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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 24.07.1906
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-07-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19060724010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1906072401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1906072401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1906
- Monat1906-07
- Tag1906-07-24
- Monat1906-07
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Zander und Ritter gutsbesitzer Lüttig Revision beim Reichsgericht nicht ein gelegt. Die Urteile gegen diese beiden Angeklagten sind demnach rechtskräftig 'geworden. * Iu der Eröffnungssitzung der Interparlamen tarischen Friedenskonferenz in London begrüßte Premierminister Campbell Bannerman die Frie densfache aufs berzlichste im Auftrage des Königs Eduard. (S. England.) „grauram enttäurcbl". Die Auflösung der Duma ist schnell und unerwartet gekommen, wenn sie auch schon lange iu der Lust gelegen hat. Der Zar sagt, die Duma habe ihn „grausam enttäuscht", sie habe sich ungesetzlich« Handlungen zuschulden kommen lassen und er »chickt sie deshalb nach Hause. Und das ist so gekommen. Der Zar gab, erschreckt uud gewarnt durch Massenstreiks, bewaffnete Aufstande, Mordtaten, zur Beschwichtigung der allgemeinen Aufregung im Bolke dem Lande eine Volksver tretung, er gab sie nicht ganz freiwillig, ab« auch durch niemand gezwungen. Die Antwort waren neue blutige Aufstände die mit Mühe niedergeschlagen wurden. Die Duma, vom Kaiser beruseu, trat zusammen. DaS Ministerium Witte wurde ihr geopfert, weil es belastet war mit dem Mißtrauen des ganzen Volkes, und das Ministerium Goremhkin sollte mit der Volks vertretung gemeinschaftlich an die Neugeburt des Landes gehen. Die Antwort, die auS der Duma entgegen schallte, war das bei jeder Gelegenheit ertönende Wort: Rücktritt! Abgang! Die Gesetzesvorlagen, welche die Regierung in Aussicht stellte, wurden mit stets weitergeheuden Forderungen beantwortet, die mit den schwersten Anklagen wegen der Sünden der Vergangenheit abwechselten. Die Minister hatten in den letzten Wochen alle Hände voll zu tun, um diese Anklagen zu entkräften, wozu der unglückselige Pogrom von Bialystok den äußern Anlaß bot. Der Kosenamen „Mörder", der ihnen zugerusen wurde, hat nichts Einladendes an sich, und so geschah eS, daß die Minister nicht selten den Verhandlungen des Parla ments fern blieben. Ein Halbwegs ersprießliches Zusammen arbeiten zwischen Regierung und Duma war ausgeschlossen, da nicht nur jedes vertrauen zwischen diesen beiden Faktoren fehlte, sondern vor allem in der Duma sehr wenig Neigung vorhanden war, praktische und ernste Arbeit zu leisten. Unzweideutig oppositionell und kampfeslustig von ihrer Geburt an hat dre ReickSvuma sich selbst und wissentlich an daS Prinzip „Opposition gunnä - momo" festgenagelt. Ia, die Partei, die in der Duma jetzt ausschlaggebend ist, hat bneitS vor vielen Monaten ihre Abneigung gegen jed wede Kompromisse zum Parteidogma erhoben, und hat damit bewiesen, daß sie im Grund« genommen wenig regierungsfähig ist. Der Bismarcksche Ausspruch, daß die Politik nichts anderes bedeute, denn eine Reihe von Kompromissen, ist seitens der russischen Liberalen und Radikalen nie beherzigt worden. Schon als Graf Witte vor Monaten den Führern der Liberalen vorschlug, einige Ministerportefeuilles in seinem Kabinett zu übernehmen, begingen die russischen Liberalen einen argen taktischen Fehler, indem sie diesen An trag brüsk ablehnten. Sie wollten allein herrschen. Die Folge war, daß sie zunächst keinen Einfluß ia der Regierung gewannen und sich genötigt sahen, dem ihnen präsentierten Ministerium prinzipiell Opposition zu machen, um auch dieses rum Rücktritt zu zwingen. Als dies nicht gelingen zu wollen schien, als Goremhkin hartnäckig auf seinem Posten blieb, gehalten durch das Vertrauen de» Kaisers, als auch die Kardinalsorderungea der Duma: Amnestie, Aufhebung der Todesstrafe uud Verteilung des Landes an die Bauern auf den Widerstand der Regierung stieß, da löste sich die Kraft der Duma ia unfruchtbare Debatten uud heftige Drohungen mit der Revolution aus. Eia wiederholtes Mißtrauensvotum gegen daS Ministe rium verpuffte wirkungslos uud hatte nur die Folge, daß die Regierung gegen die Duma die gleiche sterile Opposition zu treiben anfiag. Dadurch wurde die Kluft zwischen beiden täglich tiefer und breit« uuv es schien fast, als gedächten die beiden Gegner sich gegenseitig auSzuhunger«. Daß dies Verhältnis auf die Dauer unmöglich so bleibeu konnte, war längst klar und man konnte nur noch begierig sein, zu er fahren, wie die Entscheidung fallen werde: ob vom Zaren ein neue- Kabinett berufen oder die Duma ausgelöst werde» würde. Der letzte Versuch, etwa» Ersprießliche» zum Nutze» de» Laude» zustande za dringen, schlug dem Faß den Boden au«. E» haudelte sich um die Lösung der Agrarfrage, auf welche 80 Millionen Bauern in Rußland warteten. Man kann, wenn man gerecht sein will, nicht auder» sagen, al- daß di« Vorschläge der Regierung nicht weuig boten. D« verarmte Bauer will Land. Die Regier»»- will «» ihm gebe». Alle zu« Ackerbau taugliche» Staat»läudereien solle» de» bedürftigen Bauer» übergeben werde». Wenn jema»d gibt, was er bat, so kann, wie un gezählte von der Volksseele aller Herren Land« aufgenommene Sprichwort« bestätigen, ein Mehr von ihm nicht verlangt werden. Die russische Regierung will aber noch ein beträcht- licheS Mehr leisten, indem sie auch Privatländereien auf dem Wege freiwilliger Verständigung zn «werben und sogar aus eigenem Säckel die Differenz zwischen dem Kaufpreis und dem aufs billigste festzusetzenden NeberlassungSpreis an den Bauern zu tragen sich bereit «klärte. Dazu kommt noch eine Reihe von praktischen Erleichterungen für Erwerbung, Zusammenlegung, Verbesserung und Bewirtschaflung des bäuerlichen Landbesitzes. Gerechte Beurteilung wird an erkennen müssen, daß die Säumnisse von Jahrzehnten nicht mit einem Handschlag« nachgeholt werden können, daß aber die Regierung in der Agrarfrage den besten Willen bekundete, zu tun, was möglich war. Die Duma war in ihr« Majorität hiermit nicht zufrieden; namentlich forderten die Bauern abgeordneten uud die Sozialisten, die ja überall die Ent eignung des Privateigentums »«langen, die unentgeltliche Aufteilung auch des privaten Landbefitzes an die Bauern. Es kann kaum angenommen werden, daß die Duma wirklich der Ansicht gehuldigt hat, daß man dem, der was hat, eS nehmen soll, lediglich um es denen, die nichts haben, zu geben. Denn damit wären doch nur die Rollen vertauscht worden, ohne Besserung zu schaffen. Wir erklären es uns so, daß die Dumamitglieder entweder nicht wagten, die Bauern vor deu Kopf zu stoßen, od« in groß« Leichtfertigkeit dachten, man könne diese Forderung ruhig vertreten, da die Regierung schon dafür sorgen werde, daß sie entweder unerfüllt bleibe oder doch gehörig verwäffert werde. Deutlich erkennbar kam dabei ein Byzantinismus gegen das Volk, die Wähl«, zum Vorschein, der nur noch übertroffen wurde von der Absicht, nach oben zu imponieren. Die Duma hatte sich als solche bisher noch imm« in den Grenzen ihr« Zuständigkeit gehalten, wenn auch nicht ia formeller, so doch in sachlicher Beziehung. Jetzt aber wandelte sie plötzlich di« Lust an, sich kurzerhand als 500köpfigen Souverän aufzuspielen und über den Kopf des Souveräns in Peterhof ein Manifest „an das Volk" zu erlassen. Ein hochgemuter Entwurf war bald gemacht, und wenn auch diejenigen Abgeordneten, die nicht absichtlich der Revolution zutreiben und andererseits die politische Tragweite ihrer Handlungen zu beurteile» vermochte», auf die verzweifelte Aehnlichkeit des beabsichtigten Vorgehens mit offener Revolution hiawieseo, eS half nichts; die ReichSduma war im vollen Amoklauf begriffen, der allen Passanten und schließlich ihr selbst zum Verderben gereichen mußte. Denn schon kam aus Peterhof die Kunde, daß man dort fest entschlossen sei, dem Manifest der 500 Souveräne gar nicht die Zeit zur Ausübung seiner revolutionierenden Wir kung zu lassen, sondern die 500, sobald sie den revolutio nären Ausruf beschlossen, einfach ihrer Souveränetät zu ent kleiden und dahin zu senden, wo sie hergekommen waren. Das «nüchterte allerdings die Duma ein wenig, und der Artikel der „Rossija", der den Einmarsch der Deutschen an die Wand malte, wenn die Revolution ausbrechen würde, mag noch ein UebrigeS getau haben, um die kampsfrohe Stimmung zu dämpfen; genug, die letzte Sitzung der Duma zeigte eine merkwürdig verständige Physiognomie; Männer wie PetraShajkji und Petrunkiewitsch, die sonst manche rhetorische Phrase zu Tode geritten, sanden Töne auf richtigen praktischen Sinnes und —Beifall, natürlich nicht auf der Linken, die bei ihrem alten Sprüchlein bleibt: daS Volk muß zum Handeln gebracht werden. Aber d« Linken seblt ihr großer Rufer im Streit, der anglisierte Student und „Bauer" Aladjin; er ist zu Schiff nach England, wo man seiner zu einem internationalen Kultur- und FriedeuSwerke bedarf. Und so kam denn eine Kundmachung zustande, die weder souverän war noch revolutionär und das Volk ermahnte, recht artig zu warten, bis seine Sendboten in bewährter Weisheit und Pflichttreue alles Krumme gerad gemacht hätten. Allein dieser Aufruf, der im Grunde genommen nur die un verständige Haltung der Duma in der Agrarfrage ver decken sollte, war, gleichviel ob er einen gemäßigten oder einen revolutionären Inhalt zeigte, rin ungesetzlicher Akt, der in die Rechte des Souveräns eingriff. Die Duma etablierte sich damit als ein Faktor, der die Revolution vor bereitete und bereits nicht mehr die Prägorative der Krone achtete. Diesem ersten Schritte, wurde er nicht geahndet, mußten bald weitere nnd gefährlichere folgen, und so ent schloß sich d« Zar endlich, dem ganzen Spiel ein Ende zu machen und die Duma aufzulösen. Damit ist zunächst daS Experiment, daS mit einer russischen Volksvertretung gemacht wurde, als gescheitert zu betrachten. Es soll zwar nach dem Willen des Zaren eine neue Duma gewählt werden, aber mehr als ein halbes Jahr soll inS Land gehen, bevor sie Zusammentritt. Nur 10 Wochen ist der aufgelösten Duma gestattet gewesen, die Hoffnungen deS Zaren zu verwirklichen. „Mit flammendem Glauben an ein heiteres ZukunftSrußland begrüß« ich in Ihne« die besten Mäun«, welche zu erwählen ich meinen geliebte» Untertanen besohlen habe", daS waren die Worte, die der Zar an die Duma bei ihrer Eröffnung richtete. Und nun gehen diese „beste» Männer" wieder nach Hause, und der Zar erklärt ihnen, daß sie ihn „grausam enttäuscht" habe»! Uud in der Tat, sie habe» wenig genug Positives geleistet. Nur ei» einziges Gffetz ist zustande gekommein die Be willigung von 15 Million«« Rubel zur Linderung der Hungersnot, während im übrigen die Zeit nur mit unfrucht baren Redekampfen ausgefüllt wurde. Mit der Duma ist auch daS Kabinett Goremykiu gefallen und mit Recht, denn eS hat seine Aufgabe so wenig erfüllt wie die Duma. Es hatte kein festes Programm »nd kein Ziel, eS stand der Duma völlig rat- und hilf-loS gegenüber und zeigte vielfach nicht einmal deu guten Wille», den Wünschen d« Duma beim Zaren Gehör zu verschaffe». Auch ihm gegenüber kann der Zar sagen, e» habe ihn „grausam enttäuscht." Da» Schlimmste ist, daß sich iu Rußland kein Mann zeigt, dem zuzutraue» wäre, daß er mit fest« Hand Ord nung in da» Chao» bringt, um ein neues Rußland zu schaffe», ei» Mana, der auch stark genug wäre, der Revo lution, wen» sie kommt, die Stir» zu biete». Ja Rußland fehlt ei» Bismarck. Deutsches Keich. Leidig, 24. Juli. * Deutschlands Neutralität bei den innerraffischen Kirren. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: Ein Teil d« ausländischen Presse sucht noch immer die Gerüchte von ein« beabsichtigten JnterventionSpolitik der benachbarten Länder gegenüber den Ereignissen im russischen Reiche zu stützen. Wir setzen diesem haltlosen Gerede noch mals die Feststellung entgegen, daß alle Angaben üb« eine Einmischung Deutschlands, sei eS auf Grund von Verab redungen mit fremden Höfen od« Regierungen, sei es ohoe solche Abreden, ausnahmslos tendenziöse Erfindungen sind. Wir machen diese Feststellung nicht in der Hoffnung, diejenigen bekehren zu können, die sich nicht überzeugen lasten wollen, weil sie ein Intereste daran haben, die deutsche Politik zu verdächtigen und die öffentliche Meinung Europas irrezuführen, wir wenden uns aber au alle, Vie gegenüber den unredlichen Treibereien die Stilmne der Wahrheit hören wollen. ES wäre erfreulich, wenu bei uns alle politischen Kreise die Entwickelung der russischen Angelegenheiten mit derselben Loyalität, loyalen Zurückhalttrng und Vermeidung einseitig« Parteinahme be gleiten möchten, die sich unsere Politik zur Wicht gemacht hat. Wir löuuen angesichts d« Vorgänge in Rußland nicht besonnen genug bleiben, so lebhaft wir auch wünschen, daß es der russischen Regierung und dem russischen Bolke ge lingen möge, einen Ausweg aus deu innere» Schwierigkeiten zu finden. * Die neuen Männer iw Kolonialamt. D« Wirkliche LegationSrat und Vortragende Rat Ebermaier steht im 43. Lebensjahre und ist aus dem preußischen Iuftizdienst hervor gegangen. Im Jahre 1898 übernahm « die Oberrichter- geschäste im deutsch-ostafrikanischev Schutzgebiet, trat nach dreijährig« Tätigkeit im Schutzgebiet zur preußischen Justiz verwaltung zurück, ging sodann im Dezember 1902 Wied« zur Kolonialabteilung des Auswärtigen Amts über, um im März 1903 zunächst kommissarisch, vorn September desselben Jahres au etatmäßig als erster Referent und RegierungSrat beim Gouvernement von Kamerun zu wirken. Als solcher verlrat er läugere Zeit deu beurlaubten Gouverneur. Seit De- zrmvrr 1904, wo er zum Geh. RegiernngSrat ernannt wurde, war er wieder i» der Kolonialabteilung deS Auswärtigen Amtes tätig Der Wirkliche LegationSrat und vortragende Rat Dr. von der Groeben ist 50 Jahre alt und hat seit dem Jahre 1888 der preußischen Verwaltung deS Innern angehört mit einer Unterbrechung von 3 Jahren. Er war Landrat in Lyck, sodann,Polizeidirektor in Rixdorj. Nachdem er im Jahre 1904 als Regierungsrat in die allgemeine Staatsverwaltung mit der Befähigung für den höhere« Ver waltungsdienst wieder übnnommen worden war, ge hörte er der Strombauverwaltung iu der Präsidial abteilung der Regierung zu Potsdam au. Herr von der Groeben ist also niemals aus d« preußischen Bureau stube herausgekommen. Der Wirkliche LegationSrat und vortragende Rat Dr. Schnee ist 35 Jahre alt. Im Jahre 1897 trat er als Neginungsaffeffor in das Auswärtige Amt ein, wurde im folgenden Jahre dem Gouvernement des Schutzgebiets Neu-Guinea zngeteilt, im Jahre 1900 mit der Wahrnehmung der richterliches Geschäfte in Apia und im folgenden Jahre mit d« Vertretung deS Gouverneurs des samonanischen Schutzgebiets beauftragt. Im Oktober wurde er zur anshilssweisen Beschäftigung iu die Kolonial abteilung eiuberuseu, im Februar 1904 zum ständigen Hilfsarbeiter in dieser Abteilung, im Juli des selben Jahres zum LegationSrat ernannt. Im folgenden Jahre wurde er der Botschaft in London als Beirat für koloniale Angelegenbeiten zugeteilt, im Mai 1906 trat er Wied« in die Kolonialabteilung ein. Der Wirkliche LegationSrat und vortragende Rat Dr. von Jacobs steht im All« von 38 Jahren, wurve 1894 Assessor iu Hamburg, trat 1898 in daS Auswärtige Amt ein, war als Verwalter deS Konsulats in Varna und nach seiner Charakterisierung als Vizekonsul bei dem Generallousulat iu Sofia beschäftigt. Nachdem er seit April 1903 als ständiger Hülssarbeiter im Auswärtigen Amt, seit Juni desselben Jahres als LegationS rat, tätig gewesen war, übernahm er im August 1904 ver tretungsweise die Geschäfte des Generalkonsulats in Kapstadt. Im April 1906 wurde er zum Konsul in Kiew «uannt, hat diese Stellung aber nicht angetreten und arbeitete seit kurzem bereits in der Kolonialabteilung. * Jur Ersatzwahl iu Töbeln-Rotzwetn. Nunmehr hat auch die deutschsoziale Neformpartei beschlossen, in dem ver waiste» Wahlkreise Döbeln-Roßwein aus dem Kanivfplatz zu erscheinen. Die erste Vorbesprechung unter den Vertretern des Kreises fand am Freitag nachmittag statt. Die Nach richt, daß der Syndikus des Verbandes sächsischer Indu strieller Dr. Stresemao» als Kandidat für den Wahlkreis Döbeln-Roßwein austreten werde, entbehrt jedes tatsächlichen Untergrundes. * Panzerung der Haubitzen. Der überall im Gange befindlichen Modernisierung der Feldflachbahngeschütze wird in absehbarer Zeit die der Haubitzen folgen. Alle Vorteile, die das System des Rohrrücklaufs für Flachbahngeschütze besitzt, kommen auch für Steilbahugeschütze in Bettacht. Des halb sind auch fast überall Versuche zur Ermittelung einer brauchbare» Konstruktion für gepanzerte Rohrrücklaufhaubitzen im Gange. Di« Anwendung dreses Prinzips auf die Haubitze hat indes weit größere Schwierigkeiten, als sie für das Flach bahngeschütz obwalten. Der Grund hierfür liegt in den größeren, bei den Haubitzen zur Anwendung gelangenden Erhöhungen. Die Rücklaufrichtung der stark erhöhten Rohre bedingt be sondere Maßuahmen bei d« Lafettenkonstruktiou, wenn nicht daS znrüeklaufende Rohr unter Umständen auf den Bode« ausstoßen soll. Es scheint jetzt den Ehrhardt'schen Werken in Düffeldorf gelungen zu sein, in der automatisch wirkende« Rücklanfbeschräukung eine gut funktionierende Konstruktion gefunden zu haben. Geschütze dieser Art haben vielerorts das artilleristische Interesse m hohem Maße wachgerusen und zu eingehenden Vnsncheu geführt. So darf denn er wartet werde», daß die Zeit heraugekomme« ist, in der die Haubitze» ebeuso wie die Kanonen der Feldartillerie in ge panzerte Rohrrücklaufgeschütze umgewandelt werde». Aon hiermit nicht genug, ist zu erwarte», daß die Haubitzen, was ihre Zahl anlaugt, noch weitere Bermehruug er- fahren werden. W« etwa noch im Zweifel üb« die Brauch- barkeit nicht allein, sondern über die Unentbehrlichkeit der Haubitzen, auch im Feldkrieg war, wird durch die Ereignisse des ostasiatischen Krieges eines Besseren belehrt worden sein. Uebrigens ist es auch selbstverständlich, daß man so lange Steilseuergeschütze braucht, als eS Ziele gibt, die mit dem Flachbahugeschütz entweder garnicht, oder doch nicht wirksam beschossen werden können. Solche Ziele nehmen aber in dem Maße zu, in dem das Feuer überhaupt wirkungsvoller wird. Da wir uns in ein« solchen Periode befinden, so ist das Bestreben, die Haubitzen auch in d« Feldartillerie zu ver mehren, nur eine Konsequenz geworden« Verhältnisse. * Die Novelle zur Wechselordnung. Der von der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" angekündigte vor läufige Entwurf deS Gesetzes, üb« die Erleichterung des Wechselprotestes nebst Erläuterungen wurde gestern in der Beilage des „Reichsanzeigers" verofftntlicht. * Deutsche Aremden-Legtonäre. Der „TempS" erzählt: Ein junger Deutsch« von 20 Jahren, namens Weber, hatte sich dem deutschen Heeresdienst durch Eintritt in die Fremden legion entziehen wollen. Wegen Krankheit wurde er aber entlassen uud sah sich nun ohne jedes Hilfsmittel dem größten Elende gegenüber. In seiner Not kehrte er nach Lothringen zurück und wurde von der stets bewunderns wert unterrichteten deutschen Polizei in NovSant verhaftet. Die Strafkamm« verurteilte den Mann zu sechs Wochen Gefängnis, nach deren Verbüßung er in das deutsche Heer eingestellt werden wird. Dieses Verfahren d« deutschen Behörden bezeichnet der „TempS" als typisch für die deutsche Praxis bei der Behandlung von Deserteuren. Glücklicher weise! Solch ein Schuft, der als Deutscher lieber in der französischen Arm« als in d« vaterlänvischen dienen will, hat eben eine empfindliche Strafe verdient. Wer vor oder nach sein« Dienstzeit ein bischen in ausländischen Diensten abenteuern will, mag tun, wozu er Lust hat, obwohl er besser haudelte, sich der heimatlichen Kolonialverwaltung zur Ver fügung zu stellen, da wir doch jetzt gottlob auch Gebiete besitzen, iu denen deutsche ManneSkraft sich auStoben kann. Nun fährt aber der „TempS" fort: „Es ist von der größten Bedeutung und für die Rekrutierung der Fremdenlegion unerläßlich, daß die französische Regierung die Fremden, die unl« der Fahne Frankreichs zu dienen kommen, nicht einer so grausamen Lage preisgibt. Die Länder des Kaiserreichs (Deutschlands) stellen für diese Truppengattung eine kostbare Quelle dar, die man aber trocken zu legen Gefahr läuft, wenu man die Leute mit der Aussicht einstellt, einst die Legion wieder im tiefsten Elend verlassen zu muffen. Die deutsche Regierung, die stets sehr gut über das unterrichtet ist, »vas in deu afrikanischen Regimentern vorgeht, verzeichnet eifrig alle Fälle, wie die des Legionärs Weber, um solche Leute vom Eintritt ia die Fremdenlegion abzuschrecken. Sie veröffentlicht sie geschäftig; sie bringt regelmäßig in den Gemeinden Listen der in der Fremdenlegion Verstorbenen zur Kenntnis und läßt sie in den Zeitungen abdrucken, die nicht verfehlen, die ungünstigsten Schlüsse über den Dienst in d« Fremdenlegion zu ziehen." Die deutsche Regierung tut vollauf ihre Schuldigkeit, wenn sie Frankreichs „kostbare Quelle" verstopft. Für französische Interessen ist diese Blutquelle doch zu kostbar. Vom frau- zösischen Standpunkt hat der „TempS" natürlich Recht, den „Dank vom Hause Frankreich" an die Leute, die für Frank reich ihre Gesundheit und ihr Leben iu die Schauze schlagen, unschön zu finden. * Die Internationale kriminalistische verriuttzm»«, LandeS- gruppe Deutsches Reich, hält ihre «ste LandeSversammluag i» den Tagen vom 6. bis 9. September iu Frankfurt a. M. ab. Auf der Tagesordnung siehe» als wichtigste Gegenstände: 1) Die Reform des Strafverfahrens nnd die Vorschläge der Sttaf- prozeßkowmiision. Berichterstatter LaudgerichtSdirrktor a. D. Dr. Aschrott-Berlüi. T« Vorstand schlägt im Einvernehmen rast dem Berichterstatter vor, die diesjährige Debatte auf folgende Punkte z» richten: 1) Die Organisation der Strafgerichte und die Berufung. 2) DaS Legalitätsprinzip und die Stellung der Staatsanwaltschaft und ihrer Hilfsorgane im Strafverfahren. 3) Das Verfahren bis zur Haoptverhanvlung, einschließlich der Untersuchungshaft- 4) Empfiehlt sich für das Deutsche Reich der Erlaß eines Aus- UeferullgSgesetzes? Referent Pros. Dr. Frank-Tübingen. Korreferent Rat am bayerischen Obersten Landesgäckht, Prof. Dr. Harburg"* München. * Mujährig-freiwillige Acrzte. Seit der Einführung des praktischen Jahres für Medizin« wird von den emjährrg- freiwilligen Aerzten darüber Klage geführt, daß sie das zweite halbe Jahr nicht als Medizinalprattikauten dienen dürfen. In der Tat kommt die Tätigkeit des einjährig-freiwilligen Arztes der des Medizinalpraktikanten fast in allen Punkten gleich. Wie die „Münch. Neuest. Nachr." mitteilen, wandte sich nun die Münchener „Klinikerschaft", das ist eine Ver einigung der Medizinstudierenden iu klinischen Semestern, mit einer Petition au den Reichskanzler und das bayerische Kultusministerium, eS möchte gestattet sein, daß die halb jährig gedienten Mediziner ihr zweites Halbjahr als Militär arzt während deS neu hinzugelommene« praktischen Jahres dienen könnten. Die vorsteUungSbesuche, welche in dieser Angelegenheit von der Vorstandschast im Ministerium gemacht wurden, ergaben sehr günstige Aussichten für Vie Petition. Die medizinischen Fakultäten sämtlicher deutschen Universi täten wurden eiugeladeu, sich der Münchener Klinikerschast in dieser wichtigen Sache anzuschließen. * Arbeitskammern. Der Ausschuß der „Gesellschaft sür Soziale Reform" hat sich sür paritätisch zusammengesetzte Arocitskammern ausgesprochen und ihnen folgende Aufgaben zugewiejen: 1) Als Interclscuvenretung stellt die ArbeitS- kämm« Anträge zur Wahrung der Berufsinteressen der ge werblichen Lohnarbeiter an die staatlichen und kommunalen Behörden und Parlamente, sie erstattet Gutachten an die Behörden in allen die besonderen Interessen der Arbeiter betreffenden Angelegenheiten, versaht periÄmche Bericht« über die Arbeitsverhältniffe im Bezirk der Kammer und leistet Hilfe bei statistischen Erhebungen über diese Ver hältnisse. 2) Als Einigungsamt beugt die Arbeitskammer Streitigkeiten aus dem Arbeitsverhaltnis vor, sie über nimmt die Vermittelung nach dem Ausbruch solch« und sucht auf den Abschluß von Tarifverträgen hinznwirken. Bei d« Feststellung des Tarifvertrages leibt sie ihr« Mithilfe, wen» Liese aachgefucht wird. 3) All» Hilfsstelle der BerwawmaH-
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