Dureh Spanien naeh Marokko. Eine moderne Wanderfahrt. Von Ernst Wilke, Berlin, Fahrwart des R.-C. »Cito«, Berlin 93. I m n - August 1898 verliessen io deutsche Radfahrer, welche aus allen Teilen Deutschlands zusammen- gekommen waren, Genf, um eine Radtour (soweit ausfuhr über dasselbe Zollamt irgendwie zollamtlich behandeln konnte 1 Die unerträgliche Sonnenglut veranlasste uns schliess lich, durch Vermittelung unserer spanischen Freunde einen grösseren Betrag an den höchsten anwesenden Bonzen zu ent richten und schnellmöglichst und lautlos mit unseren Rädern zu verschwinden. Trotz dieser Erfahrungen und der Mit teilungen, welche wir über die trostlosen spanischen Chausseen überhaupt fahrbare Wege vorhanden waren) durch ganz Spanien, von Norden nach dem äussersten Süden, zu unter nehmen ; sechs Wochen später langten acht dieser mutigen Fahrer sonnenverbrannt, aber doch verhältnismässig wohl, wieder in Genf an. Über die Erlebnisse auf der Fahrt schreibt uns der Berliner Teilnehmer nachstehenden anziehenden Bericht: Berlin, April 1899. Sie wollen von mir einen ausführ lichen Bericht über meine Ferienreise, die doch eigentlich nur eine lange Reihe von merkwürdigen Erlebnissen und Ent täuschungen war. Die ersten zwei Tage der schönen Ferienzeit bestanden in einem Dolce far niente im Schnellzug von früh morgens bis nachts spät; mit Schrecken werden wohl alle an die Hitze zurück denken , die wir im Expresszug Paris- Marseille am Ufer der Rhone einen ganzen Tag zu erdulden hatten. Mit grosser Verspätung kamen wir in Marseille an, der spanische Dampfer hätte längst weg sein müssen, wenn — — es eben kein spanischer Dampfer ge wesen wäre. Ein solcher aber beeilt sich nicht, und so warteten wir geduldig von Stunde zu Stunde auf die Ab ¬ erhielten, haben wir uns doch in Barcelona, eine der schönsten spanischen Städte, unter sachgemässer Anleitung unserer Freunde von der spanischen Radfahrer-Union vor trefflich amüsiert. Schon hier merkten wir, dass wir unter dem Schutze der Union reisten und empfanden es bald als äusserst wohl- thuend, Gäste dieser grossen Radfahrer- Vereinigung zu sein, ja es war später nach den festlichen Tagen in Madrid, die eine persönliche Bekanntschaft herbei geführt hatten, geradezu grossartig und für unsere Verhältnisse verblüffend, was die Union für uns gethan hat. Sämtliche Vertreter der Union waren in den betreffenden Städten von unserer Ankunft benachrichtigt; unmittelbar nach Eintreffen stellte sich der Konsul der Union in unserm Hotel vor und stand uns in liebenswürdigster Weise zu Diensten, keine Opfer scheuend, uns seine Stadt in möglichst günstigem Lichte zu zeigen. Die Zeitungen des ganzen Landes berichteten die Reise, ja die grossen Madrider Blätter hatten täglich eine ständige Rubrik mit der Überschrift: »Los Ciclistas Alemanes«. Oft hörten wir die uns so vertrauten Herr Ernst Wilke, Fahrwart des R.- C. Cito«, Berlin 1893. fortlaufend über fahrt, die dann endlich am Nachmittag des anderen Tages erfolgte. — War schon ein Tag Verspätung in Barcelona, so mussten wir noch stunden lang im Hafen auf den Arzt warten, ehe wir an Land gehen konnten. Dass wir nun endlich an dern Tags früh unsere grosse Radtour, die Durchquerung Spaniens, begin nen würden, stand wohl bei Barcelona. Palmen-Allee am Hafen mit Columbus-Denkmal. Originalaufnahme für die »Draisena«. Worte in den Strassen von Madrid von den Zeitungsjungen schreien, damit ihre Zeitung für 5 centimos an preisend. Barcelona macht von allen spanischen Städten den besten Ein druck ; im Ge gensatz zu Ma drid herrscht hier reges ge werbliches Le ben; Spaniens Handel und In dustrie scheint hier am höch sten zu stehen Prächtige An- uns fest, nicht aber bei der spanischen Zollbehörde, welche uns einfach unsere Räder nicht herausgab. Ich möchte die geneigten Leser nicht mit der Schilderung aller Bemüh ungen, auf irgend eine Art und Weise unsere Räder zu er halten, langweilen, thatsächlich war nie ein Zollbeamter von so h »hem Rang da, der Zweiräder zur Einfuhr und Wieder ¬ lagen mit vielen wohlgepflegten Palmen und exotischen Ge wächsen versetzen den direkt aus dem Norden kommenden Fremden in eine angenehme Stimmung; die herrliche Palmen allee am Hafen von Barcelona mit dem überaus prächtigen Columbus - Denkmal lässt in jedem Besucher die beste Er innerung an eine der schönsten Städte Spaniens zurück.