile in der Schwebe. Dann strömten die Trüm mer langsam auf Gossa zurück, indes das Korps Victor teilsIiber Wachau nachstieß, teils mit der Division Tubreton die Schäferei Auenbain eroberte, die russische Grenadier- üivision Sulima vertreibend. Tie Kolonne Kleist rang seit morgens um Markkleeberg in überaus blutigem, grimmigem Kampfe gegen das schwache Korps Augereau (nur eine Di vision) und das an Fußvolk noch schwächere Korps Ponja towski, deren Hälften obendrein die Flußstrecke Dölitz-Conne- witz gegen das Korps Meerieldt verteidigten, nur unterstützt von der schwachen Marichbrigadc L?'ol. Tas polnische Rerter- korps (E8xs Kellermann abwesend), Poniatowskis Krakusen, später belgische Lanciers, sächsische Zastrowkürasstere und Gardebrigade ausmarschierte. Weißenwolss ungarische Gre nadiere rangen hier hart, während Bianchis stattliche sechs Regimenter das von Kleist endlich geräumte Markkleeberg zurückeroberten, wo Preußen und Polen an Tapferkeit wett eiferten. Da die Polen heute mindestens 1000, oas volnische Neiterkorps 500, Augereau 500 (23 Offiziere) verloren — Ailgereau focht also keineswegs jo hitzig, wie auch Major Friederichs Darstellung es noch glaubt —, so erscheint die Gesamtverlustziffer, 55 Offiziere, 2810 Mann, für die Bri gade Prinz August ganz passend für den 16. allein, zumal auch ein Teil Verlust von Victor hier bcizurechnen ist. Dieser büßte 143 Jnfanterieoffiziere, also wohl 3000 Mann, ein. Bis zur Nacht wogte der Kämpf bei Markkleeberg, das aber die Oesterreicher, allen gegenteiligen Berichten zum Trotz, zuletzt aufgaben. Denn noch am 18. früh lagen dort Vortruppen Napoleons. Ein Vorstoß des Regiments Ester hazy seitwärts auf Dölitz endete schlimm, da um fünf Uhr Neys Division Broyer dort anlangte und später bis über die Pleiße gegen Raschwitz tiraillierte. Gleichwohl erregte Bianckis Andrang solche Besorgnis, daß er die Division Curial der Alten Garde dorthin dirigierte. Daß aber deren Brigade Rothemburg dort ernstlich focht, ist falsch, vielmehr verlor Curial Null, also bestürmte seine Fustlierbrigade Christiani auch nicht Schloß Dölitz. Die überaus heftigen Kampfe Meerseldts, der selbst verwundet, in Gefangenschaft geriet, bei Dölitz-Connewitz endeten mit vollem Mißerfolg. Die Rückeroberung von Gossa und Auenhain war das einzige, was einigermaßen das Gleichgewicht wiederherstellte * Mauve! Gareia In London ist am Sonntag abend der berühmt« Gesangiehrer und Erfinder des Kehlkopfspiegels Manuel Äarcia im 102. Lebensjahr sauft rntscklasen. Am 17. März vorigen JahreS feierte der Verstorbene, der grdßie Ge sangsmeister deS 19. Iahrbunderts, unter großen Ehrungen seinen 100. Geburtstag, wozu ibm u. a. der drutscke Kaiser die große goldene Medaille für Wissrufckaft verlieb, die ihm von Geheimrat Professor Dr. B. Fränkel nach London überbracht wurde. Garcia wurde im Jahre 1805 al» Sohu de« Kompouisten gleichen Namens in dem katalanischen Städtchen Aafra geboren. Mit seinem Vater und seinen Schwestern wirkte er von 1885 bi» 1828 in New Pork und auf Knnstreisen in Mexiko, entsagte aber mit vierundzwanzig Jahren der Bühne, weil feine Baßstimme itutz nicht die materiellen Vorteile bieten konnte, vor allem 800 Auserlesene der Gardereiterei machten energische At tacken und zwangen die zur Rettung anlangende Kürassier division Nostitz zuletzt zum Weichen, nachdem sie anfangs bis Wachau gegen Gardeviereckc vorgesprengt. Diese tapferen Kstrassiere verloren 800 Mann, das Regiment Sommariva allein 400. Etwas später brach Murat von Wachau her mit dem RetterkorpS Latour-Maubourg vor, die Dragoner PagolS in Reserve, wart die russische Gardereiterei uno die Küras sierreserve über oen Haufen, erlahmte aber zuletzt vor Gossa, da er in Teiche und Gräben geriet. Nicht Neumärker Dra goner, dänische Kosaken, wie die Legende will, sondern schlesi chc Kürassiere brachten die Spitze der Äeitersäule zum Weichen. Daß Murat aus Verräterei den Angriff absichtlich schlecht leitete, ist natürlich erfunden, das Gerede vom zu schnellen Anritt ein sinnloses. Als Murat seine Vorderdivision Bordesoulle in ungünstiges Gelände ver strickt und dem Nachfeuer der ausfahrenden 90 Kanonen der russischen Reserveartillcrie ausgesetzt sah, führte er seine Masse rasch aus der Feuerzone. Daß Bordesoulle nachher tobre, man habe ihn ununterstützt gelassen, besagt noch lange nicht, daß ihm nicht anfangs andere Massen folgten. Wahr scheinlich litt gerade hier um drei Uhr die französische Rei terei schwer durch Kanonade. Denn die Angabe, eine Kü rassierbrigade Doumercs habe schon um elf Uhr zweihundert Mann durch bloßes Stillhalten im Gcschützfeuer verloren, klingt höchst unglaubwürdig. Wie fürchterlich hätten dann erst die Geschwader Pahlens unter der weit überlegenen Kanonade Trouots leiden müssen, die sich davor erst nach längerer Zeit zurückzogcn! Uebrigens wurden Brigadegeaeral Bcssiöres, vier Obersten Latour-Maubourgs, dieser selbst und Pagol bei diesem Gefecht verwundet; drüben waren Divisionär Tuca, außerdem Mei russische Reiteraenerale tot. Trouots Artillerie war Murat nachgerückt und schlug nach dessen Weichen jede Verfolgung allein ab, Rajewskis Grenadiere haufenweise wegsegcnd, die bei Gossa und Auen hain 4000 einbüßten. Als aoer das bisher bei Meerfeldt am anderen Pleißenuser Herumirrende österreichische Re- iervekorps bei Erobern diesseits austauckste, entbrannte seit drei Uhr ein neuer grimmer Kampf. Oudinots Divisionen Pacthod und Decouz sollen bei Markkleeberg eiugegriffen haben, doch belegt ihr geringer Verlust, daß die Junge Garde sich dort sehr schonte. Abends mußte die Division Dubreton Auenhain wieder fahren lassen, wo sogar noch die preußische aber auch, »veil er frühzeitig für den Gesangsunterricht ein besonderes Interesse hatte. Schon im Jahre 184" reichte er bei der französischen Akademie ein „Kämoiro sur lr» voix bumaiiw' ein, das zwar noch nickt die von ihm später gemachten Entdeckungen über die physiologische Tätigkeit des Kehlkopfes und der Stimm- bänder enthält, aber ihm doch die Anerkennung der Akademie cin- tlug und die Ursacke war, daß er bald darauf zum Gesangspro- sessor am Konservatorium ernannt wurde. Seitdem, über ein halbes Jahrhundert, wirkte Manuel Garcia als der bedeuiendfte Lehrer des bvl cnnto, und die berühmtesten Sänger nnd Sänge rinnen pilgerten nach Paris und später nach London, um seinen Unterricht zu genießen. Unter den Schülerinnen des berühmten Lehrers befanden sich neben vielen anderen auch Jenny Lind und Christine NilSson. * Kleine Chronik. Zu Anfang d«S JahreS 1907 soll mit der Druckleguna Les Technolexikous des Vereins deutscher Ingenieure begonnen werden. An diesem allgemeine» technischen Wörterbuche für UrbersrtzungSzwecke (in den drei Sprachen Deutsch, Englisch und Französisch) arbeiten jetzt rund 2000 in- und aus ländische Firmen nnd Einzelpersonen mit. Die Zahl der gesammelten Wortzettel beträgt über 3 000 000. Druck und Verlag sind der Firma I. I. Weber in Leipzig übertragen worden. — Der Bildhauer Theodor Khuen wurde mit der Anfertigung de« Grabdenkmal» für Josefin« Gallmeyer auf denr Zentralfriedhose vom Wiener Stadtrat betraut. — Bom Nationalsängerfest in Newark berichtet man dem„L.-A." aus New Bork, daß der interessanteste Teil des am Sonnabend in Newark (New Jersey) begonnenen 21. Eängerseste» des nordöst lichen Sängerbundes der am Mittwoch stattfindende Kamps um den deutschen Saiserpreis sein wird, um den, wie bereit gemeldet, fünf hervorragende Vereine, darunter „Con cordia" aus der Kohlensladt WilkeSbarre konkurrieren. Die Sänger dieses Vereins, Abkömmlinge verschiedener Natio nalitäten, aber wenig Deutsche, haben sich den Text des Liede» „Han» und Grete" in» Englische übertragen lassen, um den Inhalt bester zu verstehen. Dann wurden di« Worte nach eng lischer Aussprache mundgerecht gemacht, so daß sie in der neuen LeSart genau den deutschen Text ergeben. Unsägliche Müde hat die „Concordia" auf die Einübung de» vom Festdirigrnten Julin» Lorenz komponierten Kaisrivrri»liede» verwendet, und der Sieg winkt dem Verein, obalrick nur weniae der Sänger Deutsch ver stehen. Am Cängrrsrst nehmen ungesahr 50000 Deutsche au» alle» Teilen der Bereinigten Staate« teil.
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