Suche löschen...
01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 08.01.1932
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1932-01-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19320108018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1932010801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1932010801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1932
- Monat1932-01
- Tag1932-01-08
- Monat1932-01
- Jahr1932
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 08.01.1932
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
SMMM M M Die Botschafter bletbrn noch in Vertin verli«, 7. Jan. wie wir erfahren, hat heute abend der Repara1tonSa«»schutz de» Retchskabtnett» getagt, um dt« Konferenz von Lausanne vorzuberetten. Im An. schluß an feine Besprechung mit Aböls Hitler nahm auch Reichskanzler Dr. Brüning an diesen Beratungen tett. An sich liegen sie im groben Zuge der Ress ort vor» bereit« na en, die bereits seit einiger Zeit im Gange sind. Die heutige Beratung erhielt eine besondere Be deutung dadnrch, baß auch die drei Botschafter, Dr. v. Hoesch, Pari-, Dr. Neurath, London, und Dr. v. Schubert, Rom, an ihr tetlnahmen. Sie sind bekannt- lich eigens zu diesem Zweck nach Berlin gekommen. Sie haben bei der heutigen Zusammenkunst zunächst Bericht er. statte« und ein Bild davon gegeben, wie sich die ReparationS. frage von der Hauptstadt des Landes aus ansicht, in dem sie das Deutsche Reich vertreten. Bom deutschen Standpunkt aus kann in diesem Zusammenhang nur immer wieder de, tont werden. daß entgege« al de« Gewirr von Gerüchte« «ud Proiekten, die in de« letzte« acht Lagen in der ans, ländischen Prelle umgehen, nur di« Endlösung als Ziel in Frage kommen kann. Am Anschluß an die Sitzung des Reparationsausschusses hatte der Kanzler dann übrigens noch eine interne Be- sprechung mit den Botschaftern. Entgegen den bisherigen Dispositionen, wonach diese Donnerstagabend bereits wieder abrciscn sollten, ist nun vereinbart, datz sie zunächst bis Sonnabend in Berlin bleiben. Am Sonnabend wird eine neue Sitzung stattftnden, an der sie ebenfalls tetlnehmen werben. Re» kein BeWuß »er engltWn Regtenmg London, 7. Jan. Macdonald nahm am Donnerstag dte Ansichten des KabtnettSauSschusseS entgegen, der sich mit der Tribut, und Schulden frage zu befallen hatte. Er batte weiter eine Unterredung mit dem Ftnanzsachver- stündigen Sir Frebertc Leith Roß, der am Freitag nach Paris zu Verhandlungen mit den französischen Finanzsach verständigen abretst. ES verlautet, daß die Notwendigkeit der Meder, Herstellung des Vertrauens in Deutschland voll an erkannt werde, daß irdoch die englische Regierung «och keine endgültigen Beschlüsse gefaßt habe. »er EnMimg W England steht auf dem Standpunkt, dab auch nichts End- gültiges beschlossen werden könne, ehe nicht der deutsche Standpunkt klar ntedergelegt und den anderen Mächten bekanntgegeben sei. Am kommenden Mittwoch will sich das Kabinett mit der Vorbereitung der Lausanner Konferenz befallen, wobei man hofft, daß Vt» dahin bi« Pariser Be- sprcchungen und vielleicht auch dte in Deutschland stattfinben- den Beratungen eine wettere Klärung der Lage gebracht haben. Man wartet also offenbar das Ende der Still- Halteverhandlungen, aber auch dte Weisungen der RetchSregterung an ihre Botschafter ab. Amerikas moralische Pflicht Washingto«, 7. Jan. Staatssekretär St im so« er- klärte vor dem Finanzausschuß de» Repräsentantenhauses, der über die Bewilligung der Kosten iür die amerikanische Delegation zu der Genfer Konferenz berät, er betrachte die Abrüstungskonferenz als wichtigste internationale Dis kussion, an der Amerika bisher tetlgenommen habe. Di« amerikanische Negierung kühle, baß energische Schritt« unter nommen werden müssen, «m das Programm burchznsühren, welches man i« ver, sailles als Rechtsertig««g dafür ausstellte, daß «an > Dentschland zur Entwaffnung zwang. Amerika werde in „stiller Weise* seinen Einfluß diesbezüg lich gelten- machen. Die amerikanische Delegation bestehe aus „vernünftige» Friedensfreunden", und man sollte sie nicht durch Einengung ihrer Vollmachten oder Beschneidung der Mittel in ihrer wichtigen Tätigkeit hindern. Wenn Amerika sich nicht in vollem Umfange an den Beratungen beteilige, so würde das Ziel der Weltabrüstung in weite Ferne gerückt und der Befriedung sowohl wie der Stabili sierung der Welt ein unberechenbar schwerer Schlag ver- sctzt. Amerika habe zwar -en Versailler Vertrag nicht rati fiziert, aber zusammen mit den anderen Nationen auf Deutschlands Entivafsnpng bestanden. Nun sei «S Pflicht Amerikas, dafür z« sorgen, daß auch dt« Gegenseite endlich ihr Ver'nrechen einlös« und dte seit WeltkrtegSenbe bestehende anormale Situation eines unbewaffneten Deutschlands inmitten schwer bewaff neter Nachbarn beseitige. Der Finanzausschuß war durch GttmsonS Worte offen sichtlich stark beeindruckt. Er bewilligt« den vollen Betrag der angeforderten ersten Rate in Höhe von 450 000 Dollar. Sie Selbwafstrnet no» nicht abnmndm Aeberfchtvemnumgen in -er Prtgnitz Wittenberg«, 7. Jan. In den Niederungen der Prtgnitz und Altmark ist das Land weithin überschwemmt. Die Hoch- wasservvrhersage der Elbstrvmbauverwaltung kündigt für Wittenberge einen Stand von 4,00 Meter an gegenüber einem normalen Wasserstand von 1,85 Meter. Dte Dosse ist über die User getreten und hat zwischen Neustadt und Wusterhausen weite Gebiete überschwemmt. Besonders starke Auswirkungen hat das Hochwasser der Jeetzel im linkselbischen Gebiet in Hannover verursacht. Zwischen Sal,wedel und Dannenberg ist «in einziger großer See ent- standen. D«r Bahnkörper Salzwebel—Oebisfelde wird be- reits von beiden Seiten vom Wasser bespült. In Hoyers burg ist das Hochwasser in einige Wohnhäuser ein- gedrungen. Die Ortschaften KrtchelSdorf und Lübbow sind vollständig vom Hochwasser eingcschlossen. Swet Gol-aten tn -er G-er ertrunken Theresienstadt, 7. Jan. In der Nähe des Truppen übungsplatzes versuchten drei Soldaten, die infolge des Hoch wassers äußerst reißende Eger tn einem Kahn zu über- queren. In der Mitte des Flusses schlugen die Wellen in da» Boot. Die Soldaten, die für ihr Leben fürchteten, sprangen ins Wasser und versuchten, sich durch Schwimmen zu retten. Nur einer von ihnen konnte das rettende User erreichen. Die Leichen der beiden anderen Soldaten konnten noch nicht geborgen werden. Lawinen un- Hochwasser tn Tirol Innsbruck, 7. Jan. Seit Mittwoch weht tn den Nord tiroler Alpen ein starker Föhn, der dte Lawinen- und Hochwassergefahr bedeutend erhöht hat. Am Patscherkofel bet Innsbruck brach am Mittwoch «tn LawinenVrett lo», das eine etwa 400 Meter lange Lawine auslöste. Fünf Per sonen wurden in dte Tiefe gerissen. Bier konnten sich selbst befreien, der fünfte, der Bankbeamte Hohenegger a»S Innsbruck, konnte zwar lebend, aber sehr schwer ver letzt geborgen werben. Aus verschiedenen Teilen von Tirol wird Hochwasser gemeldet. Abflauen -es Sturmes im Küstengebiet Hamburg, 7. Jan. Am Mittwoch um 14 Uhr wurde in Hamburg noch Windstärke 6 gemessen, während von der See Stärke 7 gemeldet wird. ES scheint, dab der Sturm weiter abslauen wird. Das Hochwasser verzeichnet einen Stand von 1,25 Meter über normal. Im Hamburger Hafen sind einige Kohlenschuten gesunken. Gin Maflerschutzwerk bet Vl-enbur- zerstört Oldenburg, 7. Jan. Bet August sehn in Oldenburg wurde das große Wasserschutzw«rk Holtgast von den Wasser massen zerstört. Der Schaden ist noch nicht abzusehen. Auf Monate hinaus wird dte Ortschaft Augustfehn von einer Wasserwüste umgeben sein. Die bet-en Lelesraphenarbetter haftentlassen verlt», 7. Januar. Di« beiden Telegraphenarbetter, die unter dem Verdacht, dte Radiorebe des Reichspräsidenten am Silvesterabend unterbrochen zu haben, festgcnommen waren, sind heute nachmittag entlassen worden, da sie ihr Alibi jür die tn Frage kommende Zett einwandfrei Nachweisen konnten. «wtftea »er Wvttemrrkr- Weinte öeneeefeii Leipzig. 7. Jan. Der »weite Strafsenat be» Reich», geeichte» verwarf heute dte Revision de» 20 Jahr« alte« ver. heirateten Kaltstro» Thi« lecke au» Berlin, der am 20. August v. I. vom Sonberschwurgericht de» San», gertchte» Hl. Berlin, wegen Totschlages an seiner Mutter und wegen Urkundenfälschung zu 10 Jahren und 1 Woche Zuchthaus verurteilt worden war. Thtelecke hat nach kurzem Streit leine Mutter im Badezimmer mit einem Armeedolch mehrmals ins Herz gestochen und sich am anderen Tage der Polizei selbst gestellt. In der Revision war u. a. geltend gemacht, bas Schwurgericht habe den schweren Afsektznstand be» Angeklagten unberücksichtigt gelassen. ES hätte die Zu. rrchnungSfähigkett nicht mit Sicherheit annehmen und auch Notwehr oder Putattv-Notwehr nicht mit der gleichen Sicher, heit auSschalten dürfen. Demgegenüber stellte das Reich»- gertcht beute fest, daß alle vorgebrachten Einwände in Wider, spruch zu den vom Schwurgericht getroffenen Feststellungen stehen. Im Urteil fei ausdrücklich festgestellt, baß der An. geklagte zur Zeit der Tat sich nicht in einem strasaus- schließenden Zustand« einer Geistesgestörtheit befunden hab«. ver »en NMetiett im Melker Rre-eff Lübeck, 7. Jan. Die Sitzung am kommenden Montag wird wahrscheinlich, wenn nichts Unvorhergesehenes ein- tritt, den Abschluß der Beweisaufnahme im Lübecker Tu- berkuloseprozeß bringen. Nach den bisherigen Dispositionen sollen dann die Verhandlungen bis Freitag, den 15. d. M„ vertagt werben, damit dte Staatsanwälte Gelegenheit erhol- ten, ihre Plädoyers vorzubereiten. Wie «S heißt, wird Oberstaatsanwalt Dr. Ltenau gegen dte angeklagten Pro- sessoren Deycke und Klotz plädieren, Staatsanwalt Freiherr v. Beust gegen die Angeklagten Dr. Altstaedt und Schwester Anna Schütz«. Dte Plädoyer» der Staats- anwälte dürften zwei Tage in Anspruch nehmen. R« Stieret zieht -um ttatsertamm Berlin, 7. Jan. Der Hauptangeklagt« im Eklarekprozetz, Max Sklarek, der bisher nicht zur Verhandlung erscheinen konnte, weil «r nach Ansicht der Serzte infolge schwerer Krankheit weder Vernehmung-- noch beförderungSfähtg ist, hat vor wenigen Tagen am Katserdamm «ine neue Sieben- Zimmer-Wohnung bezogen. Der Kaiserdamm gehört zu be« teuersten und elegantesten Wohnvierteln Berlins. Der Um zug ist angeblich auö Ersparnisgründen erfolgt. Bisher hatte Max Sklarek eine Villa inne. Str Bergung-arbeiten aus »er itariten-Srube ve«the«, 7. Jan. Mit dem Bortretben einer Gtoßstrecke ist man bis heute nachmittag aus drei Meter an die Förder. wagen herangekommen. Mit unermüdlichem Eifer schafft man das Geröll fort. Die Stoßstrecke scheint aber nicht sicher genug- deshalb hat man auch angesangen, an der Unter bank vorzudringen, denn man will unbedingt an dte tote» Bergleute herankommen. Wenn das Gebirge endlich ruhig bleibt, hofft man gegen Mitternacht die ersten Toten zu erreichen. Beschlagnahmte Sow-evisen Münch««, 7. Jan. Vor dem Schnellrtchter hatte stch wegen eine» Vergehens gegen das Devtsengesetz ein« MetzgermeisterSwitwe zu verantworten, bei der gelegentlich einer Haussuchung 1500 amerikanisch« Dollar tn Gold und 500 englische Pfund in Gold gesunden und beschlagnahmt worben waren. Dt« Angeklagte wurde zu 2000 NN. Geld strafe verurteilt. Die beschlagnahmten Devisen wurden »n- gunsten Le» Staates eingezogen. Söllenmafchimn an Vor»? Nenyork, 7. Jan. Di« Kriminalpolizei richtet« an de» Kapitän des amerikanischen Dampfer» „Exealibre" einen Funkspruch, in dem mttgetetlt wird, -aß sich an Bor des Schiffes zwei an den italienischen König un- an Mussolini gerichtete Paket« befänden, die -en Verdacht erweckten, daß sie Höllenmaschine« «nthtelte«. Der Dampfer hat Neuyork am 28. Dezemver verlassen und soll am Freitag tn Marseille etntressen. Der Verdacht taucht« auf im Zusammenhang mit -en kürzlichen Anschläge« auf Faschisten tn den Bereinigten Staaten. Sin AustvanderungSplan Richard Magners Unbekannte Dokumente aus dem Nachlaß feines Dresdner SahnarztS Aus dem 6. Band von GlasenappS grober Wagner biographie ist bekannt, baß der Meister tn seinen letzten Lebcnsiahrcn, «les verstimmt durch die Schwierigkeiten, die der Wetterführung des Bayreuther Werkes tn den Weg traten, ernsthaft de» Plan erwog, nach Amerika aus- ziiwandern. Dort Ist auch der damals in Dresden seßhaite amerikanische Zahnarzt Dr. Newell S. Jenkins als derjenige von Wagners Freunden genannt, mit dem der Meister diesen Amerikaplan erörterte. JenktnS hat kür seine Familie Erinnerungen geschrieben, tn denen sich auch «tn Kapitel über Wagner mit Brtesbeilagen befindet. Sein Sohn Leonard A. JenktnS hat nun dieses Material dem amerikanischen Musikschriststeller Julian Seaman zur Verfügung gestellt und dieser hat es kürzlich tn zwei großen Artikeln tn den „N e w-B o r k-T t m e S" erstmalig der Oeksentlichkett zugänglich gemacht. JenktnS, der von 1875 bis 1888 in Deutschland, und zwar meist tn Dresden lebte, hatte hier gelegentlich Frau vosima und Ihre Kinder zahnärztlich behandelt. Das wurde Veranlassung, daß man ihn 1877 nach Bayreuth berief, um Wagner selbst von einem hartnäckigen Zahnleidcn zu be freien. Daraus entwickelte sich zwischen den beiden Männern eine Freundschaft, dte bis -n Wagners Tod dauerte. Ueber seinen damaligen Verkehr mit dem Meister erzählt JenktnS in seinen Erinnerungen unter anderem folgendes: , „Zum ersten Mal war ich froh, unmusikalisch zu sein. Denn wäre tch ei» musikalischer Enthusiast gewesen, wäre er viel leicht durch meine Anwesenheit belästigt worden, wie durch die manches anderen, der versuchte, ihm leine Bewunderung anSzudrücken So aber nahm er mich als etwa» Neues und schloß schnell mit mir Freundschaft. Wtr machten lange Spaziergänge zusammen, unterhielten un» über Gott und die Welt, nur nicht über Musik. Lediglich einmal erzählte ich ihm von dem weinerlichen Charakter der Musik der ver sklavte« amerikanischen Neger, eine Eigenschaft, die auch der Musik der russischen Leibeigenen eigen ist. Wtr konnten uns nicht entscheiden, ob da« am Temperament oder an ähnlichen Lebensverhältnissen lag. Ich fand Wagner, wie in ällen wirklich bedeutenden Menschen, denen tch begegnet«, einen lehr menschlichen Charakter mit etnem wette» Hort« zont von Interessen und Sympathien. Er wollt« nicht «ng- ltsch sprechen, von dem er nur Literaturkenntnisse hatte, un sagte Immer: Ich spreche englisch, aber nur im Dialekt von Nord-Wales. Zweifellos brachten unsere Gespräch« den Ge danken eine» Besuches von Amerika auf. Wagner selbst hatte das Thema angeschnitten." Go erklärt e» sich, dab Wagner am 8. Februar 1880 vvn Neapel au», wo er sich zur Erholung von einer Rotlauf erkrankung aushtelt, einen langen, Amerika betreifenden Brief an JenktnS richtete, in welchem «S unter anderem beißt:*) „Ich sehe e» nicht als unmöglich an, mich fetzt noch zu entschließen, mit meinen letzten Werken un» meiner ganzen Familie nach Amerika auszuwandern. Dazu wären aller dings, da ich nicht mehr jung bin, bestimmte Garantien von senseltS des OzeanS notwendig. Eine Gesellschaft müßte ge gründet werden, die mir unter der Bedingung meiner dauernden Ansiedelung dort und als einmalige Entschädigung für alle meine Anstrengungen eine Summe von 1 Million Dollar zu bieten hätte, die Hälfte zu meiner freien Ver fügung, die andere Hälfte auf einer staatlichen Bank zu 5 Prozent als Kapital angelegt. So würde mich Amerika für alle Zett von Europa sortbrtngen. Fernerhin müßt« die Gesellschaft einen Fond» schaffen, um jährlich besondere Vorstellungen zu garantieren, tn denen Ich fortschreitend alle meine Werke in vorbildlicher Form auf die Bühne bringen könnte. Der Anfang würbe sofort mit der „ersten" Auistthrung meines neuesten Werkes „Parsisal" gemacht, da» tch bis zu diesem Termin nicht anderweit zur Aufführung freigeben würde. Alle Erträgnisse ans späteren Arbeiten, sowie aus der Leitung von Aufführungen, würden auf Grund der hohen Summe, dt« man mir vermacht hat, für alle Zeit und ohne weitere Vergünstigung für mich der amerikanischen Nation gehören . .. Sine bloße künstlerische Tournee zu unternehmen und mit Konzerten so und io viel Geld zu machen und bann nach Deutschland zurlickzukchren, Ist keine Sache für mich. Nur eine endgültige AuSwande- rung würde für mich von Bedeutung sein." Der Plan, den Wagner hier entwickelt, mutet zunächst etwas fantastisch an. Immerhin verliert bl« hohe Dumme von t Million Dollar, die Wagner fordert, da» Erschreckende, wenn man überlegt, daß dafür ja alle Tantiemen seiner Werke al» Entgelt geboten werden so'')««. Diese dürsten bi» *) Di« Brief, «erden tn »en „Rew-York^im«»" in rnglilcher Ueberletzung veröffentlicht. Dir Rückübersetzung in» Deutsche kann also nur ten Ginn nicht »en Wortlaut te» »agnersche« Original» gebe«, . . , ... . ^ . zum Jahr« 1918 eine solche Summ« «m mehr al» da» Dop pelt« überschritten haben. Im Jahre 1880 freilich hätte da» Eingehen auf de« Plan eine Unternehmungslust gefordert, die selbst im Lan der unbegrenzten Möglichkeiten schwer aufzubrtngen war. Dr. JenktnS antwortete auf Wagner» Brief darauf gleich etwas skeptisch: „Durch meine lange Abwesenheit von »» Haus« bin tch wenig im Bilde über die augenblickliche ge schäftliche Lage tn Amerika, und nach reiflichster Ueberlegung kann ich nur einen Rat von geringem Wert geben. Ich werd« aber nach Berlin fahren und mit unserem Gesandten Dr. Andrew D. White sprechen, natürlich nur persönlich, nicht offiziell un- unter DiSkrrtion. Danach werde ich vielleicht mehr sagen können. Nur möchte tch Sie warnen, zu «roße Hoffnungen aus meinen Einfluß und auf mein Urteil zu setzen. Dennoch muß tch Ihnen meine Freude aussprechen, daß Sie meinem Vaterland die Ehre erweisen wollen, es als Aufenthaltsort zu wählen, und so bin ich auch stolz, daß Sie mich zu Ihrem Vertrauten erwählten." JenktnS selbst kennzeichnet die Stimmung, bl« Wagner» Brief in ihm auSlüste, tn seinen Erinnerungen folgender- maßen: „Damals war Wagner entmutigt, da er nicht mehr glaubte, seinen Kunsttempel in Bayreuth erhalten zu können, deshalb meinte er tn einer Uebersiedlung nach Amerika kein Glück zu finden. Da» war tn dieser Art natürlich ganz un möglich. Aber e» war «in« heikle Sach«, ihm betzubrinzen, datz ein solcher Versuch unklug wäre. Auf einer Reis« nach Konstantinopel fuhr ich extra über Neapel, um mit thm und Frau Cosima zu sprechen. Ich fand sie so voll von Illusionen sowohl über die LebenSbedingungen wie die Kunst tn Amerika, daß Einwendungen gegen den Plan gar keine Kraft hatten. Während de» nächsten Jahres aber war e» mit Hilke einiger Freund« be» Meister» hier un- keiner Feinde in Amerika möglich, ihm klar zu machen, daß der Platz für seinen großen Triumph sein eigene» Land war, inmitten seine» eigenen Volke». Und tch war glücklich, baß diese» Ziel erreicht wurde, ohne baß eine Wolke unsere Freundschaft trübte." Wagner selbst schienen aber doch auch allmählich Zweifel an der Durchführbarkeit seine» Plane» ausgestiegen zu 'etn, denn in einem »wetten Brief an JenktnS vom 18. SuN 1880 läßt er die Auswanderung»»»«« schon halb und bald fallen und bespricht vornehmlich die Möglichkeit der im ersten Schreiben rundweg abgelehnten Gastspielreise. Allel« auch au» dieser wurde dann nicht». Unterdessen Latten sich die Verhältnisse in Bayreuth wieder gebessert und diese» ging nun seinem endgültigen Triumph und Steg, den» jparslfaljahr ISST entgegen. — st. st, ,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder