02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.02.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-02-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070201020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907020102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907020102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-02
- Tag1907-02-01
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Anzelaen-PrekS di» vgrfpaUene Petttzeile ttr <8«schäst»- toserate an» Leipzig und llmgedona 88 Pf, Fnmtliea^ Vohoonq»- ». Stellrir-Unzeia«, sowie La- und PeriLnfr 80 Pf, finanziell« Anzeige- SO Pf, fitr Inserate von aoßwärl« SO Pf. Reklamen 78 Bf, ou-wärt« I Mark. Beilage gebühr 4 Mark p. Tausend exkl. Postgebühr. lSeschäftranzeigea an beuorzuglrr Stelle im Preise erdShl. Rabatt nach Taris. Für Inserate vom Autiandr be onderrr Tarif. Änzrigrn-Ännadmr: Aupuftu-play 8, bei sämtlichen Filialen u. ollen Anaonren- lirveditionen des In- und Au«lande«. ür da« Erichrinen an bestimmten Tagen ». lläyro wird keine Garantie übernommen. Haupt-Filiale Verltu: TarlDuucke r, Hrrzgl-Bayr-HosbachhandlA, Lüyow» ratze 10 llelephon VI, Nr. 4MS). Atlial-Ervevitt-»: Tre»ve»,MarleufirL4. 101. Jahrgang. Furchtbarer Lawinensturz, Aus Kempten wird telegraphiert: Tie „Allgäuer Ztg." meldet aus Oberstdorf: Gestern mittag gingen in der Nähe von Mittelbach im kleinen Walsertal zwei Lawinen nieder, die zwei Häuser, 15 Inwohner, 8 Stallungen und 30 Stück Vieh begruben. Bis jetzt sind 8 Personen tot und zwei schwer verletz: geborgen. politisches. * Aus dem Konsulatsdienst. Der bisherige General konsul in Genua, Wirkt. Lezationsrat Jrmer, ist zum Generalkonsul in Sydney ernannt worden. * Dernburg über Kriegführung. Aus dem Wahlkreis Potsdom-Westhavclland wurde Kotonialdrrektor Terndurg von einem Wähler gebeten, idm zur Zurückweisung gegne rischer Angriffe auf die Kolonialpolitik durch Beantwortung mehrerer genau präzisierter Fragen behilflich zu fern. Ll- renor Dernburg kam diesem Ersuchen umgehend nach und sandte ein umfangreiches Antwortschreiben. Zum ersten Punkt, unsere Kriegführung betreffend, schrieb er: „Eine menschliche Kriegführung gibt es nicht. Der Zweck der Krieg führung ist die physische Vernichtung des Gegners. Ter Zweck der Kriegführung ist demnach untrennbar verknüpft mit der Tötung oder Verstümmelung. Beides ist nicht menschlich, aber im Leben der Völker nicht zu vermeiden. Unnötig grausam ist eine Kriegführung dann, wenn nicht Kombattanten, sondern deren Angehörige, Weiber und Kin der, mit zerstört werden." * Der polnische Schnikampf. Tie Strafkammer in Gnefen verurteilte den Vikar Mrugus aus Bomst, der in der katho lischen Kirche zu Potulice von der Kanzel herab die Zu hörer ausgcfordert hatte, ihre Kinder im deutschen Religion«- unterricht nicht deutsch anworten zu lassen, zu drei Wochen Gefängnis. Der Staatsanwalt hatte einen Monat bean tragt. — „Stampa" erfährt von einem in Nom einaetroftenen polnischen Prälaten: Ans Polen seien mehrere Petiiioncn an den Kardinalrat gerichtet worden, um eine Intervention des Papstes in der Angelegenheit des polnischen S';ul- streiks zu erwirken: indessen habe sich kein Kardinal ge sunden, der die Bittschriften dem Papste zu unterbreiten gewagt habe. 8. 2. L. Sozialdemokratie uni» Krankenkassrnbeamte in Trespen. Die Iaterpellat on des Stadivkrorvneten Diti- inann bezüglich ver Amckuwigungen, weiche die bürgerliche Presse gegen die sostalveuiokratifche Leitung der Dresdner OltSkrankenkasfe 'erhoben, beschäftigte heute taS Stavt- verorvneten-Kollegium. Es war, wie schon berichtet, Anschuldigung erboben woiven, daß die Leitung der Kasse von den Beamten ve> lange, der sosialeemo- kratischen Organisation beiiutreten. Stadtverordneter Dillmann leitete seine Begründung mit ter Verlesung einzelner Stellen aus einem „Polnische Freiheit der Orts- lrankcnkassenbeamten" betitelten Leitartikel ver „Dresdner Zeitung" rin und fragte schließlich, ob der Nat zu der Sacke Stellung nekmen wolle. Stadtverordneter Dornauer, welcher 6 Jabre Vorstand der OriS'rankenkasse gewesen, kann nur bemerke», er habe niemals gehört, baß Ver. iucke seitens der Sozialdemokratie gemacht worden Beamte wegen ihrer politischen Gesinnung zu maßregeln' Vas Neueste vom Lage. (Die nach Schluß der Redaktion etngrgangene- Depcschen stehen auf der 8. Sette deS Hauvtblatte«.) Die Stichwahlen in Sachsen. Der Vorstand des Nationalliberalen Landesverems erläßt folgenden Ausruf »u den Stichwahlen: „Wähler! Parteifreunde! Ter 25. Januar hat Wandel geschaffen. Ter rote Bann ist gebrochen. Ehre allen Kämpfern! Aber drei unserer Kandidaten: Dr. Heinze in Dresden-A.. Dr. Stresemann in Annaberg, Direktor Ever- ling in Tobe n-Waldheim stehen noch im Felde. In füus weiteren Wahlkreisen ringen Vertreter anderer bürgerlicher Par-ei/n mit dem sozialdemokratischen Gegner! Aus! Tun wir unsere volle Schuldigkeit! Die Loiuna kann nur sein: Helfen wir einander! Machen wir ganze Arbeit! Der Vorstand des Nat.-lib. Landesoercins für das Kgr. Sachsen. Reichskanzler nno Soziakresorm. Auf eine von der „Offenbacher Leitung" an den Reichs kanzler gerichtete Anfrage, ob van der Regierung mit Hilfe c>eS neuen Reichstages eine Nückwärtsrevision der sozial politischen Gesetzgebung geplant sei, ist der „Offenbacher Zeitung" nachstehende Depesche zugegangen: „Die deutliche Sozialpolitik wird in den seitherigen bewährten Bahnen nachdrücklich kortgeführt. Tie Behauptung, daß die Berufs vereinsvorlage unmittelbar oder mittelbar zu einer Be schränkung der nichtrechtsfähigen Berufsvereine dienen sollte, ist unzutreffend: insbesondere ist nicht beabsichtigt, Mit glieder eines nichtrechtsfähigen Berutsvereins irgendwie von der Verwaltung der sozialpolitischen Einrichtungen aus zuschließen. zez. Reichskanzler Fürst Bülow." König Eduards Paris-Fahrt. Zur Reise des englischen Königspaares nach Paris wird gemeldet: Das Königspaar trifft Sonnabend früh 10 Uhr in Begleitung, der Prinzessin Victoria in Calais ein, von wo sich die Prinzessin anden dänischen Hof begibt. Tie Ankunft des Königspaares auf dem Pariser Nordbahnhof erfolgt nachmittags 5 Uhr. Ter Auf enthalt in der französischen Hauptstadt ist auf acht Tage be rechnet. die Rückreise erfolgt am 9. Februar früh. — Tie Reise dürste geringe politische Bedeutung haben. König Eduard zieht es nach dem Pariser Fasching. Die montenegrinische MinistcrkrisiS. Im Einvernehmen mit der Skupschtina hat Fürst Nikolaus den ehemaligen Finanzminister Radowitsch mit der Kabinettsbildung betraut. Die Nuthenenunruhcn in Lemberg. Ein Privattelegramm unseres Wiener Korrespondenten teilt uns mit: Ter Untersuchungsrichter Franke ordnete die Verhaftung aller ruthenischen Studenten an, die an den letzten Exzessen der Universität be te,ligt waren: es sind 160. Heute früh um 5 Uhr wurde das Wohnhaus der ruthenischen Akade miker von Polizeiagenten, Kommissaren und Polizeisoldaten umstellt und die Studenten in ihren Betten verhaftet und truppweise ins Lcmdesgericht gebracht, waS großes Aufsehen erregte. noch sei den Kassenbeamten jemals ^ein Haar gekrümmt, warten. Stadivelvidneter Fleißner (Soz.) betaute, daß so ickwerc Voiwürfe über sosialremokratuchen TerroriSmuS erhoben worven, baß sie einer Dcnunziation bei der Bcbörve weickkamen. Ja ven zwölf Jahren, seitvem ter frühere R ichsiagsabgeorvnete Fraßdorf Vorsitzender der Ortskranken kasse gewesen, sei seine Wahl stets einstimmig erfolgt, nie sei ein Fall vorgekomme», vaß einem Beamten der Dresdner OrlStiankenkasse wegen feiner poliiilchen Ansichten eine unbillige Zumutung nach irgeno einer Richtung bin gemacht worven. Es fei eine GebaltSstaffel geichaffrn unv später erhobt worden, Pensionsberechtigung, sowie acht- stünvige Bureauzeit leien «ingeiührt worven. Revner be mängele noch d e Form der Interpellation und bemerkte, kaß nicht der Voiiteder. sonvcrn ter Geiamloorstano der Dresdner Ortskrankenkasse tre Borwürfe über KoalitionS- zwanz gegenüb r den Krankenlassrnbeamlen zurückgewieien habe. Em müßlen eie erhob-nen Vorwürse als wirklich be- rechiigt bewieien wcrvrn. Damit halte ver „Fall" l«»e Erledigung gefunven. * Das Zentrum in München proklamierte, wie uns «in Privattelegramm unseres Korrespondenten meldet, für München I Wahl des Sozialdemokraten und für München II Wahlenthaltung. Damit ist die Wahl der beiden Sozial demokraten Birk und von Voklmar durch Zentrums hilfe gesichert. . nie. Nationalliberale und Freisinn. Durch die freisinnige Presse ging die Nachricht, daß die Nationalliberalen im Wahlkreise Walüeck gegen den Freisinnigen Potthof stimmen würden. Tas Gegenteil ist richtig: Tie nationalliberalen Wähler werden für Polthof stimmen. Dagegen verlautet nach dem „Greifst». Tagebl.", daß in Greifswald die Natiouallioernlen beschloisen haben, ihren Wählern Stimm enthaltung zu empfehlen. Dadurch wird das Mandat Gotheins gegen den Konservativen gefährdet! Traurig genug, daß ein nationalliberaler Verein einen solchen Be schlug fassen kann. — Ebenso müssen wir es entschieden tadeln, daß der Freisinnige Verein in Jena sich ,n der Stichwahl zwischen Nationalliberalen und Sozialdemokratie für den sozialdemokratischen Kan didaten entschieden hat. Tas ist derselbe schwere Fehler nach der andern Seite und trägt ebenso wie die Entscheidung in Greifswald nur dazu bei, Freisinn und Nationalliberale sich zu entfremden, während es doch notwendig wäre, daß die liberalen Parteien untereinander das Kriegsbeil begraben. nie. Das Wachstum deS polnischen Elcm.ntS. EL ist ties beklagenswert, daß iu den Ostmarken und in Schlesien das polnische Element in der Bevölkerung so erstarkt ist, um gleich im ersten Wahlgang !9 Mandate zu erobern und 4 m aussichtsreicher Stichwahl zu gewinnen. Bei den diesjähri gen Wahlen sind aber die Polen auch im Westen organisiert ausgetreten und haben starke Minoritäten erzielt, so im Wahlkreise Bochum 868!, in Dortmund 5087, in Essen 2540 und Stadt Duisburg 5356 Stimmen! * Der Stimmzettel in der Schule. Aus Aachen wird ge meldet: Der Pfarrer des Dorfes Hehlrath ist seines Amtes als Lokalschulinspeklor entsetzt worden, weil er beim Kom munionsunterricht Zentrumsstimm-ettel an die Kinder ver teilt hatte. * * Die französische Kirchenfragc ist noch in der Schwebe. Der Ministerrat hat beraten, ob die Vermietung von Kirchen, die Eigentum der Gemeinde sind, von den Bürger meistern in der von den Bischöfen vorgeschlagenen Vertrags form bewilligt werden könnte. Die Entscheidung die'er Frage soll von dem Ministerrate am Dienstag getrosten werden. Dem Vernehmen nach wurde von mehreren Mi nistern betont, daß die von den Bischöfen aesoroerten acht zehnjährigen Nutznießungsverträge dem Rechte des Staates zuwiderlausen, wonach dieser auf Grund der bestehenden Gesetze jederzeit die Kirchen ihrer gegen wärtigen Bestimmung entziehen darf. Der Minister des Innern und der Minister des Kultus wurden beauftragt, insbesondere diese Frage zu prüfen. — Man sollte endlich sich entschließen, bei den „Gotteshäusern" zu tragen: „Wes ist das Bild und die Aufschrift?" und dann dem Kaiser zu geben, was des Kaisers ist, aber auch Gott, was Gottes ist, zu lassen. — Ter Bischof von Grenoble er hielt die Mitteilung, daß bereits die Bürgern:eister ovn 10 Dörfern den 18jährigen Vertrag über die Nutznießung der Kirchen unterzeichnet haben. — Die Pariser Polizei ist davon verständigt worden, daß für Faschingsbienstag öffentliche Maskenumzüge geplant sind, vi« den ausge sprochenen Zweck haben sollen, die Geistlichen zu verhöhnen. Der Polizeipräfekt untersagt infolgedessen daß Tragen von Masken, oie Geistliche darstellen mit der Begründung, daß hierdurch die Gefühle anderer Bürger verletzt, und di« öffentlich« Ruhe gestört werden könnte. * Eia großes diplomatisches Diner fand auf der deutschen Botschaft in Paris start. Geladen waren außer dem a«- samren diplomatischen Korps und den Ministern zahlreiche Parlamentarier und auch viele hervorragende Mitglieder der Gesellschaft. Die Zahl der Gäste betrug 2000! * Französisch-Englisches. Die englischen Blätter be sprechen den Besuch des englischen Geschwaders in Saigooa und die ^wische., den französischen und englischen Behörde» ausgetaujchten Sympathiekundgebungen. * Ausführung der Algeeirasakte. Ein Schreiben vet Sultans ermächtigte die eingeborenen Notare, Verkauf-Ver träge von Ländereien -wischen Europäern und Eingeborenen gemäß der Akte von Algeciras abzuschließe». * Ungarische- Abgeordnetenhaus. Auf die Bemerkung Vlads, die Affäre Polonvi sei ein Symptom Les moralisches Verfalles, erwiderte Ministerpräsident Dr. Wekerle, daß es im Gegenteil e,ne große Feinfühligkeit beweise, wenn ein Mitglied des Kabinett- wegen unbewiesener und sicherlich haltloser Anklagen, die mit feiner RegierungStäNgkeit nicht zusammenhängrn, einen Prozeß anstrenge and demissioniere, damit auf die richterlich« Unabhängigkeit nicht der Schatte, eines Verdachtes falle. Redner verteidigt dann daS Kabinett gegen den Vorwurf des JlliberaliSmus und sagt, di« Ge setzesvorlagen würben beweisen, daß selbst jene Partei t» her Koalition, die sich zu konservativen Prin-ipien bekenn« nicht reaktionär sei. lBeifall.) * Voa den Dumawahleu. Nach den bis -um 30. Januar einaegangencn telegraphischen Berichten über die Duma wahlen ersten Grades ist das Ergebnis folgendes: In den Kommunen sind 7835 Wahlmänner gewählt, darunter 229L Monarchisten und diesen Nahestehende und 4024 Gemäßigte. Unter den übrigen befinden sich 99 Kadetten. Unter 8301 Wahlmännern der Kleingutsbesitzer sind 1516 Priester. Danach hätten die „Gemäßigten" eine schwache absolute Mehrheit erlangt. * Prozeß Herzeustei». Wie die „Nussig meldet, haben die Hotelkellner in Kerioki ausgesagt, daß sie in Juskiewitsch Koraskowskij den Mann erkannt hätten, welcher die Mörder Herdensteins im Lotel besucht habe und von letzterem alt Chef der Kampfkolonne der revolutionären (?) Partei be zeichnet sei. Feuilleton. Um seinen Verstaut! ausrudrellen, mup man seine Legiercken elrftchr Sutten. llsMag. Lin Philosoph sollie oie etvas aus ckem Qruncke tun, veil cn jeckermann lut. sodann Zelwl» llngel. >Vo Gespenster Platz genommen, Ist auch cker Philosoph willkommen. Soeltie. Konsequent uu sein ist ckie größte Obliegenheit eine; Philosophen uock wirck ckoch sm seltensten ange- troffen. k,ni. Volirslamliche; Ansehen geht selten rusammea mit ckem kk^men eines Philosophen. Vie Philosophie ist nicht gemacht, ckie küenze ru gewinnen. Kuns?,Icker. Äoethe «n- -ie Geschlechter. Von Robert Saudeck lBerlin). Vor wenigen Jahren veröffentlichte P. I. Möbius, der jüngst verstorbene Leipziger Nervenarzt, bei Carl Marhold in Halle eine kle-ne Schrift, in der er Goethes Urteil und Beziehungen zu den Geschlechtern analysierte. Goethe in diesem Sinn: als Zeugen anrusen, heißt des Dichters liefe und „widerspruchsvolle" lweil une-'chöpslich reiche! Art aus ein Prinzip zurückführen, heißt die Aus- sprüche von Goethes Gestalten für des Dichters eigene An sichten erklären. Zwar erklärt Möbius, daß man dies be» einiger Skepsis und Vorsicht wagen könne, aber Goethe 'elbfl straft ibn bald Lügen, wenn er sich, wie bekannt, zu Eckermann äußert, daß seine „Frauencharaktere alle gut weggekommen seien, besser, als sie in der Wirk lichkeit anzutreffen sind." Goethe war kein Hypermoderner, in dem heutigen Sinne des Wortes. Er schlug nicht alle Phänomene über «inen Leisten, und August Ztrindberg wäre mit seiner Stellungnahme zum Weide gewiß nicht einverstanden, vürde sie von seinem Stand- vunkte für inkonseguent erklären. Zwei Aussprüche stehen einander diametral gegenüber: „Das Ewig-Weibliche zieht ins hinan", und an anderer Stellt: „ES ist unglaublich, wie der Nmgana der Weiber herab zieht." P. I. MöbiuS reimt, wohl nicht mit Un recht, die Gegensätze wie folgt: ES ist des Ewig- Weibliche, da- ist die Jd«e deS Weibe-, die platonische Idee be- GM"- gesi-lechtigen, di« hinan-ieht, uad di« triste, nackte Wirklich keit, deren Erkenntnis die Seele in den Kot zerrt. Daß Goethes Inneres eine starke, weiblich: Beimischung barg, ist für Möbius, wie später für Wilhelm Fließ, selbsto:rständ- liche Voraussetzung. Daß Künstlertum und weiblicher Seel^ geholt beim Manne unzertrennbar zusammengehören, da ist nun einmal die billigste in Umsgtz gebrachte Weisheit der zeitgenössischen ivissensckaktiichea Forschung. Torin ver tritt Möbius nicht einmal den extremen Flügel, darin bleibt er sogar noch hinter Fließ zurück, der Künstlertum dort direkt anrwelselt, wo sich nicht Anzeichen weiblichen Charak ters zeigen. In einer früheren Arbeit unternahm es Möbius, Goethes Leben in Perioden zu teilen und in Intervallen von je 7V? Jahren erotische und künstlerisch produktive Epochen voa etwa IV? Jahren nachzuweisen. — Trotzdem diese sonder- bare wissenschaftliche Anregung so durchaus ohne Gegenliebe blieb, basierte Möbius auch mter noch aus ihr seine wei teren Argumentationen. Er erblickt in dem Zusammen tressen der erotischen und der künstlerisch produktiven Perio den die Ursache von Goethes befremdendem Urteil über den veredelnden Einfluß des Ewig-Weiblichen. MöbiuS schreibt wörtlich: „Goethe wußte ganz aut, daß er nur zeitweise de« Höchsten fähig war. daß er seine besten Sachen der perio- dischen Erregung verdankte. Da während dieser Erregung regelmäßig auch Liebeserregunq bestand, so mnßte er aus den Gedanken kommen, daß di: Produktivität von der Liebe abhänge. Er war zu scharfsichtig, als daß er den wirklich Geliebten Zauberkräfte zvgetraut hätte, also meinte er, die gedachte, im Gedanken idealisierte Gestalt bringe ihm die Geschenke der Muse. Sodann batte er die Erfahrung ge- macht, daß ihm ein nur ^dacbtes Weib länger als zehn Jahre eine wesentliche Hilfe gewesen war. Die wirkliche Frau von Stein war eine kluge Weltdame, nicht besser und nicht schlechter als sehr viele andere Weiber. Ihr Vorzug muß ein hoher Grad weiblicher Schlauheit gewesen sein, vermöge dessen sie sich dem irbenden Manne anzuschmiegen und unentbehrlich zu macken wußte. Besondere Zeichen von Geist oder von Herzensgute sind ganz unbekannt: was von Aeußerungen, Brie'en und Versen vorhanden ist. ist mittel, mäßig: ihr Charakter enthüllte sich bei dem Bruche mit Goethe als durchaus ordinär: war sie schon vorher eigen- nützig gewesen, so »echte sie sich nun als boshaft und verläum- derisch. Diesem Weibe hat Goethe seine schönsten Mannes- fahre gewidmet. War Goethe blind? Er liebte eben sein« Idee und fühlte sich dadurch aeiördert." Zum Schluß seine» Untersuchung bedauert es Möbius, daß der alters'chwache Dichter sein Lebenswerk mit ciner Apotheose des Madonnen- kults abgeschlossen hat. Es ist eine böic Sache um so ein System. Hat man erst einmal absolute Männlichkcit als höchstes Wort postuliert und die Eigen'chaftcn einer so gearteten Männlichkeit fest gesetzt, so muß man bis zum Ende, bis zum trauriacn Ende konsequent sein. Was sich dann dem System nicht fügt, muß über- Knie gebrochen werden. So erscheint dann schließlich NielsscheS Zarathustra alS da- Werk eines bereit- geistig Kranken, Goethe als ein femininer Schwächling. Sherlock Hslnie» ««d da» Geheinrni» von Great Lv^rloy. (Vos unserem Londoner Korrespondenten.) Im Herbst und Winter deS Jahres 1903 machte in ganz Staffordshire eine Reihe merkwürdiger Verbrechen unge- heures Aussehen und versetzte die Bevölkerung in panische Er regung. In saft jever dunklen Nacht wurden junge Hengste oder Stiere aus d^ Weide, später sogar in den Ställen, auf gleich geheimnisvolle wie scheußliche Weise verstümmelt. Allmählich bildete sich die Anschauung heraus, daß man es mit einem einzigen Verbrecher zu tun habe, einem sexuell oder religiös Verrückten. Namentlich die Polizei neigte dieser Anschauung zu, obwohl sie selbst in einigen Fallen .nt- lassene Knechte, in anderen junge Vagabunden — es war der kälteste Winter seit 25 Jahren und es herrschte die größte Arbeitslosigkeit — als die Täler zur Bestrafung brachte. Tie Tierärzte waren allerdings r^r Meinung, daß man es mit ganz verschiedenen Verbrecherhänden zu tun habe. Sie glaubten an -in Wiederaufleben des Viehverstümmelunas- tiebers, bas lchon einmal in Mittelengland geberrickt hatte; nach dem Guerillakrieg der irischen Fenier gegen die Land lords. In diesem furchtbaren Feldzug war „Cattle Maining" in größtem Maßstabe eines der Hauptmittel des Terroris mus gewesen. Im Frühjahr 1904 hörten diese Attentate in Staffordshire im großen und ganzen auf. Doch nicht in ganz England, gelegentlich sind auch später noch vereinzelte Fälle au'getaucht. mußte darauf hindeuten, daß man es mit einer pathologischen Epidemie, die bald sporadisch auftritt, bald wieder in entsetzlicher Häufung, aber nie ganz zum Erlöschen kommt: einer Epidemie, die besonders in senen Gegenden ibr Heim lat, wo die sngendliche Landbevöl kerung aus religiöser Fanatisierung zur peinlichsten Aikeie getrieben wird. Die Staffordshire Constabulary lGendar- meriel lehnte solche Erklärungen aber von vornherein ad. Um so energischer, als sie sich daS Verdienst beimaß, das Cattle Maining dadurch »nm Arsbören gebracht zu baden, daß sie den wahren ^^uldigen gefaßt und vor dem Schwur gericht von Staffordshire zur Verurteilung zu 7 Jahren Zwangsknechtschast gebracht 'mtte. Sie war um so fester uno um so hartnäckiger in diesem Glauben, se lebhafter alle Be kannten des „Schuldigen" ftine Unfähigkeit »ur Begebung der Verbrechen beteuerten, se dringender sie für seine Frei lassung agitierten, und je mehr sich die Beweise für seine Un'chuld und für die grobe Fahrlässigkeit der Polizei hausten. Der Unglückliche, der volle drei Jahre im Kerker schmachtete, bis er vor kurzuu von. Mr. Gladstone, dem libe ralen Staatssekretär des "nnern, wenigstens „Urlaub" er hielt, ist eine der hervorragendsten Leuchten des Buddhis mus in England, und es desteb» beute kein Zweifel mehr, daß religiö'e Vorurteile der sektirischen Bauern und Gendarmen von Great Wyrley für einen der gröbsten Polizeimißgrifse und Justizirrtum«« deS daran durchaus nickt armen mo dernen England verantwortlich sind. Dieser Unglücklich« ist Mr. George EdaIii, ein in den Dreißigern stehender Inder, der sich in seiner Heimat bereit- eine» glän-e»d« Name»» als Literat und Jurist gemacht hatte, als er i.. den Nrun-raer Jahren nach England kam, um dort mit Auszeichnung vi» Examina für die Zulassung zur englischen RechtSanwa'.ischaft abzulegen. Alles dies — obwohl er blinb war! Er »og dann nach Birmingham, dem Dorado der indischen, nach England ausgewanderten Buddhisten, und erwarb sich dorr, allgemein geachtet, eine glänzende Praxis, die ihn als ein« aufgehenden Stern der britischen BarreauS und al- eine» künftigen Hochrichter in Indien prognostizieren ließ. Im August 1903 weilte er mit seiner Famili: zur Erholung im Hause des Pfarrers lss von Great Worten, als am 18. abend- der Inspektor Campbell bei ihm elnrrckt, ihm den schrecklichen Verdacht eröffnete, der auf ihm lastete, und ihn schließlich verhaften. Bald nach seiner Verurteilung begannen seine juristischen Freunde, erst öftentlick und vereinzelt, später in der Stille und von R. D. Pelverton, ehemaligem Oberrickter der Brahamas, organisiert, den Kampf für die Rehabilitierung Edaljis. DaS Ministerium übergab ib'-e die Polizei schwer anklaaenden Denkschriften zur Nachprüfung derselben Star- fordshire Constabulary, die den Fehler begangen halte. Es verweigerte sogar Nelverton die Einsicht in die Akten! Ge nau wie in dem Falle des infolge liederlicher Handhabung des Erkennungsdienstes zweimal zu langsähriger Kerkerstrafe verurteilten Skandinaviers Beck! Und dies geschah, obwohl am 21. September 1903, während Edalsi im Gefängnis svß, ebenfalls in Great Wyrley ein neuer Fall voa Cattle Maining vorgekommen war. Er geschah, obwohl der neun- zehnjährige Harry Green, der Sohn eines Farmers, der Mischen dem Pfarrhaus? und dem Schauplätze angeblich - von Ebalji begangenen Verbrechens wohnte, gestand, daß er sein eigenes Pony selbst verstümmelt batte. Die Polizei be hauptete im Prozeß »egen Edalsi eine Verschwörung zwischen diesem und Green, ließ eZ aber zu, daß Green, der sein Ge ständnis widerrief, unbebell-ot nach Südafrika entwich! Aus Mr. Gladstone müssen die Argumente von Edaljis Freun-, den und die zahlreichen vrozessualen Verstöße bei seiner Ab urteilung doch einen größeren Eindruck gemacht haben, al- auf seinen Vorgänger. Er gestattete Edalsi »unächst, vom Gefängnis aus seine glänzend« Feder für seine Rehabilitie rung zu üben, und beurlaubte ihn schließlich. Ein Zeitungsausschnitt mit einer der Denkschriften Edolji- wurde von dessen Freunden an Sir Conan Doyle, den Schöpfer der bekannten Detektivngur Sherlock Holmes, ge saust. Der Ausschnitt lag wochenlang auf dem Schreibt!!«- de- Literaten. Bis er an einem müßigen Abend beim Ab räumen des Tisches zu lesen begann und sosort von der Wahrhaftigkeit der Darstellung gepackt wurde. Von diesem Augenblicke an konnte EdalsiS Rehabilitierung als entschie den gelten. Doyle suchte Edalsi auf, der Eindruck bestärkt« seine Ausfassung- der Schriftsteller widmete seine ganze Ar beitszeit und Arbeitskraft durch 12 Stunden am Tage wäh rend vieler Monate ausschließlich der Untersuchung diese- Falles. Er studierte nicht nur alle Akte», sonder« jede» Fuß breit des Terrain- in Great Vvrlev. Er sand zu vew schiedenen Malen Spuren, welche dock «nrs di« Schuld sei»*' Schützling- zu beute» s<-i«a«r: er vevfol-t« diese Epirre» »
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