FLÖSSHOLZ UND HOLZKOHLENTRANSPORTE Der allgemeine Überblick über die Floßbereiche anderer Stromsysteme sollte uns den Maßstab finden helfen, nach dem auch die Freiberger Mul denflöße beurteilt werden muß, sofern man von rein lokalgeschichtlichen Gesichtspunkten absieht. Hätten wir unsere Darlegungen über Umfang und Bedeutung des Floßwesens auf die ehemaligen sächsischen Länder einge schränkt, dann müßte ein nicht ganz zutreffendes Bild entstehen. Inner halb des sächsischen Bereichs kommt — nach Saale, Elbe, Elster und Zwik- kauer Mulde — der Freiberger Muldenflöße immerhin die fünfte Stelle zu. Im Gesamtbereich der deutschen Floßgebiete wird sie kaum die 50. und vielleicht nicht einmal die 100. Stelle behaupten können. Daß die Errich tung einer Flöße oft genug die einzige Möglichkeit war, die Hüttenwerke lebensfähig zu erhalten, ging aus vielen Angaben hervor, die wir über die verschiedenen Bergbaureviere und ihre Flößeinrichtungen zu machen hat ten. Auch wurde deutlich, daß die Hauptaufgabe einer Flöße stets in der Brennholzbeschaffung lag. Denn der unmittelbare Bergbaubedarf an Gru benholz ist kaum ins Gewicht gefallen und konnte wahrscheinlich auch durch Achsentransport ohne kostspielige Flößänlage und ohne kapital bindenden Flößbetrieb gedeckt werden. Nun ist aber nicht zu übersehen, daß den Metallhüttenwerken mit dem ,Holz‘ allein noch nicht gedient war. Die Hüttentechnik konnte nur für sehr wenige Prozesse das Holz 143 direkt verwenden, wenn auch mitunter sogar das als Abfall billigst erhält liche Reisig gute Dienste tat. Meist forderte jedoch das Schmelzen der Erze eine Veredlung des Brennstoffes zu Holzkohle. 144 Deren Qualität hing von den technischen Verfahren der Verkohlung und gleicherweise von dem eingebrachten Holz ab. Für die hier zu berücksichtigende Zeitspanne wurde die alte Technik der Grubenverkohlung in flachen Gruben noch vielfach zur Verwertung von Abfallholz benutzt, das man nicht in Meiler ein schichten kann. Darum bilden wir die Grubenverkohlung aus der 1540 er schienenen Schrift Pirotechnica des Vanoccio Biringuccio als Bild 46 ebenfalls ab. 145 Im allgemeinen aber haben wir es nur mit der Meilerkohle zu tun. 143 AGRICOLA macht darüber in de re metallica sehr genaue Angaben. Reisig war für die Abröstung der Erze bei der Aufbereitung vor der Verhüttung gut verwertbar. Jungstämme der Nadelhölzer ergeben mit 15 bis 25 Jahren eine ausgezeichnete, derbe Kohle, die aus älteren Schlägen nicht zu erzielen ist, weil dann die Stämme in Scheiter gespalten werden müssen, die im Meiler sehr mürbe werden. 144 Der kalorisch höhere Heizwert der Braun- und Steinkohle war bei der Konstruktion der Öfen und Gebläse damals nicht ausnutzbar. Nur Schmiede und Salzsieder konnten Stein- und Braunkohle verwenden und haben das auch in oft unterschätztem Umfang getan. 145 Vgl. das gegenüberstehende Bild 46. Für den Volkskundler wichtiger als für den Historiker sind zahlreiche kleine Studien über Köhler und Köhlerarbeit, vgl. etwa SIEBER, ZIRKLER; KRUTZSCH gab dagegen eine streng wissenschaftliche Darstellung des Pechens.