02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 04.04.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-04-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070404027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907040402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907040402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-04
- Tag1907-04-04
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Umgebung die 6 gespaltene Petitzeile 25 Pf.. iinan»ielle An zeigen 30 Pf-, Reklamen 7üPf.; von auswärts 30 Pf., Reklamen l M.; vom Ausland 50 Pf., finanz Anzeigen 75 Pf., Reklamen l.50 M Inserate V.Behörden im amtlichen Teil -lOPf. Beilagegebühr 4 M. p. Tausend exkl. Post gebühr. Geschäftsanzeigen an beöorzugicr Stelle im Preise erhöht. Rabatt nach Tarii Festerteilte Aufträge können nicht zurück gezogen werden. Für das Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird keine Garantie übernommen. Anzeige» - Annahme: AugustiiSPlat; 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- Exprditionen des In- und Auslandes. Haupt-Filiale Berlin: TarlDuucker,Herzgl.Bayr.tzofbuchhandlg., Lützowstraße 10 (Tel. VI, 4603. FUiol-ErPedttion:DreSden.Marie: i: Nr. 93. Donnerstag 4. April 1907. 10l. Jahrgang. Vas Neueste vom ^age. (Die nach Schluß der Redaktion einzegangenen Depeschen stehen auf der 8. Seit« de- Hanptblattes.) Rapallo. Nach der Begegnung in Rapallo sandten Bülow und Tittoni einen gemeinsam abgefaßten Bericht über das Er gebnis der Besprechung an den österreichischen Minister des Aeußern Baron Aehrenthal. Die Haager Konferenz. In Wiener leitenden Kreisen nimmt man der Abrüstungs frage gegenüber nach wie vor eine sehr reservierte Haltung ein. Man wartet den Erfolg der englischen Anregung in Petersburg ab. «egyptischc Verfassung: Earl of Cromer macht in feinem Jahresbericht über die Verwaltung in Aegypten ausführliche Vorschläge für die Abänderung der Kapitulationen und bespricht im einzelnen die gegen sie gerichteten Einwände und gibt einen sorgfältig ausgearbeiteten . Entwurf zur Einführung eines aus Europäern zusammengesetzten gesetzgebenden Rates bekannt. Dieser Rat soll mit einer gewissen be schränkten gesetzgebenden Befugnis bezüglich der An gehörigen der BertragSmächte ausgestattet werden. Gesetze, welche die Zustimmung der Mehrheit dieses Rates gefunden haben, bedürfen noch der Bestätigung der ägyptischen und englischen Regierung. Gemischte Gerichts höfe sollen eingesetzt werden, um diese Gesetze auSzulegen. In gewissen Streitfällen soll au daS Haager Schiedsgericht appelliert werden können. Cromer erklärt, feine Vorschläge enthalten nicht die Ab schaffung des Systems der gemischten Gerichtshöfe, sondern vielmehr ihr Fortbestehenlaffen für alle Zeit; andererseits sollen die Konsular^erichtShöfe abgeschafft werden, sobald der aus Europäern gebildete gesetzgebende Rat gesetz liche Einrichtung geworden ist. Nach dem Vorschläge Cromers soll der Rat aus 36 Mitgliedern bestehen, und zwar aus 16 richterlichen und von den Regierungen abzuordnenden aus 20 gewählten Mitgliedern. Letztere sollen gewählt werden durch einen Wahlmannerkörper, der aus führenden Mitgliedern der fremden Kolonien desteht, bei dem Deutscbland, England, Frankreich, Griechen land, Italien und Oesterreich-Ungarn je lOO Wahlmänner und die übrigen Nationalitäten je 10—25 haben sollen. Im Rate selbst aber, sei es unter den gewählten oder unter den ernann ten Mitgliedern, soll keine Nation durch mehr als vier Angehörige vertreten sein. Cromer sagt zum Schluß, diese Vorschläge würden als Grundlage einer weiteren Erörterung vorgebracht. Obwohl die britische Regierung meine, das Regime der Kapitulationen habe sich überlebt, seine Abänderung sei höchst wünschenswert, so habe sie sich doch gegenwärtig nicht zur Unterstützung irgend eines besonderen den Mächten zu unterbreitenden Planes engagiert. Aus Marokko Bon Melilla wird gemeldet: Zwei Europäer, die sich ohne genügende Eskorte außerhalb des Weichbildes der Stadt gewagt hatten, sind von Anhängern des Prätendenten ge fangen genommen worden. Der eine der beiden, namens Delbreih war der irühere militärische Berater des Präten denten, mit dem er sich entzweit hatte, und aus dessen Lager er flüchtete. Der Prätendent setzte eine hohe Belohnung auf seinen Kopf aus, indem er ihn des Verrats beschuldigte. Astgesichts dieses Umstandes hegt man über daS Schicksal der Gefangenen große Besorgnis. Die Konsuln in Marrakesch hielten eine gemeinsame Be ratung ab, in der beschlossen wurde, von der marokkanischen Behörde zu verlangen, daß den Europäern ein größerer Schutz gewährt werde. Diese können noch immer nicht ohne Eskorte ihre Wohnungen verlassen, da die Bevölkerung eine drohende Haltung einnimmt. Nach Privatmelvungen aus Udjda' befreiten die Franzolen daselbst alle politischen Ge fangenen, darunter auch Anhänger Raifulis. General Liautey legt dem Erscheinen der Vertreter des angeblich dem Maghzeu treuen Stammes der Benis Nassen in Udjda große Wichtig keit bei. AuS Rumänien. Da die Ruhe im ganzen Lande anbält, erhielten die Truppen Befehl, wieder in ihre Garnisonen abzurücken. DaS Befinden des Königs ist wieder befriedigend. Der Monarch erledigt alle RegierungSgeschäfte wieder mit gewohnter Pünkt lichkeit. — General Kargen verhaftete in Ploesti (Rumänien) 43 ehemalige Matrosen des „Potcmkin". In Buscbtcnari wurden 36 als Arbeiter beschäftigte Matrosen des „Potem- kin" verhaftet. Alle wurden nach Bukarest eskortiert. Als Ursache ter Verhaftung wurden Aeußerungen ter Matrosen angegeben, in denen rumänilche Offiziere als Urheber der Bauernrevolte bezeichnet wurden. Aufsehenerregende Fälschungen. AuS Bochum meldet uns ein Privattelegramm: Ueber die hier sür Juni geplante Italienische Ausstellung für Rheinland und Westfalen werden aufsehenerregende Mit teilungen in der Presse veröffentlicht. Danach sind alle mitgeteilten Unterstützungserklärungen der italienischen Re gierung gefälscht gewesen, ebenso die angebliche Mitteilung der Königin-Witwe von Italien, der Ausstellungseröffnung beizuwohnen. Die Gewinnung der Westdeutschen Industrie zur Beschickung der Ausstellung soll auf Grund gefälschter Urkunden und Dokumente erfolgt sein. Das AuS- stellungSlokal ist seit mehreren Tagen geschloffen. Ueber die Einzelheiten der Affäre, welche noch in völliges Dunkel ge hüllt sind, kursieren unkontrollierbare Gerüchte. Aus Dortmund wird weiter gemeldet: Der geschäftliche Direktor der Italienischen AuS^ stellung in Böckum, der angebliche Professor Rosa, ist seit mehreren Tagen flüchtig. Eine Untersuchung hat Fehlbeträge von erheblicher Höhe festgestellt. Der Flüchtige bezeichnete sich als Mitglied der Universität Palermo. Weitere Nachforschungen haben ergeben, daß der angebliche Professor Rosa überhaupt kein Professor ist, sondern ein italienischer Hockstapler, wahrscheinlich namens Mcrngia Nelly. Er batte Eingang in die ersten Handels und Industriekreise Deutschlands gefunden und mit Hilfe dieser Verbindungen den großartigen Ausstellnngsschwiudel inszeniert. Aus Lom Hamburger Hafen Die Zahl der Schiffe im Hafen ist, wie uns beute früh ein eck-Privattelegramm aus Hamburg meldet, noch in beständiger Zunahme begriffen. Die Zakl der Dampfer stieg gestern abend aus 295, die der Segelschiffe aus 60. An deutschen Arbeitswilligen sind hier in den letzten Tagen 130 eingetroffen. Die Gesamtzahl der auf den Kasernenscbiffen befindlichen Arbeiter betrug gestern 4543 gegen 4620 am Dienstag. politisches. Preußen und die Schiffahrtsabgaben. Wie Preußen sich bemüht, die süddeutschen Staaten für die Einführung von Schiffahrtsabgaben zu gewinnen, dar über macht die „Nal.-Ztg." einige höchst interessante Mit- teilungen. Preutzen schlägt vor, für den Rhein, Main und Neckar eine Finanzgemeinjchaft zu gründen, innerhalb deren der im Schiffahrtsinteresse aufgcwandte Teil der Kosten für die Unterhaltung und den Ausbau der drei genannten Wasser straßen durch Schiffahrtsabgaben aufgebracht werden soll. Die Abgaben sollen in der durchschnittlichen Höhe von 0,04 Pfennig für einen Tonnenkilometer mit Unterscheidung nach Güterklassen am Ein- oder Ausladeort auf Rechnung der Gemeinschaft erhoben werden. Für industrielle Rohstoffe, be sonders für Steinkohlen und Erze, sollen die Abgaben auf etwa 0,02 Pfennig sür einen Tonnenkilometer festgesetzt wer den. Der Tarif soll durch Staatsvertrag festgelegt werden, so daß also eine Äenderung nur mit Zustimmung jedes der beteiligten Staaten möglich wäre. Der Ertrag der Abgaben soll unter die Mitglieder der Gemeinschaftsrasse in der Weise verteilt werden, daß ihnen die Unterhaltungskosten, die Betriebs- und Verwaltuugskosten per Schiff und außer dem eine Verzinsung von 5 Prozent und eine ^prozentige Tilgung der von der Gemeinschaft als anrechnungsfähig an erkannten Baukapitalien gewährleistet werden sollen. Dabei soll die Beteiligungsziffer für bestimmte, festbeschlossene Stromvcrbesserungen, wie zum Beispiel für die Neckarkana- lisierunq bis nach Heilbronn, von vornherein festgesetzt wer den. An der Verwaltung des Verbandes sollen die Schiff- fohrtSinteressenten nicht nur mit beratender, sondern auch mit beschließender Stimme beteiligt werden. Diese Vor schläge decken sich im wesentlichen mit den Vereinbarungen, die schon früher zwischen den rheinisch-westfälischen Inter essenten und der preußischen Regierung getroffen waren. * * Der Kaiserbesuch in CoweS. Der Kaiser wird nach einem Berliner Blatte am 31. Juli zum Besuche des „Good- wood Cup"-Rennens in Cowes eintreffen. Am 2. August findet eine Fahrt nach New-Forest statt. Der Kaiser wird auf der ,,Hoyenzollern wohnen, die bis zum 10- August vor Cowes liegen wird. Die Zusammenkunft mit dem englischen .Königspaar findet an Bord der Jacht „Viktoria and AlberC statt. Der Besuch von London ist üicht in Aussicht genommen. * Dem Reichstag werden für den Tagungsobschnitt nach Ostern nur noch Kugelen der Entwu's über die Einschrän kung der Majestätsbeleidigungsprozesse und der Entwurf, betreffend Erweiterung des Kaiser Wilhelms-Kanals. Da der Reichstag seine erste, Session vor Pfingsten schließen will, so hat die Reichsreaierung von der Ueberweisung weite rer Vorlagen an den Reichstag Abstand genommen; man will diese Gesetze erst sür die 2. Session einbringen; dar unter Reichsbcamtcnpcnsionsgesctz, Versicherungsvertrcws- entwurs, Bcrussvereinsvorlage. Die Geschäftslage des Reichstages gestattet allerdings vor Pfingsten nicht viel mehr als den Etat zu erledigen. Die 2. Session soll alsdann, wie eine parlamentarische Korrespondenz wissen will, im Ok tober beginnen und mit der Beratung der zurückgestcllten Vorlagen eingeleitet werden. Ein Ergänzungsetat sür 1907, der die vom Reichstage gewünschten Teuerungszulagen sür Reichsbeamte enthalten wird, wird dem Reichstage aber schon bald nach Beendigung der Osterferien zugchen. ' Eisenbahnvcrkchrsordnung. Der im Reichs-Eisen bahnamt ausgearbeitetc Entwurf einer neuen Eisendahn verkehrsordnung und die Vorschläge, die hierzu von den Eisenbahnverwaltungen und den gutachtlich gehörten Ver tretungen des Handels, der Industrie und der Landwirtschaft eingegangen sind, sollen heute im Reichs-Eisenbahnamt, zu nächst mit Kommissaren der meistbeteiligten Bundesregie rungen, einer Beratung unterzogen werden. Der Entwurf sieht neben einer übersichtlicheren Neuordnung des Stoffes zahlreiche Aenderungen vor, die der fortgeschrittenen Ent wickelung des Verkehrs Rechnung tragen. Grundsätzliche Meinungsverschiedenheiten, deren Begleichung auf Schwie rigkeiten stoßen könnte, bestehen — soweit bekannt — nicht, vielmehr herrscht über die meisten wichtigeren Neuerungen Einverständnis. Die Beratungen werden voraussichtlich mehrere Tage in Anspruch nehmen. b. Pensionierte Stabsoffiziere bei den Meldeämtern Das preußische Kriegsministerium beabsichtigt, in, Zukunft für die Hauptmeldcämter und Meldeämter auch Stabsoffi ziere zu verwenden. Ein Präzedenzfall ist ja schon geschaffen, indem sür die Stellen der Pserdevormusterungskommissarc bekanntlich auch Stabsoffiziere herangezogen werden. * Gewerbegerichte uud SchlichtuugSkommisfioneu. Die meisten Tarifverträge sehen zur Beilegung von Streitig keiten die Einsetzung von „Schlichtungskommissionen" vor, um die Zuständigkeit der Gewerbegerichte auszuschließen und nur Fachmänner urteilen zu lässen. Nach 8 6 des Gewerbe- gerichtsgesetzes sind aber, wie die „Soziale Praxis" hervor hebt, derartige Schiedsverträge nur dann rechtsgültig, wenn in der Schllchtungskommissivn Arbeiter und Unternehmer in gleicher Anzahl unter einem unparteiischen, keinem von beider Kreisen angehörenden Vorsitzenden Mitwirken. Wird bei der Bildung der Schlichtungskommission gegen letztere Bestimmung verstoßen, dann ist der beabsichtigte Ausschluß des Gewerbegerichts rechtsungültig. * Aus der uationalliberalen Partei. In Meiningen ist im 90. Lebensjahre der Gch. Rat Domrich gestorben,' der der Nationalliberalen Partei seit ihrer Begründung als einer ihrer Vorkämpfer angehört und in Thüringen in her vorragender Weise für die Organisation der Partei gewirkt hat. Als Mitglied deS Zentralvorstandes der Nationallibe- ralen Partei fehlte er in keiner Sitzung desselben. Der Zentralvorstand sandte an die Hinterbliebenen ein Beileids telegramm, worin er seine Trauer um den treuen, erprobten, bis in seine letzten Tage unermüdlich tätigen Freund aus spricht. ! General von Liebert oontrn Redakteur Schöpflin. Der Redakteur Schöpflin der „Muldenthol-Zeituna", ehemaliaer Reichstagsabgeordneter für Mügeln-Oschatz, hatte den fetzi gen Vertreter dieses Reichstagswahlkreises, den Vorsitzenden des ReichsveLbandcs zur Bekämpfung der Sozialdemokratie General von Liebert öffentlich einen Lügner genannt. Gene- ral von Liebert hat wegen dieser Beleidigung Klage erheben und Strafantrag gestellt, und da? Leipziger Schöffengericht wird sich nun mit dieser interessanten Angelegenheit zu be schäftigen haben. Termin zur Verhandlung ist aus den H. Mai eingesetzt worden, den Vorsitz wird Herr ^ericktsass-essor Dr. K ö st führen, der bekanntlich auch die schösfengerichtlichOBer- handlung in dem Beleidigungs-Prozess- Liman-Mehrinq leitete. * * Der Sultan. Die türkische Botjäxfft bezeichnet dic wieder auftauchendc Meldung über eine schwere Erkrankung des Sultans als völlig aus der Luft gegriffen. * Oesterreichisch-uugarischer Ausgleich. In der gestrigen Ministerkonferenz über die Ausgleichsverhandlungen, dic infolge der Erkrankung des Handelsministers Kossuth in dessen Wohnung stattfand und mehrere Stunden währte, bandelte es sich um neue Vorschläge des Ministerpräsidenten Dr. Wekcrle und des Ackcrbauministers Dr. Daranyi, die geeignet wären, eine Verständigung mit der österreichischen Regierung zu erleichtern. Man hält cs für ausgeschlossen, daß diese Propositionen vom Standpunkte der österreichi schen Regierung annehmbar erscheinen könnten. * Dic Montagnini-Popicrc. Wie bestimmt versickert wird, hat der englische Botschafter in seiner gestrigen Unter- Feuilleton. IKocch eine Vorschrift nenn' ich, ckurch clie ciu alle erfüllst: ttabe Talent, mein wieder, ciann schreibe, vss ciu rvillst! SrIIIparrer. Ls ist nicht genug, ckafi MSN Dslent hsde, es ge kört mehr ckaru, um gescheit ru rvercken; man must auch in grasten Verhältnissen leben unci Gelegenheit haken, cien spielencien figuren cier 2eit in clie Karten ru sehen unck selber Cervinn unck Verlust mit- ruspielen. k°.8ieem«nn. SetorSctie mir koettie Am Gestade -er A-ria. III. Gute Verkahrsvcrhäitnissc sind dic Vorbedingung für die Hebung des Fremdenvcrkelws. Man kann dem „Oesterrcrchi- -ckcn Lloyd" nachsagcn, daß er in dieser Hinsicht eifrig tätig ist. Erst in diesem Monat hat dic Direktion wiederum zwei neue Eillinien nach Dalmatien dem Fahrplan cinverleibt. Man kann nunmehr also dreimal in der Woche in 24 Stun den von Triest nach Ragusa mit dem Schiff gelangen. Der „Graf Wurmbrand", der den Eildicnst versieht, ist ein sehr bequem gebauter und mit mancherlei Komfort ausgestatteter Dampfer, der sich besonders unter den Oestcrreichern einer großen Beliebtheit erfreut. Die Verpflegung an Bord ist zu loben, wenngleich nickt verschwiegen werden darf, daß sic nicht billig ist. Beim „Graf Wurmbrand" darf man auch mit pünktlichem Eintreffen rechnen, was bei den Postdampfern 'cincswcgS der Fall ist. Vor den kleineren Dampfern der „Ungariick-Kroatischcn Dampfschiffahrtsqcsellschast" verdient der „Lloyd", dessen Entgegenkommen den Passagieren gegen- über überall gerühmt wird, ohne Frage den Vorzug. Leider berühren die Lloyd-Dampfer Fiume nicht. Und -vmit auch nicht Abbazia. Beide Orte gehören ja keineswegs ,u Dalmatien, aber wenn man schon einmal in jenen Gegen den ist, möchte man doch einen Blick in den Goli von Fiume binsintun. Mit der Eisenbahn ist Fiume von Triest aus leicht »u erreichen» AuS Zeitmangel mußte ich diesmal auf Abbazia verzichten. Ich hott« auch schwerlich den richtigen Eindruck von diesem kleinen Paradies bekommen können, denn die anormalen Wetterverhältnissc haben auch auf Abbazia stark und schädigend cinaewirkt. Ein Kurgast, der vierzehn Tage geduldig gefroren Satte und nun sein Heil in dem ein wenig südlicheren Lussinpiccolo versuchen wollte, berichtete von einer Massenflucht nach dem Süden. Alle, dic da glaubten, es in Ragusa oder Cattaro besser zu treffen, haben im Februar und März dieses Jahres widerliche Erfahrungen machen müssen. Je weiter man nach Süden kam, um so kälter wurde cs. In Venedig und Triest schien die -warme Sonne, so daß man um die Mittagszeit ohne Ueberzieher spazieren gehen konnte, auch in Lussinpiccolo war es noch annehmbar warm, in Cattaro aber, das auf gleicher Höhe mit Rom liegt, herrschte volle vierzehn Tage Kälte, Sturm und Regen und just als ich an-kam. brach ein Schneetreiben los, daß man meinen konnte, in Petersburg zu sein. Dic Bewohner Cat- taroS, dic sich au einen so starken Schneefall überhaupt nicht erinnern können, standen am Hasen mitten in der Kälte in Gruppen zusammen und beobachteten dieses Naturschau- sipiel. Wenn ich sage, daß ich im März in Cattaro mit Schneeballen beworfen wurde, dann kljngt das ungefähr so, wie wenn ich erzählte, daß ick im Februar in der Newa bei Petersburg gebadet hätte. So närrisch war diesmal das Wetter. Die Fahrt von Triest nach Pola, sem starken .Kriegshafen am südlichen Ende Istriens, bietet nicht sonderlich viel. Der Dampfer steuert nicht allzuweit von der Küste, entfernt, die meist Karstcharaktcr zeigt nnd nur hier und da mit einem hübsch gelegenen Dörfchen oder Städtchen aufwartet. Pola ist ein großes Dorf mit merkwürdig viel Barlnerläden, eine echte Festungsstadt, in der das Militär gesellschaftlich über alle und alles dominiert und in der sich alle Anzeichen klein- ftädtischcn (Geistes deutlich ausprägen. Was dem Fremden Pola anziehend macht, ist die ganz einzigartige Mischung von moderner Kriegs- imd antiker Balltechnik. Einige Schritte vom .Hasen entfernt steht das gewaltige Amphitheater, das den Kaisern Septimius Severus und Caracalla zu Ehren von 198 bis 21' n. Chr. erbaut ward. Es macht einen noch imposanteren Eindruck als das Kolosseum in iliom oder die Arena in Verona, weil cs nicht von Häusern eingeengt ist, sondern frei steht, dic Front dem offenen Meere zugewardt, nnd weil eS sich fast seinem ganzen Umfange nach vorzüglich erhalten lmt. Sieht man durch die großen Fenswrbogrn h.n- durch, so erblickt man den blauen Himmel oder das blaue M<er. Das -gewährt im Verein mit der rostbraunen Torung des Mauerwerks einen seltsamen Eindruck Mitten in der Stadt erbebt sich ein Tempel des Augustus und der Ncma, der im Fabre 8 n. Cbr. errichtet wurde. Auch er ist aus fallend gut erhalten. Schließlich steht dort noch ccn Triumph bogen der Scrgier, dessen Entstehung sogar in die Zeit vor Christus fällt. Es ist ein eigener Kontrast, wenn man, noch in der Stimmung des RömcrtumS befangen, wenig Schritt« lociter sich einem Dutzend österreichischer Torpedos uud Pan- zerschiffc gegenüber befindet. Wahrend dort eine fast ehr würdige Stille herrschte, empfängt uns hier ein vielgestaltiges Leben. Matrosen schreien durcheinander, Offiziere prome nieren auf und ab, Neugierige stehen haufenweise beisammen und unter ihnen zeigen sich die ersten jener verlumpten Ge stalten, die uns von Zara ab auf dem ganzen Wege durch Dalmatien begleiten werden. Ein Eldorado für Lungenkranke und Rekonvaleszenten ist Lussinpiccolo. Der Dampfer fährt in wenigen Stun den durch den seiner widrigen Winde ivegcn berüchtigten Quarnero, um dieses in eine kleine Bucht allerliebst eingebet tete Städtchen zu erreichen. Hier findet der Evholungs- bedürftige, was er an der ganzen Riviera nicht finden kann: Ruhe. Aus dieser Insel giikt es noch kein einziges Automobil, hier rattern nicht Hunderte von Wagen auf der Landstraße umher, der Kurbetrieb, das Publikum, kurz: alles lxit einen behaglichen, fast intimen Anstrich. Zwar nff«, en,«: Kurtore erhoben. Offenbar für die gute Lust, die nur der Eingeborene gratis atmen darf. Denn von irgendwelchen in dic Äugen fallenden Leistungen der Kurverwaltung ist nichts zu sehen. Es sei denn, daß man das Anlegen guter Prome nadenwege als eine solche ansieht, eine Arbeit, dic aber > ,'ninw i>r im Interesse des Ortes wie der Kur gäste geschehen ist. Aber wer wird sich da weiter den Kopf zerbrechen? Es ist ja niemand gezwungen, die Konzerte mit anzuhören, die dort das Stelldichein strickender und häkelnder Tanten und ältlicher Mädchen bilden. Lussinpiccolo liegt just an der Stelle der Insel Lussin, welche die geringste Ausdehnung in die Breite zeigt. Es ist nur ein schmaler Landstrcisen, der dort von östlichen und westlichen Wellen umspült wird. Drüben blaut der Monte Ossero, der mit seinen 588 Metern alle Berge der Umgebung überragt. Eine Stunde von Lussinpiccolo entfernt liegt bas malerische Lussingrandc, dem jedoch nur eine sekundäre Be deutung als Kurort zukommt. Was Lussinpiccolo anziehend macht, ist nicht etwa eine großartige Natur. Dic Berge sind nicht sonderlich hoch, Schluchten und wilde Wasser gibt es nickt, auch dic Palmen gedeihen nur spärlich, man muß sich mit den graugrünen Oliven, mit Orangenbäumen uns Agaven begnügen. Aber im Detail ist diese Naturkomposition bewundernswert. Sie arbeitet nur mit kleinen Mitteln, aber sic lrat als beständiow Resonanzboden das blaue Meer, und den weiß sic hier allerdings bis aufs letzte auszunutzen. Auf guten Promenadenwegen kann man stundenlang am Meer «nflanq oder über sanfte Hügel hinwea gäben, inan erlebt eine Unzahl von Idyllen ans einer sokcken Wanderung. Jede neiee Bucht bringt ein neues Bild. Einmal schreitet man durch einen Wald alter Oliven, dann umfängt uns wieder der Harzgeruch von Fichten und Kiefern. Wo man geht oder steht, überall ruht der Blick auf der Mccresfläche, die hier von intensivstem Blau ist. ! Freilich: in diesem Paradies, das im Glanz der Sonne gebadet liegt, fehlt es auch an Schatten nicht. Man trifft auf seinen Spaziergängen nur wenig Menschen, man hat die Natur ganz für sich, aber der Anblick dieser Wenigen lentt die Gedanken leicht vom Schönen ins Häßliche Und wenn man sich darüber in der freien Natur auch hinweg-ctzt, in geschlossenen Raum des Hotels oder der Pension wird in in aufs nachdrücklichste daran erinnert, daß man sich mitten unter Kranken befindet. Das fortwährende Spucken und Räuspern ist dem Gesunden auf die Dauer unerträglich. Der öftere Anblick jener ominösen Fläschchen, die alle paar Minuten rechts und links von dir aus der Tasche gezogen iverden, kann dir Uebelkeiten verursachen. Besonders wenn ein Kranker die Unflätigkeit begeht, sein Fläschchen eine Zeitlang neben fick auf den Tisch zu stellen. Ucberhaupt scheint sich der Grundsatz auszubilden: je kränker einer isi, mn so weniger braucht er auf seine Mitmenschen Rücksicht zu nehmen. Man ist ja von seiten der schmierigen Italiener mancherlei gewölmt, was die Behandlung von Nase und Rachen angeht. Aber wenn dic persönliche Rücksichtslosia- keit in Permanenz erklärt wird, wie das in manchen südlichen Kurorten für Lungenkranke der Fall ist, wenn der gesunde Fremde in jedem Moment zu zweifeln Anlaß-finde!, ob er sich in einem Hotel oder in einem Spital ciuflrält, dann recht der Faden der Geduld schließlich. Gegen unerzogene Menschen, denen die Krankheit als Deckmantel für schlecht? Manieren nnd mangelhaften Reinlichkeitssinn dienen muß» Helsen auch die vielfach angebrachten Tafeln nichts, die ver- bieten, auf den Boden auszuspucken. Nickt so sehr das „Wohin" als das „Wie" erregt Anstoß. Der Kalamität, von der ich sprach, entgeht man wovl nirgends in Lussinpiccolo. Wer fähig ist, sic zu überwinden oder sie zu übersehen, der wird sich dort wie in einem Para diese Vorkommen. I-m Hotel Hofmann sand ich eine gute und freundliche Verpflegung, was um so mehr hcrvoraehrben zu werden verdient, als Versuche der Uebervortcilnna der Fremden in den Hauptorten Dalmatiens keineswegs testen sind. Es ist sonderbar- wer in Lussinpiccolo weilt, glaubt sich bereits in Dalmatien. Politisch und geographisch erhört die Insel Lussin wie das ihr vorgelagerte größere Cherso zu Istrien. Aber die Plwntasie her Menschen ist mächtiger als die Nachwirkung des Schulunterrichts, sic identisizivren Lussin und Dalmatien Und in der Tat: in landschastlick>er Hinsicht bietet sich kein Widerspruch dar, sobald man das Festland von Istrien verlassen hat, wähnt man fick in 'Dal- matien ans Land gesetzt. Tic dalmatinischen Inseln schaucn nicht ander? aus als Lussin nnd Ckcrso und eine nnibe- fanßenc Auffassung wird diese beiden als zu der Gesamt heit aller der Inseln gehörig auffassen, die lhauptsächlich vor dem Festlondc Dalmatiens! der ganzen Küste von Ragusa bis hinauf nach Fiume vorgelagert sind.
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