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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 23.09.1944
- Erscheinungsdatum
- 1944-09-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-194409234
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19440923
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19440923
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1944
- Monat1944-09
- Tag1944-09-23
- Monat1944-09
- Jahr1944
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 23.09.1944
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SouuabeuLLouutag, S3./24. September 1814 Jz 224 / 97. Jahrgang veutsoLss' Oolä! Ewig lebt der Toten TatenruHm" Wie Hermann Löns -en lhel-ento- starb tzum 2b. September / Eine Erinnerung ;urn 30. Jahrestag s»M. Ein atemberaubendes Geschehen lag NI6LQ6 I'rau 5tsbse«Ik. VIII> Kliq-« stirbt in Niedersachsen StEmesart nicht aus/ Trage sie aus milckem Sckein nack cier Heimst Fu, steig ins traute Kämmerlein, bring sie meiner ffrau. Vas kragst 6u mich nach ckeutsckem Q«t, n»ck ckeutsckem Qoick unck Wort? Du rweikelst wokl am deutschen Aut unck gar am ckeutscken 8ckwert? ks ist lies ckeutscken kauern kaust, ckie krük bis spät nur scbakkt. ks liegt 6s, wo 6er kergmann kaust, tiek in 6er ffrcke 8cksckt. Vas kielckenlieck, 6as ckeutsckes 8ckwert an allen krönten singt, ist mekr als puren QoI6es Wert, Ist Veutrcklan6, 6as Kell klingt? Vas 6eutscke OoI6 ist greikbar nickt, ist nickt dietall, 6as klingt. ks ist 6es 6eut»cken Qeistes l.iekt; Vie Arbeit ungeschminkt. Vie 6eutscke dluttsr kegt 6as 6ot6 wie einen K6el»tein, wenn sie ikr Kincklein wieget Ko16 In ikrem 8ckoöe ein. Vock auck 6er dlann, 6er mit 6em Oeist 6ie Qier 6es Wissens stillt, kebt, wenn krkolg ckie vnrast grettt, 6es Volkes 8ckakkensdiI6. Jahren hat man die Gebeine des unver- ' in seine geliebte In einem Steinsarkophag, von der Reichsregie- lmmer, wenn es Fbenck wir6, 6enk ick still nach Klaus, bitte ick 6en 8ternenkirt: kiekte QrüLe aus! Küsse sie un6 sag ru ikr, wenn im Traum sie lackt: 6ru6 un6 Küsse sin6 von mir 6er an sie geüackt. PK. . . Sie hatten schon vor einer Viertelstunde Flug zeit von dem Verband, der einen Bombenangriff gegen Lan dungsboote zu fliegen hatte, abmelden und hatten kehrt machen müssen. Es gibt soviel Unberechenbares im Leben, selbst auf dem Gebiet der Technik. Wir sahen das Flugzeug von den Bergen auf der Ost seite des breiten Fluftta.les wiederkommcn. Die rechte Luft schraube stand. Wußte die Besatzung, Laß sie eigentlich mit Sekunden um die Wette zu fliegen und zu landen hatte? Es mar elwaS Atemberaubendes an dem Geschehen, das sich über unserem Flugplatz, über dem Fluß und dem anderen Ufer abspielen sollte. Wir auf der Erde waren, wenn man von den Kanonieren und MG.-Schützen absieht, machtlose Zuschauer, die, weil feindliche Jäger im Anflug auf unseren Flugplatz gemeldet worden waren, allen Grund hatten, wegen der in der Luft hängenden Kameraden in Sorge zu sein. Wir hatten gehofft, sie würden den Wettflug mit der Zeit gewinnen können. Doch plötzlich erkannten wir wie fünf Hornissen in einer Linie fünf Lightnings, doppelrümpfige englische Jäger. Vom Gebirge her brausten sie heran. Eben noch hatten wir das Flugzeug, das zum Anschweben einkurvte, gehört. Jetztüberdonnerten uns die Lightnings. Erfahrungsgemäß sind die Sekunden nach den Bomben wurf und das Anschweben zur Landung die psychologischen Gefahrenmomente für den Kampsflieger, von denen der Feind- jäger profitiert. Die Entspannung, die auf dem Bomben wurf folg:, das Gefühl von Heimkehren beim Landen, das sind Ablenkungen, die die Besatzung mit einer fast ruckartigen neuen Konzentration überwinden muß. Wie der Flugzeug führer bis zum Abstellen der Motoren zu tun hat, so müssen namentlich die Schützen an den Hinteren MG.-Ständen bis zuletzt auf dem Posten sein. Diese Erfahrungstatsache beim Landen, die technische Behinderung durch den Einmotoren, flug, das jähe Erscheinen der Lightnings und die Unfähig keit zu Abwehrbewegungen schienen jener Art Häufungen unglücklicher Umstände zu entsprechen, die als Schicksal gilt. Es wäre eine kindliche Hoffnung gewesen, sich an die Unwahr scheinlichkeit zu klammern, daß die Lightnings infolge ihres Angriffseifers das landende Flugzeug übersehen würden. Sie mußten es als letzte Beute erkenne». Die Kürze des Dramas, das sich in einer Höhe zwischen fünfzig und dreihundert Metern, über dem Platz, dem Fluß Vor einigen , geblichen Dichters nueder heimgeholt Heide, 'f V . .. rung gestellt und der mit dem großen Fahnentuch der Reichskriegsflagge bedeckt war, von vier Pferden auf einer Geschützlafette gezogen, wurden sie iu feierlichem Trauer zuge am Morgen des 2. August 1635 nach einer schlichtem Feier und drei Salven über dem Grabe im Wacholder park zu Tietlingen, dem Naturschutzgebiet der Lüneburger Heide, beigesetzt. Bei den „Sieben Steinhäusern": mäch tigen Hünengräbern altgermanischer Opferstätten unter hohen Tannen. In unmittelbarer Nähe hier war schon vor Jahren das Löns-Denkmal errichtet worden. Wie weltweitnah hallen die Worte der Edda über seinem Grabe: „Besitz stirbt, Sippen sterben, du selbst wie sie: eins weiß ich, das ewig lebt: des Toten Tatenruhm!" Von der Grabstätte, die er selbst einmal als den schönsten Ort «einer Heide gepriesen hat, geht der Blick über das zauber hafte Oertzctal und das herrliche Böhmetal hinweg zum Bitzmoor und dem Totengrund, zum Wilseder Berg und den Föhrcnwäldern der Hohnerdinger Schweiz. Machan geln stehen ringsum, und die Lönsheide blüht mit ver schwenderischer Pracht. Hermann Löns, der „Weither" unserer Zeit, ist heimgekehrt ins Lönsland zu seinem Volke. Fritz Alfred Zimmer. Als 1814 der Krieg ausbrach, meldete sich der 48jäh- rigc Hermann Löns aus Hannover als Kriegsfreiwilli ger. Er war ein berühmter Dichter in Deutschland,- man 'as seine Bücher in Haus und Schule, und die Jugend, Wandervögel und Soldaten, sangen seine, frischen Lieder. Aber er war, nachdem er in seinem großen Roman „Das zweite Gesicht" sein wehes Lebensbekenntnis abgelegt hatte, ein Hermann Heimlos geworden, wie er sich in Briefen nannte, hatte den deutschen Staub von den Füßen geschüttelt und mar, „nach zwanzigjähriger harter Arbeit ein Mensch ohne Heim, ohne Hobe, ohne Weib, ohne Kind, ohne Geld und, was das Schlimmste ist, ohne Freund und Bruder" einsam und verbittert auf den Straßen fremder Länder gegangen, unruhvoll in Holland, in Oesterreich und der Schweiz und hatte feine wenigen kurzen Briefe mit den erschütternden Worten gezeichnet „Aus Nirgend wo" am Nimmermehrstage des Niemandes A. Diaboli 1811". Im Sommer 1812 war er wieder in Hannover und hauste in einer Wohnung, die ihm sein Verleger Spknholtz zur Verfügung gestellt hatte, arm (freiwillig arm: „Besitz st Ballast"), an Brotarbeit gefesselt und mit einer uner füllbaren Sehnsucht nach Erdenglück und Freiheit im Her zen. Da kam der Krieg. „Es kommt mir dumm vor, da zu sitzen und zu dichten, wo andere, ältere, schwächere als ich, ihre Knochen vor den Feind bringen. Ich sitze bis an den Hals voller Gift und Galle. Ich kann schießen, habe Eulenaugen, kann schleichen wie ein Fuchs und sitze hier roch untätig. Das ist niederziehend." So schrieb er an Eugen Dieberichs, den Verleger seines „Wehrwolfs". Der Heideläufer und Dichter des „Letzten Hansbur" und des Riesengemäldes vom „Wehrwolf" konnte nicht ein Leben lang einen großen Willen predigen, um dann zu Lause zu bleiben, wenn er zur Tat werden sollte. Er war längst nicht mehr dienstpflichtig, aber er setzte seinen Eintritt ins Seer durch. „Er, der Sproß aus altem westfälischen Banernstamm, gehört zu dem Geschlechte derer, die nicht n den Betten sterben können, deren kein sanfter Ttrohtod mit viel Gezappel und Aethereinspritzungen (seine eige nen Worte!) letztes Verlangen ist, sondern die sterben wollen, di« Faust am Pflug oder in der Faust das Schwert." So hat sein Biograph und Herausgeber seiner Werke, Friedrich Castelle, gesagt. Löns zog mit dem großen Heereszug nach Westen, nach Frankreich hinein. Am 26. September ist er vor Reims gefallen. Auf Patrouille traf ihn ein Schuß in die linke Schulter und drang ihm mitten ins Herz. Wie ein .Blattschutz", den er als Jäger gern seinem Wilde gönnte Ob er den Tod gesucht hat? Müßige Frage. Charaktere wie Löns sind von anderem Format Aber der Tod kam ihm und seinem zerwühlten Leben doch nicht zu unrechter Stunde. Er war auf dem Felde der Ehre gefallen. Sein Leben, das immer ein Kampf um den vollendeten Men schen gewesen war und doch einen Sprung hatte, den Riß zwischen Heimat und Welt, sein Leben war damit noch zu einem ihm eigcnst harmonischen Abschluß gediehen. Tie einfache Art seines Sterbens birgt eine wundervolle Be stätigung seines bestens Wesens in sich und war wie der einzig würdige Abschluß dieses dichterisch-heldischen Daseins. Sein Deutschland hörte die Kunde und man erinnerte ich seiner Verse: - „Kommt die Kunde, daß ich bin gefallen, daß ich schlafe in der Meeresflut, weine nicht um mich, mein Schatz, und denke, für bas Vaterland da floß mein Blut!" Lange wußte man nichts von seinem Grabe Er lag 'n der „Meeresflut" der vielen opfertodbererten deutschen Kameraden. Im Lande. Irgendwo. — Dann fanden Der wachsame Vordfunker / und dem Ufer abspielte, ließ erst nachträglich den Ablauf des Geschehens begreifen. Man hörte unsere Klak, die Bord kanonen der Lightnings unser Flugzeug von vorn rechts angreifen, sah sie schießen, mußte Treffer im Rumpfund auch im linken Motor des Flugzeugs vermuten. Es schien geradezu als Schießscheibe für Anfänger in die Luft gehängt. Aber es wehrte sich. An der Seuchtspur erkannte man Feuerstöße aus dem MG. des Bordfunkers. Tann mit einem Male ein Aufglühen im linken Motor der Lightning. Schon war sie an unserem Flugzeug vorbei, schien kehrt zu machen, um es zum zweiten Male anzugreifen. Doch bevor sie de« Fluß wieder übersprungen hatte, rollte sie plötzlich in die Rückenlage und stürzte, indes aus dem getroffenen, brennen den Motor ein langer Wimpel schwarzen Qualms wehte. Jenseits des Flusses schlug sie in einen Fabrikhof hinein. Ein dunkles Etwas, der Pilot mit dem Fallschirm, der sich nicht mehr öffnete, war vorher herausgeschleudert worden. Was anders war geschehen, als daß ein Bordfunker, der nicht nur sein Funkgerät, sondern auch seine Waffe beherrscht, sich und seine Kameraden aus einem scheinbar uyabwendbaren Schicksal herausgerissen hatte. Alle Chancen bis auf die eine, daß jemand noch in letzter Sekunde den Kampf aufnimmt, waren auf Seiten der Feinde gewesen: durch die Zahl, durch die Bewaffnung, durch die Geschwin digkeit. Trotzdem war nicht das deutsche Flugzeug, sondern einer von ihnen gefallen. Mit solcher Ruhe hatte der Unteroffizier I. gehandelt, daß er nachher noch jeden Griff wußte, den er getan Haire, obgleich alle Griffe blitzschnell getan worden waren. Er erinnerte sich, wie er die Lightning erkannt und das Ein schlagen von Geschossen ins eigene Flugzeug bemerkt hatte. Er erinnerte sich an das Entsichern seines Maschinengewehrs, Zielen mit dem Visier und an das Verbessern seiner Schüsse an Hand der Leuchtspur. Er war glückstrahlend wegen seines Erfolges, aber nicht das Glück, sondern sein Handeln harte ihm und den Kameraden das Leben bewahrt'. Wir sahen vier Lightnings zum Aufschlagbrand der fünften hinjagen. Wir glaubten, daß sie noch einmal au- greifen würden. Aber sie waren so sehr entmutigt, daß sie es vorzogen, in den hellblauen Himmel über den Bergen zu entschwinden. Kriegsberichter Ludwig v. Danwitz. 1818 deutsche Kriegsgefangene sein kriegzerwühltes Grab. Auf dem umgefallenen schweren Eichenkreuz standen die Worte:. „So lange noch die Eichen wachsen In Feld und Wald, um Hof und Haus, Solange Die alte Ne/aef 7/auc/ele/ rum woÄe/re/al Riesa, den 23. September 1944. Meckern ausnahmsweise erwünscht Es ist in letzter Zeit des öfteren betont worden, daß die Partei in verstärktem Maße zu den bewährten Ge pflogenheiten der Kampfzeit zurücktehren müsse. Damals war es beispielsweise üblich, daß sich die Parteigenossen zu Sprechabenüen zusammcnfandcn, um im unmittelbaren Meinungs- und Erfahrungsaustausch aktuelle Tagesfragen zu klären und sich gegenseitig immer wieder Kraft und Zuversicht zu geben. Es ist schon etwas Besonderes um diese schlichten Zu sammenkünfte. Während der einzelne in der Mitglieder versammlung oder Kundgebung bei aller Aufgeschloffenheit nur Nehmender ist, wird er im Zellensprechabend ganz zwangsläufig zum Mitgestaltenden, der sehr bald die Scheu vor der eigenen Stimme überwindet, seine ganz persön liche Meinung zu den Tagesfragen sagt oder aus Erfah rung und Wissen heraus die Sorgen und Bedenken un serer zerstreut. Wieviel Kraft aus solcher Aussprache strömt, spüren wir gerade in diesen Tagen, da militärisch politische Ereignisse in ungewöhnlicher Zusammenballung uuf uns einstürmen. In solchen Sturmzeiten des völkischen Schicksals wird der Zellensprschabend zur sicheren Platt form, auf der man seinen festen Standpunkt behält und klaren Blickes das Ziel überschaut. Natürlich kommen im Kreise der Parteigenoffen auch andere Fragen zur Sprache, wie fie sich etwa aus den eiu- ichneidenüen Maßnahme» zum totalen Kriegseinsatz er geben. Sie werden selbstverständlich in ihrer Notwendig keit hundertprozentig bejaht und ihre Lösung durch man cherlei Anregungen und Vorschläge unterstützt. Die kleine 'm Zeüensprechabend versammelte Gemeinschaft ist ein Spiegel des ganzen deutschen Volkes, das von einem leidenschaftlichen Aufbruch fanatischen Dienenwollens er faßt ist und im großen gesehen nur eine Frage auf den Lippen hat: Werden die nun befohlenen Maßnahmen auch schnellstens und kompromißlos durchgeführt? Der Orts gruppenleiter kann auf Grund der nunmehr erfolgten totalen Einschaltung der Partei berichten, daß es mit Riesenschritten vorwärts geht: er erhärtet feine Festste! lunaen mit Beispielen aus dem Hoheitsbereich, di« ver blüneöd find. Vielleicht hat der eine oder andere zu der einen oder anderen Maßnahme auch Bedenken, weil er sie ans seinem begrenzten Wirkungsbereich heraus nicht verstehen kann. Er bringt seinen Acrger ganz offen vor, spricht von seinem jählings abgebrochenen Urlaub, er meckert und schimpft ivie ein Rohrspatz. Und das schadet auch nichts! Schimpfen erleichtert und kann manchmal sogar nützlich sein, wenn man es als Parteigenosse an der richtigen Stelle tut. Also nicht in der Eisenbahn, beim Kaufmann oder am Arbeits platz, sondern im Zellensprechabend der Partei. Tort kann man sein Päckchen Aerger getrost abladen, denn dort tritt das kleine Ich sehr schnell hinter dem großen Wir zurück, und aus einer zuerst negativen Kritik wird posi tive Tatbereitschaft. So schafft ein offenes Wort jene reine Luft, in der Miesmacherei und böswilliger Tratsch nicht gedeihen könne». So Hilst der Zellensprechabend in allen seinen Ausstrahlungen der Volksgemeinschaft zu jener inneren Ruhe und Sicherheit, die sie braucht, um die Aufgaben der Zeit zu meistern. nsg. Gegen die Bummelei NSK. Unsere deutsche Sprache ist reich an Wörtern und Ausdrücken, deren Bedeutung je nach dem Tonfall, der in sie hineingclegt wird, wechselt. Zuweilen erhalten auch Wörter im Laufe der Zeiten einen ganz anderen Sinn. „Bummeln gehen — ach, wie ist das schön", so singt es in der Operette, die sich um die Jahrhundert wende großer Beliebtheit erfreute. Damit erhält das Wort „bummeln" einen liebenswürdigen, sogar eleganten Sinn. Man „bummelt" durch eine Stadt, deren Eindrücke man frei von Sorgen und geschäftlichen Aufgaben emp fangen wollte. Man nimmt den Stoff, den die Stadt viel fältig bietet, nicht etwa in lehrhafter Weise in sich auf, sondern man tut das spielend — eben bummelnd. Man bummelte aber auch zuweilen im Geschäft ober im Betrieb und sah darin schon eine ernsthaftere, wenn auch noch verhältnismäßig harmlose Sache. Als Bumme lei bezeichnete man ferner Vergeßlichkeiten, Säumselig- keiten, die der Sünder nicht gerade aus bösem Willen, aus unbedingter Faulheit beging und die man nicht allzu schwer wieder ausrichten, geradebiegen und wieder aut machen konnte. Man sah in einer Zeit, in der die Arbeit nicht gerade drängte, sogar die Bummelei des „Blauen Montags" als kein« besonders scAverwiegenbe Sünde au. über die man ein Auge oder wohl gar beide zudrückte. In dem harten Geschehen unserer Zeit hat „bummeln" aber einen harten Sinn bekommen. Es bezeichnet etwas Strafwürdiges, kurz eS ist der Ausdruck für eine Sünde wider den Betrieb, seine Kameradschaft und weiter hin gegen die harte Disziplin der Arbeit an der Kriegs rüstung, selbst wenn es nicht der verabscheuungswürdigen Absicht zur Sabotage entspringt. Es klingt vielleicht noch etwas von der alten harmlosen Bedeutung des Wortes nach, wenn der junge Lehrling im Betrieb während der Arbeit vom Geländedienst draußen träumt, der ihm solda tisch kriegsnäher erscheint als der Tiens? an der Werk bank: er sieht es vielleicht nur als eine Verlagerung einer Pflicht an, wenn er bei einer Wehrübung bis zum äußersten seinen Mann gestellt hat und so müde wurde, daß er es vor sich selbst rechtfertigen zu können glaubt, wenn er nun am nächsten Morgen einige Stunden später in den Betrieb kommt. TaS aber ist ein Irrtum. Jede Bummelei, jede Unpünktlichkeit bei der Arbeit, jedes Fernbleiben von ihr, länger als unbedingt nötig ist, hat einen Arbeitsausfall zur Folge, der heute, da es im In teresse unseres Sieges auf die Höchstleistung ankommt, nicht zu verantworten ist. Gar zu leicht kann auch die „Bummelei" des einen Arbeitshemmungen für andere, die mit ihm in der gleichen Arbeitskette, an der gleichen Fließstraße stehen, zur Folge haben. Eine harmlos-sorglose Auslegung des Wortes „bum meln" iu dem geschilderten früheren Sinne gibt es heute nicht mehr. Wer das für übertrieben hält, sei darauf hin- uewiesen, daß die Arbeitsdisziplin heute Strafen für Arbeitsbummeln verhängen kann, die, beginnend mit Geld buße, zu einem beachtlichen Hunderksatz des Lohnes bis zum moralischen Ausschluß aus der Betriebsgemcinschaft führen können, dergestalt, daß das wiederholt und hart näckig bummelnde Gesolgschaftsmitglied nicht mehr an der betrieblichen sozialen Betreuung teil hat. Für gewöhnlich erfolgt die Ahirdung von Bummeleien innerhalb der Selbstverantwortuug des Betriebes. Doch werden schwere Fälle über den Disziplinär- und Ehrengerichtshof dem Treuhänder der Arbeit gemeldet, der sehr weitgehende Befugnisse hat, Volksgenossen zur Rechenschaft zu ziehen, die sich weiter zum Bummelantentum bekennen, obwohl man diesem beim besten Willen keinen poetischen Sinn mehr unterlegen kann wie einst, als Arbeit noch nicht, wie heute, Waffe war, P.
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