____ — II. Einzeldarstellung Zinnstraße Der Name „Zinnstraße“ lenkt unsere Aufmerksamkeit sofort auf den altüber kommenen und lange Zeit wichtigsten Wirtschaftszweig des Untersuchungs gebietes, auf den Zinnerzbergbau. Auf die Straßenzüge kam es bei der Beförde rung von Erzen und von Holzkohlen für die Schmelzhütten an, in andere Rich tung liefen die Straßen zum Abtransport des verarbeitungsfähigen ausgeschmol zenen Zinns. Der Name „Zinnstraße“ für diesen Weg zu den Hütten muß im Volksbewußtsein schon ziemlich lange bestehen und ist unter den Einheimischen heute noch gebräuchlich. Auf Karten taucht er allerdings sehr spät auf, z. B. auf der Topographischen Karte von Sachsen im Maßstab 1 : 25000 erst 1910. Heute bewahrt die Benennung nur ein 500 m langes Wegstück. Es setzt jetzt unterhalb des Gasthofes am „Alten Forsthaus“ in Bärenfels an, begann jedoch früher, wie die alte Wegeführung auf Balthasar Zimmermanns „Mappa des Gutes Bernfels“ (1618) erkennen läßt, weiter bergwärts und erreicht den Boden des Pöbeltales knapp 1 km oberhalb der Wahlsmühle. Über den weiteren Ver lauf der Straße sind Nachrichten nicht überliefert. In einem Aktenstück des Schellerhauer Gemeindearchivs von 1849 wird ein Weg von Bärenfels durch Schellerhau nach Altenberg als „die sogenannte Zinnstraße“ bezeichnet. Diese fand wohl den Anschluß an den in einzelnen Teilen ebenso benannten Wegzug über Hartmannsdorf, Oberbobritzsch, Süßenbach, Weißenborn nach Freiberg. Ihren genauen Verlauf geben die Karte des Amtes Altenberg von 1692 und die TRENCKMANNSche des gleichen Bezirkes von 1725 an. Unser kurzes Straßenstück könnte dann einem zeitweilig benutzten Seitenzweig jener bekannten Zinnstraße zugehören. Diese ist zu unterscheiden von der „Alten Zinnstraße“ südlich von Schellerhau an (s. F 4). Wenig östlich unserer Zinnstraße verläuft der „Wandweg“ an dem steilen Hang des Pöbeltales entlang, hier „Freiberger Wand“ genannt. Er durchschneidet den „Freiberger Hau“, ein Waldstück, dessen Holzbestand (nach Akten im Landeshauptarchiv Dresden, Loc. 37302, 36363) Albrecht von Bernstein zu einem Teile 1593 „zu verkohlunge vor die Freibergischen Hütten“, zu dem anderen Teile 1594 „an die Freibergischen Bergwerke“ zum Selbstschlagen ver kaufte. Weiter oben kommt der „Mittelweg“ heran, der auf der Mappa von 1618 „Pfaffensteig“ oder „Nauer (= neuer) Weg“ heißt.