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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 15.04.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-04-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-190604155
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19060415
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19060415
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1906
- Monat1906-04
- Tag1906-04-15
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Plätzen wird keine Garaatie übernommen. Anzeigen »ad Extrabeilagen nur in der vlor-en-Aus-ade Schl«! der Annahmr nachmittag» 4 Uhr. Aazeigeu-Anuahmr: Auguftu»Platz 8, Eck« Jobannitzgass«. Haupt-Filiale Berlin: LarlDunck« r,Herzgl.«ayr^ost>uchhandl». Lützowslratze 10 Gerusprrcher Amt VI Rr. 4MS). -Mnl-Erpevttio«: Dre-v«,Marienftr.S4 Nr. 190. -W-EWW—W—D—»— Sonntag 15. April 1M6. 199. Jahrgang. Vie nächste Nummer des Leip ziger Lagedlatte» erscheint -es Vstersefte» wegen erst am Diens tag morgen. * Nach Meldungen Pariser Blätter soll König Eduard von England beabsichtige», nach Zusammentritt der Duma, etwa im Juni, vc« Zare» «Inen offiziellen Besuch adzustatte». - De« frühe» Kolonialdirektor Dr. Stübel wurde zu» deutschen Gesandten in Christiauia ernannt. Var Wchtigrte vom tage. * Sailer Wilhelm hat an den Grafen Goluchowski «in Telegramm gerichtet, in dem er ihm Dank und An erkennung au-spnLt für die politische Haltung Oesterreich» auf der Marokkokoufereuz. (S. Deutsch. Reich.) * Professor Rudolph au» Gtraßburg ist nach Neapel «schickt worden, um unter Vermittelung de» Auswärtigen Amte» die Vesuv-Katastrophe zu studieren. (S. Neue» an» aller Welt.) * Die au-ständigen Briefträger iu Lyon haben di« Arbeit wieder ausgenommen. Auch m Pari» wacht sich ein Abflauen der Bewegung bemerkbar. (S. Ausl.) stukerrtelnmg. Sein Dogma hat di« Welt seit ihr«, Besteh« in ihr« Grundfesten so erschüttert, kein« so viele Gefühle der Sehn sucht und de» Grauen« in der Brust de» einzeln«, wie der Völker au-gelöst, wie die Lehre de» Christentum» von der Auferstehung. Eia« ungeheure Kluft trennt di« antike Welt i» dem Augenblicke von der werdend« neu« Zeit des Kreuze-, al- da- Wort erklingt: Er ist auferstaudeul Dort trotz der heiter« Welt de» Hellenismus, trotz Götter Homer-, ragender Tempel und schimmernder Altäre da- trostlose Hindämmern im Lade-, au- dessen Schatten selbst Achilles die sehnsüchtige Klage nach dem pulsierenden Leben der Irdisch« erhebt; hier fett d«i Augenblick, da die Weiber daS Grab leer stoben, da» sehnsüchtige Verlangen nach der Vollendung i« Jenseits, die freudige Hingabe de- Leibe» an Marler und Lod, ja selbst du a-ketische, bewußt« Abtötung de- Leibe» — alle» »er in der sehnsüchtig« Hoff nung auf die Auferstehung. Sie wird da- »u»gleich«d« Moment für di« Geplagt« und Elend« dieser Erde, sie tröstet eine Welt von Arm seligen über eia Lo«, da- ihnen unbegreiflich erscheine» oder Neid und Haß erweck« muß, fie wird da- Keuazeichea d«S Ehristeatum-, wie kein andere-, uud «l» da- Christentum di« Welt erobert, al« da« Kreuz auf d« Kronen glänzt, da wird gerade st« zu einer lebendig« Kraft, die ein neue« Kulturleben gründet — aber auch zu einer furchtbar« Macht, mit der Mensch und Volk gegeißelt werd« kann. Gerade da« Fest der Auferstehung erinnert un« daran, daß alle-, wa» wir an Edlem und Gutem iu der Welt aufzu weisen habe«, gewachsen ist auf de« Boden de- Christen tum«, da- die tief« Sehnsucht dr- irdisch« Mensch« nach Vollkommenheit verstand und ihm die« Ziel erretchbar machte. Solange diese Kulturmisston, diese ethisch« Arbeit Grundton der Lehre de» Nazarener» blieb, solange da» revolutio nierende Wort: Hier ist nicht Knecht nicht Freier, nicht Jude noch Grieche I Tausenden die frohe Botschaft der Gleichheit aller Menschen vor Gott blieb, solange bedeutete e« eine Auferstehung für Tausend« au- der Macht der Tyrannei, der Vorurteil«, drr matrriell« uud geistig« Knechnchaft, in der fie geschmachtet. Aber sehr bald setzt der Umschlag eiu: die treibende Kraft einer neuen Kultur welt wird zu einem Bann, einer Last, unter der die geistige Auferstehung der Menschheit zu ersticken droht. Bon der- selb«» Kirche, die auf dem Dogma der Auferstehung gegründet wurde, di« einst mit diesem Wort von der nie verwelkeud« Hoffnung die Fesseln der alt« Welt brach, Wendel sich der Humanismus, wend« sich dessen Schüler, die Reformatoren — und der furchtbare Kampf zwischen den beiden Lagern setzt rin, der nicht nur di« Geister in die Arena, sondern die Heere auf die Schlachtfelder führte und drr noch b>» heute gerade iu unserem Volke eine Kluft aufgerichtet hat, die uns Jahrhunderte lang gelähmt, un- um da- Reich Gott«» blutige Kriege skhren ließ, derweilen unser« Nachbarn di, Reich« dies« Welt teilten, und auch hmte noch wie «iu unheilbarer Riß durch unser Volk g«ht. DaS politisch« Christentum ist noch heute ein« Last, unter dir wir Deutsch, seufzen. Alle großen Ideen, welche die Menschheit zu lichte» HAH« führen sollen, sind stet- bei der Aus- münzung für die Masse zu abgegriffenen Hellern ««Word«. Di» groß« Idee dr» Christentum- von dir Freiheit de» Drnken», dir Liebe ,um Nächsten, der eigenen Verantwortung vor dem Richter in der Auferstehung wird in va» Gegenteil verzerrt: sie wird in Dogmen gepreßt, die nicht nur ethische, sondern volitische und soziale Zeugnisse für den Bürger werd« möchten. Rom geht offen vor. Die Herrschast in der Welt gehört der Kirche, der« Oberhaupt sich alle« »» b«g« hat, sei «» der ei uze la«, sei »4 Volt oder Fürst. Dr« Reaktion, die mit Luther «insetztr, ist i« der Welt h«t« bedeutend stiller geworden, man bekämpft di« alten Forderung« Rom», di« i» dem UltramontauiG nm» »« tt« m« BortötzPwuog fand«, »ich« w«hr, n»a« P-Ktmer mit ihm, iu» Tiwtztt stad die Lisch« d«r W-ch-tt» Wieder aufaerichtet, und wen» Herode» ihn nicht baute, so tat e» Wallot. Und wenn nicht alle Zeichen trüg«, so stehen wir erst am Anfänge diese» Schacher» mit der päpstlichen Partei, deren Forderung« im gleich,u Maß« wie unser« staatlichen Bedürfnisse wachsen. Da» Messer ist bereit» an die Wurzel» de» staatlichen Leben- gelegt, «an geht der Bolk-schulr, dieser Grundlage unserer modernen Entwicklung, auf der wir über Königgrätz und Sedan nach Versailles marschiert sind, au» Leben: schon auf die Jugend, die einst die Ideen von Deutschland- Weltstellung, w,e sie heute langsam durchbrechen, Wetter pflegen und vollend« soll, möchte da» politische Christentum seine Hand leg«, um wieder von vornherein unser Volk in die beiden Lager zu lcheiven, die sich schon vor Jahrhunderten bis auf» Messer bekriegten, und die notwendigerweise wieder iu leidenschaft lichem Kampfe aufeinanderprallen müssen, wenn der Wille derer Trumpf bleibt, die im Christentum nicht da» Band zwischen allen wahrhaft Gut« auf dieser Welt sehen, sondern Leakzügel und Geißel, mit der fie di« Menge regier«. Dabei schreit auch unsere Zeit nach einer wahren Auferstehung. Nicht im Sinne geistreicher Experimentier«, von den« Tolstoi noch nicht der schlechteste ist, «» geht ein unverkennbarer Zug durch unser Volk, »in Sehn« nach geistiger und nationaler Wi,vergeb,rt. Gegen Rom- Gelüste wollen wir heute nicht polemisier«, die Reaktion dagegen wird schon wuchtig wie ein vernichtender Schlag gegen fie eivsetzen — wenn un» da» Wasser bi» an den Hal-steht, wenn die letzten schwarzen Batterien demar kiert werden — aber eine Frage ist heute am Osterfeste n- laubt. Wie kommt e«, daß auch a»f nichtrömischer Seit« Tausende und Abertauseude dem bestehenden kirchliche» Leben fremd gegenüberstehen? Da-ist nicht religiöse Interefselostgkeit wie in d« Tag« de- Rationali-am«, da ma» landwirtschaftliche Frag« aus drr Kanzel b«ha»d«lte, seit hundert Jahren find nie so viel« Publikationen religiös« Inhalte- in Deutschland gelesen und gekauft worden — die Statistik de- Buchhandel- beweist e- — selteu hat da« Tagr-publikum so großen Auteil aenomm« an d« Lrruog«. schäfte» der Religiou-wisseuschafteu; der Materiali-mn- stinkt heute nicht nur i« Hörsaal, sonder, auch i» Salo«, und trotzdem, gerade Lausend« »er Best« „serer Nation blSrb« fe«, wen« di« Osterglocke» ruf«. Warum'? Weil fie fühl«, daß nicht nur Rom rückständig blieb, sonder, daß «nan auch im Gegeulaaer keine Konzessionen », unsere Zeit mach« will, vielmehr «userr »nschaunngeu wieder zurückbieg« ,ud al- Kano, für ste die Augustana uud da- Apostolikum sanktionier« mochte. Diese Eiferer, welche nach dem Strafrichter für den Mann freier Ueberzeuguug rufen, vergefs«, daß Dogma und kirchliche Satzung, wir sie vor vierhundert Jahren dem Bedürfnisse der Zeit angrpaßt wurden, heute ein« Zwangsjacke sind für viele, die sehr leicht für eine Kirche gevonnm werd« könnten, die sich in ihrer äußerlichen LebenSdetätiguaa der Entwicklung amapafs« wüßte, in der heute unser Volk begriffen ist. Die Idee von der großen national« deutsch« Kirch« ist bisher eioe Utopie geblieb« und wird ohne Frucht bleiben. Aber warum hol« di« bestehend« Gemeinschaft«^ di« auf Wittenberg» Boden gesprossen sind, nicht die Lau sende in dem Weinberg de- Herrn, di« müßig am Markt« steh«? Wenn diese Tausende den alt« abgegriffenen Groschen nicht nehmen wollen, d« mau schon vor vierhundert Jahren al- Lohn bot, so müssen di«, welch« zur Arbeit ruf«, neu« MÜoze präg«. Unsere Zeit harrt de- Manne», der d« alt« Wein in neue Schläuche gießt, nicht Flicken auf di« alten setzt, auf daß der Riß ärger werd«. Wir harr« d«r Auferstehung, di« Tausende deutscher Mäuner und Frau« zurückführt auf de» Bod«», aus de« Misere Nation groß geword« ist: di« geistig« Freiheit de- Christemneuschen, ver in dem Bod«, d« Luther einst von d« ärgste« Dorne» säuberte, «ich di« juage, Bäume der Erkenntnis nuferer Zeit Wurzel schlagen fleht. Aber solang« rohe Hände diese jungen Schößlinge erbarmuag-lo» au «reißen, wir» jeder fie ,u seinem eigenen Gärtlein pfleg«. Und diese Freiheit soll un- lei, Gesetz, kein« Verfügung nehm« — oder die Axt liegt nicht uur an v« Wurzel» uufere« persönlich«, sondern auch anser«- nationale» Leben«. Deutschland ist iu der Welt groß geworden al- Land der frei« Denker und Forscher, ver Bürger, di« für «in« lieber» zevguug nicht nur »u leben, sondern auch zu sterb« wissen, die nach dem Höchsten furchtlos greifen uud e« mit kritischem Auge prüf«, einerlei, ov «S jahrhundertelang di« Patina der Ehr würdigkeit trug. Dieser Zug in« Groß«, der trotz Kleinstaaterei und Fnektion-meierri niemals erstickt werd« konnte, ist heute, nachdem ein Bi-marck ihm di« erst« Bahn« wie«, z« einer Leden-krast geworden, die un- d« Weg iu die Welt ebnet. Die kommende Generation wird noch vielmehr al- wir im Bann« der großen Joe« steh«, Vie un- heute auf Vie Hoch straßen der Weltpolitik führen; in ihren Aua« wird di« Fraktion-Politik von heute nur rin Zopf historisch« An- denken« ftin — sie wird ihr« Blick h.nau-schweife» laste« Über die Meere und ihn nicht an den Zänu« ver Parteipro gramme stier werd« last«. Da« ist da« Pr-gramw für unsere national« Anferst,Huna, auf die wir trotz aller bös« Zeichen der Zeit noch immer fröhlich« Hoffnung« heg«. Freilich — e» gibt noch Fanst« genug, di« gerade am Ost«»morgen verzweisela wollen, weil sie in d«r tag« Zelle, auf der« Regalen di« Phiolen mit alt« Trank« unv Vie Foliant« abgetaner Weisheit «h«, e« verlerot haß«, daß jede« Jahr mit dem werdeav«» S«W auch di« Hoffnung auf eia« Vollendung des «tnzeln« und drr Völker neue Unterpfänder erhält. Uad wie da, .Christ ist erstanden l" den froh« Ostergraß der gläubig« Christenheit bildet, so bedeutet da- Fest drr Aus erstehung für all« Mensch« ein« Tag frober Gewißheit, vaß di« Menschheit nicht dem Grabe zueilt sand«,, Jahr um Jahr neue Marksteine der Entwicklung anfrichwt, Vie nnS an Abgtttnv« vorbei doch z» d« Höh« führt, ans der« höchster der »och immer steht, .»er »l-M«sch «ft»« mmve, gleich wi« wir.- au L an den es ist Unrer Wirre» irt Ztiicllverli. In dich« Zeit politischer Still«, da selbst di« Marokko- Konferenz fast legendären Alter» nicht mehr tagt und schon verdientermaßen halb vergessen ist, haben Naturereignisse und Unglücksfälle für Ersatz gesorgt. Eourriöre», Nagold, Vesuv — diese drei Unglüasnamen haben auch den Harten unter un» da» Gemüt erregt. Sie haben in ihrer Inter nationalität in Kanwfzeiten verblaßte Erinnerungen an Perioden deutschen Weltbürgertums wieder wachgerufen, ha den Taten schöner, wenn auch nicht immer stillen Menschen liebe gezeugt, aver bisher hat die Größe he» Unglück- mehr da- Gefühl a^s den Geist beschäftigt. Und doch ist es Pflicht, über dem Mitleid nicht den Blick für die offenbar ge wordenen Kulturzeugnisse zu verli«r«n. Dieser wertvollen Zeugnisse sind so viele, daß eS vergeblich wäre, sie erschöpfend behandeln -u wollen. Aber einiges Wichtige sei yeraustzegriffen. In Courritzres bat die späte Errettung einiger ouaarr« eivanl» »»erst Schrecke» und starres Erstaunen verbreitet, dann aber grauenhaft« Flüche gegen die Betriebsbeamten, die Unternehmer, den Kapitalis mus gelöst. Und wer hätte den Mut, den Hinterbliebene» und Kameraden die Wahrung von Anstandsregeln zu predigenl Also verständlich ist die Empörung, auch wenn sie Schuldlose trifft. Und wir können uns nicht entschließ«, die Verfluchten für schuldig zu halten, wenigstens nicht im persönlichen Sinne für schuldig, daß sie aus Bosheit, aus Profitgier, aus Intoleranz nicht getan hätten, waS in ihren Kräften staud, um UeberlHend« zu retten. So arg« Scheusale mag eS «Len als Abnormität«. Zn Haufen aber giot es sie Nicht. Auch in Tourridres nicht Was sich bei diesem Unglück mtit schrecklicher Deutlichkeit gezeigt hat, das ist die Schädlichkeit, der Ueberspaununa des Wertes lehrsamer Erkenntnis. Wir glaube» dem Oberingenieur auf» Wort, daß er die Möglichkeit d«r Weiterexistenz vn« Menschen in 5« ErplosionSgas« für ausgeschlossen hielt. Er fußte aus seine Kenntnis ver Ratnr dieser Gase, auf Wissenschaft und Erfahrung. UR) doch haben Menschen aller Wissenschaft und Erfahrung zum Trotz die Explosion überstanden, sind auch uicht vou den Gasen vernichtet worben, sind nicht verhungert uR> uicht verdurstet uud haben sich schließlich selbst gereitet. Di« Goethefch« Warnuu« vor dem Gelehrtendünkel, wie herrlich wsit wir es gebracht, zeigt uns den eigentlichen Schuldigen, vor den» Unglück mag manches dersäumt worden sein. Daß anch »ach nach vom Unglück »nnches versänmt wurde, hat aber doch wohl andere Motitz« «As Vie kühler BerechnirM. Richt gegen die Wissenschaft »nv ihre Lehren richtet sich der Spott des großen Dichters. Er mahnt nur zur Bescheidenheit und prediat iLÜcwnwrm — lg^orndirnu». Auch noch in anderer Beziehung hat sich das »«zeigt. ES ist nicht mehr zu bezweifeln, daß die ausaedchnten Luftungsanlage«, die Verbindung aller Schächte und Stoll« untereinander, also die Anwendung wissenschaftlicher Er kenntnis, wa» wir als technische Errungenschaften zu be zeichnen lieben, die gewaltige Ausdehuunä des Unglücks mit ermöglicht haben. Was der Menschengeist in teilweiser Er kenntnis der Natur zu seinem Schuh« ersonnen und was diesem Schutze auch in normalen Zeiten gedient, do» wurde eines schlimmen Tages zum Verhängnis. Unser Wisse» ist Stückwerk. Und in Zotten äußerster Not und ärgster Ver- Wirrung, wenn die aus künstlichen Berechnungen fundierte» Eiurichtun«« zusammenbrechen, ist voraussetzunasloser anf- opfrrnder Wageuott meistens wertvoller als wissenschaftlich« Resignation. In Raaokd, dem Schwarzwald stLdtcken, stürzt ver Gast hof „Zum Hirschen" e« mch begrabt über hundert Person«» unter seinen Trümmer«. An künfzla sind tot. die übrig« «eist schwer verletzt. Der Gasthof sollte von «ft»em findigen Unternehmer gchobeu werden, um da« Erdgeschoß höher zu machen. Mutet es nicht seltsam an. dieses Umspringen mit ganzen Gebäude», diese amerikanische Tradition-Verachtung i« deutschen Schwarzwald? Und an de» Unglück sieht man, wie berechtigt das Geftchl ist, da« di« Hornroni« zwischa» de« modernen Tu» und do« al»« überkomm«« Objekt vermißt. Die modern« Technik ist rin« schön« »nv segens reiche Erscheinung. Aber sie kann auch deplaciert sein. In Raaold war fie es. Nicht der Hebungsversnch erregt Be denk«, aber das Benehm« der Festgäste und der verantwort, liehen Person« -engt für di« Ooerslächlichkntt des Erfass«» der Ide« Die Leute hab« sich benommen, wie mau es nicht anders erwarte» konnte. Wie sich der Schäler aus der Lüneburger Heid« tenimmt, der sin Antomobil lenke» soll. Die Handgriff« hat man ihm e«- oder zweimal ge- »m-t. Und uun fährt er. Alle« geht gnt. Da lädt er auch »och Frau und Kind nnv Vetter ein, «itHUfahreu. Und bei der ersten Wegbieaung wirst er fie alle kn den Graben. Wir möchte« »war nicht dafür aut sagen, daß nicht auch für- Großstädter fich in Massen bereis fänden, eine Metzelsudpe auf Tod uud Leben zu essen. Aber wir glaub« doch, daß die Einsicht in die gesährliche Natur de- Unter nehmens wenigstens bei einigen verantwortlichen Person« stark genug aus das Gewissen drücken würde, nm rin ähn liches Unglück zu Verbinder». Nicht richten wollen wir, sondern erklären und in der Erscheinung« Flucht d« tiefer« Zusammenhang zu erkenn« suche». Grauenhaft« Kund« kommt aus de« schönst« Teil« des schön« Italiens. Nicht die Zahl der Toten allein macht oi« Schreckensbotschaften so erschütternd. Aber dir tzils- lostgkett einer ganzen gesegneten Landschaft, das Wüten der nicht M«hr lokalisierten Gefahr in metlenweitem Umkreise gräßlich« Blindheit dieser Bolksmassen, die von tdlldern Rrttuna hoffen oder ertrotz« wollen, da» t ganz« Schrecklichkeit der Katastrophe. Die »üff« i»b Kirch« m, diesen arm« Renschen gesündigt Was wffs« sie von einer »ottGide«? S- gut wie O» ihnen sivoa ein Pfarrer do, ber All-Einheit, Offenbarung Gottes in de« Gesetzen der Natur ae- h-i? Ach »ein. AVer daß der heilig« J^nnanus lheitiar für oder gegen Erdbeben und Vulkan- st, da» Wissen fl« geua». Er steht jetzt hoch zg, der mächtig« Heina« Januarius. Noch über au Maria und ibrem Sohn »ad dem lieben Gott, Seust sich auch stzust nicht recht herantrauen. Ja, hakt trostlos, »as von da unten gemeldet wird, d Zorn streiten um die Obeehand, Aber Vas irwiegt. Und uns üderiinmmt d«M ein Gefühl ^urteil für unser Geschick, das uns rauhere, Her bodeusichera Gebiete als Wohnstätt-u angewiesen oat. Lief steckt de« Germanen die Sehnsucht nach de« Land« der M«rer Witt», rnng, um so medr drangt es ltzn na cd vem suven. Pi« schrecklich« Ereiautss» am Golf vou Neapel aber mös« ein WMam« Kvrvtsttz »«ir.Wchnsncht »Mn. Sie wer»« Vie Deutsches seiest. Leipzig, 15. April. * Der Kaiser an v« «rasen Galuchaw-ktz. Im An schluß an den Verlauf der Marokkokonserenz, aus der Oester reich seine Bunde-treue Deutschland gegenüber so wacker rum Ausdruck brachte, hat Kaiser Wilhelm II. an den Minister b«S Aeußern Grafen GoluchowSkh folgendes Telegramm ge- richtet: Pu dem Logenbltch da Ich mit Genehmigung Ihre« aller- gnävigsirn Herrn, dem Grafen Welser-Hrimb da« Grohkreuz d«S holen Adler-Orden» übersend«, zum Dante für sein« erfolgreichen Bemühungen in Alg ctra», drängt »S Mick, Ihnen von Herzen aufrichtigen Dank zu sagen kür Idee unersckutterlickr Unterstützung Meine» Vertreter«. Eine schöne Tat de- treu« Bondetgenassen. St« haben sich al- brillanten Sekundant« aus der Mensur er wiesen und tonn« ftteich« Dienste« in gleichem Fall« auch von Mir gewiß sein. Withelm L. * Beförderungen in der Schutztrnppe. Das „Militär wochenblatt" meldet: Befördert worden sind Oberstleutnant v. Gemmeru in drr Schutztruppe für Südwestasrika zum Oberst« uud drei Majore v. Kamptz, v. Estorfs und v. Rebern zu Oberstleutnant-. * vftnfrtk-nischeS. Von weiter« Fortschritte« iu der Beruhigung de- ostafrikanischen Schutzgebiete- be richtet dem „8.-A." ein Telegramm aus Dar-eS-salaam vom 14. April: Die vierzehnte Kompagnie de- HauptmannS vou Schönberg ist am S. d. M. von Kilwa in da« Gebiet »wisch« Liwcue und Likwera abgerückt. Die fünfzehnte Kompagnie meldet, daß Bidunda sicher ist: eiu Zuä der Kompaguie verbleibt bi» auf weiteres iu Lijunge. Ober- lentnnnt Pierer befindet sich im Stanblager btt Kiffanga, wohin sich Vie Redellen zurückgezogen Haden. Kidatn und Ktbnln bleib« mit Post« besetzt, die Kompagnie de- Haupt- mnnn- von Wangenbein« ist am v. März in Mahenge an- gekommen; an« 11. März macht« die Hauptleute von Hassel nnb von Waagenheim mit je einem stärkeren Detachement ein« gemeinsame« Zug »ach Mkiro ond Mafimbo. In Ver Ulaugaebeu« herrscht großer Nahrungsmangel. Di« Straße Iringa-Kiwanga gilt »l- sicher. * Dänisch« Snei^meinven in Rarv-Schle-wt«. vor einiger Zeit hatte» Vie „Hamb. Nachr." vr» nordschle-wigscdtn Freigrmeinv« «in« voutilch« Charakter zngetchrieben. Der sroiaemetnvlich« Prediger Lhad« Peters« I» Hader-leden dr- streuet in eine« Artikel d»S „Fl«»b. Avis" die Berechtigung dieser Behaaptung; dabei entschlüpf« ihm aber die SLtzc: Die nerdschleswtgscheu Frrigemeiuden stehen ihrem Ursprung mich uud nicht weuigrr »ach ihre« ganzen Wesen und Wirten am ri»e» christlichen Boden. Sie find aber dänisch-christlicher Geiste«richtung eutsprnngen. ans dänischem Volksgrunde entstanden »nd hab« sich dem nicht entzieh« können, es at» ihr Ziel an- zusrd«, der durch die Germantsirrung der Kirche in Rordschleswiq entstehenden Leer« im kirchlichen Lieb« entgegenzuwirkeu. Da« muß wohl der Grund zu der stet- wieverkehrenden Beschuldigung de- pal Kisch«, Gepräge- setu. Widerstand gegen die Germauisierung — ja, wann sangt d«u eiaeutlich bei dem Her« Pfarrer daS „politische Gepräge" au? LV. Das Sentrnn» dttm Miutfterstürz« in Baden. Nicht emmal in der Charwoch« gewahrte da- streitbare Zentrum d« ihm mißliebigen Ministern Schonzeit. Seine Angriffe richte» fich neuerdings nicht bl»ß grg« den Minister des Inner», der sich vermess« hat, di« Staat-autorität sogar gegen die katholische Geistlichkeit zu wahres; mit allmählich auf- brodelndem Temperamente befehdet man jetzt auch den Staats minister Freiher« v. Dusch. Des öfter» war ihm eiudriuglich nahe gelegt worven, durch eiu merkbare- Adrückea von dem allzu liberale» Kolleg« sich die Gunst uad de» parlamentarischen Beistand de- Zentrum- za sichern. Doch er wollte uicht höre». In der Budgetdebatte erklärte er, die Preßaugaben, daß er «en« „Ausschiffung" de- Minister« Schenkel wünsche, feien „reine Faseln"; ja er scheute sich uicht, off« zu äußer», er könne mit eioer Partei nicht gemeinsam arbeite», dir zur Richtung de- Waldmichel gehöre. Darauf warf ihm da- Karlsruher Zeutrunrsorgan di« ärgerliche Bemerkung ent- aea«: „Uns jchein», daß der badische Staat-Minister die Situativ«« nicht beherrscht, aber auch noch viel weniger fie versteht." Um ihm dieses Verständnis z« erleichtern, belehrte ihn einige Zeit nachher der Zeutrumsfuhrer Wacker in einer zu Freiburg gehalt«« Rede, Schenkels Einfluß mache sich zu siark maßgebend, der „zur Zügellosigkeit neigende Minister de- Inner»" müsse „iu Respekt aebalt« werken". Auch da- de» Zeotrum-führer Gießler uaheftehend« Mann- Heimer Parteiorgan bemühte sich, Herrn v. Dusch den „Staar « stech«". Er hab, „die Blocktenvrn»« im Ministerium selber zurückzuvrängen", er dürfe auf kemen Fall „weder im Schoße des Ministeriums, noch in seinem Verhältnis znr Krone Unterströmungea dulden", wobei auch von unverant wortlich« Ratgebern gesprochen und dem Herrn Staat«- miaister bedeutet wurde, daß eS ihm „allein zukommt, vi« Krone maßgebend zu beraten". Doch der Liebe Müh' war umsonst. Ja der Schuldebatt« bekundete Herr v. Dusch ganz nngrnierl liberale Anschauungen, auch hielt er «S nicht Er nngetUesstn, d« amtlichen Erhtbuagt» über die Agitatisn der Geistlichkeit ein Veto entgegen zu ruf« und dem Staat-anwalt in den Arm zu fallen, der weg« Mißbrauch- de- aeiflltchen Amt« gegen einige Priester ein- schritt. Unter solch« Umständen macht jetzt auch da- Zentrum mit ve« Hrrra Staat-minister kurzen Prozeß. Der Ab- -«rvuet« lvieterle hielt ihm in der Zweiten Kammer vor, daß seine Fraktion we»ig Grund habt, ihm Vertrauen zu schenken, und da« Organ de- Zentrum-sÜhrer- v. Mentzingen pöbelt ihu mit der wucktig« Aeußernna an: „In der Schul- vebatt« trat in geradezu trauriger Weise die völlig« Un- znläagkichkrit de- damaligen Leiters d«S badischen Schul wesens zu Tage". Dena das in der stillen Woche geschieht, da „Altar uud Kirch« prangt in Festesglanz", wa- hat man da erst zu erwarten, sobald di« ZentrumSprefi« di« badische VoU-s««!« Win Kochen bring« will?! — * PmckMnentterisch« vertret««- ver christlich« Gewerk schaften Ma« schreibt uns: Das Zentralbtatt der christlichen Gewerkschaft« erörtert in seiner »«essen Nummer die Frage, ans vwlch« W«is« vi« christliche« Gewertschaft« sich eive tzarüu»«»tarisch« Vttiwttmg schiffen s»L«. Zwei Wege H«.dafür n«ß«»c»tr tttiweder et»« christlkch-s-zttzle
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