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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 08.04.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-04-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070408024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907040802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907040802
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-04
- Tag1907-04-08
- Monat1907-04
- Jahr1907
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Rr.V7. 1V1. Jahr«. und seine vtttsafiungsmäßiqcn binrickfllliigen, Arbeiterschutz uns Gewcrbcin'pekrivn. 'larlelle und Lynsiiare, Aedeits- k»ncmeru, Vvdenre'oriu, W"i'nu>iqs'rage, die deuticke In- öusrrle «rui oem Wetlruartl uns die Voruusietzungen ihres ">ese»ucuc- "-i.cu?!'a>eer ub»rseei'ck>en Politik und >-i0lc>nlulw!rlfckwtt, die Abflangigleii der Z.ukunll Ieuuch- ! inös ron der- .V.'iticyi itt der tt>,:uicil Re'vrui und die An- kabnung öes inneren Frieden), die ivsiale Frage in der >»>rckenqefchich:e. Ferner ivl! auck- der Siand der christ lichen Gkwerk'chattsbewegunp und die Hnlik der beuiigen Soilaldemokratie behauoelr werden. I>. Anbuhnuug jriedlicher Vevinbarougen im Baugewerbe, lav b'.nignuqsanil des Berliner Gewe'.begelttckirs dal sich, Ivie wir erchikreu, uiil den schweru'ieqenden Difsereincn rin Baugewerbe beschätrigl. Ans be'lununeu lflrünscn wurden L-I» Verhansiungen zwischen dem Vervanse der Baugeschäfte vvu Berlin und den Delegierten der vier beieiligren Arveirer- orgauisarivneu unier Ausschluß der Oe''eiiliichkeit gepflogen. Die Delegierten der Bauge-cha'le ga'ocn die beslimiuie br- tlarung ab, datz veu ^iner Verkürzung der Ärbeilsreii t ine Rede sein könne. Die Ardtitnedmeroerneler erklär «en sich ichliksslick bereit, ihren Au'rragaebern milniteilen, daß die Arbeitgeber unbedlngi eine Verlürjung oer Arbeitszeit ub- lebnen würden und wvllren dabei eine erneute Bcfchluß- lasfung ihrer i? rauni'alivu l erbeisübren. Bis ,um I' April ivll oas brgeönis bekaunl sein. Nach eventueller .Zurück nahme des Antrags der Arbeitnehmer au> Arbeitszeitver kürzung sollen über die anderen Forderungen sLobiierböbung uiw.I die Verhandlungen zwischen Verband und beteiligten Organisationen wieder ausgenommen werden, bin früherer Dermin als der Avril konnte von den Arbeiruehmervcr- iretern trotz des eneraiichen Verlangens des Verbandes der Baugeschäste mit Rücrsichr aus den Berbandsiag der Maurer :a Köln, welcher bis -um Lchluß dieser Woche, dauer r, und dem eigenartigen Absrimmungsmodus der großen Zentral oerbände nicht zugeslanden werden. Wir glauben, daß die Bauarbciterorgannalionen ein'ehku werden, daß sie die Forderungen wegen Berkürzuna der Albeirszeir au'geben müssen. Lvnsr baden wir den elburerincn Lobnkampf. rii». 5-offtrung, daß cs zu einer Einigung kommen wird, be- stebt noch. * Ausländische Saisonarbeiter. Aus Posen wird dem ,.Berl. N. N." geschrieben: Seit dem Osterfeste ist die Scichsengänge'.ci besonders lebhasi. Täglich werden von hier mehrere Donder-iige mir ausländischen Arbeitern abge- lasscn, auch Von Breslau aus gehen täglich Hunderte von Lernen nach dem Westen. In unserer Provinz bleiben ver hältnismäßig nur wenige, doch ist wob! anzunehmen, daß die meinen hiesigen Landwirte in ausreichender Zahl Ar- blUskrä'tc erbalred werden. Die Löhne für die Ausländer nno nickn unbeträchtlich gestiegen, wi'fen doch die Lerne sehr i ur, baß cs in Deutschland gerade an Arbeitskräften für die Landwirtschaft fehlt. Nicht ohne Einfluß auf den Arbeits markt in innerer Provinz ist die Tätigkeit der Ansiedclungs» tommnnon. Die Zahl der landwirtschaftlichen Großbetriebe in dura sie erheblich vermindert worden. Tic Ansiedler be- Icelfcn sich, wo cs irgend geht, mit den Familienangehörigen; die Besitzer größerer Stellen klagen, daß es sehr schwer fällt, Dienstboten zu bekommen, auch zu hohen Löhnen. Tic rus sischen Rückwanderer, soweit sie Arbeiter find, scheinen Be- icha'liannv in der Landwirtschaft der in der Industrie vor- unieheü. soweit sie nicht schon in ihrer früheren .Heimat radritarbeirer waren. Der Zustrom aus Rußland wie aus Gatiuen in in diesem Jahre wobl größer als früher, was sich aus den schlechten brwerbsverhältnissen dorr ja hin reichend erklärt. Ä * Dir Zarin-Mutter wird ihreu Aufenthalt in Biarritz um 2L. d MlS. ausdeäuen und sodann auf dem Landweg .che: Deutschland nach Rußland zurückkehren. Ausfallend, ^aß Zarin Dagmar immer nm ihren Schwager Vvrbei- aer-..st DL bduards Friedensgetue gefällt der leidenschaft- .iä.n Purreigängerin eines vierten schleswig-holsteinischen .v.ie-es .oobl nicht ganz. * Eine gewein-döhmijche Feier. Ter Lanoeshilssoerein oe-.-u Roren Kreuz für das Königreich Böhmen beging gestern d:» ZeF. eines -lOfährigen Bestehens. In einer Aniprache 'pr.'./ Lizherwa Friedrich als Stelloertrercr de» Protektors, i . "ranz Josef, sein: Freude darüber aus, daß sich be. la D'ührung der patriotischen Au'gabe des Pereins cine '0 vollkommene segensreiche Nebereinstiinmumg der Per- trete: der b e id en Volks stamme des Landes zeige. Er w.es oaiau' hin, wie der Protektor des Vereins, .Kaiser Franz Jost', er nun schon 60 Javre mir bewundernswertem PLichtgl-sti >'. 7» schwelen Aml'S walte, das schönste Bei» viel ..niiagunuS-oller Pfiichrireue bielc.dem alle nachzueifern 'ich bemühen sollten. — Beinahe ein Wunder, daß wenigstens in einer rein umanilärcn Angelegenheit keine nationale Scheidung eingerrelen ist! * Maßregelung disziplinwidriger Militärs. Endlich rast! die ilalienffchc Negierung sich auf, gegen jene Militärs ein- ztk'chreilcn, we'ck>-.- ,.Arbeiter spielen" und mit Koalitionen und anderen schönen Dingen punken wollten. Bei allen Leipzig« Tageblatt. italienischen Armeekorps wird ein Dlsziplinarrat zusammen treten zur Aburteilung der Unteroffiziere, die kürzlich Pro- trsttelsgraninie an den Kriegsminifter sandten des Inhalts, daß die Anwendung eines ihre Lage verbessernden Gosetzs verzögert lverde. Makedonische Irrsrizrejorm. Die gestrigen türkischen Blauer verösteullichen die Ernennungen oer Iustizinspek- tvren und ihrer Gehilfen für die drei makedonischen Wila- jeis. Für die Wilcrjets Saloniki und Ilesküb wurden zu In spektoren Mohammedaner und zu Gehilfen Christen, für das Wilajet Monastir ein Christ -um Inspektor und ein Mohammedaner zum Gehilfen ernannt. * Nu« will» keiner gewesen jein! Das serbische Regie- ruiiasblali „ lamouprawa" trin den Behauptungen entgegen, daß die serbische Negierung die stvbrsche Bandenbewegung in Allserbien und Makedonien unterstütze, und sagt, aus zahl reichen Ueberiullen hulaari'chei Banden au' die serbische Bevölkeruna in der Türkei g-obc heroor, daß letztere sich in eine: Zwangslage und Notwehr befinde. Die serbische Re gierung tue ibr möglichstes, um den Uebergaug serbischer ^omitaiichis über die 'erbuch-türkische Grenze zu verhindern. Oie .nabe sechs türkiiche Banden-ührer in verschiedenen Städten Serbiens interniert; gerreu ihrem friedliebenden Programm werde die -erbische Regierung auch weiterhin in vvlltommen -oraler und korrelier Haltung die Ergebnisse abtoarien, weiche die Rc^ormräri kcii oer Großmächte bringen werde. ' Universität Kiew. „Nowoje Wremja" meldet: Die Universität Kiew bnindet sich völlig in der Gewalt der Re volutionäre. Die Universität ist in einen von der Regierung unterhaltenen politischen Kluh verwandelt. Die Studenten der Moskauer Universität bestehen auf ihrem Ultimatum, das ein weiteres Recht aus politische Versammlungen fordert. Tie Universität Moskau wird voraussichtlich vor Mai nickt wieder eröffnet werden. * Dynamitardeo. Die Petersburger Polizei entoeckle bei einer Haussuchung in einer Seitenstraße des Jsmailoffprc- fpekts ein Laaer fertiger Bomben, Dynamit und anderer Ervlvsivsto-se, die einer Bande von Expropriateuren gehörten. Zwei Reoolulionäre wurden verkäster. — Die Nachforschungen, sie die Poliaei ans Anlaß der in den letzten Tagen vorgc» koinmcnenUebersäUe ovrgenommcn Hal, haben ; i dcrbnidcckuug einer organisierten Bande geführt. Bisher sind 12 Mitglieder iestgenommen worsen. Best einom der'elbeu, dem Solin eines Dornik, der sich nach Beendigung der Sradi'chule -um Eintritt in eine Militärlelrranstalt vorbereitet haue, wurde e.ine gau^e Niederlage fertiger Bomben sowie von Pyroxilin, Dynamit und rauchlosem Pulver gefunden. ' bin politischer Mord. Nach einer Meldung aus Mexiko Hal ein junger Mann aus Guatemala namens Cabrera den ehemaligen Präsidenten von Guatemala, Barrillas, gestern nacht in der Abgeordnetenkammer ermordet. * bin Riescuausstaud droht am Donnerstag iu Frank reich aus zu brechen. Zur Vervollständigung der ein gegangenen Nachircknen bringen wir noch folgende Mi.teilun- gen: Der Bäcker Bousquet, Vorsitzender des allgemeinen Vertrauensmännerausschnssetz, führt, unterstützt von Meti- vier. dem Vertreter der Raffinericardcitcr und Biskutiers, diest- in ibrem llmiange in Frankreich bisher unerreichte Bewegung, deren stärkster Antrieb von den Bäckern kam, welche ihre Forderung, 'ür den gEetziichen Ruhetag voll be zahlt zu Wersen, nicht überall durchzufetzen vermochten. Ueber die Absichten der Regierung wird bcgreislicherwei'e vor zeitig nichts bekannt gegeben; für Verpflegung des Heeres sind Anstalten genosten worden. Nach einer Meldung sind im Zirkularmeqe alle Pcooinzsynoikate au-geforderi worden, Vertrauensmänner -u -ernennen, denen eine den Stleit- beginn in Paris signalisierende Depesche mit den vereinbar ten Worten: „Sende: Ware" übermittelt werden könnte. Selbstverständlich wirs «das Losungswort nun geändert wer den. In Regierungskreisen glaubt man, der Zeiuralausschuß überschätze feinen Einfluß. Die Führer der Bäcker dagegen behaupten, die Negierung werde, wenn sie sich des voÜen Ernstes der Lage erst bewußt geworden wäre, im Staats- inieresse Verhaftungen vornehmen: man sei im Ausschüsse aur eine solche Wendung vorbereitet. — Man scheint Sie demokratische Republik aushungern zu wollen. Ob das sozialistische Militär nun den Mut zum Wioerstande finden wird? LeiiungttÄsu. Za der in Hildburghau en erscheinenden, in Thüringen stark verbreiteten „Dorszeitung" klagt der Abgeordnete Dr. Müller- Meiningen über die 1hüri»»rr Finanz- uns biscndahnvcrhättniffe wie folgt: Tie tdüringisckeu Lauetage baden allen Grund, immer wieder die preußische Ueberschußwirtfwast iu Gegensatz -u dringen -u der ungerechtferligten Ausschließung der thüringischen Staaten von dem Gewinn der preußisch-hessischen Staatseisenbahnen. Richt- wäre verkehrter, al- Preußen für dea uneigennützigen „Wohltäter Tburingen-" an-usebea und al» solchen zu behandeln, brsokrnngsg rnäß läßt sich Preußen ganz alleiv von seinem e'geneu Rupe» auch in diesem Punkte leiten. Unbedingt aa- -uerkrimeo ist, daß dir Ministerien der kleinen thüringischen Staalea sich m einer brdauern-wertra Notlage befinden. Sie wissen recht wohl, daß der , große Brüh«" mit ihnen an sangen kann, wa» er will: der Starke hat immer recht. Die Minister müssen sich al o naturgemäß die größte Zurückhaltung auf- erlepen. Aber für die Volksvertretungen bestehen solche Giünde der Diplomatie nicht; sie haben do- Recht und die Pflicht, die tiefe Mißstimmung weiter bürgerlicher Krci e der Bevölkerung über die eigentümlirt: bnnkessreundliche Haltung de» BorstaatS in Wort und Schrift -um Ausdruck zu bringen. Tie thüringischen Klein staaten weiden sicherlich au- dea permanenten Finanznö:en nicht hcrauskommril, selbst wenn wir di» Riejencmsgabe endlich -u lö'en vermöchten, einen gerechterer» Modus für di» Zahlung der Malrikularbeitrüge zu finden — solange Preußen die finan- -iell reniierlichen Bahnen wegrimmt, die Strecken durch Thüringen zur Hebung siiaer Reuten benützt und die weniger gut rentierlichen Babnen mit den ..veilorenen Zuflüssen" der tleiaea Staatea baut. Merkwürdige Rechnung, die aus ans dem Gesamtergebnis bei der Festsetzung des Anteils am Gewinn die Einzelstrecken herausreißt, um darzrstun, daß sie sich nicht rentieren! Gewiß, wenn man Strecken, wie die von Eistnach bi" Lichtensels, mitten durch das Herz Deutschlands mit so schlechtem Material vnd ausgesucht schlechlcn Zugv-rbiudungea versieht, wie dies irotz einiger kleiner Ver esterungen heute immer noch der Fall ist, dann wird man den Eiuzelstaatcu immcr wieder plausibel machen Wunen, daß sie keinrtlei Anspruch aus Teil nahme am Reingewinn haben und froh fein muffen, wenn sie überhaupt »inen Brocken bekommen. Diese Art der Behandlung kommt mir gerade vor, als wenn man am mensch lichen Körper au.-rcchnen wollte, welchen Anteil in Prozenten irgend eine bestimmte Blutader am körperlichen Wohlbefinden hätte. Jeder Arzt oder vernünilige Laie würde eine solche Berechnung als Narretei ausehen: am kommerziell-wirt chastlichen Körper finde! man eioe solche Berechnung gerech: und ebeaio staatsmännisch wie wissen- stzasttich. Außer Weser fiskalischen Eiscnbahnpolttlk Preußens, über die dns Lonu Meiningen besonders Üaien iönnte, wird die Frage der Steuerfreiheit der preußischen Beamten, die Frage Ser Besieiung von Kommunallasten und anderes immer wieder -vr Tagesordnung gestellt werden. Preußen möge seine Babnbeumten anständig b-zahlen, dann werden diese auch sicherlich gern ihrer Pflicht gegenüber d,-us.:nizen Bundesstaaten genügen, in welchen sie wohnen und wo sie die Staatseinrichtungen selbst genießen. Tic WieSerdtrsrcllu ig des Kvnigrr-chS Hannover — das ist der bcsch-iveue Wunsch der braunschweigischen Halb- monatsschrisr „Brunonia". Eine Bersöbuuna zwischen Hohenzollern und Welfen sei eiiler Wahn, vielmehr sei die eurgegeniommenve Haltunz der Welfen bei den letzten Reiche tagswahlen ein schwerer Fehler gewesen. Wir lesen da u. a Dieser Versuch der Versöhnung ist mißlungen, schärfer als je sind di» Gegeniätze -wischen beiden Geschlechtern zutage getreten; jede Annüheiun? inuerbolb ab'ehdurer Zeit ist ausgeschlossen, tlm eine Aussöhnung möglich zu mache», batte sich die „Brunonia" völlig auf den Bode» der historisch gewordenen Tatsachen gestellt, hatte, wenn auch schweren Helzens, die 1866 in Deut'chland grwalt- >am Herbkigesuhrirn Gebietsveründerungen frei und offen aner kannt Diese Stellung war falsch Unsere Kampfesweise war un» richtig; die Ereignisse der letzten Wochen haben es unwiderleglich bewiesen. Man bot nicht nur die Gelegenheit zur Ver-öhnung in leichtherzigster Weise vorübergehen lassen, mau ist auch den ein mütigen Kundgebungen eines treuen, echt deutschen Volksstammes mit verletzendster Mißachtung begegnet. Wir müssen deshalb unsere Taktik ändern. E-, hat sich gezeigt, daß aus einer ursvrünglichen Rechtsoeilctzung nie e'wa-S der qöitUchen Rechtsordnung Entjpiechen- deZ hervorg-heu kann, das Bestand bat. Nach diesen Erwägungen sehen nie L e Bedingung für Teutschiands gedeihliche Weiterent- Wicklung, ja, für Preußens wahren Stutzen, nachdem eine Versöhnung mißlungen, einzig und allein darin, daß die gewaltsamen Gebiets veränderungen von 1866 rückgängig gemacht werden, insonderheit in einer Wiezerhelftellung des Königreichs Hannover. Welfische Treue sieht danach so aus: E; wird uns gesagt, man könne jetzt „nicht reichsrreu genug" sein. Wir baben schoa früher auegeführt, daß da» Reich leviglich gesetzlichen Bestckn» für uns habe, von „Treue" kann da keine Rede mehr sein. Den wivcrspcnstigcu Rcichskaurter krank zu beten, g-bt sich das Zentrum alle Mühe. Die „Nordd. Allg. Ztg.* schreibt darüber: Eia frommer Wunsch ist dieser Tage von dem bayerischen Zentrumssühier, Domkapitular Tr. Schaedler, auf einer Ver sammlung dcs Bamberger Zentrumswahlvereins ausgesprochen worden. Mil dem ihm eigenen Takt, der sich jüngst im Reichstage in den noch in irischer Erinnerung befindlichen Ausfällen gegen 'einen eigenen Oberbirten bekundete, erring sich Dr. Schaedler hierbei über die politische Lage, in der er nichts wie einen Irr garten sieht, weil jetzt die ausschlaggebende Macht des Zentrums Sarin gebrochen ist. Eine Rettung aus diesen heilloien politischen Verhältnissen ei blickt er nur in der Möglichkeit, daß der „Reichs kanzler im Sommer krank werve, und beim Wieder zusammentritt des Reichstages ein anderer Kanzler im Montag, 8. April 1907. Amte sei". Wahrlich, ein Bekenntnis einer schönen Seele, wie e» uagt—fälscht« und ursprünglicher nicht gedacht werden kann.... Diese Krankbetung dx» Reichskanzlers aber muß doch wohl als Zeichen eines besonders christlichen Gemüt- und einer einen führen- dea Politiker zierenden hochgesinnten Denkungsart angesehen werden! Lokales una vermischtes. Wetterbericht -er kgl. sächs. meteor. Institut» z« Vre»-en. Voraussage für den k. A-ril. Mäßige westliche Winde, ziemlich trüb», keine erheblichen Nieder schläge, Temperatur nicht erheblich geändert * Versammlung von Meßinteresseutea aas dem neuen Meßplatze. In „Techants Hippodrom" fand heute vormittag eine Versammlung des internationalen Verbandes reisender Schausteller und Händler statt. Der Vorsitzende, Kauf- rn a n n, gab zunächst seiner Freude üter den schönen Meß platz und dessen Umfang Ausdruck und zog aus dem Geschaf fenen den Schluß, daß von einer Beseitigung der Kleinmesse wohl nie wieder die Rede sein werde. Ten Staatsbehörde:', dem Nate und der Gewerbekammer sprach er seinen Tank für das bewiesene Entgegenkommen aus und schloß dann seine Begrüßungsansprache mit einem Hoch auf König Friedrich August. In der sich anschließenden Debatte führten alle Redner Klage über die Unterstellung der Messe unter die Ortsgesetze betreffend die Sonntagsruhe und Lea 8 U h r - G e s ch ä f 1 s s ch l u ß. Sie erblickten hierin eine schwere Schädigung der Messe und sprachen die Ansicht aus, daß die Anwendung der Ortsgesetze in diesem Falle mit den Bestimmungen der Gewerbeordnung nickt vereinbar sei l8 139ej. Die von etwa 100 Personen besuchte Versamm lung beschloß darauf einstimmig eine Eingabe an den Rat, worin dieser ersucht wird, die erforderlichen Maß nahmen zu treffen, daß die Messe von den Bestimmungen über die Sonntagsruhe und den 8 Uhr-Geschäftsschluß un berührt bleibe. Ferner beschloß man, sich mit einer Ein gabe an den Magistrat der Stadt Halle a. S. und den Prvoinzialrai der Provinz Sachsen zu wenden und darum zu bit--n, daß die beschlossene Verlegung des Vreh - und Kram Marktes in Halle vom 9. und 10. September aus den 2. und 3. September insoweit, als der Kram markt in Betracht komme, wieder rückgängig gemacht werde, damit nicht der .Hallesche Krammarkt mitten in dm Tage der Leip- ziger Herbstmesse falle. Endlich wurde noch eine Eingabe an das Polizeiamt der Stadl Leip zig be schlossen, in der dieses gebeten wird, die harmlosen Glücks spiele, wie Drehrad usw., wieder zulaffcn §u wolle». Uebe r den Verlauf des ersten Meßt eges sprach man sich allseitig hochbefriedigt aus. * Schulfeier. Mil einer ftimmungsvolleu Feier im Logcngebäude, Elsterstraße 2, eröffnete die Sonntagsschule der Loge Balduin zur Linde ihr 92. Schuljahr. Namens der Loge begrüßte Schuldirektor Dr. Lek mann die er schienenen Gönner und Freunde der Anstalt, sowie die Schüler. Er gedachte der Opfer, die die Loge ihrer Schule bringt, aber auch mit Tank der Unterstützung, die ihr von Behöroen und Innungen zuteil geworden ist. Hierauf er- stattete der Leiter der Anstalt, Lehrer Ernst Richter, den Jahresbericht. Durch die vor vier Jahren durchgeführte Reorganisation trat die Schule den Charakter einer rein gewerblichen Anstalt erhalten. Sie umfaßt drei Abtei lungen: für Metallarbeiter, für LKruhandwerker unv für Kunstgewerbe und Handwerk. Die Schülerzahl betrug am Ende des Schuljahres 91, die sicb auf 12 Klassen verteilen. 63 Schüler wohnten im Stadtgebiet und 28 in der näheren Umgebung Leipzigs. An den Jahresbericht schloß der Red- ner warmherzige Worte an die abgehenden und ncuein- tretendcn Schüler, dabei aus das Dichterwort hinweisend: ,,Ein jeder zählt nur sicher aus sich selbst!" Mit der Prämi ierung einer Anzahl Schüler mit Ehrendiplomen und Spar kassenbüchern, mir tKesang und Geber schloß die erhebende Feier. Mit der etzteren war wieder eine Ausstellung von Schülerurbeiten lZeichnungenj verbunden, die im ver gangenen Schuljahr gefertigt worden waren. Tie Zeich nungen der einzelnen Abteilungen, dre Arbeiten in Runö- und Zierschrift usw. ließen erkennen, auf welch hoher Stufe der Zeichenunterricht in der Schule stehl, während die aus- gelegten Hefte Zeugnis ablegten von der erwlgreichen Ar beit in Baukunoe, Maschinenlehre, Geometrie, Rechnen, Deutsch und Buchführung. Der Unterricht im neuen Schul jahr beginnt Sonntag, Len 11. April, in den Räumen der katholischen Bürgerschule, Alexanderstraße 3511., wo auch noch weitere Anmeldungen neueintretender Schuler ecu- gegengenommen werden. * Tie Textilarbeiter und -ardeiteriunen der Leipziger Baumwollspinnerei beauftragten in einer Versammlung ihren Arbeilerausfchuß, bei der Fabrikdireklion ouhrn vor stellig zu werden, daß die mit Anfang dieses Monats ein- öaimatinischcn Wein getrunken Hal, der den italienischen an Oualität noch erheblich übertrifft und einen wahrhaft kräftigen Geschmack mit einer leichten Süßigkeit paart. Es ist eine Tatsache, deren Kontrolle jedermann freisteht, daß man in den primitivsten Wirtshäusern auf dem Lande in Dalmatien einen weit besseren Wein trinkt als, in den »roßen Hotels. Vom Preisunterschied ganz zu schweigen. Denn daß hier der minderwertige Wein der bedeutend teurere ist, das kann einen Weinbruder, wenn er dahinter kommt, zum Weinen bringen. 1". 2scb. Berliner Theater. Nun hat das NeueLdea ter auch seinen ..Schlager": Henry Bernstein? „Der Dieb' wird Kaffe machen. Wie es in Wien und in Paris grfcheden. Und das scheint keines wegs seltsam. Tenn Henry Bernsteins „Ter Dieb" ist ,ein Stück". So bat es der kluge Rndolph Lothar, der deutsche Kom pagnon des raffinierten Parisers, einfach genannt. So wie die Leute schlicht heraussagrn: wir wollen ein Stück sehen. Und meinen da- mit ein regelrechtes Theaterstück voll von Spannung, voll von Rührseligkeit, voll von Unmöglichkeiten voll von derben Effekten. „Ein Stück' , das einem den Atem verschlägt. Eine Art Sherlock Holmes II. Und das ifl eben Bernstein und Lottmr vortrefflich gelungen. Medrhaben sienickt gewollt obgleich sie, Literalen vonHaus avs.Feineres könnten. Also eine Art Sberlock Holmes. Der Titel „Der Tieb" riecht schon darnach. Im Schlöffe LagarreS leert sich die Schatulle Ser Herrin von Tag -u Tag. Tausende Franken werden gestohlen, und den Tick erwi'cht man nicht. Ta weiß der Schloßlwrr Rai. Nimmt einen pfiifigen Mann ins Haus; der sieht den Leuten scharf aus die Finger, und das Ende ist, daß er kurzweg erklärt: Fernand, der Sohn des Sckloßherrn, ist der Dieb. Man kann sich die Auf regung d« Herrscha'ten denken. Herr und Frau Lagardes und deren Freunde, Herr und Frau Voysin, die im Schlosse wohnen, sind außer sich: Fernand soll gestehen, Fernand soll verbannt werden. Und Frau Voysin selbst bietet sich an, ihm das Geständnis abzuringrn ... Pause . . . Und als dann Fernand «scheint, gesteht er: ich_ bin Ser Tieb. Nun folgt die zweite Katastrophe. Herr Voysin findet bei seiner Frau — die beiden tun ganz furchtbar verliebt — techs- tausend Franken, deren Existenz ihm rätselhaft dünkt. Und da ent- spinnt sich eia quälendes Frage- und Antwortspiel. Frau Voysin leugnet, beteuert ihre Liebe, leugnet wieder, verwirrt sich aber immer mehr, bis schließlich L« Gatte die Wahrheit «fährt: seine Frau ist „der Dieb". Seine Frau hat den jungen Fernand, der sie abgöttisch liebt, gebeten, die Schuld auf sich zu nehmen. Nichts mehr. Sicher nichts mehr. . . Aber der Gälte rasi vor Eifersucht. Es nützt nichts. Laß die Frau sich hinwirft, beteuernd, sie habe nur aus Liebe zu ihm gestohlen, habe gestohlen, um sich zu putze», sich in Samt und Seide zu hüllen, habe einfach nur deshalb geflohlen, um ihm zu gefallen. Es nützt ni-ts: Lagardes, die Tchloßherren, werden ge- ru'en, und Fernand wird gerufen, mid als Veralte Lagardes «klärt, Fernand müsse für ?wei Jahre fort noch Brasilien, und als der fiinge Mensch verzwenelt aus die Knie flürrt, da schreit Frau Voysin oellrrid heraus: ich bin , der Dieb" . . . Das Publ tnm hält natürlich wieder Ven Atem ai . . lLd n aber hat sich Herr Voysin inzwischen gewandelt. Fühlend daß feine Frau doch nur au? Liebe zu ihm gestohlen, wird er zart und mild, bittet Lagarde« tür seine Frau um Verzeihung und bittet LazarLet, ihn für Fernand auch Brasilien gehen zu lassen Es ist selbstverständlich. Laß Frau Hoysin dea junger» Menschen vorher schwören ließ, sich in der Zeit ihrer Lhw»s«h«ir rücht Las Leb» zu nehmen. . . Für di« Roll« der „Diebin " verschrieb sich das Neue Theater das Fräulein Wallen- tin vom Deutschen Volkstbeat« in Wien. Und das war gut. Denn diese „Bombenrolle" liegt ihr wie angegossen. Au» neuen Briesen Prosver MörimöeS. Wie rin steinernes Bild steht die Pcrsvalichkeir des großen französischen Erzählers Prosper MLrimses noch immer hinter seinen Werken. Kein wärmeres Gefühl, keine subjektive Bemerkung, kein Lächeln dringt aus diesen so vollendet gemeißelten Sätzen, aus den chernen Konturen seiner leidenschaftslosen objektiven Kunst. Und doch g-winnen diese Werke erst das rechte Licht, die belebende Wärme aus d« Gestalt ihres Schöpfers, stehen in engstem Zu ammenhang mit dem Leben und Leiden des vornehm skeptischen, äußerlich kalten, innertich glühenden Menschen. Daher sind die Briefe MsrimLrS, die bisher, abgesehen von den aus seinem Nachlaß bekonntgewordrnen „Briesen an eine Unbekannte" nur spärlich zu Tage getreten sind, von so großer Be deutung, denn sie lassen uns einen großen Künstler des Briesstil?, einen ausgezeichneten Psychologen und Selbstbeobachter, einen liebenswürdigen und feinsinnigen Menschen erkennen. In Paris werden dieser Tage 100 Briefe MsriM-rs versteigkrt werden, die an einen Freund, den Philologen Francisquc Michel, gerichtet sind und ein deutliches Bild von Mörimffe, dem Gelehrten und Plauderer, dem Menschen!enner und Weltdetracdier, entwerfen. Freimütig äußert sich der Dichter, der als Vertrauter der Kaiserin Eugenie, als lite rarischer Ratgeber des Kaisers in naher Beziehung zu dem fran zösischen Hose stand, über Napoleon und seine Umgebung. Er ist wahrlich kein Schmeichler; das -eigen auch die scharfen und ironischen Kritiken, die er Len Gedichten seines Freundes zuteil werden läßt. „Ich bin niemals rin Heuchler ge wesen", so darf er bekennen, „und die Folge davon ist gewesen, daß ich »och heute lei sehr vielen Leuten für einen un moralischen Menschen gelte. Ja meinem Alt« kann mir das nur schmeichelhaft sein." Viel ist in den Briesen von dem Eintreten MsrimseS für den Bibliophilen LLbri die Red«, d« große Bücher diebstähle beganoea batte und den der edelmütige Dichter für un schuldig hielt. Er engagierte sich so stark bei der Verteidigung diese« Diebe«, an dem nach seiner Meinung eia Juststvrrbrechkir begangen worden war, daß er selbst gefangen gesetzt wurüe. Ueber diese Gefängnisstrafe schreibt er an Michel am 27. Juni 1860: „Wenn Iharn zu heiß ift, so bellaqen Sie sich doch darüber beim Gericht und man wirv vielleicht die Güte haben, Sie an einem gewissen Orte unterzabringrn, von dem ich gestern erst roegaegangen bin und an dem eine angenehme Frische herrscht. Ich bewohnte ein gewölbte- Zimmer, dessen Mauern 2,30 w dick warrn uns da- mit einer eisernen Bettstelle ohne Wanzen, einigen Stühlen, drei Tischen, einem Gefäß mit Masi« und einem andern Gesäß, dessen man im Zimmer bedarf, möbliert war. Es gab weiße Tuch«, die alle Montage gewechselt wuiden. Die Miete diese« Gemach« kostete mich nur lö Centime« den Tag. Hätte man mich nickt mit Besuchen überhäuft, so hätte ick mich wie im Paradiese qesühlt. Denn es war wirklich der einzig kühle Ort in Pari«, und dann war er auch rcckt interessant; ein B:rbrecher, d« zn mein« persönlichen D «nstleisiunq da war, sagte: ..Alle« ist neugierig, da« Gesangni« zu sehen; daher kommen die vielen Besuche.' Jedenfalls habe ich mich nicht einen Augenblick gelangweilt. Ich habe rin wenig gearbriiet, rin wenig gelesen und mich auSgeruht. Frisch und munter bin ich herausgekommen . . ." In solch« Lärme ver- steigt sich sogar der eingefleischte Junggeselle »n dea abevlrnnlichften Plänen: „Ich will nach Rhodu» gehen", schreibt « eine« Tage«, , wenn e« mir meine Mittel erlauben und dort zwei türkische Köchinnen heiraten". Ri« aber verlirß d«n spöttischen Skeptiker die durchdringende Schärst sein« sarkastischen Beobachtung. Nach dem Tode des Philosophen Cousin schreibt er: „Ich bin bei dem Todeskompse Cousins zugegen gewesen. Es gibt kein traurigeres Schauspiel, alS das zähe Lich iufbäumen des Lebensgeistes in einem Körper, den der Verstand schon zwölf oder fünfzehn Jahre früh« verlaffen hat. . ." * Ueber die Restanrierung -es Trierer Tomes schreibt die .Trier. Landes-ig.": Tie Ausmalung deS DomeS ist bereit« weil gediehen. Fertig sind das hohe Chor, Querichiff und zwei Joche des Langschifses. Wer heute den Tom betritt, ist überrascht von dem Gesamteindruck, da das Monumentale des getvaltigen Bau werkes durch die eigenartige Ausmalu-o gewählt blieb, Ebenso wirkt die dekorative Behandlung und Vergoldung des Lettners monumental. In den beiden Leitenkapellen befindet sich je rin neues bemaltes Fenster, ebenso an den Stirvflitea des Langschifses. Diese schließen sich der ganzen Ausmalung an, indem das Grijaille vorherrscht und dadurch dem Dominneren di« nötige Beleuch tung gewahrt bleibt. Nachdem jetzt das Leitergerüst im Ouerschiff und in den Seitenkapellen entsernt ist, wirs nach Ostern mit dem MarmorLodenbetag begonnen. Die Haupttreppe am Eingang des hohen Chores und die Nebentrepven in den Kapellen sind icbon ge legt. TaS Prostst der Hochdruckorgel ist fertig bis aus d.e Be- malung der Rück eile. Die Hochdruckorgel kann auf elektrischem Wege von der Normalorgel aus nach Belieben mitgespielt werde». Eia elektrische- Kabel sir bereits gelegt worden, um den nöligen Strom zu besorgen sowohl für die Orgel als auch für die innere Beleuchtung des Domes. * bin Buch von Anatole France über die Jeanae H-Arc. Nach langer Pause wird Anatole Fröner demnächst wieder ein Buch veröfstnMchen, dos in dichterisch belebter Prosa die Schicksale der Jungfrau von Orleans «zählen soll. Cs werden zwei ziemlich starke Bänd« sein, die nach Len kurzen, bereit« bekannt gewordenen Proben dir französische Literatur um ein Meisterwerk de« Stils be reichern werden. Drei Jahre hat France daran gearbeitet und sich im beständigen Umschreiben und Feilen nicht genug tun können. Aber anch nun noch, da die Drucklegung nahe bevorsteht, hat « überall zu ändern und findet immer noch Ding«, die d« «strebten Vollkommenheit entbehren. * Wiederausfindun, eine» galo-romavische» Friedhofs. In dem hübschen kleinen Städtchen Paley im Departement Srivr- rt-Marne find kürzlich von einem Grundbesitzer, dem pöre Lapille, beim Graben Trrffsteinsarkophage, Waffen, Geräte und Schmuck gefunden worden, und man glaubt bestimmt, daß eS sich um die Wiederentdeckung eine« gallo-romaulichen Friedhos« handelt. CS sind bisher acht Särge zutage gefördert worden, die alle mit einem leicht gerundeten, au- einem Stück geschnittenen Deckel verichlosien sind. Nnige sind an den Seiten mit eingeschnitzten Fischen geschmückt, die in den ersten Jahr hunderten des Christentum« sein Abzeichen bildeten. In den Sarkophagen sand man verschiedene Waffen und Panzer ans Silber, dir der karolingischen oder rnerowingischrn Epoche an- gehören, nnd kleine rote Kupier- und Bronzrmünzeu mit dem Siegel 8. 0. («evntu« eollsultus). Die Münzen find zn abgenützt, um genau entziffert werd,» zu können, ab« immerhin kann man deutlich «inen römischen Jmpnatorenkopf mit dem Banddiadrm erkenn«». Auch verschiedene kostbare Klriuodien sind daher entdeckt worden, «ater anderem ein silberne« Gürtelschloß in Bwtl- sorm, da- einst sehr reichen Evelsteinschrrmck getrogen haben muß. E- finden sich auch Eindrücke von Perlen und Striaen, von Lear» d«r größt« noch haften geblieben ist: eia erbsengroßer, durchsichtiger, aus Gold montiert« Topas. Ferner ein Halsban, aus Granaten und den verchiedensarbigsten, un- geschn itenen Edelsteinen, verschiedene Ringe. Ohrringe uns eia pra tztvolles Diadem aus schwerem, schön ziseliertem Gold, verziert mit Rubinen in streng byzantinischer Form. Die Ausgrabungen, die nun unter der Aussicht der ..Svcist? ck'uredöoloxio cka 6Ltinui-^ scbr cifrig und mit der gebotenen Vorsicht fortgesetzt werten, dürftcn noch manche bemerkenswerte Resultate erzielen. * Kleine Chronik. Man schreibt uns aus München: Am Schauspielhaus saad Bedieners Eisrnbahndrama „Die Strecke" e nen turchschlagenden Erfolg, den es seinen wirksamen dramatischen Szenen uns seinem nach dem Leben gr Hilderten Milieu aus dem Betrieb einer kleiucn, österreichischen Station verdankt. Tas Slück weist eine Neide guter Qualitäten auf, so bringt vor allem der 3. Akt eine Steigerung, wenn er auch einigermaßen an die Gerichts szene im „Zapfenstreich" erinnert. Freilich ist ter tragische Aus- gang etwas gezwungen, man empfindet nicht seine Notwendigkeit und Las beeinirächiigt einem etwas die Stimmung. Aber im großen ganzen rin vortreffliches, interessantes Theaterstück, das auch ter Reg e Gelegenheit gibt, ihre Kunst zu -eigen. — Die Auf- naymcprüfuag für die Marie Seebacb-Schulr des Königlichen Schauspielhauses -u Berlin findet am Montag, den 10. April 1907 mittags 12 Uhr im König!. Echauspielhause statt. Dir Marie Serbach-Schule gewährt hervorragend begabten Herren und Damen im Aller von etwa 16—21 Jahren unentgelt liche Ausbildung für den Sckauspielbnuf. Anmeldungen sind sofort zu richten an das Direktorium der Marie Serbacb-Schnle des König!. Schauspielhauses zu Berlin 7, Dorotheenstraße 2. — Gegen über Len Dementis, betreffend den Ankauf der Billa Malta in Rom durch den Fürsten Bülow meldet der Paris« „Figaro": Unser römischer Korrespondent erfährt heute, daß Fürst Bülow dir Billa Malta vom Grasen Bobrinski nicht für sich, sondern für Kaiser Wilhelm gekauft hat. Der Kais« denkt daran, in derselben eine deutsche Akademie der Künste -n gründen nach dem Musi« der in der Billa Medici errichteten französischen Akademie. Dir Gärten der Billa Malta und der Billa Medier stoßen beinahe aneinander. — Die Schauspielerin Ilona Sperr, die tragische Heldin eine- Ehedrama«, das sich vor einigen Tagen in Pari- abspirltr, stammt au- Temesvar. Sie absolvicrte da» Konseroatorinrn in Wien und halte da- Glück, schon mit 18 Jahren alS Naiv« an da» Königliche Schauspielhaus in Berlin rn iagiert zn werden. Sie wurde von dem damaligen Direktor, Hofrat Pierson, aussaürnd begünstigt und spielte ihren älteren Kolleginnen, darunter ihren ungarischen Landsmänninnen Roia Poppe und Frl. v. Maybuig, die schönsten Rollen in Shalespeareschrn Dramen und in modernen Lustspielen fort, wobei sie allerdirrg« von der Kritik wenig glimpflich be- bandelt wurde. Im Februar 1302 fand die ProtektiooSwirtschafl Piersons durch dessen plötzlichen tragilcken Tod einen jähen Ab- schluß, und bald darauf «dielt auch Ilona Sperr ihre Entlassung. Um sich zu rächen, trat sie in einem Bariötö dem „Apollotheat«', alS „königliche Schau pielerln" auf. Cs kam zu einem Skandal auf offen« Szene, und auf einen Wink der Polizei fielen die weiteren Borstellungrn aus. Sang- und klanglos verlieb nun die ehemalige königliche Schallspielerin, der anch die Führung dirse« Tilrls unterdrflen aberkannt worden war. Berlin. Tann töcl« man nur noch von ihr, daß sie an Provinzbüdnen gastiere, und jetzt kommt di« Nachricht von ihrem tragischen Ende. — Der Prun- rrgeut von Bayern und sein« Toch:«, die Prinzessin Therese, trat«», wie man un« telrgraphirrt, dem schwäbisch«» Schilirrvecein al« Stifter bei.
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