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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 02.11.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-11-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19071102014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907110201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907110201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-11
- Tag1907-11-02
- Monat1907-11
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Nr. 304. 101. Jährst. Leipziger Tageblatt. fach,» vom 13. Mär, 1884, Band 1», G. 237 «ad auf da« ErleuniniS vom 26. Februar 1897, Baad 2«, S. 422. Mau vergleiche hierzu auch rie Ausführungen, die wir iu dem zweite» Leitartikel vom 3l. Oktober gebracht haben. * Die Mikstimmua« ge-e» die Jnftix. Um der heute i» Laien kreisen gegen die Rechtspflege vielfach bestehenden Mißstimmung tu be gegnen, Wägt Landaericktsrat Dr. Clausius lKölns in der ^Deutschen Juristenzcirung" drei Mittel vor. Das erste und selbstverständliche ist nach seiner Ansicht, der Mißstimmung auf den Grund zu gehen, daraus zu lernen und sein eigenes Verhalten und, wenn nötig, auch die Standesanichaurrngen über die Beziehungen zu anderen Standen solchen Aenderungcn zu unterziehen, daß der dosen Pflanze der Mißstimmung nach und nach die Nahrung ausaeht. Als zweites Mittel wird an gegeben, der unbegründeten Kritik energisch entgegenzutreten: „Cs wäre nötig, daß die Juristen aus ihrer Zurückhaltung herausträten und rn derselben Zeitung, in der die Kritik gestanden hat, den Kritikern derb auf die Finger klopften." Notwendig als Ergänzung, sei, daß die Ju risten sich nicht aus den kollegialen Verkehr beschranken. sondern den Verkehr mit freimütigen Männern anderer Stände gern sehen, und daß üe nicht verstimmt werden, wenn ihnen dort sonderbare Vorkommnisse aus dem Gerlchtsiaai vorgehalten werden, daß sie auch nickt meinen, alles und jedes decken und entschuldigen zu müssen, sondern daß sie preis geben. was nicht zu halten ist. Das dritte Mittel besteht nach Clausius darin, nicht abzuwarten, bis die Kritik gewaltsam hervorbricht, sondern ür ein Ventil zu sorgen. „Wenn ein Richter in einer Versammlung einer der liberalen oder der konservativen Parteien oder deS Zentrums seine Hörer einführt, nicht etwa in ein Gebiet des Rechts, sondern in sic Werkstatt des Richters, wenn er ihnen vorführt, wie er sich das Ideal der richterlichen Arbeit vorstellt, welche Schwierigkeiten sich aber dicker Arbeit entgecrenstellen, und welchen menschlichen Schwächen er in Gcrahr kommt, zu unterliegen, dann wird er ein lebhaftes Interesse inden." Das sind drei beherzigenswerte Vorschläge. * Die Reform der Telephongebühren. Ueber die bevorstehend« Neugestaltung der Telepbongebühren sind aus bayrischen Mattern allerlei Einzelheiten in die Presse übergegangen. Demgegen über sei bemerkt, daß eine einheitliche Gcbührentarifreform, ganz ab gesehen von betriebstechnischen Neuerungen, in engem Einvernehmen mit sämtlichen Bundesstaaten erfolgen muß, ebenso hat auch der Reichs tag mitzusprechen. Spruchreif ist die Reform zurzeit jedenfalls noch nickt, und es steht ganz dahin, ob sich eine Durchführung der Reform noch im lausenden Jahre ermöglichen lassen wird. * Zum Fall Tchriicr. Den »Münch. N. Nachr." wird aus Bon» gedrabitl: Der vom Kardinal Fischer gemaßregelte Professor Schröer hat vom Kardinal die Aufforderung erhalten, sich bei ihm persönlich zu rechtfertigen. Professor SÄröec hat abgelehnt, der Aufforderung des Kardinals Folge zu leisten. ' Ueber den neuen Nuntius in München plaudert im „Fränkischen Kurier" der altkatholische Pfarrer Pribyl, der mit ?. Fruhwirth zu- ammen sieben Jahre im Kloster in Wien verlebt hat. Danach erfreute ick der Mitarbeiter an der letzten Enzyklika keiner besonderen Beliebt heil bei seinen Untertanen. Als Provinzial handhabte er die Dis ziplin im Kloster mit mittelalterlicher Strenge; selbst zu Mitternachts mellen sahen sick die Mönche gezwungen. Eine seiner Hauptlehren war der Satz: „Vater, Mutter, Geschwister, Vaterland hätten für die Mönche aufgehört zn existieren, sic seien jetzt Dominikaner und nichts anderes." Zein intimster Freund war?. Denifle, der Todfeind Luthers und des gesamten Protestantismus. Die „A u g s b u r g e r P o st z e i tu n g" sieht denn auch der neuen Aera mit großem Entzücken entgegen. Sie gibt sNr. 246j neue Fingerzeige, wie am besten ans Ziel zu kommen sei cd denunziert die katholischen Theologen, die sich nicht stumm unter eren, sondern in den liberalen Blättern dafür Zeugnis ablegen, daß r Modernismus auch im deutschen Klerus seine Anhänger hat: ... „.Mit diesen Zuständen müsse unbedingt ausgeräumt werden; künftig he-.ßr es reinliche und unzweideutige Unterwerfung oder Aus- krut sus der Kirche! Wenn ?. Frühwirth in der Lage sein sollte, die Aktion der Bi'chöfe zu untersriitzen, dann würden cs alle Katholiken freudig begrüßen." Das kann also gut werden! * sächsischen "andtagoberichtc gehen — so so reitst man uns — tchon leit Men'chengedcnken den Abonnenten in einem Zustande zu, ver des Landtags und des ganzen Landes unwürdig ist. Es besteht namuch der Gebrauch, raß die einzelnen Lieferungen der Berichte, die manbmal aus 5, 6, 10, 20 kosen Bogen bestehen, ohne jeden Umschlag versandt werden. Der erste Bogen jeder Lieferung wird um vi« übrigen Bogen al« Umschlag herumgelegt! Nun werde» aber diese Berichte auf da« elendeste Holzpapier gedruckt. Ja ganz Sachsen ist wohl keine Zeitung, die auf so schlechtes Papier gedruckt würde! Die Folge davon ist, daß der al« Umschlag verwendete Textbogeu stet« am Rücken vollständig durchgerieben, ia oft sogar iu zwei Teile zerfetzt bei den Abonnenten ankommt. Sollen die Berichte eingebunden werden — und alle amtlichen Stellen müssen sie doch einbinden lassen —, so bat der Buchbinder keine liebe Not, diese zerfetzten Bogen wieder zusammenzutleben und da« Ganze in eine einiger maßen anständige Buchform zu dringen. Jedenfalls ist das eine so zeit raubende und mühevolle Arbeit, daß die Einbände stets teurer zu stehen kommen als der Inhalt. Es wäre dringend zu wünschen, daß die Mit glieder beider Kammern so schnell wie möglich diesem Zustand einmal ein Ende machten und darauf drängen, daß die LaudtagSberichte auf anständiges Papier gedruckt werden und daß der Mißbrauch abgeschafft werde, sie ohne Umschlag anSzugebeu. Die Mitglieder des Landtags müssen doch selbst ein Interesse daran haben, daß caS geschehe, denn rn dem Zustande, wie sie die Berichte jetzt erhalten, können sie sie doch nach Schluß de» Landtags nur als Müllbaufen mit nach Hause nehmen. * Rückgang des Personeuverkehrs. Man rechnet im preußischen Finanzministerium damit, daß infolge der durch die neue Steuer beding ten Abwanderung in die unteren Wagenklassen die Einnahmen aus dem Personenverkehr der preußischen Staatsbahnen .m lausenden Rechnungs jahr um mindestens 40 Millionen hinter dem Voranschlag zurückbleiben werden. Mag dieser Einnahmeausfall auch vielleicht zu einem Teil auf die ungünstige Witterung ver verflossenen Reisesaison zurückzuführen sein, so bleibt die Hauptursache doch sicher die Verteuerung des Verkehrs, die durch die Fahrkartensteuer herbeigeführt worden ist. Das kost spielige Experiment des Reichsschatzamtes müssen die Einzelstaaten bezahlen. k. Die Arnne« «n» «er «om»unalbienft. I» Charlottenburg wollen jetzt die kommunalen Behörden die Frauen immer mehr und mehr für die höheren Aemter des Kommunaldienstes beranziebcn. Nach einem soeben gefaßten Beschlüsse deS Magistrats soll die aus 21 Mit glieder» bestehende Armendirektion jetzt auch 3 stimmberechtigte Frauen in sich aufnehmen. Diele 3 Frauen sollen sein: die Leiterin der Ge schäftsstelle der Bereinigung der Wohltätigkeitsbestrebungen, Frau Stein, Frau Stadlrat Professor Dr Jastrow und Frau Stadlrat Weber. Die Stadt Frankfurt hat bekannilich als erste preußische Stabt Frauen zu Mitgliedern deS Waisen- unv Armenamts, das die Stelle der Charlotten burger Armendirektion einn'wmt, gewählt, nachdem andere nichtpreußische Städte bereits vorangegangen waren. Eine An ahl hervorragender Charlottenburger Stadtverordneter, darunter der Borsteber Juitizrat Rosenberg, haben den Magistrat ersucht, daß er eingehende Erwägungen anstelle» und der Stadtverordneten - Versammlung darüber berichten möge, ob eine weitergehende Heranziehung von Flauen zur städtischen Verwaltung auf den Gebieten der Weiblicken Erziehung und der WohnungSlürsorge möglich, zweckmäßig und durchführbar ist. * Kleine Nachrichten. Einem Telegramm aus Gmunden zufolge sind auS Biarriv äußerst beunruhigend lautende Meldungen über das Befinde» dec Prinzessin Friederike von Hannover eingetroffen. Infolgedessen hat der Herzog von Cumberland feinen Leibarzt nach Biarritz entsandt.— Dr. Theodor Barth, der freisinnige Polstiter, wirb fortan in der „Neuen Rundschau" <S. Fischer, Verlag) die politische Lage allmonatlich kritisch beleuchten unv damit wieder regelmäßig publizistisch tätig sein. Deutsche Ttslonren. * Aus Deutsch-Iüvwcstafrtka. Nach der gestern eingetroffenen „Deutsch-Südwestafrikani'chen Zeitung" ist der Landungöbetrieb an beiden Brücken in Lüeeritzbuchk am 5. Okwber eingestellt worden.— An der Spitze der sirr Sübwestasrika neu gebildeten Lanvespolizer wird als Inspekteur Major v. Heyvcbreck stehen, dem als Adjutant Leutnant Freytag zugeieilt ist. Der Inspektion ist unterstellt die Selbstsabrcrabteilung, deren Führer Leutnant Freytag ist. — Nach einer vom Farmer Krüger-AuboriS an das DistriktSamr Bethanien erstatteten Meldung wurde der in dortiger Gegend Wohnhafte Farmer Ludwig bei den Tirasbergen von Buschleuten angegriffen. Das HauS wurde rn Braud gesteckt. Vieh abzutreib n gelang den Angreifern aber nicht. Ludwig bat fönt Männer und drei Weiber erschossen und ei» Gewehr abgenommen. Die Truppenstaiion ChamiS ist zur Verfolgung aufgrdrochen. Sounadeud, 2. November 1907. Ausland. Oefterreich-Ungarrt. * Die Nationalitäten in Ungarn. Eine halbamtliche Mitteilung tritt den im Ausland« aufgetauchten Vorwürfen über die stiefmütterliche Behandlung der fremdsprachigen Nationalitäten entgegen. Es wird mittels authentischer Daten nachgewiesen, daß der Ackerbauminister Darünyi im vorigen Jahre 16000 Joch Ackerfeld an ruthenische Bauern unter großen Begünstigungen veräußerte. Eine solche Unterstützungs aktion ist auch für die überwiegend slovakischen Komitate Arva, Lipto, Treucsin, ebenso Saros und Zemplen in Aussickr genommen. Die Re gierung wende bedeutende Mittel auf. um den slovakischen Bewohnern dieses zurückgebliebenen Landstriches die Erwerbung von Land zu er möglichen und die Auswanderung hintanzuhalten. * Anr Tschechisierung ver LtaatSbahncn. Aus Bodenbach wird uns geschrieben: In diesigen deutschen Kreisen hat die Nachricht, daß für die durck die Pensionierung des Vorstandes, Herrn Moritz von Stteber, erledigte Ststions- vorslandSstelle in Bodenbach ein tschechischer Beamter in Aussicht genommen wird, außerordentliche Entrüstung hervorgerufen. Man verweist darauf, daß genügend qualifizierte Deulsche vorhanden sind. Die Ernennung eines Tschechen zum Stationsvorstand in Bodenbach würde die vollständige Tschechisierung der Staatsbahnstation und Staatsbahnwerksiätten bedeuten. Frankreich. * Pflege Ver spanischen Freundschaft. Während in einigen Zeitungen behauptet wird, Pröüdent Faltiärcs würde im Märt nach Spanien rei en. er- ktärte ter spanische Minister des Reicheren, Salazar, einein Mitarbeiter te-r » Petit Parisien", über einen Besuch des Präsidenten beim König sei zwar mehr fach gesprochen, doch sei nichts bestimmt, zumal das Datum noch nicht festgesetzt sei. Dagegen würden noch in diesem Iabre Elemenceau und Picquard Spanien besuchen, und auch Pichon werde einer Einladung nach Madrid folgen. * Tie Unglücksflotte. Die erste Versuchsfahrt des neuen französischen Panzerschiffs , VüritS", das in der Umgebung von Brest secks Ltunden manövnerrn sollte, wurde wegen eines Schadens on Veu Zylindern der Maschinen, die insgesamt 10 KOO Pferdeträste haben, schon nach einer Stunde eingestellt. * Gouvernement Madagaskar, Ter Gouverneur von Madagaskar Augagneur schlug der Regierung die Errichtung eines Gouvernements für Fra i- zösiich-Osiasrila vor, welches Madagaskar, Muniou, Mayotte und die Komoren umfassen soll. * Die Sozialisten. Der Nationalrat der sozialistischen Partei trat zusammen, um über wichtige Fragen zu beraten, die durch die jüngsten Vorfälle in der Partei hervorgeruten wurden. Mehr als 150 Delegierte aus allen Orten des Landes nehmen daran teil. Man erwartet, daß sich ziemlich lebhafte Debatten entspinnen werden. JaurSs, der sicu gegenwärtig in der Schweiz aufhält, wohnt der Versammlung nicht be? Schweiz. * Simplontunncl. Der Bundesrat beantragte in der Bundesver sammlung, in Uebereinstimmung mit dem Verwaltungsrat der Bundes- bahnen, daß der zweite Simplontunncl sofort cniszubciiicn und die Unter- nenmungsgesellschaft des Simplontunnels zur Ausführung auszu fordern sei. England. * Alottenbau. Die Admiralität hat den Bau eines neuen Linicnschissed, der im diesjährigen Buvgetvoranschlag enthalten ist, dessen Bau aöer mit Rück sicht auf die Friedenskonferenz ausnesckcben wurde, auf dem Wege des öffenttichen Mindenangebotes in Angriff genommen. Aha! * Tie Eisenbahnkrisis. Der Präsident des Handelsamts Lloyd George hatte eine Zusammenkunft mit dem Ausschuß der Eisenbahn direktoren. Der Präsident lud die Vertreter der Eisenbahnangesteliten ein, ihn Mittwoch nachmittag zu besuchen, da er ihnen dann vielleicht Vorschläge zu unterbreiten hätte. — Die Auszählung der Stimmzettel der Mitglieder der „Amalgamated Society of Nailway Servants" wurde beendet. Das Resultat ergab eine überwältigende Mehrheit zugunsten der Arbeitseinstellung für den Fall, daß die Forderungen auf_ An erkennung der Gewerkschaft nicht gewährt wird. Das Stimmenverhältnis war etwa 80000 für und 20 000 gegen den Streik. Nach Angabe der „Amalgamated Society" ist diese um viele tausend Mitglieder In der letzten Woche gewachsen, so daß die Gesamtzahl der Mitglieder 140000 betragen soll. Danach würden mindestens 40 000 Mitglieder sich der Abstimmung enthalten haben. Feuilleton. Aus neuen Briefen Laubes an Heine. Erne Sammlung von Heiue-Reliquien und -Handschriften, wie sie nrchr zum zweiten Male in Privatbesitz anzutreffcn sein dürfte, ist durch ccu bekannten Leipziger Geographen Professor Hans Meyer zusammen- zcorachk worden. Die Originale einer großen Anzahl Heinescher Briese, . arunter einige noch nicht veröffentlichte, zwei Handschriften des „Atta- lroll", Bruchstücke des Wintermärchens „Deutschland", noch unbekannte Fragmente der „Harzreise", die „Geständnisse", Hunderte von Briefen an Heine, darunter oie ganze Korrespondenz Laubes mit dem Dichter, sind hier vereinigt. Dazu kommen eine ganze Reih« anderer Gegen stände, die an den großen Lyriker gemahnen: das schöne Bronzerelief von David d'Angers, das Album seiner Frau Mathilde, seine hinter lassene Bibliothek. Auch der in den Briefen des Dichters so oft er wähnte Papa-Zei-fehlt nicht, sondern blickt ichön ausgestopft als ein melancholisches Sinnbild des Vergehens und Fortlebens hernieder. Das ergreifendste Stück aus dem Nachlaß aber ist die Totenmaske des Dichters. Sie ist ungemein ausdrucksvoll, wenn auch die seitwärts gebogene Nase schon auf die Veränderungen hindeutet, die das Gesicht nach dem Tode erfahren; aus den abgemagerten Zügen des kleinen Kopfes bricht die Qual der letzten Leidensjahre hervor, nicht minder deutlich wie aus den Lazarusliedern der „Matratzengruft". Die Verwertung und Veröffentlichung dieser Schätze ist dem ver dienten Heineforscher und Herausgeber der maßgebenden Ausgaben einer Werke, Professor Ernst Elster, anvertraut worden, der im neuesten Hefte der „Deutschen Rundschau" damit den Anfang macht, zunächst die Briefe Laubes an Heine zu publizieren. Eine lang jährige, bisweilen durch Verstimmungen getrübte, aber nie ganz er- lo'chcnc Freundschaft spiegelt sich in diesen Schreiben des jüngeren Schriftstellers, die vom Mai 1833 vis zum Dezember 1850 reichen. Voller Respekt und in tiefer Dankbarkeit wendet sich Laube als Herausgeber der „Zeitung für die elegante Welt" zunächst an den größeren und be rühmteren Kollegen, nm von ihm einen Beitrag zu erbitten. Allmählich wächst der klar und kraftvoll empfindende Schlesier aus der Abhängig, leit von Heine heraus; er tritt ibm selbständiger und gefestigter ent gegen; während seines Aufenthaltes in Paris treten sich die beiden Männer nahe, sie tauschen das brüderliche Dir, und in ergreifenden Worten gibt Laube seiner Anhänglichkeit und Verehrung für den Dichter des „Romanzero" Ausdruck. Dann tritt eine leise Entfremdung ein; die politischen Wandlungen Laubes geben Heine Anlaß zn bitteren Vor würfen, und eine Spannung entsteht zwilchen beiden, durch die Leit motive der Liebe und Treue nur noch leise verhallend hindurchklingen. Nur die erste Periode, die Zeit der unbedingten Anhängerschaft, beleuch ten die jetzt veröffentlichten Briefe. Laube fühlt sich als der getreue Schüler Heines, dessen in seinen epochemachenden Prosaschriften aus gedrückten Ideen er begeistert und wiederholend zustimmt. „Ich habe Sie schon 'o lang bewundert und geliebt/ beißt es am Schluß seines ersten Briefes, „daß die ersten Worte, welche ich an Sie selbst richten konnte, notwendig nach einer Art von Vertraulichkeit aussehen mußten, die Sie befremden könnte. Nehmen Sie mir also meine Liebe nicht übel und Sic vergeben mir dann auch das übrige." Ein andermal chreibt er am Ende eines Brieses: „Beim Ueberlesen sehe ich, daß das Ganze so lächerlich arrogant anssieht, daß es manchmal scheint, als hielte ich uns für ein paar gute Brüder, die gleiche Ansprüche aus Erb- icha't machten, bitte, streichen Sie das weg, und denken Sie daran, wie ich nur in der Hitze deS Gefechts die Subordination vergesse, wie ick mich artig bei ruhigem Blute bezeige. Nun, Sie verstehen mich w"5l und halten mich kür keinen Narren. Gott schütze Sie." Laube fühlt sich als das Mitglied einer Partei im geistigen Dent'chland, deren Qber- kauvt ihm Heine zu lein scheint; er glaubt daher, den abwesenden Dich ter verteidigen und für ibn eintrcten zu müssen; er gibt ihm von einer Notiz im „Freimütigen" Kunde, in der der Redakteur Willibald Alexis den Dichter Heine gegen den Politiker auslpielt Heine wird hier ziemlich entschieden für diejenigen in Anspruch genommen, die sich von der Partei der „Bewegung", von der jüngsten Literatur abwandte». Laube ist glücklich darüber, daß dem nicht lo ist. „Ich sage Ihnen Dank dafür," schreibt er und fährt offenherzig fort, „nie habe ich an Ihrem Genie, oft aber — gestatten Sie mir die Offenherzigkeit — an Ihrem Charakter gezweifelt; ich bin sehr froh, daß mich nicht der leiseste Zwei fel mehr plagt; ich weiß nicht, was mich seit einiger Zeit so sicher ge macht, aber ich wollte letzt auf Sie schwören; aber das weiß ich, was meinen Zweifel erregte und nährte. Von Berlin aus kam's, und Ihr Freund Willibald hatte den größten Anteil daran." In einer der vielen Verleumhungsgeschichten, die damals gegen Heine inszeniert wurden, steht der Herausgeber der „Zeitung für die elegante Welt" wacker für ihn ein, und er legt deshalb „soviel historische Wichtigkeit auf diese An gelegenheit, betont die deutsche Gesinnung Heines, weil „sich Angriff und Verteidigung nicht um eine persönliche Privatsache drehen. „Wo Sie mich brauchen können, brauchen Sie mich — jv suis toujours L vous, denn ich liebe Sie. Wir dürfen durchaus nicht saumselig darin sein, Ihren Ruf fleckenlos wie einen blanken Ritterschild zu erhalten, das deutsche Philistervolk stammt aus den Spinnstubcn, und Klatscherei ist ihm lieber als die Notwendigkeit zu achten und zu lieben. Man muß sie dazu zwingen. . . Wundern Sie sich auch nicht, daß ich so gewiß mächtig, großväterisch spreche; ich sehe durch den Erfolg, welche lange Waffe ich mir durch die Elegante geschmiedet habe, und ich schreibe viel, und komme ich auch nicht weit, — wenn mir die Kräfte fehlen — so weiß ich doch, wohin ich komme. — Sie sind mir dabei aber litterarisck von äußerster Wichtigkeit; ich schließe mich an niemand in Deutschland als an Sie, und Sie täuschen sich sehr, wenn Sie glauben, Menzel ge hört zu unserer Richtung, Menzel mit der ganzen lyrischen teutick allegorischen Sympathie, voll Rusticitaet. ohne allen plastischen Sinn für Formenschöne. Menzel ist bereits altmodisch; — es ist so schlimm, daß ich Sie nicht einmal sprechen kann, damit wir unsere Partei organi sieren könnten." Kurz, er fühlt sich als Heines einziger Schildknappe. „Wir müssen eine förmliche Partei machen und den Angriffen zuvor kommen. Mit feinem Spürsinn hat Laube hier die Angriffe vorauS- geahnt, die ein Jahr später Wolfgang Menzel gegen das berüchtigte „junge Deutschland" richtete. Er ist auch, wie sich aus den neuen Briefen deutlich ergibt, der erste gewesen, der den später soviel genannten Namen „daS junae Deutschland" für die Partei geprägt hat, die er ersehnte, ohne daß sie recht eigentlich bestand. Früher batte man die Widmung der 1835 er schienenen „Acsthetischen Feldzüge" von Wienbara für die Quelle dieses Schlagwortes gehalten, dann war der Name schon in einem Briese Gutzkows vom 2. November 1833 gefunden worden. Nun spricht aber Laube schon am 9. Mai 1833 von seiner neuen Novelle „La jeunc Allemagne", die dann im selben Jahre als erste Abteilung seines Werkes „DaS junge Europa" erschien. -U Theater und Aonzert. Leipzig, L November. Klavierabend von Anton Foerster. Es ist notwendig, ab und zu wieder einmal aus die Zusammenstellung der Programme zurückzu kommen, gerade jetzt, wo sich die Klavierabende zu häufen beginnen. Herr Anton Foerster hatte anerkennenswerterweise seine Vortrags- ordnung mit einem seltener auftauchenden Werke, den DrooU-Thema mit Variationen von Laver Scharwenkä, bereichert, ein Opus, das, ge haltvoller Art und belebt durch manche gute und überraschende musi kalische Einfälle, besonders auch dem Spieler schöne Gelegenheit gibt, sich künstlerisch nach verschiedenen Seiten zu betätigen. So durfte man dem Konzertgcber dankbar sein für diese Bekanntschaft. Aber ein Pianist von fo bedeutenden technischen Qualitäten wie Herr Foerster sollte den Mut haben, auch einmal andere Werke, als einige kleinere von Chopin, Schu manns b'is moll-Sonate und Beethovens 6ckur-Rondo zu spielen. Es sei hier nur erinnert an die Sonaten von Jensen, Grieg, Reger, d'Aibert, Rheinberger, an Werke der neueren französischen Schule u. a. Hieraus ließen sich noch sehr interessante Programme zusammenstellen und vor allem würde ein gutes, zur Nachfolge reizendes Beispiel damit gegeben. Sehr schön spielte gestern Herr Foerster die Chopinschen Sachen smehrere Etüden, je ein Notturno und eine Mazurka und die Polonäse-Fantasiel, alles mit poetischem Nachfühlen und besonderer liebevoller Behandlung der entzückenden Ornamentik. In Schumanns eigenartiger brs moU-Sonate war die Wiedergabe der Arie infolge subtiler Tvnbchandlung erfreulich; die anderen Sätze interpretierte einst ein Größerer — Alfred Reisenauer — in so unvergeßlicher Weise, daß das gestern Gegebene keinen Vergleich aushielt. Auch das Beethovensche Rondo erwies Herrn Foersters musikalischen Sinn aufs beste, wiewohl der Zwischensatz etwas überhastet erschien. Mit der vortrefflichen Re produktion von Schubert-Liszts „Auf dem Wasser zu singen" und Liszts Klavierkunststück, dem großen chromatischen Galopp, schloß der Künstler unter lebhaftem Beifall seinen dieswinterlichen Klavierabend ab. üuxvn Kegmit?.. Klaviervortrag von Frederic Horaee Clark. Neulich hat jemand, der im Komponisteneifer seine Lieder selbst interpretierte, sitzend gc- sungen, warum soll nun nicht einer kommen, der stehend Klavier spielt? Herr Frederic Horace Clark ist schon seit längerer Zeit in fachmusikalischen Kreisen für eine Art Reform des Klavierspiels eingc- treten, hat zu Zwecken der Propaganda auch mehrere Schriften verfaßt, deren eine den bescheidenen Titel „Liszts Offenbarung" trägt. Herr Clark spielt also stehend Klavier, und zwar „mit Klaviatur in der Schulterhöhe, um die Anwendung perpetuierlicher Bewegung au; Jmpulsquellen zu ermöglichen und die Zerstückelung jeder HandhaUuug, Fingerbewegung, Anschlagsart und Art des Fallens, Schwingens, Wer sens, Vibrierens usw. zu verhindern". Man fürchte nicht, daß ich in dem Tone dieses soeben zitierten Satzes fortfahre, es soll hier auch nicht von andern klavicrmethodischen Streitfragen und den dafür und dawider Kämpfenden, nickt von Deppe-Caland, Breithanpt u. a., weiter die Rede sein. Dergleichen gehört in Fachblätter, langweilt schon da manchmal. Aber kurz beschrieben sei die Position des Clarkschen Flügels. Er steht aus Sockeln, deren jeder etwa einen Meter Höhe hat, und das Pedal schwebt somit in der Lust. Es ist verkettet mit einem Brett, dessen vorderer beweglicher Teil von dem rechten Fuße des Spielers auf- uuo niedergetreten wird. Das Dämpfpedal zu benutzen und uns oovcia zu spielen, ist so, wie Herr Clark zurzeit Pedal und Trittbrett verbunden hat, unmöglich. Mit hochgehobenen langgestreckten Armen berührt nun der Spieler die Tasten. Herr Clark meint, daß dadurch vollendetste Leichtigkeit erreicht wird. Ich glaube es nicht, kann auch nicht finden, daß sein Prinzip wissenschaftlich zu stützen sei. Sein eigenes Spiel ist übrigens ein schlechter Beweis für seine Lehre. Wie holprig klang das meiste, wie ungelenk formt er Melismen, wie entsetzlich steif ist sein Triller, wie armselig die Tongebung. Noch bedenklicher ober war an Herrn Clarks Leistungen die spezifisch musikalische Seite, und wenn be reits sein trockne« und zerfasertes Bachspiel beanstandet werden mußte, so wurde es dann noch schlimmer in Lisztschen Stücken. Wie die Lckur- Polonäse zur Erscheinung kam und wie der heilige Franziskus den Vöglein predigte, daS bedeutete nicht nur keine „Offenbarung", sondern geradezu eine Mißhandlung Liszts. Eine feinere, ja, nur eine präzise Pedalverwendung ist bei Ker Clarkschen Hochstellung des Flügels wob! überhaupt ausgeschlossen. So poesielos^ willkürlich und unklar gestaltend hätten aber deS Spielers Finger nicht zu verfahren brauchen, selbst wenn die Verwirklichung von Clarks Idee mehr eine Erschwerung als eine Erleichterung des Klaviermusizierens darstellt. kolix ^Vllkkarockt. * * Kleine Thrvntk. Ecke Expedition nack Süd-Afrika, dir fick die Er- iorlckuna des im Aussterbrn beqritsenen BolkSstammes der Buschmänner in ter Wüste Kalabari zur Hauptaukgabe gestellt tat, bereitet der Wiener Foricker Dr. Rudolf Porch vor, der sich schon bei der Expedition zur Eriorickung ter Pest »ad bet der Anthropologischen Forschuna-reise in Neu-Guinra aroße Verdienste erworben. Er wird von der Wiener Akademie der Wissen schaften einen Zuschuß von 25 (XX) Kronen erhallen dir deutsche, eng- lifche und portugiesische Regierung haben ibm Empieblongen zur Ver fügung gestellt. Dr. Porch wirb wie bei seinen Reisen in Neu-Guinea de» Pkonogrovdrn ausgiebig verwerten und die Sprocke ter Bu'ch- männer, sowie ibrr sehr wertvollen Gesänge vboaogravhiich au'ncbmen. — Im Berlage von A. Haase, Prag, wird vom I. Januar 1908 ab eine neue technische Zeitschrift „Rund sch au für Technik und Wirtschaft'unterLeitungdes Ina. Älfted Birk von der deutsch,» technischen Hochschule in Prag erscheinen. Pros. Birk ist von der Herausgabe der Zeitschrift „Eisenbahn und Industrie" zurückgetreten. So * stehenden eiten noö freundlick Foiae cu standigun über dat Gruppen der Sicg Provinz, als die feiern, di Bewohne russischen Veransta *T -weifeili Kreisen folgende Lande „Trewo Kriegsfl Zivi lag i der Koi mundet den Has teidlgun Schützer eben fall Zusällic Torpcdc und wa sofort v Getötet der Kap sind fest jäger „L wurden beiger , * R nungen t haben u getragen. 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