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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.09.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-09-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020901011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902090101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902090101
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- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-09
- Tag1902-09-01
- Monat1902-09
- Jahr1902
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— New Aork, 31. August. Nach einem Telegramm aus Managua wurden wieder starke, vvm Bule an Ma, saya kommende Detonationen gehört. — Tas Schicksal der Sverdrup-Erpedition. Aus Christian:« lvird dec „Frks. Zkg." geschrieben: Man beginnt jetzt in Nor- wegen über den Verbleib der Expedition SvcrdrupS zu diS- culiren, obwohl dabei noch immer betont lvird, das; zu irgend welchen Befürchtungen kein Grund vorhanden sei. Es sind jetzt etwa 1 Jahre uiid 2 Monate, seit die Expedition aus dem Schiffe „Fram" den Hafen von Ehristiania verlieh, lieber die gcnanen Pläne derselbe» haben wohl nur Wenige Keimtniß ge habt, da Sverdrup stets sehr gehcimnißvoll that. Officiell hieh cs seiner Zeit, cs solle das Terrain an der grönländischen Westküste und von dorr nach Norden wissenschaftlich untersucht werden. Ans die Frage, ob auch bis zum Nordpol vorgedrungen werden solle, hatte iLverdrup meistens nur scherzhafte Ant worten, wie: „Nein, wenn nickt etwa der Nordpol mir in den Weg gcrüth". Im Jahre 1899 erhielt man durch Pcary, der am 18. August den „Kam" im Eise nördlich von Grönland ge sehen halte, die letzte Nachricht. Man nahm damals an, dah die Expedition in Pandora Harbour überwintern würde. Seitdem weih man über das Schicksal --verdrup'o nicht das Geringste. Tie Expedition war auf 5 Jahre reichlich und für den Nolhfall sogar auf b Jahre ansgcrügct. Ihre Tauer sollte aber, wenn möglich, nur 4 Jahre betragen, und dies ist der Grund, weshalb man hier und dorr bereits beginnt, unruhig zu werden, um so mehr, als der Mehrzahl der Theilnchmer alle arktischen Er fahrungen fehlten und man noch von den Nansen Expeditionen her weih, wie schwer schon ein dreijähriger Anfenthalr in den arktischen Regionen körperlich und mehr noch psychisch ans die Forscher einwirkr. In den Kreisen der hiesigen Regierung sct)eint man übrigens die Unruhe nickt zu thcilen. In den Zeitungen Ivar behauptet worden, die Regierung wolle eine HilfScrpcdition anSrüsten, um Sverdrup aufzusuckeu. Tas ist einstweilen noch nicht der Fall. ES haben nur ganz privatim Besprechungen mit Personen stattgefiinden, die vielleicht über Sverdrup's Ab sichten etwas Näheres wissen könnten, nm daraufhin die Möglich keiten einer Aussnckung zu erwägen. Bestimmte Vorbereitungen sind nicht in Angriff genommen worden. — Das Schild des „Postillon von Lonjumcau". Eine hübsche Geschichte aus dem Kriege voll 1870, die bald nachher bekannt wurde, frisckt Victor!» I o n c i e r c S in seinen „Notizen eines Musikers" ini „Gaulois" wieder auf. Es handelt sich um die bei uns immer noch beliebte Oper von Adolphe Adam „Der Postillon von Lonjumcau". Ter Corpora! Rittingcr lag in Longpont, als ihm befohlen wurde, mit seinen Leuten eine Rc- cognoscirung nach Lonjumcau vorzunehmen. Als er aufbrcchcn wollte, sagte der Stabsarzt zu ihm: „Wollen Sic mir einen Ge fallen thun, Rittmeister?" „Natürlich, was ist cs denn?" „Man behauptet in Deutschland, das; cs kein Lonjumcau giebt. Nun kenne ich Lonjumcau und weih bestimmt, das; cs nicht nur existirt, sondern das; cs dort auch ein Gasthaus mit dem Schild „Postillon von Lonjumcau" giebt. Man sagt sogar, das; der flatterhafte Chapelon die reizende Wirthin dieses Gasthauses liebte und sitzen ließ. Sie werden das Haus leicht finden. Sic werden hinaehcn und mir irgend etwas von dort mitbringen, einen Briefkopf, eine Karte, eine Etikette, kurz irgend eine Kleinigkeit, nur muh darauf stehen: „Zum Postillon von Lon jumcau". Dann wird man doch in Deutschland sehen, dah es ein Lonjumcau giebt." „Sic können auf mich zählen, Doctor." Als Rittingcr und seine Escortc die ersten Häuser des Torfes erreicht hatten, suchte er das berühmte Schild und entdeckte cs auch bald, an einem Eisenarm schaukelnd. Riitinger gab einem seiner Leute die Pferde zu halten und betrat, von den Anderen begleitet, das Haus. Tic kleine Truppe stieg die Treppe empor, drang durch eilte Luke auf das Dach und begann das Schild ab zuschlagen. Aus der Strahc hatten sich die Bauern versammelt und fallen erschreckt diesem Vorgehen zu: ihre Rufe und Ge bärden bekundeten deutlich ihr Mißvergnügen. Aber das Schild war entfernt, während Rittingcr laut das beliebte Lied an stimmte: ,Klil qn'il e°t kecml" Beim Abzug umgab Alles die Soldaten, und der mit seinen Pfarrkindcrn hcrbcigccilte Pfarrer verlangte von Rittingcr eine Erklärung. In heiterster Stimmung erwiderte dieser, Bismarck hätte ihm den Befehl ge geben, dieses Schild zu holen, weil er ei» leidenschaftlicher Be wunderer des „Postillons von Lonjumcau" sei und cs um jeden Preis haben wolle. Nach einer halben Stunde befand sich der Stabsarzt im Besitz des kostbaren Andenkens, und einige Wochen später war das Schild „Zum Postillon von Lonjumcau" auf dem Wege nach München. . . . Tort gehört es — so versichert Jonciercs — zu de» Requisiten des königlichen Thea ters und wird in der Ausstattung des ersten Actes gebraucht, wenn man die komische Oper von Adolphe Adam auf führt. - - . .(Frkf. Ztg.). Aus -em Geschäftsverkehr. t Das Restaurant „Znm Elefanten" in der Nicolaistraße 6 ist eines derjenigen Locale, in denen es sich recht gut verkehren läßt. Der Verkehr ist umso angenehmer, als der Wirth, Herr Schlegel, auf eine gute Küche hält, seinen Gästen zu jeder Jahres zeit das Saisongemäßeste bietet und auch seinen Bieren allezeit die sorgfältigste Pflege angedeihcn läßt. wiederholte Nachrichten. (Aus dem gestrigen Sonntagsblattewiederholt, weil zu spät ein getroffen, um auch indem frühzeitig nach auswärts versendeten Theile der Auflage Aufnahme finden zu können.) ' * Berlin, 30. August. (Telegrani m.) Von der „Neuen Polit. Corrcspondenz" und im Anschluß daran von anderen Blättern sind in den letzten Tagen Mit theilungen über angebliche neuere Ent schließungen der Ltaatsregierung in der Löhning'schen Angelegenheit verbreitet worden. Alle diese Mittheilungen beruhen auf freier Combtnatton und sind auf keine maß gebende Stelle zurückzuführen. -7-: Ronneburg, 30. August. Die Einwcihnng der Bismarck sä ule auf dem Neuster Berge scheint ein wahres Volksfest zu werden, falls der Himmel ein halbwegs freundliches Gesicht dazu macht. Ans allen Gegenden laufen Anmeldungen der verschiedenen Vereini gungen ein, und zur Bewältigung des in Aussicht stehenden Verkehrs werden von verschiedenen Orten Svnderzügc ab gelassen. Das erste Bismarckscucr wird am Scdantage ab gebrannt werben. Es dürfte einen gewaltigen Feuer schein weit in die sächsischen Lande verbreiten. Letzte Nachrichten. * Berlin, 31. August. Ter Kaiser empfing gestern Mittag im königl. Schlosse den Kronprinzen von Sachsen und nahm die Rapporte der Lcibrcgimcntcr und militärische Meldungen entgegen, darunter diejenigen des Chefs des Adrinralstabcs Büch sei, des amerikanischen Militär attaches Oberstleutnant I. P. Kcrr, des japanischen Militär attaches 5k. O i. Später nahm der Kaiser die persönliche Mel dung des zur Zeit in Deutschland weilenden Obcrhäuptlings der Tuallah Stämme im Schutzgebiete Kamerun, Manga Bell, in Gegenwart deS Geh. Legationsrathcs Hellwig vom Aus wärtigen Amt entgegen. Ta§ Frühstück nahmen die höchsten Herrschaften in ihren Wohnungen. Abends um 7 Uhr fand im Marmvrsaalc des Neuen Palais bei Potsdam Paradctafel statt. Wiederum saß der König von Italien zwischen dem Kaiser und der Kaiserin. Neben dem Kaiser folgten nach rechlS zunächst Prinzessin Friedrich Leopold, der Kronprinz, Prinz Friedrich Leopold, Prinz Joachim Albrecht, Prinz Paribatra von Siam, Prinz Chlodwig zu Hessen- Philippsthal, Prinz Albert zu Schleswig-Holstein, Erbprinz von Hohenzollern, Obcrstkämmcrer Graf SolmS-Baruth, General der Cavallcris v. Bülow, General der Cavallerie v. Wedel, Wirkl. Geh. Rath vr. v. Lucanus; link- neben der Kaiserin saßderKronprinzvonSachsen, dann Prinz Eitel Friedrich, Prinz Friedrich Heinrich, Prinz Friedrich Wilhelm, Herzog Adolf Friedrich zu Mecklenburg, Prinz Ernst von Sachsen-Altenburg, Prinz Albert zu Schleswig-Holstein Hoheit, Prinz Carl von Hohenzollern, Herzog zu Trachenbcrg, Minister v. Wedel, General v. Lindequist, Lbcr-Hofmarschall Graf zu Eulenburg, Fürst von Lichnowskh u. A. Dem König von Italien gegenüber saß der Reichskanzler, zwischen dem Minister Princtti und dcni Botschafter Graf Lanza. Rechts folgten Generaloberst v. Hahnkc, Minister Ponzio- Vaglia, General der Infanterie v. Werder, Generalleutnant Brusati, General der Cavallerie Graf v. Schliessen, italienischer Botschaftsrath Marquis Jmperiali, Kricgsminister v. Gvßler, königlich sächsischer Geschäftsträger v. Stieglitz; links Gencral- lcutnanr v. Pcrbandt, italienischer Contrc Admiral de Libero, Generalleutnant Wagner, italienischer Oberstleutnant Cav. Castaldcllo, Generalleutnant v. Bülow u. A. Nach der Parade tafel hielten die Majestäten im Muschelsaale Cercle. Um Vis- Uhr traten dann die Allerhöchsten und Höchsten Herr schaften auf den nach der Mopkc zu liegenden Balkon hinaus, lim den großen, von sämmtlichcn Musikcorps und Spiellcutcn des Gardecorps auSgcführten Zapfenstreich anzuhüren. Die schöne Architektur der CommunS hob sich durch Illumination und Nothfcucr prächtig vom Nachthimmcl ab, während die alten Buchen rechts und links im Grünfcucr aufleuchtcten. Vom Bahnhof Wildpark her rückten die Musiker, von Magncsium- fackelirägcrn geleitet, unter den Klängen des Uorck'schen Marsches heran, nach Instrumenten geordnet, die sämmtlichcn Schellcnbäumc mit ihren Rotzschwcifcn in der Mitte. Armee- Musik-Jnspicient Roßberg leitete die Vorführungen, die nach dem großen Wirbel mit dem italienischen Königsmarsche be gannen. ES folgten italienische und preußische Märsche, darauf der große Zapfenstreich. Ten Schluß machte wiederum der italienische KönigSmarsch unter präscntirtcm Gewehr der Be gleitmannschaften. Um 10'tt- Uhr rückten die Truppen kvicdcr ab. Leider setzte zuletzt starker Regen ein. * Potsdam, 31. August. Der König vvnJtalien wohnte heute früh mit dem Minister des Auswärtigen Princtti und dem ganzen Gefolge der Messe bei. * Wildpark, 31. August. Gegen 9 Uhr Vormittags trafen Ihre Majestäten der Kaiser und der König vonItalien vom Neuen Palais, woselbst sich Letzterer von der Kaiserin verabschiedet hatte, auf dem Bahnhofe ein, wo unter Anderem der Kronprinz, Prinz Eitel Friedrich und der Reichskanzler Graf v. Bülow, Botschafter Graf v. Wedel und Botschafter Graf Lanza erschienen waren. Ter Kaiser zeichnete den Minister Prinettt durch ein Ge spräch auS. Ter Abschied zwischen den Majestäten war überaus herzlich. Der Kaiser und der König küßten sich wiederholt. Vom Reichskanzler Grafen v. Bülow verab schiedete sich der König in herzlicher Weise und reichte ihm zweimal die Hand. Als König Victor Emanuel den Zug bestiegen hatte, schüttelten sich die Majestäten nochmals die Hände. Während der Zug sich unter den Hochrufen des zahlreich versammelten Publikums in Bewegung setzte, grüßte der König noch fortwährend aus dem Wagen. Auf der Fahrt wird der König vvm Ehrendienst begleitet. * Wildpark, 31. August. Nach der Abreise des Königs von Italien hatte der Kaiser in der Fürstenhalle des Bahnhofsgebäudes eine Besprechung mit dem Reichskanzler Grasen v. Bülow und besuchte später den Gottesdienst in der Garnisonkirchc zu Potsdam. — Heute Mittag wird derKaise r den Architekten Bodo Ebhard empfangen, der Pläne für den weiteren Ausbau der Hohkonigsburg vorlcgt. * Berlin, 31. August. Ter König von Italien ließ dem Oberbürgermeister Kirschner durch die italienische Botschaft zehntausend Lire für die Armen Berlins übermitteln. * Berlin, 31. August. Der Gegenbesuch Kaiser Wilhelm's am italienischen Hofe wird, wie aus guter Quelle verlautet, erst im nächsten Jahre erfolgen. * Berlin, 31. August. Der Kaiser und der Kron prinz werden nach den bis jetzt festgesetzten Dispositionen am 20. October zur Theilnahme an der diesjährigen Hofjagd in Blankenburg a. H. cintreffcn und im dortigen königl. Schlosse Wohnung nehmen. * Berlin, 31. August. Nach der „Post" bestätigt sich die Vcrmuthung, daß die Regierung die erste Candidatenliste für den Kölner Erzbischof st uhl nicht angenommen hat. Auf der neuen Liste sind mehrere Candidaten genannt, die als sehr genehm angesehen werden können, in erster Reihe das Mitglied des Kölner Domcapitels Canonicus Professor Hespers, der auch hier in seiner Eigenschaft als Mitglied des Colonialraths und Sachverständiger für Missionssachcn be kannt ist, und Simar's Schüler von der Universität Bonn und späterer Nachfolger auf dem Bischofsstuhl von Paderborn, Or. Wilhelm Schneider. * Berlin, 31. August. Ter Berliner Corrcspondent des „Standard" hatte gemeldet, daß cs beabsicktigt sei, die C or r c- spondcnten auswärtiger Blätter diesmal nicht zu den deutschen Manövern zuzulassen, weil die vor jährige Berichterstattung eines Londoner Blattes von Sach« unkcnntniß und Gehässigkeit erfüllt Ivar. Diese Nachricht ist in der vorliegenden Form, dem „Lok.-Anz." zufolge, nicht richtig. Dian wird den Vertretern der auswärtigen Presse weites Ent gegenkommen beweisen und ihnen auch, so weit thunlich, das nöthige Material zur Oricntirung zur Verfügung stellen lassen. * Berlin, 31. August. Rudolf Virchow ist gestern Abend nach Berlin zurückgckchrt, wo auf dem Potsdamer Bahn hof um 8 Uhr 40 Mi», die Ankunft erfolgte. In der Mitte des Zuges befand sich ein besonderer Durchgangswageu, in dem sich der greise Patient befand. Als der Zug hielt, wurde an diesen Salonwagen eine Tragbahre geschoben, die von zwei Dienern getragen wurde. Drei Acrzte begleiteten sie. Der Sohii des Gelehrten, Professor H. Virchow, erzählte, daß sein Vater die Reise gut überstanden habe. Ter Kranke wurde in seine Wohnung, Schcllingstraße 10, gebracht. * Neues Palais bei Potsdam, 31. August. Nach dem Gottesdienst in der Garnisonkirchc sprach der Kaiser im RcgimeutShausc des 1. Garde-Regiments z. I. vor und begab sich sodann zu Fuß nach dem Neuen Palais. Zur Mittagstafel waren geladen der Kronprinz, Prinz Eitel Friedrich, der Chef des CivilcabinetS Wirkl. Geh. Rath Or. v. Lucanus, Hofgartcn« director Geitncr und Architekt Bodo Ebhard. Am Nachmittag nahm Se. Majestät den Vortrag der beiden Letzteren im Bei sein des Chefs des CivilcabinetS entgegen. * Frankfurt a. M., 31. August. AuS Anlaß deS Aufent halts des Königs von Italien ist das Bahnhof-Viertel prächtig geschmückt; von den Häusern wehen Fahnen in den italienischen und deutschen Farben. Die Fcststraße, welche der König durchfährt, wird eingefaßt von Flaggenmasten und Laub gewinden. Besonders schönen Schmuck weisen die Villen in der Taunusanlage, sowie das Hotel Imperial auf, in welchem der König zum Festessen bei dem OfficicrcorpS seines Husaren RegimentS erscheinen wird. Auch der Bahnsteig des Central« bahnhofs, auf welchem der Zug mit dem König ankommt, hat reichen Flaggenschnmck angelegt. * Frankfurt a. M., 81. August. Der König von Italien ist Abends 6^> Uhr hier eingetroffen. Als Ehrcncompagnie hatte auf dem Bahnsteige die erste Compagnie des 81. Regiments Aufstellung genommen. Zum Empfange waren erschienen der Commandcur der 21. Division General leutnant v. Deines, Generalmajor b. Normann, Stadtcomman« dank v. Stülpnagel, der Jlügeladjutant des Kaisers Oberst v. Jacobi, Commandcur des Füsilier-Regiments v. GerSdorff, der italienische Generalkonsul Graf Lambertenghi u. A. Als der Zug einlief, präsentirte die Ehrencompagnie, die Regiments musik spielte die italicniscke Hymne. Der Köng entstieg dem Wagen in der Uniform seines Husaren-RegimentS und schritt mit Gefolge die Front der Ehrcncompagnie ab. Darauf nahm der König den Vorbeimarsch der Ehrcncompagnie entgegen und begab sich dann unter den brausenden Hoch- und Hurrahrufcn der Menschenmenge zu seinem Wagen, in welchem auch General adjutant v. Lindequist Platz nahm. Unter der EScorte einer Sckwadron Husaren ging die Fahrt nach der Taunusanlage. Das Gefolge folgte in einer Anzahl weiterer Wagen. Auf dem ganzen Wege brach das Publicum in stürmische Hockjrufe aus. In der TaunuSanlage hatte sich inzwischen das Husaren Regi ment Nr. 13 in Linie zu zwei Gliedern in Parade ausgestellt. Brausende Hurrahrufe verkündeten das Herannahcn deS Königs. Die Musik intonirte den italienischen Königsmarsch. Der König fuhr mit dem Gcncraladjutantcn v. Lindequist zwei Mal im Schritt die Front des Regiments ab. Auf dem linken Flügel hatten der Verein der ehemaligen Angehörigen des Husaren- RegimentS Nr. 13 und die hiesige italienische Colonie mit ihrer Jahne Aufstellung genommen. Die Mitglieder der Colonie begrüßten den König mit begeisterten Evviva-Rusen, für welche derselbe freundlich grüßend dankte. Am rechten Flügel angc- koinmen, verließ der König den Wagen und lies; das Regiment im Parademarsch vorbcidefiliren. Alsdann bestieg der König wieder den Wagen und fuhr mit dem Gefolge zum „Hotel Jn- pcrial", wo ein Diner von 70 Gedecken statrfand. * München, 31. August. Die ultramontanc Presse empfiehlt für den Spätherbst in der Zeit des Octobcrfestes die Abhaltung eines bayerisch en Katholikentages um gegen den Vorwurf schnöder Undankbarkeit Einspruch zu erheben. * München, 80. August. AuS Bamberg wird der „Münch. Allg. Ztg." berichtet: Verhungert und mit Ungeziefer über sät und am Rücken völlig aufgclegcn, aufgcfundcn wurde am Sonntag früh in ihrem Bett, im Koth liegend, dieca. siebzi g- jährigc Armenhäuslcrin Anna Kath. Geck in Niedermirsbcrg (Fränk. Schweiz). Tie Bcdauernwcrthe er hielt von den Ortseinwohncrn das Mittagessen turnuswcisc aufs Fenster gestellt, sonst nahm sich Niemand um sie an. Ter Bürgermeister will die GemcindcdicnerSfrau mit der Pflege beauftragt haben. Diese begab sich jedoch auf vier Tage zum Missionsfestc nach Forchheim. Der dortige Curatus und Vorstand der Armenpflege befand sich beim Katholikentage in Mannheim. Die Beerdigung wurde in Folge der gerichtlichen Untersuchung auf Mittwoch verschoben. Ter Bezikrsarzt von Forchheim constatirte, daß der Tod durch Verwahrlosung und bereits mindestens 24 Stunden vor dem Auffinden eingetretcn sei. — Dies ist bereits der zweite derartige Fall, der in diesem Jahre in Bayern bekannt wurde. (Noch ist kaum ein Viertel jahr verflossen, das; wegen eines gleichen, Aufsehen erregenden Falles in Annabcrg der dortige Pfarrer Bergler zu einer Wock>c Gefängnis; und der frühere Ccntrumsabgeordnetc Bürgermeister Lautenschlager zu drei Monaten verurthcilt wurden. Das hat aber, wie der vorliegende, nicht minder krasse Fall zeigt, nicht gewirkt. D. Red.) * Kiel, 31. August. Daö italienische Schulschiff „Ainerlgo Vcspucci" ist heute Abend hier cingetroffen. * Wien, 31. August. (Ausführliche Meldung.) Tie „N. Fr. Pr." meldet: Gegen den Bergrath Max v. Gutmann, einen Neffen des Kohlcngrubenbcsitzcrs, wurde in Sclzthal von einem Unbekannten, wahrscheinlich einem entlassenen Angestellten, eine Bombe geschleudert. Tcm Thütcr wurde der Unterleib aufgc- risscn, er war sofort todt. Ein Oberförster, der sich in Be gleitung Gutmann's befand, welcher sich zu Wagen auf sein Jagdschloß begebe» wollte, erlitt sehr schwere Verletzungen. Die Fenster des Bahnhofsgebäudes in Selzthal, in dessen unmittel barer Nähe der Anschlag erfolgte, wurden Zertrümmert. * Ischl, 31. August. Kaiser Franz Josef ist heute Nachmittag mit Gefolge zu den Seemanövern im Adriaiischen Meer nach Pola abgereist. * Paris, 31. August. Eine Depesche des französischen Gcneralcommissars im Congogebiet meldet, daß raufend von Mohammed Varani befehligte Tuaregs am 1. Juni Biralabi am Tschadsee aii gegriffen haben, unter Verlust von tausend Mann aber zurückgeschlagen wurden; auf französischer Seite waren keine Verluste zu verzeichnen. Tie Ruhe ist wieder hergcstellt. * Bonrgoin, 31. August. Bei der heutigen Einweihung eines Denkmals zur Erinnerung an die für das Vater land gefallenen Soldaten hielt der Kriegsminister Andrö eine Rede, in welcher er ausführte, zwischen der Armee und Frankreich könne keine Meinungsver schiedenheit bestehen. Frankreich wolle eine starke Armee, denn es müsse künftig siegreich sein, und dazu sei er forderlich, daß alle gesunden Franzosen militärische Er ziehung erhalten, welche das bcmundcrnswerthe Osficicr- corpö ihnen in zwei Jahren beizubringen bereit sei. lBcifall.) Der Minister erklärte ferner, er sei für die Aufrechterhaltung der militärischen Rescrvcübungen von 28 und 13 Tagen und schloß, eine starke und gut aus- gt bildete Armee sei unumgänglich erforderlich, um den territorialen Besitz zu sichern. * Luxemburg, 31. August. Nach einer Meldung aus Schloß Hohenburg hat der E r b g r o ß h e rz o g von Luxemburg gestern Abend bei de^ Rückkehr von der Jagd das rechte Schienbein gebrochen. ' Das Allgemeinbefinden des Erbgroßherzogs ist gut. * Florenz, 31. August. Ein Theil des Personals der Tr a m w a y b c d 1 c n st c tc n ist in den Ausstand ge treten; nur ciue kleine Anzahl von Wagen verkehrt unter dem Schutze von Polizisten. Patrouillen durchziehen die Stadt, die im Ganzen einen ruhigen Anblick gewährt. Truppenvcrstärkungen werden heute hier cintreffcn; die ganze Stadt wird militärisch besetzt werden, um den öfcntlichcn Dienst zu sichern. * Florenz, 30. August. I» AuSstand befinden sich nur 25 der bei der Arbcitskammcr eingetragenen Innungen, dar unter auch die Arbeiter der Gasanstalt. Ter Beleuchtungs dienst ist jedoch gesichert. Die Gasanstalt ist militärisch besetzt. Obgleich der Strcikauöschnß heute früh veröffentlicht hatte, daß innerhalb 24 Stunden ein allgemeiner Ausstand erfolgen werde, greift der Ausstand nur sehr langsam um sich. Tie Z c it u n g e n k o n n t e n n i ch t c r s che i nen mit Ausnahme der klerikalen „Unitö Cattolica". Tic Setzer wollen die Arbeit aber wieder anfnchmen. * Valeuzia, 31. August. Die Heiz er der Gas» gescllschaft sind in den AuSstand getreten. * San Sebastian, 31. August. Der König hat dem Schah von Persien den Orden vom Goldenen Vließ ver liehen. " Kopenhagen, 31. August. Wie „Rttzau's Bureau". auS Reykjavik gemeldet wird, hat der Alt hing seine Sitzungen am 20. August geschlossen und sämmtltche Regie rungsvorlagen angenommen. Die Vorlage über eine Verfassungsänderung, wonach der selbstständige, verant wortliche Minister für Island künftig in Reykjavik seinen Ditz haben soll, wurde von beiden Kammern einstimmig angenommen. * London, 31. August. Die Bocrcngcncrale Botha, De Wet und Dclarey sind heute Vormittag hier einge- troffen. * Birmingham, 31. August. In einer Rede anläßlich der Verleihung von KricgSmcdaillcn wieö Chamberlain aus dcu gegen die Regierung erhobenen Vorwurf, sie sei auf den Krieg nicht genügend vorbereitet gewesen, hin. Er sagte, nach seiner Meinung werde das Land niemalsdie Kosten auf sich nehmen» die erforderlich seien, um immer auf einen Krieg vorbereitet zu sein. Es werde stets nothwendig sein, sich an die Vaterlandsliebe des Volkes zu wenden, um für die Mängel deS ständigen Heeres einen Ersatz zu schaffen. Es sei hauptsächlich, wenn nicht gänz lich dem Beistände der Freiwilligen zu verdanken, daß England erfolgreich aus dem letzte» großen Feldzüge hervor gegangen sei. * Shanghai» 31. August. (Meldung des „Reuter'schcn BurcauS".) Der englisch-chinesische Handels - vertrag ist nicht unterzeichnet worden. Mackay und die anderen Bevollmächtigten hatten sich zur Unterzeichnung ver sammelt, fanden jedoch, daß das kaiserliche Edict nicht befriedige und undeutlich sei. Mackay hatte Vorbereitungen getroffen, aui Nachmittag des Tages, an welchem die Unterzeichnung stati- findcn sollte, abzurcisen, er weigerte sich jedoch, den Vertrag zu unterzeichne», und verschob seine Abreise» um weitere Mit- thcilungcn aus Peking abzuwaricn. Die Nichtuntcrzeichnung hat Erstaunen erregt; die Haltung Chinas zeugt von Miß trauen; China sucht eine Gelegenheit für die eventuelle Nicht anerkennung deS Vertrages. * St. Helena, 30. August. Heurs Abend gehen 1000 Kriegsgefangene aus dem Dampfer „Malta" nach Cap stadt ab. * Washingtou, 31. August. Der amerikanische Gesandte in Peking Couger wir- mit China über ein dem eng lisch-chinesischen -Handelsvertrag ähnliches Abkommen in Verhandlungen treten. Er hat Anweisung empfangen, alle Eugland zugcstandenen Vvrtheile zu erlangen. * Washington, 30. August. Nach einem hier eingegangenc» Telegramm des amerikanischen Gesandten in Port au Prince von gestern Abend hat am 28. d. M. in der Nähe von Cap Harticn ein heftiges Gefecht zwischen den Truppen des Generals Nord und denen deS Generals Jumeau statrgcfuiidcii; auf beiden Seiten waren schwere Verluste zu verzeichnen. Das Gefecht dauerte bei Abgang deS TelegraminS noch an. Die Stadt Harmclade ist, wie das Telegramm.weiter meldet, zcrswri. Handelssachen. * Köln, 30. August. In der gestern hier abgehalrenen General-Versammlung des Verbandes deutscher Drahtstift- fabrikanten wurde, lr>- die „Köln. Ztg." meldet, die Aufnahme eines neuen Mitgliedes genehmigt, ebenso die Uebcrtragung von Vcrbandsaiitheilen einzelner Verbandsmitgliedcr an andere Mitglieder. Ucbcr den Vorsehußgrundprcis für das letzte Jahresviertel konnte ein endgilttger Beschluß noch nicht er folgen, weil der Walzdrahrpreis für das letzte Jahresvicrtel noch nicht feststem Mangold gosts.«llu>>^ ves PuiLgen^ptelseo. Eine neue Versammlung lvird gegen Mitte September darüber eudgiltig beschließen. Der Geschäftsbericht und Rechnungs abschluß für das erste Halbjahr '1902 wurden einstimmig ge nehmigt. * Wien, 30. August. Die „Niederösterreichische Escomptc- Gescllschast", welche die Verpflichtung übernommen hat, 60 000 neue Acticn der österreichische» Alpinen Montan-Gescllschast mit Dividcudcnberechtigung vom 1. Januar 1902 au die gegenwärti gen Actionäre der Montan-Gesellschaft zum Bezüge anzubietc», ladet diese Actionäre ein, das Bezugsrccht auszuüben. Die An meldung des Bezugsrcchtes findet vom 1. September bis incl. 10. September in Wien bei der Niederösterreichischen EScomptc- Gcsellsckaft, in Prag bei der Böhmischen Escomptcbank statt. Der Besitz von ;e 5 alten Acticn berechtigt zum Beziige einer neuen Actie znm Course von 320 Kr. zuzüglich 5 Proc. laufender Stückzinscn. Bei der Anmeldung ist für jede neue Actie der entfallende Betrag von 320 Kr. nebst 5 Proc. Stückzinscn für nominell 200 Kr. für die Zeit vom 1. Januar 1902 bis zum Einzablungstage zu erlegen. Den Actionären wird jedoch zu gleich frcigestellt, auf die zu beziehenden neuen Actien nur eine Anzahlung von 100 Kr. nebst ö Proc. Stückzinsen zu leisten und den Rest von 220 Kr. zuzüglich 4 Proc. Zinsen von diesem Bettage vom Tage der Anmeldung bis zum Zahlungstagc, spätestens bis zum 1. Februar 1903, jedoch auf einmal zu be zahlen. * Madrid, 30. August. Wechsel auf Paris 36,50. * New Aork, 30. August. Ter Werth der in der vergangenen Woche eingrfnhrten Maaren betrug 10 199 954 ß gegen 11 180 174 -d in der Vorwoche, davon für Stoffe 2 638 282 8 gegen 2 650 517 in der Vorwoche. — Die Goloausfnhr in der vergangenen Woche betrug 502 000 ?, die Silberausfuhr betrug 821 235 * Washington, 30. August. Die Staatseinnahmen betrugen im Monat Anguft 18 605 812 ?, die Ausgaben 42 650 000 P. Kabelberichte vom Productenmarkte am 30. August. Amerikanische Banmwollmärktc. (Käuferpreise.) Taaesstatistik Zufuhren in den atlantischen Höfen 9000, in den Golshäsen 10 000, in den Jnnenplötzen 1000, Export nach dem Continent 2000. Amerikanische Lei- und Aettwaaren-Märkte. (Käuferprciset Chicago. Schweinezufuhren im Westen 20000, in Chicago iMI Schweine (Durchschnittspreise) schwere 7,12, leichte 6,25. Speck hort clear 10,80. Schmalz September 10,42. October 9,60, Januar8,25. Nippen September 10,27. Octobcr 9,92, Januar 7,75. Por'Sep tember 17, October 17,12, Januar 14,77. — Die Preise stt Fett waaren befestigten sich auf Deckungen, geringe Eingänge uus dem Schweinemarkt und auf Käufe seitens eines Ringes. In Port sanden Realisirungen statt. Schluß unregelmäßig. Amerikanische GctrcidcmSrkte. (Käuferp-eisr.) Chicago. Weizen September 70'/., December 67'/«, Mai 69'/«. Mais September 57'/,, December 42'/,, Mi 39'/,. Hafer ruhig, September 26'/,, Decrmber 25'/,. Roggen billig, September 48'/» Leinsaat October 130. Weizen eröffnete stetig, mit Dcccmber '/, Höher, im weitere» Verlaufe befestigten sich die Preise auf kaltes Wetter im Nord westen, Regen in den Erntcaebicten von Frühjahrswcizen uiid auf Deckungen. Schluß stetig, höher vis unverändert. — Mais eröffnete stetig mit unverändertem Decemberpreis; auch im weiteren Verlaufe konnten sich die Preste gut behaupten auf unbedeutende Ankünfte in den westliche» Centrcn imd auf Wetterberichte über Kälte. Schluß steüg. unverändert bis '/L höher. Toledo. Weizen ruhig, September 71'/«, Decembcr 71'/» Mai» ruhig, September 59, December 51'/,. Kleesan e > Otto! 7 5,43'/,. Minneapolis. Welzen stetig, September 60'/» December r.i St. LouiS- Weizen stetig, September 64'/» Decembcr u. > . Mai» stetig, September 55'/,, Tecember 46'/,. Duluth. Weizen stetig, September 67'/,, Tecember 6','/,. Leinsaat September 134'/,, October 130'/,. San Franci-co. Weizen stetig, loco 113'/«, December ll3'/,. Mai» loco 141'/«. Verantwortlicher Redacteur vr. Her«. Küchling in Leipzig. I für den musikalischen Theil Adolf Ruihardt inLeipzig-
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