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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 20.02.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-02-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193202206
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19320220
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19320220
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1932
- Monat1932-02
- Tag1932-02-20
- Monat1932-02
- Jahr1932
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 20.02.1932
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MMWWNIL MEI»«.8t«M»' M M du Alw NMS RlM. * Dresden. Da» Lawdesamt Sachsen de» .Stahl helm"', Bund der Frontsoldaten, hat -um Tod« de» König» Friedrich August von Sachsen sorgenden Tagesbefehl er« lasten: Kameraden I Nachdem noch vor wenigen Lage« ge legentlich «ine» Besuche» der Jagdausstellung t« Berlin durch die Presse die Nachricht ging, daß Sein« Majestät König Friedrich August sich bester Gesundheit erfreue, ereilt un» heut« die Nachricht von seinem un« allen gänzlich un erwartet g«k"mmenen Heimgänge. Wir stehen tief erschüttert an der Bahr« unseres hohen Ehrenmitgliedes, dem wir «S heute noch einmal ganz besonders Hanken, daß er sich ge legentlich de» IS. Reichsfrontsoldatentages am 81. Mai 1981 freudig bereit erklärte, der Bitt« des Landesverbandes zu entsvrechen und die Ehrenmitgliedschast des Stahlhelm, Landesverband Sachsen, anzunehmen. Mit Stolz und Freude gedenken wir des Tages in Sibyllcnort, wo wir noch einmal unserem geliebten König ins Auge sehen und noch einmal vor ihm vorbetmarschieren durften. Noch ein mal rufe ich Euch heute seine Ansprache an Euch an jenem Nachmittag in» Gedächtnis zurück, di« im folgenden Gay ausklang: Durch Annahme der Ehrenmitgliedschaft ist der- heutige Tag für mich von ganz besonderer Bedeutung, da ich mit meinen alten Soldaten noch enger verbunden bin und ge meinsam mit ihnen am Wiederaufbau helfen werde." Ein Schicksal, dessen Wege wir so ost nicht verstehen, hat e» anders beschlossen: der allmächtige To- hat uns unseres Landesverbandes einziges Ehrenmitglied genommen. Mit ihm ist der letzte König aus dem Hause Wettin heim gegangen, das in mehr als tausendjähriger Geschichte die Geschicke unseres Sachscnlandes gelenkt hat. Wir, als bi« berufenen Vertreter der alten Armee, der nach seinen eigenen Worten seine ganze Liebe galt, senken trauernd unsere Fahnen vor der Bahre unseres letzten Königs und Kriegsherrn!" Der Tagesbefehl, der von dem LandeSsührer Brückner unterzeichnet ist, wird in allen Ortsgruppen gelegentlich der nächsten Vollversammlung verlesen werden. Bis nach dxn M MW MW. veisetzungsfeierlichkeite« ist jede festliche Veranstaltung im ^Stahlhelm" untersagt worben. * LMkklMkÜW Ak rntMaliMkll MMR. * Dresden. Die TXutschnatiooal« Bolkspartes, B«» ,i«rs»er»a«d Dresden, gibt bekannt: Wir Deutschnationalen Dresden» trauern mit allen aufrechten Männern und Frauen der sächsischen Bevölke rung uni unseren König Friedrich August. Er, der viel verkannt und von feilen Febern herabgesetzt, den sächsischen Thron Innehatte, war in der Schlichtheit und Geradheit seine» Wesens, in der Unabhängigkeit und Gesundheit seines Denkens, in seinem vorbildlichen Familiensinn und der Güte seines Herzens ein echter Nachfolger jener groben Wettiner, di« Seite an Seite mit den Hohenzollern von 1866 an das Deutsche Reich gebaut und gefestigt haben. Dankbar gedenken wir seiner Staatsführung im Kriege: sein Ver dienst war es, dab in aller Flaut« und Zwiespältigkeit der Haltung amtlicher deutscher Kreise in jener Zett wenigstens von Sachsen manches belebende mannhafte Wort hinauS- kliwgen konnte. Unter König Friedrich August und seinen unmittelbaren Vorgängern war Sachsen ein vorbildlich organisierter Staat innerhalb des Deutschen Reiches mit wahrhaft fortschrittlichem Geist in der Verwaltung. Mit einem musterhaften Bilbungswesen, alles gezügelt von staatsmännischer Besonnenheit. Dresden dankt dem König vor allem die Erhaltung seiner Theater und Kapelle, an deren Weltruf der König schwere persönliche Opfer setzte. Das sächsische Volk hat sich, unbeirrt durch alle demagogische Verunglimpfung, sein gerechtes Urteil über den König er halten: Schmähung und Entstellung fallen aus ihr« Urheber zurück. Wir sind stolz, dab ihn seine Ueberzeugung zum Freunde unserer politischen Haltung gemacht hatte. Die Deutschnationale Volkspartei, Bezirksverband Dresden, bittet alle ihre Mitglieder und alle treuen natio nalen Männer und Frauen, bis zur Beisetzung des Königs auch das äubere Zeichen der Trauer anzulegen. Die Partei veranstaltet in der kommenden Woche «ine Trauerfeier im Bereinshaus. SokM-Zelem iw MIM. vdz. Auch im Auslande rüstet man allenthalben, den hundertjährigen Todestag Goethes wür dig zu feiern. In Frankreich hat sich zu diesem Zweck ein Ausschuß gebildet, dessen Präsidium der Mathematiker und frühere Ministerpräsident Painlevs übernommen hat; Vize präsidenten sind der Dichter Paul Valdry und der Sena tor Anatole de Monzie. Die erste Goethe-Feier hat die Universität Dijon ver anstaltet. Dort sprach Frl. Prof. Blanguis über „Goethe und das moderne Europa." Darauf folgte eine von den zahlreichen deutschen Studenten in Dijon veranstaltete Vor tragsreihe über „Goethe und die Natur", „Goethe als Balladendichter" und „Der Lyriker Goethe", die von Wer ken Beethovens, Schuberts und Mozarts würdig umrahmt wurde. Zu Pfingsten wird oie Straßburger Universität den großen Dichterfürsten ehren, wobei besonders sein Straßburger Aufenthalt und seine elsässischen Erlebnisse gewürdigt werden dürften. Das Goethe-Programm der Pariser Sorbonne ist noch nicht fertig ausgearbeitet. Ende März wird die Staatsbühne des Pariser Odeon den „Clavigo" in einer neuen Uebersetzung aufführen. Im Oktober widmet die Pariser Nationale Bibliothek dem deutschen Dichter eine Ausstellung von Goethe-Erinne rungen. Uebrigens wird oer bekannte Germanist der Sor bonne Pros. Andrö Lichtenberger innerhalb der Weimarer Vortragsreihe vom 21.—27. März über „Goethe und Frankreich" sprechen. Die französische Hochschul-Reisever einigung „La Momade" veranstaltet im August eine Auto- rundreise ourch die deutschen Goethestädte. Auch in Ita lien hat die Feier des Goethe-Jahres bereits begonnen. Den Auftakt bildete ein Vortrag des Prof. Manesorda an der altberühmten Universität Bologna, der insbesondere Goethes „Faust" und seine einheitliche Lebensauffassung würdigte. Für Bologna bedeutete dieser Vortragsabend ein großes gesellschaftliches Ereignis. KM M MMU WscheAftzielpla« der Sächsische« StaatSthe«ter. OperuhanS: Sonnt«» (21.), norm. 11,30: Morienfeier der Dresdner Dbilharmauie zum Vesten ihrer PemianStaff«; außer An recht: »Die Macht der Schicksals" «7,30 bis gegen 10.30). Manta«. Anrecht 4; .Gasparane" (8 di» «eg«« 10,4b). ^senStag, Anrecht 4: .Ufzilianische vauernetre", .Der Aajazeo (8 Hf» geyen 10.45». Mittwoch, kür die Dresdner Lheatergemeind« de« Bllbnenoolksdnnde« (kein öffentlicher Kartenverkauf»: .Schwand«, der Dudelsacko'eifer" <8 di« gegen 10,1b). Donnerstag, Anrecht 4: .«»«„rone" (8 bi« gegen 10,4b». Freitag, Anrecht 4: .Ein Maskenball" (7.30 dj« nach 10». Sonnabend, außer Anrecht: .Das Rdeingoid" (7.80 bi« S.4b). Sonntaa (28.), außer Anrecht: »Di« Walküre" (8 dt« gegen 10». Montag, süßer Anrecht: »Ess- parone" (7,80 bt« gegen 10,1b). SchauspielHau»: Sonntaa «31.). außer Anrecht: .Das Gesetz in dir* (7L0 bis nach 10). Montag, Anrecht 4: .Di« endlose Straße. (8 bis na» 10,SO). DIenStaa, neu «inftudiert, An- recht 4: .Elavigo" <8 bis gegen 10,30). Mittwoch, An recht 4: .Elavigo" (8 bi« gegen 10,30». Donnerstag, für die Deutsche Buchgeweinschakt lkein öffentlicher Kartenver kauf) : .Di« endlos« Straße" (8 bi« nach 10,30). Freitag, Anrecht 4, zum ersten Mal: .Dor Sonnenuntergang" (8). Sonnabend, Anrecht 4; .Einen Jux will er (ich wachen" (8 bi« 10,48». Sonntaa (28.), außer Anrecht: .Drin» Methu salem" (7,30 bis 9.45). Montag, Anrecht 8: .Dor Sonnen untergang" (8). Mberttheater: vom 21. bi« 29. Februar. Sonntag und Montag. Tafffpiel Henny Dorten" : .Madame Sans Eäne". Diens tag: .JobanniSfeuer". Mittwoch: Gasts». Hermine Körner: Llbr Korporal". Donnerstag: Washington-Gedenkfeier. Freitag: -Zapfenstreich". Sonnabend: Gastspiel Hermine Körner: »Ihr Korporal". Sonntag, vor«. Ballettmufiken; abend«: .Iohannisfruer". Montag: .Zapfenftreich". Komödie: Dom 21. bi« 29. Februar. Montag bi« Sonnabend: »Der Mustergatte". Sonntag norm, Tanzmatinee: Ehinita Ullmann, nochm.: .Die spanische Fliege", adendS: »Der Mustergatte". Montaa: .Der Mustergatte." Refidenztheater: Bi« mit 28. Februar. Sonntag, nach«. 2 Uhr: .Di« SiSprimessin": nachm. 5 Uhr: .MaScattchen". Allabendlich: .Maskottchen". Sonntag, nochm- 2 Uhr unbestimmt, nach mittags 5 Uhr: »Maskottchen". Eeutraltheater: Dom 22. bi« mit 2V. Februar. Allabendlich 8 vhe Galtsp. Mimi GeyneS in: -Da« Veilchen von Montmartre. Sonnabend «27.», nach«. 4.30 Uhr: .Di« Königin der Luft." Sonntag (28.), nachm. 4,30 Uhr: ,Jm u»«iß«n Rößl". Jede« Nachmittag «« 4 spielt Mariecheu schön Klavier. Mein Mariecheu hat Talent! — »eil sie alle Note« kennt. So stolz spricht jede Mutter, die ihr Kiud ,»» eiu« tüchtigen Lehrkraft ausdilde« ließ. Eine kleine A»zeige i« Riesaer Tageblatt besorgt Sie Jhueu. Schloß Gqbilleuort in Schlesien, das der König nach seiner Abdankung seit dem Jahre 1918 bewohnte. Der König i« Kreise seiner Familie mit Kindern und Enkeln. rrntter M Fasching. — Verspäteter Sport. — Der Bettler vor d«r »ttr. Er war gar nicht lustig, der Fasching aus dem Jahre des Unheils 1982. Nein, er zog den Dresdnern kein freund liches Gesicht, die sowieso mit dem übermütigen Gesellen nichts Rechtes anzufangen wissen. Leute liefen genug um her, auch Papierschlangen flogen im Wind, Konfetti bildete einen bunten Teppich aus dem Asphalt und zerschlagene Pritschen sprachen beredt von allerlei unrühmlichen Schlach ten. Aber wo blieb die tolle Ausgelassenheit, die nun ein- mal zum Fasching gehört, wie bas Tüpfelchen über dem I? Nur das kleine Volk war wieder rege auf den Beinen. An Trappern un- Indianern, gräßlich beschmiert und sonder bar gekleidet, fehlte es auf keiner Straße und die kleinen Schlauberger drangen mit Krtegsgeheul gar in nahrhaft« Läden ein und baten dort ganz bemütigltch um ein Scherf lein für den nie zu befriedigenden Appetit. Und siehe da, eine mildtätige Fleischersfrau ließ, La eS gerade Dienstag war, also Würsteltag, warme Leberwürftvl bringen un verteilte sie unter die Schar. Da standen Sioux und Apa chen ohne FriebenSpfeise friedlich beieinander, biffen in die heißen Delikatessen und sahen danach mit ihren fett beschmierten Gesichtern noch viel furchterweckeuder > au» al» vorher. Die kleinen MädelS aber zogen e» vor, al» nied liche Pieretten, als Rotkäppchen oder Holländerinnen Be wunderung zu erregen. Sie liefen sittsam neben der lächelnden Mutter her und wagten es nur hie und da, einem Jungen etwas Konfetti ins Gesicht zu werfen. Ja, MädelS sind nun einmal nicht kriegerisch gesinnt, nicht ein mal zum Fasching. Und die Großen? Da spukt in er zwungene Fröhlichkeit schon gar zu sehr die Aschermittwoch- stimmung, des schlimmen Sorgenwinters. Und endlich einmal ein Sonntag mit Schnee und der Möglichkeit, sich mit etwas erfrischendem Wintersport die Sorgen zu vertreiben. Manches Brettelpaar mit den dazu gehörigen Stöcken und dem schönen Skidreß, wartete schon auf die Gelegenheit, in Aktion zu treten und manches blasse Büro- ober Geschäftsmädel las mit ärgerlicher Miene di« Schneebericht«, die bisher meistens besagten: Sport un- möglich! Am letzten Sonntag erst klappte es. Oben im Gebirge ein frisches, fröhliches Leben und Treiben, auf dem Bahnhof brettelbewehrte Menschen — freilich nicht so viele, wie eS an den früheren Wintersonntagen -er Fall war — aber eS waren immer schon genug, die eS wagten, die noch dünne Schneedecke zu befahren. Auch auf den Elbwiesen am Waldschlüßchen, in Plauen, Tharandt, Langevrück, überall, wo man erwarten durfte, eine leidliche Fläche zu finden, tummelte sich alt und jung mit Rodelschlitten un- Skiern und atmete die herrliche klar« Winterluft. Und doppelt ge- mütlich empfängt Len Heimkehrenden dt« warme Stube dann daheim. Ja, n>er ein wohlüurchwärmtes Zimmer sein eigen nennt, -er mag sich immer noch glücklich preisen. Sieht man «s -en armen Menschen an, die in dünnem Rock, den Hut in die Stirn gedrückt, an uns vorbei durch die Straßen eilen, -aß sie von Tür zu Tür gegangen sind, Psennig zu Pfennig sammelnd, um sich endlich in einer der Wärme stuben eine Suppe kaufen können? Bitter ist das Los des Bettelnden: denn so viele müssen von Tür zu Tür gehen, die früher nie an solches gedacht hätten. Manche Leut« ärgern sich über die tägliche, ja stündliche Belästigung gnd rechnen, daß sie eine ganze Menge Geld so nach und nach hingeben. Es gibt auch solche, die einfach ihr« Tür zuwersen, ohne ein Wort oder eine Gabe. Sie haben viel leicht schlimme Erfahrungen gemacht, gewiß. Daß da ein Mann um etwas warmes Essen gebeten, daß die mitleidige Hausfrau ihm «inen Teller von Gemüse mit Fleisch vom eigenen Tische gegeben, -aß sie aber später den Teller vor der Tür gesunden mit dem ganzen guten Esten, nur baß di« Stücke Fleisch gesehlt hätten. Oder daß einer dem Bett ler Geld gegeben und ihn dann im Schnapsladen gesehen .habe. Doch solche Erfahrungen sollen die Mildtätigkeit nicht verscheuchen. Sind es auch hie und da Unwürdig«, denen die Gabe gereicht wird, so sollen doch wirklich Un glückliche nicht darunter leiden. — Und bitter, gar zu bitter mag e» sein, von Tür zu Tür zu gehen! Regina Berthold
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