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Dresdner neueste Nachrichten : 03.04.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-04-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-193204037
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19320403
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19320403
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1932
- Monat1932-04
- Tag1932-04-03
- Monat1932-04
- Jahr1932
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 03.04.1932
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2 worben. Allerdings ist dadurch die Röntgentherapie zu Behandlungs-Wecken -u einer überaus feinen Kunst auSgebaut, die ganz besondere Vorbildung erfordert. Die Apparate sind weitgehend verbessert und zu höchster Leistungsfähigkeit auSgebaut worden. Das BehandlungSgebiet von Krankheiten mit Röntgenstrahlen hat sich immer mehr ausgedehnt. An- sang» wurden Bestrahlungen nur zur Befestigung von Hautleiden, zur Bekämpfung bösartiger Geschwülste und zur Erzielung einer künstlichen Unfruchtbarkeit verwendet. Später wurde auch die Lungentuberkulose mit Röntgenstrahlen behandelt, doch wird die Strahlen behandlung der Tuberkulose heute weniger verwendet. Dagegen Ist die Röntgendurchleuchtung zu einer der wichtigsten diagnostischen Methoden zur Frühdiagnose der Lungentuberkulose geworden. Gerade über diesen Zweig der Nöntgensorschung wird auf dem Dresdner Kongreh eine Reihe sehr interessanter Borträge ge- halten werden. In neuerer Zeit hat auch die Behand lung gewisser Blutkrankhelten mit Röntgenstrahlen Eingang in die Heilkunde gefunden. Im Mittelpunkt des ersten VerhaublungStagcS stehen Referate über die Br«Sd»«r R«n«K« kllakhricht«» Grundlagen der Strukturanalyse durch Röntgen strahlen und Fragen brr biologischen Struktursorschung. Ein weiterer wichtiger Teil der Tagesordnung ist der Frage der biologischen Grundlagen der Röntgen- therapi« in der Dermatologie gewidmet. Außerdem werden zahlreiche technische Probleme erörtert werben, so unter anderm bte Erzeugung von Röntgenstrahlen höchster DurchbrtngungSfähigkeit und der Stand der Dosimetrie, Technik und Methodik der Oberslächen- therapie. Eine Fülle von Einzelforschungen liegt den Verhandlungen der nächsten Tage zugrunde, bte nicht nur die Fachleute, sondern darüber hinaus die Ver- treter der verschiedensten Sondcrfücher der Heilkunde interessieren. Alle technischen Errungenschaften, all die verschiedenartigen Erfahrungen und Beobachtungen der hochentwickelten Strahlenkunde sollen dazu bei tragen, dem höchsten Ziele der Medizin, der Heilung des Kranken, zu bienen. Möge bl« Arbeit der 23. Tagung der Deutschen Nöntgengesellschast unS diesem Hohen Ziele ein gutes Stück nährrbringenl vr. kl. L. KM «SMMWM MMIkli Telegramm unsres Korrespondenten London, S. April Der englische Premierminister Macdonald wird Leu französischen Regierungschef Sonntag 17 Uhr am Victoria-Bahnhof erwarten. Tardieu und Flaudin werde» in der französischen Botschaft wohnen, während ihr großer Stab von Sachverständigen im benachbarten Hndeparkhotcl absteigcn wird. Die eigentlichen Be- sprcchungc» über das Donauproblcm und andre poli tische Angelegenheiten werden Montag früh beginnen. Dienstag früh beabsichtigt Tardieu bereits wieder ab- znrcisen, während der Finanzminister Flandin in London bleiben wird, um an der am Mittwoch be ginnenden Viermächtekonferenz teiszunehmcn. Es ist bemerkenswert, daß die englische Negierung nichts unternommen hat, um den französischen Besuch äußerlich irgendwie als diplomatisches Ereignis ersten Ranges zu kennzeichnen, wie daS beispielsweise vor einem Jahre bei dem Be- such deS Reichskanzlers und Di-. CnrtiuS geschah. Es ist weder ein offizielles Bankett für die französischen Gäste angcseht worben noch einer der üblichen Emp fänge im Forcign Office, noch eine Audienz beim König. Diese Bemühungen der Regierung, die Bedeu tung des französischen Minisierbesuches nicht zn unter streichen, spiegeln sich heute in der gesamten Presse wider. Die leitenden Stellen hüllen sich in tiefstes unnahbares Schweigen. Nirgend findet man auch nur einen Schatten einer Information über die englischen Absichten. Die ofsizielle Leöart, wonach Tardieu aus eigenen Wunsch nach England komme, um sei» Herz auszuschütten, findet in der Presse darin Ausdruck, daß man lediglich die englische Bereitwilligkeit betont, sich anznhören, waS die Franzosen vorzuschlagcn haben. Selbst in der „Morning Post", die sonst als Vor kämpfer der englisch-französischen Zusammenarbeit auftritt, liest man die Mahnung: „England muß gegen die französischen Pläne zur Sanierung in Mittel, europa die strikteste Neutralität bewahren." Die „Times" verwenden einen ganzen Leitartikel dazu, auszuführcn, warum der Tardieu-Besuch eigentlich bedeutungslos sei. In den Besorgnissen eines Teiles der deutschen und italienischen Oefsentlichkeit sieht das englische Blatt nur die „Tendenz, finstere Hintergedanken in den natürlichsten Vorgängen zu vermuten". In Wirklich keit sei TardienS Londoner Besuch nichts als ein ganz organischer Schritt in der Richtung der «uropütslhen Zusammenarbeit. England denke gar nicht daran, irgendeine Abmachung mit Frankreich zn treffen, von der die andern Mächte ausgeschlossen wären. Tardieu sei viel zu klug, um nicht zn erkennen, baß seine Bemühungen um daö Donanproblem völlig aus sichtslos bleiben müßten, wenn er etwa versuchen sollte, England in ein Sonderabkommen mit Frank reich hineinzuzichcn. ES könne gar keine Rede davon sein, daß bei den bevorstehenden Besprechungen eine cnglisch-sranzösischc Verständigung über die Donau pläne erreicht würbe, deren Ergebnis den beiden andern Großmächten aus der bevorstehenden Konferenz einfach znr Annahme oder Ablehnung vorgelegt würde. Daß solche Befürchtungen in der deutschen und italie nischen Presse überhaupt geäußert worden seien, finden die „Times" „schwer verständlich". Auch in andern Blättern wird die Unverbindlichkeit der englisch-französischen Unterhaltungen betont, doch die liberalen „News and Ehronicle" finden eS immerhin nicht überflüssig zu erklären, Macdonald werde den französischen Ministern mit der größten Deutlichkeit sagen müssen, baß die Rettung Südost- europaS nicht durch englisch-sranzösische Maßnahme«, sondern durch gemeinsame Schritte aller vier inter essierten Großmächte hcrbeigcführt werben müsse. Daß übrigen» die erwähnten Besorgnisse nicht aus die deutsche und italienische Presse beschränkt geblieben sind, zeigt ein interessanter Artikel in den „Financial News". Das führende Organ der Eitn nimmt an, daß die fran zösischen Gäste versuchen werden, die Donanfrage mit den Problemen der Lausanner Konferenz zusammenzukuppelu. lVgl. hierzu die Berichte unsres Pariser vii.-Korre- spondcnten in den letzten Tagen. D. Red.) Die Londoner Finanzwelt, so schreibt daS Blatt, sei sogar einer solchen Verbindung nicht abgeneigt, denn die Lösung des NcparalionsproblemS in einer Weise, die den wirtschaftlichen Wiederaufbau Deutschlands er möglicht, sei lchten Endes viel wichtiger alS die Hilfe für Südosteuropa. Wenn man aber den französischen Versuchen, Oesterreich von Deutschland abzuriegelu, cntgegcnkommcn solle, so müßten als Gegenleistung wesentliche Zugeständnisse in der NeparatlonSsragc ver langt werden. Die finanzielle Erstarkung Englands ermögliche die engliche Teilnahme an einer unmittel baren finanziellen Unterstühnng für die notleidenden Länder. Der in der lebten Zett «tngetretenc Nieder gang der finanzielle» Machtstellung Frankreichs habe das Gleichgewicht zwischen den Verhandlungspartnern zugunsten Englands verschoben. Nadolny in Berlin X Berlin, 2. April Der Leiter der deutschen Abrüstungsdelegation in Genf, Botschafter Nadvlny, der sich nach der Ver tagung der Abrüstungskonferenz auf seinen Bot- schafterpostcn in Angora begeben hatte, ist zu einer Rücksprache mit den maßgebenden Stellen in Berlin cingctrvssen. Er wird Mitte nächster Woche wieder nach Genf fahren. Deutsche Not im Osten Weitere Lehrerentloffungen in Memel - polnische Maßnahmen gegen deutsche Beamte S. Berlin, 2. April. «Gig. Trahdbe richt) Jeder Tag bringt neue Beweise dafür, daß im Osten ein« rücksichtslose und planmäßige Deutschen. Heye eingeseHt hat und sich immer weiter ausbreitet. Ta« für Tag erfährt man von neuen Willkürakten der litauischen Regierung gegen das Memelland. Von Wahlverfälschungen durch Masseneiwbttrgerung von Litauern wurde bereits berichtet. Simaitis hat darüber hinaus noch gestern in einer Unterrodung ein ganzes System weiterer Wahlschiebuugen — anders kann man eS schon nicht mehr nennen — a »gekündigt. Di« Wahlen sollen nach dem letzten litaittschen Sejm- Wahlgesetz erfolgen. Vor allem scheint der Gouverneur die bestehenden Bestimmungen über die Neststimmen- verrechnung zugunsten der kleinen Minderheiten, d. h. in diesem Falle also der in aussichtsloser Minderheit sich befindenden litauischen Parteien, ändern zu wollen. Im gicichen Zusammenhang teilte übrigens Simaitis mit, daß uoch weitere Kündigungen deutscher Lehrer erfolgen sollen. Außerdem hat Simaitis erklärt, daß er keinen Beamten einstcllen werde, der nicht auch die litauische Sprache beherrsche. An keiner Stelle deS MemelstatulS Ist von einer solchen Vorbedingung die Rede. Auch in L e t t l a u d, wo eine einsichtige Regie« rungspolitik bereits zu einer Versöhnung zwischen Siaatsvolk und deutscher Minderheit geführt zu haben schien, gedenkt mau, die beim Rigaer Domraub ein geschlagene Methode weiter zu entwickeln. Die Synode der evangelischen Kirche hat am Donnerstag das Amt eines Ersten Erzbischofs von Lettland geschaffen mit der ausdrücklichen Begründung, daß daS Prestige deS lettischen Volkes «ine Schmälerung der AmtSbcfngnille deS Bischof» der deutschen evangelisch-lutherische» Gemeinde Lettlands verlange. Dieser deutsche Bischof, der bisher den letti» scheu gleichgeordnct war, wird nun dem Erzbischof unterstellt. Schließlich werden auch aus Polen neue Bedrückungen deutscher Eilenbahner gemeldet. Nach einem Bericht des „Berliner LokalanzeigerS" wurde von der polnischen LiaaiSbahnendirektion in Danzig angeordnet, daß sämtliche uoch im nördlichen Korridor gebiet tätigen bentschstämmigen Sifenvahnbeamten sofort nach üongreßpolen zu verletze« Oie sächsischen Konservativen und Hugenberg * Dresden, 2. April AuS dem Umstand, daß auf den von Geheimrat Hilgenberg vcrösseutlichten Brief zur Sammlung der bürgerlichen Parteien von konservativer Sette noch nicht offiziell geantwortet worden ist, wurde geschlossen, daß man im konservativen Lager der neuen Aktion HugenbergS nicht so ablehnend gegenüberstche, wie das Landvolk, bte Deutsche VolkSpartet und der Ehrtstlichsoziale Bolködtenst. Diese Annahme ist aber irrig. Wie dem „Sächsischen Zettungöbicnst" mitgetcilt wird, vertritt man in -en führenden Kreisen der Konservativen VolkSpartet Sach, sciis folgende Austastung: Die Konservativen stimmen auch in dieser Frage überein mit der vom Netchötagsabgcordneten vr. Gcrcke für das Deutsche Landvolk abgegeben Er klärung. Für sie kommteine SammlungS. aktton unter Führung HugenbergS nicht in Frage. Hugenberg und Harzburg sind zwei Be griffe, die nicht voneinander zu trennen sind. Harz- bnrg ist zusammcngebrochcn und lebt nur noch in der Einbildung Unbelehrbarer. Harzburg hat gezeigt, daß sich Hugenberg für seine Politik zuerst den falschen Bundesgenossen gesucht hat, so daß ihm nichts andres übrtgbltcb, als zur Rettung keiner Harzburger Aktion den Stahlhelm auf einem poste» cinzusetzen, der zu einer schweren Niederlage führen mußte. Er hat also mit dem Stahlhelm das getan, was er setzt sür seine eigene Partei bezüglich der Unterstützung Hitlers im zweiten Mahlgang ablehnt, obwohl diese Unterstützung die Konsegucnz von Harzburg wäre. Wenn er glaubt, die rechtsbürgerltchen Gruppen, die er erst aus der dcutschnattonalen Gemeinschaft hcranSgetrteben hat, nunmehr zur Rettung seiner gefährdeten parlamen tarischen Position wieder befehismäßtg etnordnen zu können, bann irrt er s.ch auch hier wieder sind. Die an der Strecke Karthau»—Altemiihle tätigen Eisenbahnbeamten mußten darum unter Zurück, lastung ihrer Familien bereits an den neuen Win kungSkreiS abreisen. Bet der Uebernahme der ehe« maligen deutschen Gebiete versuchte Polen, mit Ber. sprechungen deutsche Beamte zur Erwerbung ber pob. Nischen Staatsangehörigkeit und -um Uebertrltt in den polnischen Eisenbahnbienst zu veranlassen. Viele Beamte, die in ber Heimat bleiben wollten, glaubten den polnischen Versprechungen. Ihre Hanptaufgabs war eS, beschleunigt polnisches Etsenbahnpersonal an- zulerncn. Dann aber begann bald, schon im Jahre is«28. bte Versetzung ber deutschen Eisenbahner aus Posen und Pommerellen an die russische Grenz«. Weit mehr als die Hälfte von ihnen ist mittlerweile in kleinere Orte Kongreßpolcns geschickt worden. Dort, wo keine Miuderheitöschuleu existiere«, müssen ihre Kinder natürlich auch polnisch« Schule» besuchen. Wie rigoros die Polen vorgehen, beweist ber eben- salls vom „Lokalanzeiger" mltgeteilte Fall eines Eisenbahners aus Pommerellen, der entlasten wurde, weil er ein Kind zu Verwandten nach Danzig ge geben hatte und es dort die deutsche Schule be-« juchen lieb. Tagung des Relchsetternbundes VV2. Berlin, 2. April. fEta. Drahtberichti Im Potsdamer Konzerthaus trat ber evangelische ReichSelternbund zu seiner Ostertagung zusammen. Der Vorsitzende, Unterstaatssekretär a. D. vr. Eonze, erklärte in seinen Begrüßungöworten, die Einrichtung ber Elternbeiräte laste sich die Eltern schaft nicht mehr nehmen. Wie wett bas Elternrecht aus evangelische Schnlerziehung noch von seiner Ver wirklichung entfernt sei, zeige die Tatsache, daß das in der Weimarer Verfassung verheiß-ne Reichsschul- gesctz noch immer nicht zustande gekommen sei. Tie evangelische Elternschaft werde in ihrem Kamps nicht ermüden und alles daran setzen, um bte Grundlagen zu schassen, aus denen ein solche» Gesetz er wachsen müsse. 'Im Mittelpunkt der Vertreter- Versammlung stand ein Vortrag des Hamburger Sunodalpräsidcnten v. Vr. Schösse! über .Deut sches VolkötumuudevangeltscheGchule", so, wie er sich «n und seit Har,bürg ständtg gcirrt hat. Im übrigen müßte Geheim- rat Hugenberg doch auch empfinden, daß bte not- wendige Wicbcrzusammcnsassung der rechtsgerichteten Gruppen nicht von einer Stelle niit Erfolg betrieben werben kann, die diese Zersplitterung selbst bewußt herbetgesührt hat. * Landbundgruppen gegen Hitler Telegramm unsres Korrespondenten. vr. Weimar, 2. April Der Gcsamtvorstand deS Thüringer Land. bundcS nahm einstimmig eine Entschließung an. in der eS heißt: „Da der Thüringer Landbund als Ver einigung bodenständiger deutscher Bauern aus seinen nationalen und wirtschaftspolitischen Grundanschau, ungeu heraus leben Sozialismus als eine Art des Marxismus ablehnt, kommt sür ihn bet ber Wahl ein sozialistischer Parteikandibat nicht in Frage. Wir bedauern deshalb die parteipolitische Stellungnahme des RcichSlandbundeS sür einen sozialistischen ttandidaten auss tiefste. Sozialismus in jeder Form ist sür uns der Totengräber jedes selbständigen Bauerntums auf eigener Scholle. Wie der Stahlhelm spricht sich daher der Gesamtvorstaud des Thüringer LandbnndcS einstimmig gegen eine Hitler-Diktatur auS und überläßt damit die Stimmenabgabe bei der Wahl dem gesunden Sinn seiner Bauern." Auch der Vorstand deS ProvlnziallandbundeS der P r o v i » z S a ch i e n erklärt, er halte es für geboten, den einzelnen Mitgliedern zu überlasten, ihre Ent schließung bei der Präsidenlschastöwahl frei, nur nach ihrem eigenen Gewissen, zu treffen. Dies« Er- klärungen richten sich gegen die Parole des Reichs- landbunbeS, sür Hiller zu stimmen. Oer Tafelaufsatz Kurfürst Friedrich Augusts M. im Grünen Gewölbe Die künstlerische Gestaltungskraft, die auS den Schätzen des Grünen Gewölbes strahlt, ist zu einem beträchtlichen Teil an die Freuden rein materiellen Lebensgenusses gebunden. Wie man mit Lust und Laune schmauste und pokulicrte, kann man hier nicht nur an der hundertfältigen Form des Bechers, HuinpcuS, Kruges, an der gcjchmack- und phanlasicreichen Bil dung von Messer, Gabel und Lössel lernen. Kristallener Kelch: Du glänztest bei ber Väter Freudenfeste, Erheitertest die ernsten Gäste, Wenn einer dich dem andern -«gebracht. Der vielen Bilder künstlich reiche Pracht, Des Trinkers Pflicht, sie rcimweiS zu erklären... hat vor und nach Faustens Osternacht manchen Gold schmied, manchen fröhlichen Zecher zu Heller Begeiste rung hingerissen. So knüpft auch die jüngste Erwerbung der sächsi schen Schatzkammer an die festliche Gehobenhelt der Tafel an. Freilich hier nicht an daS unmittelbare Genießen von Speise und Trank, dem die Meister- werke ber Generationen von Gold-und Stlberschmleden der Renaissance, in Dresden und Augsburg, in Nürn- berg wie in Leipzig, huldigen. Tas 18. Jahrhundert hat für diese Art kunsthandwcrklicher Betätigung nicht mehr hinreichenden Sinn. Die Faust deS Trinkers schwingt nicht mehr den Humpen. Der Kavalier weiß die zarteren Retz« ber Horzellnntasse zu schätzen, bte den braunen Trank deS KassecS, daS goldige Naß deS exotischen Tees birgt. Die Erfindung Böttchers hat sür die Kultur der Tafel Epoche bedeutet. Wenn auch silberne Geschirre in den weich geschwungenen Formen -es Rokokos sich bei jedem Bankett in den Festsälen der fürstlichen Schlösser wie im Hause des ehrsamen Bür- gerS behaupten, nimmt doch das Porzellan den Löwen anteil künstlerischen Stilwillens wie modischer Auf merksamkeit tu Anspruch. DaS zeigt sich auch in dem vielgestaltigen Kunst werk, daS auf langer, mit echtem Damast aus könig- lichem Besitz gedeckter Tafel im P r e t i o se n sa a l des Grünen Gewölbes prangt. Im Zusammenhang der Auseinandersetzung des Staates mit dem Hause Wcttin hat diese monumentale Schöpfung sächsischen KunsthanbwerkS ihren Weg dorthin gesunden, wo sie ihrem materiellen Wesen wie ihrer zeitgeschichtlichen Bedeutung nach allein hingehört. Denn die Wurzeln dieser Arbeit liegen im Boden jener Bestrebungen, die der Pflege heimischen EdelguteS und seiner künstle rischen Verwertung im Dienste aristokratischer Kultur und staatlicher Wirtschaftspolitik gelten. Was Sachsen an kostbarem Gestein besitzt und wie dies in der Hand deS Künstlers sich als stilbildcndeS Element auswirkt, ist unS wohl bewußt, seitdem ein Giov. Maria Nosseni, ein Heinrich Tadbel auf die Schönheit unsrer Halb- edelsteiue aufmerksam gemacht haben. In ihre Fuß tapfen trat in der zweiten Hälfte deS Tixhuilidme mit Joh. Ehristian Nenber der Meister, der mit der genauesten Kenntnis des Technischen die Vielseitigkeit, Erfindungskraft und schöpferische Selbständigkeit des geborenen Schninckkünstlcrs vereint. Durch zierliche Verteilung, sorgfältigen Schliff, raffinierte Feinheit der Fassung weiß er die sinnliche Pracht des Werkstoffs so zu steigern, daß seine meist dem Umfang nach klei- neren Erzeugnisse, vor allem Tabatieren, Etuis, Uhren, Stockgriffe, heute zu den begehrtesten Sammelobjekten des deutschen Louis XVI. zu rechnen sind. Seit 1767 Meister in der Dresdner Goldschmiede- Innung, stand der Vierzigjährige auf ber Höhe seines Schassens, als ein Auftrag größten StilS ihn zur Zu sammenarbeit mit der Kurfürstlichen Por-ellanmaiiu- faktur in Meißen berief. ES galt, dem Fürsten deS Landes zu zetgen, was der neuklassische Geschmack, der seit ber Uebernahme der Leitung durch den Grafen Marcolini dort um Geltung rang, zu leisten vermochte. So entstand der Plan einer umfangreichen Komposition aus Schmuckstetnen, Silber, vergoldeter Bronze, bte von Gruppen und Ausbauten in weißem Porzellan gekrönt wird. Niedrige Postamente, Spiegel, auf Löwenfüßen ruhend, verbinden die fünf Hauptteile. Im Mittelpunkt strebt eine vielfigurtge Gruppe aus drei- fach gestuftem Sockel empor. Geometrisch geteilte Flächen, brauner Pechstein aus Meißen, Schlottwitzer Amethyst, roter und gelber Jaspis, rotbrauner Trüm- merachat, von schrägen Bandstreifen gegliedert, be- stimmen die Wirkung des Postament». Aehnlich ist bei den runden, niedrigeren Unterbauten der seitlichen Tempel Gnanbsteiner BandjaspiS, braun und weiß ge streift, mit Sternen aus Karneol und Trllmmerachat zn einer farbigen Gesamterschcinung von erstaunlichem Wohlklang und höchster dekorativer Pracht verbunden. Wenn der Meister, am 22. Dezember 1776, für seine Arbeit die Summe von 2086 Talern als Lohn empsing, so war dieser Preis, ber handwerklichen Vollkommen- Helt und geschmacklichen Gediegenheit des Werkes nach, redlich verdient. In den Gruppen und Aufbauten, bte da» dem Empfinden der Zeit nach unbemalte Porzellan über- nahm, huldigte die berühmte StaatSmanufaktur dem Fürsten und, in ihm, ihrem Vaterland«. Höfische Kon vention, Hand In Hand mit dem reichen Apparat allego rischer und mythologischer Typen, Begriffe und Perso nifikationen — das ist die Bühne, auf der sich das kleine Theater dieser Feftaussührung patriotischen Selbst- bewußtseinS abspielt. „Tie oberste Grop. stellet den Monarchen in Römischer Kleidung, Sachsen vor Ihnen kniecnd, die Vorsicht stehet zur Seiten und die Gnade bckseidet Ihm, »inoi-vn breitet ihren Schild über Ihn, und wird eingeschobcn, um die Base sind die Vier Haupt-Tugenden, als bte Sansftmnth mit Löwen, die Gerechtigkeit mit Waage, die vlowon/, oder Gnade, der Friede mit Palm-Zweig, dieße ziehen eine 6uir- Innto Feston-weise um den Llonarojiou... Auss den Setten-Stufscn sitzen die Musen und Künste..." So daS Tagebuch.Michael Victor ActerS, deS bekannten MobellmeisterS. Ihm, dem eigentlichen Schöpfer der plastischen Kompositionen, standen bei ber Durchbildung Joh. Carl Schönheit und Ehr. Gottfried Jiichhrr zur Seite. Mit dem Reigen schöner Frauen, die, melodisch be- wegt, hier gesithlvoll und ergeben emporblickend, dort mit den Symbolen ihrer göttlichen Mission beschäftigt, bald in schöner Geste aufgerichtet, bald in schwesterlicher Harmonie gelagert, dazwischen unschuldig-eifrige Putten, spielerischer Arbeit sinnvoll nachcifernb, er schöpft sich diese beschreibende Obe ans Sachsens Wert als Land hoher merkantilistischer SlaatSweisheit und Arbeitssrcudigkeit nicht. Dem Hauptthema, in der oval komponierten Mtttelgruppe vielstimmig burchge- führt, folgt ergänzend bas Trio in zwei Sätzen. Da thront bte Saxonia, stolz auf erhöhtem Sockel, die Weberei und die Kunst der Spitzcnklöppelet bringen ihre Gaben bar, die keramischen Künste schließen sich an, und ber goldene Segen solchen Gewerbefletße» strömt aus dem Füllhorn lächelnder Genien. Der Handel, als Merkur mit Stab und Flöte, gesellt sich, in der ander» Gruppe, dem Bergbau, blühende Jünglinge in unverhlillter Leibesschönheit. Ein bärtiger Greis, da» Ruder im Arm, die Elbe — die Landwirtschaft, «in junges Weib, über dem Pflug hingelagert, sind hier die Hauptpersonen,- Schafschur, Wollspinnerei, Geflügel- zücht, Weinbau wiederum sind der weichen Grazie tändelnder Amorinen anvertraut. Hat sich bte Kurve, die im Haupt« des Monarchen gipfelt, hier gesenkt, so hebt sie sich an den Flügeln deS sieben Meter langen Schaubilde» noch einmal. Ein dorischer Rundtempel l hier, rin korinthischer mit knappem ProstyloS dort, schließen die Szene ab. Ihre wohltuende Strenge I bändigt daS Vielerlei von Bewegungen, Farben und Bcdcntnngcn, daS die vereinigte Kunst und Gelehrsam keit der Meister deS Steinschltffs, deS Goldschmiede handwerks und der Visnx 8axv ber Ide« festlichen SchangeprängeS dargebracht haben. Noch einmal hat, sieben Jahre später, baü hoch entwickelte Können heimischen Handwerks sich in einer Verbindung dieser Art bekundet. Der Prachtkamin von 1782, von alterS her ein Hauptstück des Grünen Gewölbes, führt die Linie klassizistischer Schmuckkunst, die in ber Periode nach dem Siebenjährigen Kriege anhub, ausS glänzendste weiter. Die gleichen Meister sind hier am Werk: die figürliche Plastik fügt sich dem architektonischen Aufbau bescheidener ein, -le sinnliche Schönheit der edlen Steine triumphiert. Der Tafelaufsatz, heute in das gucllende Grün lebender Pslanzen eingebettet, ist nicht nur, rein ge- schichtlich genommen, ein unentbehrliches Bindeglied zwischen dem Rokoko der Känbler- und Kirchner- Periode und der Neugeburt des Formgefühls ans dem Geiste ber Antike. Er läßt, wie er sich jetzt darbictet, zum erstenmal deutlich erkennen, wie in dem Jahre, da Weimar seinen größten Gast empsing, ein Fürst die wirkenden Kräfte seines Landes an festlicher Tafel im Bilde zu erleben vermochte. L. L - Proteststreik i« allen französischen Theater« und BorführnngSsöle». AuS Parts meldet unser aii.-Korresponbrnt: Das Komitee zur Wahrung ber französischen Theaterinteressen hielt gestern im An schluß an die Entscheidungen der französischen Demi, tlertenkammer über die den Theatern zu gewähren, den Steuerermäßigungen eine Versammlung ab. ES wurde beschlossen, als Protest gegen die zu geringen Steuererleichterungen ber Kammer am Dienstag dem V. Avril in einen 2Zstündigen Proteststreik zu treten, der sich auf all« BorführnngSsäle in Frankreich und den Kolonien erstrecken soll. und Mitarbeiter der „Dresdner Nachrichten". stiert am e. Avril den 70. Geburt»taa. Seit er IVSt von ter Schule abgina lbeut« noch von seinen Schülerinnen verehrt), widmete er sich ganz dem Schristltetlerberus und besonder« demiournalillttchcn. Aus musikalischem Gebiete, wie aus dem de« «Heater» und de» Film», al» Buchkritiker ist er,u Hause. Vb seine» aütiaen, liebentwürdlaen Mesen», ceiner unaebrochenen BeaeiNeruna»- s-biakeit und Arbeiidfreude ersreuf er sich in Künstler- wie Kollegenkrelse» oesouderer «ertschLduna.
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