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Draisena : 24.04.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-04-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1683841255-189904249
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1683841255-18990424
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1683841255-18990424
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Seite 142/143: Text- und Bildverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDraisena
- Jahr1899
- Monat1899-04
- Tag1899-04-24
- Monat1899-04
- Jahr1899
- Titel
- Draisena : 24.04.1899
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Nachdem für die Gesellschaft genügend Peseten in Silber und Papier (Gold giebt es im Verkehr nicht mehr) ein gewechselt worden waren, wobei wir noch die wichtige Ent deckung machten, dass wir äusser dem normalen Kurse noch einen Zuschlag von 60 bis 70 Prozent der gesamten Summe erhielten, d. h. für 100 Mark deutschen Geldes mehr als 200 Francs spanischer Währung, setzten wir uns am nächsten Tage auf unser Rad und fuhren nun auf mittelmässiger Chaussee vom Fusse des Montserrat-Gebirges in dieses hinein. Schon am Nachmittag erreichten wir unser Ziel, das hoch im Gebirge in unendlicher Einsamkeit gelegene Kloster Montserrat. Nach einer Meldung beim Abte geleitete uns ein kleines aber überaus wohl genährtes und gesprächiges Mönchlein in ein grösseres Seitengebäude, wo jedem von uns ein sauberes, aber ganz primitiv eingerichtetes Zimmer angewiesen wurde. Der Rest des Tages wurde nun zu's einem Ausfluge in das Gebirge benutzt; die herrliche Fernsicht über das Leobregat- thal hinweg und bis zu den fernen schneebedeckten Pyrenäen, die steilen Felswände und tiefen Schluchten, sowie die vielen in dieser einsamen Höhe spazieren gehenden Mönche werden jedem unvergesslich bleiben, der dieses entlegene Kloster besucht hat. Der Abend war für uns einer der schönsten während der ganzen Reise; ein kühler Luftzug wehte beständig hier oben, im Gegensatz zu der vom nächsten Tage an folgenden Gluthitze im Innern Spaniens, welche auch am Abend nur wenig nachliess und bei keinem der Gesellschaft eine rechte freudige Stimmung dauernd aufkommen liess. Nach einem vorzüglichen Abendessen in der Kloster-Schänke, das mit den Angaben des »Bädeker« im schroffsten Gegensatz stand, begaben wir uns zur Ruhe. Nachdem für Aufnahme und Aufenthalt am andern Morgen eine Gabe von 25 Peseten für alle unsere Teilnehmer in die Klosterkas.se gelegt worden war, fuhren wir nach herzlichem Abschiede von den Kloster brüdern in toller Fahrt bergab über Igualada nach Lerida, wo wir vom Konsul und den Mitgliedern der spanischen Union wiederum aufs herzlichste empfangen wurden. In Lerida stiess irgend jemand, während wir einen Ein kauf machten, den Ruf »Yankees« aus; dieser unbedachte Ausruf hätte leicht schlimme Folgen haben können. Im Nu sammelten sich hunderte von Leuten in der engen Strasse an und nur dem Umstand, dass einige besonnene ältere Leute überall die Versicherung abgaben, wir seien Deutsche, war es zu danken, dass wir unser nahes Hotel durch die Menschen massen erreichten. Die erregten Leute verliefen sich erst nach geraumer Zeit'wieder. Der nun folgende Tag, die Strecke Lerida-Zaragoza (142 km), verbunden durch eine auf den Karten so schön gezeichnete Chaussee und ohne direkte Bahnverbindung, sollte uns das Radfahren in Spanien gründlich verleiden. Der Weg war miserabel, der Staub lag zollhoch und wir fuhren beständig in einer Staubwolke. Dazu entwickelte sich von 8 Uhr morgens ab eine wahnsinnige Hitze, welche bald jedes Fahren unmöglich machte. Nur mit allergrösster Mühe wurde ein schattiger Platz gefunden, Ortschaften oder menschliche Ansiedelungen waren auf viele Meilen weit nicht vorhanden; gegen Abend wurde das Scheidegebirge über schritten und in einer elenden Bauernhütte übernachtet, wo nur mit den grössten Schwierig keiten einige Eier und Wein zu erhalten waren. Bereits im Morgengrauen wurde die Fahrt am andern Tage fortgesetzt und unter Auf bietung aller Kräfte Zaragoza erreicht. Diese Fahrt wird für alle Teilnehmer die schwierigste und schlimmste Radtour ge wesen sein, welche sie jemals unternommen haben. Aber eine Freude wurde den Fahrern doch unterwegs bereitet: in einem kleinen Orte zwischen Lerida und Zaragoza stand der Schul lehrer mit seinen Kindern an der Landstrasse und wartete seit Stunden auf die Ciclistas Alemanes, von welchen auch seine Zeitung berichtet hatte, dass sie heute hier durchkommen müssten. Ein vielstimmiges »Viva Alemania«, ein Händedruck dem biederen Manne und wir waren vorbei. Vielleicht haben wir hier im Innern Spaniens in dieser oder jenerKinderseele eine Erinnerung für das Leben zurückgelassen. Die geneigte Leserin wird sich nur schwerlich einen Begriff machen können, wie unsere Karawane aussah. Verunschönten schon die gefüllten Rahmen taschen sowie die schwere Sattel tasche das Rad, so machte die Bagage (auf der Lenkstange ge rollt Mantel, Decke und Klei dungsstücke) gerade keinen eleganten Eindruck; nun baumelte noch am Rade ein Blechgefäss in den eigentümlich spani schen Formen, gefüllt mit Wein oder Wasser, das beim Fahren natürlich mit Geräusch hin- und herschaukelte, das alles überzogen von dem feinen grauen Staub, so dass Rad und Fahrer schön gleichmässig grau ausschauten, als hätten alle gleiche Anzüge und gleiche Räder. Dazu immer eine feine Staubwolke und gleichmässig 35—40 Grad Celsius (nur Mit tags steigt das Thermometer höher), so fährt man in Spa nien Rad zum Vergnügen. Nach dieser aufreibenden Fahrt verstanden wir auch die in den grösseren spanischen Städten gesehene Einrichtung, dass jeder Radfahrverein hinter seinem Clubhaus eine kleine Rennbahn hat, welche wir anfänglich für eine Lehrt ahn Kloster im Montserrat - Gebirge. Erstes Nachtquartier der Touristen auf der Route Barcelona - Madrid. Originalaufnahme für die »Draisena«.
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