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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 02.11.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-11-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19071102014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907110201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907110201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-11
- Tag1907-11-02
- Monat1907-11
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Rußland. * Parteikonferenzen. Zahlreiche gieichsdumamitalirder der rechts, stehenden Parteien, auch die dem ,,Verband vom 30. Ollobrr" angebärigeu, eilen nach Petersburg, um dem Ruf des „Bereinigten Komitees der regierungs freundlichen Elemente", sowie dem Zentralkomitee des „OllobervrrbandrS" Folge cu leisten. Es handelt sich um eine Aussprache und eine eventuelle Ver ständigung Mischen den monarchistischen Organilationeii und den „Oklobrinen" über das Borgeden in der butten Reichsduma. Auch die oppositionellen Gruppen beabsichtigen, gemeinsame Konser.nzen zu veranstalte«. * Liegrsjubel. Aus verschiedenen Teilen Rüglands wird gemeldet, daß der Sieg der rechtsstehenden Parteien von der Bevölkerung, zumal in der Provinz, sebr absäll g beurteilt wird. Die Mißstimmung wächst um so mehr, als die -renkt onaren recht-siehenden Elemenle den jetzigen Lieg in e ner Weiie seiern, die bei d>u nach einem Friede» und ruhigem Leben strebenden friedlichen Bewohnern Rußlands nur Befürchtungen Helvorrusen kann, zumal auch die russischen Behörden in der Provinz und au, dem flachen Lande die feierlichen Beranstaitungen der siegreichen Parteien tatkräftig unterstützen. * Der Aufruhr von Wladiwostok. Tie Meuterei in Wladiwostok hat zweifellos politischen Charakter: Sozialrevolutionäre aus bürgerlichen Kreisen haben das Militär aufaestachelt. Cs werden nachträglich roch folgende Einzelheiten bekannt: Während die Minenkompagnie au, dem Lande meuterte, befanden sich auf der Reede die Torpedoläger „Trewoshny", „Scrdrty" und „Skory". Sie hißten sämtlich statt der Kricgsslagge rote Fahnen auf, ollen voran der „Skory", auf dem sich auch Zivilagitaioren befanden. Auf dem „Skory" begann der Kamps, wobei der Kommandant, Leutnant Stör, getötet und mehrere Offiziere ver wundet wurden. Der „Slory" eröffnete ein fürchterliches Feuer gegen den Hasen und di; Stadt Wladiwostok. An der Küste nahmen >ur Vcr. teidigung die Maschinengewehrkompagnie vom zeynien und elften Schühenregiment Ausstellung. Das Kanonenboot „Mandschur" feuerte ebenfalls auf die Meuterer. Viele Magazine in der Stadt sind zerstört. Zufällig auf den Straßen befindliche Leute wurden verwunde». Der Torpedvjöger „Trewoshny" fuhr unter roter Flagge zur Kohlenstation und warf dort vier Agitatoren und einen Artilleristen über Bord, die sofort verhaftet wurden. Darauf trat Ruhe auf dem „Trewoshny" ein. Getötet wurde der Kapitän zweiten Ranges Kurosch, schwer verwundet der Kapitän zweiten Ranges Balk und der Leutnant Juchnewitsch, ferner sind sechs Untcrmilitärs tot und sechs schwer verwundet. Der Torpedo säger „Skory" ist durch Kesselexplosion vollständig vernichtet. 82 Meuterer wurden verhaftet. Eine strenge Untersuchung ist durch General Unter- berger eingeleitet worden. * Raubet Wesen tm Valtenland. Die verhältnismäßig milden Anord nungen des „lib ralen" baltischen Generalgouverneurs Baron Möller-Zakomelskij haben «war schon lehr viel zur Beruhigung in den balitzchen Provinzen bei getragen, indessen tritt in den Ost>eeprovinzen zumal in Kurland wo das strenge Regime des früheren Generalaouverneure Böckmann gar oit die Leidenschaften enitachte, noch immer eine verhängnisvolle E>!cheiniing zutage in Gestalt eines ,rechen Rä»berunw>lens .Las leider so Kalo nichi zu unteidrucken sein wird. Bon Len revoluiionäien Bonden, die durch unermüdlich »nergi'ches und milunter sehr rtqoroies Borgeben der russiichen Strafervediliouen zersplittert worden sind, haben kleinere Abteilungen in den Wäldern und sonstigen Sl lupswinkeln Unterkunft gefunden, von wo aus sie, die den gefürchteten Namen ..Bald brüder ' trauen, Raub üge unternehmen. Es vergeht auch jetzt seilen ein Taa, daß der Ortsbehörde nicht ein oder gar mehrere Raubanfälle oder Erpressungen gemelkt werben. Da die Räuberbanden not der betreffenden Gegend auf das genaueste vertraut sind und die finanzielle Laae der Ortsbevölkerung kennen, so arbeiten sie erfolgreich und entlchlüpsen ungestraft. Wie sehr sich das Räuber- unweten noch immer gellend macht geht u. a. auch daraus hervor, daß die zu einer Razzia in die in der Nähe der Städte gelegenen Wälder hinauegeschickten Truppena teilungen schon öfters zahlreiche mollig einger chlete Hüllen sanden und bereits zahlreiche Räubernrster ausgeboben Koben. Die Ortsbevölkerung kennt in den meisten Fällen den Unterschlupf der Räuber, fürchtet sich aber, diesen der Betöide anzugeben, da die Banciten unverzü stich blutige Rache nehmen wie d,e kriegsgerichtlichen Entscheidungen der letzten Zeit zur Genüge bewiesen haben. Türkei. * Tie Verwaltung Hilmt Paschas. Die „Politische Korretvondenz' meldet nus Saloniki: Im Verlaufe ter periodischen Ber il'un ien des ma edoni- schen Reformgebietes, cie die beiden Zivstageuten gemeinsam mit Hilmi Pascha in letzter Zeit unternahmen, eroab sich baß gegen die neuen durch Hstmi P-fva einge'ükrteg Ksipzakam.e von der christlichen Bevölkerung io gut wie keine/Klagen vorgeoracht wurden. Die gleiche Tatsache läßt sich von den üb« men Teilen des Rc'ormgebieles und allen von Hilmi Pascha neu eingesührlen Bezirks- Vorstehern ststsrrllen. Marokko. * Ter Schatz. Der Berichterstatter des , Matin" meldet aus Marrakesch, daß die Zusammenkunft des französstchen Gesandten Regnault mit dem §ul>an Abdul A iz ten größten Zorn des Gegewultans Muley Hofib dervorgeiufen habe, La er nunmehr über eugt se>, daß Frankreich auf Seiten Abdul Aziz stehe. Muley Hofid rüste eitrig zum Kample, er verfüge über ansehnliche Geldmittel, da er in seinem Palaste einen großen Goldschatz gesunden kabe, der viele Millionen betrage; jedenfalls sei in der S adt eine außer- ordenilich große Menge spanischer. En'« des achtzehnten Jahrhunderts geprägter Goldnücke im Umlauf. Der Berichterstatter spricht zum Schluffe die Befürchtung auS. daß Marrakesch ähnlich wie Casablanca binnen kurzem von räuberischen Bergstömmen überfallen und geplündert werde. Biele jüdische Familien flüchten in die Hafenstädte. Vermischtes. Eine spanische Allerseelen feier. In dem spanischen Städtchen Vitigudino hat sich eine seltsame und ungewöhnlich stimmungsvolle Feier zu Ehren der Tote» am Allerseelentage erhalten. Früher fand sie jedes Jahr statt, während sie jetzt nur noch ab und zu veranstaltet wird. Es nennt sich diese Feier „In ckruroion ckel ruoro". Des Nach mittags begibt sich der Ortspsarrer im Chorrockc, begleitet vom Bürger meister und der ganzen Bevölkerung, zu dem Grundherrn. Vorauf schreitet ihnen ein junger Mann, der einen geschmückten Stab trägt, so wie acht junge Mädchen, die zu zweien gehen und Reifen tragen, die mit Blumen und Bändern geziert sind. Der Grundherr nimmt zwischen dem Bürgermeister und dem Pfarrer Aufstellung, und nun bewegt sich der Zug zur Kirche des Oertchcns, die, klein und armselig, einer Scheune gleicht. Hier beginnt nun der eigentümlichste Teil der Feier. . in die jungen Mädchen stimmen jetzt in düsterem Tone ein Klagelied an, das etwa also beginnt: „Aus dem Hause der Muhme Johanna sind wir gekommen, acht junge Mädchen, und Lilien pflückend werden wir alle in den Himmel eingeben. Fürchte sich keiner! Denn die geweihten Seelen werden uns zu Hilfe kommen. Mit Gottes Gnade kommen wir an die Pforten dieser Kirche; wir bitten ihn um Erlaubnis, einzutreten." Die Kirche ist geschloffen, der Zug macht Halt, der junge Mann mit dem Stabe drückt in poetischer Form den Wunsch des Volkes ans, für die Toten zu beten, deren Seelen, wie er sagt, dieses Augenblicks warten: Tie Pforten werden geöffnet, die Menge strömt ein. Alle Fenster der Kirche sind schwarz verhängt und es herrscht in ihr ein vollkommenes Dunkel; nur in der Mitte ist der Katafalk sichtbar, der von brennenden Kerzen umgeben ist und aus dem man einen Schädel und dürres Toten gebein sieht. Um ihn gruppieren sich die Mädchen und der Stabträger, und wechselweise singen sie nur Lieder, die von den Leiden der Seelen handeln, die Gott noch nicht Genüge getan haben. Für sie flehen sie den Anteil der Lebenden an und beklagen die Ungewißheit, in der sie ihre Liebsten zurücklaffen: „Ihr, die ihr von meinem Alter seid, woran denken wir, ihr Jünglinge und Mädchen? Unsere zarte Haut zu be- wahren, uns schön zu kleiden, Knoten in die Bänder Ku knüpfen! O du Körper, der du, und seiest du doch so gut hergerichtet, einem Steine gleich, plötzlich hinabsinken kannst!" Endlich tritt, als die letzte in der Reih«, eine Waise dicht an den Katafalk heran, ergreift den Schädel und die Totenknochen, hebt sie über ihren Kaps empor und wandelt so durch die dunkle Kirche, indem sie singt: „Wem gehörten diese gebleichten Gebeine? Einem Arbeiter oder einem Hirten? Einem, der viele Freunde unter uns hatte? Vielleicht sind sie selbst hier, denen er Ahne, Bruder, Oheim oder Vetter war? Wacker war er und wir denken seiner nicht mehr; er war aut und wir haben ibn vergessen. Armer alter Landsmann, wer warst du?" Unter diesen Worten hat sich wieder dem Katafalk genähert. Seufzer ertönen. Einen Augenblick betrachtet sie den Schädel in ihrer Hand; dann küßt sie ihn auf die weißen Zähne, indem sie fortsährt: „Vielleicht bist du mein Vater gewesen!" Und dann legt sie den Schädel auf den Katafalk zurück. — Merkwürdige Mischung von einem fast nüchternen Realismus und ein^ herben Poesie in . Zer Feier! Man glaubt ein Bild der spanischen Schule zu sehen, denen ja diese Mischung eigen war. Di« Zerstörung von Karatag. Aus Petersburg wird gemeldet: Auf Anfragen an mehrere zentralastatische Korrespondenten über die Katastrophe in der bucharischen Stadt Karatag gingen widersprechende Meldungen ein. AuS Samarkand wird gerüchtweise gemeldet, Karatag und die benachbarten Winter st ätten der Nomaden seien zerstört. Di- Zahl der Opfer wird verschieden angegeben, einige Meldungen geben 400 und 500, andere 1200 und sogar 15 000 Tote an. Eine Depesche aus Neubuchara berichtet, daß 600 Höfe zerstört und 200 Personen umgekommen seien, und daß der Emir mit dem Leben davon gekommen ist und der Bevölkerung Hilfe gesandt habe. In Samarkand dauern die Bodenschwankungen fort. Backsischchcns Hochzeit. In Neapel hat vor, dem Standesamt eine Trauung stattgefunden, die sogar für einen gelegneren Himmels- strich etwas sonderbar war. Der Standesbeamte traute nämlich den fünfzehnjährigen Jungen Celestino Giordano mit der noch nicht ganz dreizehniährigen Giulia Nappi. Ein königliches Dekret hatte — da Fräulein Giulia sich bereits Mutter fühlte — die vom Gesetz eigentlich noch nicht erlaubte Ehe des Miniaturpaares möglich gemacht. Sein „Jawort" kleidete das Backfischlein in die emphatischen Worte: „Ja, und zwar mit dem denkbar größten Vergnügen!', worauf die gesamte Hochzeitsversammlung samt dem Standesbeamten in stürmische Heiter- leit ausbrach. Der junge Ehemann ist trotz seiner fünftehn Jahre ein gewandter Geschäftsreisender, der den in Neapel zur Gründung einer Familie nötigen Teller Makkaroni aus eigener Kraft verdient. Verlaine und der Richter. In Belgien und Frankreich erinnert man sich jetzt anläßlich des eben zu Ende gegangenen Sensationsprozesses in Deutschland einer traurigen und dunklen Affäre im Leben Verlaines. Es war vor 34 Jahren, im Juli 1873, als Verlaine sich — nicht wegen eines literarischen Vergehens — vor den Brüsseler Richtern zu verant worten hatte. Noch einigen Gläsern Absinth und einem Streite mit seinem Freunde Rimbaud gab Paul Verlaine auf den Genossen einen Schuß ab, der ihn verwundete. Der Dichter wird verfolgt, es wird ihm der Prozeß gemacht. In der Verhandlung hält der Richter dem jähzornigen Poeten eine eindringliche Rede und sagte schließlich in belgischem Fran zösisch: „Angeklagter, Sie sind ein Sodomist, was haben Sie zu Ihrer Verteidigung zu erwidern?" „Herr Präsident," erwiderte darauf Ver- laine mit sanfter Stimme, „man sagt nicht „Sodomist", sondern man sagt „Sodomlt" ..." Französischer Humor. Ratschlag. Ein Skeptiker gibt folgenden Rat: „Wenn dich icmand in der Nacht angreifen sollte, so rufe nur ia nicht „Zur Hilfe! Ein Mörder!", denn, wenn du das tötest, käme nie mand. Rufe anstatt dessen: „Feuer! Feuer!" und sofort wird alle Welt aus ihren Häusern stürzen." — Heirat aus Haß. „Das ist also keine Liebesheirat?" „Gott bewahre . . . Das ist eine Heirat aus Haß." „Wieso? Das verstehe ich nicht?" „Ganz einfach. Sie hat sich ver- heiratet weil sie es haßte, alte Jungfer zu werden, und er, weil er die Armut verabscheute." — Vorläufig. „Und was wollen Sie Ihren Sohn werden laffen, gnädige Frau?" „Ein Violinsvieler soll er werden." „Und bei wem nimmt er Stunden?" „O, soweit sind wir noch lange nicht. Vorläufig begnügen wir uns damit, ihm die Haare lang wachsn zu lassen." — Tragik des Junggesellen. „Was ist das Unangenehmste im Leben eines Junggesellen?" „Das hängt ganz davon ab Bald ist es die Frau und bald der Ehemann " — Bor Gericht. „Ihr Berus?" „Künstler." „In was?" „Holzwurmkünstler." „Was ist das?" „Ich arbeite bei einem Antiquar . . . und imitiere da die kleinen Löcher, die die Würmer in das alte Mobiliar zu fressen pflegen." Letzte Lsknlnachvichten. Das Wohliätigkeitsfest zum Beste« der Deutschen Peusions- und Sterbekassc für Chormitgfteder, das vom Chorpersonal unseres,Stadt theaters heute im Zentraltheater veranstaltet wurde, nahm den üblichen freundlichen Verlauf. Die alten Freunde und Freundinnen unseres Chorpersonals waren auch diesmal erschienen, um ihr Scherflein beizu tragen, räumtenschnell mit der Tombola auf. riskierten auch wohl einen Schuß in der Schießbude und einen Walzer auf dem Parkett. Das eigentliche Festprogramm mußte sich allerdings eine ziemlich kräftige Umänderung gefallen lassen, wie das nun einmal ist, wenn auf den Wonnemond die Winterstürme folgen. Fräulein Urbaczek, Herr Urlus und selbst Herr Kunze hatten wegen Unpäßlichkeit abgesagt und über ließen es ihren Kollegen und Kolleginnen Rapp, Soomer, Grünow, Fladnitzer und Eichyolz, das Repertoire zu be streiten. Das geschah nun allerdings in liebenswürdigster Weise nicht bloß nach der gesanglichen Seite hin, sondern Frl. Dalldorf und Herr Oberregiffeur v. Wymötal erfreuten außerdem noch durch präch- tige Deklamationen. Namentlich unser Opernregisseur wurde als — Deklaktatckr durch lauNn Beifall ausgezeichnet, den er allerdings reichlich verdient hat. Nicht zu vergessen unser Franz Groß, der in ckwfter-'Lvune und mft- voller Stimme Couplets und Klapphornvers» uortrug. Bon choristischen Darbietungen gab es unter Leitung der Ballettmeisterin Frl. Strengsmann ein Ballettdivertissement mit Frl. Irma Schäfer als „Petite Coquette" und ferner neapolitanische Volksszenen „Unter blauem Himmel", die vom gesamten Chorpersonal bestritten wurden. Der Mandolinenklub „Silvestri" mit Herrn Gregorio Scalzo an der Spitze griff hier mit echt italienischen Weifen unterstützend ein. Herr Karl Below hatte ein Auxeto» Trombophon zur Verfügung gestellt, das Lieder der besten Tenöre der Jetztzeit zum Besten gab. In die musikalische Leitung teilten sich in aufopferndster Weise die Herren Kapellmeister Conrad, Find- eisen und Krause. Das Orchester stellte die Kapelle des Alten Theaters. Das Arrangement des ganzen Festes lag in den bewährten Händen der Herren Schröder, Zöbisch und Schäfer. Letzte Depeschen und Fernsprechineldungen. Zum Moltke-Harden-Prozeß. * Berlin, 1. November. (Eigene Drahtmeldung.j Gegen daS Schöffengerichtsurteil vom 29. Oktober in dem Prozeß Moltke-Harden ging gestern den Behörden die Berufungsschrift des Privatklägers zu. -- Esscu, 1. November. (Eigene Drahtmeldung.j Dem Moltke- Harden-Prozeß werden, wie die „Nhein.-Wests. Ztg." erfährt, voraus sichtlich drei weitere Prozesse folgen. Auf Grund der im Plädoyer ge machten neuen beleidigenden Behauptungen Hardens und seines Ver teidigers wird Fürst Eulenburg gegen Justizrat Bernstein und gegen Harden die Beleidigungsklage einbringen. Auch Graf Moltke beab sichtigt, aus die Beleidigungen im Plädoyer des Justizrats Bernstein mit der Beleidigungsklage gegen letzteren zu antworten. Aus Marokko. * Paris, 1. November. (Eigene Drahtmeldung.) Wie aus Mazagau vom 29. Oktober gemeldet wird, laufen dort Gerüchte um, nach denen die Europäer in Mogador aus Sorge um ihre Sicherheit auf dem französischen Konsulate Zuflucht gesucht haben. Die Gerüchte scheinen aber jeder Grundlage zu entbehren. Znr englischen Eiseubahnkrisis. XV London, 1. November. (Eigene Drahtmeldung.j Nach fünf stündiger Beratung erklärte sich das beratende Komitee des Verbandes der Eisenbahnangestellten dahin, daß mit Rücksicht auf die Weigerung der Eisenbahngcsellschaften, mit den Vertretern des Verbandes zu sammenzukommen, nichts anderes übrig bliebe, als das Mandat der Mitglieder so auszusühren, wie es sich nach dem Ergebnis der Ab stimmung erweisen würde, und dem Exekutivkomitee des Verbandes zu empfehlen, für den gesamten Eisenbahndienst im Königreich Streikzettel auszugeben. Bell, der Sekretär deS Verbandes, sagte in einer Unter- redung, die Streikzettel würden in gleicher Weise an die Unionisten und Nichtunionisten ausgegeben werden. Finnischer Landtag. XV HelsingforS, 1. November. (Eigene Drahtmeldung.j Der Landtag nahm einen Gesetzentwurf, durch den der Verkehr nut Spiri tuosen eingeschränkt wird, an. Aus diesem Anlaß waren das Studenten heim und zahlreiche Gebäude illuminiert. Petersburger Dnmawahlen. XV Petersburg, 1. November. (Eigene Drahtmeldung.j Dos Endergebnis der Wahlen zur Duma in Petersburg steht nunmehr fest: Von den 6 Kandidaten baden nur 2 absolute Stimmenmehrheit er halten, nämlich ein Oktobrist und der Führer der Kadettenpartei Miljukow. Die Stichwahlen finden am 17. November statt. Kampf mit Revolutionäre». — Warschau. 1. November. (Eigene Drahtmeldung.j Heute mittag überraschte die Polizei 15 auf offener Straße beratschlagende Revolu tionäre, welche ln die umliegenden Häujer flüchteten, nachdem sie zwei Polizisten und zwei Soldaten getötet harten. Militär besetzte die gegenüberliegenden Häuser und beschoß von hier aus die Verstecke der Revolutionäre, wobei 32 Personen schwer verwundet wurden. Einer der Revolutionäre erschoß sich, während die anderen von den Haus bewohnern gezwungen wurden, sich zu ergeben. Es entspann sich ein zweistündiger Kamvf. Hundert Personen wurden verhaftet. Die ueue Skopschtina. * Cetiuje, 1 November. (Eigene Drahtmeldung.j Alle gestern zur Skupschtina gewählten Abgeordneten gehören dee Regierungspartei an. Alle Minister sind gewählt worden. Uebersälle durch bulgarisch« Bandeu. XV Athen, 1. November. (Eigene Drahtmeldung.j Aus Saloniki wird berichtet, daß die Lage sich immer ernster gestaltet. So griff am 18, Oktober eine bulgarische Bande das griechische Dorf Anastasia im Distrikt Sihna an. Die Bulgaren ermordeten den Dorfältesten und zwei Bauern und verwundeten zwei Frauen und zwei Sinder. Eine andere bulgarische Bande hatte in einem mohamedaniscben Torfe im Distrikt Senes zwei Feldhüter verwundet und einen Dorfbewohner ge tötet, wohingegen die Mohamedaner vier Bulgaren ermordeten. Tie Beunruhigung der Bevölkerung infolge der Greueltaten der bulgarischen Banden nimmt zu. S Feuer während eines Wohltätigkeitssestes. 8. Zittau, 1. November. (Privattelegramm.j Eine furchtbare Panik entstand heute abend bei dem unter dem Protektorate der Frar Oberbürgermeisterin Oertel stattaefnndenen Wobltätigkeitsfest in den hiesigen Sonnensälen. Als etwa 500 Menschen versammelt waren, brach in dem reich dekorierten Saal Feuer aus. Alles flüchtete dem einzigen Hauptausgange zu, der schnell versackte. Nur dem energischen Ein treten mehrerer Männer ist es zu danken, daß unabsehbares Unglück verhütet wurde. Die Sonnensäle stehen in Flammen und dürften ganz zerstört werben. Zwei Feuerwehrleute sind schwer verunglückt. Das Eisenbahnunglück ans der Brohltalbahn. * Köln, 1. November. (Eigene Drahtmeldung.j Zu dem Eisen bahnunglück auf der Brohltalbahn wird weiter gemeldet: Tie Ent gleisung scheint auf Versagen der Bremse im Viadukt oder auf ein ab gebröckeltes Eisenstück, das man zwischen den Gleisen fand, zurückzu- führen zu sein. Der Zug, der aus der Lokomotive und 12 Wagen, vor- nehmlich Güterwagen, bestand, stürzte die 25 Meter hohe Böschung hin ab. Ein Tagelöhner sprang ab und brach beide Beine. Beim Absturz kam ein Personenwagen unter einen Güterwagen zu liegen und wurde zermalmt. Die Insassen sanden den Tod oder wurden schwer verletzt. Einige retteten sich durch Abspringen und kamen mit leichteren Ver letzungen davon. Tot sind: Zugführer Weber aus Kempenich, Ingenieur Mipping aus Coblenz, ein auf der Reise nach der Heimat befindlicher Italiener und der Kartosfelhändler Grah aus Heimersheim. Seinen Verletzungen erlag heute ein Reisender Oel aus Andernach. Schwer verletzt ist der Reisende Wachbuch aus Mainz, Zimmermeister Adam aus Niedergiffen, sein Bruder, ein Zimmermeister aus Düsseldorf, Steinbruchbesitzer Junker aus Burgbrohl, eine Lehrerin aus Koblenz, ein Förster aus Kempenich, Weinhändler Mies aus Ahrweiler, ein Lehrer aus Handcbach und ein Monteur aus Köln. Das Personal der Lokomotive rettete sich durch Abspringen. Auf der Unfallstelle fand sich beute früh der Landrat von Ahrweiler ein. Ringkampfkonkurrenz in München. 8". München, 1. November. (Privattelegramm.j In der ein monatigen internationalen Ringkampskonkurrenz in den Blumensälen um die Meisterschaft von Bayern (Preis: goldener Gürtel im Werte von 2000 F und 4000 .K bars siegte Weltmeister P e d e r s e'n -Däne mark; zweiter wurde Aimable de la Calmette-Jrankreich, dritter Hitzler- München, vierter Madralli-Armcnien. Zum Unglück von Karatag. ig? Petersburg, 1. November. (Eigene Drahtmeldung.j Ueber die Katastrophe von Karatag sind weitere Meldungen eingegangen: Aus Kokan wird berichtet, daß in der Stadt Karatag am 20. Oktober zwei Drittel der Bevölkerung, etwa 2500 Menschen, umgekommen sind, und daß sich im Erdboden bedeutende Nisse gebildet haben. Aus Taschkent kommt die Nachricht, drei kurz aufeinanderfolgende Erdstöße hätten am^ 20. Oktober morgens einen Bergrutsch verursacht, der Karatag ver-* schüttet-hätte. Die Stadt hatte 5000 Einwohner. . . . Letzte HLNidelsncrchriehten. ir. Berlin, 1. November. (Privattelegramm.) In der Generalversammlung der City - Akticnbaugcsellichast in Berlin wurde nach vierstündiger, zum Teil sehr erregter Debatte der Antrag, den Aussichtsrat zur Klageerhebung gegen tue frühere Verwal tung zu ermächtigen, vertagt; ebenso wurden die Anträge vertagt, die von der finanziellen Reorganisation der Gesellschaft handeln. * Havre, 1. November. Feiertag. * London, 1. November, 5 Uhr. Kupfer fest. Tagesumsatz 1800 t, Lstrl. 67, 3 Monate Lstrl. 65, Maklerschlußpreis Lstrl. 66 bis Lstrl. 67, best selected Lstrl. 70, elektrol. Lstrl. 69, zweiter Hand strong sheets Lstrl. 82. Zinn stetig, Tagesumsatz 400 t, Straits Lstrl. 146/10, 3 Monate Lstrl. 148, englisches Lstrl. 149/10. Blei stetig, spanisches Lstrl. 18/10, englisches Lstrl. 18/15. Zink fest, gewöhnliche Marken Lstrl. 27/2/6, besondere Marken Lstrl. W/2/6, gewalztes deutsches Lstrl. 22/12/6. Quecksilber Lstrl. 8/5. New Porter Fonvsbörir am 1 November. ^Schlußkvr^rO deute vorder s deute vorder Betd-Durleven 24 Stunden — 20 Miss.,n»ni.a.tei.com Sdar. 24-l. 451. 24 do. ZinSrale lür eyie Dar- N. I itentr. L Hubion-Rw. 451. «ehcn de» Doge« 6 5 N. B., Ontario ans Weuern 24'i. 28". Wechsel a. London L.TranSi Wechsel aut London ML S. 483 50 48650 Nor«. andWeilern cvin.Shar. 63 b2^» 4M.50 nom Northern Sccurti. Share« do Part« Stau b1S>!« 514°l. Nortbei-n Nactfic Bond« 1^1. 74'. 67 do. Berlin Sicht 44' „ 58-i," Uennimvama lOb"« Silber per lline 54 Vdilav. and Read..com.Ddar. 74-» Atchts., Dop. a.S.F« conuTb. 74 75 do. l preierred 70 70 do. vreierrcd 84 841, Southern Ra.lw. com.Shar 13 121. Baltimore and Oht, 80^ 74'» do. preicrred 37 36 661. Banadian Pactttc 150 >:« 2?»l. 144 Southern Pacistc 661. 108 Lhelapeakc and Ohio 27-"« Union Pacistc com. Share« 108 'l. Lytcaao, MUw. and St. Pani 1001. 1Y01» do. »reierred 78 do. terminal prcterred 15 Wadalv pieierred 14 Denver Ri» Brande prei. 54 Anaeonda Lnppcr 33'i- 33':^ Lrte Ratlroad com. Share- 171» 18 Unit. St. Steel Corp.com.TH. 23-1. 23>« do. l preicrred 28'. 381- do. preicrred 831» 821» Jlltnoi« Lentrai Loutsville ond Nashville 12'1. 120 tenncisce Loal Si Aron 134 134 44 44 Amolnamaied Vorwer 49^? 51 Tendenz. Bei äußerst eingeengter Geschäftstätigkeit nahm die Börse heute einen ruhigen Verlaus. Während der ersten Umsätze war die Kursbewegung noch nicht einheitlich. Später trat auf wesentlich leichteren Satz für tägliches Geld und auf die Erklärung einer Halb jahrsdividende von 3^ Prozent auf die Aktien der Pennsylvainabahn eine Aufwärtsbewegung ein. Der höhere Kursstand bot Veranlassung zu Deckungen. Die erzielten Besserungen gingen aber in der Folge wie der verloren, da das erhebliche Anziehen des Wechselkurses unv erneute PositionSlösungen einen Rückschlag hervorriefen. Tie weitere Steige rung des Rohkupferpreises angesichts der ausländischen Statistiken wirkte ungünstig auf die Haltung der Kurswerte ein. Rückkäufe ver ursachten in der letzten Borsenstunde eine mäßige Befestigung. Lchluß unregelmäßig. An Aktien wurden 330 000 Stück umgesetzt. New Avrker Prvduktentürfe am 1. November. iSchlußsurse.j s ocuic s vordcr! 5,60 3176 Tendenz Ni, »Sexrn: flest 104 110 1111« 4L0 dcutc s vorder 1427^14712 1462 23.— 10.40 10.13 1020 10>„ »»»ter alle« 11 youndn, Nor- «Hern -tauiichteuen tiaummoiie loko tnNnvIori November tzevruar Mai in New Oriean« »»«alt, Weilern Stea« Rode L Brother« >I««re. «air Rio Nr. 7 November Februar Lenden. I»r Mai«: r^etze» Roter Wtnler- colo De,em ver Mat Fnit September M»<» Dezember Mai Juli Ote,i Spring wheat elear» Gerretveirach« Vrrroirm«. crSdtl balemee» tu New Karl S»«ter b'i Fett. B-rantwortlt«: für Politik M Wcnck, den allgemeinen TeU und Mubeltunden ll. Müller, die Handels, zeiiung L. Wittman», da« Feuilleton O Flake, Musil B Seqnttz, Sport und äteridts- saal I. Haartet». Für den Inseratenteil <k vreischnetder Sämtlich in VeipPg. Druck und Verlag von S. Pal« in Leipzig. Die vorltegenve Nummer u»faftt LS Letten.
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