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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.07.1906
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-07-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19060719010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1906071901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1906071901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1906
- Monat1906-07
- Tag1906-07-19
- Monat1906-07
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Oktober angesetzt worden. * Di« dem Karlsschrein im Aachener Münster entnommenen Stosse werden nach Berlin geschasst und dort ausgestellt werden. (S. Jeuill.) » Das Schweizer Bundesgericht bewilligt« einstimmig di« Auslieferung des nach der Schweiz geflüchteten Russen Blewzow, der mit einer 19 Köpfe starken Bande, deren Haupt er war. am 20. März die Moskauer K r e d i t z e s e l l s ch a st ausgeraubt hatte. Die Auslieferung wird jedoch von der Bedingung abhängig gemacht, daß Blowzow nicht wegen irgendwelcher politischer Vergehen verfolgt wird. * In Varna erstürmte die Menge eine griechisch« Kirche und nahm sie für den bulgarischen Gottesdienst in Beschlag. - Die Person des Mörders d«S General- Ko Siow ist jetzt identifiziert, doch wird sein Name nicht bekannt gezsben, weil die Polizei ein weitverzweigte» Komplott entdeckt hat, das nicht allein gegen Trepon» gerichtet war. kine daverisGe LottetteSebanr. (Von unserem Münchener Korrespondenten.) * Im 11. Mo-nate ihrer segensreichen Tätigkeit findet die Abgeordnetenkammer noch Muße, ganze Sitzungen mit völlig aussichtslosen Anträgen auSzufüllen. So geschah eS jetzt miit einem Aul rage der Bauernbündler aus Einführung einer bayerischen Staatslotterie. Unsre agrarischen Heiß- sporne empfinden solche Sehnsucht, weil sie aus dem Ertrage die Mittel zur rascheren Ablösung der Bodenzinse gewinnen wollen. Aber da bei der vor einigen Monaten bereits er folgten Beratung dieses merkwürdigen Verlangens sich der entschiedene Widerstand der Negierung und der Majorität schon deshalb ergab, weil wach einfachsten staats- und budget rechtlichen Begriffen «ine Staatseinnahm« nicht im voraus gesetzlich für einen bestimmten Zweck festgelegt werden kann, da überdies die Mehrheit des Finanzausschusses dem Plenum kurzweg die Ablehnung empfohlen hatte, wollten di« Antrag- steller auf einem Umwege zu ihrem Ziele gelangen und mach, ten aus ihrem alten Vorschlag einen neuen, indem sie die Festlegung zu bestimmtem strecke strichen. Die Debatte war, wie gesagt, recht ausgedehnt, aber sie erhob sich über das gewöhnliche Niveau. Vor 50 Jahren wurde in Bayern die Aushebung des Lottos als ein Kulturfortschritt begrüßt, und man hat, wie im übrigen Süddeutschland — Hessen hat ja unterdessen einen andern Weg eingeschlagen — immer den Mangel einer Staatslotterie mit Befriedigung konstatiert. Das sei ohne jeden Beigeschmack einer Kritik gegen die Bundesstaaten mit Lotterien gesagt. Als vor 8 Jahren der „berühmte", unter dessen gestorbene Herausgeber des „Bayerischen Vaterlan des" Dr. Sigl einen solchen Antrag in der Kammer ein brachte, wurde er weidlich ausgelacht, und di« Bestimmung ergab das köstliche Resultat der Ablehnung mit allen Stimmen gegen die seinige. Finanzminister Frhr. von Riedel begnügte sich damit, sich aus moralischen Gründen als entschiedener Gegner zu bekennen, und er wurde damals, weil er eine Staatslotterie unmoralisch nannte, von Berliner Blättern heftig angegriffen. Im stillen Kämmerlein bereitete ihm das große Freude. Der geniale Finanzmann wußte näm. lich sehr gut, daß für Bayern gar nichts oder sehr wenig herausspringen würde und in seiner onomatopoetischen Ausdrucksweise hat er mir damals unter vier Augen dem Sinne nach gesagt, der Staat müßte, «he er zu einem wesentlichen Gewinne käme, mindestens 15 Jahre lang dem Volke ungezählte Millionen aus der Tasche locken. Sein Nachfolger von Pfaff hat auf die Geltendmachung moralischer Bedenken verzichtet und in der Hauptsache finan- zielle und steuertechnische bervorgehoben. Mit unwiderleg lichen Ziffern hat er dargetan, daß, um zu dem von den An- tragstellcrn berechneten Gewinn von 2 Millionen zu kommen, dem Volke jährlich 20 Millionen abgenommen werden müßten, er hat aber auch bewiesen, daß überhaupt auf ein« ganze Reihe von Jahren hinaus an «inen beträchtlichen Ueberschuß für die Staatskasse nicht zu denken ist und dabei schon bei der ersten Beratung auch auf Sachsen verwiesen, das erst nach 30 Jahren auf die Höhe seines Ertrages ge kommen sei. Nun haben sich aber seitdem die Zeiten be trächtlich geändert. Eine bayerische Staatälotterie wird gegen die alteingeführten Lotterien konkurrenzunfähig sein und auf das eigen« Land beschränkt bleiben, das die ganze Riesenfunnme aufzubringen hätte. Den Einwand, daß heute sehr viel ur auswärtigen Lotterien gespielt werde, widerlegte Donnerstag 19. Juli 1906. wo. Jahrgang. er mit der Bemerkung, es sei ihm immer noch lieber, wenn Hunderttausende aus dem Lande gehen, als wenn 20 Millio nen im Lande zu Spielzwecken ausgezeben würden. Gleich einem sozialdemokratischen und liberalen Redner betonte auch er, die nötigen Staatsmittel müßten durch eine gerechte Steuerreform gewonnen werden. Als schwerwiegendes Moment führte er auch an, wie langsam in Bayern die Kapitalbildung vor sich geht. Wer übrigens die Verhältnisse kennt, weiß, daß in Bayern nur Vermögende in den aus wärtigen Klassenlotterien spielen, während, wie dies mehr fach richtig hervorgehoben wurde, eine einheimische haupt sächlich vom Mittelstände und den Unbemittelten unterstützt werden müßte, um bestehen zu können. Das Zentrum arbeitete wieder einmal mit verteilten Rollen. Es muß aber anerkannt werden, daß die Wort führer der Gegner sehr wirkungsvoll sprachen. Bemerkens wert war, daß Abz. Dr. Schädler auch den in Bayern sehr florierenden Kirchenbaulotterien, bei denen es sich allerdings in der Regel um Mark-Lose handelt, aus moralischen Gründen den Garaus machen will, allerdings bekannte er, daß sie auch recht unrentabel geworden seien. Der Antrag war auch mit dem Diktum begründet worden, die Spiel- leidenischaft sei einmal vorhanden und müsse daher in gesetz liche Bahnen gelenkt werden. Dr. Schädler deutete an. welche „grausige" Konsequenzen ein solcher Grundsatz haben möchte und Herr von Vollmar führte sie zum Entsetzen ultramontaner Sittlichkeit weiter aus. Zur Erheiterung möge der Ausspruch des Zentrumsredncrs für die Lotterie, Frhrn. von Freyberg, dienen, die Gelder blieben doch im Lande und wechselten nur die Besitzer. Einen eigenartigen Standpunkt nahm eia Teil der Liberalen, wohl der geringer«, ein. Sie erklärten, sie hätten wohl für den ersten Antrag gestimmt. Den modifizierten lehnten sie ab , da der Zweck, die Verwendung zur Ablösung der Grundlasten, gestrichen sei, di« Lotterie dadurch ihren wohltätigen Charakter verloren habe und für die Dauer ge schaffen werden solle. Eine auf Gesetz beruhende StaacS- lctterie zu wohltätigen Zwecken wär« eia seltsames Gebilde. Nicht mit Unrecht macht« sich der Abz. von Vollmar über diesen inkonsequenten Standpunkt lustig: prinzipielle Gegen, gründe können nicht durch eine Zweckbestimmung entkräftet werden. Solche agrarische Rücksichten nützen den Liberale» nach meiner Meinung nichts. Sie waren auch ganz unnötig, nachdem die Agrarier selbst auf die Festlegung deS Ertrages verzichtet hatten. Der Antrag wurde schließlich mit 68 gegen 40 Stimmen abgelehnt. Bon den ca. 20 Zentrumsmännern, die dieser Minderheit angehörten, folgten einige der Führung Dr. Heims, der von der Regierung die Zusage des Verbots der Kirchenlotterien und der Beförderung auswärtiger Los offerten durch die Post verlangt hatte und für den Antrag votierte, weil diese Zusagen, die erste mangels Zuständigkeit, die zweite wegen der gesetzlichen Bestimmungen, nicht erteilt werden konnten. Das hat natürlich Dr. Heim recht gut gewußt. Es war also wieder einmal eitel Spiegelfechterei! Vie englischen flotteninanöver. Die diesjährigen großen Uebungen der britischen Kriegs flotte haben ihr Ende erreicht und in der Fach- wie in der Tagespressc ist man an der Arbeit, die erreichten Resultate zu besprechen und eingehender Kritik zu unterziehen. Das ist nm so weniger eine leichte Aufgabe, als die Zulassung von Berichterstattern diesmal in engsten Rahmen gehalten woroen war und zudem die auffallende Tatsache verzeichnet werden mußte, daß jede Partei sich mit aller Bestimmtheit den Sieg zuschrieb und die Admiralität selbst noch im Zweifel zu sein scheint, in welchem Sinne sie ihr entscheiden des Urteil abgeben soll. So kann eine objektiv« Beurteilung dieser Manöver aus der Ferne nur gut tun, sich an einige große, einwandfrei feststehende Gesichtspunkte zu halten und sie zum Gegenstand einer kurzen Besprechung zu machen. Da verdient in den Vordergrund gestellt zu werden, daß die Erwartungen, die an die doppelten Zwecke dieser Manöver geknüpft wurden, nämlich einmal den zuverlässigen Schutz der englischen Küsten gegen jeden feindlichen Angriff und alsdann die Sicherheit der Handelsstraßen und der Zufuhr nach dem Mutterlande im Falle eines Krieges darzutun, durchaus nicht erfüllt worden sind. Wurde auch die MobilmackuM deS Verteidigers und der bedrohten Küstengebiete mit über raschender Schnelligkeit durchgesührt und hierin ein voller Erfolg erreicht, so wird ein unparteiisches Urteil nicht in Abrede stellen können, daß es der beträchtlich überlegenen roten Flotte des Admirals Wilson (zusammen 144 Schiffe) nicht gelungen war, den Gegner unter Admiral May (ins- gesamt 67 Schiffe) von einem erfolgreichen Angriff auf die großen Stützpunkte Sheerneß, Spithead und Plymouth ab zuhalten. Besonders nachteilig wird diese Schlappe für Plymouth empfunden, deren Forts und Batterien bisher für uneinnehmbar gehalten wurden, aber bei dieser Gelegenheit doch in ihrer Widerstandskraft versagten, als sie ohne die erwartete Hülse der zu ihnen gehörenden großen Schlacht schiffe und Panzerkreuzer den Kampf annehmen und durch- führen mußten. Ob diese Erfolge des Admirals May tat sächlich einer Kriegslist, die in der Vereinbarung von aller- Hand Signalen innerhalb der ihm unterstellten Flotte be- standen haben soll, zuzuschreiben sind oder ob sie auf widriges Wetter zurückgeführt werden müssen, die den Ad miral Wilson am rechtzeitigen Erscheinen zum Entsatz der hartbedrängten Hasenplätze verhindert haben, mag ununter sucht bleiben, um fo mehr, als dadurch an den Resultaten nichts geändert wird und anderseits derartige Verhältnisse, w,e sie sich hier nach der einen wie der anderen Lesart zu getragen haben sollen, sehr wohl auch im Ernstfall eintreten können. Ein noch größeres Interesse als der mehr taktische erste Abschnitt der Manöverperiode hat bei der ganzen Nation der Verlauf der zweiten Uebungsperiode gesunden. Schon seit Jahren, wenigstens seit dem Faschoda-Zwischensall, waren fast in aller Leute Mund die Bedenken und Besorg- nisse, wie sich die Einfuhr von Lebensmitteln und von Roh materialien für die Industrie ermöglichen lassen würde, falls bei Ausbruch eines Krieges eine intakte starke feind- liche Flotte die Handelswege verlegen und dadurch die nach der Heimat zustrebcnden Warenschiffe in Gefahr bringen könnte. Und nun sollten zum ersten Male die diesjährigen Flottenübungen eine klare Lösung dieser wichtigen Fragen bringen. Durch den Gang der Manöverereignisse wird sich jedoch die Bevölkerung nach dieser Richtung nicht gerade be ruhigt fühlen und ebensowenig die Sicherheit ihrer Habe in Kriegszeiten als gewährleistet ansehcn. Denn trotzdem auch in diesem Falle die Verhältnisse für die Verteidigung durch die ungleiche Stärkeverteilung der beiden Parteien außer ordentlich günstig lagen, trotzdem durch zum Teil ganz un- natürliche Suppositionen dem Admiral Wilson eine Reihe von Vorteilen von vornherein in die Hand gespielt waren, und dieser infolgedessen auch einige taktische Erfolge davon tragen konnte, ist der schließliche Sieger doch der Angreifer geblieben, indem cs diesem gelang, eine große Anzahl von Handelsschiffen wegzukapern und die MehrAbl seines eigenen Schiffsbestandes unbeschädigt nach der ^Ausgangs basis zurückzubringen. Dabei darf nicht unerwähnt bleiben, um nur einige Gesichtspunkte von besonderer Wichtigkeit hcrvorzuheben, daß es der blauen Partei nicht gestattet war, Post- oder Passagicrdampfcr auszuhcben oder Schiffe mit lebendem Vieh oder mit Obst und Gemüse fortzunehmen und daß sie vor allen Dingen für ihre Unternehmungen nur an die einzige große Handelsroute, die von der spanisch portugiesischen Küste her nach dem Heimatlande führte, ge bunden war und sich weder nach der amerikanischen Küste zu, noch im Aermclkanal oder in den eigentlichen englischen Gewässern ausbreiten durfte. Es ist mit ziemlicher Sicher heit anzunehmen, daß ohne diese sehr wesentlichen Beschrän kungen und bei weniger ungleicher Gruppierung der Streit kräfte die Erfolge des Admirals May im Kaperkrieg noch weit umfangreicher gewesen wären, als sie es ohnehin schon gewesen sind. Auch die in der Manöveranlage getroffene Bestimmung über die Basis der beiden feindlichen Parteien mußten die Dispositionen deS dlngreiser» von vornherein nach'x'ilig beeinflussen. Denn hoi der Nähe d.eser beiden Aus gangspunkte zueinander war e» für lie Verteidiger ein Leich- teS, sich über die Entschlüsse seines Gegners zu informieren und bei seiner großen numerischen Ueberlegenheit seine eigenen Maßnahmen ganz danach «inzurichten. Wenn Ad miral May trotz aller dieser Hindernisse nicht unerhebliche Erfolge errang, so ist ihm wohl zu glauben, daß er diese zum Teil der wirksamen Ausnutzung der drahtlosen Telegraphie und der Verwendung gemischter Feuerung zu veämnken habe. Auf diese Weife wußte er die einzelnen Teile seines Geschwaders auf weite Entfernungen in dauernder Ver bindung miteinander zu halten und vermochte anderer seits weit länger ohne Erneuerung des Heizmaterials auf offener See zu bleiben als sein Gegner, der durch häufigere Kohlenübernahme in seinen Bewegungen aufgehalten wurde. Ohne diese Vorteile würde dem Admiral May die Lösung seiner Aufgabe sicherlich sehr viel mehr Mühe gemacht haben, denn Admiral Wilson verfügte nicht nur über mehr Schiffe, sondern auch über moderneres Material, namentlich hin sichtlich der Linienschiffe, von denen die von der Lord Nelson- Klasse. auf dem Papier wenigstens, eine nm Knoten größere Geschwindigkeit haben als die Schlachtschiff« vom „King Edward VH"-Typ, die der blauen Partei angehörten und nur 18^4 Knoten in der Stunde erreichen. Daneben wird man aber nicht unberücksichtigt lassen dürfen, daß die taktische Gliederung der Mayschen Streitkräfte in drei Pa rallellinien, mit einem Abstand von 125 Seemeilen nnter- cinander, wobei die erste Linie aus den 9 Panzerkreuzern, die zweite aus den 9 Linienschiffen und die dritte aus den 9 geschützten Kreuzern gebildet wurde, eine sehr glückliche und geschickte Anordnung war, die die Erfolge des Admirals unterstützt hat. Deutsches Keich. Leipzig. 19. Juli. * DeS Kaisers Nordlandreifc. Ein Telegramm auö Besager vom 18. mittags meldet: Die Reise von Digermulen gestern und heute verlief bisher gut, wenn auch die See heute etwas bewegt war. Da« Wetter klärt sich auf. Nach einer späteren Meldung aus Drontheim ist dort die Ankunft um 3»/, Uhr erfolgt. * Mtlttärpenflonsgksetz und Postbeamte. Die beiden Gesetze vom 31. Mai d. I. über die Pensionierung der Offiziere und die Versorgung der Personen der Unterklassen deS Reich-Heere-, der Marine und der Schutztruppen machen die anderweite Festsetzung der Pcnsionsbezüge zahlreicher Zivilbeamten notwendig. Besonders stark ist hierbei die Reichspostverwaltung beteiligt. Der Staatssekretär Kraetke hat daher die Bezirksbehörden angewiesen, sich mit dem Inhalt der Gesetze und mit den erlassenen Aus- fübruugSbestimmungea eingehend vertraut zu machen und namentlich die gegenüber den bisherigen Vorschriften über die Besetzung der Subaltern- und Unterbeamtcnstellen mit Militäranwärtern sowie über die Kürzung usw. der Militär pensionen eingetretenen Aenderungen sorgfältig zu beachten. Hinsichtlich der Neuregelung der M'litärpensionen der im Post- oder Telegraphendieufi augestellten oder beschäftigten Beamten und Unterbeamten, soweit die anderweite Festsetzung auf Grund deS § 41 deS Offizierpensionsgesetzes und des § 45 des MannschaftSverforgungsgeseyeS eiuzutreten hat, ist den Oberpoftdireklionen mitgetcilt worbeu: Für di« pensionierten Offizier« erfolgt die Feststellung der höher» Pension ohne Antrag ver Beteiligten oder der Oberpostdirektionen durch da» Kriegsministerium, welche- die PensiouSregelungsbehörden (Anlage 2 der AuSfübrungsbestimmuugen de- Krieg-Minister«) mit Anweisung versiebt; letztere teilen die Regelung den Oterpost- dirrktione» mit. Da- gleiche Verfahren findet aus die au- dem Postdiensl bereit- mit Ruhegehalt au-geschiebenen Offiziere An wendung. Die früheren Militärperionen der Unterklassen, ivelche al- Krieg»« oder Frieden-invaliden eine Nrnregrlung ibreS PensionS- bezug- zu erwarten Haden, haben diese durch Vermittlung der Oberpostdirektionen bei der zuständigen Pension-regeluog-dehörde schriftlich zu beantragen. Ten Anträgen sind das Pensions- quitlungsbuch und der Militärpaß beizufügen. Die Ober- posldireklionen Haden dafür zu sorgen, daß die erforderlichen Anträge von allen dabei in Betracht kommenden Beamten und Unterbeamten vorgelegt werden; zu dem Zweck sollen auch alle Berkehrsanstallen mit Anweisung versehen werden. Tie aus dem Postdiensl mit Ruhegehalt ausgeschiedenen Kriegsteilnehmer der Unterklassen haben, «alls für sie eine Erhöhung ihrer Gebührnissr durch die Militärbehörde erfolgt ist, die anderweitige Regelung ihrer Bezüge durch Vermittlung der Oberpostdirektion, welcher die Post- anüalt ihres Wohnorts unterstellt ist, bei der PensionSregelungs- behörbe zu beantragen. Die vom 1. Juli d. I. ab in den Ruhe stand tretenden pensionierten Offiziere erhalten nicht mehr ihre Militärpension aus der Militärkasje und den Mehrbetrag aus der Postkasse, sondern sie beziehen die Zivilpension zum vollen Betrage aus der Postkasse. Tiefe rechnet über die gezahlten Mililärpensionen am Schluß jedes Rechnungsjahres mit dem Krieg-ministerium bezw. der Marincverwaltung ab. Auch hinsichtlich der vor dem 1. Juli ans dem Postdiensl in den Ruhestand versetzten pensionierten Offiziere verbleibt es bei dem bisherigen Bezugsverfahreu. * Trr Seutichc evangelische Kircheiiausschutz stellt eine Einigung der vielen einzelnen evangelischen Landeskirchen Deutschlands dar und genießt als solche berechtigtes Ansehen. Die Voraussetzung für eine dem Wesen der verschiedenen Kirchen entsprechende Tätigkeit dieses Ausschusses wird aber immer bleiben, daß er deren Eigenart respektiert und sich deshalb auch nicht in falscher Nivcllierungssucht in die inneren kirchlichen Angelegenheiten der einzelnen Kirchen mischt. Wie wenig man diese gebotene Rücksicht auf koniervativ kirchlicher Seite zu beachten willens ist, zeigt ein Artikel dec „Kieuzztg.", in dem dem Kirchenaussibuß kurzerhand zu gemutet wird, die Mandate der in ihn entsandten Vertreter deutscher Kirchcurcgwruugen auf die bekenntniSmäßige Korrektheit zu prüfen. Selbstverständlich wird sich dies keine deutsche Landes'ircke gefallen lassen. Der erste Versuch dazu würde die Sprengung des Ausschusses vedeulen. Darum aber muß gleich diesem ersten Versuch mit Entschiedenheit entgegen getreten werden. * Konfessionslose Friedhöfe. Wir haben seinerzeit bei der Annaberger KirchhofSaffäre für konfessionslose Friedhöfe plädiert, aus denen >eder Religionsgemeinschaft das Recht unbenommen sein soll, ihre Angehörigen nach ihrem Ritus zu beerdigen. Man Hal unS dies in Kiersen, die sich mit Vorliebe als „die kirchlichen" bezeichnen, verdacht, ohne daß iwr natürlich hierdurch in unserer Meinung beirrt Warden. Wir können aber heute ein gewisses Gefühl der Genug tuung nicht unterdrücken angesichts einer Resolution, dre durchaus in dem von un« vertretenen Sinn von einer Kirchen behörde, dem Metzer reformierten Konsistorium, gefaßt worden ist. Sie lautet folgendermaßen: Da «S dem Konsistorium Metz zur Kenntnis gekommen ist, daß in neuester Zeit nach und trotz der Entscheidung des kaiserlichen Rates in Sachen Fameck — also im Widerspruch mit dem Gesetz — eine erhebliche Anzahl von bürgerlichen Gemeinden Lothriugrns den Antrag auf behördlich genehmigte Trennung der Kirchhofe nach Konfessionen gestellt hat, so hält es da- Konsistorium für feine Pflicht, zu erklären, daß eS bei seiner früheren Forderung der Notwendigkeit konfessionsloser Friedhöfe beharrt. Sollte, wie eS scheint, di« stille und allmählich« Konsessionalisirrung der Kirchhofe geplant fein, so müßte das Konsistorium im Jnterrsje der Forde rung des interkonfessionellen Friedens dagegen Verwahrung ent legen. Demgemäß nimmt eS mit Befriedigung davon Kenntnis, daß in einigen Gemeinden die Absicht besteht, gegen dies« Kou- fessionalisierung zn protestieren. Was hier für Lothringen als richtig gefordert wird, sollte überall als billig erkannt werde», um des konfessionelle» Friedens willen! * Bayerischer Landtag. Der Landtag wurde durch aller höchste Botschaft bis zum 18. August verlängert. Der Seniorenkonveut der Abgeordnetenkammer beriet gestern über das Schicksal des Wassergesetzes, das das Zentrum, um in 11 Monaten wenigstens ei» Ge,etz zu erledigen, in Eile durchpeitschen wollte, Zentrum «ud freie Ver einigung sprachen sich denn auch iür eine Beratung im Plenum ohne Rücksichtnahme auf die Kammer der Reichsräte aus, die das Gesetz nicht vor Oktober er ledigen könnte und dazu gänzlich abgeneigt ist. Die Liberale» erklärten ihre Zustimmung zu dieser Beratung nur dann zu geben, wenn auch die Erste Kammer dazu bereit wäre. Dre Sozialdemokraten sprachen sich unter allen Umständen da gegen aus. Einstimmig wurde der der Ironie nicht ent behrende Vorschlag der Regierung, den Landtag unter Fortsetzung der Diäten mehrere Monate dis zur Erledigung durch die Kammer der ReichSräte zu vertagen, zurückgewieseu, und man fand teilweise darin eine Gering schätzung der Kammer. Der Zentrumsvertreter hielt jedoch den Vorschlag für diskutabel, falls der Modus der Ver tagung ohne Diäienbezug durchgesührt würde. Mit Ent rüstung wurde aber ein Antrag der Regierung, ob nicht in Zukunft anstelle des jetzigen Diätenbezuas eine Pauschale eintretea solle, abgelehnt, um dem neuen Landtag nicht vorzugreifen. * RcichStagSabgcordneter Srzberger antwortet heute in der „Germania" auf die letzten Anschuldigungen des früheren LegaliouSratS im Kolonialamt, Dr. Hclfferich, er habe auch jetzt keinen Anlaß, auf die Frage der südwestafrikaniscben Unterschleife einzugehen, da dem Reichstage hierzu im No vember Gelegenheit geboten sein Werve und er die Er örterungen über koloniale Mißgriffe in der Vergangenheit vorerst eingestellt habe. Erzberger erklärt weiter, er sei nickt in einem „Strafverfahren gegen Unbekannt", sondern in einem „Strafverfahren gegen Götz und Genossen" vernommen worden. Hierbei habe er über den Verkehr mit Kolonial beamten auSgesagt, daß der frühere geheime Sekretär, Assessor Poeplau, mit ihm in Verbindung getrelen fei, wo,über er bereits im Reickstage berichtet habe. Den Koloiiialbeamten Götz kenne er gar nicht. * Ter Fall Liszt wird auch von der „Voss. Ztg." mit dem fortlaufenden Bestreben des preußischen Kultusministeriums in Verbindung gekrackt, die Professoren immer mehr al- abhängige Beamte zu behandeln. Unter Zedlitz wurde versucht, Anfang und Ende der Vorlesungen unter genaue behördliche Kontrolle zu stellen, und als dies nicht gelang, plante man eine neue Ferienordnung. Die Vorbereitungen dazu wurden mit solcher Genauigkeit geführt, baß man für die exakte kalendarische Berechnung der Feriencauer sogar ein Gutachten der Kalenderkundrgrn der Berliner Sternwarte
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