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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 23.11.1906
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-11-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19061123025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1906112302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1906112302
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1906
- Monat1906-11
- Tag1906-11-23
- Monat1906-11
- Jahr1906
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Lokales unü vermiscdler. rvetterbevicht de» kgl. sächf. nreteorol. vrerden. VoruuSsage für den 21. November. Still, vielfach nebelig, geringe Niederschläge, Temperatur nicht erheblich geändert. * Der kommandierende General, General der Infanterie Gras Vitzthum von Eckstädt, wird sich am 24. d. M. mit einer Abordnung der Königlich Sächsischen Armee nach Alten burg begeben, um dem Herzog von Sachsen-Altenburg, der an diesem Tage 50 Jahre der Sächsischen Armee angehört, die Glückwünsche des Königs, sowie die der Sächsischen Ar mee darzubringen und ein Handschreiben des Königs zu überreichen. Zur Abordnung sind ferner befehligt: General leutnant Basse, Kommandeur der 4. Division Jk. 40, Generalmajor Barth, Kommandeur der 6. Infanterie- Brigade Nr. 64, Major Graf Vitzthum von Eckstädt, Kommandeur des 1. Jäger-Bataillons Nr. 12. 8.2.L. Wichtig für Bierkäadler. Eine für Bier brauereien, Brerhäuoler und Schankwirte interessante Entscheidung von prinzipieller Bedeutung fällte der Strafsenat des Königlich sächsischen Oberlandesgerichts unter dem Vorsitz des Scnatspräsidcnten Kurtz. Im Jahre 1897 erließ der Rat zu Dresden eine Verordnung, nach welcher die Leitungsrohre bei Bierdruckapparaten aus Zinn und nicht, wie das in einigen anderen Städten, z. B. in Leipzig, der Fall ist, aus Blei hergestellt sein müssen. Die Riebeck-Brauerei in Leipzig-Reudnitz hat nun in Dresden eine Niederlage errichtet, in welcher Bierfässer abgefüllt werden und der Inhalt auf Flaschen ge zogen und in den Handel gebracht wird. Die Rohrleitungen der hierbei benutzten Drückvorrichtungen sind jedoch nicht aus Zinn, sondern aus Blei hergestellt, und das hatte zur Folge, daß der Direktor der Riebeck-Brauerei, der Kaufmann Ranft in Leipzig-Reudnitz, in Strafe genommen wurde. Gegen das ihm zuteil gewordene Strafmandat beantragte R. richterliche Entscheidung. Er machte geltend, daß die Verordnung des Rates zu Dresden vom Jahre 1897 sich nur auf Schankwirte, aber nicht aus Brauereien und Bierhändler beziehe. Die diesbezügliche Klausel sei durch ei» redaktionelles Versehen in die Ver ordnung gekommen. Das Landgericht erkannte auch auf Freisprechung, doch legte die Staatsanwaltschaft Revision ein, indem diese Behörde hervorhob, daß schon aus sanitären und gesundheitlichen Gründen die Leitungsrohre in deu Bierdruckapparaten aus Zinn und nicht ans Blei ber- -ustellen seien. Die betreffende Verordnung treffe sowohl die Schankwirte, als auch die Bierhändler und Brauereien. Diese Ansicht der Staatsanwaltschaft wurde von der Gegen partei energisch bekämpft. Dor ollem wurde bemerkt, daß über die Frage, ob Blei oder Zinn zu den Leitungsrohren Vcrwen- duna finden müßten, die Ansichten verschieden seien. In Leip zig sei man gegenteiliger Meinung. Unbewußt und ungewollt s«en die Bierhändler von der Verordnung betroffen worden. Dos Oberlaudesgericht sprach den Beklagten frei, verwarf die Revision der Staatsanwaltschaft und legte der Staats kasse sämtliche Kosten des Verfahrens auf. Auch der höchste sächsische Gerichtshof war der An sicht, daß die Verordnung des Rates zu Dresden sich nur auf Gast- und Schank- wirte, nicht aber auch auf Bierhändler und Brauereien er st recke. * Das Theater-Restanraut wird am 1. Dezember von R. Horbach, bis jetzt Pächter der „Stadt Merseburg" in Lindenau und früher Koch bei Baarmann, übernommen. Bis dahin führt der Schwiegervater des bisherigen Pächters das Geschäft weiter. * Unfälle. Auf dem Freiladebabnhof fiel einem beim Abladen eiserner Pianorahmen beschäftigten 23jährigen Ar beiter ein Nahmen im Gewichte von 2 Zentnern auf daS rechte Bein. Der Mann erlitt einen Unterschenkelbruch und fand Ausnahme im Kraakenbaase. — Auf dem Georgiring sand ein Zusammenstoß zwischen einem Motorwagen und einem Rollaesckirre statt. Der Kutscher de« letzteren wurde dabei vom Bocke auf die Straße geschleudert, ohne Schaden zu nehmen. Der Motorwagen wurde leicht beschädigt. * Verwechseltes Fahrrad. In Verwahrung der Kriminal polizei befindet sich ein Fabrrad Marke „Stabil* Nr. 21049, daS auf dem Postamt in der Frankfurter Straße an Stelle eines abhanden gekommenen Rades Marke „Cäsar* mit der Firmenbezeichnung ,S. O. Lange* zurückgeblieben ist. Ver mutlich liegt nur eine Verwechselung vor. * Jugendliche Einbrecher. Zur Verantwortung gezogen wurden 5 Burschen im Alter von 14—16 Jahren, die auf dem neuen Meßplatz an der Frankfurter Straße eine Kantine und eine Baubude erbrochen und daraus verjchiedene Biktu- alien und Handwerkszeug gestohlen haben. * Lchlafstcllendieb. In der Nürnberger Straße mietete sich ein angeblicher Schuhmacher Daniel Recknagel ein, der unter Mitnahme einer Partie HerrenkleiduugSslücke wieder verschwand. Die Sachen konnten dem Dieb, der verfolgt wurde, wieder abgenommen werden, doch gelang eS ihm zu entkommen. Er »st etwa 20 Jahre alt, mittelgroß, hat volles Gesicht, schwarze- Haar, trug dunklen Jackettauzug, dunklen Hut und gelbe Schuhe. * Stzertaltsten. Diebe, die eS aus Betten abgesehen haben, sind in Parterrewohnungen am Sütplatz, in der Hohe- und in der Albertstraße aufgetreten. Sie stahlen zwei Deckbetten mit roten Inletts und rot- und weißgewürfelten Ucberzügeu, ein Paradekopskissen mit rotem Inlett, weißem Ueberzug und gehäkeltem Einsatz, eine Steppdecke von rotem Satin und eine fast neue schwarze Hose. Einige der Ueberzüg« sind mit Monogramm Ll. 8. gezeichnet. * Kurze Freude. Jene Schwindlerin, die vor einigen Tagen bei einer Herrschaft in der Reichsstraße de» Dienst angetretcu batte und nach kurzer Zeit unter Mitnahme eines größeren Geldbetrages verschwunden war, ist jetzt fest genommen worden. Sie hatte sich einem neuen Erwerbs zweig, der Mietgelvschwinbelei zugeweudet, mußte aber schon nach wenigen Tagen erfahren, daß sie dafür noch nickt „reif* war. Die Schwindlerin wurde als eine 18 jährige Auf wärterin von hier festgestellt. * Verschiedene Diebstähle. Gestohlen wurde in der Salomonstraße ein Karton, enthaltend Frauenkleidungsstücke, Ausweispapicre und ein Sparbuch der hiesigen Sparkasse. Die Papiere und das Buch sind ausgestellt für das Dienst mädchen Anna Paula Seifert; aus einer Wohnung am Matthäikirchhof eine goldene kleingliedrige Uhrketle, 8 Stück goldene Trauringe und alles Goto von Uhren und Ringen; aus einem Gewächshaus in der Salomonstraße eine Partie Kupferrohr, etwa 10 cm im Durchmesser, von der Heizungs anlag« weg; an der englischen Kirche in der Sebastian Bach- Straße zu wiederholten Malen die Fallrohre von Zinkblech. * DaS Nevolvrrattentat in der Zahnklinik. Das von dem Studenten der Zahnheiliuude Felix Winkler am 10. Ok tober d. I. in der Humboldt-Zahntlinik in Berlin verübte Revolveratlentat beichäftigte dle 4. Strafkammer des Land gerichts I. Der aus Warschau gebürtige 19jährige Ange klagte, der in der Klinik Unterricht nahm, Hal nach verschie denen heftigen Szenen mit seinem Lehrer Dr. Fi schier diesen mir dem Revolver angeschossen und ibn schwer verletzt. Dr. F. rief dem Attentäter zu: „Sie feiger Lump, Sie haben mich ja in daS Herz geschossen ! * und erbielt die Antwort: „Jawohl, nun bade ick erreicht, was ich wollte!* Dr. Fischer ist durch Len Schuß in seiner gesamten Gesundheit arg geschädigt worden und betrachtet eö als ein Wunder, daß er nicht das Leben eingebüßt hat. Er bekundete noch, daß er von einem Lehrling schon einmal gewarnt worden fei, da der Angeklagte drohende Aeußerungen gemacht habe. Er babe sich aber nicht vor ihm gefürchtet und ihm bei der nächsten Begegnung gesagt: „Wolken Sie etwa Bomben werfen'? Denken Sie, wir sind in Rußland'?* Der Gerichtshof erkannte dem Anträge des Staatsanwalts gemäß wegen Körperverletzung mittels gefährlichen Werk zeuges auf 3 Jahre Gefängnis. Außerdem wurde dem Ver letzten Dr. Fischler eine Buße in Höhe von 3000 Mark zu erkannt. Einsturz eines VrnckcngerüsteS. Bci Krampe auf der Strecke S chu e id emüHl-Stargarv erbaut die Stettiner Firma Golnow und Sohn eine Elsenbahnbrücke. Gestern stürzte, während die Arbeit in vollem Gange war, plötzlich das Gerüst zusammen. Sieben Personen wurden schwer verletzt. Die Untersuchung ist eingelcitet worden. Schüsse auf fahrende Schucllzügc. Nachrem bereits am 10. d. M. zwischen Mechernich und Schwer,» auf den Schnellzug Köln—Trier vier scharfe Schüsse abgefeuert worden sind, hat man Dienstag abend bei Ehrenfeld auf deu dicht besetzten Schnellzug Aachen—Köln, der dort um 5.55 Uhr einirifft, zwei scharfe Schüsse abgegeben. Der eine Schuß demolierte ein Abortfenster, der andere das nächst gelegene Coupösenster, ohne jemand zu verletzen. Die Unter suchung ist sofort eingeleitet worden. Ein Referendar als Mörder. In Barten st ein wurde am DienStag der Oberlehrer Max Schröder an dem dortigen königlichen Gymnasium von dem Referendar Juschkus in der Nähe des Bahnhofes durch zwei Schüsse in die Brust getötet. Der Täter schoß sich dann selbst in die Schläfe und wurde schwer verletzt nach dem Krankenhaus gebracht, wo er gestorben ist. Bei der Ursache zu dem Morde soll die Schwester des Täters, eine angesehene junge Dame iu Rastenburg, eine Rolle spiele». Der jüngere Bruder war bei der Tat zugegen und ist bereits iu Haft genommen. Von Wilderern wurde nach einer Depesche au» Straß burg (Elsaß) dem Gemeindeförster Stirm in Dambach im Walde der Hals abgeschnitteu. Bon deu Mördern fehlt jedelSpur. Ter Selbstmord einer dentfche« Pianistin in Paris. Die Pianistin Ritter, die iu Paris sich gelötet hat, sollte am Donnerstag im neue» Mozartsaal iu Berlin ein Konzert gebe«. Tie getöteten Passagiere an Bord „Kaiser Wilhelm der Graste*. Nach einer Meldung aus Cherbourg ist von den bei dem SckiffSzusammenstoß Schwerverwundert» ein elfjähriges Mädcycn uamenS Slevier gestorben, lieber die Getöteten wurde folgendes ermittelt: Croissant und Mühl bauer komme« beide aus Worms, Zimbelmann aus Korbach, Anna Koucelli au« Böhmen. Leicht verwundet sind Josef und Therese Durai, Eva Serr aus WormS, Anna Zimbel mann aus Forbach, Marie Steirer, Frau Mira und Kind auS Nitrareioach u>w. Zum Prozeß Caruso. -Aus New Jork wird ferner ge meldet: Die Verhandlung hat bestätigt, daß Caruso, was in breiten Kreisen hier längst bekannt war, gewohnheitsmäßig Frauen an öffenllicheu Orten durch handgreifliche Insulten belästigt hat. Der Staatsanwalt berief sich auf zwei Damen von bestem Rufe, die sich im Interesse der Sache gemeldet hätten. Die eine bestätigte, von Caruso während einer Opernaussübrung vor zwei Jahren, die andere während einer Pfrrreausstellung vor einem Jahre belästigt worven zu sein. Der Tenor gibt an, beide nicht zu kennen. Die niedrigste Strafe für Carusos Vergehen ist zehn Dollars, die höchste sechs Monate Arbeitshaus. Vie kinverleibungzlrage vor Sem fireirsurrLdur;. * In der heute vormittag unter Vorsitz des Kreishaupt manns Freiherrn v. Welck abgehaltenen Sitzung des Kreis- ausfchuiws stand die Einverleibung der Vororte Möckern, Stünz, «Stötteritz, Probstheida, Dölitz und Döien in das Stadtgebiet Leipzig auf der Tagesord nung. Bor Eintritt in die Beratung wurde vom Vorsitzen den die Abstimmungssrage zur Sprache gebracht. Im all gemeinen Einverständnis kam man dahin überein, daß der Vertreter der Stadt Leipzig, Oberbürgermeister Dr. Tröndlin, an der Beratung tcilnchme, nicht aber an der Abstimmung. Das Referat erstattete Negierungsrat Dr. Fritzsche. Er bemerkte einleitend, daß, ivviel verlaute, der Rot der Stadt Leipzig außer den Vororten, über deren Einver leibung beute beraten werde, noch mit den Gemeinden Mockau, Paunsdorf, Mölkau und Leutzsch wegen späterer Einverleibung in Verhandlung stehe. Die jetzigen Einverleibungen betreffen nur die politischen Ge meinden, nicht aber die Rittergüter. Ausgeschlossen von der Einverleibung bleiben also die Rittergüter Dölitz, Stötteritz und Möckern, sowie das Kasernement des 106. Infanterie- Regiments. Die Zahl der Einwohner betrage in Möckern 13 050, in Stünz 3528, in Stötteritz 13 222, in Probstheida 1970, in Dölitz 2562 und in Dösen 1623, darunter 1051 An staltsbewohner. Mit diesen Vororten würde Leipzig 539 592 Einwohner haben. Der Referent teilte hierauf die ablehnenden Beschlüsse des Bezirksausschusses und Bezirkstages vom 3. bez. 20. August mit und ging dann auf di« Gründe über, die vom Rate der Stadt Leipzig für die Notwendigkeit der Einver leibung angeführt worden sind. Zunächst sei daraus hin gewiesen worden, daß dies« Gemeinden mit Leipzig ein Wirtschaftsgebiet bilden. Der Begriff eines ein heitlichen Wirtschaftsgebietes s«i nun ein ganz verschiedener, je nach dem Standpunkte, auf den man sich stelle. Zweifel los sei der Verkehr -wischen Leipzig und den in Betracht kommenden Vororten gegenseitig bedeutend, aber das trefie auch für andere Vororte in demselben Maße zu und dasselbe Bild finde sich bei vielen Großstädten. Jedenfalls könne daraus kein zwingender Grund dafür herqeleitet werden, daß die betreffenden Gemeinden ihre Selbständigkeit aufgeben und sich der Stadt Leipzig unterstellen müßten. Von der Stadt Leipzig werden dann die gemeinsamen Verkehrs mittel zur Begründung der Einverleibung angeführt. Eisenbahnen müßten hierbei wohl ausscheiden, denn diese er strecken sich über das ganze Land. Die Straßenbahnen be finden sich in Händen von Gesellschaften; ihre Ausdehnung könne nicht maßgebend sein. Der postalische Verkehr sei schon mit Rücksicht auf die Großstadt geregelt; es sei der Nachbarortsverkehr zu denselben Taxen, wie iu der Groß stadt, geschaffen worden; er erstrecke stch bei Leipzig auf über 40 Orte, unter den«» sich auch die für die Einverleibung iu Aussicht genommenen Vororte bsfinden. In allen diesen Dingen könne also ebenfalls kein zwingender Grund für die Einverleibung gefunden werde». Der Referent ging dann die übrigen Gründe durch. ES werde die Gas- und Wasserversorgung durch Leipzig angeführt. Diese sei durch Vertrag so geregelt, daß der Stadt Leipzig im Falle der Nichteinverlelbung keine Einbuße erwachse. Dasselbe gelte für das gemeinsame Schleusennetz. Weiter werde am die sehr wünschens werte Eiuwirkung der Stadt auf die Bebauungspläne der angrenzenden Vororte binaewiesen. Aber auch ohne die Einverleibung werde die Stabt Leipzig den erforderlichen Einfluß ausübcn können. Es sei zunächst das allgemeine Baugejctz für alle gültig; wenn aber die Bebauungspläne den Interessen der Stadt entgegenstehen, so stehe der letzter» der Weg an die Verwaltungsbehörden, an bas Oberverwcil- tungsgcricht und schließlich an das Ministerium offen. Der städtische Grundvejitz in den einzttverleibenven Vor orten sei kein zu großer. Er betrage in Möckern 80 Hektar, in Probstheida 87 Hektar, in Stötteritz 20 Hektar und in Dölitz 4 Hektar. Nicht berücksichtigt sei hierbei der Besitz des Johannishospitals, der namentlich in Dösen ein be trächtlicher sei. Aber das Johannishospital sei eine selb ständige rechtsfähige Stiftung, die hier nicht in Betragt kommen könne. Was das Polizeiwesen anoetreffe, so haue das städtische Polizeiamt nur die Ausdehnung der Leipziger Polizei auf Möckern für dringlich erklärt. Das Schul- a m t bemerkt, es hätte die Schulgebäude in den Vororten in einem unerwartet guten Zustande voroefundcn. Als ein Hauptgrund für die Einverleibung sei nun angegeben worden, daß Gewerbetreibende und Arbeiter ihre Bctriedc- und Wohnstätten teils in Leipzig, teils in den Vororten hätten, woraus sich die Zusammengehörigkeit in winscyau- licher Beziehung ergebe. Nach den anaestelltcn Ermitte lungen baden 8 Vorortsbewohner Betrieosstätten mit mebr als 10 Arbeitern in Leipzig, und umgekehrt 16 Leipziger solche Bctricbsstätten in den Vororten. Weiter fänden 1100 in Leipzig wohnhafte Arbeiter ihre Beschäftigung in den Vororten, und 6220 in den Vororten wohnhafte Arbeiter in Leipzig. sJn Betracht kommen natürlich nur die Eingangs genannten sechs Vororte.) Diq'e Ziffern seien nicht so er- bedlich, daß sich aus ihnen ein zwingender Anlaß zur Einver leibung ergäbe. Eine Einverleibung würde aber auch manche nicht wünschenswerte Folgen nach sich ziehen. So dürften, womit die Grundbesitzer schon rechnen, die GrunL- und Bodenpreise steigen, und ebenso die Mitten. Weiter würde eine industrielle Zentralisation auf Kosten des Landes immer mehr gefördert, dagegen die Bedeutung der jelb- ländigen Landgemeinden stark herabgemindert. Alles das ei nicht erstrebenswert. In Gemäßheit seiner Ausführungen reantragtc schließlich der Referent, der Kreisausschuß möge erklären: 1) die Eingemeindung der Vororte ist im Interesse der Stadt Leipzig nicht notwendig; 2) desgleichen ist eine solche Notwendigkeit nicht vom Standpunkte der Vororte aus anzuerkennen; 3) die Einverleibung würde nur schädlich aus den amtshauptmannschastiichen Bezirk eimvirken; 4) der Einverleibung stehen wichtige allgemeine Bedenken entgegen: 5) aus diesen Gründen spricht sich der Kreisausschuß gegen die Einverleibung aus. Oberbürgermeister Justizrat Dr. Tröndlin wies zu- nächst darauf hin, daß die gegenwärtige Haltung der Kgl. Kreishauptmannschaft im Widerspruche stehe mit ihrer früheren Haltung. Bezweifeln miisse er auch, ob die vom Referenten angeführten Gründe alle zutreffend seien. So sei er der Meinung, daß Gemeinden wie Stünz und Döien tatsächlich nicht in der Lage seien, den an sie herantretcnden Aufgaben in vollem Maße gerecht zu werden. Man sei von den Vororten selbst an die Stadt mit dem Ersuchen um Ein verleibung herangi.treten. In den Kreisen der städtischen Verwaltung gehe man bei Beurteilung der Frage durchaus nicht von dem Gesichtspunkte aus, eine Stadt mit großer Einwohnerzahl zu schaffen. Im Gegenteil, er könne auf Grund seiner Mährigen Erfahrung sagen, daß es früher, als noch gar keine Einverleibungen stattgefunden hatten, in der Verwaltung viel schöner war als jetzt. Von weiteren Einverleibungen, wie sie der Referent anführte, sei nicht die Rede. Verhandlungen tvaren nur mit Schönefeld ein geleitet, aber nachdem die Gemeindeverwaltung Schwierig keiten machte, ließ man alles weitere sofort auf sich beruhen. Der Redner wies dann darauf hin, daß es darauf an komme, den Zeitpunkt für eine Einverleibung richtig zu er fassen. Geschehe das nicht, dann werden in späteren Jahren die Schwierigkeiten immer größer. Vom Referenten seien nun Mittel und Wege angegeben, die es ermöglichen sollen, daß die Großstadt Leipzig mit ihren Interessen neben Len der angrenzenden Vororte auskommen könne. So hinsicht lich der Frage der Bebauungspläne. Wenn man da der Stadt Leipzig zumute, bei jeder Kleinigkeit die Instanzen bis an das Ministerium zu durchlaufen, so sei das doch ein geradezu fürchterlicher Weg. Was das Sckteusenwesen an belange, so sei es die Stadtverwaltung den Bewohnern schul dig, für Reinlichkeit der Jlußläuse zu sorgen. Das Leipziger Polizeiamt habe zwar die Ausdehnung der Polizeigewalt auf Möckern für besonders dringlich erklärt, damit aber nicht sagen wollen, daß die Ausdehnung nach anderen Richtungen nicht wünschenswert sei. Der Standpunkt, den der Bezirks- mehr er sich von allen ihn hemmenden Banden des Lebens freimachte und sein Genius den Sonnenflug in höhere Regionen nahm. In der Verbannung in Zürich wurde der politisch Verfolgte zum künstlerischen Revolutionär, der ein neues dramatisches Ideal in seinen Schriften und Werken schuf. Seine Fran konnte ihm in seinem Streben nicht folgen. Er wußte, daß die Herzen, die sich ihm zuneigen würden, jung sein mußten und zukunftsfreudlg, und so rang er um die Seelen seiner Nichten, der genialen Johanna Wagner, ihrer Schwester Franziska, der jungen Clara Brockhaus. Den Glauben an Männer hatte er längst ver loren, die waren ihm „am meisten zuwider". Aber auf die Herzen der Mädchen hoffte er, die Jugend mußte ihn ver stehen. „Es taugt keiner einen Schuß Pulver, als wer von einem Werbe wirklich geliebt werden kann." „Was mich ganz besonders betrifft, so sehne ich mich sehr nach einem jungen Wesen in meiner Nähe: daß ich kein Kind habe, muß ich recht schmerzlich beklagen." Seine Lebensaufgabe stand nun ganz klar vor ihm. „Mein Leben ist verwirrt, und ich kann es, daS nie genossene, nur noch künstlerisch fristen, eben — durch die Kunst, dre Marter meines Lebens." . . . „Mein im Leben ungestilltes heftiges Liebesbedürfnis ergieße ich in meine Kunst, und im glücklichen Falle muß ich erleben, daß man mich für einen energischen — Opernreiormator hält!" All dieser Einsamkeit, Verzweiflung und Sehnsucht machte die LieLe zu Mathilde Wesendonck ein Ende; aber sie führt auch zu dem notwendigen Konflikt mit Minna, und es war eiu Schritt eigenster Selbsterhaltung, als Wagner sich von der mißtrauischen, vergrämten und ihn kleinlich quälenden Frau trennte. Er hat sich selbst deswegen angeklagt, hat für sie gesorgt und den Bruch möglich schonend für sie ge staltet, ja er dachte sogar an eine Wiedervereinigung. Erst der Tod MinnaS endete die fortwährenden seelischen Qualen, die ihm das tragische Verhängnis seiner Ehe be reitet. Von nun an werden die Briese seltener; aus der Stille seines Schaffens tritt der Meister in die große Welt und wirkt neben seinem königlichen Freunde, dem jungen Ludwig. Ein spätes Glück: an der Seite einer gleich gestimmten Frau, die Verwirklichung seiner künstlerischen Wünsche auf dem Festspielhügel von Bayreuth geben den letzten Briesen einen harmonisch-feierlichen Schlußakkord. M * Hammer-PurgstallS fünfzigster Todestag. Heute Freitag sind es fünfzig Jahre, seit der Orientalist Josef Freiherr v. Hammer- Purgstall in Wien im 83. Lebensjahre gestorben ist. Er würbe aus dem Friedhose von Weidling bestattet, wo lest länger al- sechs Jahren bereit» Nikolaus Lenau ruht«. Hammer batte gleich Lenau ein« besondere Vorliebe für die idyllische Lage Weidling-, wo er schon in seiner Jugend die Schulferien zugebracht und eine seiner ersten Dichtungen geschrieben hatte. Auch war daselbst seine 1812 verstorbene Jugendfreundin Elis« Fetner bestattet worden. Uebn ihrem Grabe ließ er sich schon 37 Jahre vor seinem Tode seinen eigenen Grabstein errichten, wozu ihm sein Freund Prosper Fürst Cinzendorff einen Marmorblock auS dem Steindrucke bei Gsöll gespendet batte. Eine besondere Merkwürdigkeit ist dieser Grabstein durch seine Inschrift, welche Hammer selbst tu allen europäischen und orientalischen Sprachen, di« E beßerricht^ feixus au Hz»» Steine angebracht worden ist. — Hammer war 1774 in Graz ge- baren worden, aber schon 1787 nach Wien gekommen und hier in die Orientalische Akademie ausgenommen worden, in der er volle neun Jahre zubrachte und den Grund zu seiner Gelehrsamkeit als orientalischer Sprachforscher und Historiker legte. Im Jahre 1799 wurde Hammer von dem Minister Freiherrn von Tbugut als „Sprachknabe" nach Konstantinopel ge schickt und dem damaligen Jnternunzius Freiherrn von Herbert empfohlen, in dessen Auftrag er den Orient bereiste. Während dieses ersten Aufenthaltes im Orient schrieb er die erste deutsche Uebersetzung des „Divan" des Hafis. Im Jahre 1892 wurde Hammer als LegalionSsekv tär zum zweiten Mal« nach Konstantinopel geschickt lind beschäftigte sich dort während seines vierjährigen Auientbaltes mit der Uebersetzung der noch nicht über- setzten Teile von „Tausend und Eine Nacht" aus dem Arabischen. Während der zweiten französischen Okkupation Wiens im Jahre 1809 gelang cs Hammer, einen großen Teil der orientalischen Hand- jchristrn der Hoibibliotbek vor der Verschleppung nach Pari» zu bewahren. Auch bewirkte er 1810, daß noch hundert von den bereits nach Paris transportierten orientalischen Handschriften der Wiener Hosbibliotdek wieder zurückgestellt wurden. Im Jahre l8l4 erschien seine Uebersetzung der Sonette Spencers aus dem Englischen auf Kosten seines Freundes, des Fürsten Sinzendorf. Mehrere De- zennien hat Hammer dem Hauptwerk seines Lebens, der „Geschichte de» osmanischen Reiches", gewidmet, deren zebn Bände in den Jahren 1827 bis 1933 erschienen sind. Jin Jahre 1835 hinterließ ivm die verwitwete und kinderlose Gräfin Purgstall die Herrschaft Hain feld, und durch kaiserliche Entschließung wurde ihm für sich und seine Nachkommen der erbliche Freiberrnstnnd mit dem Namen und Wappen der Freiherren v. Purgstall verliehen. Der letzte große Erfolg seines Lebens war die durch kaiserliche Entschließung vom 14. Mai 1847 angeordnete Errichtung der Wiener Akademie der Wissewchasten, für die er im Vereine mit anderen Männern zwöls Jahre lang tätig gewesen war und zu deren erstem Präsidenten er gewählt wurde. Im Jahre 1854 konnte er noch die Säkularfrier der Orientalischen Akademie erleben, deren ältester und berühmtester Zögling er war. * Tie drei Kommissare auf St. Helena. In der „Revue de Paris" gibt Philipp Gonnard eine Schillerung von der Persön lichkeit der drei Kommissare, welche Frankreich, Oesterreich und Rußland im Jahre lt-16 nach St. Helena cnlsnndten mit der Aus gabe, Napoleon zu beobachten. Von Leu drei Diplomaten hat aber nur einer, der Franzole. den Gefangenen zu Gesicht bekommen und dies erst, als er auf seinem Totenbette ruhte, eingrbüllt in den Mantel von Marengo. Nicht al- ob sie eS an Ver- suchen dätien fehlen lassen, dem großen Korsen näher zu treten, aber ihre Bemühungen icheitertrn erstens an Lessen Weigerung, die Kommission in ihrer offiziellen Eigenschaft zu empfangen, wozu er sich durch den Vertrag vom 2. August 1815, der ihn al» Gefange nen bezeichnete, nickt verpflichtet suhlte, unv zweitens an dem bösen Willen des englischen Gouverneur- Sir Hudson Lowe, der mit Schrecken Beziehungen zwischen Longwood und den drei in Jamestown wohnenden europäischen Diplomaten anknüpfen sah. Der älleste von diesen war der französische MarqniS d« Montcheu«, ein Royalist de-aneien rSximv, der in seiner Eitelkeit sich elnbildrte, er wache über dos Schicksal Europa», und der seine Berichte au» Mangel an wichtigen Vorkommnissen mit allerlei Klatsch über Buonapaite, wie er ihn verächtlich mit Vorliebe nannte, füllte. Eine große Genugtuung gewährte ihm die Tatsache, daß er im Gegensatz zn seinen Kollegen einen Sekretär besaß, der für ihn PSuge uuuheu mußte- Im übrigen beschäftigte er sich dmut^ bei seiner Regierung eine Erhöhung seines Gehaltes zu erreichen, das anfangs auf 50 000, dann auf 60 000, und im Augenblicke, da Napoleon starb, auf 100000 Franken angesetzt wurde. Er war ein großer Lieblaber von Lafelgenüssen, dabei aber geizig, und da er sich gern einladen ließ, so nannte man ihn Monsieur de Montez- chez-nous. In würdevoller Weise lehnte er aber eine Einladung Sir Hudsons Lowes znr Feier deS JabrrStage» der Scklacht bei Waterloo ab, invem er ichrieb, die Schlacht habe zwar über den Fall Bonapartes entschieden, st« sei jedoch nichts destoweniger oegen Franzosen gewonnen und er könne sich deS Unglücks seiner Familie nicht freuen. Der österreichische Kommissar war ein Baron von Stürmer, ein Mann von 28 Jabren und eben verheiratet. In seiner Begleitung kam ein Botaniker Welle, der die Flora Et. Helenas studieren sollte, unv der seinem liplomatischen Chef gleich Schwierigkeiten mit dem Gouverneur unv seiner heimischen Behörde bereitete, indem er ohne deren Borwissen Marckand, dem Kammerdiener Napoleon», eine kleine Erinnerungsgabe seiner Mutter, die in Wien im Dienste des Herzogs von Reichstädt stand, überbrachte. Sofort hieß eS, Welle diene al» Zwischen- träger zwischen lem gefangenen Kaiser und Lessen Sohn, und der Zorn Sir Hudson Lowe» und rin scharfer Verweis von Metternich verdammten Stürmer von vornherein zu großer Zurückhaltung. Die Beziehungen zum Gouverneur gestalteten sich etwas freund licher, als die Tomen einander näher traten, so daß die junge Baronin Stürmer sogar mit der Pflege eines von Lady Lowe sehr geliebten kranken Papageies betraut wurde. Im Juli I8l8 verließ Stürmer St. Helena, da er als Generalkonsul nach den Vereinigten Staaten versetzt worden war. Der Repräsentant Rußlands, Graf Balmain, mar der bedeutendste der drei Kommissare. Er wahrte sich völlige Unabhängigkeit Sir Hudson Lowe gegenüber, aber schließlich endete alles in Frieden, da Balmain sich in die Stieftochter Lowes, Miß Johnson, verliebte, dir Anfang Mai 18lS nach St. Helena kam und die er im Oktober desselben Jahres hei ratete. Gleich darauf verließ er die Insel zum großen Bedauern der Bewohner. Nur der alte Marquis verharrte bi» über den Tod Napoleons hinaus, wenig unterstützt von seinem Sekretär de Gors, der sich an Balmain angeschlossen batte und sein ständiger Begleiter, sogar aus einer Reise nach Brasilien gewesen war. Nun arollte Montchrnu „Buonaparte" erst recht, weil er durch seinen Tod ihn um den Genuß der endlich ihm bewilligten 100 000 Franken brachte. * Emilie Strard. Au» Nizza wird geschrieben: Eine der abenteuerlichsten Existenzen, zugleich eine der schönste« und be gabtesten Frauen, dte Gräfin Lagrange, frühere Lea d'Äsco, spätere Baronin Lestapi», hat sich hier erickossen. Nach außen hin wird der Fall freilich so dargestellt, al» ob die Gräfin zufällig gestorben sei, indem sich der Miniatur-Revolver, den sie stet» am linken Handgelenk in einem Täschchen mit sich trug, bei einem Sturz selbst eutladen babe. Manche erinnern sich vielleicht, daß die Dame schon vor sechs Jahren Selbstmordversuche mit Gift und Kohlenga» gemacht batte, und zwar ebenfalls zu Zeiten, wo ihre groß angelegten Unter nehmungen zu scheitern drohten. Damal» handelte e» sich um di« Lahmlegung ihrer vom Zentrum der Stadt nach Limiez führende« Trambahn. dieteSmol stand sie vor der Auflösung de» von ihr gegrün deten „^nräin Aooloxiquv*, der am LS. d». zum zweiten Male, diesmal endgültig, versteigert werden sollte. Der Wett diese» Besitze» betrügt »ine halbe Million und sollte für ein« Schuld von 200,000 Franc haften. Parzelliert haben die Grundstücke den doppelten Wert. Daß Lea d'A»«o, die trotz ihrer 57 Iah« «och immer sehr schön war, tu iLuMreu Jahrx.Me SitvattL der Frau Judic gewesen ist, dürsie nicht allgemein bekannt sein. Erst achtzehnjährig, debütierte sie in der Rolle des Orestes in Jacques Offenbach» „Schöner Helena", deren Titelrolle Hortense Schneider spielte — Hortense Schneider, die jetzt von den Ltür- men ihrer Ingen" t.,D« kassaxv äs; kurioses" nannten die bo-hasten Pariser sie während der Ausstellung von 1867, die alle Fürsten Europas nach Paris führte) als behäbige Bourgeoise und Rentiere aurrubt. Emilie Girard wäre eine ebenso gute Tragödin wie Ovrreltendiva geworden (sie kreierte die Titelrollen in „Do petit L'aust" und „Iw xedit Duo"), wenn der Hang zu Abenteuern nicht noch größer gewesen wäre als ihr Talent. Sie folgte ihrem späteren Manne, dem Graten Lagrange nach Afrika, wo sie eine Stadt d'ÄScon- ville gründeten und von wo sie mit reichen Schätzen an Gold und Diamanten nach Paris zuriickkamtn. Näheres über diese Gründung ist aus Leas Buch „Vozaxv au pa^s äe l*or viorgtz* zu erfahren. Dann kehrte sie wieder zum Theater zurück, produzierte sich auH als Aöronautin, als Löwenbändigerin, Spiri tistin, Betschwester, 'urz verblüffte immer die Menge und kam damit immer wieder zu G-Id. Sie und ibr Mann reisten an der Riviera wie indische Fürsten Herum und hatten stets eine Meute von Schma rotzern, Negern, Mulatten. Hunden und Affen um fick; dann vereinigte der Graf seinen Besitz an wilden Tieren, seltenen Vögeln usw. in einem „Zoologischen Garten". Zuerst wurden nur Geladene in ihn eingelassen mit der Zeit wurde der schöne Besitz aber ein „Kasino" mit Kasseebaus, Spieljälen und einem Tkeatercken. Die Gräfin leitete daS ganze Unternehmen allein, während ibr Mann im Kaplande jagte und dort „zusällig" erschossen wurde. Tie Witwe verlobte, entlobt« und verheiratete sich wieder, ließ sich scheiden, prozessierte vnd geriet in immer größere Geldverlegen heiten, bi» es zum äußersten kam, zu der Versteigerung ihrer ganzen Habe. * Tuberkulose in der Steinzeit. Professor P. Bartels hat an einem ter jüngeren Steinzcit angehörenden Gerippe den 3. bis 6. Brustwirbel in eigenartiger Weise verändert gefunden. Die Wirbelkörper besonder» des 4. und b. Brustwirbels, waren größtenteils geschwunden, ihre Reste mit dem 6. Brustwirbel zu einer unförmigen Knochenmasse vereinigt. Aus diesen und mehreren anderen Merkmalen ließ sich entnehmen, daß bei dem Dolen eine Verkrümmung der Rückenwirbelsäule (»yphoskoliose bestanden hat, al- Folgezustand einer nuSgeheilten Tuberkulose der Wirbelkürper. Da» Gerippe wurde bei Heidelberg gefunden. Es gebt daran» hervor, daß die Tuberkulose in unserem Baterlande schon in jener entlegenen Frühzeit bestanden hat, al» die Menschen noch ihre Geräte an- Stein, Knochen, Holz herstellten. * Kleine Chroutk. Dle Vereinigung Berliner Architekten hat gegen die Firma BoSwau und Knauer protestiert, die beim Neuen Schauspielhaus am Nollendorfplatz sich, ohne eine iach- wissenschastlich - bankünstleriiche Ausbildung zu besitzen, der Orfsrnt- lichkeit gegenüber al» Architekten bezeichnet« und die mit wirkenden hervorragende« baulünstlrrischen Kräfte zu schrift lichem Verzicht ans eiu« Namen-nennung veranlaßte. Gegen BoSwau und Knanrr sind ähnliche schwere Anklage» auch beim Bau der Komischen Oper erhoben worden. — DerVerlag-buchhäudler Alfred Eduard Enke in Stuttgart, der Inhaber einer der bedeu tendsten wissenschaftlichen Verlagtbuckhandlungen Deutschland», ist wegen seiner großen Verdienste um die medizinische Wissenschaft von der medizinischen Fakultät der Universität LLbtn-r» zam Dr. wsä. kUUXUUiNXWi ekUMWl
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