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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 21.03.1906
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-03-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19060321017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1906032101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1906032101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1906
- Monat1906-03
- Tag1906-03-21
- Monat1906-03
- Jahr1906
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Deutsche« Reich.) * Bei der Beratung über den Etat der Universität Leipzig kam e« gestern in der Ersten Kammer des säch sischen Landtags zu einer ausgedehnten Debatte über die Streitigkeiten wegen des Buchhänd lerrabattö. Der Kultusminister, der iu dieser Frage zum Frieden riet, stellte Anregungen aus der Milte des Hauses folgen», einen Umbau der Augenklinik, den Bau eines großen Auditoriums und die Erweiterung de« Hörsaaies des chemischen Institut« i» Aussicht. (S. Bericht.) * Am heutige» Tage findet die Ersatzwahl im Reichstagswahlkreis Kaiserslautern statt. (S. Deutsches Reich.) * Die Berufung de- von der DiSziplinarkammer in Schleswig zur Dieustrntlassung verurteilten Korvettenkapitäns Schliebner wurde gestern in Leipzig vom Kaiserlichen DiSziplmarhof verworfeu. (S. Reichsgericht.) kine fata morgana. Die Marinevorlage ist in der Kommission erledigt, aanz so, wie e« die Negierung gewünscht hatte. Freude kann nun in Troja- Hallen herrschen; denn man hat ge- siegt, gesiegt über eine tiefgehende nationale Bewegung, oie mit der Regierungsvorlage nicht einverstanden war, sondern au- Gründen nationalen Schutzes darüber hinauSzugehen beabsichtigte. Man hat gesiegt über die außergewöhnlichen Anstrengungen, die der Deutsche Flottenverein seit swci Jahren macht, um mit allen ge setzlichen Mitteln den von Tausenden patriotischer und urteilsfähiger Männer als dringend notwendig erkann- ten beschleunigten Ausbau unserer Flotte zu erzwingen. Ein sonderbares Schauspiel, diese Kommissionsbera tungen, in denen das Schicksal einer für unser Vater land so eminent wichtigen Frage erledigt wird! Auf der einen Seite eine Anzahl Parlamentarier, die aus nahmslos beweisen, daß niemand sich eingehende Kennt- nisse dieser schwierigen Materie, die ein jahrelanges, hin gebendes Studium voraussetzt, verschafft hat; auf der anderen Seite ein riesiges Aufgebot von Marinefach leuten, die mit ihrer „Autorität" — soweit es sich nicht um Geldangelegenheiten handelt — die „Kommission" einfach erdrücken. Niemand ist in der Lage, den Fach männern ernstlich zu widersprechen; über „Anfragen" kommt man nicht hinaus, und die Antwort „befriedigt". Ist wirklich einmal eine etwas kritische Situation vor handen, so genügt eine „vertrauliche Mitteilung", um sofort alles ins gewünschte Geleise zu bringen. Nie mand erfährt den Inhalt dieser ausschlaggebenden Mit teilungen, niemand vermag ihre Nichtigkeit nachzu prüfen, ja sogar im Plenum können von nun an ent gegengesetzte Ansichten nicht mehr zur Geltung gebracht werden. So kann man allerdings leicht Siege erringen; aber leicht kann es auch heißen: noch ein solcher Sieg, und — wir sind verloren! Die Tatsache, daß in unserer Marine jahrelang in einer der wichtigsten Fragen an einem falschen Grund- satze festaehalten worden ist, wodurch die Kampfkraft unserer Flotte geschädigt wurde, berechtigt uns zu der Forderung, daß in den Beratungen über Marineange- legenheiten nur solche Mitteilungen gemacht werden, die nachgeprllft werden können und vor der unparteiischen Kritik standhalten. Tann dürften allerdings die „Siege" weniger leicht erfochten werden, aber den Interessen des Volkes und der Flotte wäre damit entschieden besser ge- dient. DaS deutsche Volk hat vor nunmehr bald 10 Jahren eine glänzende V'atn wor^rrna. gesehen: das Erstehen einer machtvollen Kriegsflotte, die geeignet ist, im rechten Augenblick die Interessen deS Volkes kraftvoll zu schützen. Anfangs hat es dem glänzenden Bilde nicht getraut; dann aber kam eine Zeit, in der es nicht mehr zweifelte, sondern ihm -ujubclte. Und jetzt, wo ein großer Teil des Volkes, belehrt und gewarnt durch die Ereignisse der letzten Jahre, bereit ist, dem Bilde Wirk lichkeit zu verleihen, verblaßt es und — zerrinnt. Und verblüfft blickt einer den anderen an und murmelt: also nur ein Trugbild, eine k'atn mar^ann I Staatssekretär von Tirpitz selber hat, gewissermaßen als Abwehr auf das Drängen des Flottenvereins, in der Kcmmission die Erklärung abgegeben, daß sich Flotten nicht von heute auf morgen schaffen ließen. Das aber ist es ja gerade, waS den Flottenverein zu seiner jetzt wieder so scharf verurteilten Agitation veranlaßt. Wei eben Flotten sich nicht im Handumdrehen schaffen lassen, darum darf keine Zeit unbenutzt vergeudet werden, darum muß man, falls es einem ernst mit der Schaffung «in« wirklichen Flottenmacht ist, di« äußerste Kraft ent falten; sonst rückt daS Ziel immer ferner und wird chließlich überhaupt unerreichbar. In diesem Falle aber ist es wirklich schade um die aufgewandten Millionen, die ihren Zweck verfehlt haben. Das Argument, daS der Herr Staatssekretär also gegen den Verein verwenden möchte, spricht in entschiedenster Weise für die Berech tigung der Agitation, dis im preußischen Abgeordneten hause durch den Abgeordneten Nosenow eine so unglaub lich schiefe Beurteilung erfahren hat. In unserer Flottenmiscre hilft kein Beschönigen; die Tatsachen reden eine zu deutliche Sprache. Kein Linien schiff unter 14 000 Tonnen, kein Panzerkreuzer unter 10 000 Tonnen vermag in sich auch nur annähernd die Eigenschaften zu vereinigen, die man von vollwertigen modernen Kriegsschiffen dieser Klassen als Mindestmaß verlangen muß. Solcher Schiffe besitzt gegenwärtig fertig (die eingcklammerte Zahl bedeutet die Panzer kreuzer, die nicht eingcklammerte die Linienschiffe): England --39 (18), in Bau 3 (11); Vereinigte Staaten — 5 (4), in Bau 8 (6); Frankreich — 2 (8), in Bau 4 (4); Japan --2 (2), in Bau 3 (3); Deutschland -- — (1), in Bau — (2). Durch die neue Marinevorlage werden wir im gün stigsten Falle im Jahre 1910 in den Besitz von 2 voll wertigen Linienschiffen und eines Panzerkreuzers von 15 000 Tonnen Deplacement gelangen. Aber selbst, wenn wir — ganz unberechtigt — unseren dann fertigen 13 200 Tonnen-Schisfcn die Gleichwertig keit mit den größeren Schiffen des Auslandes zugestehen, werden wir mit unserer Flotte noch immer weit im Rück stände sein und dürfen uns nicht in dem Wahne wiegen, eine machtvolle Flotte zu besitzen. Wir geben gern zu, daß solche Eröffnungen an be stimmten Stellen höchst ungern gehört werden, vermögen sie deshalb aber noch nicht zu unterdrücken. Es ist eine unerhörte Unterstellung des Herrn Rosenow, wenn er die Behauptung ausspricht, daß der Deutsche Flotten verein es als eins seiner höchsten Ziele ansehe, den Staatssekretär durch seine Agitation zu stürzen. Es darf wohl erwartet werden, daß der Herr Abgeordnete hier für die Beweise erbringt. Ter Flottenverein weiß die schwierige Lage deS Herrn Staatssekretärs von Tirpitz sehr wohl zu würdigen, er kennt auch die großen Ver dienste dieses Herrn um unsere Marine. DaS aber kann ihn unmöglich abhalten, auf der von dem Verein für richtig erkannten Bahn fortzuschreiten, die Marinever waltung in allen Angelegenheiten, die einen Fortschritt für unsere Wehrmacht zur See bedeuten, kräftig zu unterstützen, sie daneben aber auch mit allen gesetzlichen Mitteln zu einer größeren Kraftentfaltung, zu einer frischeren Initiative aufzufordern. Daß auch der Deutsche Flottenverein unter Umständen in seiner Agitation ein mal daneben hauen kann, daS wird niemand, der daS Wesen einer großzügigen Agitation kennt, unbegreiflich finden, daS ist in den Augen keines vernünftigen Men schen eine Schande für den Verein oder gar ein gemein gefährliches Verbrechen. Der Herr Staatssekretär hat selber anerkannt, daß unsere Küstenpanzer durchaus keine vollwertigen Linien schiffe sind, beschwichtigt aber die Bedenken damit, daß man sie selbstverständlich nicht vollwertigen Schlacht schiffen gegenüberstellen werde. Das wollen wir sehr gern glauben. Immerhin aber wäre es doch wohl ganz interessant, zu erfahren, welche von unseren Schiffen wir bei einem Plötzlich ausbrechenden kriegerischen Kon flikt wohl der King Edward-Klasse (8 Schiffe!) ent- gegenstellen wollten. Die Nelson-Klasse ist ebenfalls so gut wie verwendungsbereit. Das sind allerdings Fragen, die niemals eine Beantwortung finden. Wir sind deshalb berechtigt, anzunehmen, daß wir über eben bürtige Schiffe nicht verfügen. Die Agitation des Flottenvereins verlangt den schleunigen Bau solcher Schiffe und die Aussonderung der minderwertigen, d. h. derjenigen, die vollwertigen Schiffen nicht die Stirne zu bieten vermögen. Die Agitation verlangt, daß man mit dem langfristigen Ziele breche, weil sich eben im kritischen Augenblick gerade Flotten nicht auS dem Boden stampfen lassen. Mit Nachdruck weist die Agitation darauf hin, daß die Regierung wohl nie wieder ein so bewilligungs freudiges Volk vorfinden wird, wie gerade jetzt, wo die Ereignisse der jüngsten Zeit für jeden eine gar zu ein dringliche Sprache geredet haben. Wenn der Verein für diese seine Tätigkeit verfolgt wird, so ist diese Ver folgung für ihn die höchste Ehre. Soviel steht für jeden, der unabhängig von Parteidoktrin die Flottenfrage be urteilt, fest: wird der gegenwärtige günstige Moment nicht erfaßt, so bleibt unsere Seemacht stets von unter geordneter Bedeutung, und das stolze Bild einer macht vollen deutschen Kriegsflotte war eine trügerische I'at» marxan». tiert ist, und sie sind in dem Maße intimer geworden, in dem man auf beiden Seiten verstanden hat, daß die beiderseitigen Interessen einander parallel laufen, worüber wir uns für beide Länder aufrichtig freuen, auch deswegen, weil wir darin sine Garantie für den Frieden im Osten erblicken dürfen. Wir sind denn auch der Ansicht, daß der Augeirblick gut gewählt war, um die beiderseitigen Vertretungen zum Rang von Botschaften zu erheben. Leider aber hat, um die Wahrheit zu sagen, ein Teil unserer Bevölkerung, allerdings ein verschwindend kleiner Teil unserer Bevölkerung, über unser Verhältnis zu Deutschland grundfalsche Anschauungen. Und aus diesen falschen Anschauungen ergeben sich bei einigen wenigen Leuten Mißtrauen gegen Deutschland und Un zufriedenheit. Wir müssen hier über diese Tatsache unser aufrichtiges Bedauern aussprechen. Solche Leute meinen, Deutschlands Politik, uns gegenüber, sei nicht immer freundlich genug gewesen, insbesondere habe die selbe der nötigen Loyalität ermangelt. Wir können nur versichern, daß diese Leute, die von Deutschland unS gegenüber befolgte Politik in Wirklichkeit durchaus nicht kennen. Wir sind in der Lage, zu erklären, daß Deutsch land bei den verschiedensten Gelegenheiten uns seine auf richtige Freundschaft an den Tag gelegt hat, und wir wissen von keinem einzigen Fall, in dem Deutschland eine unS unfreundliche Gesinnung gezeigt hätte. Wir wissen, daß Deutschland uns geaenübcr immer loyal und gerecht gewesen ist, wir können keines Falles uns ent sinnen, wo Deutschland es uns gegenüber an Loyalität und Gerechtigkeit hätte fehlen lassen. Einige Leute sagen, während des Krieges hätte die deutsche Politik daS Bestreben gezeigt, Rußland zu nützen und uns zu schaden. Demgegenüber müssen wir sagen, daß wir wissen, daß Deutschland sofort nach Aus bruch des Krieges erklärt hat, es werde strikteste Neutra lität beobachten, und daß Deutschland durch sein ganzes Verhalten während deS Krieges, dadurch, daß es nach keiner von beiden Seiten sich hinneipte, den Beweis er bracht hat, daß eS ihm mit dem tatsächlichen Jnnehalten seines Versprechens Ernst gewesen ist; in keinem einzigen Fall hat sich Deutschland durch sein Verhalten mit jener anfänglich abgegebenen Neutralitätserklärung in Wie derspruch gesetzt. Es gibt zwar einige Leute, welche in törichter Ober flächlichkeit dem Gerücht Glauben geschenkt haben, daß der deutsche Kaiser zur Zeit der Porthsmouther Frie densverhandlungen dem Zaren den dringenden Rat ge geben habe, unseren Forderungen gegenüber nicht nach zugeben. Wir halten daS Gerücht für vollständig au» der Luft gegriffen, nirgends finden wir einen Anhalts punkt dafür, daß etwas Wahres daran sein könnte. Unsere Informationen gehen vielmehr dahin, daß gerade daS Gegenteil der Fall gewesen ist. Wenn tatsächlich der Zar den Kaiser um seinen Rat gefragt haben sollte, so deutet alles darauf hin, daß Seine Majestät dem Zaren geraten hat, sich nachgiebig zu zeigen und unter allen Umständen Frieden zu schließen. Wenn ferner einige Leute die Behauptung aufstellen, Deutschland habe bei den Pekinger Verhandlungen alle möglichen Schwierigkeiten zu bereiten versucht, so ist das eine gänzlich grundlose Erfindung. Wer weiter aus der Energie, mit der Deutschland seine Unternehmungen in der Provinz Schantung betreibt, den Schluß ziehen will, daß Deutschland mit Bezug auf den fernen Osten ver dächtige Hintergedanken hegt, der beweist nur, daß er die Zeitkäufe nicht versteht. Die deutsche Politik geht, wie der deutsche Reichskanzler zu wiederholten Malen erklärt hat, ebenso wie die Politik der anderen Mächte und wie insbesondere die Politik Japans darauf aus, die Gebietseinheit Chinas zu erhalten und das Prinzip der offenen Tür und gleicher Möglichkeiten für alle in Ostasicn tatsächlich zur Durchführung zu bringen. Auch in Bezug auf diese Politik hat sich Deutschland durch sein tatsächliches Verhalten nicht ein einziges Mal mit seinen Erklärungen in Widerspruch gesetzt. Wir haben nicht den geringsten Anlaß, daran zu zweifeln, daß die deutschen Unternehmungen in der Provinz Schantung den von Deutschland abgegebenen Erklärungen entspre chend lediglich Handels- und Jndustriezwecken dienen. Kurz, wir müssen konstatieren, daß die Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern die besten von der Welt sind, und daß man sie als äußerst freundschaftliche be zeichnen darf. Unser politisches Glaubensbekenntnis in Bezug auf den.Osten stimmt überein, unsere Interessen stehen einander nirgends im Wege. Die deutsch-java nische Freundschaft ist nicht etwas, WaS wir erst von der Zukunft erhoffen müssen, sie besteht glücklicherweise beute ichon. WaS wir hoffen, ist lediglich, daß diese schon be stehenden warmen gegenseitigen Beziehungen in Zu kunst sich noch intimer gestalten mögen. vemcblana «na Japan. Gegenüber der Mißstimmung, die in Japan vielfach während des russisch-japanischen Krieges gegen Deutsch land geherrscht hat, weil man in Japan der Ansicht war, Deutschlands Sympathien ständen vorwiegend auf der Seite Rußlands, ist ein Aussatz bemerkenswert, den jüngst das maßgebende japanische Blatt „Kokumin" über die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Japan gebracht hat. Tie guten Beziehungen zwischen Japan und Deutsch land beruhen, so schreibt die Zeitung „Kokumin", erstens darauf, daß man sich gegenseitig gut versteht, »weitens darauf, daß die Politik der beiden Länder im fernen Osten nach den gleichen Grundprinzipien orten- veulsches lZeicsi. Leipzig, 21. März. * Kriselt e«s Eine Meldung der „Schles. Bolksztg.* über eine Kanrlerkrise Wege« des Widerstande- de« Zentrums gegen ein ReichOlolvmaiarnt wird in Berlin aus den Abge- orkneten Erzberger zurückgefübrt. Daß Schwierigkeiten vor banden sind, darf al- sicher gelten, jedoch denkt niemand im Ernst daran, daß Fürst Bülow schon jetzt durch den Erb prinzen zu Hobenlohe-Langenburg ersetzt werden könnte. Man wundert sich in Berlin freilich febr, daß man den stell vertretenden Kolenialdirektor in seinem Kampfe mit dem Zentrum völlig ebne höhere Unterstützung läßt. Es ist un ausbleiblich, raß man hieran Kombinationen über die Stel lung de« Erbprinzen zu ander» Aemteru knüpft. * Stenerkommission des Reichstages. Bei der Beratung des Zigarettensteuergesetzes re,st Abg. Müller-Fulda an, da« Banderolen-System fallen zu lassen und den Steuer- znschlag auf den Tabak zu legen. Die Frage möge mau in einer Subkommiision prüfen. Geheimrat Rbcinboldt führt aus, e« sei richtig, daß der Zollznschlag auf Rohtabak ungelähr das gleiche finanzielle Ergebnis haben werde, wie die Banderole, wenn der Zuschlag aus 200-6 für den Doppel rentner bemessen werde. Wenn der ausländische Tabak mit einem Zollzuschtag betastet Werve, könne der inländische Tabak, der zu Zigaretten verwendet Werve, nickt sreibleiben. Die von den reinen Z garettenbctrieben brrgestelllen sonstigen Fabrikate 'ollen auch mit einem Zoll,»schlag belastet Werve». Die ge- inischlcn Betriebe sollen eine Rnckvergiüung lür diese Fabri kate erhalten. Nach weiterer Beratung wurde der Antrag auf Einsetzung einer Subkouiniffsion angenommen. Es folgte die Beratung de« Gefctzeuiwuries über Aenverung ves Reichsstcmpelgesetzcs. Ministerialdirektor Kühn erllärle, gegen die Einführung eines StempetS für Wagen von ge ringer Tragfähigtcit beständen keine Bedenken; ebenso könne sich die Regierung damit einverstanden erklären, wenn auf den Schifföirachturlundemlempel in Anlehnung an de« Ent wurf zurückgekominen Werve. * Tic Vildgctkomniissio» des Reichstage« nahm in ihrer gestrigen Sitzung die Erklärung des UnterstaatSsekrelär« Twele Uber die Gehaltsregclung der Zahlmeister entgegen und ging dann zu dem Titel „«ervi« des Militär etats" über. Zu dem von der Budgetkommilsiou angenommenen Anträge ans Abschaffung der ScrvlStlasfe weist UnterstaatSsekrelär Twele daraus hi», daß die Ab schaffung dieser Servisklasse eine dauernde Herabsetzung der zeitigen Bezüge herbeisühren würde. E« fei zu berücksichtigen, daß in ven Orten der Servisklafse X die Bezüge schon jetzt nicht mehr für die not wendigsten Lebensbedürfnisse ausreichend seien. Daher feien weder das Neichsjchayamt, noch die Heeresverwaltung, noch vie verbündeten Regierungen mit diesem Vorschläge einver standen. Nachdem die Kapitel „Militärbauwesr»", „Militär- medizinalwesen" und „Verwaltung de« Tramvepot«" bewilligt worden sind, geht die Kommission zum Etat der Ostasi atischen Expedition über. Auf ein« Ausrag« de« Ab geordneten Liebermann v. Sonnenberg über den Zeitpunkt der Rückkehr der Truppen antwortet der KriegSminister, ihre Rückkehr «folge vorausstchilich Anfang Juni. Auch die Reserve der GesandlschafiSwache würde nicht banerad dort bleiben. Deutschland mache den Anfang mit derZurückziehuag der Truppen; hoffentlich könne die Reierve bald folge». Hier durch könnten 4>/, Millionen abgehetzt werde». Abg. Bebel (Soz.) drückt seine Freude über vre so rasch «folgende Zurückziehung der Truppen au«, glaubt aber, daß eine höhere Summe abgesetzt werden könne. Der Etat wirb abzüglich der 4'/, Millionen genehmigt. E- folgt der Etat de« Aus wärtigen. Der durch den Referenten Paasch« empfohlene Titel ,KL 000 -6 für die Schaffung eines Gesandtrnposteu« in AduS-Abeba* wird bewilligt, ebenso die übrigen Posten Gesandtschaften und Konsulate. Nach Bewilligung der Mehrforderung von 237 000 für de» allgemeinen Fond« vertagt sich die Kommission auf morgen vormittag tv Uhr. * Neber da« Gefecht Art Hartebeeftmund i» Dentsch- Südwestasrila am 24. Oktober, in dem die deutschen Truppe» nicht weniger als 23 Tote und 38 Verwunvet« hatte», be richtet ein in dem Gefecht verwundeter Artillerist, nach der „Köln. BolkSztg.*, u. a. folgende inleresiante Einzelheiten: Fünf Tage lang schon war die 200 Munn starke Truppe der Nachhut Morengas auf den Ferien. Am 24. Oktober, morgen- 8 Uhr, stleßen wir auf Las feindliche Lager. Ter Feinv hatte einen Höhenzug, der sich im Halbkreise um eine frei« Flüche zog, so belegt, daß man nicht das Geringste davon sehen konnte. Eo marschierten wir natürlich in diesen Hinteihall hinein. Die versteck: liegenden Hottentotten ließen unsere Spitze ruhig durch, und als die Kompagnie auf der Flüche angetangt war, fiel plötzlich ein Signallchuß und so 6- bis 800 Schüsse hinterber in einer Minute. Wer sich von den Infanteristen nicht plötzlich hinwarf, fiel ohne Rettung. Etwa eine Bierlelstunde nur konnte die Infanterie schießen, kann mußten sie alle die Toten markieren. Wer sich nur auf die andere Seite legte, war weg; denn Deckung war nicht im geringsten vorhanden. Und so lagen die armen Kerls ohne Wasser in der größten Hike am Boden, bis die Dunkelheit rinbrach. NachlS gingen die Deutschen in eine starte Stellung zurück und traten von dort erst am nächsten Abend unter den größten Schwierigkeiten den Rückzug an. 32 Verwundete mußten drei Tage lang getragen werken, bis der Oranssluß erreicht und durchschritten wurde. Wir waren froh, als wir glücklich aus englischer Seite an gelangt waren. Tort kamen wir dann in ein Lazarett und von dort später nach Lüderitzbucht. * Der Kampf nm Kaiserslautern. Am heutigen Tage findet im 8. pfälzischen Wahlkreis Kaiserslautern—Kirchbeim- bolanten die durch vie Maiivak.iiieverlkgung de« frelfiunigen Abgeordnete» Sartorius ncnvenvig gewordene Enatzwabl iür den Reichstag statt. Es stehen sich vier Kandidaten gegenüber. AlS liberaler Kandidat, der sich im Kall der Wahl der nationalliberaicn Partei anschließen wirk, wuide von Nationailiberalcu, Freisinnigen und Temokraten gemein- sam Bürgermeister -Schmidt von Ovcriiheim ausgestellt. Ihm steht außer rem Sozialdemokraten LanvlagSabgeordneter Kl erneut al« Kandidat des Bunve« der Lanvwirtc der bekannte agrarische Führer Dr. Roesicke gegenüber, und schließlich bat da« Zentrum auch in der Person de« Pfarrers Kempf von Gerbach eine beachtenswerte Zählkandidatur ausgestellt. * Aus Württemberg. Ein Privattelegramm aus Stutt gart meldet ua«: Der Miniiicc des Auswärtigen v. Soden wird von seinem Urlaub nicht mehr in sein Amt zurück kehren. Ebenso wird der KriegSminister v. Schnürten remis fron irr en; dagegen bleibt der Mmisterprä'ident Breitling im Amte. Die Grünte sür die Demissionen sind noch nicht bekannt. l>. verband sächsischer Industrieller. Die gestern mittag unter Borsitz des Herrn FabritbentzerS Franz Hoffmann ab gehaltene GesamtvorstankSntzung deS BeibandeS sächsischer Industrieller beschieß eliistimimg die Begründung, einer Gesell schaft zur Entsckävi,ung bei Streiks vvrznnebmcn, fobalo die in Berlin vom Verein deutscher Arbeitgeberverbände geplante zentrale NückversicherungSgeiellschifl bezrüuvel fein würde worüber die Au«schußsitzuug de« Vereiu« deutscher Arbeit^
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