01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.04.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-04-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020430010
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- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902043001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-04
- Tag1902-04-30
- Monat1902-04
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Anzeiger. Amtsvürtt des königliche« Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, des Rathes nnd Nolizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen »Preis die 6 gespaltene Petitzeile LS H. Neclame, unter dem RedactionSstrich (4 gespalten) 7V L>, vor den Familienaach» richten («gespalten) -0 H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren silr Nachweisungen und Offertenannahme SS (excl. Porto). Srtra-lvellagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgab«, ohne Postbestrdermig «5.—, mit Postbesördernng 70-—- Funahmeschluß für Anzeigen: Abeud-Au-gab«: vormittag» IS Uhr. Morgen-Ausgab«: Nachmittag» » Uhr. Anzeigen find stet» au die Expedition za richte». Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Druck und Verlag von E. P olz in Leipzig. Nr. 216. Mittwoch den 30. April 1902. W. Jahrgang. Für Al«> und --«»I kann das Leipziger Tageblatt durch alle Postarrstalte» des deutschen Reiches und Oesterreich-Ungarns zum Preise von 4 bezogen werden. In Leipzig abonnirt man für 3 mit Bringerlohn 3 75 und nehmen Bestellungen entgegen sämmtliche Zeitungsspediteure, Naunhof Herr LnnraÄ 2vt286ke, Buchhändler. Unsere Haupt-Filialen in Dresden (Strehlenerstraße 6) und in Berlin (Königgrätzerstraße 116) führen zu gleichen Preisen Bestellungen aus. - " Herr 0. 86ttm1üt, Kohlgartenstraße 67, - Herr 8ernk. ^Vedvr, Mützengeschäft, Gabelsbergerstraße 11, Tchleußig Herr 6. OrittLmann, Zschochersche Straße 7a, Thonberg Herr 8. üLntsob, Reitzenhainer Straße 58, Volkmarsdorf Herr OvorK Xlemann. Conradstr. 55 (Ecke Elisabethstr.), sowie nachfolgende Ausgabestelle«: Arrrdtstraste 35 Herr Lrlvär. OanItL, Colonialwaarenhandlung, Beethovenstrabe 21 Herr Hieoä. kvtvr, Colonialwaarenhandlung, Brühl 53 6. b. 8vkudert'8 IsLokkolgvr, Colonialwaarenhandlung, Frankfurter Gtraste (Thomasiusstr.-Ecke) Herr Otto LI»uts<;bke,Colonialwaarenhandlung, Löhrstrahe 15 Herr Läuarä ÜetLvr, Colonialwaarenhandlung, Nürnberger Strahe 45 Herr Ll. L. 41dreebt, Colonialwaarenhandlung. in Anger-Crottendorf Herr 8. krlväsi, Cigarrenhdlg., Zweinaundorfer Straße 6, - Connewitz Frau klsvüer, Hermannstraße 23, - Eutritzsch Herr Lodert lltner, Buchhandlung, Delitzscher Straße 25, - Gohlis Herr Lodert 4ltoer, Buchhandlung, Lindenthaler Straße 6, - Kleinzschocher Herr 6. KrütLwann, Zschochersche Straße 7a, - Lindenau Herr Udert IFndoer, Wettiner Str. 51, Ecke Waldstr., Buchbinderei, - Leutzsch Herr Udert Istnäner, Wettiner Str. 51 in L.-Lindenau, - Neustadt Herr Laul Luok, Aiwoneen-LxpeäMoo, Eisenbahnstraße 1, die Hauptexpedition: Johannisgaffe 8, . die Filiale«: Katharinclistratzc 14, Königsplatz 7 und Univerfitätsftratze 3, Nanftsche Gasse 6 Herr Lrleür. klseker, Colonialwaarenhandlung, Ranstadter Steinweg 1 Herr 0. LnKelwann, Colonialwaarenhandlung, Gchützenstratze 5 Herr «litt. Zedümledvn, Colonialwaarenhandlung, Westplatz 32 Herr Aorltr Lel88ner, Cigarrenhandlung, Aortstrahe 32 (Ecke Berliner Straße) Herr d. VV. List«, Colonialwaarenhandlung, Zeitzer Straste 35 Herr V. Lüster, Cigarrenhandlung, in Plagwitz Herr 6. VrütLwLLü, Zschochersche Straße 7». - Reudnitz Herr luKmaiur, Marschallstraße 1, - - Herr 0. 8odmiät, Kohlgartenstraße 67, Poleulhum und Revolution. 2S Der leiblich verständige „Przeglond Polski", der m Krakau erscheint, warnt seine Landsleute vor der ge heimen Thätigkeit der polnischen Nationalliga, deren revo lutionäre Bestrebungen vollständig aussichtslos seien, ein mal, weil man gleichzeitig gegen zwei Großmächte, näm lich Deutschland und Rußland, Front mache, und zweitens, weil selbst im Falle eines Triumphes nicht das nationale Polenthum, sondern die rothe Internationale den Erfolg davontragen würde. Das Blatt setzt seine Hoffnung auf den gesunden Jnstinct des polnischen Volkes, dessen Em pfindungen die Mittel und Ziele der geheimen Bewegung so zuwiderltefen, daß es schon aus dem Triebe der Selbst erhaltung den unheilvollen Spuk zurückstoßen werde. In einer Beziehung sind die Ausführungen des Krakauer Organs jedenfalls von Bedeutung, insofern nämlich, als sie beweisen, daß die Gefahr -er Anzettelung einer revo lutionären Bewegung durch die geheime polnische Agi tation durchaus nicht außerhalb des Bereiches -er Mög lichkeit liegt. Denn sonst würde das Blatt sicherlich nicht in aller Oeffentlichkett die Aufmerksamkeit nicht nur seiner Landsleute, sondern auch der Deutschen und der Ruffen auf diese Möglichkeit hinlenken. In einem Puncte irrt das Blatt aber ganz beträchtlich, wenn es nämlich glaubt, daß die geheimbündlertsche Agitationsweise schon an sich die polnische Nation zurück stoßen werbe. Die Geschichte der polnischen Revolutionen beweist, daß gerade das Geheimnißvolle eines in mystischem Nebel waltenden Actionscomitvs eine starke Anziehungs kraft auf den phantastischen Sinn des Volkes auSübt. So wurde die Revolution von 1830 durch einen von dem pol nischen Gardeofftcier Peter Wysocki begründeten Ge- hetmbund vorbereitet, und es ist charakteristisch für die pol nische Fähigkeit zur Konspiration, daß das Geheimniß trotz sehr vieler Mitwisser bis zum letzten Augenblick, d. h. bis zu dem Versuche der Ermordung des Großsürsten-Statt- Halters Konstantin, bewahrt wurde. Noch stärker trat das Moment dcS Geheimnißvolle» bei -er Empörung von 1863 hervor. Damals bestand Monate hindurch ein im Geheimen wirkendes nationales Centralcomits, -essen Mitglieder nicht einmal den Polen bekannt waren. Diese» Comite schrieb Steuern aus, verfügte die Beschlagnahme russischer Staatskassen, decretirte Todesurthetle, und all seine Befehle wurden unweigerlich befolgt. Selbst, als der Aufstand schon nahezu erstickt war, vernrthetlte das Ge- heimcomits noch den russischen General Berg zum Tode und machte bekannt, daß das — beiläufig mißglückte — Attentat auf feinen Befehl auSgefüyrt worden sei. Angesichts solcher Thatsachen darf man die auch in Preußen jetzt öfter zur Entdeckung gelangenden pol- nischenGeheimbündeleten ganz gewiß nicht als harmlos un unverfänglich ansehen. Auch die Annahme des polnischen Blatte-, daß seine Landsleute vor einer Revolution wegen ihrer vollständigen Aussichtslosigkeit zurückschreckcn würden, ist durch die Geschichte durchaus nicht gerecht fertigt. Denn auch die Revolutionen in Russisch-Polen von 1830 und 1868, die Aufstände in Oesterreich von 1846 und in Preußen von 1848 waren von vornherein aussichtslos, ohne daß die Polen sich dadurch von ihrem Vorhaben hätten abhalten lasten. E» liegt im Charakter de» Polen, der im Gegensatz zu dem stammesverwandten fatalistischen Rusten ein starker Optimist ist, die Dinge nicht so zu sehen, wie sie find, sondern wie er sie gern haben möchte; ganz ähnlich, wie die französische Regierung 1870 sich -um Kriege entschloß, indem sie auf Grund ganz vager Berichte sich den Abfall GüddeutschlandS und den Anschluß verschiedener kontinentaler Staaten an Frankreich vorsptegell«. Die einzige Möglichkeit, die Polen zu veranlassen, die Dinge in ihrer Wirklichkeit zu erschauen, liegt darin, daß man sie jebe-mal, wenn sie über die Stränge schlagen, die Macht de- Staate», dem sie angehüren, deutlich fühlen läßt. Gerade, «eil die Polen eine so leicht erregbare Phantasie haben, ist eS die Pflicht des Staate», nicht nur gegen sich selbst, sondern auch gegen seine polnischen Unter- thanen, sie, wenn e» noththut, durch ein kalte» Sturzbad zur Besinnung zu bringen. Rur dann dars der Staat hoffen, dem von der geheimen polnischen Propaganda ausgespritzten verderblichen Gifte mit Erfolg entgegen wirken zu können. Der Krieg in Südafrika. Beruugltmpsung deutscher voere»»Uuterpiitzuuge«. DaS „Laffau'sche Bureau" hatte behauptet, daß eine Sendung gebrauchter Unterkleider übelriechend und un gewaschen in Bloemfontatn angekommen fei. Die Erwidc- rung des deutschen Boeren-AuSschusteS hat nicht lauge auf sich warten lasten. Sie lautet: Die in alle Tageszeitungen aufgenommenen alarmiren- üen Nachrichten einer englischen Agentur über die Ankunft der für dtc ConcentrattonSlager Südafrikas bestimmten deutschen Waarensendungen ist in allen Thetlen unwahr. Zunächst sind es nicht die ersten Liebesgaben, die jetzt mit -em Dampfer „Kaiser" in Südafrika eintrafeu, sondern cs werden bereits fett einem Jahre, allerdings nicht durch den deutschen Bvcrenhilfsbund, aber durch andere deutsche Comites, Güter nach Südafrika gesandt. Es wäre doch merkwürdig, wenn von allen diesen Sendungen bisher erst eine an ihren Bestimmungsort gekommen wäre. Der deutsche Boerenhilfsbund hat vom 1. Februar d. I. bis heute insgcfammt 437 Kisten und Ballen Güter mit der deutschen Ostafrika-Linie nach Südafrika gesandt, und zwar nach Capstadt, East-London und Durban. Den Empfang unserer Februar-Sendungen hat der deutsche Generalconszrl von Capstadt durch ein an das deutsche Auswärtige Amt gerichtetes Schreiben vom 27. März d. I. und der deutsche Consul von East-London durch Schreiben vom 21. März L. I. bestätigt. Ueber frühere Sendungen liegt uns z. B. eine Correspondenz des Generalmajors Str Henry H. Settle, Militär - Commandanten des Cape - Colony- Dtstrtctes, mit dem deutschen Generalconsul zu Capstadt, vom 11. März d. I., und je ein Brief de» deutschen Comites zu Johannisburg vom 21. Januar und 4. März d. I. vor. Die übrigen Bestätigungen müssen nächster Tage eintreffen. DieBerfendung mitdemDampfer,Kaiscr" war nicht die erste, sondern schon die vierte deS deutschen Boerenhilfsbundes. Dieser Dampfer hatte 1S4 Lolli für uns an Bord; darunter nur 31 Kisten Liebesgaben. Alles andere sind neue, von ersten Firmen gekaufte und sorgfältig geprüfte Sachen. Die Liebesgaben werden beim Umpacken in Hamburg auf ihre Brauchbarkeit geprüft. Die Mitnahme schmutziger Sachen ist absolut ausgeschlossen. Bei der Ankunft in Capstadt werden unsere sämmtliche» Güter bei dem Kauf mann R. Müller gelagert, alle Kisten geöffnet, und durch ein Comire deutscher Herren und Damen untersucht. Es ist darum nicht nur das Eintreffen verdorbener Sendungen in Bloemfontein ausgeschlossen, sondern es ist sogar ans- geschloffen, daß dieSonnabend mit dem Dampfer„Saiser" in Capstadt angekommenen Güter Dienstag daraus in Bloem fontein waren, wohin überhaupt von hier auS keine Liebes gaben versandt werden. Wenn demnach am vergangenen Dienstag gebrauchte Gegenstände in verdorbenem Zu stande in Bloemfontein anlangtcn, so müssen das Liebes gaben gewesen sein, die vor mehr als einem Jahre in Deutschland abgegangen sind und die ganze Zeit an ent sprechenden Orten der Küste gelagert haben. — Der deutsche Boerenhilfsbund macht zugleich darauf aufmerksam, daß allen Sendungen nach Südafrika keinerlei Zeitungen oder Zeitungsausschnitte beiliegen dürfen. Unsere deutschen Behörden haben große Unannehmlichkeiten dadurch gehabt, daß bet Sendungen, anderer Comttss solche Contrebande gefunden wurde. Ebenso bitten wir, die Sachen nicht bereit» seemäßig verpackt nach Hamburg zu senden, da von unserer Exportfirma K. K. Eiffe L Co., Hamburg, doch alle Sachen der Coutrole halber umgepackt «erden müssen. Mr. Joseph Chamberlain hatte in der letzten Unter- hau-sitzung eine ihm willkommene Frage zu beantworten. Der Abgeordnete Norman wünschte nlmcktch zu wissen, ob bei -en großen KrünungSfeierlichkeiten im Juni unter den unzähligen Repräsentanten aller Staaten und Colonien de» britischen Weltreich- auch Bertreter beZ l»H»le» TrauSv««!- nnd Areistaat-Voere« vorhanden feien und die Erlaubntß erhalten würden, an der Krönung-processton thetlzu»ehmen Schon diese Frage erregte auf den Regierungsbänken starken Beifall, und al- Chamberlain antwortete, daß er bereit sei, dieser Krage eingehende Beachtnag und verückflchtigung z« schenken, da ertönte auf der rechten Seite -e» Hauses er neuter lebhafter ApplanS. Man wird also, auch wen« der Friedeu-engel selbst im Gefolge de» König» Eduard am Kr»nung-ta-e fehlen jollje, sich b-ch «evigsten» die «Möble «etzptZen, ej« pggr Paradeboeren herauszustaffiren und diese dem britischen Volke als die berechtigten Bertreter der beiden neuen „Colonien" in Südafrika vorzuführen. Wahrscheinlich werden dazu einige Leute vom Schlage des berüchtigten „Generals" Vilonel, dessen Vcrtheidigung Joseph Chamberlain bekanntlich das klebengebltebene epitetov ornans „verdammter Lügner" im Parlament einbrachte, nach England commandirt werden, um dort diese klägliche ofstcielle Betrügerrolle zu spielen. FrtedcuSverhaudlungen. * London, 29. April. (Tekeg'k'dmM .^Daily Expreß" schreibt: Ei» gestern in London eingegaogenrS Telegramm aus Pretoria meldet, Delarey verständigt« Kiichener davon, daß die drei CommandoS in Westtransvaal übereingekommen seien, sich unter len ihnen angeborenen Bedingungen zu unter werfen. (?) Es werde aber befürchtet, daß die Commandos im Oraojestaat dem Abschluß Les Frieden- Schwierigkeiten bereiten. Eines davon, das fast gänzlich auS Rebellen oder Abenteurern be stehe, weigere sich überhaupt, mit dem Präsidenten Steijn zur Be sprechung der FriedenSbrdinguogen zusammenzukomme». Deutsches Reich. lH Berlin, 20. April. (Deutschland und die Etsenbahnfrage in Venezuela.) In Bezug auf die Haltung Deutschlands gegenüber Venezuela in der Ei f e n b a h n f r a g e erhält die „Köln. Bolksztg." aus Venezuela eine Correspondenz, die theilwcise der Berichtigung bedarf. Wenn in jener Corrcipondenz be stritten wird, daß die deutschen Interessenten, d. h. dir deut schen Banken, mit einem nordamerikanischcn Syndikat Ver handlungen über den Berkaus der Bahn angeknüpft hätten, io ist das zutreffend. Derartige Verkaufsverhandlungen sind in der Thai nicht ang<cknüpft worden. Ob ein solcher Verkauf, wie der Gewährsmann der „Köln. Bolksztg." annimmt, der einzige Ausweg zur Rettung des deutschen Capitals wäre, erscheint um so zweifelhafter, je weniger die deutschen Banken auf diesem Standpuncte stehen. Die deutschen Banken sind einstweilen der Ansicht, daß der Weg der Unterhandlung mit der venezuelanischen Regierung keineswegs aussichtslos sei. So lange die deutschen Jnter- cffenten auf diesem Wege verharren und der Fortsetzung der Unterhandlungen den Vorzug vor dem Eingreifen der deutschen Regierung geben, hat letztere keine Veranlassung, mit der Besetzung von Hafenplätzen Venezuelas vorzu gehen. Daher ist es falsch, wenn der Gewährsmann der „Köln. Bolksztg." davon spricht, das deutsche Reich lasse sich vom Präsidenten Castro auf der Nase hcrumtanzen. Nicht minder falsch ist die ironische Anspielung auf die Reise desPrtnzenHeinrtch nach der Union, zu deren Er folgen der „Rückzug" in Venezuela spöttisch gerechnet wird. Die Reife -es Prinzen Heinrich hat mit der Eisenbahn frage in Venezuela nicht da- Mindeste zu thun gehabt, da die Bereinigten Staaten niemals der Monroc-Doctrin eine Ausdehnung auf Venezuela gegeben haben. Aus der zeitweiligen Entfernung der deutschen Schiffe Schlüffe, wie die vorstehenden, zu ziehen, muß al» durchaus unzulässig bezeichnet werben. Berlin, 29. April. (Das Gesundbeten und der Jesutttsmus.) Nachdem jüngst in Berlin unter allgemeiner Zustimmung der Feldzug gegen dasGc - sund beten inS Werk gesetzt worden ist, erscheint cs doppelt bezeichnend, daß der Jesutttsmus aus Leibeskräften des Gesundbetens sich an- nimmt. ES geschieht das im neuesten Heft des Jesuiten organs „Stimmen aus Maria Laach", in den, die Schrift de- wundergläubtgen vr. mock. Boiffartc: „Die großen Heilungen von Lourdes': in der Rubrik „Em- pfehlen-werthe Schriften" auf das Wärmste gelobt und ge billigt wird. E» verlohnt sich, au» der Besprechung des Jesuitenorgans folgende Sätze wiederzugcben: „Or. Bois- sarie sicht durchaus nicht überall Wunder, aber er ist auch nicht der Mann, der sich von Schlagwörtern imponiren läßt. DaS beweisen seine Noten über dtc Nervenkrank heiten und Suggestionen zu Lourdes. Er bewährt seinen Mannesmuth, indem er eS offen und frei ausspricht, wo er glaubt, eine Heilung sei durch natürliche Factoren nicht zu erklären, vr. Voiffarie läßt eine unabsehbare Reihe von Kranken an nnS vorüberztehcn: Lungenschwind- fttchttge, mttWunden, Lupu» und Krebs Behaftete, ra«bst«mnfte,' N1t»de, o»m «yochen- fraß Ergriffene und von der Pott'schen Krankheit Ge beugte, Kranke mit inneren Wunden. Nervenkranke bil den den Schluß der traurigen Procession. Sie werden zu Lourdes oder durch Anrufung der Gna de nm uttervon Lourdeögeheilt. Wie Jemand, der diese Capttel durchlesen, noch sagen mag, es handle sich blos um Nervenkrankheiten und alle Heilungen seien durch Suggestion zu Stande gekommen, ist absolut unerklärlich. Wir wollen nur Hinweisen auf die mit zahlreichen Doku menten unwiderleglich erwiesene Heilung -es Peter de Rudder, -er Schwester Juliana von Brive seiner Schwind süchtigen im letzten Stadtnmi, der Joachime Dehaut saugcnblicklichc Heilung einer 32 Centimcter langen und 15 Ccutimetcr breiten Wunde), des Vion-Dury seines durch doppelseitige Nctzhautablösung Erblindeten). Es wird wohl Niemand diese Seiten ohne tiefe Bewegung lesen und ohne Dank gegen Gott und innigeres Bertranen auf die Fürbitte der allerseligsten Iungfran aus der Hand legen." — Von der vorstehenden Auslassung wird auch unsere Centrumsprcsse mit erheblichem Interesse Kenntniß neh men. Hat sie sich doch der Berurtheilung des Gesundbetens anläßlich der Berliner Vorgänge unumwunden, soviel wir sahen, angcschlosseu. Vielleicht entschließt sie sich, zu der entgegengesetzten Stellungnahme des Jesuttenorgans sich zu äußern! * Berlin, 20. April. sDie Ergänzung der realistischen Vorbildung.) In der Freitag sitzung des Abgeordnetenhauses wurde bekanntlich bei der dritten Lesung des Cultusetats von dem Abgeordneten Wetekamp die Frage auf geworfen, ob die zur Ergänznng derrealistischen Vorbildung jetzt an den Universitäten eingerichteten Vorcurse im Lateinischen und Griechischen für diejenigen Realabiturienten, welche Jurisprudenz studircn wollen, obligatorisch werden sollen. Regie rungsseitig hat man sich auf die allgemeine Bemerkung be schränkt, daß diese Frage weder unbedingt bejaht, noch un bedingt verneint werden kann, da zwischen Obligatorisch und Fakultativ sehr viele Möglichkeiten und Schattirungcn liegen, wie es ja überhaupt zwischen unbedingtem Zwang und unbedingter Freiheit viele Zwischenstufen giebt. Nach den voil der „Nat.-Ztg." cingczogcnen Erkundigungen ist die Frage des mehr oder minder obligatorischen Charak ters der Norcnrsc für Philosophen, Mcdicincr und Juristen verschieden zu beantworten. Was die philosophische Facultät anbctrifft, so ist hinsichtlich der Zulassung der Realisten zur Lehramtsprüfung angeordnet, daß sie, wenn sic eine Facultas im Französischen und Englischen erlangen wollen, die Kenntniß der lateinischen Elcmcntargrammatik nachweisen müssen nebst der Fähigkeit, einfache Schrift steller, wie Cäsar, richtig aufzufasien und zu übersetzen. Wollen sic die Facultas für Geschichte erwerben, dann müssen sic die kür das Verständniß griechisch oder lateinisch geschriebener Gcschichtsqnellcn erforderlichen Kenntnisse in diesen Sprachen Nachweisen. Die Sache stellt sich also für die philosophische Facultät so, daß die Ergänzung der Vor bildung bei der Zulassung zur Lehramtsprüfung und jeden falls in dieser Prüfung selbst wird nachgewiesen werden müssen. — Bei den Medictnern wird die Kenntniß der griechischen Sprache insofern in der Prüfung eine ge wisse Rolle spielen, als sie für das Verständniß und die sichere Beherrschung der Terminologie von Wichtigkeit ist. Es ist bekannt, daß beispielsweise einer unserer grüßten Pathologen, Prof Virchow, in -eil Prüfungen von seher großes Gewicht ans das richtige Verständniß der Fachaus- drückc legt. — Bet den Juristen steht die Sache so, daß nach einer schon längst bestehenden Vorschrift der Vor sitzende der juristischen PrüfungScommission bei der Zu lassung zum Rcferendarexamen sich zu vergewissern hat, ob ein ordnungsmäßiges Rechtsstudium vorliegt, und hier bei kann cs vorkommen, daß das verneint wird, weil die uöthige Ergänzung der Kenntnisse in den alten Sprachen während des Studtenganges nicht erfolgt ist. Mit Rück sicht hierauf hat der Decan der Berliner Juristenfocultät den Studircnden eindringlich empfohlen, an den Cursen im Lateinischen und Griechischen innerhalb -er ersten drei Studicnsemester fleißig tbeilzunehmen, da ihnen anderen- falls bet der Anrechnung dieser Semester auf ihre Studien zeit Schwierigkeiten erwachsen könnten. Außerdem kommt noch in Betracht, daß das Referenbarexamen auch die Exegese der Quellen deS römischen Rechts umfaßt, und daß auch aus dem Griechischen stammende Kunstausdrücke, wie z. B. Anttchresis und Emphytcusc, eine Rolle spielen. — ObltgMrisch si«d also die an den Uniprrsitgtr» etirgertch«
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