Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.11.1906
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-11-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19061114010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1906111401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1906111401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1906
- Monat1906-11
- Tag1906-11-14
- Monat1906-11
- Jahr1906
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
«itwoch, 14. «vvember lvV« «r. S42. IW. Jahr,. Leipziger Tegrblatl. gericbmaal waren folgende Resultate zu verzeichnen: Novosielsky wirst Th. Gambier, M. Gambier wirst P. Remy, Wacker Jsand wirft M. Deriaz, Bach wirst Canal, L. Martin wirst Huet, M. Deriaz wirft Oscar d« Lille, M. Gambier wirft Ajax und Th. Gambier wirst George» Le Marin. Luftschiffahrt. * 8u der Ueberfltegung der Alpen von Mailand au», über die wir bereit» telrglaphifch berichteten, wird au» Mailand tele graphiert: Der Lustichiffer Ujuelli, derselbe, der in vielem Sommer nach einer Ballonfahrt im Abriatischeu Meer anfgefischt wurde, während seine beiden Genossen ertranken, bat gestern glücklich die Urberflieaung der Alpen auSgesührt. In Mailand mit einem Be gleiter aufgesliegrn, flog er mit einer Schnelligkeit von 100 Kilo meter per Stunde bei 6000 Meter Höhe über den Mont Blanc und landete nach vier Stunden glücklich bei Aix-les-BainS. * SantaS Dumont ließ, wie schon gemeldet, über dem Pariser Bagatellefelde de» Bois seinen Flugapparat „kleine Sprünge machen", wie der Brasilianer sich ausdrückle. Beim ersten Sprung wurden 60, beim zweiten 120, beim dritten 40 Meter erreicht. Der vierte Sprung mißglückte, weil Santos Dumont beim Anlauf einem Neugierigen ausweichen mußte und etwas an der Maschine verdarb. * St. Louis, der Schauplatz des nächstjährigen Gordon Bennett der Lüfte. Der Aeroklub von Amerika hat St. LouiS als Ausstiegsplatz für das im nächsten Jahre stattfindende Ballon rennen um den Gordon Bennettpreis gewählt. Die Vereinigung der Geschäftsleute von St. LouiS hat sich bereit erklärt, Vor kehrungen zu treffen, die eS gestatten, 1500 000 Kubikfuß reinsten Kohlengases innerhalb vier Stunden zu liefern. Nennungen sind bisher von Deutschland, Frankreich, England, Belgien, Italien, Spanien und Oesterreich erfolgt, wäbrend man darauf rechnet, daß auch die Schweiz eine Mannschaft zu dem Rennen entsenden wird. Wintersport. 2 Tie Europameisterschaft im Kunstlaufen, die am 13. Januar in Berlin ausgetragen werden soll, hat den ver anstaltenden Berliner Schlittschuhklub zum Arrangement eines inter nationalen Kunstlaus-MeetingS veranlaßt. Dieses soll am 12. und 13. Januar außer der Europameisterschaft im Kunstlaufen noch internationale Junioren - Kunstlaufen, internationale Damenlaufen, internationale Paarlaufen und einen Wettbewerb in Speztalfiguren umfaßen. 8 Internationale Sport-Ausstellung in Berlin. Eine Programmerweiterung der Internationalen Sport-AuSstellung 1907 ist in der letzten Sitzung des AuSstellungS-KomiteeS be schlossen worden. In der Abteilung Wagenbau sollen auch Auto- Karosserien zugelassen werden, in der Abteilung Wassersport Motorboote. In den Radsahrsport werden Motorzweiräder mit und ohne Anhängewagen einbezoaen werden. In die Abteilung Sptelsport sind der Billardsport, sowie sämtliche Zimmerspiele aus genommen worden. Einer Anregung aus Süddeutschland und Oesterreich-Ungarn zufolge wird der Touristensport in zwei Ab» teilungen und zwar „Touristik" und „Fremdenverkehr" geteilt werden, welche jede für sich ein große Ausdehnung haben werden. Heuer siir aller Mil. Die Verhaftung des Raubmörders Rücker. Schoa gestern baben wir in unserer Leipziger Auflage gemeldet, daß der Mörver des Zahnarztes Claußen in der Person des 18 Jahre alten Gärtnergehilfen Rücker auöHartmanitz (Oesterreich) ver haftet worden ist. Nähere Depeschen melden unS: Die Ver haftung des Raubmörders Rücker erfolgte heute morgen 6 Uhr aus dem Bett heraus. Die Vernehmung ergab, daß Rücker Claußen gar nicht gekannt hat, und daß eS ihm nur darauf ankam, sich Geld zu verschaffen, wenn möglich, durch einen Raub; ein Eisenbahnraub sei ihm am bequemsten erschienen. Rücker hat daS Beil fünf Tage vorher gekauft und unter der Kleidung verborgen getragen. Am Sonnabend nachmittag begab sick Rücker nach dem Altonaer Hauptbahnhofe und fah dort Claußen mit einer Handtasche vor sich gehen und dann in ein Abteil 2. Klasse eiusteigen. Er kaufte sich darauf auch eine Fahrkarte bis Othmarschen und stieg zu Claußen in das Abteil, der sich anfangs gar nicht um ,hn bekümmerte und in der Zeitung laS. Von Othmarschen ab sind beide in dem Abteil allein gewesen. Als der Zug den Bahnhof Othmarschen verließ, zog Rücker ein Beil hervor und führte gegen den nicht-ahneuden Claußen einen furchtbaren Hieb, der denHut durchschlug unddaS Blut und das Gehirn des Opfer« umherspritzen ließ. Auf den ersten Schlag fiel Claußen zurück, worauf der Mörder in blinder Wut weiter auf ihn einschlug, bis er zu Boden fiel. Beim Leeren der Tasche» des Opfers fand Rücker etwa lüb j» Claußen- Geldtasche; außerdem raubte er ihm Uhr und Kette. Inzwischen war der Zug auf dem Bahnhose Flottbeck angekommeu, wo Rücker aus dem Zuge sprang und bei dem diensttuenden Bahnsteigbeamten eine Fahrkarte nachlöste. Später ist er nach Altona hineingegangen. DaS Beil will er in die Elbe ge worfen haben. Die Geldtasche leerte er in einer Bedürfnis anstalt in Sankt Pauli, wo später auch die von ihm fort- geworfene Geldtasche gefunden worden ist. Ointucihnng peS Wiesbadener Hauptbahnhofs. Aus Wiesbaden meldet uns ein Privattelegramm: In Gegenwart der beiden EiseubahudirektionS- «Si/ M7//s§cs/7t/s/7 Bruno Constantin W., der sich vor der VI. Strafkammer w«en Unterschlagung zu verantworten hatte. Dem wieder holt wegen Eigentumsvergehens bestraften Angeklagten war es nach Verbüßung seiner letzten Strafe gelungen, bei der Firma F. L I. hier Stellung zu erhalten. Er erwies sich anfangs auch zuverlässig, wodurch er sich dos Vertrauen seines Prinzipals zu gewinnen wußte. Er zeigte sich aber des in ihn gesetzten Vertrauens wenig würdig, denn als ihm di« Einkassierung bei Gosck-äftskunden übertragen wurde, behielt er in verschiedenen Fällen nach und nach 11—1200 ^l. zurück und verwendete di« veruntreuten Summen in seinem Nutzen. Das Gericht verurteilte den Angeklagten zu einem Jahre Gefängnis und sprach ihm außerdem d e bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von fünf Jahren ab. Eines Sittlichkeitsverbrechens im Sinne von 8 176 3 des Strafgesetzbuches hatte sich der 83jährige Schwacher Karl Bruno K. aus Leipzig schuldig gemacht. Er wurde unter Annahme mildernder Umstände zu zehn Monaten Gefängnis bei zweijährigem Ehrenrechtsverlust ver urteilt. Unter dem Verdacht der gewerbsmäßigen Hehlerei war der Kürschner und Rauchwarenhändter Leopold L am 4. Februar diese» Jadre» verhaftet, nach Stellung einer Kaution in Höhe von 8000 ^l am 10. April aber wieder auf freien Fuß gesetzt worden. L. hatte im Oktober 1905 16 Zobelfelle im Wert« von 6400 und im Januar 1906 9 Zobelfelle, die einen Wert von 11 700 repräsentierten, an den Rauchwarenhändter B. in London ver kauft. Tiefe Felle hatte der Volontär R. seinem Onkel, dem Rauchwarenhändler R. hier entwendet. Aus Furcht vor Strafe hatte R. jun. sich erschoßen. Von der VI. Strafkammer zur Verantwoc- tung gezogen, erklärte L. sich der gewerbsmäßigen Hehlerei nicht schuldig gemacht zu haben. Er habe vielmehr angenommen, daß R. jun. auf eigene Rechnung Geschäfte mache. Erst nach dem zweiten Geschäft mit B. in London habe er gebürt, daß es sich um gestohlene Felle handle. Der Angeklagte hatte wiederholt den Versuch ge macht, die Zobelfelle in Leipzig, Paris und Berlin zu verkaufen, bis e» ihm schließlich gelang, diese bei B. in London anzubringen. Letzterer zahlte ihm für die letzten neun Zobelfelle 4950 ^l, während der reelle Wert der Felle aber 11000 Mark betrug. Für die ersten 16 Stück Zobelfelle, die nicht so wertvoll wie die späteren waren» erhielt L. 4000 von B auSgezahlt. L. hat seiner An- gäbe nach mit R. junior verabredet, daß er 7 Proz. für die Ver mittelung de» Geschäft» bekommen solle. R. habe ihm erklärt, er brauche notwendig 2000 ^l, die er ihm auch auf die Felle vor- gestreckk habe, bevor er das Geschäft abgeschlossen habe. Der Vorsitzende stellte fest, daß die Bermögensverhältnifse des An geklagten durchaus ungünstig gewesen seien, als er dem R. junior die 2000 gegeben habe. L. war 1903 in Konkurs geraten, bei welchem 18 900 Forderungen der Gläubiger auS- fielen. Nach dem Gutachten der Sachverständigen bat der An geklagte die Zobelfelle weit unter Preis an sich gebracht und auch verkauft. Der Firma R. fehlen etwa 90 Stück Zobelfelle. Die Beweisaufnahme ergab, daß der Angeklagte mehrfach Zobelgeschäste gemacht hatte. Das Gericht verurteilte den Angeklagten ungeachtet seines LeugneuS wegen gewerbsmäßiger Hehlerei zu einem Jahre sechs Monaten Zuchthaus und fünf Jahren Ehren- rechtSverlust. Auf diese Strafe wurde dem Angeklagten ein Monat der Untersuchungshaft in Anrechnung gebracht. — «?nigltch<e SchSffengerieh«. r Das Verbat des Zutritts in ein GastwirtschaftSkokak seitens des Lokaltnhabers oder besten Stellvertreters einem Gaste gegenüber ist an und für sich nicht als eine Beleidigung anzusehen. So hat jetzt das Schöffengericht entschieden in einer Klaqesache, die von einem hiesigen Monteur gegen eine Restaurateursehesrau ange- strengt worden war. Der Monteur hatte sich eines Abends in dem Lokale in einer Weise betragen, die den Beifall des Gastwirtes nicht haben konnte. Als er einige Tage darauf wieder erschien, trat ihm die Wirtsstau in der Tür entgegen und sagte ihm, daß er bei ihnen nichts zu fuche habe, er bekomme nichts und solle nur weiter gehen. Daraufhin verklagte der Monteur die Frau wegen Ehrenkränkuna. Das Ge- richt sprach sie aber stet unter Auferlegung de.' Kosten aus den Kläger. In der Urteilsbegründung wurde erwähnt, daß der Gast wirt das Recht habe, jemandem, der ihm unbequem sei, den Ein tritt in sein Lokal zu verbieten. Wenn dieses Verbot in ruhiger Art und Weise geschehe, so sei das nicht als eine Beleidigung auf zufassen, denn der Gastwirt sei wie jeder andere befugt, sein Haus recht wabrzunehmen und auszuüben, wenn er Unzuträglichkeiten und Unbequemlichkeiten von einem Gaste zu befürchten habe. k Kaffelin, ein Mittel, um dem Hackefleisch und den Wurst waren längere Zeit ein srischroles Aussehen zu erhalten, darf ebenso wenig wie die früher gebräuchlichen Präservesalze angewendet werden, weil es geeignet ist, das kaufende Publikum zu täuschen und die Gesundheit zu gefährden. In Fachzeitschriften des Fletjcher- gewerbes konnte man allerdings lesen, daß das Kasselin ohne Bedenken gebraucht werden könne, unsere hiesigen Fleischermeister tun aber gut, sich darauf nicht zu verlassen, denn das Gericht denkt darüber anders, es bestraft die Anwendung des Konservierungsmittels. Der Fleischermeister G. hat diese Erfahrung jetzt machen müssen. Im Vertrauen auf seine Fachzettnng hatte er in gutem Glauben dem Hackeflciich geringe Mengen von Kasselin zusetzen lassen, er wurde wegen Vergebens gegen den Paragraphen 10 drS Nahrungsmittel gesetzes zu einer Geldstrafe von 20 verurteilt. Präsidenten von Mainz und Frankfurt, sowie der Er bauer des neuen Hauptbahnhofe«, ferner der städtischen und staatlichen Behörden und der Vertreter der hessischen Regierung fand vormittag» 11 Uhr in der großen Empfangshalle die feierliche Einweihung de» neuen Haupt- bahnhofeS statt, bei der Präsident von Raveuaudie Weiberede hielt. Unter hrrabfallendem Eeftetu. Wie au» Eickel (West falen) gemeldet wird, gerieten auf dem Schacht II der Zeche „Hannibal" eia Steiger und ein Hauer unter herab- fallendes Gestein. Sie blieben sofort tot. Bon einem Deutschen Torpedoboot angerannt. Der schwedische Schoner .Dagny" wurde im Fehmarn- belt von dem Torpedoboot .8 100" augerannt und am Vorderschiff beschädigt. Der Schoner wurde von dem Torpedoboot in Kiel eingeschleppt. Stiftung. AuS Landau (Pfalz) wird unS gemeldet: Der verstorbene Adjunkt Stöpel hat der Stadt die Hälfte seines Vermögens im Betrage von ungefähr 3 Millionen Mark zu gemeinnützigen Zwecken vermacht. Von der Rax abgeftürzt ist ein in Wien bekannter Sportsmann, Dr. Hugo Fa jkmairr. Er ist so schwer ver letzt, daß an seinem Auskommen gezweifelt wird. Fajkmaier ist 34 Jahre alt. Ter Flensburger Dampfer „Taygeta" hatte, wie aus Helsingör gemeldet wird, Montag abend mit der nor wegischen Bark .Dina" eine Kollision. Beide Schiffe sind beschädigt hier eingelaufen. Bet Rebel. Ein Telegramm aus Saint-Amand meldet: Gestern Abend stieß in der Nähe des hiesigen Bahn hoses ein Personenzug mit einem Kleinbahnzug bei dichtem Nebel zusammen. Dir Lokomotive des letzteren wurde vollständig zertrümmert. Der Lokomotivführer und der Heizer waren sofort tot; mehrere Reisende erlitten Ver letzungen. In den Kleinbahnwageu war Vieh verladen, von dem viel umkam. Sträfling Tollet. Auf der französischen Seefestung Rochefort wird ein lebenslänglicher Sträfling namens Sollet zurückgehalten, dessen Verbrechen viel Aehnlichkeit mit dem Streiche deS Köpenicker Hauptmanns besitzen. Er hat eS verstanden, sich Rang, Titel und Ansehen eines spanischen und französischen DrvisionSgeneralS beizulegen. Als solcher bat er die spanischen und französischen Garnisonen durchreist, hat revidiert und Revuen abgenommen und sich den Inhalt der Regimentskaffen ausliefern lassen. Und er bat ein ausführliches Memorandum über diese Spitzbuben fahrten versaßt. Auch die Figur eines hoben Würdenträger» der katholischen Kirche behagte seinen Neigungen sehr. Er gab sich als Bischof und Prälaten aus, und die Zahl dec Narren, die sich von ihm prellen ließen und ihm Tausende zur Verfügung stellten, war ungewöhnlich groß. Poltzctoffizier a D. — Chef etuer ViubrecherbanDe. Man berichtet dem .B. T." aus Antwerpen: Der Brüsseler Rechtsanwalt Limage war des einsamen Lebens in seiner Villa in Watermael, einem Vorort der Hauptstadt, über drüssig geworden; er ließ daher einen Zettel au dem Hause anbringen, daß die Villa mit der Einrichtung zu vermieten sei, und zog nach Brüssel. Es erschienen nun in Watermael Möbelwagen und Bedienstete des Brüsseler MöbelhändlerS Lehsen, räumten die Villa völlig auS und brachten alles nach der Verkaufshalle Lehsens. Von diesem Möbel transport erfuhr der Rechtsanwalt erst jetzt. Er eilte darauf sofort zur Polizei, und diese war bald in der angenehmen Lage, dem Geschädigten ungefähr fol gende Mitteilungen zu machen: Einige Tage vor dem Möbeltransport präsentierten sich dem Schlüffelbrwahrer der Villa, einem biederen CasöhauSbesitzer, der in nächster Nachbarschaft wohnt, ein Herr und eine Dame, sehr elegant gekleidet, sehr vertrauenswürdig ausseheud, sehr sicher auf tretend, und nahmen ihm mit freundlichen Worten den Schlüssel ab, um die Villa zu besichtigen. Nach einer Weile kam daS Paar zurück und gab den Wirtsleuten den Schlüssel zu der Villa. Der Schlüssel war aber — ein anderer; den richtigen batte der feine Herr zu sich gesteckt. Dieser Herr setzte sich nun mit dem Möbelhändler Lehsen in Verbindung, gab sich einen ersonnenen Namen und erhob bei dem Möbelhändler eine» Vorschuß von 600 Frank. Lehsen ließ im Auftrage seines neuen Geschäfts freundes „dessen" Einrichtung abholen und befaßte sich mit deren Verkauf. Der feine Herr stellte nicht allzu hohe An sprüche, bloß für das Piano wollte er einen angemessenen Preis erzielen. Und daS schlug zu seinem Unglück aus. Der Möbelbäudler berichtete, nachdem der Rechtsanwalt die An zeige erstattet hatte, der Polizei, daß sein neuer Klient öfter telephonisch wegen des Pianoverkauss ansrage. Durch Ueber- wachung des Telephonverkehrs und noch andere Maßregeln gelang es, den Schwindler zu fassen, der Felix Dergek heißt und vor Jahren stellvertretender Polizei offizier in mehreren Brüsseler Kommissa riate» war. Als solcher zeichnete er sich durch große Schlauheit und Ausdauer aus. Er mußte seinerzeit wegen flotten Lebens demissionieren. Seitdem schlug er sich bald glänzend, bald elend durchs Leben. Mit ihm wurde auch seine Gemahlin (lies: seine Geliebte) verhaftet, die an gab, daß ihr Herzensfreund mit Hilfe anderer Genossen, deren man bald habhaft zu werden hofft, in der letzt vergangenen Zeit über fünfzig Einbruchsdieb stähle in Brüssel und Umgebung verübt hat. Komisch ist, daß der Chef der Einbrechcrbande die Antwerpener Sicher» heitSverhältnisse sehr pessimistisch beurteilte; er versperrte seine eigene, in der Stadt gelegene Wohnung mit drei ver schiedenartigen Sicherheitsschlössern, wenn er ausging. Die Schlange am Busen. Bekannt ist die Fabel von dem mitleidigen Landmann, der eine erfrorene Schlange an seinen Busen legte. Die Natter kehrte ins Leben zurück und biß ihren Wohltäter, der mit einem Ausrufe über den schnöden Undank der Schlange starb. Eine ähnliche Geschichte ist in Berlin einer Amerikanerin passiert. Die reiche Dame kam nach einem „Bummel" am Bahnhof Friedrichstraße vorbei, um in ihre nahe Hotelwohnung zurückzukehren. Da sah sie ein armes Mädchen, das fröstelnd in einem Hausflur stand und einen sehr schüchternen Eindruck machte. Die Amerikanerin trat mitleidig heran und er fuhr nun von dem schüchternen Friedrichstraßeumädcheu, daß eS den letzten Zug verpaßt habe und nun die ganze Nacht über hier auf deu ersten Frühzug warten wolle. DaS tat der Dame sehr weh, und sie überredete das Mädchen, bei ihr im Hotel zu schlafen. Und nun kommt der Schluß. DaS Mädchen legte sich angekleidet auf daS Sofa und schlief ein. Am Morgen war eS verschwunden. Eine Brief tasche mit 1200 Mark in deutschen ReichSkassenscheineu halte daS Kiud mitgenommen. Weitere 600 hatte e» auS Dank für das Nachtlager liegen lassen. Die hübsche Diebin ist untersetzt und kräftig, hat dunkle- Haar und trug eine kurze Astrachanjacke und einen blaugrauen Filzhut, der vorne hochgetrempt ist. Wahrscheinlich handelt e« sich um einen entsprungenen Fürsorgezögling. »uuLchft in ein, Heilanstalt gebracht. „ Maiden-Jaqd-Renueu, einer lokalen Konkurrenz. brach der alte Wallach „Sparklet" beide Borderfesseln. Er mußte, da eine Heilung auSgrlchloffrn, erschossen werden. . A »Kirschblüthe" hat die Reise nach Paris angctretrn In d« «rglritung der Stute befinden sich ihr« beiden Stallgesädrteu „Roman Bath und „Pearl Necklace". Dir Teilnahme der Pferde -r ^^.siftbeo Rennen dürfte sich nach der „Svort-Welt" voraussichtlich folgendermaven gestatten: „Kirschblüthe" läuft wahr- lcheintlch zunächst am Sonntag in Autrutl im Prix de Chalons, aber nur dann, wenn die Stute von Herrn R. v. Wallender« ae- ritten weiden kann, dessen Schlüffetbeinverletzung bis dahin jeden- falls gehoben lein dürste. Zwei Tage später soll „Kirschblüthe" in St. Queen wieder herauSgrbracht werden und zwar im Prix du Mont-Crni», einer Handikap.Lteeple-Chase von 6000 Francs und zu lausen über 4100 m Wenn H. Aylin frei ist, wird er dort die Stute reiten, auch auf „Roman Baty' und „Pearl Necklace" soll H. Aylin, weun abkömmlich, im Sattel bleiben, sonst werden die Ritte auf den beiden Wallachen Rastenberger übertragen werden. „Roman Bath^ soll am 22. d. M. zu Auteuil im Prix de Monti- neux, einer BerkaufS-Steeple-Chase, herausgebrachl werden, wäbrend für „Pearl Necklace" der Prix du Bordelais am 23. zu Enghien, einer Handikap-Steeple-Thase, in der der Sieger für 7000 Francs käuflich ist, vorläufig in Aussicht genommen worden ist. — O'Conuor war am Sonntag in Auteuil wieder mehrmals in Hindrrnis-Reuneu im Sattel. Er konnte es jedoch zu keinem Erfolge bringen. Araftfahrivese*. ip«. Autodrom in Italien geplant. Der Automobil klub von Mailand plant in Verbindung mit dem Auto mobilklub von Turi n in der Nähe Lieser Stadt einAuto - drom zu errichten, auf dem in Zukunft die großen italieni schen Automobil-Rennen abgehalten werden sollen. Der für den Bau der Rennbahn erforderliche Grund und Boden ist zum größten Teile bereits von den in Frage kommenden KbubS erworben worden. Frrtzballsport. r/: Eia iutereffantes Wettspiel findet am nächsten Sonn tag in Leipzig statt. Auf dem Sportplatz werden sich der Bereinfür Bewegungsspiele I und der Leipziger Fußballklub -Wacker" I treffen. Dos Spiel beginnt um 8 Uhr und ist Berbandswettsplel der ersten Klaffe. — DaS »weite Verbandsiwettspiel im Gau Nordwestsachien werden sich in Halle der dortige Fußballklub vom Jahre 1896 I und der Leipziger Ballspielklub I liefern. Refnltttte v«l auswärtigen Wettspielen am Sonntag. I« Dresden fand eins der wichtigsten Verbandswettspiele statt: Ballspielklub „Eportluft" schlug den Meisterschaftsklub des Dresdner Gaue», den Sportklub mit 3:1. Der Sportklub spielte ta der letzten dalben Stund« nur mit zehn Mann, da ein Spieler den Arm gebrochen battt. — In Magdeburg schlug der Fußball- und Krtcket-Klnb „Viktoria" den Fußballklub „Weitstoß" mit 8:2, nachdem der letztere bei der Pause mit 2:1 geführt hatte. Dir zweite Mannschaft von „Kricket-Viktoria" mußte sich vor dem Potsdamer Fußballklub „Union" mit 0:3 beugen. Der Sport- klub „Deutschland" schlug den Leipziger Fußballklub „Lipsia- Stnrm" mit 4:2. — Die Bundeswettspiele in Süddeutsch- land bracht« wieder einige UeberraschungSresultate. In Stutt gart schlug der Fußballklub „Kickers" den „Ersten Pforz heimer Fußballklub", den Meisterschaftsklub des Verbandes Süd deutscher Fußballvereine, mit 2:1. — Der Fußballklub „Phönix", Karlsruhe, schlug den Fußballklub „Frankonia" mit 8:1 — Krankfnrt a. M. Fußballklub „Kickers" schlug den Sport- verein mit 6:1. Fußballklub „Viktoria" schlug deu Sport- klub „Germania" mit 3:0. — In Nürnberg gewann der Fuß- ballklub „Frank«" daS Endspiel um die Gaumeisterschaft mit l: 0 gegen die Spielvereiuigung des Turnvereins Fürth. — Schweizer Resultate. Im Pokalwettspiele siegte in Aarau der Fußball- klub gegen den Berner Fußballklub „Joung-Boys" mit 1:0. — Im Meifterschastsmatch in Lhauxdefonds zwischen dem Fußball klub „ChauxdefondS" und dem Fußballklub Genf war das Resultat unent chiedru 1:1. Fußballklub „Zürich" schlug den Fußballklub „St. Gallen" mit 2:1. — Winterthur. Das Pokalwettjpiel zwistben dem Fußballklub „Winterthur", dem Meisterschaftsklub der Schweiz, und dem Fußballklub „Grashoppers" Zürich endete mit 1:1 Goals unentschieden. — St. Gallen. Im Meisterschafts wettspiel zwischen dem hiesig« Fußballklub „Blue Stars" und den Joung Fellows - Zürich gewann« die letzteren mit 3:2.— Basel. Ein zwischen dem Fußballklub Freiburg st Br. und den Old Boys Il-Basel au-getragenes Wettspiel endete mit 3:0 zu Gunsten Freiburgs. Im Meijterschafismatch zwischen dem Fußball- klub „Basel" und den Old Boys l blieben die letzteren mit 4:3 Tor« Sieqer. — Lausanne. Im Meisterschafts, match zwischen Fußballklub „Servette"-Genf und Mont- rionb - Lausanne siegte „Servette" mit 2:1 Toren . In Hamburg-Altona wurden in den Meisterschaftswettspielen folgende Resultate erzielt: Eimsbüttel schlägt „Union" mit 3:2. Altonaer Fußballklub vom Jahre 1893 schlug Sportklub,,Sperber mit b:0. Sportklub „Germania" schlug Fußballklub „Allemannia mit 5:0. St. „Georg" schlug „Brstannia" mit 2:0. Athletik. 1 Der S0 Lm-Gepiickmarsch mit miliärischer Aus- rüstung des Berliner Sportklub „Komet , zu welchem die Militärbehörde die feldmarschmäßige Ausrüstung (30 zur Ver- fügung gestellt batte, gelangte am Sonntag zum Auftrage. Im Gegeniatz zum Vorjahre wurde diesmal die «trecke m Gruppen (Patrouillen) zu je 3 Mann znrückgelegt, die geschloffen am Ziel einireffen sollten. Leider hielten sich aber die mestten Teilnehmer nicht an die ihnen gegebene Instruktion, sondern ließen ihre lang- sanier« Partner ick Stich, s° daß nur 4 Gruppen das Zwl ge- schloffen passierten. Um 9 Uhr 5 Min. erfolg e in Treptow der Start der 17 Mannschaften. Die Patrouille ^'ppe^ebahn. Jurischka übernahm die Führung, erreichte d''erste Kontrollstwion Avlershof um 10 Uhr 1 Min. 800 m vor Bahn-Mebls Framon. Grünau würbe von ven beiden ersten Mannschaften 10 Uhr 39 Mm. pulsiert. Nach Grünau verließen viele Läufer ihre Partner so daß M Muller lteudten um 11 Uhr 50 Min. als erster vor Meyis Mannschaften beisammen. Muller behielt bis Johanmschal d e Spitze, die er dann an Arthur-Dresden abgeben mugie Um 4 Uhr L Min. traf Lieser alS Erster im SpfttparkTreP^ wo alle Teilnehmer noch 3 Runden mr Lau chntt zurucizulege halten. Elwa 200 m zurück so'»«- Muller und b M er Jurischka um 4 Uhr 21 Mm. au. -von »grverlicher Ver- im ganzen 28 Mann, und zwar durchweg n»uterk0lpeMcher^ sassung am Ziel ein. Das genaue R u"ot war.1. ^.ppe- Rehayn - Iurischka tS.-K. „Marathon 2. Zagermann-Knchta Mills (S^-K. „Maroth Petrrmann-Friedrich (S.-B. „Teutonia -Bc - schnellste Einzel- 4. Steingräbcr-Hoffmann-Rudloff („Komet st DI- schnellste Etnzel- zeit erzielt Müller-„Komet" mtt 6 St. 58 Mm. 2 Die Pariser Ringkämpfe ergoben imKaftno aml?., und 18. Abend die Siege des Deuftchen ^oh «irlial in Landsmann Hitzler in 5:25, fftnervon Cvclopub^ 2:10, vou Zlhsko über Anderwn ,n 2.M g^r,a)ow über Vain 3:32, von P o h - während Pytlasinski und von Zlysko üb" Bech O st i Beaucaisrois unent- und Brch Olsen, owie Lurich ""d "urenl Mavrali-Ahmed schieden rangen Die Begegnung v°" Lurich und^Ma^^^pm« mußte wegen einer Verletzung des ^ur » Abend Pa- doubny in 22:23 Varol. Ta eaux m i ^idet, La». Otto Meper, der nach dieser zweiten Ni-dnl^ Le Lyon, coud in 13:37 «"oü, -peng Urban Lristophr, Teroff in >4:10 Vrank«, Eberl- in A« ^ol, Caz-aux Bewet in 23:22 Aimable, Eberl m Padoubny in 13:03 Lancoud, Smeikal in 4. " rummy » °le und Munro kämpft«" unentschieden. - I« I-. Leipzig, 13. November. Verhöhnung einer Firma durch verkappte Streikbrecher. Anfang Januar 1905 waren die Arbeiter der Firma C. Loh mann in Bielefeld in Streik getreten. Die Firma schickte ihren Vertreter L. nach Chemnitz, damit er dort Arbeiter anwerbe. Infolge eines Telegramms, wonach vier Arbeiter kommen würden, ging abends der Prokurist nach dem Bahnhofe. Tatsächlich hatten die Chemnitzer Arbeiter aber auf die Reise nach Bielefeld verzichtet und den organi sierten Genossen dort davon telegraphische Mitteilung ge macht. Der Schlosser Karl Severing hatte dies erfahren und beschloß, der Firma L. einen Streich zu spielen. Er iiberredte vier andere Arbeiter, nach Herford zu fahren und als Metallarbeiter verkleidet in Bielefeld an»ukommen, um sich den Prokuristen als die Chemnitzer Arbeiter vorzu stellen. Dies geschah denn auch. Da Streikposten auf sie eindrangen, nahmen die beiden Prokuristen eine Droschke und begleiteten die vier Arbeiter nach der Herberge. Aus Kosten d«r Firma verzehrten die Vier das für die Chem nitzer Arbeiter bestimmte Abendessen und tranken den ihnen dargebotenen Wein. Dann stellten sie sich dem Prokuristen L. mit ihrem richtigen Namen vor, zogen höflich den Hut und empfahlen sich höhnisch fachend. Das Landgericht Bielefeld hat seinerzeit die vier Arbeiter wegen Beleidigung zu je 80 und «den Schlosser Sevcring w^en Anstiftung zur Be leidigung zur gleichen Strafe verurteilt. Severing erreichte die Aushebung des Urteils, soweit er in Frage kam, aber das Landgericht hat ihn am 21. Februar d. I. abermals ver urteilt. — Gegen das neue Urteil hatte Severing eben- alls Revision eingelegt. Er warf dem Urteile Wider- prnche vor und verwies auf die Feststellung, daß er das Ver- -alten der Mitangeklagten nicht voraussehen konnte. — Der Reichsanwalt hielt die Feststellungen ebenfalls für wider spruchsvoll. — Das Reichsgericht erkannte aber doch auf Verwerfung der Revision. Haftpflicht der Straßenbahn. Ein Uhrmacher K. in Berlin war bei einem Zusammenstoß von Straßenbahn wagen verunglückt. Die Folge des Unfalles war neben klei neren Verletzungen ein Nervenleiden. Jnfo^edessen klagte K. auf Schadenersatz und Rentenzahlung. Während nun die Verhandlungen über die Höhe des von der Straßen bahn zu zahlenden Betrages schwebten, machte K. seinem Leben ein gewaltsames Ende. Der Sohn K.s klagte nun weiter auf Zahlung von monatlich 60 .X Schadenersatz bis zur Vollendung seines 16. Lebensjahres und Zahlung von 100 K bis zur Vollendung seines 21. Lebens,ahres. Die Klage behauptet, daß der Selbstmord eine Folge des durch den Unfall erworbenen Nervenleidens sei und deshalb auch die Beklagte dafür aufzukommen habe. — Das Landgericht Berlin I verurteilte daraufhin die Beklagte, die Große Ber liner Straßenbahn, zur Zahlung der Aufwendungen, sowie zur Zahlung von 45 H pro Monat an den lekigen Kläger bis zur Vollendung seines 19. Lebensjahres. Tluf die Berufung der Beklagten erkannte das Kammergericht zu Berlin die Ansprüche des Klägers dem Grunde nach für gereckt fertigt an. Das Berufungsgericht ging davon aus, daß sich nach dem Gutachten des Sachverständigen bei dem Kläger traumatische Neurasthenie gebildet habe. Dieses Leiden aber hätte in Verbindung mit der Gemütsverstimmung durch die Aufregungen infolge des Prozesses und die Familiensorgen, die durch sein Leiden hervorgerufen worden seien, schon Ver anlassung genug gegeben, zu der verhängnisvollen Tat zu schreiten. Der Kausalzusammenhang zwischen Betriebs unfall und Tod des Verunglückten sei als gegeben anzu nehmen und die Beklagte zum Schadenersatz verpflichtet. — Die gegen dieses Urteil eingelegte Revision wurde vom VI. Zivilsenat des Reichsgerichts zurückgewiesen. Ein geisteskranker Angeklagter. Vom Landgericht Dresden ist am 27. Mai 1904 der Kaufmann Alfred G. wegen Rückfalls- betrugeS zn Zuchthaus verurteilt worden. Ueber seine Revision konnte damals nicht verhandelt werden, weil er in Geisteskrankheit verfall« war. Nachdem jetzt seine Genesung festaestellt ist, wurde daö Verfahren von neuem eröffnet. Seine Revision wurde aber, trotzdem der Reichsanwalt die Aufhebung deS Urteils beantragt hatte, al» unbegründet verworfen. ASnigltch«, ab. Leipzig, 12. November. Gegen 12V0 vereinnahmie Kundengelder vernntrent hatte der in Altenburg gsborene 43 Jahr« alte Buchhalter
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder