Schritt in dieser Richtung tat er im Frühjahr 1576, als der Kurfürst gerade im Begriff war, zum Reichstag nach Regensburg aufzubrechen, indem er erneut um die Verleihung des Salzabbaurechtes in Altensalz bat. Pestei war damals selbst nach Dresden gereist und hatte den Mann als allerdings sehr vorsichtigen Sach walter gewonnen, der in Bergsachen den größten Einfluß auf den Kurfürsten ausübte, den kurfürstlichen Rat Hans von Bernstein. Wohl auf dessen Betreiben bestimmte der Kurfürst in der Eile der Reisevorbereitungen, daß sich der Ober bergmeister nach Altensalz begeben und Bericht erstatten solle. Wie schon zehn Jahre vorher, so lautete auch diesmal sein Bericht, der nach Regensburg geschickt wurde, nicht besonders günstig. „Dieweil er aber wenig dartzu getröstet“, so schrieb daraufhin der Kurfürst, wolle er dennoch den Salzabbau gestatten, wenn die zu bildende Gewerkschaft für ihn „eine schicht frey verbauen wolle.“ Jeder Landesherr besaß nämlich das Recht, sich mit einer „Freischicht“, bei der keine Kuxe und keine Zubuße zu zahlen waren, an einem bergmännischen Unternehmen zu beteiligen. Da Pestei diese „Freischicht“ in der Hauptsache selbst finanzieren mußte, bat er in einer weiteren Eingabe, sie ihm zu erlassen. Daneben legte er umfangreiche Artikel bei, die nur das wiederholten, was er schon 1566 an Be freiungen und Vergünstigungen verlangt hatte. Da der nunmehr nach Dresden zurückgekchrte Kurfürst inzwischen einen Sachverständigen, diesmal aus Däne mark, hatte kommen lassen, der alle Salzbrunnen im Kurfürstentum besichtigen und raten sollte, wie sie fürderhin mit Nutzen zu gebrauchen wären, gab Bernstein Pestei die Antwort, der Kurfürst wolle sich zwei Monate bedenken. Als diese zwei Monate verstrichen waren, erinnert Bernstein seinen Herrn an diese Tat sache und bittet, ihm zu sagen, welchen Bescheid Pestei bekommen solle. Pestei, so schreibt Bernstein, wolle im Einverständnis mit den Gewerken den Schicht meister in Altensalz machen und habe aus Schneeberg zur Gewältigung der wilden Wasser einen Kunstmeister namens Zappe herangeholt, außerdem wolle der Schösser von Plauen durch die Amtsuntertanen 60 Stämme als Bau- und Schichtholz unentgeltlich anfahren lassen und verspreche, 500 Groschen zu geben, falls die wilden Wasser geschieden werden könnten. Sie wären dann nur in den folgenden sechs Jahren mit je 2$ Guldengroschen zurückzuzahlen. Das alles klang sehr verfänglich und schön, Bernstein verweist jedoch auf das negative Gutachten des Oberbergmeisters und rät dem Kurfürsten, nicht etwa in Altensalz mitzu bauen. „Denn es siehet mich davor an, es sei allein darauf angefangen, E. Chur fürstlichen Gnaden zur vorlege zu vermögen.“ 26 Damit dürfte auch dieser letzte Vorstoß Pesteis vergeblich gewesen sein, und alle Vorbereitungen, die vielleicht in Altensalz getroffen worden waren, um den Salzabbau zu beginnen, wurden widerrufen. Noch etwa 150 Jahre später erinnerte man sich in Dresden, welch unsichere Wege Kurfürst August I. oft bei den Salzsachen gegangen war. Denn in einer Akte vom November 1726 heißt es: „Wie schlecht Churfürst Augustus Christseeligester Gedächtnüß bey Erhebung dieser schlecht nur nach Saltz schmeckenden Brunnen [darunter auch Altensalz] zu rechte gekom men, vergeblich geld aufgewendet und daneben das Land ruiniret worden, solches is bekanndt.“ 27