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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 05.02.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-02-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070205027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907020502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907020502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-02
- Tag1907-02-05
- Monat1907-02
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Bezuas-PreiS für Leipzig »ad Bororte: Ja der Haapt» Erpedilioa oder deren Aa-gabefiellen ad- geholl monatlich: Ausgabe (I mal täglich) 70 Ps., Ausgabe 8 <2 mal tägltch) 80 Pf., bei Zustellung in» Öau» Aosgad« 80 Pf., Au-gabe v l Mark. Durch unjere aus wärtigen Ausgabestellen und durch die Post bezogen <1 mal täglichftnnerdalb Deutschlands monatlich I Mark au-jchl. Bestellgebühren, für Oesterreich-Ungarn 5 L 45 d vierteljährlich, die übrigen Länder laut ZeitungsprriSliste. Diese Nummer kostet aus ä Sd ? allen Bahnbösru und bei III klstT den Leitung».Berkäuiern tstellaMsn un» ErpeStlto«: IohanntSgass« 8. Telephon Nr. 153, Nr. 222, Nr. 1173. Berliner Redattions-Bureau: Berliu 7, Prinz LouiS Ferdinand- Straße 1. Telephon I. Nr. 9275. Abend-Ausgabe 8. MpMrr TliMillt Handelszeitung. Ämtsblatl des Males nnd des Volizeiamleo der Lladt Leipzig. Nr. 36. Dienstag 5. Februar 1907. Anzeiqen»VreiS dir «gespaltene Pettlzerle sür ÄefchästS- inserate auS Leipzig und Umgebung 25 Pf, Familiea-, Wohnung«- u. Stellen-Anzeiarn, sowie An- und Verkäufe 20 Pf., finanzielle Anzeige» 30 Pf, für Inserate von auSwärt« 30 Pf. Reklamen 75 Ps, auSwärt- 1 Mark. Beilage gebühr 4 Mark p. Tausend exkl. Postgebühr, üteschästsanzeigen an bevorzugter Stelle im Preise erhöht. Rabatt nach Tarik. Für Inserate vom AuSlande besonderer Taris. Anzeigen-Annabme: Aog«st»S-lOY 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen« Expeditionen d«S In- und Ausland«». ür da- Erlcheinen an bestimmten Tagen u. lätzeu wird kein« Garantie übernommen. Han-t-Filiale Berlin: TarlDuncker, HrrzgUBayr-Hofbuchhandlg, Lützowftraße 10 lTelephou Vl, Nr. 4603). Atlial-Srpedttion: Dre»deu,Marienkr.34. 101. Jahrgang. Vas Neueste vom Lage. (Die nach Schluß der Redaktion eingegangeiten Depeschen flehen auf der 3. Seite des HauptblatteS.) Tas bisherige Gesamtergebnis der Wahle». Wir geben hier in Ergänzung zu der beute friil, abgc- druckten Aufstellung eine vollständige Uebersicht über das Resultat, das die Hauptwahl vom 25. Januar und die bis her abgehaltenen Stichwahlen gezeingt baden. Parieistellung bisheriger j Besiystand L L bisher i verloren - bisher gewonnen noch beteiligt' an der Stichwahl > >903 gewühlt Konservative . . . 52 4-i 6 10 20 51 Bund der Landwirte 2 — 1 5 3 Reickspartei . . . 22 12 5 2 17 29 Deutsche Reformpart. 6 3 2 ' — 4 > 11 Wirtickaftl. Vereinig. 15 K 3 — 10 / 100 Zeulrum .... 104 96 5 10 28 Polen 16 19 — 3 4 16 Nationatliberale. . 51 27 13 14 46 49 Bauernbund . . . —— 1 — — — 3 Freis. Bereinigung. 10 2 1 — 14 9 Freis. Vol ft Partei . 20 8 2 6 24 21 Deutsche Volkspart. ü 2 — 1 10 6 Sozialoemokraten . 79 31 25 2 72 81 lLlläfser .... 9 4 4 — 3 16 Welfen 2 —— 2 — —— 7 Dänen 1 1 —— —— —— 1 Wild« 4 6 1 6 3 10 Auszeichnung TernburgS. Dem „DarmstädterTageblatt" zufolge verlieb der Groß fi er zog dem Kolonialdireltor Dernburg das Großkreuz des Verdienst-Orden« Philipps des Großmütigen. — Bor seiner Abreise nahm Dernburg an einem ihm zu Ehren von rem preußischen Gesandten Dr. Frhr. v. Jenisch veranstalteten Diner teil. Versöhnungs-Tendenzen im Vatikan. Die letzte Zirkularnote de« französischen Kultusministers über die Erllärung der Bischöfe bat im Vatikan einen günstigen Erndruck gemacht. Der Papst habe immer die Uebcrzeugung gehabt, daß die Vorlchläge der sran,Lsi>cken Biscköfe nicht ohne weiteres von der französischen Regierung abgewiesen werden könnten. Eine Periöulichkeit, die dem Staatssekretär Mery del Bal nahe steht, versichert, es sei nicht ausgeschlossen, daß neue Schritte zu einer Versöhnung unternommen werden würden. Falls die Vorschläge übe» Vie zwischen den Bürgermeistern und den Priestern zu unter zeichnenden Mietverträge von der Regierung und dem Par- lament angenommen würden, werbe der Herlige Stuhl nicht weiter auf der Einstimmigkeit der Annahme der Vorschläge in allen Gemeinden Frankreichs bestehen. — Aus Frankreich wirb bagegen gemelbet: In parlamentarischen Kreiien ver lautet, daß mehrere Mitglieder der sozialistisch-radikalen Partei die Absicht haben, in der heutigen Kammersitzung an den Kultusminister Briand wegen seines Rund schreibens über die Kirchennutznießungsverträge eine Inter pellation zu richten. Die Radikalen erblicken in diesem Rundschreiben ein neues Zugeständnis an den Vatikan. Man glaubt, baß die Angelegenheit zu einer lebbasien Erörterung Anlaß geben werde. Seitens der Geistlichkeit wurde bas Rundschreiben Briands mit unver hohlener Befriedigung ausgenommen. In der Pariser erzbischöflichen Kanzlei wurde einem Mitarbeiter des „Echo de Paris" erklärt, daß das Rundschreiben in den Hauptzügen den von den Bischöfen vorgeschlagenen Ver tragsentwurf über die Nutznießung der Kirchen respektiere, und daß nur ein'ge Aenderunaen in der Form notwendig sein würden, um eine völlige Verständigung zu erzielen. Dank der geschickten und loyalen Anregung der Bischöfe und dank dem vertöbnlichen Geiste, den M>n ster Briand in dieser Frage an den Tag gelegt babe, werbe der öffentliche Gottesdienst wenigstens gegenwäitig nicht allzusehr zu leiden haben. Die Pariser Pfarrer hielten gestern eine Versammlung ab, um über die Schritte zum Abschluß der Verträge zu beraten. Es beiß', Karbiiialerzbuchos Richard wolle sich namens der gesamten Diözese an den Scinepräfekten wegen der Kirchen nutznießung wenden. Minifter-KrisiS in Serbien. Aus Belgrad wird gemeldet: Aussehen erregt die Mel dung von dem angeblich unmittelbar bevorstehenden Rück tritt des Ministerpräsidenten Pa titsch. Zum ttcbcrfall aus Sru IvelSbricfträgcr Rübner. Die „Delitzscher Zeitung" berichtet beute morgen folgendes: Wie wir erfahren, wurde gestern der in Radeseld wohnhafte zirka 25 Iabre alte, an der Eiteubabn in Wahren beschäitigte Schlosser Pansa unter dem Verdacht, den Raubmord versuch an ocm Geldbriesträger Rübner in Leipzig voll führt zu haben, verhaftet. Es war durch verichiedcne Um stände der Verdacht auf den Verhafteten gefallen, worauf sich gestern der überfallene Briefträger nach Radeseld begab, und nach der Gegenüberstellung den P. als den Gemckten bezeichnete, welcher uunm.hr durch den Gendarmen ver haftet und in das Gerlchlsgefängms zu Debtz'ck übergefükrt wurde." — Auf Grund eigener Felistellungen können wir dazu berichten, daß die „verlchiedenen Umstände", die zu der Verhaftung führten, darauf beruhen, daß Pansa bis zum Ueterkall ans Rübner, immer eine schwarze Levcriascke bei sich führte, wie sie viele Arbeiter tragen, um darin ihr Frühttück aufzubewabren. Da die Tasche nach dem Ueberfall bei Pansa nicht mehr gesehen wurde, scheint man Verdacht geschöpft und Anzeige gegen ibn erstattet zu haben. Die Sache mit der schwarzen Tasche hat allerdings ihre eigene Bewandtnis. Unsere Leser werden sich erinnern, daß der überfallene Rübner ausgesagt hat,, der Täler habe eine schwarze Tasche unter dem Arm getragen, wie sie die Schreiber von Rechtsanwälten zu tragen pflegen. So wird eö erklärlich, daß das Fehlen ver Tasche bei Pansa allerdings zu einem Verdacht Anlaß geben konnte, zumal bekannt war. daß Pansa in der Nähe von Leipzig, nämlich in Wahren, keine ständige Beschäfligung batte. Pansa befindet sich vorläufig noch in Haft im Delitzscher Gerichtsgesängnis. Briefträger Rübner Hal den Pansa in Radefeld bei Schkeuditz, wo er festgenommen wurde, gesehen und an gegeben, daß er in Pansa den Räuber wiederzuerkennen glaube, daß er es aber mit voller Bestimmtheit nicht zu behaupten vermöge. Bei dem hiesigen Polizeiamte war zur Stunde, da wir diese Zeilen bringen, noch nicht« bekannt, auch auf dem Delitzscher Polizeiamt und aus dem dortigen Landraisamt war über die Verhaftung Pansas nichts zu erfahren. Nach alledem haben w-r jetzt die Unter suchung in Delitzich abzuwarten. Ob sie dazu sühren wird, den Pansa in Hast zu behalten, scheint immerhin zweifelhaft zu sein. Raubanfall. -1-8- In vergangener Nacht wurde in Halle a. S. der Reisende Richard Kaiser aus Magdeburg von fünf arbeits scheuen Subjekten mitten in der Stadt überfallen und seines Portemonnaies mit 102 -E Inhalt beraubt. Vier der Burschen sind verhaftet worden. Tic marokkanische Anleihe. Dem „Temps" zufolge wird von französischer Seite das an alle Mächte gerichtete Ansuchen des Maghzen um einen Vorschuß ron zehn Millionen als ungehörig betrachtet, da gegenwärtig nur die Bank von Paris und Pays-BaS berechtigt seien, mit dem Magbzen solche Vorschußgefchätte zu machen. Der Versuch des Sultans von Maiolko stößt beim ganzen diplomalilchen Korps Marokkos auf Widerstand. Laut Reuter-Meldung au« Tanger ist der Delegierte der marolka- ni'chen Zeichner für die zu gründende Staatsbank, Hadj Dris Ben Gelun, g stern zur Unterzeichnung der Statuten der Bank »ach Paris abgereist. Lawinenstürze. In Gebirgsgegenden haben die starken Schneefälle große Gefahren, mitunter schwere Katastrophen im Gefolge. So ereignete fick eist kürzlich der furchtbare Lawinensturz im Walsertal, bei dem l5 Menschen und 2 Gebäude unter den Schneemassen einer Lawine begraben wurden. Jetzt werden neue Lawinenstürze aus Innsbruck ge meldet, die sich im Achenseetal ereignet haben, in jener prächtigen Gegend, in der die bekannten und beliebten Sommeririichen Scholastika, Seehof, Fürstenhaus u. a. liegen, >n der sich der wegen seiner schönen Aussicht häufig bestiegene '.Ii nütz erhebt. Dort sind so gewaltige Lawinenstürze vor gekommen, daß die Achentalstraße vollständig ge- iperrt ist. Eine Steinölbrennerei wurde verschüttet, die Arbeiter konnten nur mit großer Mühe gerettet werden. Auch in anderen Gebirgsgegenden sind Schneelawinen niedergegangen, die mehreren Menschen den Tod gebracht haben. So wird aus Bern mitgeieilt: In der Nähe von Cbarmey im Kanton Freiburg wurden der Landwirt Buchs und sein Knecht von einer Schneelawine überrascht und acht Stunden im Schnee begraben; dann wurden sie lebend herausgefckauselr, sie starben jedoch bald nach her an den auügcstandeneu Leiden. Aus Salzburg wird gemeldet, daß in Golling der Oberbauarbeiter Promok von einer Lawine in die Salzach geschleudert wurde und sofort tot war. In dem emgesckneilen Stagleitnergut wurden der Besitzer und die Wirtschafterin des Gutes er froren au'gesunden. Die Höhe des Schnees geht b»S zu sechs Meter. Internationale Ballonfahrt. Am Donnerstag, den 7. Februar, finden in den Morgen stunden internationale wissenschaftliche Ballon aufstiege statt. Es steigen Drachen, bemannte oder unbemannte Ballons in den meisten Hauptstädten Europas auf. Der Finder eines jeden unbemannten Ballons erbält eine Belohnung, wenn er der jedem Ballon bei gegebenen Instruktion gemäß den Ballon und die Instru- mente sorgfältig birgt und an die angegebene Adresse sofort telegraphisch Nachricht sendet. politisches. * Des Kanzlers Dank au seine Heimat. Auf die Meldung vom Siege der bürgerlichen Parteien im Wahlkreise Pinneberg-Ottensen antwortete der Reichskanzler Fürst Bülow telegraphisch: „Herzlichen Dank für Ihre Meldung. Ich beglückwünsche meinen Geburtskreis sür diesen schönen Erfolg und freue mich, daß über meiner lieben Heimat wieder die nationale Flagge weht. Bülo w." sic. Erschwerungen für Handlungsgehilfen. Wie seiner zeit einige große Banken wegen des Engagements ihrer An gestellten Verabredungen getroffen haben, welche die Be wegungsfreiheit der Zungen Bankgehilfen beeinträchtigten, so haben setzt eine größere Anzahl von Firmen der Seiden branche ein Abkommen untereinander getroffen, keinen An gestellten einer Konkurrenzfirma zu engagieren, ohne sich vorher mit dem betreffenden Chef ins Einvernehmen gesetzt zu haben. Tie Meldung, die zunächst vom „Konfektionär" bestritten wurde, wird jetzt von den „Verbandsdlättern", dem Organ des Verbandes Deutscher Handlungsgehilfen zu Leipzig, aufrecht erhalten. Sie ist geeignet, erneut die größte Beunruhigung in die Reihen sämtlicher Handlungsgehilfen, nicht nur in die der Scidenbranche, zu tragen. Dem Ver nehmen nach sind bereits die nötigen Schritte eingeleitet, um diesen Bestrebungen entgegenzuarbeiten. * Zur Statistik Ser Reichslagsmahlrn tu Sachsen schreibt uns Herr Dr. Bafsenge in Dresden, daß die auf ihn bei der Hauptwahl am 25. Januar im 6. Wahlkreis entfallenen 26 059 Stimmen nicht der natioualliberale» Partei zu gerechnet werden dürfen, weil er als gemeinsamer nationaler Kandidat der Konservativen, des Bundes der Landwirte, der Nationallibcralen und der Reformer, sowie der Mittelstands vereinigung aufgestellt worden sei. * Unfug bei den Wahle«. In Bremen wurden am Stich- Wahltage elf Personen verhaftet wegen Lanfftriedensbruck und zwei wegen Wahlbetrugs. In Schwabach Vudst'h Arbeiter, die von Sozialdemokraten für Wähler Quiddes ge halten wurden, von Sozialdemokraten gewaltsam gehindert, an die Wcchlurne zu treten, so daß die Wahl des Konserva tiven Hufnagel angefochten werden wird. * Tie «narcho - L-jialisten uns die Reichstagswahl. Unter der Ueberschrift „Menetekel" erörtert das Berliner Organ der auarcho - sozialistischen Gewerkschaften die sozial demokratische Wahlniederlage. Daß die Werbekrasr res sozialistischen Gedankens geschwächt sei. folgert das anarcko- sozialistische Blatt aus ihr nicht. Aber cs fordert für die Zukunft die Propagierung jenes Gedankens „in seiner Rein heit". „Die Zeit hat uns gelehrt", so wird diese Forderung begründet, „daß alle Hoffnungen, die das Proletariat auf den Parlamentarismus setzte, vergeblich waren . . . Desbal mit seinen Söhnen und Knechten hinaus zur überaus schufte-1 mer. die nächste Saison besser auszunützen, die fremden rigen Holzarbeit, so empfanden er nnd seine Leute es keines-1 Gäste auf eine neue, nicht allzu auffällige und schmerzliche Wegs als Vergnügen. Die .Herrlichkeiten des Hochgebirgs- Methode ihres Bargeldes zu berauben.^ Auch die biederen winters, der geschickter als der trefflichste venetianijche Glas- Gebirgler, die aus ihren bescheidenen Dörfern kleine Villen- Feuilleton Lin guter öäensch wirck nicht Zolckst. Lkinelilcke SprictnvSrter. Der Dentist geht nicht aus unck weiss ckoch alle Dinge auf Lrcken. Wer sich tief vor ckir bückt, kann auch einen 8tein für cllch aufheben wollen. Wer erst auf ckem Tiger reitet, kann auch nicht mehr heradlcommen. Schweiz schon längst machte, warum sollte das in Oder bayern umd ,m schwäbischen Allgäu nicht Erfolg baden. Man beiaß die Modelle der Rodel aus St. Moritz und die der Skier aus Christiania. Man arrangierte Prcisrodeln und stiftete für die besten Tellmarkschwünge vergoldete Silber pokale. War ein feslgefrorener See zur Verfügung, io bol inan auch den Schlittschuhläufern und Eisschicbcrn Gelegen heit, sich durch besondere Kunstfertigkeit auszuzeichnen. Tie langen Abende waren für die Bauerntheater eine neue E>n- nabmcguellc, und die bekannten Volkssängcr ließen in den Speifejälen der Lrsnck Hotels und Uestnurnnts elftes von Garmlsch und Berchtesgaden ihre sentimental-urwüchsigen Weisen erschallen. Aus jedem Gasthause fast tönte des r'lbends wenigstens das bescheidene Wimmern der boarifchcn Zither und das «anspruchslose Brummen der begleitenden Gitarre. So entstand um die Wende des neunzehnten Jahrhunderts der Wintersport in den bayrischen Bergen, so hat er sich bis heute nicht nur erhalten, sondern von Jahr zu Jahr zu- genommen und in der Beliebtheit bei dem reitenden Publikum immer größere Erfolge aufznweifen. Aber nickt nur de» obcrländlerischen, auf den Fremdenverkehr angewiesenen Spekulanten ist es zu danken, daß es einen bav-riichen Wintersport gibt. Einesteils haben Ski nnd Rodel be geistert, andernteils hat die grandiwe winterliche Landschaft der bayrischen Berge, die eben erst durch den Wintersport und den durch ihn bedingten Komfort erichlotten wurde, sich viele Freunde erworben. Was sich Hoteliers und Villen besitzer erträumt, das hat der herrliche Sport in herrlicher Natur verwirklicht. Heute ist der bäurische Wintersport keiner Reklame mehr bedürftig, um w mehr dagegen die spekulierenden Oberländer, die untereinander immer schärfer konkurrieren, je mehr Gäste der Sport in ihre Täler lockt. Nicht nur ganze Ortschaften rivalisieren miteinander, auch die einzelnen Wirte und Geschäftsleute suchen sich zu über bieten, teils in gebotenen Genüssen,, teils in möglichster Wohlfeilheit. Auch der Staat macht sein Schnittchen. Bil lige Sonderzügc befördern an Sonntagen das an den Winter sport so rasch gewöbnte Münchener Publikum in großen Scharen in die nalwn Berge. Und zögert die Ei'enbahnver- wgltnng. so übernehmen die Münchner Warenhäu'er das Risiko der Ertrgzüqe. Man fährt dann eben stolz mit dem ^Oberpollinger" oder „Tietz" nach Partenkirchcn oder Tegernsee. Nock dazu um etliche Nickel billiger als mit dem fahrplanmäßigen. Also anck das moderne Warenhaus bat den Wintersport ersaßt und stickt ibn zn einer Einnahme, gucllc zu machen. Mag nun auch, wie aescuft, die Einführung des Winter- sports aus recht unidcalen Zwecken erfolgt sein, was liegt daran? Die Gesundheit von Hunderten von Städtern, denen es bisher im Winter so gut wie unmöglich war, ihren freien Taa fern dem Trubel der Stadt in der kräftigenden sri'chen Gebirgsluft zu verleben, findet durch den uns bisber srem- den Sport reichliche Erguickung. Tan'ende verlassen nun auch die rauchigen Straßen und streben hinaus in den köst lichen Winter unserer Berge. Wohlhabende, denen eS an ' der nötigen Zeit nicht fehlt, verleben im naben Tegernsee, in < ' - - - - — mit«. Wintersport in -en bayrischen Bergen. Von W. Schöllcr (München). Es ist noch gar nicht so lange her, daß man im bayrischen Hockstände von einem „Wintersport" keine Ahnung hatte. Die Jäger und Grenzer begingen wohl mit Schneereifen und Steigeisen ihre beschwerlichen Pfade, aber nicht etwa aus sportlichen Beweggründen, sondern weil sie dafür vom königlich bayrischen Staat bezahlt wurden. Weil sie eben Beamte waren, deren Pflicht es war, den Schneereif an die genagelten Stiefel zu schnallen, wollten sie nicht im meter hohen Neuschnee versinken: denen es niemand verübelte, wenn sic sich mit_ den solid geschmiedeten Steigeisen gegen ein oft lebensgefährliches Ausgleiten auf vereisten steilen Hängen sicherten. Wenn dann der Herr Forstgehilse, der Herr Gendarm und der Herr Grenzauft'ehcr nach an strengender Tagestour sich abends an der Ofenbank des Gast hauses zur Poft zu einem Tarock oder ckafkopf trafen, dann schimpften sie weidlich aus die verfluchte Hcrumkraxlerei aus Schnee und Eis, bei Wind und Wetter. Neidisch blickten sie auf den hochwürdigen Herrn Pfarrer, der nur, falls ein Sterbender nach ihm verlangte, die Schneereifen anlegte und das Dorf verließ, neidischer noch aus den Lehrer, der dicke Filzpantoffel über seine ohnehin wattierten Tuchstieicl zog, wenn er mürrisch ob des glänzenden, glitzernden Winter tages die hundert Schritte zurückleote, welche das Schulhaus von dem Gasthose trennten. Tie Bauern mit ihren Weiber leuten, mit ihren Knechten und Mägden saßen auch am 'ieb- sten in der ungelüfteten, niederen Stube und freuten sich, wenn ein« Nachbarin zum Heimgarten, daS heißt zu einem ausgedehnten abendlichen Besuch, kam. und wenn man dann bei einem unverfälschten Zichorienkafsee über den Bezirks amtmann, über den Amtsrichter und den peschniegelten As sessor, von dem man munkelte, daß er ein halber Preuß wäre, bi« unerhörtesten Geschichten flüsterte. Mußte der Bauer wurde. Ebemowenig wurde der Ski oder der RodÄlcklitten i der nötigen Zeit nicht fehlt, verleben im nahen Tegernsee, bei unS erfunden. Unsere aebirgleriscken Spekulanten! in Schliersee, BerchteSocckkn, Oberstdorf Mocken und Mo- kamen aber ganz billig zu der Idee. WaS mau ia der ' wate. Dan weniger Glückliche» erfreut et« sonntäglich« künstler. mit schillerndem Eise Kunstwerke zaubert, der mit blühweißem Schnee sarbenscywelgcndc Kontraste malt, san den ielbft in ihrem Unterbcwußftem lein, wenn auch noch so verschwommenes Spiegelbild. Tie Hauptsache war uni) blieb die Arbeit. War sie vorbei, jo freute man sich, wenn kein stürzender Baum Leib und Leben bedroht hatte, wenn Rosse und Ochsen, die auf den steilen und UessurHlgen Holzwegen ebenfalls gefährdet waren, unverletzt im Stalle dampften. Nur die Kinder und Halberwachsenen kannten einen Winter sport, den sie am Sonntage ausübten. Tie Kleinen schlürf ten mit rostigen Schlittschuhen über die vereisten Straßen, ungeachtet, daß die OrtspoUzel es verboten, ungeachtet, daß die Postillione und Holzfuhrleute schimpften und fluchten, weil die ohnehin schon glatten Fahrbahnen für das Zugvieh gefährlich genug waren. Die reifere männliche Jugend, die Burschen aber hatten schon einen edleren Sport. Lie schoben Eis. Im Postgarten hatte man eine lange Eisfläche ker- gcstcllt, auf welcher Sonntags nachmittags bei schönem lcu- ten Wetter reges Leben herrschte. Tie Eisstöcke sausten, von kräftigen Armen geschwungen, auf der glatten Bahn, dcr Taube, einem faustgroßen Holzwürfel, zu, wcläser das Zie! darstellte. Dazu Lachen und Fluchen, je nachdem ein Schub ausgefallen. Später des Nachmittags vielleicht noch ein kleiner Streit, bei welchem die Verlierenden das Maul am weitesten aufrissen. So war der Wintersport noch in dem letzten Viertel des neunzehnten Jahrhunderts in den bay rischen Bergen beschaffen, oder besser gesagt, nicht beschaffen. Denn wenn auch die Kinder Schlittschuh liefen, oder mit kleinen Schlitten die nächste Anhöhe hcruntcriubren, die Burschen anstatt zu kegeln. Eis schoben, wenn sich da und dort die Honoratioren einen kleinen Teil des festgefrorcncn Sees auskehren ließen, um ein Eissest mit Kunstfahren und Eisschieben zu arrangieren, so kann man diese bescheidenen Vergnügungen doch nicht gut als „Wintersport" bezeichnen. Waren also die Bewohner des Hochlandes in der Ausübung von winterlichen Leibesübungen sehr zurückhaltend, so fiel es den Städtern schon gar nicht ein, in der unwirtlichen kalten Jahreszeit aufs Land zu gehen, um irgend einem Sporte zu huldigen. Eine Ausnahme von dieser Regel mach ten nur vereinzelte Hochtouristen, die es sich zum Ziel gesteckt hatten, sich auch im Winter in kühnen Klettertouren zu er proben. Kamen diese dann nach Hause, so waren sie natür lich von der Tour selbst überbegeistert, aber kam die Rede aus den Aufenthalt in dem Tale, so sand das Schimpfen kein Ende. Keine Auswahl im Essen, von einer Speisekarte nir- aends eine Ahnung, miserables Bier, nicht nur schlechte, son dern auch eiskalte Betten in noch eisigeren Zimmern, in wel chen die Tinte und das Waschwasser einsroren, und in wel chen man vergeblich nach Oesen und Doppelfenstern Umschau halten konnte. Die großen, mit mehr Komfort auSgestatteten Hotels waren zum größten Teil schon vom Oktober ab gänz lich geschlossen und ihre Besitzer zehrten in München oder Berlin von dem Verdienste, der ihnen nach Zahlung ihrer Hvpothekenzinsen oder Pachtsummen noch geblieben war, und dachten nach, wie sie e- fertig brächten, den nächsten Som- „ , .... . ne Villen städte gemacht hatten, machten des Winters böse Gesichter, wenn sie einsehen mußten, daß das zum Bauen ausgenom mene Geld sich höher verzinste, als sie cs aus den Sommer mieten ausbringen konnten. Kurz und gut, die ganze Be völkerung der bayrischen Alpen, die aus einem bescheidenen, Viehzucht treibenden Stamme plötzlich zn einem spekulieren den Volke von Hoteliers, Restaurateuren, Zimmervcrnuctern emporgeschnellt war. hatte sich mehr oder weniger verrechnet. So auch die zugereisten Spekulanten, die inmitten unserer köstlichen Alpenrälcr, die am den wolkennahen Höhen unserer Berge große Wohn- und Absüttcrungsanstalten mit allem unerläßlichen Luxus der Neuzeit bauten und nicht allzu selten die Schönheit der Natur mit ihren riesigen Steinkästen ;m Ingens- und Biedermeierstil verdarben. Mit einem Worte, man hatte zu viel Aufwand gemacht, als daß es die oft noch so gerupften Sommergäste wieder cinbringen tonnten. Tie Leute kratzten sich verlegen hinter den Ohren, ja, wenn die Saison nur länger wäre! Wenn man die Fremden länger da hätte! Nun kam der rettende Gedanke! An allen Ecken und Enden las, sah, hörte man nichts mehr, als Wintersport, Skilaufen und Roselii! Tie Alpenhotets kündigten an. daß sie auch des Winters geöffnet, daß Dampfheizung und Scirmwasser in jedem Zimmer den Aufenthalt so angenehm wie möglich machen würden. Verschönerungs- und Frcmscnverkchrsver- cine verkündeten, daß wunderbare Rodelbahnen vorhanden, die Spazierwege bis zu den höchsten Untcrknnstsliänjern tadellos ausgcfchanfelt, daß Feste bei Tag und Nackt sür die Unterhaltung der sehr zu verehrenden Wintergästc sorgen würden. In gleißenden Farben schilderte man die Reize des hochalpincn Sinters. Man behauptete, daß es schöner sei. im Winter im Gebirge zu weilen, als im Sommer. Man schlug die Reklametrommel mit einer Heftigkeit, daß man sie selbst weit jenseits der weiß-blauen Grenzvsählc vcrnabm. Man scklug sie nicht umsonst. Aus weiten Landen strömten sie zusammen, die Massen von Wintertourjsten. von Winter- landausenthaltbedürstigen, von passionierten Rodlern, von verwegenen Skiläufern. München ist die Zentrale des Wintersvorts geworden. Von hier aus geht cS hinaus in die verschiedenen Gebirgsdörser und Marktflecken, in welchen man dem Wintersport ohne Entbehruna des aewolmten Komforts frönen kann, wenn man das nötige Kleingeld in der Tasche bat. Der rettende Gedanke, die geniale Idee, die Zeit der Einnahmen zu verdoppeln, war also gesunden. Der der in tellektuelle Urheber des Dinterverkefirs im bayrischen Hoch lande ist. wird wohl ewig Geheimnis bleiben. Die Bavern südlich der Donau sind ja im allgemeinen in geschäftlichen Dingen nicht allzu rührig, geschweige denn erfinderisch. Man wird alw wohl nicht sehlaehen, wenn man behauptet, daß der Wintersport in keinem bayrischen Gehirne ausgedacht
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