ZWEITER TEIL TOD UND VERDERBEN ÜBER DRESDEN 1. Kapitel Der Faschingsdienstag 1945 Es war lange her, daß wirkliche Fröhlichkeit am Faschings tag in den Straßen der Stadt herrschte, daß prächtig gekleidete oder mit bunten Kostümen und Masken verkleidete Menschen zum Opern- oder Presseball oder zu einer der vielen anderen großen und fröhlichen Faschingsveranstaltungen eilten. Am 13. Februar 1945 deutete nichts darauf hin, daß die Menschen sich anschickten, Fasching zu feiern. Nur ein paar Kinder liefen, mit grellen Papiermützen oder einem bunten Tuch an geputzt, mit Tuten und Klappern durch die Straßen, versuchten ein wenig zu lärmen, liefen dann aber mehr oder weniger still weiter. Denn niemand nahm die Kinder und ihren kleinen Versuch, Scherz und Fröhlichkeit vorzutäuschen, irgendwie zur Kenntnis. Manche unglückliche Mutter wandte sich weg, oder sie schob gar die ihr in den Weg kommenden angeputzten Kinder beiseite und suchte die aufsteigenden Tränen zu ver bergen. Nur ab und zu flackerte da und dort ein Auge auf, wenn so eine kleine Kinderschar vorbeizog. Aber schnell ver schwand auch das leiseste Lächeln, denn fast jeder hatte einen lieben Angehörigen im Krieg verloren, fast jede. Frau sorgte sich um ihren Mann oder um ihren Sohn, von denen sie lange nichts gehört hatte. Der Krieg hatte schon zuviel Opfer gefordert. Aber so ganz besonders hoffnungslos war die Stimmung am Faschingsdienstag wiederum nicht. Weit über den Kreis der