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Dresdner neueste Nachrichten : 17.03.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-03-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-193203171
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- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19320317
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19320317
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1932
- Monat1932-03
- Tag1932-03-17
- Monat1932-03
- Jahr1932
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- Dresdner neueste Nachrichten : 17.03.1932
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Seite 2 »r«Sd«ee Nenekte «rakhrlchten Deutscher Geist in Gefahr! Eine luliukpolitische Jeittritik von Ernst Robert Curtius Von kirnst v. diivbvkodatL Dieses neue kleine Buch des bekannten Bonner Hochschullehrers lV erlag S. Fischer, Berlins erscheint nicht zufällig zu einem Zeitpunkt, wo die Nation alles, was ihr in dem Jahrzehnt btS 1030 als heilsam und erstrebenswert angcprtcsen wurde, zu liquidieren im Begrisse ist nnd ihre wachsende geistige Not in einem Btldnngsabbau von noch nie dagewesenem Um sang ihren Niederschlag findet. Um das Resultat der Untersuchung vorweg- zunehmen: der Verfasser macht sich bei aller Schonungs- lvsigkeit der Kritik nicht die beliebte Untergangsthese zu eigen, betrachtet vielmehr den Verfall als die unumgängliche Voraussetzung neuer Auf- stiegSkräfte und bekennt sich zu dem Glaube», dast es heute in Deutschland wieder Gewißheiten gibt. Nicht ohne tiefen Grund steht diese wegweisende Schrift unter dem Leitwort Hölderlins: „Wo aber .Gefahr ist, wächst das Rettende auch." In nur flins Kapiteln kämpft CnrtinS mit scharfer Klinge gegen die zersetzenden Mächte der Zeit, gegen Vermastnug und Philistertum, liegen Nationalismus und Revolution, gegen Schulbcirieb und Slaatsmonv- pol, die alle, wenn auch in verschiedener Weise, an der Abtragung der Grundfwndamente jeder echten Bil dung, des humanistischen und aristokratischen Prinzips, Mitarbeiten. Was ist ans der grvsten deut sche n Kultur, die wir um l 8 0 (1 hatten, gewor.dcn? Indem sie der Wissenschaft aus. geliefert und der akademischen Tradition cinverleibt wurde, haben wir die Bildung, die i» ihrer echten Ge stalt Teilhabe an allem Wesenhaften in Natur nnd Geschichte ist und nur in engster Fühlung mit -em wirklichen Leben gedeihen kann, historisiert oder zu einem dünnen aszetisch-idealistischen Ideal werden lassen, das keine Tatkräfte mehr weckt. Di« Persön lichkeit, ohne die Bildung ein leerer Schall, weicht heute immer mehr dem suggestive» GcsinnnngS- kommando, mit dem Bürgertum siecht die letzte Sub stanz des deutschen BtldungsbesitzcS dahin. Ter heutige Kultnrhaß kann nur positiv durch Liebe über wunden werden: in einer neuen Zucht des Denkens und Lernens, in Achtung vor der Vernunft und Ehrfurcht vor der Tradition. Eurtinö sieht in -em wachsenden metaphysischen BediirsniS lin der Tendenz der Philosophie und Wissenschaft nach einer neuen Gesamtausfassnng vom Menschen produk tive Ansätze zu einem Neubau des deutschen Kultur- gebändeS. Ob allerdings die von ihm empfohlene Organisation eines „Arbeitslosen-Bildungsdienstes", die er sich als einen „Kreuzzug für deutsche Volks bildung" -cnkt, das geeignete Mittel ist, bleibe dahin- gestellt. Ganz negativ steht nach Curtius der hentigc über steigerte Nationalismus mit seiner Ucbcr- bemcrtung der Gegenwart nnd seiner Ablehnung aller geschichtlichen Tradition als „westlicher Ideen" zum deutschen Geiste, ja in geschlossener Front gegen ihn. Eine Bewegung, die „nichts als Bewegung" will und diese ungeistige Genügsamkeit noch „Realpolitik" nennt, eine Bewegung ferner, die eine radikale Ver kehrung der Wcrtordnung propagiert, indem sie „die Nation allen himmlischen und irdischen Dingen libcr- vrdnet", ist nicht national, sondern revo. Intivnür. Sv wenig Humanismus und Christen tum ansgcgsben werden dürfen, so wcniq kann der dentsche Geist nur aus der eigenen Substanz leben. Versucht er cS dennoch, so wird er zwange läufig in den Osten, d. h. in den Untergang getrieben. In der „Krisis der Universität" gilt eS Henle vor allem, den vom Abbau bedrohten Hoch schulen wenigstens das kulturelle Existenzminimum zu sichern, dabei aber die ideelle Basis wiederzusinden, die aus lauter Rücksichten aus das bloß Aktuelle ver- lvrengcgangen ist und weiter verlorengehen wird, wenn der Staat nicht die gefährliche Tendenz anfgibt, allen Untüchtigen und Unbegabten die Tore der Uni versitäten weit zu öffnen und mit seiner Förderung der Massenbildnng den Rest von wahrem Humanis mus vollends abzubanen. „Je mehr die Nation Masse ivird, um so nötiger sind ihr Eliten", Universitäts bildung must also E l i t e n b i l du n g sein: doppelt zu fordern in einer Zeit, die in ihrer mastlosen Ucber- schätzung der Jugend von einer wahren .Huvenilitüts- Psychose" befallen ist. Auch sind die zunehmende Ver schulung der Universität und die Verbeamtung der Proscsivrenichaft nach Enrtius nicht geeignet, das Prinzip der geistigen Auslese zu fördern. Di« Folge ist überall N i vea n se n k n n g. Weller verwickelt und aus seiner Bahn gelenkt wird nach Curtius daS Bilduugsproblem durch eine Gcscllschaftslehre, die aus lbercchttgters Soziologie zu einem anmastenden, mit radikal politischen Tenden zen verknüpften „S o z i o l o g i s m u S" geworden ist, indem sie — am deutlichsten in Karl Mannheims Buch „Ideologie und Utopie" — eine Moral des Dynamismus nnd Nihilismus predigt, dabei völlig nngeschichtlich vorgcht, sich aber gleichwohl als letzte Instanz brüstet und heute jene Totalvricuticrung vermitteln zn können behauptet, die bisher Sache der Philosophie war. Dieser Wissenschaft, die im Grunde revolutionär, also wesenhaft asozial ist, stellt der Verfasser die Lehre von den ewigen Werten gegen, über, zn denen unter andern auch die heute so ver- pöntc Vernunft gehört. Das letzte, die Lösung bringende Kapitel ist dem „Human ismns als Initiative" gewidmet. Oft genug ist er totgesagt worden, nnd cS ist richtig, dast er mit immer dünneren Ausgüssen überlebter Er- ztehungsideale nicht zu retten ist. Aber es gibt einen „ewigen Humanismus", der aus dem Enthusiasmus der Liebe entspringt und sich als „rauschhaste Ent. deckung eines geliebten Urbildes" offenbart. Dieser neue Humanismus aber, der dem Bunde mit den religiösen Kräften der Gegenwart nicht auSweichen darf, wird sich nach Curtius nicht, wie bisher, an der Antike nnd der Renaissance zu orientieren haben, sondern er wird, um lebenssähig zu sein, au das — Mittelalter, d. h. an die Geistesarbeit von Augustinus bis Dante, anknüpfen müssen. Diese reichlich mystische Wendung zu dem heute so beliebten „Irrationalen" überrascht um so mehr, als sie keines wegs hinreichend begründet ist und nur geeignet zu sein scheint, das bereits genügend verwickelte Problem noch mehr zu komplizieren. Wir erwarten uns im Gegenteil von einer Wiedergeburt des Mittelalters lbci aller Achtung vor ihinlj sehr wenig, stimmen mit Curtius aber darin überein, dast ein Humanis mus ohne religiöse Impulse nnd ohne Christentum heute keine Daseinsbe. rcchtignng mehr hat. Auf die Notwendigkeit einer solchen Durchdringung und Verschmelzung der irdischen nnd gültlichcn Dinge — im Sinne Goethes — hingciviesen zu haben, ist vielleicht als das grösste Verdienst des vorliegenden Buches zu betrachten. Oer polnische Generalstreik mißlungen X Warschau, 1«. März. (Durch Funkspruchj Ter für heute von den polnischen Sozialisten für das ganze Land angekitndtgte eintägige Generalstreik, der als Protest gegen die von der Negierung geplante Neuregelung der sozialen Gesetzgebung gedacht war, ist zum größten Teil mtstlnngen. Nur in einigen Warschauer Industriebetrieben soll gestreikt werden. Von den grvsten Betrieben streiken in Galizien die Arbeiter der Petroleumgrubcn, in Lodz einige größere Textilbetriebe. Die Polizei hat umfassende Maß nahmen getroffen, um Unruhen zu verhindern. Gestern nacht sind etwa 200 kommunistische Agitatoren verhaftet worden. Frau Gandhi wieder im Zuchthaus Sonderkabeldienst Ver Dresdner Neuesten Nachrichten "" Bombay, 1». März. fDurch United Preß) Die Gattin Gandhis, die erst vor 14 Tagen auS dem Gefängnis entlassen wurde, ist wieder verhaftet und zu sechs Monaten Zuchthaus verurteilt worden. Frau Gandhi stattete nach ihrer Freilassung ihrem Gatten «inen Besuch ab und ging daun nach Bardoli, nm ihre Tätigkeit innerhalb der nationalen Bewegung wiederanfzunehmen. Berliner Kunst Von unser« Korrespondenten Berlin, Mitte Mär» In der Kunst und auch in -er Musik stehen augen blicklich Serieiivcranstaltnngeu in erster Reihe. In der Musik sind es nicht nur die üblichen Osteraus führungen, unter denen eine ungekürzte Wiedergabe der M a t t hä n S p a s s i o n in einer ungemein straffen Form mit besten Solisten und altertümlichen Instrumenten unter Klcmpcrer hervorragtc, son- idern auch die verschiedenen Veranstaltungen zum Haydn-Jubiläum, die übrigens so schlecht organisiert sind, baß mir die „Jahreszeiten" innerhalb vierzehn Tagen fünfmal zn hören bekamen. Ter Jubilar Goethe verbindet Schauspiel, Kunst NNd Musik. Alle Theater beteiligen sich irgendwie mit feinen Werken, das Schauspielhaus bringt einen Abend „Goethe und die Musik", die Salons und Museen wetteifern in Goetheaus stel lt ungen. Die wichtigste wird die Akabcmieauöstel- lung der berühmten Sammlung Ktppenberg sein. Im Kupferstichkabtnett sicht man Sammlungen von Zeichnungen nnd Illustrationen. Sogar daS Kauf haus des Westens bringt eine nette Ausstellung >,Goethe und Berlin". Ter Salon Paul Cassirer, der jahrelang nur Auktionen betrieb, zeigt eine Ausstellung „Dsutschc Kunst im Zeitalter Goethes", die Grete Ning mit außerordentlichem Fleiß und Ge- fchmack vereinigt hat. Ter Kreis ist ziemlich weit ge« zogen. ES handelt sich nicht immer nur um Künstler, die Goethe direkt nahcstandcn, sondern auch nm solche, die durch seine Freunde mit ihm in Beziehung gebracht wurden. Auch Dilettanten sind dabet wie Bettina v. Arnim, die den Entwurf zu der berühmten Kolossalbiiste lieferte — die Büste selbst ist heute eine unmögliche Angelegenheit geworben. Vom Freund Heinrich Meyer wird auch der Lehrer, der Züricher Fühlt, herangezogen mit ein paar sehr ungewöhnlichen Ftgurenbtldern. Die Dresdner Kersting und Caspar David Friedrich, dieser mit einer Sammlung seiner heute so sehr geschätzten, wahrhaft deutschen Land schaften, spielen eine große Rolle. Wir werben zurück- geführt bis in die Zeit beS deutschen Rokoko, in der Goethe aufwuchs, uud der kleinen Holländer, an denen sich sein Lehrer Oeser noch gefreut hat. Dann geht es weiter über Chodowieckt, über Schabow, besten Büsten von Henriette Herz und Friedrich Nicolai uns be gegnen, bis zu Schinkel und dem Klassiztsten Hackert, über den Goethe eine Monographie schrieb. Tie Linie wird fortgesetzt bis in die romantischen Anfänge, denen Goethe ja feindlich gegenüberstanb, einschließlich der Nazarener. Aus dieser Gegend erfreut uns ein aus gezeichneter Blechen, ein waldiges Flußtal mit Rehen, ebenso nordisch wie modern empfunden. ES sind fast dreihundert Nummern, die da zusammengebracht wurden, eine erlesene Sammlung, nicht nur zett- geschichtltch, sondern auch ästhetisch, eine versunkene, stille Epoche aus deutscher Vergangenheit. Ein buntes Bild geben die übrigen Ausstellungen. Dio Jurys reien haben sich das Vergnügen ge macht, ohne recht erkenntlichen Zweck Bilder und Schriftproben aus dem zivanzigsten Jahrhundert zu- sainmenzustellen. In der Staatlichen Kunst- bi bl iothek zeigt Schlemmer seine Bühnen entwürfe, immer wieder sehr interessante Proben seines stilisierende» und rhythmisierenden Korin- gefithls. Bei Hartberg wird der siebzigjährige Leo nid Pasternak gefeiert, der gute und liebe Impressionist alten Stils, mit lebensvollen PortraitS von Liebermann, Hauptmann, Rilke, Bruno Eisner, Tolstoj, Harnack, Rachmaninow. Sehr wichtig ist die neue Beckmann-Ausstellung bet Flechtheim. Beckmann hat sich ziemlich g«. wandelt aus seiner gespenstischen Ornamentik in eine formalisierte Realistik, die zwischen Hofer und Grosz steht. Am interessantesten sind die Figurenbilder, sehr destillierte PortraitS, Eislänser, ein moderner Blueboy und eine größere Gesellschaft, die die verschiedensten Typen bis an die Grenze der Karikatur zusammen bringt. Tas Stilleven und die Landschaft haben bet ihm einen Hellen, dekorativen Charakter bekommen, der an gewiste französische Vorbilder erinnert. Rein malerisch und bildmäßig ist der Eindruck der neuen Bcckmannschen Kunst sehr erfreulich. Professor Dr. Osear Vlv . . Sondert««,«rt i« LInsnerlLloß Donnerstoa, abend» 8 llbr. «uSlübrende: Lotte Mte« (Gelangt, Marianne Tenlcber lVtollnr», Paul Walde (Oraelt, Karl Schnüdtaen lBeglettungt. Werke von Seb. Bach. Reger, Liszt und Rhein berger. - Dresdner Volksbühne. Die Veranstaltung Lor« Schubert- Paul Aron findet Donnerstag 8 Uhr abends lm stcltlaal des Vvatene-Mulenms, Eingang Lingnerolad — verlängerte Albrechtstrabe —, statt. -- Da» Dr«»d««r Souseroatorln» bat sein Schlubkonzert LV Hre jag, 18. Mär«, abend« 7 Ubr im Gewerbebaus, aunsilerikche Leitung: Professor Paul Büttner, Anschließend üonservatvriumsball. Ltntrttttkarlen .tm .Konservatorium. DotmerSkaa, l?.MSrz 1S32 - Bulgarien erklärt Auslandsmoratorium Ein Schulfall Telegramm unsres Korrespondenten lck. Wien, IS. März Der „Neuen Freien Presse" wird ans Sofia be- richtet, -aß der Gouverneur der bulgarischen National bank um 8 Uhr gestern abend aus Paris nach Sofia zurückkehrte, und dast um ivll Uhr nachts ein Mlntster- rat zusammengetreten sei, um über die Erlassung e t n e S M o r a t o r i u m s f it r d e n ö f s c n t l i ch e n Ztnscndtenst an das Ausland schlüssig zu werben. Aus einer Unterredung, die der Korre- spondent beS Blattes mtt dem bulgarische» Minister präsidenten Mnschanow hatte, kann gefolgert werben, daß et» solcher Beschluß gesoßt worden ist, der mit der ungünstigen Lage -er bulgarischen Natto- ualbank begründet wird, deren Dcvtseuschatz auf 120 Millionen Lewa zurückgegangen ist. Gestern hätten flir die Zinsen der Vvrkriegscinlcihe 1007 4,!> Millionen Lewa und für Nochkriegsanleihen 04 Millionen Lewa ins Ausland überwiesen werden sollen, was bisher unterblieben ist. Ministerpräsident Muschanow hat noch gestern nachmittag erklärt, daß Bulgarien, um einen Zahlungsaufschub zu vermeiden, den Finanz ausschuß des Völkerbundes nnd die Gläubiger der Staatsanlelhen gebeten habe, Erleichterungen lm Tll- guiigsdtenst für die Vor- nnd Nachkriegsschulden zu gewähren. Bulgarien bedauere es, daß der Finanz ausschuß bis zur letzten Minute noch keine Entschei dung getroffen habe. Bulgarien hoffe, für die Bor kriegsanleihen eine ZlnSherabsetznng und Devalort- satton auf der Grundlage des französischen Franken anstatt jetzt von »0 Goldccntimcs zu erhalten. Außer dem erwarte cs sür die Naciikriegsanleihen des Völker bundes ebenfalls eine Zinsherabsetzung und eine Rück zahlung in Lewa anstatt In Devisen. Muschanow betonte, daß die Privatvcrpslichtungen Bulgariens gegen daS Ausland und -er normale Handel nicht berührt würden. * Gerüchte, -aß Bulgarien ein Moratorium sür seine ausländischen Schulden erklären werbe, wurden fchon vor ein vaar Tagen laut. Am Montag besagte eine Havasmcldung, diese Gerüchte „hätten in den tn Frag« kommende« französischen Sreise« eine« unaru genehmen Eindruck gemacht. Ma« sei der Ansicht, baß eine derartige Maßnahme, wenn sie getrosfen werde, ehe daS WirtschaftSkomttee des Völkerbundes end- gültig die sür dte Verbesserung der Wirtschaftslage in Osteuropa geeigneten Maßnahmen gefunden habe, einen bedauerlichen Schritt darstelle, -er einer ein- fettigen Vertragskündigung gleichkomme". Geholsen aber hat man trotz der ZahlungSwtlltgkett nicht. DaS WirtschaftSkomttee ließ sich Zeit und nun hat Bul- garten sich selbst geholfen. Nach Chile, Ungarn usw. wird Bulgarien nicht der letzte, viel leicht nicht einmal der bedeutend st eFall dieserArtsein,wenninPartsnichtend- lichdieEinsichtsiegt. Oie „moralische" Abrüstung X Genf, IS. März ' Ter Politisch« Ausschuß der Abrüstungskonferenz, dessen Einsetzung der französische Ministerpräsident Tardtcu vor einigen Wochen mtt großem Nachdruck als unbedingt erforderlich beantragt hatte, ist heute nachmittag zu seiner ersten Beratung znsammen- getretcn und hat seine Ausgabe mit der Einsetzung des Unterausschusses für „moralische Ab- rüstuug" bereits bis auf weiteres erfüllt. Tie all- gemeine Abnetgung gegen grundsätzliche Erörterungen nnd damit die Unmöglichkeit, einen wirklichen Fort schritt der Konfcrenzarbeiteu zu erzielen, zeigte sich auch bet dieser Gelegenheit. Außer dem polnischen Antragsteller nnd dem Vorsitzenden ergriff nur der Vertreter der Sowjetunion daS Wort zur Sache. Der polnische Delegierte Szumlakowskt begründete die zu Beginn der Konferenz elngereichtcn polnischen Vorschläge über die „moralische" Abrüstung. Litwinojs erklärte, niemand werde gegen den Vorschlag an sich etwas einzuwenben haben. Er sei aber grundsätzlich gegen dte Befassung der Abrüstungskonferenz mit Fragen, die mtt der Abrüstung nicht unmittelbar zu- sammenhängcn. Die Zerstörung von KriegSwasscn werde ein wirksameres Mittel zur Entspannung sei», als Irgendeine Konvention über moralische Abrüstung, Hieraus wurde die vorbereitete Liste des aus zwanzig Mitgliedern bestehenden Unterausschusses, in dem auch Deutschland vertreten ist, angenommen. Deutschland nnd die Sowjetunion haben sich der Stimme enthalten. Hessen wachi aus * Köln, 16. März Der Darmstädter Korrespondent der ,„Kvl- n ischc n Z c i l n n g" gilt eine außerordentlich inter- cssantc zahlenmäßige Darstellung der national, sozialistischen Niederlage-in Hessen, wo diese Partei im vergangenen Jahr dis stärlsten Erfolge in Deutsch, land erzielte. Er berichtet: „Die Parteien, die durch ihren Radikalismus und dadurch, daß sie nicht in der Verantwortlichkeit sitzen, ans der Krise Nutzen ziehen konnten, sind in Hessen schwer geschlagen worden, nnd zwar obwohl die Land bevölkerung den Siiininnttgennischiviiiig noch nicht mit- gcmacht hat. Daher bedürfen auch die Vergleichs zahlen einer Richtigstellung, indem die Stimmen des Landvolks von denen der Hindenburg unter stützenden Parteien abgezogen werden müßen. Diese Parteien vereinigten im November vorigen Jahres also nicht 37,1780, sondern nur rund 30l AIN Stimwen ans sich. Da Hindenburg aber 427 000 Stimmen be kam, handelt cs sich hier nm eine Steigerung von »6 000 Stimmen oder 2!> v. H. Der national- sozialisti'che Verlust von lt vnu Stimmen wäre somit ohne diese rund 20 000 Landvolkstiinnien, die sonst nicht parteimäßig zn den Nationalsozialisten gehören, noch erheblich höher. Denn in säst allen Städten -cs Landes sind d i c Stimmen der National sozialistischen Partei erheblich zu ruck gegangen, znm Beispiel in Darmstadt nm 7100, das ist 27 v. H., in Mainz uni 737,0, das ist über 80 v. H,. in Offenbach nm 1600, das ist über 13 v. H., in WormS, einschließlich Landkreis, um 3000, das ist über l3 v.H., Bingen, einschließlich Landkreis, 1700. das ist über 24 v. H. Besonders ausfallend ist der Rückgang In der obcrhessischcn Provinzialhanpistadt Gießen, dem Sitz der Lande«Universität, nm rund 2200 Stimmen, das ist 32 v. H.. obwohl Obersten«» an sich als national- sozialistvches Hanplgebict gilt: sitzt -och -ort einer der Hanptsührer, -er ehemalige antisemitische Gymnasial professor Werner, jetzt Landiagepräsidcnt. Ter Stimmenverlust ist zu einem kleinen Teil den D e u t s ch na t i o na le n zugcflvssc», die gegenüber ihrer Niederlage im November über 7,000 Stimmen gewinnen konnten, was vor allem den ziemlich starken Stahlheiniverbänden in dem besetzt gewesenen Rhein hessen zu danken ist. Den großen Teil der national sozialistischen Verlusts stellen jedoch die mittelpartei- Kleines Feuilleton — Mitteilungen der Sächsischen StaatSthcatcr. Opernhaus: Donnerstag lAnrecht Lj „Der E v a n g c l l in a n n". Musikalische Leitung: Rolf Schröder: Spielleitung: Stacgeinann. Anfang 8 Uhr. — Zur Uranssnhrung von Kurt StrieqlerS Oper „Dagmar" am Freitag erscheint ein eigenes Heft der „Blätter der StaatSoper" mit Entwürfen und Szcnenbildern zu -Dagmar" und einem Erinnerungs blatt an die vor fünf Jahren an der Dresdner Oper erfolgte Uraufführung von StrteglerS „Hand und Herz". — Schauspielhaus: Wegen Erkrankung LulS Rainers werden am Sonnabend statt „Torquato Tasso" die drei Goethe-Einakter „Dte Ge schwister", „Dte Laune des Verliebten" und „Dte Mitschuldigen" wiederholt. — „Torquato Tasso" wirb bann als zehnter Abend des Goethe-Zyklus am Freitag, dem 1. April, gegeben werden. — Zu der am Donnerstag im Schauspielhaus stattfinbenbeu geschlossenen Vorstel lung für den Bühnenvolksbuud: Goethes „Zu eignung", „Künstlers Erdewalle n", Künstlers Apotheose", „Die Geschwister" „Dte Laune des Verliebten" sind noch Ein trittskarten sür den 3. Rang Balkon nnd Mittel- galerte im freien Berkans an der SchanspielhanSkasse zu haben. lAnfang ist8 Uhr.j — Mitteilung des AlberttheaterS. Flir die am Dienstag und Mittwoch stattftnbendcn Gastspiele von Max Pallenberg tn dem Schwank „Familie Schtmek" von Gustav Kadelbnrg und dem Lustsviel „Nemo-Bank" von Louis Berncnil ist der Vor- verkauf eröffnet. Berechtigungsscheine sind gültig. — Mitteilung der Komödie. Wegen ander weitiger Gcistspielverpslichtnng von Peter Wolff kann „Ette n n e" nur noch kurze Zeit auf dem Spielplan bleiben. — Sonntag vorm. >412 Uhr: Einmaliges Gastspiel Götz Scheer. Der Heidelberger Stnden- tenkaspcr bringt „Klaus Störtebecker". — Sin Kammerkonzert im Franenklnb ver anstalteten zwei junge Künstler, Helmut Dost fCello) und Horst Ktchl (Klaviers, deren präzises und ge schmackvolles Zusammenspiel einen sehr günstigen Ein druck hinterließ. Di« Sprödigkeit der Beethovenschen Sonate Opus 102 beispielsweise wurde ganz prächtig ausgclockcrt. Technisch einwandfrei ein bravouröses Cello-Konzert von N. Volkmann und kleine Stücke von Duport, dazu ein etngeschobcncS Grave von Friede mann Bach. Als kleine Sensation die Ausftfhrung I lichen Wählerschichten dar, dis im November den Kopf verloren, inzwischen aber eingeschcn haben, daß bei dieser radikalen Partei ihres Bleibens nicht sein kann. Selbst Optimisten haben eine so rasche Einsicht nicht erwartet." SleVorkereilung derpreußenwchlen ü. Berlin, 16. März. (Eig. Drahtberichtj Der Partetvorstand der Deutschen Volköpariei bat sich gestern mit der Vorbereitung der Preiißenisahicn beschäftigt. Da durch daS Ergebnis beS 13. März die inncrpolitische Situation eine gewisse Klärung ersahrcn hat, kann man sich jetzt den taktischen Maßnahmen widmen, die sür die Wahlen in Preußen zu treffen sind. Ter Gedanke eines Zusammengehens der verschiedenen Parteien der bürgerlichen Mitte wird ja schon seit langem erwogen. In welcher Form und bis zu welchem Grade er verwirk licht werden kann, steht freilich durchaus noch dahin. Die internen Beratungen, an denen die Deutsche VE- Partei, Landvolkpartci, Wirischaftöpartei, Ehrisilich sozialen, Bolkskonservallven und Staalspartet beteiligt sind, dauern noch an. ES scheint, daß in erster Linie an eine L i st c n v e r b i n d n n g i n den einzelnen Wahlkreisen gedacht wird, um so den Verlust von Rcststlmmen zu vermeiden. Ob cs darüber hinaus auch zu einer Ausstellung einer Landcslisie aller Par teien von den Konservativen bis zur Staatsparici lom- men wirb, ist noch keineswegs sicher. Notvkrcr>nung und Jugendpflege Ter ReichsauSschus, der deutschen I u g e n d v c r b ä n d e hat einen Sonderdruck „N 0 t - Verordnung e'n nnd Iugcndpf,leg e" heraus- gegeben, -er die sür dte Jugendpflege wichtigen Be stimmungen der Notverordnungen deö Reiches und dte ergänzenden Erlasse der Länder veröffentlicht. Znm ersten Male sind hier alle für die Jugendarbeit wichtigen Bestimmungen über Uniform-, Tcmon straiivns-, Wassenvcrbotc nsw., in übersichtlicher Weise zusgmmengestellt. Dieser Sonderdruck ist vom ReichsauSschus, der deutschen Jugendverbändc, Ber lin 4v, Alsenstraße 10, zu beziehen. eines ungedruckten JugendwerkeS von Richard Strauß aus dem Manuskript, das der damals Achtzehnjährige dem früheren Kammervirtuosen -er Staatskapelle, Hosrat Böckmann, gewidmet hat. Eine spielerische Romanze für Cello und Klavier, sauber gemacht, die aber noch kaum dte Ursprünglichkeit und Erflndiings. gäbe des späteren Richard Strauß vorauSahncn läßt. L.L „Alte Meister am Cembalo" war das Motiv eines glänzend besuchten und beifälligst aufgciiom- menen Konzertes im KünsdlerhauS. Mit großem Ge schick hat Lotte Erben-Groll nicht nur eine alte, unbekannte Handschrift auS der Landesbibliothek, dis man angeblich dem Lautenisten v. Hofer zuschrcibt, bearbeitet finit Lantensatz von Otto Wunderlichs, sie hat auch die Continuvstimme für Cembalo eingcriilstei bei Werken von d'HcrveloiS, Händel und Oiiantz. Eine dramatisch beivegle Solokantate „Lucrezia" von Händel wußte Margarete A ulh 0 r n-Specht mit feiner Einfühlung und stimmlich exakt zu Inter pretieren. Die Kammermnsiker Fritz Rucker fFlöiej, Otto Wunderlich fBiollne und Lautes und Alwin Starke lViola da Gamba) spielten mit Lotte Erben-Groll (Cembalos Werke jener typischen Vertreter galanter Musik, die mtt Werken von Antonio Lotti oder Telemann (Trio-Sonate L-Durs Höhepunkte höfisch-kultivierte» Geschmackes gaben. Bemerkensiverl In diesem Programm auch Johann Sebastian Bachs Englische Suite für Cembalo. II. 2. -- DaS Dresdner Schauspielhaus ln Prag. Unser V.-Korrespondent meldet: Im Nahmen der Prager Goethe woche — die Montag mit rlner Festrcde Thomas Manns begonnen hat — fand gestern ein Gastspiel des Dresdner Schauspielhauses unter Führung deö Generalintendanten Reucker im Neuen Deutschen Theater statt. Die Dresdner spielten die „Iphigenie" in prachtvoll harmonischer Ge- schlossenheit. Mit Antonia Dtetrtch als ergreifender Iphigenie, Bruno Decarltals königlich-menschlichem Thoaö, Felix Steinböck als Orest, Paul Hoss- m a n n, PylabeS, und Walter Kottenkamp, Arkas. Das Zusammenspiel dieser von Georg Kiesau ge führten Künstler zwang das Publikum in einen traum artigen Bann. So schön bat man in Prag schon lange nicht Goethe spielen gesehen. — Sine musikalische Notgemeinschast. AuS GSr« llh wird gemeldet: Zur Erhaltung und zur Rettung -es arg gefährdeten Musiklebens tn Görlitz beschloß der Verein der Musikfreunde eine Art Notgemeinschast zwischen allen heimischen musikpflegenbcn Vereini gungen herbetzuführen, um dadurch «tn« gewiss»
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