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Dresdner Nachrichten : 13.11.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-11-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-193211135
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19321113
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19321113
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1932
- Monat1932-11
- Tag1932-11-13
- Monat1932-11
- Jahr1932
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 13.11.1932
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Bilder vorn Tage Ke« Volk Dme, Reichsprästdent von Hindenburg empfängt den neuen italienischen Botschafter Botschafter Vittorio Lrrutti nach dem Empfang beim Reichspräsident^,, umgeben von anderen Herren der Botschaft Harald Lloyd in den Ufa-Ateliers in Neu-Babelsberg Fjlmschauspieler Harald Lloyd weilt zur Zeit in Berlin und wohnte bei dieser Gelegenheit einer Probe des neuen Ufaftlms „Das Vermächtnis des Marquis S." bei. Von links, Lilian Harvey, Frau Lloyd, Harald Lloyd und Mady Christians Volk l'ime» Ein hundertjähriger 2lrzt spricht bet seiner Jubelfeier lvie pariser medizinische 2lkademie veranstaltete zu Ehren ihre« hundertjährigen Mitgliedes, des Or. A. GuSniot, «ine Jubelfeier, zu der der Hundertjährige am Rednerpult erschien. In seiner Ansprache sagt« er, dast Mässigung sowie «ine vernünftige und hygienische Lebensweise ihn dieses hohe Alter erreichen ließen ScliekI Silhouette der nächtlichen Weltstadt So sieht der Arbeiter aus dem Turmhausneubau Neuyork bei Nacht 8ck«n Der neugewählte präfldent der Vereinigten Staaten Roosevelt mit dem neuen Vize- prästdenren John R. Garner Beeline« Allerlei Der Wahlso««1ag — Unsere Putzfrau am Radio — DaS Ha«S i« der Masureuallee — Ma« mutz „funkisch" spreche« — Stratze«ha«del — Im Tary-Bary — Der «eueste Schlachtruf Da soll einer noch sagen, es gebe keine Wunder! Der vorige Sonntag, der Wahlsonntag, ist in Berlin ganz fried lich verlaufen. Kein Toter, kein etngchaueneS Nasenbein, nichts. Nur den Ausflug am Sonntagnachmittag haben sich Hunderttausend« von Retchöhauptstädtern wegen des VerkehrSstrctkS verkneifen müssen. Soll ich von der Wahl selbst sprechen? Lassen wir das, keine Debatten mehr. Sondern zur Entspannung den Kinger auf de» Druckknopf des Radioapparates: Lala, lala, tsching bumm. ES ist ein wahrer Segen, daß wenigstens die Musik keine Parteien kennt, allenfalls verschiedenes Nassccmpsinden ausweist. Außerdem wirkt sie auch aus die Sinne des Analphabeten. Unsere alte Putzfrau war vor fünfzig Jahren Milchmädchen, hatte natürlich die Volksschule besucht, kann aber heute nicht mehr lesen und schreiben. Musik ist jedoch noch etwas für sie. Wenn sie Sonntags zu uns hcraufkommt und im roten Zimmer, die gekrümmte Gestalt im bequemen Sessel, Jazz rhythmen hört, aus dem Lautsprecher heraus, dann rieselt «S ihr noch wohlig durch die müden Knochen. Manchmal denkt man: Wenn eS doch immer nur Musik gäbe' Der Politik sind wir überdrüssig, ganz gleich, ob unter rot- rötlichschwarzem oder schwarzwcißrotcm Vorzeichen,, t'e Hörspiele sind samt und sonders armseliger Ersatz für wirk- iiches Theater, und die lehrhaften Vorträge sind fast durch weg »um Sterben langweilig. Leben, Leben! Unser kleiner Runbsunk «st für uns immer noch ein Wunderwerk. Man möchte auch als Nichtbastler dahinter kommen, wie ein kleines Kind, das nicht ruh», ehe es die Sägetpäne aus der WcihnachtSpuvpe herauSgepuhlt hat. Und hat man das da innen endlich begr'sfen, so möchte man sehen, wo und wie das gemacht wird, was bei un» er tönt. Wett draußen, in der Masurenallee, dicht am Reichs- kanzlrrplatz, steyt da» gewaltige, dunkclrote Funkhaus. ES hat sür uns gewöhnliche Sterbliche säst etwas so Mystisches wie die Usa-Atelter- m ReubabelSverg. SS ist du- Hau ber tausend Türen, in dem alles, was deutsche Kultur und Zivilisation heißt, auf Welle 41S geschaukelt wird. Wer das Pech hat, ein Anliegen hinter der Tür Nummer 432 Vorbringen zu müssen, der tut gut daran, ein Kommißbrot mitzunehmcn, um in der Wartezeit nicht zu verhungern. Lange Gänge in diesem Häuserblock verlieren sich in die Unendlichkeit. Hie und da leuchtet ein Rotlicht auf: „Ruhe!" Man schleicht auf Zehenspitzen vorüber, denn hier wird gerade gesendet. Aus der Ostseite Richard Wagner, auf der Westseite ein Walzer von Walbteusel, irgendwo singt ein Ehor, quäkt ein Saxophon hinter einer Polstertür. Hier baust aber auch St. Bürokratius von. der NcichSrund- sunkgesellschast in zahlreichen kostbaren Privatkoutoren, zwischen denen sich feine Fäden, kaum sichtbare Stolper- brühte spinnen. Die sogenannte Neuregelung des Rund- sunkS ist aus halbem Wege steckengeblieben. Ein paar Leute, darunter der rote Hellmann, sind in die Wüste geschickt worden, die neuen Männer haben die „bessere" Gesinnung und vielleicht auch Kultur, aber nicht die Erlaubnis, eS zu beweisen. Kürzlich traf ich einen routinierten Rundfunksprecher und frug ihn nach seinen Erfahrungen vor dem Mikrophon. „Man muß funkisch sprechen", antwortete er. Funkisch? Was ist das? Ein Blitz der Verachtung traf mich, weil ich so bumm fragte. Aber bann ließ sich der Mann doch zu einer Erklärung herab. Also: „Funkisch ist die Art und Weise, den Hörer in jeder Phase des Vortrages zu fesseln. Schon das Manuskript muß in Wort und Satzbild farbig sein, das Publikum aus der Lethargie reißen. Man kann nicht die Geste zu Hilfe nehmen. Man kann mit keinem Lächeln, keinem Stirnrunzeln, keiner Hanbbcwegung etwas unter- streichen. Bor dem Mikrophon nützt das gar nichts. Da sitzt man mutterseelenallein in einem schalldicht abgesperrten Zimmer und quasselt zu Unsichtbaren durch den Aether." „Na, da gibt es wenigsten- kein Latzipenfteber, wenn kein Publikum ein-m anstarrt." „Ganz im G«,entetl. SS ist einem unserer größten alten Schauspieler passiert, baß er Zustände kriegte, als er bas kleine viereckige DingS vor sich sah, das man Mikrophon nennt. Ihn packte der unheimliche Gedanke, von ganz Europa gehört zu werden, mit solcher Gewalt, baß er unfähig war, auch nur ein Wort herau-zubrtngen. Da kiel die Sache also aus, und die abgehärteteren Schallplatten mußten als Ersah kommen. Der funkische Sprecher muß sich viel intensiver in seinen Vortrag hincinknien als ein Saalrebner. Es gehört Autosuggestion dazu. DaS Thema muß aus ihm reden, denn sobald man den Eindruck hat, daß er über ein Thema spricht, ist der Zauber weg. Der funkische Sprecher muß ein magischer Mensch sein." So habe ich erfahren, was funkisch ist. Und habe die Antenne geerdet. Der Straßen-ZeitungShändler verdient jetzt auch Sonn abends nichts mehr an mir. Ich bin solide abonniert, kriege den „Nundsunkhörer" regelmäßig ins Haus. Er tut mir lei-, der Mann an der Ecke. Manchmal lege ich ihm wortlos einen Groschen hin, ohne etwas zu entnehmen. Aber ick kann mir nicht helfen: ich sehne mich nach den Zeiten zurück, wo das Straßeubild überhaupt noch nicht durch Kioske und Hausierer entstellt war. Der Laden, In dem ich bisher meine Kragen, Schlipse, Hosenträger kaufte, ist eingegangen. Warum? Weil dicht dabei so viele Straßenhändler billigen Posel fetlboten. Leben soll ja jevermann. Aber ich sind« es etwas reichlich, -aß mir in Berlin Insgesamt lvAtl legi timierte und dazu noch eine Unzahl „wilder" Straßenhändler haben. Diese letzteren handeln hauptsächlich mit Selbst bindern zu bl) Pfennigen das Stück, aber auch mit anderen Sachen, die man — schnell und leicht einpacken kann. Die roden und reden, jeder Sah eine Berliner Stilblüte, sehen aber an ihren Kunden vorbei und halten Ausschau, ob ein Schutzmann naht: sehen sie von ferne einen Tschako, so ver schwinden — eins, fix, drei, sagt man beim Militär — die Schlipse im Koffer, und der Mann Ist Publikum und schlen dert um die Ecke. Obst, Gemüse. Blumen, Zigaretten, Seife, Kurzwaren kann man überall bei Leuten bekommen, die schweratmend ihre Ladenmlete bezahlen, und denen gönne ich am ehesten unser Geld, aber, wie gesagt, die anderen treibt auch nur die Not auf die Straße. Ich ivejb noch, wie eS war als es so gut wie gar keinen Straßenhandel bei un» gab, — außerdem keine politischen Demonstrationen auf den Straßen: damals war Berlin, möchte ich meinen, viel sonn« täglicher als heut«. Heute fleht es nach polnischer Wirt« schäft auS. Wir lesen zu unserer Befriedigung, daß wir eine Mil« tüm Arbeit-loser Eiger als im Frühling tiefe- Jahre»
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