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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 15.04.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-04-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-190604155
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19060415
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19060415
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1906
- Monat1906-04
- Tag1906-04-15
- Monat1906-04
- Jahr1906
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SeD L. «r. 190. 100. Jahr«. Arbeiterpartei zu gründen oder Vertreter inner halb der bürgerlichen Parteien zu wählen. Den zuerst bezeichnetrn Weg will das Zeutralbiatt nicht be treten. »Eine solche Partei/ meint es, .würbe sehr Nein bleiben, denn dir Zahl der Wahlkreise, wo die chriltlich-ioziale Arbeiterschaft die Mehrheit der Wähler umfaßt, dürste ver schwindend klein sein; ein« solche Partei würde aber auch ein flußlos sein." — Deshalb empfiehlt da» Zentralblatt de« zweiten Weg: innerhalb der bürgerlichen Parteien parlamen tarische Vertreter her christlichen Gewerkschaftsbewegung ent stehen zu lassen. Zu diesem Zweck« fordert da« Zentralblatt eine eifrige politilche Tätigkeit der Gewerkschaftsmitglieder außerhalb der Gewerkschaft. .Wir müssen", schreibt es, ,in die verschiedensten Parteien hinein, um diese langsam, aber sicher mit unserem Geiste zu durchdringen . .. Eifrige Tätig keit unserer Anhänger außerhalb der Gewerkschaft für ihre Partei, da« ist der Rechisboden, der uns bei der nächsten Wahl eine entsprechende Anzahl Kandidaturen sichern wird." — Diese günstige Aussicht findet das Zentralblatt durch die Gewährung von Diäten an die ReichStagSabjzeordneten noch bestärkt, weil dadurch die finanziellen Schwierigkeiten, mit denen die christlichen Arbeiterkaodidateu am meisten zu kämpfen hätten, beseitigt würden, und hiermit auch die finanzielle Abhängigkeit von der Partei aufgehoben sei. * Ter Rtesenftretk der Kohlenardetler in Amerika wirst auch seine Schatten nach Deutschland hinüber. Der Ver band der Bergleute hat soeben bekannt gegeben, daß er Uederweisungsscherue »ach dem Ausland (eS handelt sich bei einer Auswanderung um Uebertritt in die dortigen Vereine) nicht mehr auSstellea könne, weil die dortigen Kamerade» im Streik stehen. * Bau der Textilardetterbewegun,. Der Textilarbeiter- Verband hat seine Abrechnung für da« I. Quartal 1906 versandt; sie giebt uns einen genaue» Begriff von dsr Stärke des Verbandes. Die finanziellen Kräfte find sehr schwach; das Vermögen betrug am 3l. März 1906 nur 136743 bei 5l 8KS männlichen und 25 993 weib lichen Mitgliedern; es kommen also noch nicht einmal 2 auf den Kopf der Organisation. 63 081 -L sind wieder für Streiks im I. Quartal verpulvert und zwar sür den kleinen Streik in Bramiche 13 300 Mühlhausen im Elsaß 13 500 Leipzig 14 000 Die anderen Streiks fanden statt in Lörrach, Creseld, Lichtenstein, Landshut, Neusalz, Mössingen, Hannover, Rheydt, Kassel. Kür die Agitation in der Provi», Brandenburg gab der Verband im I. Quartal 1200 -sk aus. Stark ist der Verband in Augs burg (172 5mänuliche und 1653 weibliche Mitglieder), Barmen (1668 -s- 17), Erefeld (2110 -s- 419), Crimmitschau (1808-s-2l0l), Elberfeld (1866-1-73), Korst (1688-s-69l), Gera (2061 -j- 1829), Greiz (1240 -s- 980), Glauchau (1374 -1- 928), Langenbielau (1006 -s- 254), Leipzig (783-1-959), Meerane (1651-1-1815), Reichenbach i.V. (1184-1-507). * m. Hamburg, 14. April. (Privattelegramm.) Eine von 1500 Personen besuchte Nachmittag-Versammlung von Aus ständigen der DamenkonfektlonSbranche beschloß Streiksort- seyung, nunmehr ist die Aussperrung unvermeidlich. * Aachen, 14. April. Die von dem Arbeitgeberverband für das Baugewerbe in Aachen zum 21. April augekündigte Aussperrung ist durch einen Vergleich mit dem Zentralver- bande der christlichen Bauhandwerker vermieden worden. Die Bauarbeiter Haden für da- lausende Jahr eine allgemeine zehuprozentige Lohnerhöhung mit einem Mindestsätze von 40 erzielt; sür bessere und beste Arbeiten haben die Arbeit geber 42 und 45 zuzesichert. * VrcSlau, 14. April. Die .Schlesische Zeitung" meldet aus Radolchau, Kreis Katlowitz: Am Karfreitag nachmittag entstand im hiesigen, dem Grasen Donnersmarck gehörigen Walde ein durch spielende Kinder verursachter größerer Wald brand, der über 100 Morgen Kiesernbestäuv« und vieles Wild vernichtete. Der Schaven ist sehr erheblich. Fluslanck. « Oesterreich-Ungarn. " L>e GoluchowSkt-Tepesche. „Pester Lloyd" schreibt: Das Telegramm des deutschen Kaisers au den Grasen v. Goluchowskh Leipziger Tageblatt. Sonntag, IS. April IWtt. welches in seiner ganzen Fassung dir achtuuggebtetrnd« Eigenart dieses Souverän« wlrderspirgrlt, ist ein neues Dokument des zwischen unserer Monarchie und de« Deutschen Reiche waltenden muigeu Verhältnisses. Di« warme Anerkeuuuua, die der deutsche Kaiser unserem Minister des Auswärtige» für dir Haltung der Ssterretch- uugarische» Diplomatie tu der Marokkofroge zollte muß lebhafte Genugtuung erwecken. — I, Oeftnreich-Unaarn versteht man de» ritterlich«» Dauk des Kaisers au deu schneidigen Sekuadauteu zn würdigen und läßt sich di» Laune nicht d»rch »i- hämischen Fran zose» verderbe». " Der neue Hsubebmtniftrr. Der Kaiser beeidigte gestern mittag de» neurrnaanteu ungarische» tzonvedmiuister Feldmarschall- Leutauut Zetel Falnffy. Frankreich. " Zum Poftbeamtmftresk Im gestrigen Ministerrate erklärte der Arbeitsminister Barth^n, daß der Ansstand der Postimtcr- beamten augeuschetultch tm Abnehmen begriffen und daß di« große Mehrzahl des Personals b:i der Arbeit verblieben sei. Der Ministerrat sprach zu allen von Barthou wegen de» Ausstände ergriffenen Maßnahmen seine Zustimmung au». — Die Brief bestellung in Pari» ist ungeachtet de» gestern nacht von einer Brr- sammlung von Postbeamten gefaßten Streikbeschlusses ohne Stürung vor stch gegangen. Die Leitung des allgemeinen Verbände» der Post- nnd Telegrapheubedienfteten hat der Verwaltung in eins: Eingabe mitgeteilt, daß sie den Ausstand-beichluß mißbillig«. Etwa 50 bei der Drucksachenbestellung tätige Beamte haben dir Arbeit wieder aufgenouuneu. Italien. " Echo der Sekundanten-Depesche. Aus Rom wird ge meldet: Die Vorwürfe der deutschen nnd österreichischen Presse wegen Italiens lauer BundrStreue machen hier, dem schlechten Ge- wissru entsprechend, böses Blut. Die wulr. üciss einzelner Blätter aeht so weit, daß sie auf Grund ganz vereinzelter Aenßeruugen deutscher Organe Deutschland anklageu, aus Rache den Besuvopfern das Mitgefühl und die Hilfe zu versage». Der „Meffag." be hauptet, die ganze deutsche Presse kümmer« sich nicht um di« Vesuv- katastrophr, „Trib." bläst ins glrichr Horn, während „Popolo" die Unsinnigkeit und Niedertracht solcher Verleumdungen Hervorhebt. Anch dir Golnchowski-Deprsche verschnupft die Italiener natürlich start; aber die Herren habe» auch jede« Anspruch auf deutsch« Liebenswürdigkeiteu verwirkt. Ob es richtig und klug ist, Augen blicke», wo nur di« Menichrulieb« sprech«» sollte, Polstische» Er- Wägung«» Einfluß tinzuräume», steht auf einem anderen Blatte. Portugal. " Meutereien aus der Alutte. Sus Lissabon wird gemeldet: Den hiesigen Blättern zufolge sind auch aus dem Panzerschiffe „Vasco da Gaum" Meutereien vorgekommen. Doch ist die Ordnung dauk den von den M«rinebehbrden ergriffenen Maßnahmen wieder hergrsiellt. Dir Uute^snchung gegen die Mannschaft de« Kreuzers „Dou Larlos" ist nahezu beendet; sieben Mann sind bereit- in strenge Hast genommen worden. England. " Der Klerus erhebt sich gegen das Schulgesetz. Aus London wird gemeldet: Die im Lambeth-Palast versammelten angli kanischen Bischöfe beschlossen bedingungslosen Widerstand gegen die Schulvorlage Die Gegnerschaft de« katholischen Klerus, die am 25. Avril zur Beschlußfassung zusammentritt, wächst ebenfalls. Der Untersekretär Runciman kündigte au, falls dir anglikanischen Bischöfe das Oberhaus zur Verwerfung d«S Schulgesetzes anfreizen, werde die Entstaatlichung, der anglikanischen Kirche erfolgen und das Oberhaus in seinen Grundfesten erschüttert werdrn. Rußland. * Das Ministerium der BoUsaufklärung hat eine Enquete veranstaltet, um festzustellen, wieviel Schulen erforderlich seien, um im Rayon des Moskauer Lehrbezirks den obligatorischen Unterricht sür alle Kinder schulpflichtigen Alters zu verwirklichen. Es stellt sich heraus, daß sür die 200 000 schulpflichtigen Kinder des Moskauer Gouvernements 4000 Schulen rrivrdrrlich wäre», im Rayon des gesamten Moskauer LrhrbezirkS fedoch 37 500 Schulen sür 1873 000 Kinder. Der Unterhalt dieser Schulen würde etwa 14 Millionen Rubel jährlich kosten, hierzu käme eine einmalig« Ausgabe von etwa 45 Millionen zur Einrichtung der noch erforderlichen 3000) Schulen (im Moskauer Lehrbezirk gibt es gegenwärtig etwa 8000 Volksschulen aller Typen). Diesen Daten nach scheint die Hoffnung auf Einführung der obligatorischen Volksschuldildung in Rußland ihrer Verwirklichung nicht sehr nahe zn sein. Es ist, so schreibt die deutsche „St. PeterSb. Ztg.", nicht anzunehmrn, daß die Hunderte von Millionen, di« zur Realisierung diese- Planes in ganz Rußland erforderlich wären, sich allzu bald in der Staatskasse vorfinden werden, von den hunderttausend Volks- schullehreru, denen man die Führung des Unterrichts anvertraue» lünntr, ganz zu schweigen. * Die Deportationäsraa« i« Ministerrat. Die fortge setzten Klagen der russischen HauvtgefängniSverwaltung wegen Uebersüllung der Gefängnisse Haven nun den ruffischeu Ministerrat veranlaßt, sich mit der DeportationLfrage zu beschäftigen wobei nachfolgender Beschluß gefaßt wurde: Alle Sträflinge, die ihre Strafe in den europäischen Ge fängnissen Rußlands, sowie in Turkestan und in den Gou vernements TomSk und Tobolsk verbüßen, sind nach den nördlichen Gegenden deS Gouvernements Jeniffer zu bringen; Sträflinge auS dem Gouvernement Irkutsk sollen nach dem Jakutsker Gebiet und solche aus dem Amuraebiet »ach dem BaryusinSker Bezirk in Transkaukasien gebracht werden. Da die sibirische Bahn augenblicklich stark in An spruch genommen ist, so soll die Deportation bis auf weiteres nur nach den weniger entfernten Gegenden erfolgen, von wo auS die sukzessive Abschiebung nach dem BestimmurmSort stattfinden kann. Ferner sollen in Sibirien neue Zucht häuser und Galeeren errichtet und dorthin solche Sträflinge gebracht werden^ die den früheren Bestimmungen gemäß nach der Insel Sachalin gekommen wären. Außerdem sollen mehrere Untersuchungsgefängnisse und solche für Frauen in Petersburg errichtet werben. Türkei. " Verbannung -er Mörder Re-wan Pascha» nach Tripolis. Aus Stambul wird gemeldet: LS ist ein Spezialschtff nach Tripolis abgegangeu, wohin — nicht wie ursprünglich gemeldet wurde, »ach Arabien — der Zeremontenmeister Abdul Rezak. der Division«- gencral Alt Schamil und andere Mitglieder der Familie Bedrrkhau verbannt w-rdeu. Das Schiff hat den Präsidenten und da- Per- sonal eine- Spezialgerichte«, einen Staatsanwalt, die Mörder Redwan Paschas und di« Zeugen au Bord. Den Verbannte» soll der Prozeß gemacht werden wegen angeblich geplanter Ermordung einiger Mintsler und Hofwürdenträger. — Merkwürdtß, daß di« Verbannung dem Prozesse vorhergeht: weshalb findet denn da- ge richtlich« Verfahren nicht i» Stambul statt? " vulgaren vou eine« türkischen Kriegsgerichte frei» gesprochen. Da» AuSnahmsaerichl tu UeSkueh hat 60 Wege» politischer Delikte aogeklagte Bulgaren au» de« Bezirk UeSkueb frrigesprochen. Ob umgekehrt Türken i» Bulgarien ei» rbeuso »»befangenes Gericht gefunden hätten? Japan. * Die Marine. AuS Tokio wird gemeldet: ES steht jetzt fest, daß das Schlachtschiff „Satsuma" daS auf der Werft von Alwosuka im Bau ist, und aller Wahrscheinlichkeit nach auch das Schwesterschisf der „Satsuma", die „Aki", ein De placement von 19 000 Tonnen anstatt der ursprünglich be absichtigten 18000 Tonnen erhalten wird. Der Panzer kreuzer „Aurama". in Größe von 14000 Tonne», soll im August in Dokosura vom Stapel laufen. Sein Schwoster- schitf ^Jkoma" auf der Werft von Kure ist ebenfalls weit vor geschritten. Ein weiterer Kreuzer namens „Maaazi" von 2300 Tonnen Wasserverdrängung wird in Nagasaki voraus sichtlich im Juli vom Stapel laufen, etwa zu derselben Zeit der kleine Kreuzer „Bodo", der in Kobe in Arbeit ist. Die letztgenannten beiden Kreuzer gehören der Klaffe der ScoutS ScoutS an. * Japanische Ehrenbezeigungen sür Kriegshelden. Der in Japan weilende SveMlberichterstotter Marineleutnant A. oe Livron sendet aus Kobe nachfolgende interessante Schil derung: Von Chiro-Schima fuhr ich mit demselben Zuge ab, in dem sich auch der vom Kriegsschauplatz zurückgekekrte und jetzt durch Japan reisende General Nogi befand. Auf allen Stationen werden ihm stürmische Ovationen dargebrocht, aber sie tragen einen ganz andern Charakter, als man ra Europa zu beobachten gewohnt ist. Weder irgend welche For malitäten noch Ehrenkompagnien oder Militär, sondern auf jsder Station werden die Honneurs ausschließlich von Schul kindern gemacht. Ausgestellt in Reih und Glied, jedes mit einer Papierfahne in der Hand, begrüßen sie mit einem nicht enden wollenden „Bansai" den verehrten General. Und der ehrwürdige Greis verläßt aus jeder Station sein Kupee und unterhält sich in der leutseligsten Weise mit der begeisterten Jugend. So wird der japainsche Held von Port Arthur von seinem Volke gefeiert! China. * Zu -en Unruhen. Die „Frankfurter Zeitung" meldet aus Tientsin: Die Nachrichten über den gegen die Mantschu-Dynastie gerichteten Ausstand in Honan sind stark übertrieben. ES waren nur einige hundert Rebellen daran beteiligt, die jetzt zersprengt sind. Die Hankau-Pekinb-Elsenbahn ist nicht gefährdet. * Tue japanischen Truppen in Tientsin. Die Japaner ziehen ihre Truppen nicht zurück, sondern werden sie dem nächst ablösen. Der Stab bleibt ununterbrochen in Tientsin. Indien. * Anklagen siegen Lord Kitchener. Große« Aufsehen er ¬ regt eine Zuschrift oines Spezialkorrespondenten der »Times" in Indien, in welcher schwer« Anklagen «gen Lord Kitchener bezüglich seiner Behandlung der indischen Armee erhoben werden. Im Verlaufe seiner veröffentlichten Zuschrift er örtert der Korrespondent, inwieweit die erhöhte Macht- ertenlung an Lord Kitchener die Schlagfertigkeit der ein geborenen indischen Armee beeinflussen wird. Nachdem er der Loyalität und der militärischen Begabung des Höchst kommandierenden die größte Anerkennung gezollt hat, fährt der Korrespondent fort: „Die Haltung Lord KitchenerS gegenüber der eingebv-nen Armee bat innerhalb und außer, bald derselben den Eindruck hervorgebracht, daß er deren eigentümlichen Gebräuche als sinnlose Htnder- niffe inbezua auf die Einheit der Reichsarmee mit Ungeduld betrachtet. Die Vernachlässigung der persönlichen Höflichkeit, welche die eingeborenen indischen Offiziere bisher gewohnt waren, genügt allein, diesen Einbruch Hervorzurusen." Die Wirkung der Neuverteilung der iudische» Garnisonen, wie sie Lord Kitchener verfügt hat, zielt darauf ab, den eingeborenen Soldaten immer mehr ferner Heimat zu ent fremden ; dazu gesellen sich noch die Nennnmericrung und Neu benennung der Regimenter und der Bezirke, sowie die dem schlechtbezahlten eingeborenen Soldate« durch die Ver mehrung der Feldtage, Nebuuaen nnd großen Manöver auferlegten Mehrausgaben, was eine große Unzufriedenheit hervoraerufen hat. Es heißt kann weiter: »Die Freunde Lord KitchenerS können nicht in Abred« stellen, Kaß sein herrisches Wesen mit der Machterteilung wachst. Seine an- geborene Unduldsamkeit alle» Widerspruchs macht ihn un geeignet, von jenen zu lernen, welche di« Erfahrung besitzen, di« ihm mangelt. I» der Tat^ sowohl mit Bezug auf die indische Arme^ als auf di« Frag« der Armeeverwaltung sind die Ansichten Lord KitchenerS von ihm fix und fertig aus England nntgebracht worden, und schon einige Wochen nach seiner Landung in Bombay kündigte er dieselben aus dem Dekbi Durbar ebenso unumwunden an, wie seitdem bei ver schiedenen Gelegenheiten. Er verlanat, daß sich die Tatsachen seinen Ideen fügen und schöpft diese Jdoe» nicht aus den Tatsachen." Der Korrespondent beschließt sein« Kritik über de» Hvchstkommandierende» mit de» svh-mden Bemerkungen über die Vorfälle in Aegypten: „Der große Erfolg, der von Lord Kitchener dank seiner Begabung in der Wieder- eroberuna des Sudans erzielt wurde, wurde bald darauf nahezu durch dieselben Mängel vernichtet, die jetzt viele Leute in Indien zur Wirkung aelange» z» sehen befurchten. Nur eine kurze Zeit, ehe Lord Kitchener nach Südafrika be fohlen wurde, brach eine Meuterei unter den eingeborenen Truppen auS, die auS der Mißachtung der Angewobnbeiten der eingeborenen Truppen entsprang, denen er nnr so ränge Rechnung trug und Duldung gewährte als die Truppen im Feld« standen. Die Meutere, wurde erst in der elften Stunde entdeckt und unterdrückt. Die Mißachtung der „Meinungen" Lord CromerS über die Pläne Lord Aitthenerä ist bekannt und leicht erklärt, wen» man sich in Erinnerung hält, daß dieser die Mängel Lord KitchenerS vollständig erkannt hat. Der Korrespondent schließt keine Zuschrift mit der Be merkung: „Ich bin mir vollständig der großen Verant wortung bewußt, die mit der Bekanntgabe Vieser Angaben auf mir lastet? - . - . ' - km unü flotte. * Schiffsbewegungen: Der AblvsuagStranSport für S. M. S. „Condor' ist mit dem R. P. D. „Scharnhorst" am 13. April in Sydney eingetroffen, wo der Besatzung-Wechsel üattfindet. Tie ab- gelöste Besatzung tritt die Heimreise von Sydney aus mit dem- »clben Damvser voraussichtlich am 28. April an. S. M. Flußkbt. „Tsingtau" ist am 12. April in Hsinan eingetroffen und am 13. April von dort nach Wutschau in See gegangen. S. M. Kbt. „Jaguar" ist am 13. April in Futschau einge troffen und gebt am 18. April von dort nach Amoy in See. S. M. Kbt. „Iltis" ist am 14. April von Schanghai nach Kobe in See gegangen. S. M. Flußkbt. „Vorwärts" ist am 14. April von Haukau nach Kiukiang (am Pangtse) abgegangeu und geht am 17. April von dort nach Nanking. DaS Eintreffen des Dampfers „Syria" mit den abgelösten Befatzungsteilen von S. M. S. „Falke" an Bord in Hamburg ist am 19. April zu erwarten. S. M. S. „Hyäne" ist am 12. April in Nrufahrwafsrr etugetroffen. Feuilleton. Alten dir ganze Geschichte unseres Lebens las. Die Uhr war sechs am Abend, und nachdem wir die ' > auf. Ich ließ einen Eginhard an Lninia. Von August Strindberg (Stockholm).*) (Zu Ostern surr» 843 nach Christi Geburt im Benediktiner kloster Seligenstadt am Main geschrieben.) An meine liebe Hausfrau und jetzige Schwester in Christo, Emma; von Eginhard, früher Sekretär bei Carolus Magnus, jetzt Mönch >n Seligenstadt am Main. Tue Woche des Leidens ist zu Ende und die Auf erstehungstage sind da; der Frühling hat den Frost aus der Erde geraut, Geist und Gedächtnis sind erwacht, und die Ver gangenheit steht auf. Gestern, am Osterabend, ging ich im Garten des Klosters spazieren und dachte über meine verflossenen sünfundsiebzig Jahre nach; ich gedachte der schönen Worte, die einmal in dem Gelehrtenkreis oder der Akademie des großen Unver geßlichen nelen, als wir mrt Worten und Gedanken wie S>chachspiclcr spielten. — „Was ist der Mensch?" fragte unser Lehrer, der weiseste Alkuin, den wir Flaccus nannten. — Darauf antwortete Angilbert, der Schwieger sohn des Ka.scrs der Gatte der schönen Bertha: „Der Mensch ist ein Sklave des Todes, ein flüchtiger Reisender, ein Gast in seiner Wohnung." — Ja, wahrhaftig, antwortete ich mir, ein Gast; und bald will ich mein Ranzel packen, meine Rechnung bezahlen und weiter reisen. Ich ging am User des Flusses entlang und dachte: der- selbe Fluß, ewig derselbe Fluß, aber immer neues Wasser, niemals rinnt dasselbe Wasser hier vorbei. So ist das Leben, so ist der Fluß der Zeit; die Helden und Ereignisse der Geschichte, das hohe Lied der Historie, die Jahre und die Ehre, alles rinnt vorbei und vergeht. Wollte dann die ersten Osterlilien pflücken, um sie Dir zu senden, die einmal meine Gattin war, und ging zum Gärtner unten am Teich mit den Karpfen. Wen treffe ich auf dem Fußsteig unter dem Efeu, dieser Ewigkeitspflanze, die nur von Geburt und Tod weiß, aber nicht den Wechsel der Jahreszeiten kennt? Ich liesse den letzten, der außer mir von den großen Tagen, aus dem Kreis des Kaisers, noch am Leben ist: Thiodols, den Goten, setz: Bischof in Orleans. Ich kann Dir meine Freude beim Wiedersehen nicht be schreiben, nicht meine Gefühle wiedergeben, als ich im Ge- sicht^dcs Alten di- ganze Geschichte unieres Lebens las. Vesper gesungen, hörten die Fasten großen runden Tisch im Refektorium decken, nur für unS beide jedoch, aber mit zwölf Stühlen und zwölf Aussätzen. Aus dem Gastzimmer des Bischofs holte ich den großen Lehn, stuhl, den ich mit Laub und Blumen schmückte; es war der des hochscligen Kaisers, der jetzt im Munster zu Aachen ruht, in dem Münster, den bauen zu dürfen mir die Gnade und die Ehre widerfuhr. Die andern Stühle teilten wir an die Freunde aus: zuerst Alkuin, dann der Dichter Angilbert- Homerus, der Irländer Clemens, der Bayer Leidrade und die anderen, die Du gekannt, aber vergessen hast. Welcher Abend, welche Nacht, beim offnen Gartensenster! Wir sprachen natürlich von dem Großen, Unvergeßlichen, *) AuS dem Manuskript übersetzt von Emil Schering der illustrierten Wochenschrift .Das Leben" (Wilmersdorf) «ntunmmeu. und lebten sein reiches Leben in urrsern Gedanken noch ein mal. Wir folgten »hm gegen Langobarden und Sarazenen, gegen Ungarn und andere Slawen. Aber bei seinem dreißig- lährigen Krieg gegen die Sachsen verweilten wir ungern, meist aus Ehrfurcht vor der Erinnerung an den Großen, denn er hätte nur die Waffen des Geistes in seinem Be kehrungszug gebrauchen sollen. Man denke nur an den Frankeirkonig, der unfern Freund Ansgarius zu den wilden Schweden sandte. Der hatte keine bewaffneten Männer bei sich, sondern nur Gottes heiliges Wort. Er wurde aller dings wie Paulus von den Räubern geplündert, aber an- gekommen, gewann er den König des Landes mit seinem milden Wesen und durch Verkündung des Wortes. Dagegen verweilten w.ir gern in unserm Gespräch bei dem großen Weihnachtslag des Jahres 800 in Rom, als das abendländische römische Kaisertum wieder hergestellt und die Kron« Germanien gegeben wurde; was Lacilus angekündigl und was Herman im Teutoburger Walde als Märtyrer be- siegelt hatte. Rom und Deutschland! Ein geistiges und ein weltliches Reich! Uncrforschlich sind die Wege des Herrn! Als wir auf den starken und milden Carolus Magnus Augustus tranken, erhoben wir uns beide, Thiodols und ich. und verneigten uns vor dem leeren Platz, als säße er dort leibhaftig. Wo ist er jetzt, der Selige, Entschlafene, wo ist sein großes Reich, das nur sein gewaltiger Geist zusammenhalten konnte? Was er geeinigt, ist nun durch seine Nachkommen zerstreut, und Du weißt, nach dem letzten Vertrag zu Verdun hat das Reich Karls des Großen aufgehört zu existieren; an seiner Stelle besitzen wir nun drei: Deutschland, Frankreich und Italien. Vielleicht muß es so sein, und vielleicht kann ein einziger Mann ein so großes Reich nicht regieren. Schwer ist indessen die Einsicht, daß in der Geschichte jedes Großwerk das Bergängnis in sich trägt und daß die Höhen immer von der Tiefe des Falles begrenzt werden. Bruder Thiodols brachte beunruhigende Neuigkeiten auS Frankreich mit. Die Sachsen, die schließlich niedergeworfen wurden, mit ihrem gewaltigen Häuptling Widukind, sind auf eine schreckliche Rache verfallen. Sie haben nämlich dänische und schwedische Seeräuber, die Wikinger genannt werden, ins Land gelockt. Die sind den Rheinstrom hinaus gefahren, in die Seine hinein bis nach Rsuen und in die Loire hinein. — Diese Skandinaven sind Germanen, also mit uns Franken verwandt, stehen aber in näherer Ver wandtschaft mit Goten, Herulern, Rugiern und Lango barden, von denen di« drei letzten Völker Skandinaven sind. Odoaker der das weströmisch« Reich stürzte und den letzten Kaiser Romulus AugustuluS abjetzt«, war ein Rugier, von der dänischen Insel Rügen. Diese Nordmänner scheinen jetzt an der Reihe zu sein, die Schaubühne zu betreten, und vielleicht sind sie gemeint mit den Völkern Goa und Maaog, von denen daS Alte Testament prophezeite, daß sie aus dem Norden kommen werden. Wir körten erst um Mitternacht auf, Thiodols und ich, gingen aber im Garten auf und ab bis zur Frühmesse, denn wir konnten nicht schlafen. Und jetzt schließe ich Kiesen Brief, teure Gattin, indem ich Dir selige Tage wünsche, fern von aller Unruhe der Gelt. Ich selbst warte nur auf meinen Heimgang, denn da« Leden Kat seine Lust für mich verloren, seit mein Herr und Kaiser >n die große Ruhe eingegongen ist. Gruße die Brüder und die wenigen, die noch von der Zeit deS Großen leben, und sei selber gegrüßt, meine teure Emma, von Deinem toten Gatten, de» Du nicht eher Wieder sehen wirst als am Tag Ker UuftrstHuug, de« große« Ostertag, an dem wir uns alle Wiedersehen werden, und bis dahin — „Seid eines Sinnes, seid friedfertig, und der Gott der Liebe und des Friedens wird mit Euch sein." * * In der Unterhaltungsbeilage wird am Dienstag der Abdruck des Romans von Franz Herwig, „Die letzte« Zielinskis", beginnen. Es ist das epische Anfangswerk eines starken Talentes, dem die empfänglichen Leser mit tiefstem Interesse folgen werden, ein Leidenschaftsroman auS Westpreußcn, der den Verfall des Polentums schildert. Wir werden dem Dichter auch hier das Wort erteilen. * Hegars Tank. Herr Friedrich He gar hat nach dem in letzter Woche abgehaltenen Leipziger Hegar-Abend den folgenden Bries an Herrn Euormeister Wohlgemuth gerichtet: „Seit gestern Abend wieder zu Hauie angelangt, joll es mein Erstes lein, Jvnen nochmals meinen herzlichsten Dank auszusprechen sür die schönen Leipziger Tage, deren Urheber Sie waren. Die Aufführung meiner '«eiben größeren Werke jawohl, als auch derVortrag der » enpvli» Ehörr haben all meine Erwartungen übertroffen, und ich zähle das Konzert vom vergangenen Sonnabend zu meinen schönsten Erinnernngen. Daß die warmen Sympathiebezeugungen nach dein Konzert und während deS Kommeries, sowie auch die äußeren Erinnerungszeichen an den mir unvergeßlichen Abend mich doch erfreut und tief gerührt haben, möchte ich auch hier nochmals wiederholen. Wollen Sie Ihren Sängerinnen und Sängern meinen herzlichsten Dank und meine hohe Bewunderung ausdrückcn; der Ausdruck dieser Gefühle soll aber zuerst in langer Fermate bei Ihnen stehen bleiben." * Voltaires Bru-er. Man schreibt der „Frkf. Ztg.": Wohl selten bat es zwei so verschiedenartige Brüder gegeben wie Voltaire und seinen etwa um zehn Jahre älteren Bruder. Man erzähl!, daß der Vater sich über seine beiden Söbne folgendermaßen geäußert habe: „Ich Kode cwei Söhne, die beide Narren sind, l'un kou cke ckävotioo, et I'autrv kou pour les vers et pour le IktzLtre." Im ersten Aprilheft der „Revue des Deux-Monües" veröffentlicht der Professor an der Pariser Sorbonne A. Gazier einen Auf- say. Der Vater Voltaires war, wie man weiß, zuerst einige Jahre Notar am Chülelet in Pari-, und später bekleidete er daS ein- trägliche Amt eines „rvevvvur cies öpicoo" an der Pariser Rech- nungskammer. Die Mutter war früh gestorben. Außer einem Bruder hatte Voltaire noch eine ältere Schwester, die Mutter deS Abbs Mignot, der unausstehlichen Madame Denis und der Mme. de Fontaine. Voltaire besaß keinen oder nur geringen Fomillrnsinn. Unter den 10- oder 12 000 Briefen, die wir von ihm besitzen, gibt es keinen Brief weder an feinen Vater, der 1722 etwa 70jährig starb, noch an feinen Bruder, weder an leine Schwester, noch au feinen Schwager. Voltaire scheint feinen Vnter, den er als strengen und harten Mann hinstellt, wenig geliebt zn haben. Noch unsympathischer war ihm sein Bruder, den er nur einmal ganz kurz erwähnt und zwar itz einem Briefe vom 14. Juni 1727 an seinen Freund Thierot. Er erklärte, laß fein Bruder der letzte wäre, dem man da« Ge heimnis von seiner Rückkehr aus England anvertrauen dürfe: er beklagt sich über seinen zudringlichen Tharakter, seine Ungeschliffen beit und seinen unverschämten Egoismus. Als der Bruder im Jahr« 1745 starb, machte dies so ivenig Eindruck auf VoUaire, daß er es nirgends erwähnte. Dieser Bruder, Armand Arvuet, war am L2. März 1685 in PoriS geboren worden. Seine Taufpaten waren Armond-Jean Du PlesiiS, Herzog von Richelieu, und dir Herzogin Eharlotle von Saint-Simon, die Muitrr des berühmten Memoirenschreibrrs. Bon seinen Jugrndiahren wissen wir nicht«. Im Jahre 1709 war er gemeinschaftlich »it seinem Bruder bet der Hochzeit der Schwester Trauzeuge und unterzeichnet« sich als ^elaro wneurs". Aber noch in drm- setbe» Jahr« -äl> er di» Absicht, Vetstttcher hu werden, wieder ans. Am 2. Januar 1722 wohnte er dem Begräbnis seine- alten BaterS in der Kirche Saint-Barthrl6my bei. Aus dem Totenschein, der von den beiden Söhnen deS Verstorbenen unterzeichnet ist, ergibt sich, daß sie beide im Hause ihre- Vater« wohnten. Wahrscheinlich haben sie sich infolge geschäftlicher Streitigkeiten nach dem Tode des Vaters sür immer entzweit. Während der ältere Sohn daS einträg liche Amt des BaterS geerbt hatte> war Voltaire mit einer jährlichen Rente von 4 oder 5000 Lires abgefnnden worden. Er war damit nicht zufrieden und griff das Testament an, und eS folgte daraus ein langwieriger Prozeß, der zu unguusten de-Dichters ausgefallen zu fein scheint. Seit dem Jahre 1728 war der Bruch zwischen den beiden Brüdern unüberbrückbar geworden. Bemerkenswert ist eine Aeußerung Voltaire- in einem Briefe an seinen Geschäftsführer, in dem es heißt: „Ich sandte Ihnen mrtne urkundliche Unterschrift, aber ich vergaß, den Namen Arvuet darunter zu setzen, den ich übrigens sehr gern vergesse." Armand Arouet schloß sich der berüchtigten Schwärmersekte der Konvulsionär« an, zu deren eifrigsten und über zeugtesten Mitgliedern er gehörte. Die Sekte war durch die Ver folgung der Jansenisten hervorgerufen worden. Ihre Mitglieder trieben ihr Unwesen besonder« ans dem Kirchhof des heiligen Meoardus in einer Vorstadt von Paris, wo sie allerlei lächerlichen Wunder unfug, an dem sich auch Arouet beteiligte, verübten. Voltaires Bruder starb 1745 an einem Beinleiden in seiner Wohnung, die er in dem Gebäude der Pariser RecünungSkammer iuuehatte. Am folgenden Tage wurde er in derselben Kirche, in der auch sein Vater ruhte, beigesetzt. Bei dem Begräbnisse war al- Vertreter der Familie sein Bruder, „donrxeoin äs karii' zugegen. Er trug sich folgendermaßen in das Register ein: „k. m. aroust cke voitairs." Alles mit lleinen Buchstaben. Für diesen Tag nahm er seinen alten Familiennamen wieder an, denn der Name „Arouet" machte ihn zum Erben des Verstorbenen und damit zum reichen Manne. * Kleine Chronik. Frl. Käthe Ufert, eine Schülerin von unserer ausgezeichneten Gesaugslehrerin Frau Emma Baumann, hat kürzlich mit gutem Erfolge in Chemnitz in einem der Abonne- mentskonzerte der städtischen Kapelle (Max Pohle) gesungen. — Tie Sopranistin Frl. Martha Koelznrr sang in Halle mit gutem Erfolge. — Das Leipziger Musikinstitut von Julius Nestler hielt seine Prüfungen im Bonorand-Etabliffement ab. Der dritte Abend brachte Vortrüge der vorgeschritteneren Schüler. Hervor gehoben seien daS Violinkonzert von Mendelssohn (3. Satz) und sein Capriccio brillante für Pianoforte. Anch eine Sängerin stellte sich vor mit zwei Liedern von Wambold, besonder- aber mit der Gnadrnarie aus „Robert der Teufel" errang sie Beifall. In den Borträgen für Streichrrchor zeigten die Violinisten erfreuliche Sicher heit. —7 Im Stifte St. Paul in Kürnten, wo Hugo Wolf einen Teil seiner Jugendbildung empfing, wird demnächst ein Denkmal deS Tondichter- enthüllt werden. DaS Porträtrelief Hugo Wolfs ist von dem Wiener Bildhauer Sriffert aus geführt worden. — Girardi gastiert in Czernowitz; wie die österreichische Presse erzählt, fuhr er auch in da« eine Stunde ent- sernte Sadagora, die Residenz eines Wunderradbi namens Fried- mann, der sich speziell in Rußland großer Verehrung erfreut. AlS größte Sehenswürdigkeit wurde dem Künstler der prachtvolle Tempel des Großrabbi gezeigt. Nach der Vorstellung Girardi« meinte der Großrabbi: „Ich habe Sie nor unter der Bedingung empfangen, daß Sie mich nicht aus- Theater bringen", worauf der Komiker von Wien gejagt haben toll: „Aber, so gejcheite Herren, wie Sie, Ehrwürden, einer sind, spiele ich gar nicht!" — Josef Joachim ist in Paris plötzlich schwer erkrankt. Da« angrseytr und vollständig ansvrrkauste „Festival Joachim" mußte auSfallen. Schon bei seinem Eintreffen in Pari« fühlte sich der Meister nicht ganz ans der Höhe und konsultierte einen Arzt, der aber nichts Besorgniserregendes feststellen konnte. Joachim wollte sich nun ins Konzert begeben, al» ihn plötzlich ein derartiges Un- wohljeiu befiel, daß »au ih» jchoellsieus tu sei» Haus briugeu inutzl«.
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