Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.09.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-09-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020901011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902090101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902090101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-09
- Tag1902-09-01
- Monat1902-09
- Jahr1902
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
«it -em Morgenstern vor, bahnt sich Weg >e ihm entgegentreten, stürzt die spanischen .e im Graben befindlichen Feinde her und mit den Seinen gegen die darunter Ein- .an sieht ihn auf dem Auswurfe des Lauf en und nach den Speeren Haschen, mit denen oon unten heraufstechen. Er hat bereits vier .rt, die er nun kräftig gegen ihre früheren Be. Endlich bekommt er ein Feuerrohr in die Hand sich als Ziel vornehinlich die Officiere heraus, «end, daß die anführerlvse Mannschaft desto ge- Widerstand zu leisten vermag. Doch seine leiden- ,e Hitze läßt ihn sich blobstellen, manche Mündung den Verderbenbringer gerichtet, er bekommt eine stenkugel in die Herzgrube und endet nach zwei len sein Leben. Er ward als Meister begraben und t den Ruhm mit ins Grab, mehr als zwanzig vedcn erlegt und dem Feinde seine Belagerung-» eiten für manchen Tag hin aufgehalten zu haben." Durch -inen Abzugscanal, den die Schweden vor m Halleschen Thore gruben, suchten sie den Stadtgraben bzuleiten. Wäre ihnen dies gelungen, so hätten sie die Stadt viel leichter mit Sturm nehmen können. Während nun der Nadlerlchrling gegen die PeterSbastei aussiel, fielen dreißig Freiwillige durch das Hallesche und Ran- städter Thor aus, um die Arbeiten an dem Abzugscanal zu vernichten, was auch gelang. Leider fehlte es den Braven an Werkzeugen, die Kanonen der Schweden un schädlich zu machen, deshalb unternahmen sie am Nach mittage, nachdem sie sich durch weitere zehn Mann ver stärkt hatten, einen abermaligen Ausfall und holten das Versäumte gründlich nach. Während die Bürgerschaft in der schweren Zeit der Bc« lagervng fortgesetzt Proben der Unerschrockenheit und Tapferkeit lieferte, suchten im Geheimen die leitenden Per» sönlichkeiten mit den Schweden zu accordiren. Besonders war es drr treulose von Schleinitz, der mehr und mcchr sich zu den Schweden hinneigte, und der auch den tapferen Schloßcommandanten von Traudorf so beein» flußte, dah dieser den Feinden das Schloß übergab. Trotz oieses schweren Schlages war die Bürgerschaft noch nickt entmuthtgt, sie wollte die Stadt so lange verthcidigen, bis sie mit den Schweden einen billigeren Accord abgeschlossen habe: doch dieses Vorhaben ward dadurch vereitelt, daß von Schleinitz das Petersthor räumte und die Schiveden nun Herren der Stadt wurden. So fiel durch Ver rätst dieStadt am 27. November 1642, nachdem die tapfere Bürgerschaft diese sechs Wochen lang ruhmvoll vcr- «yeidigt hatte. Der Berräther schwärzte die Bürgerschaft bei dem Befehlshaber der Schweden, dem General Torsten» fon, noch dadurch an, daß er vM ihr sagte, „es sei ein halsstarrig Volk, das ihm nichts reichen würde, wenn er nicht Gewalt brauchte." Dieser Verleumdung gegenüber stellte der Obristwachtmeister Grosttgk der Bürgerschaft das ehrenvolle Zeugnitz aus: „daß die Bürger bei dieser Be lagerung als redliche Leute das Ihrige gethan hätten, und wer der Bürgerschaft ein anderes nachsage, der lüge es als ein Schelm." Nach dem Einzuge mußte die Stadt das schwedische Heer neu kleiden, von einer Plünderung sollte sie sich durch Zahlung von drei Tonnen Goldes loskaufen, doch ward davon mehr als die Hälfte nachgelassen. Sieben Jahre und acht Monate blieb Leipzig in den Händen der Schweden, die es erst am 1. Juli 1650 räumten. Waren schon bei Beginn des Krieges die wirth - fchaftlichen Verhältnisse in Leipzig äußerst ungünstige gewesen, so war das beim Friedensschlüsse noch weit mehr der Fall. Die zum Theil in Ruinen liegende Stadt, die zerstörten Stadtmauern und Festungswerke ge währten einen höchst traurigen Anblick. Der frühere Wohl, stand war vernichtet, überall starrte Verfall und Armutst dem Beschauer entgegen, die Zahl der Bewohner war von 17 812 auf 12 360 herabgesunken und sank in Folge der Seuchen im Laufe des Krieges immer mehr. Bei der Un sicherheit der Straßen stockte -er Handel, mehrere Male mutzten die Meße« ausgesetzt oder verschoben werden und während des Krieges war der Besuch derselben so gering, datz für die Bürgerschaft daraus ein besonderer Gewinn nicht entsprang. Diese Nothlage benutzten die umliegen den Städte und suchten den Metzvcrkehr an sich zu ziehen, indem sie Märkte und Messen abhicltcn, selbst kleinere Orte, wie Schkeuditz undZwenkau, selbst der FleckenProfen bet Zeitz, suchten den Meßverkehr von Leipzig abzulenken. Städtebilder aus Sachsen. LichteusteimCallnberg. Von Alfred Laue. Nachdruck vkrdote.'. Ein kleines, aber schnmckes, in stetem Aufblühen be griffenes Städtchen in der Amtshauptmannschaft Glauchau ist baS an -er Bahnlinie St. Egidien-Stollbcrg gelegene Lichtenstein mit seiner unmittelbar angrenzendenLchwester- stadt Callnberg. Es ist von der Natur besonders bevorzugt, denn es ist von herrlichen, ausgedehnten Waldungen um geben, weshalb auch viele Ausflügler von nah und fern dorthin ihre Schritte lenken. Urkundlich wird Lichtenstein zum ersten Male, wie es in dem von Oberlehrer Hugo Colbitz in Lichtenstein bearbeiteten „Führer und Hei- r athskunde von Lichtenstein und Umgegend" heißt, im Jahre 1212 erwähnt; es hatte damals schon zwei Geistliche. Bis zur Zett der Geburt Christi und weit darüber hinaus ist die Geschichte von Lichtenstein und Umgebung in Dunkel gehüllt. Finstere Wälder deckten das ganze Erzgebirge bis an seinen Fuß und wilde Thiere waren seine einzigen Bewohner, bis etwa um die Zeit der Geburt des Herrn die Hermunduren von Thüringen her den Fluß entlang in die Wälder eindrangcn und Ackerbau und Viehzucht trieben. Die Hermunduren mußten im 6. Jahrhundert den Franken weichen, welche einzelne Ansiedelungen gründeten, bald aber selbst den von Osten hereindrängenden Slawen (Sorben) den Platz räumen mutzten. Dieselben trieben Jagd, Fisch fang, Ackerbau und Viehzucht, waren auch geschickt in Weberei imd Töpferei und sind wohl als Begründer ter dortigen Industrie anzuseshen. Sie gründeten in offenen Gegenden, soweit cs ihnen ihr hölzerner Pflug ermöglichte, Niederlassungen, zu denen in der Lichtensteiner Gegend jedenfalls Chemnitz, Zwickau, Glauchau, Lungwitz, Oelsnitz (Olsen ---- der Erlenbach), Mülsen (von Milintz — Grenze), Röblitz lredlo — der Rand), Kuhschnappel (Kosnapole --- Ztegenfeld) gehören. Auch der Name Burgwald, richtiger Burkwald, von borek — Kiefer gebildet, erinnert an die Slawen. Alle diese Orte gehörten in das Gebiet Sorabia und zwar zu den Gauen Chutici und Zwickowe oder Milin, deren Grenze wahrscheinlich der Mülsenbach gebildet har. Karl der Große setzte dem weiteren Vordringen der Slawen ein Ziel, indem er dieselben im Jahre 805 durch seinen Sohn Karl in der Gegend von Lichtenstein be kämpfen ließ und 839 die thüringische Mark als Sorben grenze gründete. Unter Ludwig dem Deutschen wurden die Sorben ostwärts bis zur Mulde und nnter Heinrich I. bis zur Elbe gedrängt. Dabei wurden zur Sicherung der Grenze und zum Schutze der nachdrängcnden Deutschen die Burgen an der Saale, dann an der Elster und Mulde ange legt. In derselben Zett entstanden auch die Burgen an der oberen Mulde, z. B. Stein, Hartenstein und wohl auch Lichtenstein, um die Einfälle der Böhmen, deren Grenze bei Schwarzenberg lag, abzuwehren. Unter dem Schutze dieser Burgen wurden nunmehr deutsche Nieder lassungen gegründet, und vermuthct man als solche auch z. B. Bernsdorf (Bcrnhardsdorf), Gersdorf (GcrhardS- dorf), Erlbach lim Anklang an Oelsnitz), Hohndorf, Ort- mannSdorf (Ortcwinsdorf), Lobsdorf (Ludewigsdorf), St. Jllgen und St. Egtbien, alle die Orte des MülsengrundeS u. s. w. Pitt den Deutschen hatte auch das Christenthum Einzug gehalten, wie schon manche Namen vorgenannter Orte an deuten, und die Lichtensteiner Gegend gehörte seit etwa 000 zu dem ErzbiSthum Magdeburg mrd sesit 981 zu dem Bisthum Zeitz. Sie bildete den Deeanatus trans Llolckam nrtt dem Sitz deS Dechanten in Lichtenstein, dem die ganze Gegend von Glauchau bis Schwarzenberg unterstellt war. So ist es jedenfalls bis zur Einführung der Reformation (1542) geblieben. Die frühere Gaueinthcilung war schon turrch Heinrich I. verändert und cs waren durch Schenkungen Herrschaften gebildet worden. So mögen auch um 930 die Herren von Schönburg zu ihrer Herrschaft ge kommen sein, und zwar als unmittelbare Rcichödynasten. Seit 1212 find aber die Herrschaften Glauchau, Waldenburg und Lichtenstein böhmisches Lehen und blieben trotz des Rcersies von 1740 solches bis 1779 (Tsschcner F.iede). Im Lause der Zeit sind mancherlei B-sitzveränoernngeu vor sich grgangcn. Die Herrschaft Lichtenstein in ihrem jetzigen Umfange (zur Herrschaft Lichtenstein gehören: Lichtenstein, Callnberg, Oberlungwitz, Gersdorf, BernSaork, Hohndorf, NüSdois, Kuhschnappel, Ortmannödorf. Cmngcndorf. Mülsen-St. Micheln, Neudörfel, Röblitz, Strettwald, Jüdenhain und ein Theil von Mülsen - St. Jacob) be steht seit 1702 und gehört seit 1796 der Waldenburger, seit dem 1. October 1790 der fürstlichen Linlc des Hauses Schönburg an. Dadurch, daß die Verbindungsstraßc zwischen Chemnitz und Zwickau durch die Lichtensteiner Gegend führt, ist dieselbe des öfteren auch der Schauplatz kriegerischer Ereignisse geworden. Aus dem Jahre 1248 wird be richtet, daß viele Raubritter die Gegend heimsuchtcn und deshalb die Markgrafen Friedrich und Diezmann mit den Bischöfen von Meißen, Naumburg und Merseburg, sowie mit Anarch von Waldenburg gegen dieselben zu Felde zogen. Als bald darauf Friedrich von Meißen auf Drängen des Papstes durch den Kaiser Adolf aus seinem Erblande vertrieben werden sollte, fand am 15. Mai 1806 auch ein Kampf zwischen Lichtenstein und Mülsen statt, in welchem Friedrich über den Landgrafen Albrecht siegte und viele Ritter zu Gefangenen machte. 1347 kam eS infolge von Streitigkeiten zwischen der, beiden Brüdern Friedrich (auf Glauchau) und Hermann (auf Crimmitschau) zu einem blutigen Bruderkriege, in welchem während 8 Jahren eine große Zahl von Dörfern vollständig verwüstet wurde, sodaß nur wüste Marken übrig blieben, z. B. Scheibenbach bei Mosel, jetzt das Scheibicht oder Schebicht, Klingenhain bei Niederlungwitz, jetzt Klengelbusch. 1348 kam es auch am Galgenberge zwischen Lichtenstein und der Funkenburg zu einem blutigen Kampfe, in welchem etwa 50 angesehene Bürger Zwickaus fielen. 1357 unternahm Friedrich der Strenge von Meißen einen Heereszug gegen die Reußen von Plauen, und weil sich mit diesen die Schönburger ver bunden hatten, wurde auch das Lichtensteiner Schloß be lagert und zerstört. Dasselbe wurde bald wieder aufgebaut, nnd im Schmalkaldischen Kriege hatte Herzog Moritz von Sachsen während der Belagerung Zwickaus, das vom Kurfürsten Friedrich besetzt gehalten wurde, vom 2. No vember 1546 ab einige Zett sein Hauptquartier im Lichtcn- stciner Schlosse. Am schwersten hatte die Lichtensteiner Gegend durch den 30 jährigen Krieg zu leiden. 1620 rückte zum ersten Male Kriegsvolk ins Schönburgische ein, und Jesuiten predigten öffentlich und in den Häusern, um die Leute zum Katholicismus znrückzuführen. Wiederholt erfolgten Einfälle räuberischer Schaaren, die man mit Sensen und allerlei als Waffen gebrauchten Geräthen fernzuhalten suchte. Gleichzeitig wurde durch Fälschungen das Geld be deutend entwerthet, denn 100 Thaler enthielten kaum für 5 Thaler Silberwerth. Der Preis für den Scheffel Korn stieg daher von 14 auf 44, für Gerste von 5 auf 15 Gulden. 1 Pfund Rindfleisch kostete statt 4---7 Groschen, ein Hering 6 Groschen. Meist wurde Waare gegen Waare getauscht. Merkwürdiger Weise kam trotz der Noth zu den vor handenen ein neues, recht zweifelhaftes Bedürfniß, denn „1628 wurde in Lichtenstein der erste Tobak getrunken, welches zuvor nicht war." Seit 1718 kam dazu noch das Kaffeetrinkcn. 1632 kam der kaiserliche General Holk auf seinem Wege von Plauen nach Freiberg durch die Lichtensteiner Gegend. Seine Kroaten schlugen unter anderem ein Lager auf dem nach ihnen benannten Kroatenberge (auch Obermüllerberg genannt) auf, und der Oberst Corpitz ließ am 15. August das Lichtensteiner Schloß plündern und am nächsten Tage das selbe, wie auch die Stadt an verschiedenen Stellen an zünden, sodatz 35 Häuser und 4 Scheunen abbranntcn. Die erschreckten Einwohner hatten sich in die Wälder geflüchtet. Am folgenden 30. September zog dann der kaiserliche Oberst Schönickel, ein geborener Chemnitzer, von Chem nitz aus durch Lichtenstein und verwüstete abermals alle am Wege liegenden Orte. Am 10. December kam Holk selbst wieder denselben Weg, ließ plündern und alles Vieh wegnehmen und nach Zwickau treiben. Im nächsten Jahre blieben die Schönburgischen Herrschaften von Plünde rungen verschont, weil Georg Ernst von Schönburg ein Lösegelü gezahlt hatte. Dafür wüthcte um so schrecklicher die Pest, -er in Lichtenstein allein 370 Personen zum Opfer fielen, so daß die Ernte größtentheilS auf den Feldern blieb, da die Besitzer gestorben waren. 1641 forderte die Pest wieder gegen 400 Opfer, so daß die Stadt nur noch wenige Einwohner gehabt haben kann, dem» sie hatte nur circa 190 Häuser. 1639 lagen schwedische Heerestheile unter Bauer und Torstenson in Lichtenstein, und als sie am 6. März abzogen, ließ der Anführer eines kurländischen Regimentes, Vellinghausen, das Hospital und 36 andere Häuser niederbrennen. Es kam dann zu mehreren kleinen Treffen zwischen den Kaiserlichen, die in Zwickau lagen, nnd den Schweden, die ihren Hauptsitz in Chemnitz hatten, bis am 1. Juni ein heftiger Kampf zwischen Oberlungwitz und Lichtenstein den Schweden zum endlichen Siege ver half. Kurze Zeit herrschte nun Ruhe, nur versprengte Landsknechte und Bettler machten die Gegend unsicher. Bon 1645 ab erfolgten wieder stärkere Durchmärsche von Truppen, so z. B. unter Generalmajor Duclas und Torstenson, der jetzt Oberbefehlshaber über die gesammte schwedische Armee war. Trotz des geschloffenen Waffen stillstandes fielen am 8. October 1647 die Schweden in Lichtenstein und den Nachbarorten em, plünderten und „traktirten die armen Leute sehr übel". Bei dieser Ge legenheit wurde auch der damalige Pfarrer von Gersdorf, der zufällig in Lichtenstein war, auf -er Straße erschaffen. Mit großer Freude begrüßte man überall das Ende des schaurigen Krieges, und wohl kann man verstehen, wenn ein Zeitgenosse anläßlich der 1650 stattgefundenen Friedensfeier schreibt: „Was für Freude allenthalben unter den Leuten gewesen, ist nicht zu beschreiben, und sind die Kirchen so voll gewesen, als sonst bei Menschengedenken niemals gesehen." Mitten in die Zeit des Friedens und emsigen Schaffens, die Spuren deS schrecklichsten aller Kriege zu tilgen, drang 1654 und 1682 das Schreckgespenst der Pest; diese wüthcte in der ganzen Gegend und forderte in Lichtenstein allein etwa 500 Opfer. Bald wurde die Lichtensteiner Gegend wieder vom Nordischen Kriege berührt, indem Ende August 1707 schwedische Truppen unter Torstenson nach Lichtenstein kamen. Ob gleich strenge Manneszucht anbefohlen war! klagte man doch sehr über Plündcreien, und es herrschte eine große „Schwedenangst". Ein halbes Jahrbffndert dürfte stlan sich des FAedenS freuen, da kam der Siebenjährige Krieg, in dem ja ganz Sachsen und auch die Lichtensteiner Gegend wiederum stark zu leiden batte. Im August 1757 zogen zu- nächst kleinere Abtheilnngen österreichischer Husaren die Hauptstraße entlang, dteseli folgten 1758 preußische Husaren, die oft in Lichtenstein und den umliegenden Dörfern einquarttert wurden. Am 3. August desselben JahrcS kam eS zwischen zwei kleineren Abtheilnngen preußischer Husaren und österreichischer Dragoner zwischen der Funkenburg und Lichtenstein zu einem Treffen. Zwei verwundete preußische und mehrere gefangene öster reichische Soldaten wurden im „Weißen Roß" in Lichten- stein verpflegt. Vom 6. August drangen größere Heeres- maffen, auch Artillerie, von Oesterreich her, nach, und nachdem die Schlachten bet Zorndorf, Hochkirch und Dresden geschlagen waren, sieht am 19. November die Stadt Lichtenstein den Land-Ober-Kriegsminister Frei herrn von Ostfeld mit der Kriegskanzlei und General wache, dann Graf Corsi und General von Wallenstein, am 22. November auch die Reichs-General-Directions-Wagen- bürg in ihren Mauern. Doch noch in demsolben Monat folgten ihnen preußische schwarze Husaren und vom 29. No vember 1758 bis 23. Februar 1759 lag das preußische Gre nadierbataillon von Bandemer in Lichtenstein, dann folgten grüne Husaren und andere preußische Truppen unter Prinz von Bärenburg und General von Schmettau. Am 2. Februar 1760 kam es bei Obermülsen zum .Kampfe zwischen Preußen und Oesterreichern, wobei die Preußen über 300 Mann verloren und der Oberst Möllendorf ge schlagen wurde. Als Friedrich der Große sich veranlaßt sah, sein Heer nach Schlesien zurückzuziehen, drangen 1760 vom Juni bis October fortwährend österreichische Trnppen vom Süden her durch die Lichtensteiner Gegend in Sachsen ein. 1762 aber kamen wieder preußische Truppen von Osten her, und am Himmelfahrtstage (21. Mai) entspann sich zwischen Hermsdorf, Hohenstein und Wüstenbrand ein heftiger Kampf -wischen österreichi schen und preußischen Husaren, in welchem die Preußen 5 Kanonen, 2 Haubitzen, 9 Pulverwagen und 560 Ge fangene verloren. Am 14. November erfolgte der letzte Durchmarsch einer großen preußischen Serresabtheilung, dann folgte der heißcrsehnte Friede (15. Februar 1763). Viele Soldaten und ihnen folgende Frauen und Kinder sind während des Krieges in Lichtenstein begraben wor den. In Folge der Kriegsnoth und des schlechten von Friedrich dem Großen mit sächsischem Gepräge hergestcll- ten Geldes entstand eine solche Theuerung, daß der Schef fel Korn mit 18—27 Thalern, die Kanne (4 Stückchen) Butter mit 1^ Thalern bezahlt werden mußten. Die gc- sammten Kriegskosten, die allein die kleine und arme Stadt Lichtenstein aufzubringen hatte, beliefen sich aus 15 000 Thaler für preußische Brandschatzung und ungefähr 10 000 Thaler für Fvuragelicferung, Einquartierung rc. Die 1725 zur Stadt erhobene Gemeinde Callnberg wurde von den Feinden als Theil von Lichtenstein angesehen und kam deshalb immer ohne Contribution davon; nur einmal zahlte Callnberg 100 Thaler dazu. Im März 1792 brach der Reichskrieg gegen Frankreich aus, und deshalb zogen wieder preußische und besonders schlesische Regimenter in großen Zügen auf der Haupt straße von Osten nach Westen, ohne jedoch den Anwohnern zur Last zu fallen. An Kriegssteuer hatte Lichtenstein da mals 768 Thaler zu leisten. Im weiteren Verlaufe des Krieges kamen noch viele Durchmärsche preußischer und bayerischer Truppen vor, es sei davon nur der Durchzug des Erbprinzen Louis von Preußen (26. September 1806) erwähnt, der am 10. October bei Saalfeld den Heldentod fand. Aus den Schlachten bei Jena und Auerstädt ver nahm man den fürchterlichen Kanonendonner „gleich einem fernen Erdbeben". Darauf kamen wieder eine Menge Durchmärsche von preußischen und bayerischen Truppen und 1807 und 1808 folgten die Franzosen. Am 7. Juli 1809 übernachtete Jerome von Westfalen im Lichtensteiner Schlosse, und am 16. Mai 1812 fuhr stolz und siegesgewiß Napoleon mit seiner Gemahlin in vergoldeter Staatscarosse nach Dresden; aber wie von Furien gejagt, kam er am 16. December 1812 in elendem polnischen Bauernschlitten als Flüchtling dieselbe Straße zurück. Ihm nach drang der russische General Miloradowitsch, der ihm an der Beresina die Niederlagen bereitet hatte. Der selbe hatte am 23. April 1813 sein Hauptquartier in Lich tenstein. Die Russen übten gute Manneszucht, doch stahlen sie gern Gänse uns Hühner und stießen beim Bvr» Überresten oft mit den Sporen die Fensterscheiben ein. Zuletzt wurde die Lichtensteiner Gegend von diesem Kriege berührt, als am 29. Mai 1813 ein französischer Ar tilleriepark, geführt von den Capitänen Vigot und Minuzzi und bestehend aus 400 Mann mit 444 Pferden, Geschützen und Munition, an dem Zollhaus zwischen Zwickau und Mülsen von Rittmeister Colomb mit 91 Husaren überfallen und in die Flucht geschlagen wurde. Tie Franzosen hatten 1 Tobten und 30 Verwundete. Ge fangen wurden 300 Mann. 16 Kanonen wurden vernagelt und in die Pühlauer Teiche geworfen, die Munitions wagen in die Luft gesprengt. In den neueren Kriegen blieb die Lichtensteiner Gegend wie unser gesammtes Vaterland von blutigen Er eignissen verschont und sah nur Durchmärsche. Nach diesen geschichtlichen Aufzeichnungen wollen wir nun auf die beiden Städte Lichtenstein und Callnberg selbst einen Blick werfen. Lichtenstein liegt 316 Meter über -em Spiegel der Ostsee. Es hat rund 7000 Ein wohner (letzte Zählung 6983), welche sich zumeist mit Weberei und Wirkerei beschäftigen, und zwar be sonders mit Anfertigung von Decken und Tüchern ver schiedenster Art, von Chenillewaaren, Strümpfen, Hand schuhen und Tricotwaaren. Die damit in Verbindung stehenden Gewerbe der Färberei, Bleicherei, Schlosserei u. s. w. sind ebenfalls gut vertreten. Lichtenstein ist Station der Eisenbahnlinie St. Egidien-Stollberg, besitzt ein Kaiserliches Postamt, sowie Telegraphen- und Fern sprechamt, ist Sitz eines Köniql. Amtsgerichts und Unter steueramts (Obersteueramt Glauchau), eines Fürstlich- Schönburgischen Schlaffes und Rentamtes. Lichtenstein, das die Revidirte Städteordnung ange nommen hat, besitzt eine einfache und mittlere Bürger schule, eine Fortbildungsschule mit gewerb lichem Zeichenunterrichte, eine Web- und Wirk schule, ein von der Frau Erbprinzessin Lucie von Schönburg gegründetes Kletnktnderheim „Lucien- und Alexanderstift". Ferner giebt es eine Apotheke, eine Badeanstalt, ein städtisches Krankenhaus, nämlich das vom Fürsten Otto Victor gegründete Julien-Hospital, als Stift für unbescholtene Alte das Hospital -um heiligen Kreuz und eine Bezirtsanstalt. Von weiteren Einrichtungen sind zu erwähnen die Städtische Sparcasse und die ca. 1001 Bände zählende Volks- bibliothek. Ausgezeichnet gutes Trinkwaffer liefert seit 1893 in reichlicher Menge eine Hochdruckwasser- lettung aus dem oberen Rö-litzthale, und für Licht und gewerbliche Kraft sorgt seit 1878 die Städtische Gas- a n st a l t. Unter den circa 60 Verein »n pflegen die Fort bildung ihrer Mitglieder der Karkmännische, der Ge werbeverein, der Evangelische Arl-itervercin und der Stenographenverein Gabelsberger, fü. Hebung des musi kalischen Lebens sind insbesondere der Musikverein und die Stadteapelle fruchtbar bemüht. An Denkmälern hat die Stadt nür eins zu verzeichnen: das Kriegerdenkmal. Besondere E wähnung ver dient noch die Stadtkirche. Der äußerr Bau der dem heiligen Laurentius gewidmeten Kirche stammt aus dem Jahre 1789—1796, denn die frühere Kirche war 1771 mit der ganzen oberen Stadt durch eisten Brano vernichtet worden. Das einfache, ganz in Weiß gehaltene Innere wurde 4889 vollständig umgewandelt und mit Gas einrichtung und Luftheizung versehen. Alt ist ,ur noch die Orgel und das hinter der Orgel angebracht frühere Altarbild. Dasselbe ist von Vogel dem Aeltercn gemalt und stellt dar, wie Jesus den Jüngern zuruft: „Werdet wie die Kinder!" DaS dargcstclltc Kind ist der dam. ls im Kindesalter stehende Fürst Otto Victor. Die drei Altar fenster stellen dar: Geburt, Auferstehung Christi und Aus gießung des heiligen Geistes; hinter dem Altar befindet sich noch die Reliefdarstellung des heiligen Abendmahls. Das hoch oben mitten im Grünen am Schloßpark g> I legene Schloß gehört dem Fürsten von Schönb» , und ist nur vorübergehend bewohnt. Es ist ein .-l-mlich schmuckloser Bau, der in der Hauptsache aus der ZlH nach -em Dreißigjährigen Kriege stammt. Angelegt ist das selbe jedenfalls im zehnten Jahrhundert n. Chr., bereits 1357 wurde es während des Kampfes mit den Neußen von Plauen, mit denen die Schönburger vechundcn waren, bei einer Belagerung durch Kaiser Km IV. theilweise zerstört. In der Neujahrsnacht des Jahres 1538 schlug der Blitz in die Stallgebäude und Zerstörte wieder einen Theil des Schlosses und 1632 zerstörten es die Holke'schen Schaaren fast ganz, wie schon weit-r oben ermähnt. Zu dem Schlosse führt ein steil cnstchgender Weg und eine 178 Stufen zählende Treppe. An das Schloß schließt sich ein ausgedehnter schattiger Park an, in -em sich das fürstliche Palais befindet. Die Stadt Callnberg liegt 321 Meter über dem Spiegel der Ostsee. Sie hat nach der letzten Zählung 3385 Einwohner, welche fast ausschließlich Weberei treiben, und zwar besonders Decken verschiedenster Art, Portieren stoffe und dergleichen fertigen. Die Stadt wird verwaltet nach der Städtcordnung für mittlere und kleinere Städte. Weit über die Grenzen des Vaterlandes ist Callnberg be kannt geworden durch das 1856 vom Fürsten Otto Victor von Schönburg gegründete Lehre rinnenseminar, das circa 80 Schülerinnen zählt. An dem Seminar und der Uebungsschule wirken unter einem Director fünf Oberlehrer, zwei Oberlehrerinnen und vier Lehrerinnen. Das Scminargcbäudc war ursprünglich zu andersartigen geistigen Erzeugnissen bestimmt, denn eS war eine um 1780 erbaute Fabrik für Spirituosen mit starker Vieh haltung und eigener unterirdischer Mühle. Dieselbe ging im Anfang vorigen Jahrhunderts nrit 80 Acker Feld für 13 000 Thaler an den Kaufmann Zill in Lichtenstein über, von dem sic 1856 Fürst Otto Victor erwarb. Die Gebäude haben im Laufe der Zeit mancherlei Aendcrungcn und Er weiterungen erfahren. Die Stadt wurde 1708 durch den Grafen Otto Wilhelm von Schönburg auf dem Rennfelde als Anbau oder Neu stadt von Lichtenstein gegründet. Den 29. Mär; 1712 erhielt sic vom Grasen zum Gedächmiß seiner 1710 ver storbenen Gemahlin, Henriette Eleonore, geb. Gräfin von Callenberg zu Muskau, den Namen Callenberg, der seit 1800 zu Callnberg wurde. 1716 erhielt Callnberg eigene Verwaltung und wurde 1725 zur Stadt erhoben, die seit 1790 eine eigene Kirche hat. Beide Städte gehören zum Amtsgcrichtöbezirk Lichtenstein, zur Amtshauptwannschaft Glauchau, Krcishanptmannschast Chemnitz, zum Schul- inspectionsbezirk und der Ephoric Glauchau, zum könig lichen Landbauamt und kaiserlichen Obcrpostdireetions- bczirk Chemnitz. Lichtcnstein-Callnberg wird sehr viel von AuSflüglern ausgesucht, und zwar wegen seiner landschaftlich schönen Lage. Von dort aus lassen sich prächtige Ausflüge in die nähere und weitere, sehr waldreiche Gegend unternehmen, so nach der Rümpfe, der Alberthöhe, ins Rödlitzthal, Hohenstein-Ernstthal, in die Bergwerksgebicte Hohndorf und Oelsnitz n. s. w. Die beiden Städte sind seit den letzten Jahren in starkem Aufblühen begriffen und mit dem Wunsche, daß dies auch in Zukunft der Fall sein möge, schließen wir unsere Schilderungen der beiden kleinen freundlichen Städte. Der Gesammtanflage der vorliegenden Nummer ist eine Extrabeilage der Leipziger Maschinenfabrik und Wellpappen werke von H. W. O. Sperling in Leipzig beigelegt, auf die auch an dieser Stelle hingewiesen sei. eebt amerilr. dlaismebl 2. Uerstel. v. ku«läings,1'orten, Ketlspeisen. «rosobmaekv. stsrepte «r. jo«!. 1 l>5a Mill-Mr. MlMi. MM CI. M MU. und killst rsmimaimlil zefüllt mit Vhenyls-licvlat 0,05 Oandelöl 0,2. Zerret, «earm ernv/oliten Lkase»- u. u.s.i«. kte» Z/a-en absolut unscbckcllieb, rascb unck sicher ntrksnÄ. Kiellausenst/'. bervabrt. Vaulttkdrelden nur allen Weltteilen geg. ro?kg. Korts vom alleinlg.Fadrllt-nten Nur acht in roten Vactetm ,u « vl. „Vas IVort „Lninttn" ist leäiglieb Lcbutrmrrlev null muss festem staek«t aukge- struckt dein/ G lbelprix in sten ^-otbeken. Bestimmt: Lngel-^potlieke, irörsea-^potkeke, tialomonis-^potliele, 8t. Ceorxs-XpntlnLe, Aoliren-Xpotlieke. ^Idert-^potkeke, Utrseli-,4pvtkkkv inst Ilokapotb. r. sveissm Allier, stlaesvitr: 8os>liien-^potk. Leustnitr: sodann is-^potli. - kllrst-Llsmaveliapotli. W M MM», SM -„ok/sriLkoe. — Vas Löte! ist mit feilem eräenlrlicben boobmostornen Lomtort ausgestattet. — Ammer von 4,50 an. Unter xsteieder Direktion FFHEok FFo/", dlaximiliansplatr. 5 Zlinuton vom Labnkok. — den erbaut. ^usttuas, ktarndrenaon, ktarnäranx, LlasenKatarrti linclen rsscke ung sclimerrlose Heilung vlme verukstöruax Nurck tRnliNSon". Keine Kapseln! U'iria nicdt scliilglick. sonNenn »ot>r irUnstir auf lN»L«n un<i liieren! Olme Senclelkolröl octer Lopaiv.-ösls. Hnxenekm einrunelime»! äerrtl. «Lrmsten» emplolilen! vnrllklixe Danlrdriele «us cl. xsnren tVelt! llNsn »eilte »ul l.ocber's I^Lmensruk »uk VelpLckuuß ii. «eise »n«ebl. kesseres rurUcll l fOsscke uL. 2.50 in gen ^potlleken. äusliikriicke Prospekte xrstis gurcil clcn Meinixcn fsdrilisuten ^nckl-, ?I»rm psborst, (Zus.: so Sarsap., ro Bürzel, >o Ehrenpr., ivoSp.äii., 100 S». evioo). bllecterl»««»: 8alomonlsapotli., Crimm.8tr. 17, Hokapotb. Haiustr. 9, sodaoaisupotb. emv. i. ä. meist anä. -.potboken. Billiger als Druck. zeichn. Neuheiten für Bnchbinder, Buchhändler Tchreib- und Galanteriewaarenhändler. Ll. ^plau-üennivit-, „Sta- tionerS Hall", Markt, Hainstraße 1, Barthel's Hof, nur im Hose KaiLsi*-öot"sx ver ckewiscb rviao ist llas ostürliektto, miickesto untl gosllutlcsto Ittr Ät« nml eignet sieb «laber besonäers rum täglichen Ledraucli im IVasobvasser, sovie als 2usatr ram rvarmen Luck: noilbertrekkiicb rum steinig sn von Aunä unä Xllknen. d»ur ecbt. rvenn in rotdea Öarton» (ru 10, 20 uo<1 50 stf.) mit nediqer Lcbntrmarlie un«l mit auskUdrlieker An leitung. — „Xalser-Vorax-Selkv" mit Veilclien- vukt (in 8tllclren ru 50 stk.). Loste u. milsteste Doiletteseike.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder