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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.11.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-11-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-190911107
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19091110
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19091110
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1909
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Landtagsber.) * Die Forschungen nach Radium bzw. radiumhaltigen Wässern in Oberwiesenthal sind ergebnislos verlaufen. (S. Sachsen.) * Italien, Frankreich und Rußland haben beschlossen, den Statusquo auf Kreta so lange b e i z u b eh a l t e n, als neue Er eignisse nicht Vorfällen. (S. Ausl.) * Der spanische Riff-Feldzug soll nach neuen Depeschen tat sächlich beendet sein. (S. Ausl.) * Ter kanadische Ministerrat hat, wie uns aus Ottawa telegraphiert wird, beschlossen, in dieser Session die M a r i n c v o r l a g -, die den Bau von drei Kreuzern zweiter Klasse und vier Torpcdobootszerstörern vorsieht, einzubringen. die Dinge, so auch die Menschen. Und dann wird sich aus Schillers Erdenwallen für uns ein einziger, mächtiger Eindruck ergeben. Er steht vor uns, den hohen Wuchs stolz ausgerichtet, das kühne Antlitz vom Leiden verzehrt und verklärt, und weist mit der Hand himmelwärts. Die Schlacken seines Wesens verbrennen in dem Feuer seines unbeweglich cmporstrebenden Willens. „Wenn man ihn acht Tage lang nicht gesehen hatte", so ungefähr hat Goethe von ihm erzählt, „war er immer ein anderer, Größerer". Das sind schlichte Worte, aber kann man einem Sterblichen ein höheres Lob spenden? Und in dieser nie ermattenden Selbstzucht, in dieser unablässigen Erweiterung seiner Grenzen und Be festigung seiner Herrschaft ist er ein König und ein Mehrer des geistigen Reiches. Uns Deutschen ist das nie genug zu preisende Glück zuteil ge worden, daß unsere größten Männer nicht nur durch Gaben des Intel lekts Bewunderung erzwingen, sondern auch durch den Adel und die Tiefe ihres Gemüts liebenswert sind. Wer die Seele eines Rousseau oder Voltaire kennt, der weiß, was das zu bedeuten hat. Schiller, der immer nur zu wachsen, sich zu vollenden trachtete, kann jedem von uns, der sich einem Ethos beugt, ein tröstliches und erhebendes Vorbild sein. Gin Gedenktag. Wenn wir an jenen Tagen der Feier, die das Gedächtnis großer Männer in uns erneuern, die Frage an uns richten: Was ist er dir ge wesen? so überrascht cs denjenigen, der sich selbst nicht mit Phrasen ab speisen will, daß wir zunächst wenig oder gar nichts zu sagen wissen. Dieser Gedanke erschreckt uns geradezu. Wie, so stellen wir uns ent rüstet zur Rede, sollte ein Geist wie Schiller dir nichts gegeben haben? Sollte die Bewunderung, zu der du dich so oft bekannt hast, eitel Schwulst gewesen sein? Hast du ihm in Wirklichkeit vielleicht gar nichts zu danken? Dann wäre es wahrlich besser, offen zu erklären, daß du ihm fremd geblieben bist, und noch besser, endlich den Weg zu ihm zu suchen! Indessen solche Befürchtungen, die jeder Aufrichtige an sich selbst erfährt, sind doch nicht begründet. Wenn wir nicht gleich zu sagen wissen, was wir diesem oder jenem Genius verdanken, so brauchen wir aus unserer Ratlosigkeit noch lange nicht zu schließen, daß wir ihm nichts verdanken. Es ist — schon bei Beurteilung eines anderen — außer- ordentlich schwer, die Elemente „aus dem Komplex zu trennen", und diese Schwierigkeit verstärkt sich, wenn die Analyse uns selbst gilt. Auch kann unser Abhängigkeitsverhältnis zu den dahingegangenen Großen niemals dadurch festgestellt werden, daß wir etwa im Geist noch einmal ihre Werke durchfliegen umd prüfen, ob uns dies oder jenes Erzeugnis einen besonders nachhaltigen Eindruck hinterlassen habe. Ein Mann wie etwa Schiller hat ja auf die bedeutendsten aller derer, die nach ihm kamen, gewirkt, und durch ihr Medium ist sein Geist wieder auf uns übertragen worden. Wir meinen wohl, für diese oder jene Empfindung seien wir Hebbel oder Kleist verpflichtet, diesen oder jenen Gedanken habe Gutzkow oder Holtei in uns angeregt, und doch ist der Initiator jener Gedanken und Empfindungen vielleicht Schiller gewesen. Aber auch dann, w^nn solche Mittelsmänner nicht namhaft zu machen wären, bliebe es sicher, daß jeder don uns einen Hauch seines Geistes verspürt hat, denn er „liegt in der Luft". Ueberall, wo ein mächtiges Streben sich emporringt, wo der Geist den Körper stählt, wo eine Idee sich in hartem Kampf ver wirklicht, da ist Schiller. Neben diesem großen Eindruck, neben dieser unverwelklichen Lehre seines Lebens verblassen alle seine einzelnen Gcistestaten, so bewunderungswürdig sie an sich seien. Es gibt wohl wenige Menschen, deren Dasein so einem Exzelsior! gleicht, und darum nannte ihn der stolze und bittere Hebbel in fast demütiger Bewunderung den „heiligen Mann". In diesen Tagen wird der Versuch nicht unterlassen werden, den Dichter Schiller nachträglich zum Hospitanten oder vielleicht gar zum Bannerträger dieser oder jener Partei zu machen. Die Rechtsstehenden werden Sapieha zitieren und mit ihm rufen: „Was ist die Mehrheit? Mehrheit ist der Unsinn!" Und die Linksstehenden werden StausfacherS Worte von den „ew'gen Rechten" wiederholen, die „droben hangen, un- veräußerlich und unzerbrechlich wie die Sterne selbst". Sagen wir es offen: aus einem so ungeheuren Lebenswerk läßt sich, da cs zur Hälfte in die Form des dramatischen Dialoges und der dramatischen Dialektik gegossen ist, für jede Ansicht eine Bestätigung erbringen. Unserer Auf fassung nach war Schiller ein Dichter der Freiheit, aber der kosmischen, nicht der anarchischen Freiheit. Goethe sagte von dem Manne, der als Jüngling den „Tyrannen" den Fehdehandschuh hingeschleudert hatte: „Er war weit mehr Aristokrat als ich." Er war es, weil jedem schaffen- den Geiste das Chaos seinem Wesen nach widerstreben muß. Schaffen heißt ordnen im höchsten Sinne des Wortes, und so konnte, so mußte Schiller die „heil'ge Ordnung", die „segensreiche Himmelstochter" be singen. Freilich, gegen den Ehrentitel „Freund des Bestehenden" würde er sich nicht minder energisch verwahrt haben, als der weimarische Staatsminister von Goethe, der zu Eckermann sagte: „Das ist ein sehr zweideutiger Titel, den ich mir verbitten möchte. Wenn das Bestehende olles vortrefflich, gut und gerecht wäre, so hätte ich gar nichts dawider. Da aber neben vielem Guten zugleich viel Schlechtes, Ungerechtes und Unvollkommenes besteht, so heißt ein Freund des Bestehenden oft nicht viel weniger als ein Freund des Veralteten und Schlechten." Wie Schiller, wenn er heute lebte, über unsere Politik und unsere Parteien denken würde, diese Frage scheint uns ein müßiges Spiel. Jeder Mensch, auch der größte, ist, wie Bismarck einmal halb ernst, halb scherzend schrieb, „der Zeit ohnmächt'ger Sohn". Die Vaterlandsliebe unserer Zeit war jenen Männern fremd, die der Menschheit leben wollten. Wir sind bescheidener, vielleicht auch enger geworden, begnügen unS, aus unsere Volksgenossen zu wirken, und schließen unS bewußter gegen das Aus land ab.' Wir wollen Deutsche und dann erst „Europäer" sein, und wir können es nur noch historisch begreifen, daß dem achtzehnten Jahr- hundert die Vaterlandsliebe „aufs Höchste eine heroische Schwachheit" war. Darum ist es nicht wohlgetan, uns auf Schillers oder Goethes An sichten zu berufen und ihre Lebensleistung als ein Handbuch der Polin- scheu Argumentation zu benutzen, sondern wir wollen auch hier nach Goethes Rat verfahren und „die Dinge ruhig auf uns wirken lasten". Wie Das Saaenlaiiö Ruanda. Wie unsere Leser aus unserm letzten Sonntagsleitartikel wissen, ist die Nordwestccke unserer Kolonie bzw. Das ihr benachbarte englische und bel gische Gebiet der Schauplatz von Grenzstreitigkeiten. Es kann uns nur angenehm sein, daß die Engländer die in unserm neulichen Artikel ge schilderten Verhältnisse zum Anlaß genommen haben, um endlich die so lange verschleppte Grcnzregulierung zu erzwingen, und es ist nur natürlich, Laß auch wir uns diesem Vorgehen angeschlosten haben. Das Gebiet, um das es sich für uns handelt, die herrliche Berglandschaft Ruanda, wird in der Folge im Rahmen unseres Kolonialbesitzes jeden falls eine wachsende Rolle spielen, vielleicht wird sie eines Tages das wichtigste Gebiet unserer ostafrikanischen Kolonie sein. Es lohnt sich daher wohl, sich mit Ruanda zu beschäftigen, um so mehr, als cs zu den völkerkundlich interessantesten Gebieten Afrikas gehört. Das ist nun leichter gesagt als getan, denn es sind noch nicht allzu viele Euro päer in Diesem Sagenland gewesen. Zwar hat uns der heutige Resident von Ruanda, Dr. Kandt, schon vor einer Reihe von Jahren in seinem Buch „Caput Nili" Land und Leute trefflich geschildert. Aber ein all gemeiner Ueberblick über das ganze Gebiet, war damals noch nicht mög lich, die Grundlage für die politische Abgrenzung, nämlich die Kennt nis der natürlichen Grenzen, fehlte noch. Erst in neuerer Zeit ist darüber Klari-eii geschaffen worden, und diese verdanken wir namentlich der großen Expsrition Les Herzogs Adolf Friedrich zu Mecklenburg. Soeben ist nun auch der Bericht über diese Expedition erschienen, als stattlicher Band unter dem Titel: „Ins innerste Afrika." *) Dieses prächtig mit vielen schönen und seltenen Bildern ausgestattete Werk bietet in der Form fesselnder und anschaulicher Schilderungen einen guten Ueberblick über die geographischen, ethnographischen, politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse dieses Wetterwinkels von Zentral afrika. Tie Expedition hat nicht nur unser Gebiet Ruanda näher er forscht, sondern auch Die benachbarten Gebiete der belgischen Kongo kolonie, die jetzt gerade der Schauplatz des Grenzkonsliktes und von den Engländern besetzt sind. Dem Werk ist eine von der Expedition ausge nommen? außerordentlich übersichtliche Karte des fraglichen Gebietes bei gegeben, die u. a. klar ergibt, daß die von uns festgehaltene Grenze durch aus den natürlichen Verhältnissen in geographischer, cthnogravhischer und wirtschaftlicher Hinsicht entspricht. Nun möge «ine kurze Schilde rung von Land und Leuten folgen, wobei wir uns teilweise an die An gaben des Expeditionsberichts halten wollen. „Ruanda ist" — sagt Herzog Adolf Friedrich — „ein Land, wo Milch und Honig fließt", wo Vieh- und Bienenzucht blüht und der kultivierte Boden reiche Erträge bringt. Ein Bergland, dicht bewohnt, von hoher landschaftlicher Schönheit, mit unvergleichlich frischem und gesundem Klima. Ein Gebiet mit fruchtbarem Boden und vielen, nie versiegenden Wasserläufen, das dem weißen Ansiedler die glänzendsten Aussichten er öffnet." Und an anderer Stelle des Buches ist gesagt: . . . „Aus all' dem ergibt sich, daß Ruanda in seinem weitaus größten Teile in hervor ragender Weise zur Besiedelung durch Weiße geeignet erscheint, daß hier Viehzucht in großem Stile nnd auch Ackerbau lohnend netrieben werden könnte." Tas klingt uns sicherlich angenehm in die Ohren, denn Be- siedelung durch Weiße ist schließlich die Idealform der Kolonialwirt- schgst. Nichtsdestoweniger glauben wir, etwas Wasser in den Wein des fürstlichen Berichterstatters tun zu müssen. Ruanda ist nach afrika nischen Begriffen verhältnismäßig dicht bevölkert. Es hat etwa N/-. Millionen Einwohner. Und da diese Bewohner einen großen Teil des Landes okknviert haben, so kann von einer Besiedelung großen Stils hier wohl nie die Rede sein. Aber immerhin wird zwischen dem Land der Einaeborencn eine erbebli^e Anzahl mittlerer und kleinerer Siedler lväter Platz finden können. Diese Anschauung hat der beste Kenner des Landes, der Resident Dr. Kandt, dem Schreiber dieses gegenüber aus- gesprochen, und bei näherer Betrachtung der Verhältnisse ist sie durch aus einleuchtend, auch wenn man in Betracht zieht, daß Dr. Kandt die Interessen seiner Pflegebefohlenen, die ihm in langiäbrigem Zusammen leben ans Herz gewachsen sind, vielleicht etwas stärker vertritt, als not wendig wäre. Dr. Kandt hat soaar einigermaßen Sorge, daß die Vieh herden der Bewohner Ruandas sich mit der Zeit lo gewaltig vermehren werden, daß das Land für die Eingeborenen selbst zu eng wird. Wir glauben aber, daß das eine unnötige Sorae ist. sväter dürsten die andern Teile unserer Kolonie, namentlich die für Viehzucht großen Stils ge eigneten menschenleeren Gebiete zwischen Kilimandjaro und Viktioria- see, auf lange Zeit hinaus unbegrenzt ausnahmeiähig lein für Vieh ans Ruanda. Im übrigen ist das ja noch Zukunftsmusik. Aber bis die Viehherden Ruandas so gewachsen sind, daß ihnen das Land zu eng ist, wird dieses durch Eisenbahnen erschlossen, und so ein Abfluß für die Produkte des Landes geschaffen sein. Tie Bevölkerung des Landes besteht aus drei groben Klassen, den Watussi, den Wabutn nnd dem Zwergvolk der Batwa. Tie letzteren scheiden, als auf der niedrigsten Kulturstufe stehend aus. Ucber die beiden Hauptklasten seien einiae Sätze von dem wiederaeaeben. was in einem andern soeben von der Zeitschrift „Kolonie und Heimat" heraus gegebenen Illustrationswerk**) kur» zusammengergßt gesagt ist. Die Watussi oder Wabuma sind ein von Norden her 'n das Ge- biet zwischen Viktoria- und Tanganjikasee cingedrungenes Volk hami- t'scher Herkunft, das streng abgesondert über die 1lrbevölk--runa, die Wahutu, herrscht. Sie stechen von diesen durch kühngeschnittene Ge sichter mit schmaler, häusia etwas gekrümmter Naie und zurücktretender Stirn. Hobe, schlanke Gestalten l2—2,20 Meter sind keine Seltenheit) auffällig ab. . . . Ihr aanzes Sinnen uud Trachten gilt ihrem Vieh, das in ungeheuren Herden die Landschaft Ruanda belebt. Es sind dies die nach ihnen genannten Watussirinder, eine Vichraste mit acivaltigen Hörnern, die häufig eine Auslage von 2,si0 Meter haben. Jede Arbeit, *) „Ins innerste Afrika." Bericht über den Verlauf der deutschen wissen schaftlichen Zentknlafrika'Sxpeditien 1997—1909. Von Adolf Friedrich -erzog zu Mecklenburg. Leipzig, 1909. Bering von «linkhordt L Dierrnann. Breis geh. 14 geb. 15 **> .Eine Rette durch die deutschen «klonten." HerauSgegeven von der illustrier ten Reitfchrist . «olonie und Heimat". Band 1. Ostafrika. Mit 12 Karten 169 Bildern, darunter 23 ganzseitige,,. BreiS geb. 5 4s. Berlin. 1999. Verlag kolonialvolitischer Zeitschriften, S. m. b. H. die sich nicht um ihr Vieh dreht, halten die Watussi für unwürdig. . . . Während die Watuisi reine Viehzüchter sind, treiben die von ihnen be herrschten Neger, die Wahutu, vorwiegend Ackerbau, und so ergänzen sich die Bewohner der schönen, aussichtsreichen Gebiete in glücklicher Weise. Jeder Mtussi (Mehrzahl: Watussi) hat einen oder wenn er be sonders mächtig und begütert ist, mehrere Berge und bewohnt mit seiner Sippe den Gipiel, während die hörigen Wahutu am Hange oder im Tale wohnen. Die Wahutu haben dem Grundeigentümer, dem Mtussi, die erforderlichen Lebensmittel zu liefern. Dagegen überläßt der Mtussi dem Mhutu ab und zu ein Stück Vieh. Ta und dort läßt sich beobachten, daß die Wahutu, dank ihrer Betriebsamkeit allmählich zu Wohlstand gelangen. TaS Verhältnis zwischen den Watussi und den Wahutu wird sich daher später vielleicht bis zu einem gewissen Grade verschieben, wenn die Herrschaft im Lande mehr in unsere Hände übergeganaen sein wird. Vorläufig gilt noch vaS, was in dem Werke des Herzogs Adolf Friedrich gesagt ist: „Ruanda ist neben dem benachbarten Urundi sebensalls deut scher Besitz) wohl das letzte Sultanat oder „Königreich" Zentralafrikas, das heute noch, wie vor Jahrhunderten, von einem Fürsten in unum schränkter Autokratie beherrscht wird. Ein Wille regiert und Neben lultane werden nicht geduldet. Einen so mächtigen Herrscher, der bis dahin sein ausgedehntes Reich (etwa so groß wie Württemberg und Baden zusammen) nach sesteingcwurzeltcn Sitten und in absoluter Autokratie regiert hatte, nun plötzlich zu zwingen, nichts mehr ohne Er laubnis dcS fremden Eroberers, des europäischen Residenten, zu unter nehmen, erschien für jeden, der mit afrikanischen Verhältnissen vertraut ist, unmöglich. Er hätte sich niemals freiwillig dem neuen Regime unterworfen. . . . Man beließ daher dem Lande seine bewährte.Organi sation und dem Sultan die volle Gerichtsbarkeit über die Stammes- genossen unter Aussicht des Residenten, der Graniamkeitcn nach Mög lichkeit verhindert." Wie aus dem hcrvorgeht, beschränken wir uns also daraus, zu dem Sultan von Ruanda „gute Beziehungen" zu unterhalten und unsere spätere Herrschaft unmertlich vorzubereiten. Der Resident Dr. Kandt hat es vortrefflich verstanden, die Kontrolle über Ruanda in die Hand zu bekommen uud den Bewohnern Respekt vor den Deutschen beizubringen, ohne in dielen das Gefühl fremder Herrschaft auikommeu zu lassen. Während die Erschließung fast jeder andern Landschaft in der Kolonie mehr oder minder mit Kämpfen verknüpft war, haben wir mit den Bewohnern von Ruanda noch keinerlei Schwierigkeiten gehabt. Tic Leute scheinen Wohl zu wissen, daß wir ihnen trotz unserer augenblick lichen Minderzahl letzten Endes doch überlegen sind, und sie wollen sich daher mit uns gut stellen. Nirgends reist man sicherer als in Ruanda. Die Watussi wachen ängstlich über die Sicherheit jedes weißen Reisen den, aus Furcht, sie könnten haftbar gemacht werden, wenn ihm etwas passiert. Man wird dort förmlich von einer Ansiedlung zur andern wcitergereicht. Angst vor den Europäern ist überhaupt die vorherrschende Empfindung, was allerdings nicht ausschließt, daß die Watussi im Not fall tapfer um ihre Existenz kämpfen würden In diese Lage werden sie von uns kaum jemals gebracht werden: wir können vielmehr recht zu frieden sein, daß wir eine wirtschaftlich so brauchbare Bevölkerung im Lande haben, wie die Watussi und Wahutu. Ter gegenwärtig in Deutsch land weilende Resident von Ruanda hat dem Schreiber dieses aus einem kürzlich eingeganaencn Bericht einen bezeichnenden Vorgang erzählt. Als die neulich an die Äongogrenze beorderte Truppe im Anmarsch war, aber noch viele Tagereisen entfernt, beobachtete ein in Nsansa. der Re- sidenz des Sultans Msinga von Ruanda, ansässiger junger Kaufmann große Unruhe am Hofe des Sultans und lebhaftes Kommen und Geben von Watussikriegern mit ihrer Gefolgschaft. Er meldete söfort dem Re sidenten, daß offenbar ein Aufstand in Vorbereitung sei, und bat nm Schutz. Tie Truppe traf ein und wurde von einem Abgesandten deS Sultans empfangen, der in sichtlich gedrückter Stimmung sich befand, aber alles tat, was von ihm verlangt wurde. Als am andern Morgen die Kompanie abmarschierte, war er sichtlich lehr erleichtert nnd gab der Truppe hecherirent das Geleite. Die guten Leute batten, als ihnen der Anmarsch von Militär gemeldet wurde, lediglich gefürchtet, es gehe ihnen an den Kragen: daher natürlich große Aufregung. Einen ähnlichen Eindruck hatte übrigens auch die große Expedition des Herzogs von Mecklenburg seinerzeit hervorgernsen. Auch damals hatte der Sulran gefürchtet, es handle sich um seine Absetzung. Die Bewohner Ruandas haben uns noch nie Widerstand entgegengesetzt und werden dies auch in Zukunft nicht run, wenn wir sie, wie bisher, ruhig und vorsichtig be handeln. Angesichts der riesigen Entfernung Ruandas könnten wir jetzt auch mit bestem Willen nichts gegen sie unternehmen. Tie Vorgänge an der belgischen Grenze legen aber die Notwendigkeit nabe, die Erschließung dieses reichen Gebietes zu beschleunigen. Leider haben wir den Zeitpunkt verschoben, und zwar dadurch, daß wir uns zum Bau der Zcntralbahn entschlossen haben und nun ein Jahrzehnt zur Erreichung des Viktoria sees brauchen. Bester wäre cs gewesen, direkt die Nordbahn nach dem Viktoriasee zu bauen und von hier eine Bahn weiter nach Westen an den schiffbaren Kagera. Tann hätten wir eine direkte Linie von der Küste nach dem reichsten Land der Kolonie gehabt und wären zudem in der Lage gewesen, weite Steppengebiete dazwischen dnrch Viehzucht großen Stils nutzbar zu machen. Tenn solange keine Bahn nach Ruanda führt, nützen uns die dortigen ungeheuren Viehbestände wegen der dazwischen liegenden Tsctseoegenden verzweifelt wenig. Einstweilen besteht die Ge- sabr, daß jene Gebiete sich an den Verkehr nach der englischen Uganda bahn gewöhnen und so moralisch unter englischen Einfluß geraten. DaS werden wir im Auge behalten müssen. Einstweilen gilt es, die spätere Erschließungsarbeit vorzubcreiten. Tie Expedition des Herzogs Adolf Friedrich bat unser Ansehen in Ruanda ja gewaltig gesteigert, und das ist sehr viel wert. Angesichts der Wichtigkeit Ruandas für die Wirt'ck'ast der Kolonie wäre es sebr wün schenswert, daß sich die öffentliche Meinung möglichst über die Verhält nisse jener reichen und gesunden Gebiete unterrichtet. Ta der Bericht des Herzogs außerordentlich unterhaltsam geschrieben und reich an aufregcn den und spannenden Jagdgeschimtcn und sonstigen Sensationen ist, so bietet das Buch auch weiteren Kreisen anregenden Lesestoff und kann jedermann warm empfohlen werden. Wir würden cs als einen Gewinn betrachten, wenn solchergestalt das bisher recht unbekannte Gebiet dem Mutterland«? etwas näher gebracht würde. Jetzt gilt es z. B.. gegenüber den Winkelzügen der Belgier die für uns günstige natürliche Grenze und freien Handelsoerkehr mit der belgischen Kongokolonie durchzuscken. Hoffentlich verstehen wir, uns die goldene Rücksichtslosigkeit der Eng länder zu eigen zu machen und zu halten, was einst unsere Kolonial pioniere erworben und erforscht bab^n. Fünsund-wanzig Jabre sind in diesen Tagen verflossen, 'eit Karl Peters znm erstenmal in Ostairika die deutsche Flagge gehißt bat. Prächtige, von Peters erworbene Gebiete sind uns gerade in Zcntralafrika, wo wir uns jetzt um die Grenze strei ten, dnrch Mangel an Tatkra't und Interesse wieder verloren gegangen. Die Erinnerung an die rücksichtslose Energie, mit der Peters 1884 an die Erwerbung der Kolo-nie gegangen ist, könnte in dem benligen Grenzstreit nichts schadet«. Ventsches Reich. Lespstg. 10. No"ember. " Lrdensanszeichnungen. Ter „Rcichsanz." veröffentlicht die Ver leihung deS GrosikreuzeS des Roten AdlerordcnS an den Minister v. Rüger, des Roten Adlerordens 2. Klasse an den Steucrdirektor Geheimrat Haertig (Dresden) und des Kranenordens 1. Klasse an den Gehvmrat Dr. Fischer. * Eine Wahlstatistik über die Wirkungen des Pluralwahlrechts. Wir erhalten von einem Berliner Gelehrten folgende Zuschrift: Nach Neendignna der sächsischen Wahlen meldet sich der Gelehrt« mit einer Bitte: Es wäre für die S t a a t s w i s s e n f ch a ft nnd
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