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Dresdner Nachrichten : 07.05.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-05-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-193205070
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19320507
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19320507
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1932
- Monat1932-05
- Tag1932-05-07
- Monat1932-05
- Jahr1932
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 07.05.1932
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».Sich»«». Re.214 Mai 1S32 kl! Gegrunöet 18S6 »«-»«ttckiNft» N«ckiE«n Lresdne 8er»Iprecher-Sammelnummer:»»»«» Nur kür NachlaeiprLchei Nr. »aoit «chvltleltun, «. -auptgekchüIUstrNe! Trelde» - A. >, ««krnstraßr »»/I» Druck «. «erlas» Lievlch » »ekcha«, Dretden. Postick>eck-1No. los» Dresden Nachdruck nur ml» deutl-OueNenangad« (Dr«1dn.Nachr.),uirkIIi. Unverlangt« echrtstftück« werde» «richt »ustewa-rt Beg»gegeiüdr Sei täglich tweimaliger Zustellung monatlich ä->0 Bit. teinlchlleSllch 70 Vlg- sü« Träge» lohn), durch Vostbejug «.»o Ml. elnlchltedltch 5« Big. Vostgedü-r lohne Vostjustellungggebühr) bet »mal Ivächenlllchem »eriand. «inielnummer 10 Vlg-, außerhalb Sachlen» 1» Big. «ngelgenveeile: Dw einlpalttge »a mm breit« Zelle 3ä Big., für augwärt« 10 Pfg-, di« »0 mm breit« NellamezeU« roo Vlg-, «überholt »SO VkS- abz. Nrllenabjchlag lt. Tarif, ksamillenanteigen und SteNengeiuche ohne Nabatt 1» Big-, «uheehal» »L BI», vkiertengebühr «0 BI». Nulwärtig, «ufträge »egen vorou«te»ahlun» Anschlag auf -en franzWchen PrMenten Doumer lebensgefährlich verletzt - Die Wahnsinnstat eines russischen Emigranten pari», 6. Mal. Auf den Präsidenten der französischen Republik lst heute nachmittag auf einer Ausstellung von einem Russen ein Revolverattentat verübt worden. Der Russe gab fünf Schüsse auf den Präsidenten ab, von denen drei Doumer trafen. Präsident Doumer ist schwerverletzt. Zwei Äugeln trafen ihn in den Kopf, eine dritte zerriß eine Arterie an der linken Schulter. Sein Zustand lst überaus ernst, so datz mit seinem Ab leben gerechnet werden mutz. Der Hergang des Attentats Nachdem zunächst völlig widersprechend« Mitteilungen nnd Gerüchte über die Berletzungen Donmers verbreitet wnrden, steht jetzt folgendes sest: Doumer ist von drei Kugeln getrossen worden, von denen die ein« die Schläse streist« «nd die andere hinter dem linken Ohr in den Kopf drang, ohne jedoch das Gehirn zu verletzen. Di« dritte Kugel durch« schlug die linke Schulter. Ueber -en Anschlag selbst liegen Augenzeugenberichte vor. Danach »vor -er Präsident um 18 Uhr in Begleitung eines Mitgliedes seines MilttärkabinettS im AuSstellungS- gebäude erschienen, wo er vom Kriegsministrr Pi 6 tri, vom Justizminister Reynaud und -em Präsidenten der Schrtftstellervereintgung Elan de Farr-re empsangen wurde. ES handelt sich um eine Bttcherausstellu ng, die die Bereinigung -er Schriftsteller, die am Krieg teilnahmen, veranstaltet haben. Nach der Besichtigung -cs ersten Ausstellungsraumes begab er sich, gefolgt von zahlreichen Personen, in den dahinter liegenden Saal, in dem auch der Attentäter, der russische Arzt Gargulofsan einem Biicherstand mit einem französischen Schriftsteller sprach. Als der Staatspräsident sich diesem Stand bis auf wenige Schritte genähert hatte. drehte sich Gargnloss plötzlich um, zog einen Revolver und gab hintereinander süns Schüsse ab. Bon drei Kugeln durchbohrt, brach der Präsident der Republik blutüberströmt zusammen. Zwei andere Kugeln verletzten den Schriftsteller Farrere und den Chef -er Pariser Sicherheitspolizei, Guichard. Kriegsminister Ptötrt stürzte sich als einer -er ersten auf den Attentäter und wurde bei der Verhaftung von Guichard unterstützt. Inzwischen trug man den be wußtlosen Staatspräsidenten in seinen Kraftwagen un überführte ihn aus schnellstem Wege ins Krankenhaus. Die Besucher, die Augenzeugen des Anschlages waren, stürzten sich auf -en Angreifer und richteten ihn durch Stock- und Fau st schlüge Übel zu. Den anwesenden Kriminal, beamten gelang es nur mit Mühe, ihn vor der Lynch justiz zu bewahren. In seiner Tasche sand man ein in russischer Sprache abgesasttes Notizbuch, in dem unter anderem folgender Satz geschrieben steht: „Garguloff, Präsi dent der russischen Faschisten und Mörder -es französischen Staatspräsidenten." Garguloff ist ein plump aussehender Mann von 87 Jahren, 1,99 Meter groß. Sein sonderbares Benehmen «nb sein« unruhig flackernden Augen scheinen die Aussaffung zu be, stätigen, datz mau «S mit «ine« gefährliche« Irre» zu tu» hat. Während seines Verhörs sprach er unausgesetzt vor sich hin, antwortete unklar auf die an ibn gerichteten Fragen und summte von Zett zu Zeit eine Melodie. Soweit aus seinen unzusammenhängend«»! Reden hervorgeht, bezeichnet sich der Attentäter als Dichter unb Mysttker. Er er klärte, er sei vor vier Monaten von Prag nach Frank- retch gekommen und habe sich dann in Monte Carlo niedergelassen. Gegen den Präsidenten der Republik habe er persönlich nichts gehabt. Doch sei er ein fanatischer Gegner der Bolschewisten und habe als solcher ge handelt. Zu Ende des Verhörs erklärte der Attentäter: „Ick weiß, datz ich sterben mutz und werbe als Soldat sterben." Seine Anhängerschaft habe ihn im Stich gelassen; er stehe allein, habe keine Helfershelfer und laste sich nicht kaufen. Er habe das Ziel verfolgt, Frankreich zu bewegen, Sowjetrutzland den Krieg zu erklären. Er sei zwar ein grotzer Verehrer Mussolinis und Hitlers, habe aber weder von Deutschland noch von Italien irgendwelche Aufträge oder materielle Unterstützung erhalten. Er sei so- gar ohne Wissen seiner Familie nach Parts ge kommen und habe die Reise aus seinen eigenen Ersparnissen- bezahlt. Am Donnerstagnachmittag habe er sich in dem Büro der Bereinigung ehemaliger krieg-teilnehmender Schriftsteller voraestellt und um eine Eintrittskarte für die Eröffnung der Buchausstellung gebeten. Al- man ihn nach seinem Namen fragte, habe er sich seine» Pseudonym» „Brad" bedient, unter dem er in Europa und besonder« in der Tschechoslowakei sehr bekannt sei, weil er in verschiedenen dortigen Zeitungen Artikel veröffentlicht habe. Von zuverlässiger Seite erfährt der Vertreter der Tele- braphen-Union noch folgende Einzelheiten: Pawel Garguloff v mm Geburt »icht Nationalruffe, sondern Kubankosak. Er wurde im Jahre 1895 in der Kosakenniederlassung Labin- skaja Staniza geboren. Den Krieg machte er gegen Oester reich und gegen die Türket aus russischer Sette mit. Nach dem Kriege studierte er i» Prag Medizin und galt schon damals unter seinen Bekannten für ver rückt. WaS seine schriftstellerische Tätigkeit anbelangt, so hat er einen Band Gedichte in völlig unzusammenhängenden Versen veröffentlicht. Ferner stammt eine politische Broschüre aus seiner Feder, die unter dein Namen „Das grüne Programm — Wege zur Befreiung Rußlands" voll kommen phantastische Ideen enthält. Er bezeichnet sich gleich zeitig als Faschist, Antimonarchist, Republikaner und De mokrat. vor einiger Zeit versuchte er, im russischen «erzte- verband Ausnahme zu finden, wurde jedoch wegen seine eigentümlichen Gebarens zurllckgewtesen. — Laut ,Hn- transigeant" wohnt Garguloff seit vier Jahren in Frank- reich und ist mit einer Schweizerin verheiratet, die in Monako wohnt und von seinem Anschlag nichts gemutzt hat. Garguloss sei der Vorsitzende der russischen faschistischen Nationalpartei, die er als Gegner des Bolschewismus 1939 in Prag gegründet habe. Doumer operiert Paris, 8. Mai. Der behandelnde Arzt erklärte, datz «ine der Kugeln die Schädeldecke durchschlagen habe, ohne jedoch das Gehirn zu verletzen. Die Kugel konnte bereits entfernt werd««. Infolge des hohen Alters des Präsidenten mutzte die Operation ohne Narkose vorgenommen werden. Um 18,15 Uhr haben die Nerzte die durchschlagene Schlagader «nter der linken Achsel sestgebnnden. Um rr,S9 Uhr kamen plötzlich auS dem Krankenhaus sehr beunruhigende Gerüchte: Es heitzt, datz Präsi dent Doumer bereits im Sterben liege. Die Schultcrverlctzung hat sich als besonders gefährlich er wiesen, da die Kugel eine der groben Arterien durchschlagen hat und so sehr starke Blutverluste verursachte. Im Lause -es Nachmittags und Aben-S wurden nicht weniger al» vier Bluttransfusionen vorgenommen. Schon nach -er erst«» Transfusion von 450 Kubikzentimeter schlug -er Verletzte di« Augen auf und erkannt« den behandelnden Arzt, -en er mit schwacher Stimme beim Namen nannte. Di« beiden anderen Kugeln, di« auf operativem Wege ent fernt werden mutzten, waren in den Schädel «ingedrungen. Die erste mit dem Einschutz an -er linken Schläse satz hinter dem Nasenbein, hat -en Sehnerv jedoch nicht zerstört; die zweite Kugel schlug hinter dem linken Ohr ein und blieb im Hinterkops stecken. Acht A«rzte waren unausgesetzt um den Präsident«» bemüht. ,Inflation' in ASA. Nicht nur die Bedarfsartikel des täglichen Lebens, vorab die Kleidung, nicht nur künstlerische und literarische Erscheinungen sind den Zeit- und Modeströmungen unter worfen, auch das Interesse für staatliche und wirtschaftliche Organisationssormen unterliegt dem schwankenden Sen- sationsbedttrfnis unserer modernen Zivilisation. In den Jahren nach dem Kriege, bis etwa in die Zeit von 1928, war Amerika die grobe Mode. ES war das viel bestaunte Land der Prosperität, das das Geheimnis erfunden hatte, am billigsten zu erzeugen und doch die höchsten Löhne zu zahlen, und damit die Ergebnisse des technischen Fortschritts und der Rationalisierung den breitesten Schickten nutzbar zu machen. Reichtum für alle versprachen die amerikanischen Wirtschastssührer. Der Name Ford, der zuerst das Ge heimnis des ewigen Fortschritts erfasst zu haben schien, »vurde zu einem Symbol. Wer es sich im alten Europa leisten konnte, fuhr nach dem „Gelobten Land", da» die Bankees stolz ,,6ock« avvn Country", das Land Gottes, nannten, um das Wirtschaftswunder zu studieren. Die Literatur über Amerika wuchs ins Phantastische. Wir Deutsche insbesondere haben uns redliche Mühe gegeben, den amerikanischen Ersolg nachzumachen. Allerdings unter viel zu schwierigen Verhältnissen! Gerade bi« Ratio- nalisiernng, mit ausländischem Kapital durchgeführt, hat sich bann auch als ein schwerer Irrtum erwiesen. Wir sind durch die zu hohen Zinsen, die Tribute, die AuSblutung unserer Ninncnwirtschast, durch unseren zu kleinen Markt und die AbsperrungSmatznahmcn der anderen Staaten zum Erliegen gekommen, ehe wir von der Rationalisierung Nutzen ziehen konnten; also zu einer Zeit, als Amerika noch fest an das Rezept der ewigen Wirtschaftsblüte glaubte. Seitdem ist Amerika bei uns autzer Mode gekommen und sein Gegensatz, der sowsetrussische Wirtschaftsausbau, an seine Stelle getreten. Wer früher über baS grobe Wasser fuhr, reist jetzt nach Moskau und schreibt das obligate Buch. Wiederum überschwemmt eine Flut von guter und schlechter Literatur den europäischen Markt. Aber es scheint, al» ob die Mode sich bald wieder ändern wird. In der letzten Zeit beanspruchen jedenfalls die EreignisseauS Nord amerika wieder weit mehr unser Interesse, als bas für die nichtkommunistische Welt kaum fruchtbare Jndustrialisicrungsexperiment des Bolschewismus. Denn unter den technisch sortgeschrittcndsten Ländern der Welt wurde auSgercchiiet neben dem am stärksten verschuldeten Deutschland, was natürlich erscheint, das gröbte Gläubiger land Amerika, was allerdings auf den ersten Blick weniger natürlich ist, am heftigsten von der Krise geschüttelt, lieber die besondere Schwere der deutschen Krise bedarf es keines Wortes. Aber die amerikanische Depressiv,» be nötigt eine besondere Erklärung. Sie ist ein sprechender Beweis dafür, dab die Erkrankung eines Gliedes der Welt wirtschaft sogar die stärksten Glieder, und sie wiederum am heftigsten, berühren mub. Nicht unmittelbar schuld an der amerikanischen Kris« ist seine technische Entwicklung. Der „FordiSmuS" hätte höchstens zu einem vorübergehenden Ueberangebot und einer entsprechenden, sich selbst heilenden Stockung des Ab satzes geführt. Schlimmer hat sich die in den festen Jahren geradezu phantastische Ueberspekulation an den Börsen aus« gewirkt, an der sich alle bis zur letzten Scheuerfrau be teiligten und die schlieblich zu einem ebenso jähen Zusam menbruch der Kurse führen mutzte, mit ihren unheilvollen Rückwirkungen aus die Wirtschast. Die wesentlichsten Ur sachen aber liegen in der ungesunden Schulden, und Golbpolitik der Nachkriegszeit, di« in unauSlöSltchem Zusammenhang mit dem Tributproblem steht. Amerika war auf Grund seiner natürlichen Reichtümer und seiner KrtegSgewinne der Hauptgläubiger Europas und ins- besondere Deutschlands geworden. Ein grotzer Teil dieser Kredite ist eingefroren. Aber auch das hätte Amerika wenig betroffen, wenn es sich nicht vor» den Franzosen hätte ver- leiten lasten, die GolbhortungSpoltttk mitzumachen und da-» mit den Wirtschaftskrieg, den Frankreich seit 192S gegen di« übrigen europäischen Staaten, namentlich gegen Deutsche land und England, führt, indirekt zu unterstützen. Der Mechanismus dieser Entwicklung ist folgender: Durch die Tribute und eine geschickte Stabilisierung», und Finanzpolitik flotz der eine Teil be» Weltgolbvorrate» nach Frankreich. Der ander« Teil ging an da» grotze Gläubiger« land Amerika. Diese Erscheinungen hätten nicht gerade die gezeigten katastrophalen Folgen zu Haven brauchen, wenn man sich tu beiden Ländern nicht entschlossen hätte, da» Gold künstlich au» dem Verkehr zu ziehen, «» zu horten. Die Franzosen horteten au» politischen Gründen, die Ameri kaner in der Besorgnis, Frankreich könnte den Weltvor- rat an Gold allein erwerben. Wäre da» Gold in den Kellern der Notenbanken nicht künstlich zurückgehalten worden, bann hätte in beiden Ländern die Folge eine s«4 steigerte Notenausgabe, entsprechend -er erhöhte» Deckungj/
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